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Geschichte des Oschatzer Krankenhauses |
Die Krankenpflege am Oschatzer Krankenhaus wurde in den vergangenen 110 Jahren von den Diakonieschwestern der Dresdner Diakonissen-Anstalt (1895-1952) und von staatlich angestellten Krankenschwestern (1952-2005) geprägt. Leider existieren darüber nur sehr wenige Aufzeichnungen, insbesondere fehlen Zeitdokumente zur Tätigkeit der Dresdner Diakonissen von 1895 bis 1952. Mit der Zerstörung Dresdens im Februar 1945 wurde auch das Mutterhaus der Dresdner Diakonissen mit Bibliothek und Archiv vernichtet. Es war daher nicht möglich, lückenlos die schwesterliche Leitung des Oschatzer Krankenhauses in dieser Zeit zu recherchieren. Die noch vorhandenen und einsehbaren Unterlagen lassen den Schluss zu, dass schon vor einem Jahrhundert das Procedere in der Krankenhausführung und Krankenpflege Parallelen zur heutigen Zeit aufwies. Auch in dieser Zeit waren knappe Kassen an der Tagesordnung und man musste bei Investitionen Bescheidenheit walten lassen. Unterschiedliche persönliche Voraussetzungen und Einstellungen prägten die in der Krankenpflege tätigen Menschen
im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte. Von grundlegender Bedeutung sind die unterschiedlichen moralisch-ethischen Werte der Gesellschaft, die auf die Entwicklung
der Krankenpflege einen großen Einfluss hatten. Zunächst war Pflege eher Lebensaufgabe als Beruf. Die Bemühungen um Kranke, Arme und Bedürftige waren Ausdruck
einer christlich geprägten Lebenshaltung. „Die weltliche oder wilde Schwester pflegt mit besonderer Vorliebe Patienten...Die weltliche Schwester verrichtet alle Pflegeakte, selbst die delikatesten…Wir sind durchaus keine Sittlichkeitsfexe 1 …aber das steht fest, dass das weibliche Geschlecht unbedingt Schaden nehmen muss in Bezug auf Charakter und Gemüt“. 1, lat.: Macher; jemand, der etwas mit Übertreibung tut. Den Gipfel der Denunziation weiblichen Pflegepersonals stellte ein Forum der Sanitätswarte dar, wobei sich ein „alter, erfahrener Berufsgenosse“ auf Zustände beim Militär berief und schrieb, dass viele Pflegerinnen „aus Selbstgefälligkeit, Dünkel oder gar Lüsternheit alles machen zu müssen glauben…sich nach obszönen Sachen geradezu drängen, ohne Not Sachen tun, die offen als Schweinerei bezeichnet werden müssen…“. Dies sind einige Beispiele, die das „Sozialprestige“ der weiblichen Pflegekräfte, die gegen Entlohnung arbeiteten,
in dieser Zeit prägten. Für eine harmonische Zusammenarbeit war es wichtig, organisatorische Voraussetzungen zu schaffen, erkannte Fliedner, und entsandte Diakonissen nur in solche Häuser, in denen sie auch die Verwaltung des Hauses übernahmen. Die Funktion der Oberin gewann in diesem Zusammenhang eine wichtige Position im Krankenhaus. 1844 entstand auf dieser Grundlage die Diakonissenanstalt in Dresden als Mutterhaus, durch welches im Jahr 1895 die erste Diakonisse zur pflegerischen Leitung an das neue Stadtkrankenhaus Oschatz entsandt wurde. Insofern ist es interessant, in die Statuten der Diakonissen-Anstalt in Dresden aus dem Jahr 1844, die zunächst für die im Stadtkrankenhaus Oschatz tätigen Diakonissen als Vertragsgrundlage Anforderungen, Rechte und Pflichten regelte, Einblick zu nehmen.
