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Die Krankenpflege im Wandel der Zeit

Die Krankenpflege am Oschatzer Krankenhaus wurde in den vergangenen 110 Jahren von den Diakonieschwestern der Dresdner Diakonissen-Anstalt (1895-1952) und von staatlich angestellten Krankenschwestern (1952-2005) geprägt. Leider existieren darüber nur sehr wenige Aufzeichnungen, insbesondere fehlen Zeitdokumente zur Tätigkeit der Dresdner Diakonissen von 1895 bis 1952. Mit der Zerstörung Dresdens im Februar 1945 wurde auch das Mutterhaus der Dresdner Diakonissen mit Bibliothek und Archiv vernichtet. Es war daher nicht möglich, lückenlos die schwesterliche Leitung des Oschatzer Krankenhauses in dieser Zeit zu recherchieren. Die noch vorhandenen und einsehbaren Unterlagen lassen den Schluss zu, dass schon vor einem Jahrhundert das Procedere in der Krankenhausführung und Krankenpflege Parallelen zur heutigen Zeit aufwies. Auch in dieser Zeit waren knappe Kassen an der Tagesordnung und man musste bei Investitionen Bescheidenheit walten lassen.

Unterschiedliche persönliche Voraussetzungen und Einstellungen prägten die in der Krankenpflege tätigen Menschen im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte. Von grundlegender Bedeutung sind die unterschiedlichen moralisch-ethischen Werte der Gesellschaft, die auf die Entwicklung der Krankenpflege einen großen Einfluss hatten. Zunächst war Pflege eher Lebensaufgabe als Beruf. Die Bemühungen um Kranke, Arme und Bedürftige waren Ausdruck einer christlich geprägten Lebenshaltung.
Im Zeitraum von 1898 bis 1909 wurden Berufszählungen zum Pflegepersonal veröffentlicht. Die Zahl der Pflegenden stieg in den Jahren 1898 von 29577 bis 1909 auf 68 818 und damit auf weit mehr als das Doppelte an. Bei der Zählung von 1898 waren noch 90 % des gesamten Pflegepersonals einem religiösen Orden oder einer weltlichen Genossenschaft angehörig, während im Jahr 1909 nur noch 69 % zugehörig waren. Es setzte in diesem Zeitraum die Entwicklung der Pflege zur beruflichen Tätigkeit nicht nur für Kost und Logis, sondern auch für den täglichen Arbeitslohn ein. Im Jahr 1898 gab es im Gebiet des gesamten deutschen Reiches nur 3000 für Lohn arbeitende Pflegerinnen und Pfleger. Diese Anzahl erhöhte sich bis zum Jahr 1909 auf 21000.
Zur Zeit der Eröffnung des neuen Stadtkrankenhauses 1895 war die Krankenpflege in der Regel mit dem Ordensleben in christlichen Glaubensgemeinschaften verknüpft. Es kam hinzu, dass nach dem damaligen Rollenverständnis die Sorge um die Kranken eine typische Aufgabe der Frau war, wobei sich verheiratete Frauen um Ältere und Kranke aus ihren Familien kümmerten. In Spitälern und Pflegeanstalten taten dies vorwiegend Unverheiratete oder Witwen aber auch sogenannte Krankenwärter. Etwa 75 % der in den Krankenhäusern und Irrenanstalten beschäftigten Pflegenden waren Frauen. Als weltliche Schwester für Lohn zu arbeiten war zu diesem Zeitpunkt verpönt und als weibliche Pflegekraft auf einer Männerstation zu arbeiten galt als „unschicklich“ und wurde gesellschaftlich geächtet. Dies ging sogar soweit, dass auf der „1. Konferenz des deutschen Krankenpflege-, Massage- und Badepersonals“ (Gewerkschaft als Organ des Gemeindearbeiterverbandes) 1906 als Programmpunkt die Forderung „Verbot der weiblichen Pflege auf Männerstationen öffentlicher Anstalten per Reichsgesetz“ verabschiedet wurde. Die Verbandsführung machte diesen Programmpunkt ab 1904 zeitweilig sogar zum Schwerpunkt ihrer publizistischen Arbeit und schreckte nicht davor zurück, ausführliche Schilderungen von männlichen Patienten, die im Krankenhaus „peinliche“ Erfahrungen mit weiblichem Pflegepersonal gemacht hatten, weil sie sich von diesen massieren, baden oder verbinden lassen müssten, zu veröffentlichen. Zu Wort meldeten sich auch männliche Gewerkschaftsmitglieder:

„Die weltliche oder wilde Schwester pflegt mit besonderer Vorliebe Patienten...Die weltliche Schwester verrichtet alle Pflegeakte, selbst die delikatesten…Wir sind durchaus keine Sittlichkeitsfexe 1 …aber das steht fest, dass das weibliche Geschlecht unbedingt Schaden nehmen muss in Bezug auf Charakter und Gemüt“.

1, lat.: Macher; jemand, der etwas mit Übertreibung tut.

Den Gipfel der Denunziation weiblichen Pflegepersonals stellte ein Forum der Sanitätswarte dar, wobei sich ein „alter, erfahrener Berufsgenosse“ auf Zustände beim Militär berief und schrieb, dass viele Pflegerinnen

„aus Selbstgefälligkeit, Dünkel oder gar Lüsternheit alles machen zu müssen glauben…sich nach obszönen Sachen geradezu drängen, ohne Not Sachen tun, die offen als Schweinerei bezeichnet werden müssen…“.