uf der Grundlage dieses Vertrages wurde zum 01.08.1895 die Oberschwester Diakonisse Magdalene Grafe nach Oschatz
abgeordnet. Sie war von 1895 bis 1912 als Oberschwester tätig. Neben der Pflege der Kranken und der Organisation der Hauswirtschaft war
sie für eine Vielzahl von ökonomischen Aufgaben verantwortlich. Wie aus den
„Protokollen des Krankenhausausschusses des Stadtrates zu Oschatz“ zu entnehmen
ist, war die Oberschwester auch für das Einholen von Angeboten für diverse
Ausstattungsgegenstände, Bekleidung und Waren des täglichen Bedarfes des
Krankenhauses zuständig. Daneben erstellte sie Bedarfsverzeichnisse z.B. unter
anderem für die Anzahl und die Art von Reinigungsgeräten, Arznei- und Wäscheschränken,
Küchengeräte und Porzellansachen und schlug bauliche Instandhaltungsmaßnahmen
vor. Zu Ostern 1896 traf eine zweite Diakonisse und am 01. Oktober 1903 trat
eine dritte Diakonisse ihren Dienst an, allerdings ging zur gleichen Zeit ein
Dienstmädchen ab.
Ein hoher Anspruch, wenn man bedenkt, dass
Krankenwärter nicht wie Diakonissen aus Berufung zum Dienst am Bedürftigen,
sondern zum Gelderwerb diesen Beruf ausübten, der nahezu den gesamten Tag
ausfüllte und Freiräume für persönliche Freizeitgestaltung vermissen ließ. „Jetzt in der Überstürzung und dem Chaos des Augenblicks den Acht – Stunden – Tag zu verlangen und unvernünftige Geldforderungen zu stellen, wie das in der Privatpflege der Großstädte geschieht, ist unseres Berufes unwürdig.“ Allein dieser
mäßigende Satz zeigt den starken Einfluss der bürgerlichen Moralvorstellungen,
die von Werten wie Dienen, Selbstlosigkeit, Loyalität und Gehorsam geprägt
waren. Allem zum Trotz entwickelte sich mit dem Beginn der Weimarer Republik
eine Veränderung des Kräfteverhältnisses zwischen kirchlichen und
berufsständischen Verbänden einerseits sowie den freien Gewerkschaften
andererseits. Erste Berufsrechte in der Krankenpflege wurden durch die
Gewerkschaften, die in dieser Zeit einen starken Mitgliederzuwachs erfuhren,
durchgesetzt. Als Beispiel sei dafür die im Jahr 1924 entstandene und noch bis
vor kurzer Zeit gültige KRAZO (Verordnung über die Arbeitszeit in
Krankenpflegeanstalten) genannt, der erste Tarifvertrag in der Krankenpflege
Deutschlands. „Schwester Lotte ist hier seit ungefähr 10
Jahren auf der chirurgischen Station tätig und hat sich von der
Schwesternhelferin zur Stationsschwester entwickelt unter zwischenzeitlicher
Ausbildung an der Leipziger Universität. Sie macht bis auf ihre freien Tage
sämtliche hier notwendigen Narkosen, deren technische Durchführung sie in ganz
vorzüglicher Weise beherrscht. Die Berufung zur Oberschwester war mit einer finanziellen Zulage verbunden und in der Begründung hieß es dazu: „Wir freuen uns, dass wir Ihnen auf Grund Ihrer besonderen Leistungen einen Leistungszuschlag von DM 50,- ab 01.11.1953 geben können. Wir bitten Sie, auch weiterhin mit allen Kräften den neuen Kurs unserer Regierung zu verwirklichen und damit eine schnelle Verbesserung des Lebensstandardes zu erreichen.“ Bis zum 14.12.1985 bekleidete Lotte Hentschel die Funktion der Oberschwester. Damit konnte sie auf eine 43jährige Berufstätigkeit von der Ausbildung bis zum Eintritt in das Rentenalter im selben Krankenhaus zurückblicken, was wohl in dieser Funktion erstmalig in der Geschichte der Krankenpflege des Oschatzer Krankenhauses vorkam. Erst nach Beendigung des 2. Weltkrieges und der Teilung Deutschlands war es in der DDR durchaus üblich, dass Mitarbeiter im Laufe ihres Berufslebens in der Krankenpflege ausschließlich in einer einzigen Einrichtung nach Beendigung der Ausbildung bis zur Pensionierung tätig waren.