Dies sind einige Beispiele, die das „Sozialprestige“ der weiblichen Pflegekräfte, die gegen Entlohnung arbeiteten, in dieser Zeit prägten.
Im Gegensatz dazu hatten die evangelischen Pflegerinnen, die in der von Theodor und Friederike Fliedner gegründeten Diakonissenanstalt zu Kaiserswerth/Düsseldorf zu Diakonissen ausgebildet wurden, ein sehr hohes Sozialprestige. Die Krankenpflege wurde als religiöse Aufgabe begriffen und die Diakonissen wurden strengen Lebensregeln unterworfen. Ihre Ausbildung in der leiblichen Krankenpflege wurde einem Arzt übertragen. Sie wurde so bewusst als Helferin des Arztes erzogen. In religiösen Gesprächen mit dem Kranken und Vorlesen religiöser Schriften bestand der geistliche Teil der Krankenpflege. Leibliche und geistliche Krankenpflege wurden als Einheit betrachtet, wobei die praktische Hilfe für den Kranken vorrangig war. Fliedner schuf so in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Ethik in der Krankenpflege. Schon kurze Zeit später wurden Diakonissen für die auswärtige Privatpflege zur Verfügung gestellt und sie wurden auch zur Krankenpflege in andere Krankenhäuser entsandt.

Für eine harmonische Zusammenarbeit war es wichtig, organisatorische Voraussetzungen zu schaffen, erkannte Fliedner, und entsandte Diakonissen nur in solche Häuser, in denen sie auch die Verwaltung des Hauses übernahmen. Die Funktion der Oberin gewann in diesem Zusammenhang eine wichtige Position im Krankenhaus. 1844 entstand auf dieser Grundlage die Diakonissenanstalt in Dresden als Mutterhaus, durch welches im Jahr 1895 die erste Diakonisse zur pflegerischen Leitung an das neue Stadtkrankenhaus Oschatz entsandt wurde. Insofern ist es interessant, in die Statuten der Diakonissen-Anstalt in Dresden aus dem Jahr 1844, die zunächst für die im Stadtkrankenhaus Oschatz tätigen Diakonissen als Vertragsgrundlage Anforderungen, Rechte und Pflichten regelte, Einblick zu nehmen.

Die Ev.-Luth. Diakonissen-Anstalt in Dresden-Neustadt um 1910 Mutterhaus der Oschatzer Diakonissen

uf der Grundlage dieses Vertrages wurde zum 01.08.1895 die Oberschwester Diakonisse Magdalene Grafe nach Oschatz abgeordnet. Sie war von 1895 bis 1912 als Oberschwester tätig. Neben der Pflege der Kranken und der Organisation der Hauswirtschaft war sie für eine Vielzahl von ökonomischen Aufgaben verantwortlich. Wie aus den „Protokollen des Krankenhausausschusses des Stadtrates zu Oschatz“ zu entnehmen ist, war die Oberschwester auch für das Einholen von Angeboten für diverse Ausstattungsgegenstände, Bekleidung und Waren des täglichen Bedarfes des Krankenhauses zuständig. Daneben erstellte sie Bedarfsverzeichnisse z.B. unter anderem für die Anzahl und die Art von Reinigungsgeräten, Arznei- und Wäscheschränken, Küchengeräte und Porzellansachen und schlug bauliche Instandhaltungsmaßnahmen vor. Zu Ostern 1896 traf eine zweite Diakonisse und am 01. Oktober 1903 trat eine dritte Diakonisse ihren Dienst an, allerdings ging zur gleichen Zeit ein Dienstmädchen ab.
Neben dem Krankenhausarzt und den Diakonissen war sogenanntes Wartepersonal tätig. Dazu gehörten Krankenwärter und Dienstmädchen, deren Anzahl aus den zur Verfügung stehenden Dokumenten nicht mit Genauigkeit zu eruieren war. Die Aufgaben des Krankenwärters waren in der Dienstanweisung für den Hausmann und Krankenwärter am Stadtkrankenhaus zu Oschatz geregelt.

Die Diakonie-Schwestern des Oschatzer Stadtkrankenhauses 1933 mit Dr. med Arthur Sulzberger (li.) und Dr. med. Paul Meißner (re.)

Ein hoher Anspruch, wenn man bedenkt, dass Krankenwärter nicht wie Diakonissen aus Berufung zum Dienst am Bedürftigen, sondern zum Gelderwerb diesen Beruf ausübten, der nahezu den gesamten Tag ausfüllte und Freiräume für persönliche Freizeitgestaltung vermissen ließ.
Im Februar 1912 wurde die Oberschwester Diakonisse Magdalene Grafe entgegen des Wunsches und trotz aller Bemühungen des Krankenhausausschusses eine Verlängerung zu erwirken, abberufen. Die Oberschwester Diakonisse Elisabeth Pohl wurde eingestellt. Nach Aktenlage währte diese Einstellung nur wenige Monate und die Diakonisse Niesse übernahm die Funktion. Nach kurzer Zeit kam es zu einem erneuten Wechsel in der Funktion der Oberschwester. Die Oberschwester Diakonisse Ida Reinhardt war von 1912 bis 1919 tätig und wurde durch die Diakonisse Frieda Pannier, die ebenfalls für einen längeren Zeitraum von 1919 bis 1925 der Pflege des Stadtkrankenhauses Oschatz vorstand, abgelöst. Kurzzeitig wahrscheinlich für ein knappes Jahr übernahm Oberschwester Diakonisse Klara Taubert die Leitungsverantwortung, bevor 1926 Oberschwester Diakonisse Elise Eckhardt ihre Tätigkeit aufnahm. Zu diesem Zeitpunkt waren neben dem Krankenhausarzt 9 Mitarbeiter (1 Oberschwester, 3 Schwestern, eine Köchin und 4 Hausangestellte) zur Verrichtung der Pflege, Hausarbeit und Verwaltung des Krankenhauses angestellt. Ab 1929 wurden im Stadtkrankenhaus Oschatz Lehrschwestern ausgebildet.
Oberschwester Elise Eckardt war mit einer kurzen Unterbrechung in der Zeit 15.12.1930 – 23.03.1931, in der sie durch die Diakonisse Martha Escher vertreten wurde bis 1933 im Stadtkrankenhaus tätig. Ab 1. November 1933 übernahm die Schwesternhebamme Helene König die pflegerische Leitung.
Im gesamten Zeitraum seit Eröffnung des Krankenhauses sind ständige Personalwechsel zu beobachten. Besonders der häufige Wechsel in der Leitung der Krankenpflege war der Kontinuität der Arbeit nicht immer dienlich. Die Gründe dafür sind leider in den seltensten Fällen beschrieben. Die Diakonissen wurden offensichtlich an das Mutterhaus zurückgerufen bzw. erhielten vom Mutterhaus eine Abordnung an ein anderes Krankenhaus. Eine Anstellung „auf Lebenszeit“ war nicht üblich. Offensichtlich hat es aber auch Vorfälle gegeben, die die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses unumgänglich machten, wie im Fall des Krankenwärters Dechert in den Protokollen der Krankenhausausschusssitzungen nachzulesen ist. Auch kam es in wirtschaftlich schlechten Zeiten zu betriebsbedingten Kündigungen, wie etwa der Kündigung von Frau Bertha Sch. als Nachtwache zum 01. August 1922, wobei die Empfehlung gegeben wurde, sie künftig als Aushilfskraft mit einer Pauschalvergütung in Anspruch zu nehmen. Es war schwierig, gut ausgebildete Pflegekräfte zu finden und einzustellen. So wurden neben privaten Bewerbungen mit entsprechenden Referenzen auch damals schon „gewerbsmäßige Stellenvermittlungen“ oder Stellenausschreibungen in den lokalen Tageszeitungen genutzt.
Die Bewerbung von Schwester Hanna Götze ist uns erhalten geblieben und bestätigt, dass zur damaligen Zeit Einstellungen nicht auf Lebenszeit vorgenommen wurden, sondern dass offensichtlich auch auf Wunsch der Schwestern Erfahrungen vielerorts gesammelt wurden. Die erfolgreiche Arbeit der Gewerkschaften und Verbände in den 20er Jahren führte zu verbesserten Arbeitsbedingungen für das Personal in den Krankenhäusern. Folglich wurde auch der bestehende Schwesternüberlassungsvertrag zwischen der Evangelisch-lutherischen Diakonissen-Anstalt zu Dresden und dem Städtischen Krankenhaus Oschatz in den Jahren 1926 und 1928 durch Nachträge ergänzt, die eine angemessene Versorgung der Diakonissen bei Urlaub und Krankheit, im Alter und im Todesfalle gewährleisten sollten.
Abschließend lässt sich zur Entwicklung der Krankenpflege in der Weimarer Republik sagen, dass die Krankenpflege durch ihre Wurzeln im Bürgertum und in der Kirche gekennzeichnet war. Agnes Karll, eine noch heute verehrte Krankenschwester sagte 1919, am Ende des 1. Weltkrieges:

„Jetzt in der Überstürzung und dem Chaos des Augenblicks den Acht – Stunden – Tag zu verlangen und unvernünftige Geldforderungen zu stellen, wie das in der Privatpflege der Großstädte geschieht, ist unseres Berufes unwürdig.“

Allein dieser mäßigende Satz zeigt den starken Einfluss der bürgerlichen Moralvorstellungen, die von Werten wie Dienen, Selbstlosigkeit, Loyalität und Gehorsam geprägt waren. Allem zum Trotz entwickelte sich mit dem Beginn der Weimarer Republik eine Veränderung des Kräfteverhältnisses zwischen kirchlichen und berufsständischen Verbänden einerseits sowie den freien Gewerkschaften andererseits. Erste Berufsrechte in der Krankenpflege wurden durch die Gewerkschaften, die in dieser Zeit einen starken Mitgliederzuwachs erfuhren, durchgesetzt. Als Beispiel sei dafür die im Jahr 1924 entstandene und noch bis vor kurzer Zeit gültige KRAZO (Verordnung über die Arbeitszeit in Krankenpflegeanstalten) genannt, der erste Tarifvertrag in der Krankenpflege Deutschlands.
Die Zeit des Nationalsozialismus lässt sich für die Krankenpflege im Oschatzer Stadtkrankenhaus nicht aufarbeiten, weil darüber keine Unterlagen vorhanden sind. Auch im sonst so ergiebigen Oschatzer Stadtarchiv finden sich aus dieser Zeit keine Akten. Sicher ist, dass die Krankenpflege am Oschatzer Krankenhaus bis 1952 von den Diakonissen der Dresdner Diakonissen-Anstalt ausgeübt wurde und seitdem in den Händen staatlich angestellter Krankenschwestern liegt. Im Unterschied zur Zeit der Weimarer Republik und zur Zeit nach dem Um- und Anbau 1936 bis 1939, als das Krankenhaus zunächst über 56 Betten verfügte, dann auf 108 Betten erweitert wurde und schließlich mit dem Anbau der 2. Baracke 1947 auf 164 Betten anwuchs, musste jetzt der Pflegesektor entscheidend verstärkt werden. Die Umstände waren aber kompliziert. Einerseits mussten politisch belastete Mitarbeiter das Krankenhaus verlassen andererseits standen ausgebildete Schwestern und Pfleger kaum zur Verfügung. Es war nicht ungewöhnlich, dass unqualifizierte, aber sehr tüchtige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Leitungsaufgaben betraut wurden. Neben der Ausbildung von fachärztlich geleiteten Abteilungen kam es nach 1945 auch im Oschatzer Krankenhaus zu einer verstärkten Spezialisierung im nichtärztlichen Bereich. Neue Berufe entwickelten sich und die Krankenpflege grenzte sich gegenüber diesen Berufen ab, wie z. B. Laborantinnen - später MTA, Röntgenassistentinnen - später MTR oder Physiotherapeu-tinnen, um nur einige Fachrichtungen zu nennen.
Diese Umstände erfuhren eine weitere Verschärfung mit dem Ausscheiden der Dresdner Diakonissen. Am 28. Mai 1952 verließ mit Oberschwester Frieda Schneider die letzte Leitende Diakonieschwester das Oschatzer Krankenhaus. Sie ging in das Mutterhaus nach Dresden zurück. Frieda Schneider hatte ihre Tätigkeit als Diakonisse am 01.11.1938 im Stadtkrankenhaus Oschatz begonnen und arbeitete dann im „Reserve-Lazarett Stadtkrankenhaus“. Sie wurde am 01. 10.1945 als Oberschwester angestellt und hat alle Wirren der Nachkriegszeit, die Beschlagnahme des Krankenhauses durch die Rote Aremee, die Umzüge des Krankenhauses in die Oberschule, in die Privatklinik Dr.Stelzig/Dr. Wagner und zurück in das Krankenhaus, miterleben und mitgestalten müssen.
Wie schon erwähnt, wurde die Krankenpflege nach 1952 von staatlich angestellten Krankenschwestern ausgeführt. Eine prägende Persönlichkeit für die Oschatzer Krankenpflege in den Nachkriegsjahren war Schwester Lotte Hentschel, die seit 01.04.1942, 22-jährig, als Hilfsschwester ihre Tätigkeit im damaligen Stadtkrankenhaus Oschatz begann und sich 1948 an der Leipziger Universität zur Krankenschwester qualifizierte. Nach knapp 10-jähriger Tätigkeit im Oschatzer Krankenhaus wurde ihr 1953 die Funktion der Oberschwester übertragen. Die von Chefarzt Dr. med. Karl-Robert Frohn am 06.03.1952 ausgestellte Beurteilung sagt über sie aus:

„Schwester Lotte ist hier seit ungefähr 10 Jahren auf der chirurgischen Station tätig und hat sich von der Schwesternhelferin zur Stationsschwester entwickelt unter zwischenzeitlicher Ausbildung an der Leipziger Universität. Sie macht bis auf ihre freien Tage sämtliche hier notwendigen Narkosen, deren technische Durchführung sie in ganz vorzüglicher Weise beherrscht.
Als Stationsschwester hat sie erst seit kürzerer Zeit ein völlig selbständiges Arbeitsgebiet und hat hier auf schwierigem Boden in kürzester Zeit korrekte Verhältnisse geschaffen. Sie ist ihrer Persönlichkeit nach für den Krankenpflegeberuf mit hochgestellten Anforderungen bestens und überdurchschnittlich geeignet, da man ihr im vollsten Vertrauen Frischoperierte und Schwerstkranke, die einen durch Komplikationen erschwerten Behandlungsverlauf haben, zur weiteren Pflege überlassen kann.“

Die Berufung zur Oberschwester war mit einer finanziellen Zulage verbunden und in der Begründung hieß es dazu:

„Wir freuen uns, dass wir Ihnen auf Grund Ihrer besonderen Leistungen einen Leistungszuschlag von DM 50,- ab 01.11.1953 geben können. Wir bitten Sie, auch weiterhin mit allen Kräften den neuen Kurs unserer Regierung zu verwirklichen und damit eine schnelle Verbesserung des Lebensstandardes zu erreichen.“

Bis zum 14.12.1985 bekleidete Lotte Hentschel die Funktion der Oberschwester. Damit konnte sie auf eine 43jährige Berufstätigkeit von der Ausbildung bis zum Eintritt in das Rentenalter im selben Krankenhaus zurückblicken, was wohl in dieser Funktion erstmalig in der Geschichte der Krankenpflege des Oschatzer Krankenhauses vorkam. Erst nach Beendigung des 2. Weltkrieges und der Teilung Deutschlands war es in der DDR durchaus üblich, dass Mitarbeiter im Laufe ihres Berufslebens in der Krankenpflege ausschließlich in einer einzigen Einrichtung nach Beendigung der Ausbildung bis zur Pensionierung tätig waren.

Lotte Hentschel, Oberschwester am Kreiskrankenhaus Oschatz von 1953 bis 1985;
auf dem Foto von 1976 mit einer Wahlhelferin zur Stimmabgabe auf der Entbindungsstation

Renate Dörre, Oberschwester
am Kreiskrankenhaus Oschatz
von 1986 bis 1998

Auch die Nachfolgerin von Oberschwester Lotte Hentschel kam aus der chirurgischen Abteilung und war eine langjährige, erfahrene Stationsschwester. Oberschwester Renate Dörre war von 1963 bis 1998 im Kreiskrankenhaus Oschatz tätig, davon 13 Jahre als Oberschwester bzw. Pflegedienstleiterin – diese Funktionsbezeichnungen unterlagen dem Wandel der Zeit und hatten auch Aufgabenverlagerungen zur Folge. Wenn es Renate Dörre „nur“ auf 35 Dienstjahre im Oschatzer Kreiskrankenhaus/Poliklinik – später Kreis-krankenhaus Oschatz gGmbH brachte, so hatte das seine Gründe. Die vielseitige Ober-schwester hatte nach dem Schulabschluss zunächst eine Lehre als Buchbinderin absolviert und dann nach erfolgreicher Qualifikation zur Stenotypistin, 2 Jahre als Stenotypistin in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig gearbeitet. Im Jahr 1956 war sie Angehörige des Diakonissenhauses Dessau und legte 1962 das Examen als Krankenschwester ab. Im Zeitraum ihrer Tätigkeit als Krankenschwester konnte Renate Dörre sowohl ihr Improvisationsgeschick in der Zeit der Mangelwirtschaft in der DDR, als auch betriebswirtschaftliches Gespür nach der Deutschen Einheit unter Beweis stellen. Ein besonderer Höhepunkt ihrer Leitungstätigkeit war, dass sie die Vorbereitungen für den Umzug des Oschatzer Kreiskrankenhauses in den Krankenhausneubau gemeinsam mit dem Geschäftsführer, den Chefärzten und ihren Pflegekräften planen und durchführen konnte. Am 01. September 1998 übernahm Ober-schwester Ellen Strauch die Funktion der Pflegedienstleiterin (PDL). Seit dem Betriebs-übergang aus dem Sächsischen Krankenhaus Hubertusburg Wermsdorf stand Ihr mit hoher fachlicher Kompetenz auf dem Gebiet der Arbeitszeitgestaltung sowie mit vielen innovativen Ideen Oberschwester Susann Ullrich als stellvertretende Pflegedienstleiterin bis zum 30.09.2001 zur Seite.