Auch die Nachfolgerin von Oberschwester Lotte Hentschel kam aus der chirurgischen Abteilung und war eine langjährige, erfahrene Stationsschwester. Oberschwester Renate Dörre war von 1963 bis 1998 im Kreiskrankenhaus Oschatz tätig, davon 13 Jahre als Oberschwester bzw. Pflegedienstleiterin – diese Funktionsbezeichnungen unterlagen dem Wandel der Zeit und hatten auch Aufgabenverlagerungen zur Folge. Wenn es Renate Dörre „nur“ auf 35 Dienstjahre im Oschatzer Kreiskrankenhaus/Poliklinik – später Kreis-krankenhaus Oschatz gGmbH brachte, so hatte das seine Gründe. Die vielseitige Ober-schwester hatte nach dem Schulabschluss zunächst eine Lehre als Buchbinderin absolviert und dann nach erfolgreicher Qualifikation zur Stenotypistin, 2 Jahre als Stenotypistin in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig gearbeitet. Im Jahr 1956 war sie Angehörige des Diakonissenhauses Dessau und legte 1962 das Examen als Krankenschwester ab. Im Zeitraum ihrer Tätigkeit als Krankenschwester konnte Renate Dörre sowohl ihr Improvisationsgeschick in der Zeit der Mangelwirtschaft in der DDR, als auch betriebswirtschaftliches Gespür nach der Deutschen Einheit unter Beweis stellen. Ein besonderer Höhepunkt ihrer Leitungstätigkeit war, dass sie die Vorbereitungen für den Umzug des Oschatzer Kreiskrankenhauses in den Krankenhausneubau gemeinsam mit dem Geschäftsführer, den Chefärzten und ihren Pflegekräften planen und durchführen konnte. Am 01. September 1998 übernahm Ober-schwester Ellen Strauch die Funktion der Pflegedienstleiterin (PDL). Seit dem Betriebs-übergang aus dem Sächsischen Krankenhaus Hubertusburg Wermsdorf stand Ihr mit hoher fachlicher Kompetenz auf dem Gebiet der Arbeitszeitgestaltung sowie mit vielen innovativen Ideen Oberschwester Susann Ullrich als stellvertretende Pflegedienstleiterin bis zum 30.09.2001 zur Seite.
Die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal waren in der Nachkriegszeit und in der Zeit des real existierenden Sozialismus zum einen durch die katastrophalen baulichen Zustände und zum anderen durch den mangelhaften medizinisch-technischen Standard äußerst schwierig. Alle erdenklichen Materialien in der Krankenpflege wie Spritzen, Kanülen, Katheter, Darmrohre, Handschuhe, Steckbecken und Urinflaschen wurden von Hand desinfiziert, gereinigt und wieder aufbereitet. Wertvolle Arbeitszeit der Schwestern und Pfleger wurde für Hilfs- und Reinigungsarbeiten verwandt. Bei aller Aufopferung und hoher Motivation durch das Pflegepersonal konnte nicht immer von einer patientenorientierten Pflege gesprochen werden, blieb doch für die eigentliche Tätigkeit am Kranken im Vergleich zu den Hilfstätigkeiten wenig Zeit. Die Funktionspflege prägte die Krankenpflege in den Nachkriegsjahren, während der DDR-Zeit und selbst in den Jahren nach der „Wende“ bis 1998. Die hygienischen Bedingungen in den Baracken waren bedenklich und in regelmäßigen Abständen musste gegen Ungeziefer durch den Kammerjäger vorgegangen werden. Ebenso ließen die räumlichen Voraussetzungen dem Kranken wenig Individualität und Privatsphäre. Kranke wurden noch bis zum Umzug in den Krankenhausneubau teilweise in 6-Bett-Zimmern betreut. Erschwerend kam hinzu, dass die Zimmer bis auf den letzten Quadratmeter mit Patientenbetten bestückt waren und mitunter beim Rangieren der Betten große Geschicklichkeit gefragt war. In der Ära der DDR waren Modernisierungen und Renovierungen im Oschatzer Kreiskrankenhaus immer Stückwerk und dies ausschließlich bei laufendem Krankenhausbetrieb, so dass sowohl für Patienten als auch für das Personal durch Schmutz und Lärm sehr belastende Situationen zu bewältigen waren. Mit der Wende verbesserte sich die Arbeitssituation der Pflegenden dahingehend, dass die Bereiche mit Artikeln des medizinischen Bedarfes komfortabler ausgestattet wurden und viele Materialien nicht mehr aufbereitet werden mussten. So entfiel beispielsweise das lästige Pudern der Handschuhe oder das Auskochen der Darmrohre und Dauerkatheter. Es wurde eine neue Patientendokumentation, die dem Bundesdeutschen Haftungsrecht Rechnung trug, eingeführt. Die grundpflegerischen Tätigkeiten waren aber nach wie vor schwere körperliche Arbeiten, bei der die Pflegekräfte die Patienten ohne Hilfsgeräte heben oder tragen mussten, wobei manche Stationen nicht einmal über einen Fahrstuhl zu erreichen waren. Als Beispiel seien die Entbindungsstation (bis 1980) und die von den Chirurgen und Internisten (1991 bis 1998) interdisziplinär genutzte Station in der ehemaligen Poliklinik in der Burgstraße genannt. Wenn ein Kaiserschnitt notwendig wurde, mussten die Frauen in den Operationssaal des Hauptgebäudes in die Parkstraße gebracht werden. Chirurgische Patienten wurden mit dem Krankentransport nach der Operation aus dem Hauptgebäude zurück in die Burgstraße gefahren und mit der Transportliege auf die Station in der 1. Etage getragen. Vergleichsweise optimale Arbeitsbedingungen hatten die Schwestern und Hebammen in der Gynäkologisch- geburtshilflichen Abteilung seit 1980. Mit dem Bezug des neuen Hauses in der Burgstraße konnte eine sehr individuelle und patientenorientierte Betreuung und Pflege der Wöchnerinnen und gynäkologischen Patienten ausschließlich in 2-Bett- und 3-Bett-Zimmern durchgeführt werden. Diese dezentralen Versorgungsstrukturen standen aber einer ökonomischen Arbeitsweise entgegen. Die personelle Besetzung mit Pflege- und Funktionspersonal war ab 1990 reduziert worden, denn es galt nun, wirtschaftlicher zu arbeiten. Auch mit der 1992 durch ein Gremium des Bundesgesundheitsministeriums in Zusammenarbeit mit den Pflegeverbänden erarbeiteten und eingeführten Pflegeperso-nalregelung (PPR) zur Personalbemessung in Krankenhäusern verbesserte sich die Personalsituation im Kreiskrankenhaus Oschatz nicht.
Mit dem Einzug der Fachabteilungen des Oschatzer Kreiskrankenhauses in den Neubau im Juli 1998 und dem Betriebsübergang der Abteilungen Orthopädie und Innere Medizin aus dem Sächsischen Krankenhaus Hubertusburg wurde alles anders. Ein modernes Krankenhaus mit allem Komfort und hervorragenden Arbeitsbedingungen wurde in Betrieb genommen. Sowohl die baulichen Bedingungen als auch die Ausstattung und Möblierung waren auf dem neuesten Stand. Durch die sternförmige Anordnung der Stationen verfügt jede Station über die gleiche Anzahl von Räumlichkeiten. Jedes Patientenzimmer ist mit Dusche, WC, Telefon und Fernseher ausgestattet. Es gibt ausschließlich 1- Bett-, 2-Bett- und 3-Bett-Zimmer, ein zentrales Stationsbad mit Hubwanne und Wannenlift, ausreichend Abstellräume, einen zentralen Spülraum mit Spülmaschine für Pflegeutensilien und einen zentralen Schwesternarbeitsplatz. Eine Komplettausstattung mit höhenverstellbaren Betten gewährlei-stet rückenschonendes Arbeiten für alle Mitarbeiter. Das Modulsystem für die medizinischen Bedarfsartikel soll für die Zukunft die in der DDR anerzogene „Hamsterwirtschaft“ vermeiden und eine schlanke Lagerwirtschaft ermöglichen.