Dipl.-Med.-Päd. Ellen Strauch, Pflegedienstleiterin am  Kreiskrankenhaus Oschatz/Collm Klinik Oschatz seit 1998

Susann Ullrich (li.), stellvertretende Pflegedienstleiterin(1998-2001)
Antje Doßmann, Betriebsratsvorsitzende der Collm Klinik Oschatz (seit 1998)

Die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal waren in der Nachkriegszeit und in der Zeit des real existierenden Sozialismus zum einen durch die katastrophalen baulichen Zustände und zum anderen durch den mangelhaften medizinisch-technischen Standard äußerst schwierig. Alle erdenklichen Materialien in der Krankenpflege wie Spritzen, Kanülen, Katheter, Darmrohre, Handschuhe, Steckbecken und Urinflaschen wurden von Hand desinfiziert, gereinigt und wieder aufbereitet. Wertvolle Arbeitszeit der Schwestern und Pfleger wurde für Hilfs- und Reinigungsarbeiten verwandt. Bei aller Aufopferung und hoher Motivation durch das Pflegepersonal konnte nicht immer von einer patientenorientierten Pflege gesprochen werden, blieb doch für die eigentliche Tätigkeit am Kranken im Vergleich zu den Hilfstätigkeiten wenig Zeit. Die Funktionspflege prägte die Krankenpflege in den Nachkriegsjahren, während der DDR-Zeit und selbst in den Jahren nach der „Wende“ bis 1998. Die hygienischen Bedingungen in den Baracken waren bedenklich und in regelmäßigen Abständen musste gegen Ungeziefer durch den Kammerjäger vorgegangen werden. Ebenso ließen die räumlichen Voraussetzungen dem Kranken wenig Individualität und Privatsphäre. Kranke wurden noch bis zum Umzug in den Krankenhausneubau teilweise in 6-Bett-Zimmern betreut. Erschwerend kam hinzu, dass die Zimmer bis auf den letzten Quadratmeter mit Patientenbetten bestückt waren und mitunter beim Rangieren der Betten große Geschicklichkeit gefragt war. In der Ära der DDR waren Modernisierungen und Renovierungen im Oschatzer Kreiskrankenhaus immer Stückwerk und dies ausschließlich bei laufendem Krankenhausbetrieb, so dass sowohl für Patienten als auch für das Personal durch Schmutz und Lärm sehr belastende Situationen zu bewältigen waren. Mit der Wende verbesserte sich die Arbeitssituation der Pflegenden dahingehend, dass die Bereiche mit Artikeln des medizinischen Bedarfes komfortabler ausgestattet wurden und viele Materialien nicht mehr aufbereitet werden mussten. So entfiel beispielsweise das lästige Pudern der Handschuhe oder das Auskochen der Darmrohre und Dauerkatheter. Es wurde eine neue Patientendokumentation, die dem Bundesdeutschen Haftungsrecht Rechnung trug, eingeführt. Die grundpflegerischen Tätigkeiten waren aber nach wie vor schwere körperliche Arbeiten, bei der die Pflegekräfte die Patienten ohne Hilfsgeräte heben oder tragen mussten, wobei manche Stationen nicht einmal über einen Fahrstuhl zu erreichen waren. Als Beispiel seien die Entbindungsstation (bis 1980) und die von den Chirurgen und Internisten (1991 bis 1998) interdisziplinär genutzte Station in der ehemaligen Poliklinik in der Burgstraße genannt. Wenn ein Kaiserschnitt notwendig wurde, mussten die Frauen in den Operationssaal des Hauptgebäudes in die Parkstraße gebracht werden. Chirurgische Patienten wurden mit dem Krankentransport nach der Operation aus dem Hauptgebäude zurück in die Burgstraße gefahren und mit der Transportliege auf die Station in der 1. Etage getragen. Vergleichsweise optimale Arbeitsbedingungen hatten die Schwestern und Hebammen in der Gynäkologisch- geburtshilflichen Abteilung seit 1980. Mit dem Bezug des neuen Hauses in der Burgstraße konnte eine sehr individuelle und patientenorientierte Betreuung und Pflege der Wöchnerinnen und gynäkologischen Patienten ausschließlich in 2-Bett- und 3-Bett-Zimmern durchgeführt werden. Diese dezentralen Versorgungsstrukturen standen aber einer ökonomischen Arbeitsweise entgegen. Die personelle Besetzung mit Pflege- und Funktionspersonal war ab 1990 reduziert worden, denn es galt nun, wirtschaftlicher zu arbeiten. Auch mit der 1992 durch ein Gremium des Bundesgesundheitsministeriums in Zusammenarbeit mit den Pflegeverbänden erarbeiteten und eingeführten Pflegeperso-nalregelung (PPR) zur Personalbemessung in Krankenhäusern verbesserte sich die Personalsituation im Kreiskrankenhaus Oschatz nicht.

Die Pflegedienstleitung V.l.n.r.: Praxisanleiterin Ivette Bauer, Hygienebeauftragter Wolf-Dieter Schindler und Pflegedienstleiterin Dipl.-Med.-Päd. Ellen Strauch

Dienstberatung der Pflegedienstleitung mit den Leitenden Schwestern der Funktionsbereiche

Mit dem Einzug der Fachabteilungen des Oschatzer Kreiskrankenhauses in den Neubau im Juli 1998 und dem Betriebsübergang der Abteilungen Orthopädie und Innere Medizin aus dem Sächsischen Krankenhaus Hubertusburg wurde alles anders. Ein modernes Krankenhaus mit allem Komfort und hervorragenden Arbeitsbedingungen wurde in Betrieb genommen. Sowohl die baulichen Bedingungen als auch die Ausstattung und Möblierung waren auf dem neuesten Stand. Durch die sternförmige Anordnung der Stationen verfügt jede Station über die gleiche Anzahl von Räumlichkeiten. Jedes Patientenzimmer ist mit Dusche, WC, Telefon und Fernseher ausgestattet. Es gibt ausschließlich 1- Bett-, 2-Bett- und 3-Bett-Zimmer, ein zentrales Stationsbad mit Hubwanne und Wannenlift, ausreichend Abstellräume, einen zentralen Spülraum mit Spülmaschine für Pflegeutensilien und einen zentralen Schwesternarbeitsplatz. Eine Komplettausstattung mit höhenverstellbaren Betten gewährlei-stet rückenschonendes Arbeiten für alle Mitarbeiter. Das Modulsystem für die medizinischen Bedarfsartikel soll für die Zukunft die in der DDR anerzogene „Hamsterwirtschaft“ vermeiden und eine schlanke Lagerwirtschaft ermöglichen.