Mit der Einführung des Tablettsystems als moderne Form der Speisenversorgung für unsere Patienten wurde ebenfalls eine Erleichterung für das Pflegepersonal erreicht, denn in den vergangenen Jahren wurden die Speisen immer erst auf der Station portioniert. Eine zentrale Sterilisationsabteilung übernimmt die Aufbereitung der Instrumente und Sets aus dem gesamten Krankenhaus. Die neue bauliche Struktur und die Integration der beiden Fachabteilungen aus dem Sächsischen Krankenhaus Hubertusburg Wermsdorf stellten hohe Anforderungen an die Organisation der Stations- und Funktionsbereiche und deren Arbeitsabläufe. Mit den hochmodern ausgestatteten Funktions- und Stationsbereichen erweiterte sich das diagnostische und therapeutische Spektrum der Abteilungen, was völlig neue Anforderungen an die Logistik zur Folge hatte. Während im „alten Haus“ die Leitende Operationsschwester den Operationssaal, die Rettungsstelle und die Anästhesie führte, wurden diese drei Bereiche bei Inbetriebnahme des Neubaus separiert. Auch die postoperative Betreuung unserer Patienten im Aufwachraum, der bis 2003 der Intensivstation zugeordnet war, wurde 2004 im Interesse einer besseren Arbeitsorganisation an die Anästhesie angeschlossen. Durch die Einführung des Fallpauschalensystems (DRG) und die Zunahme von ambulanten diagnostischen und therapeutischen Eingriffen wurde die Krankenhausleitung gezwungen auf diese veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren. Dies hatte in den vergangenen 2 Jahren zur Folge, dass die Station 1, eine ursprünglich chirurgisch - gynäkologische Station, zur interdisziplinären ambulanten Station umfunktioniert wurde. Neben den zunehmenden ambulanten Eingriffen kam es im stationären Bereich zu einer drastischen Verkürzung der Verweildauer. Das erfordert zügige diagnostische und therapeutische Maßnahmen, sodass an die Funktionsbereiche mit ihren Schwestern, Physiotherapeuten und Röntgenassistentinnen hohe Anforderungen gestellt werden. Von hoher Priorität ist auch die ganzheitliche Versorgung der Patienten, die die Sorgfalt für Nachsorge bzw. die poststationäre Pflege zu Hause oder im Pflegeheim mit einschließt. Der Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes und die Hebammen haben hier eine besondere Funktion. Während die Mitarbeiter des Sozialdienstes mit den Patienten bzw. deren Angehörigen die Nachsorge organisieren, betreuen die Hebammen Schwangere schon vor der Geburt und die Wöchnerinnen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus im häuslichen Umfeld auf freiberuflicher Basis.
Alle Bereiche des Pflege- und Funktionsdienstes wurden mit der Eröffnung des neuen Krankenhauses jeweils mit Oschatzer und Wermsdorfer Mitarbeitern gemischt besetzt, um auf diese Weise schnell zu einer einheitlichen, gemeinsamen und wertschätzenden Arbeitsweise zu gelangen. Es erfolgte vorab eine komplette Neuausschreibung aller leitenden Funktionen im Pflege- und Funktionsdienst. Die Zusammenstellung der Teams wurde in Zusammenarbeit der Pflegedienstleiterin Renate Dörre, der Oberschwester Ellen Strauch und der orthopädischen Oberschwester Susan Ullrich erarbeitet. Bereits Wochen vor Inbetriebnahme der neuen Räumlichkeiten wurden Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, um beispielsweise die Arbeitszeitgestaltung, die Pflegestandards, die Bestückung des Modulsystems festzulegen oder zu überarbeiten. Trotz gründlicher und intensiver Vorbereitungen hat es im stationären Bereich einige Monate gedauert, Sicherheit in den Arbeitsabläufen, Zufriedenheit und eine gute Orientierung zu erlangen. Die Veränderungen waren ja auch gravierend und wurden nicht immer von allen Mitarbeitern freudvoll umgesetzt. Die wohl einschneidendste Maßnahme war die Dienstplangestaltung mit einem Jahresarbeitszeitkonto, um dem bedarfsgerechten Mitarbeitereinsatz Rechnung zu tragen. Aber auch die patientenorientierte Bereichspflege, die Einführung der regelmäßigen Pflegevisiten und die Patientenübergabe am Bett sind Errungenschaften, die eine höhere Patientenzufriedenheit und eine Mitarbeiterentwicklung bewirkten. Es haben sich im Laufe der letzten 7 Jahre verschiedene Projekt- und Arbeitsgruppen etabliert, die gemeinsam und sehr engagiert für eine gute Pflegekultur in der Collm Klinik Oschatz zeichnen.
Neben der
praktischen Ausbildung in der Krankenpflege von jährlich 3 Auszubildenden,
werden in der Collm Klinik Umschüler der Heimerer Schulen aus Döbeln und Meißen
und Helfer des Freiwilligen Sozialen Jahres durch die Praxisanleiterin
Schwester Ivette Bauer begleitet.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pflegedienstes der Collm Klinik Oschatz sind jedoch auf einem guten Weg. Abteilungs- und stationsübergreifend zu arbeiten ist schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Das gemeinsam erarbeitete Pflegeleitbild wird in der Collm Klinik Oschatz vom überwiegenden Teil der Pflegenden gelebt. Kollegialität, Initiative, Verantwortungsbewusstsein, hohe Motivation, Engagement, sachliche Kritik und verbindliche Freundlichkeit sind vorhandene Voraussetzungen für künftige schwierige Aufgaben. Die Serviceabteilungen der Collm Klinik Oschatz 110 Jahre Krankenhaus - 110 Jahre diagnostizieren, therapieren, operieren und Kindern auf die Welt verhelfen. Jeder denkt sofort an solche Fakten. Aber ist das wirklich schon alles? Natürlich wünscht sich jeder Patient einen kompetenten Arzt, hilfsbereite Schwestern und freundliche Verwaltungsangestellte. Doch zu einem gut funktionierenden Krankenhaus gehört wesentlich mehr. Die guten Geister im Hintergrund werden selten erwähnt und sind doch unabdingbar. Essen zubereiten und verteilen, Geschirr abräumen und spülen, Wäsche waschen, bügeln, flicken, Zimmer wischen, Toiletten putzen und die Außenanlagen „in Schuss“ halten. Für die Patienten unsichtbar, sorgt eine „Heer“ von Mitarbeitern in der Küche, in der Wäscherei, bei der Reinigung und beim Sicherheitsdienst dafür, dass sich unsere Patienten gut betreut fühlen.