Die Leitenden Schwestern und Pfleger der Collm Klinik
V.n.l.r.: Heiko Wolf, Hannelore Schaffranka, Renate Kayser, Anke Richter, Kerstin Reißig, Monika Gasch, Birgit Taube, Sonja Seydewitz, Praxisanleiterin Ivette Bauer, Gabriele Weber und Pflegedienstleiterin Dipl.-Med.-Päd. Ellen Strauch

Mit der Einführung des Tablettsystems als moderne Form der Speisenversorgung für unsere Patienten wurde ebenfalls eine Erleichterung für das Pflegepersonal erreicht, denn in den vergangenen Jahren wurden die Speisen immer erst auf der Station portioniert. Eine zentrale Sterilisationsabteilung übernimmt die Aufbereitung der Instrumente und Sets aus dem gesamten Krankenhaus.

Die neue bauliche Struktur und die Integration der beiden Fachabteilungen aus dem Sächsischen Krankenhaus Hubertusburg Wermsdorf stellten hohe Anforderungen an die Organisation der Stations- und Funktionsbereiche und deren Arbeitsabläufe. Mit den hochmodern ausgestatteten Funktions- und Stationsbereichen erweiterte sich das diagnostische und therapeutische Spektrum der Abteilungen, was völlig neue Anforderungen an die Logistik zur Folge hatte. Während im „alten Haus“ die Leitende Operationsschwester den Operationssaal, die Rettungsstelle und die Anästhesie führte, wurden diese drei Bereiche bei Inbetriebnahme des Neubaus separiert. Auch die postoperative Betreuung unserer Patienten im Aufwachraum, der bis 2003 der Intensivstation zugeordnet war, wurde 2004 im Interesse einer besseren Arbeitsorganisation an die Anästhesie angeschlossen. Durch die Einführung des Fallpauschalensystems (DRG) und die Zunahme von ambulanten diagnostischen und therapeutischen Eingriffen wurde die Krankenhausleitung gezwungen auf diese veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren. Dies hatte in den vergangenen 2 Jahren zur Folge, dass die Station 1, eine ursprünglich chirurgisch - gynäkologische Station, zur interdisziplinären ambulanten Station umfunktioniert wurde. Neben den zunehmenden ambulanten Eingriffen kam es im stationären Bereich zu einer drastischen Verkürzung der Verweildauer. Das erfordert zügige diagnostische und therapeutische Maßnahmen, sodass an die Funktionsbereiche mit ihren Schwestern, Physiotherapeuten und Röntgenassistentinnen hohe Anforderungen gestellt werden. Von hoher Priorität ist auch die ganzheitliche Versorgung der Patienten, die die Sorgfalt für Nachsorge bzw. die poststationäre Pflege zu Hause oder im Pflegeheim mit einschließt. Der Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes und die Hebammen haben hier eine besondere Funktion. Während die Mitarbeiter des Sozialdienstes mit den Patienten bzw. deren Angehörigen die Nachsorge organisieren, betreuen die Hebammen Schwangere schon vor der Geburt und die Wöchnerinnen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus im häuslichen Umfeld auf freiberuflicher Basis.

Unsere Anästhesieschwestern, Operationsschwestern und Operationspfleger Obere Reihe v.l.n.r.: Annett Scholz, Cordula Riemer, Thomas Wendler, Elke Höritzsch, Karola Siebert; Mittlere Reihe v.l.n.r.: Angela Pollmer, Regina Gabriel (Leitende Anästhesieschwester), Brigitte Geister, Annett Wahrig; Untere Reihe v.l.n.r.: Manuela Kayser, Margitta Schwarze (Leitende Operationsschwester) Regina Weber und Pia Kretschmer

Die Mitarbeiterinnen der ambulanten interdisziplinären Station 1 V.l.n.r.: Jaqueline Taubert, Sekretärin Karin Kessner, Sigrid Helbig, Heike Bräuer, Helga Richtsteig, Stationsschwester Kerstin Reißig und Sigrid Willhelm

Alle Bereiche des Pflege- und Funktionsdienstes wurden mit der Eröffnung des neuen Krankenhauses jeweils mit Oschatzer und Wermsdorfer Mitarbeitern gemischt besetzt, um auf diese Weise schnell zu einer einheitlichen, gemeinsamen und wertschätzenden Arbeitsweise zu gelangen. Es erfolgte vorab eine komplette Neuausschreibung aller leitenden Funktionen im Pflege- und Funktionsdienst. Die Zusammenstellung der Teams wurde in Zusammenarbeit der Pflegedienstleiterin Renate Dörre, der Oberschwester Ellen Strauch und der orthopädischen Oberschwester Susan Ullrich erarbeitet. Bereits Wochen vor Inbetriebnahme der neuen Räumlichkeiten wurden Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, um beispielsweise die Arbeitszeitgestaltung, die Pflegestandards, die Bestückung des Modulsystems festzulegen oder zu überarbeiten. Trotz gründlicher und intensiver Vorbereitungen hat es im stationären Bereich einige Monate gedauert, Sicherheit in den Arbeitsabläufen, Zufriedenheit und eine gute Orientierung zu erlangen. Die Veränderungen waren ja auch gravierend und wurden nicht immer von allen Mitarbeitern freudvoll umgesetzt. Die wohl einschneidendste Maßnahme war die Dienstplangestaltung mit einem Jahresarbeitszeitkonto, um dem bedarfsgerechten Mitarbeitereinsatz Rechnung zu tragen. Aber auch die patientenorientierte Bereichspflege, die Einführung der regelmäßigen Pflegevisiten und die Patientenübergabe am Bett sind Errungenschaften, die eine höhere Patientenzufriedenheit und eine Mitarbeiterentwicklung bewirkten. Es haben sich im Laufe der letzten 7 Jahre verschiedene Projekt- und Arbeitsgruppen etabliert, die gemeinsam und sehr engagiert für eine gute Pflegekultur in der Collm Klinik Oschatz zeichnen.

Fröhliche Sozialfürsorgerinnen Kerstin Pleißner (li.) und Sybille Sladek

Unsere Physiotherapeuten V.l.n.r.: Ursula Wittenberg (Leitende Physiotherapeutin), Andrea Hennig, Steffi Rotsch, Barbara Olschewski, Margit Scheiblich, Isolde Herklotz, Ingrid Finger, Ute Naumann, Anja Sembdner, Sabine Naumann, Rosemarie Zschau, Isolde Nitzsche, Heidrun Bader und Angela Probst

Neben der praktischen Ausbildung in der Krankenpflege von jährlich 3 Auszubildenden, werden in der Collm Klinik Umschüler der Heimerer Schulen aus Döbeln und Meißen und Helfer des Freiwilligen Sozialen Jahres durch die Praxisanleiterin Schwester Ivette Bauer begleitet.
Die Einführung der Fallpauschalen und der staatliche Zwang zum ambulanten Operieren führten zur massiven Verkürzung der Verweildauer und in Folge zu einer Reduktion von Krankenhausbetten. Die Schließung von unrentablen Krankenhäusern wird ausbleiben. Unter diesen Aspekten ist eine gut organisierte Personalplanung unumgänglich. Dies erfordert von jedem einzelnen Mitarbeiter immer mehr Flexibilität und ein vernetztes interdisziplinäres Denken.

Das Team aus der Sterilisation V.l.n.r.: Marianne Kretzschmar, Ines Mehling, Regina Täschner, Angelika Lehmann, Kerstin Käseberg (Leitende Schwester) und Torsten Reinelt

Die „Jungs“ vom Zivil-, Hol- und Bringedienst V.l.n.r.: Sebastian Hiefer, Enrico Klausner, Marcus Treder, Marcus Ader, Ronny Seidel, Harald Gatter (Verantwortlicher) und Kevin Förster

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pflegedienstes der Collm Klinik Oschatz sind jedoch auf einem guten Weg. Abteilungs- und stationsübergreifend zu arbeiten ist schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Das gemeinsam erarbeitete Pflegeleitbild wird in der Collm Klinik Oschatz vom überwiegenden Teil der Pflegenden gelebt. Kollegialität, Initiative, Verantwortungsbewusstsein, hohe Motivation, Engagement, sachliche Kritik und verbindliche Freundlichkeit sind vorhandene Voraussetzungen für künftige schwierige Aufgaben.

 

Die Serviceabteilungen der Collm Klinik Oschatz

110 Jahre Krankenhaus - 110 Jahre diagnostizieren, therapieren, operieren und Kindern auf die Welt verhelfen. Jeder denkt sofort an solche Fakten. Aber ist das wirklich schon alles? Natürlich wünscht sich jeder Patient einen kompetenten Arzt, hilfsbereite Schwestern und freundliche Verwaltungsangestellte. Doch zu einem gut funktionierenden Krankenhaus gehört wesentlich mehr. Die guten Geister im Hintergrund werden selten erwähnt und sind doch unabdingbar. Essen zubereiten und verteilen, Geschirr abräumen und spülen, Wäsche waschen, bügeln, flicken, Zimmer wischen, Toiletten putzen und die Außenanlagen „in Schuss“ halten. Für die Patienten unsichtbar, sorgt eine „Heer“ von Mitarbeitern in der Küche, in der Wäscherei, bei der Reinigung und beim Sicherheitsdienst dafür, dass sich unsere Patienten gut betreut fühlen.

An der Rezeption des Krankenhauses mit Heidi Weixler; hier beginnt die Fürsorge für unsere Patienten, Besucher und Gäste

Genau wie sich in der Medizin in diesen 110 Jahren gewaltige Veränderungen vollzogen haben, so hat auch in diesen Bereichen eine kleine Revolution stattgefunden. Es ist heute schwer vorstellbar, dass sich die Krankenhausküche fast 100 Jahre im Dachgeschoss des Krankenhausaltbaus befand. Und so sah das viele Jahrzehnte aus. Jede Kartoffel, jedes Stück Fleisch, jedes Stück Gemüse, jeder Sack Zucker, jede Kohle und vieles mehr mussten die Treppen hoch transportiert werden und die Abfälle mussten wieder nach unten. Wie müssen sich die Küchenkräfte bei sommerlicher Hitze am handbetriebenen Speiseaufzug oder am lodernden Herdfeuer gefühlt haben? Noch im Jahre 1930 musste der Krankenhausausschuss (das war bis 1951 die Leitung des Krankenhauses, d. Verf.) die Elektrifizierung des Speiseaufzugs wegen des fehlenden Geldes zurückstellen. Auch die Klimatisierung der Küche oder Kühlschränke – Fehlanzeige! Lediglich eine Eismaschine im Keller sorgte mit ihren Eisblöcken für die Kühlung leicht verderblicher Speisen. Aber auch unter diesen Umständen versuchten die Köchinnen und ihre fleißigen Hausmädchen den Patienten eine abwechslungsreiche Kost zu bieten. Der Kuchen wurde selbst gebacken, Obst und Gemüse im Krankenhausgarten zum Teil selbst produziert und für den Winter haltbar gemacht. In den Notjahren der Inflation wurden sogar Schweine im Nebengebäude des Krankenhauses für die Versorgung der Patienten gehalten.