Genau wie sich in der Medizin in diesen 110 Jahren gewaltige Veränderungen vollzogen haben, so hat auch in diesen Bereichen eine kleine Revolution stattgefunden. Es ist heute schwer vorstellbar, dass sich die Krankenhausküche fast 100 Jahre im Dachgeschoss des Krankenhausaltbaus befand. Und so sah das viele Jahrzehnte aus. Jede Kartoffel, jedes Stück Fleisch, jedes Stück Gemüse, jeder Sack Zucker, jede Kohle und vieles mehr mussten die Treppen hoch transportiert werden und die Abfälle mussten wieder nach unten. Wie müssen sich die Küchenkräfte bei sommerlicher Hitze am handbetriebenen Speiseaufzug oder am lodernden Herdfeuer gefühlt haben? Noch im Jahre 1930 musste der Krankenhausausschuss (das war bis 1951 die Leitung des Krankenhauses, d. Verf.) die Elektrifizierung des Speiseaufzugs wegen des fehlenden Geldes zurückstellen. Auch die Klimatisierung der Küche oder Kühlschränke – Fehlanzeige! Lediglich eine Eismaschine im Keller sorgte mit ihren Eisblöcken für die Kühlung leicht verderblicher Speisen. Aber auch unter diesen Umständen versuchten die Köchinnen und ihre fleißigen Hausmädchen den Patienten eine abwechslungsreiche Kost zu bieten. Der Kuchen wurde selbst gebacken, Obst und Gemüse im Krankenhausgarten zum Teil selbst produziert und für den Winter haltbar gemacht. In den Notjahren der Inflation wurden sogar Schweine im Nebengebäude des Krankenhauses für die Versorgung der Patienten gehalten. Was muss wohl in den Küchenkräften vorgegangen sein, als später Gasherde montiert, eine Kippbratpfanne angeschafft, elektrische Aufzüge installiert oder eine Kühlzelle aufgestellt wurden. Die Küchenarbeiten wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunächst von den Diakonissen und später von ausgebildeten Köchinnen geleitet. Ihnen standen im Allgemeinen ungelernte Hausmädchen zur Seite. Fast 30 Jahre, von 1957 bis 1986, sorgte die Küchenleiterin Luise Boden für einen hervorragenden Ruf der Oschatzer Krankenhausküche. Danach waren Norbert Striegler (1986-1987), Dieter Würke (1987-1991) und Birgit Oehmichen (1990-1991) für die Beköstigung der Patienten und Krankenhausmitarbeiter verantwortlich, bevor Heiner Schrimpf 1991 die Leitung der Küche übernahm und ihr noch heute vorsteht. Unterstützt wurden die Küchenleitungen von Karin Colditz (1966-1976) und Christa Päßler (1976-1990), die für den Lebensmitteleinkauf, die Verkostung der Waren und die Erstellung der Speisepläne zuständig waren.
Die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen 1989/1990 und die sich daraus entwickelnden ökonomischen Notwendigkeiten führten 1990 dazu, die Küche aus dem Krankenhaus auszugliedern und an eine spezialisierte Firma zu übergeben. Nach der Firma „P. Dussmann GmbH“ wird die Küche jetzt von der Firma „Clinica Wirtschafts- und Catering Systeme GmbH & Co. KG“ betrieben. Mit dem Neubau des Krankenhauses 1998 konnte das Küchenpersonal in die neuen Räume umziehen. Diese befinden jetzt im Kellergeschoss, wie die anderen Wirtschaftsbereiche auch. Ob die jetzigen Mitarbeiter bei ihrer Arbeit an modernsten Kochgeräten, Kaffeemaschinen, Allesschneidern, Förderbändern zum portionieren der Speisen, temperierten Transportwagen oder Abwaschautomaten manchmal an ihre „Vorfahren“ denken? Wohl kaum, denn die Aufgaben sind vielfältiger geworden. Heute betreut das Küchenteam neben der Küche auch noch den Krankenhauskiosk mit Artikeln des täglichen Bedarfs und die Cafeteria, die den Patienten, Mitarbeitern und Gästen der Collm Klinik mit einem reichhaltigen Speise- und Getränkeangebot zur Verfügung steht. Die Wäscherei hat von jeher eine besondere Rolle im Service für die Patienten gespielt. Jeder von uns kennt bestimmt aus seiner Kindheit das Lied von den fleißigen Waschfrauen. Für ein Krankenhaus trifft dies wohl ganz besonders zu. Bettwäsche, Windeln, Binden, Kittel, Schwesternhauben - dies alles waschen, bleichen, eventuell stärken und trocknen, dann legen, bügeln oder rollen und einsortieren - welche Arbeit! Wie mögen wohl die Hände der Frauen nach einem langen Arbeitstag ausgesehen haben? Da auch schon in früheren Zeiten das Geld knapp war, wurde die Wäsche auch geflickt. Nadel, Faden und Fingerhut waren wichtige Arbeitsmittel. Natürlich hielt auch in dieser Abteilung, die sich in einem Nebengebäude auf dem Krankenhausgelände befand, der Fortschritt seinen Einzug. Im Jahre 1910 wurden erstmalig eine elektrische Waschmaschine und eine Wäscheschleuder angeschafft. Vom Waschbrett zur Holzbottichwaschmaschine - das war doch was! Später waren die Waschmaschinen aus Metall und konnten dazu auch noch trocknen. Über 30 Jahre, von 1951 bis 1983 sorgte die Wäschereileiterin Hilde Fuhrmann dafür, dass in der Wäscherei alles „seinen Lauf“ nahm. Da bis zu Beginn der 80er Jahre die Krankenschwestern noch „gestärkte“ Schwesternhauben trugen, musste sie in der Wäscherei auch immer die richtige Mischung für die „Schwesternhaubenstärke“ finden. Vielleicht war sie erleichtert, als diese Hauben abgeschafft wurden.
Nach der Küche wurde 1991 auch die Wäscherei an eine Fremdfirma vergeben. Bis dahin gehörten zum Bild des Krankenhausgeländes immer volle, im Allgemeinen weiße Wäscheplätze, wie man auf alten Ansichten erkennen kann. Heute sehen wir nur noch das weiße Wäscheauto der „Mittelsächsischen Textilreinigung Riesa“ beim Ab- und Antransport der mittlerweile vielfarbigen Krankenhauswäsche. Geblieben ist die Bettenwaschanlage, die schnell und unkompliziert durch unseren Hol- und Bringedienst bedient wird. Die Reinigung des Krankenhauses wurde 1990 ausgegliedert. Das Unternehmen „Klüh Clinik Service GmbH“ sorgt heute dafür, dass in allen Bereichen unseres Hauses größtmögliche Sauberkeit herrscht. Die uns allen so vertrauten „Stationshilfen“ gibt es nicht mehr. Früher putzten sie die Dienst- und Patientenzimmer, Flure und Treppenhäuser, reinigten die sanitären Einrichtungen und machten sich bei vielen anderen kleinen Dingen für die Patienten nützlich. Auch die alte Krankenhauspforte hat ausgedient. Seit 1991 liegen Schutz und Sicherheit des Krankenhauses bei einer auf diesem Gebiet tätigen Firma. Mit der Eröffnung des neuen Krankenhauses wurden eine moderne Rezeption und elektronische Überwachungsanlagen in Betrieb genommen. Heute sorgen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sicherheits-dienstes der Firma „Klüh Security GmbH“ rund um die Uhr dafür, dass Patienten und Besucher durch eine sachkundige Auskunft schnell ihre Ziele im Krankenhaus finden und sich außerdem sicher fühlen dürfen.
Um den Service für unsere Patienten abzurunden, haben wir seit 2002 in der ehemaligen Krankenhauspforte die „Blumenboutique Angelika Schupke“. Das Geschäft wird besonders von den Besuchern, Gästen und Mitarbeitern der Collm Klinik aber auch von den Bürgern zwischen Dresdner Straße und Blumenberg genutzt. Mit der Rekonstruktion des Kranken-hausaltbaus 2001/2002 ergab sich die Möglichkeit, einen Friseursalon im Krankenhaus anzubieten. Patrick Höschler, Friseurmeister vom Oschatzer „Salon Höschler“ bedient seit 2002 Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses. Mit diesen Angeboten konnten wir den Service für unsere Kranken, aber auch für unsere Beschäftigten deutlich verbessern, was letztlich der Gesundung der Patienten und dem Arbeitsklima im Krankenhaus zugutekommt.
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