Was muss wohl in den Küchenkräften vorgegangen sein, als später Gasherde montiert, eine Kippbratpfanne angeschafft, elektrische Aufzüge installiert oder eine Kühlzelle aufgestellt wurden. Die Küchenarbeiten wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunächst von den Diakonissen und später von ausgebildeten Köchinnen geleitet. Ihnen standen im Allgemeinen ungelernte Hausmädchen zur Seite. Fast 30 Jahre, von 1957 bis 1986, sorgte die Küchenleiterin Luise Boden für einen hervorragenden Ruf der Oschatzer Krankenhausküche. Danach waren Norbert Striegler (1986-1987), Dieter Würke (1987-1991) und Birgit Oehmichen (1990-1991) für die Beköstigung der Patienten und Krankenhausmitarbeiter verantwortlich, bevor Heiner Schrimpf 1991 die Leitung der Küche übernahm und ihr noch heute vorsteht. Unterstützt wurden die Küchenleitungen von Karin Colditz (1966-1976) und Christa Päßler (1976-1990), die für den Lebensmitteleinkauf, die Verkostung der Waren und die Erstellung der Speisepläne zuständig waren.

Sie „regierten“ in der Küche und in der Wäscherei: Küchenleiterin Luise Boden (1957-1986)
Rechts: Wäschereileiterin Hilde Fuhrmann (1957-1983)

 
Küchenleiter Heiner Schrimpf und seine Mitarbeiterinnen von der Firma „Clinica Wirtschafts- und Catering Systeme GmbH & Co. KG”
 
Die Cafeteria ist für die Patienten, Mitarbeiter, Besucher und Gäste der Collm Klinik täglich geöffnet.

Die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen 1989/1990 und die sich daraus entwickelnden ökonomischen Notwendigkeiten führten 1990 dazu, die Küche aus dem Krankenhaus auszugliedern und an eine spezialisierte Firma zu übergeben. Nach der Firma „P. Dussmann GmbH“ wird die Küche jetzt von der Firma „Clinica Wirtschafts- und Catering Systeme GmbH & Co. KG“ betrieben. Mit dem Neubau des Krankenhauses 1998 konnte das Küchenpersonal in die neuen Räume umziehen. Diese befinden jetzt im Kellergeschoss, wie die anderen Wirtschaftsbereiche auch. Ob die jetzigen Mitarbeiter bei ihrer Arbeit an modernsten Kochgeräten, Kaffeemaschinen, Allesschneidern, Förderbändern zum portionieren der Speisen, temperierten Transportwagen oder Abwaschautomaten manchmal an ihre „Vorfahren“ denken? Wohl kaum, denn die Aufgaben sind vielfältiger geworden. Heute betreut das Küchenteam neben der Küche auch noch den Krankenhauskiosk mit Artikeln des täglichen Bedarfs und die Cafeteria, die den Patienten, Mitarbeitern und Gästen der Collm Klinik mit einem reichhaltigen Speise- und Getränkeangebot zur Verfügung steht.

Die Wäscherei hat von jeher eine besondere Rolle im Service für die Patienten gespielt. Jeder von uns kennt bestimmt aus seiner Kindheit das Lied von den fleißigen Waschfrauen. Für ein Krankenhaus trifft dies wohl ganz besonders zu. Bettwäsche, Windeln, Binden, Kittel, Schwesternhauben - dies alles waschen, bleichen, eventuell stärken und trocknen, dann legen, bügeln oder rollen und einsortieren - welche Arbeit! Wie mögen wohl die Hände der Frauen nach einem langen Arbeitstag ausgesehen haben? Da auch schon in früheren Zeiten das Geld knapp war, wurde die Wäsche auch geflickt. Nadel, Faden und Fingerhut waren wichtige Arbeitsmittel. Natürlich hielt auch in dieser Abteilung, die sich in einem Nebengebäude auf dem Krankenhausgelände befand, der Fortschritt seinen Einzug. Im Jahre 1910 wurden erstmalig eine elektrische Waschmaschine und eine Wäscheschleuder angeschafft. Vom Waschbrett zur Holzbottichwaschmaschine - das war doch was! Später waren die Waschmaschinen aus Metall und konnten dazu auch noch trocknen. Über 30 Jahre, von 1951 bis 1983 sorgte die Wäschereileiterin Hilde Fuhrmann dafür, dass in der Wäscherei alles „seinen Lauf“ nahm. Da bis zu Beginn der 80er Jahre die Krankenschwestern noch „gestärkte“ Schwesternhauben trugen, musste sie in der Wäscherei auch immer die richtige Mischung für die „Schwesternhaubenstärke“ finden. Vielleicht war sie erleichtert, als diese Hauben abgeschafft wurden.

„Stationen“ im Betten- und Wäschekreislauf des Krankenhauses früher und heute, Zivi Marcus Treder in der Bettenwäsche und Dana Eckart im Wäschelager.

Nach der Küche wurde 1991 auch die Wäscherei an eine Fremdfirma vergeben. Bis dahin gehörten zum Bild des Krankenhausgeländes immer volle, im Allgemeinen weiße Wäscheplätze, wie man auf alten Ansichten erkennen kann. Heute sehen wir nur noch das weiße Wäscheauto der „Mittelsächsischen Textilreinigung Riesa“ beim Ab- und Antransport der mittlerweile vielfarbigen Krankenhauswäsche. Geblieben ist die Bettenwaschanlage, die schnell und unkompliziert durch unseren Hol- und Bringedienst bedient wird.

Die Reinigung des Krankenhauses wurde 1990 ausgegliedert. Das Unternehmen „Klüh Clinik Service GmbH“ sorgt heute dafür, dass in allen Bereichen unseres Hauses größtmögliche Sauberkeit herrscht. Die uns allen so vertrauten „Stationshilfen“ gibt es nicht mehr. Früher putzten sie die Dienst- und Patientenzimmer, Flure und Treppenhäuser, reinigten die sanitären Einrichtungen und machten sich bei vielen anderen kleinen Dingen für die Patienten nützlich.

Auch die alte Krankenhauspforte hat ausgedient. Seit 1991 liegen Schutz und Sicherheit des Krankenhauses bei einer auf diesem Gebiet tätigen Firma. Mit der Eröffnung des neuen Krankenhauses wurden eine moderne Rezeption und elektronische Überwachungsanlagen in Betrieb genommen. Heute sorgen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sicherheits-dienstes der Firma „Klüh Security GmbH“ rund um die Uhr dafür, dass Patienten und Besucher durch eine sachkundige Auskunft schnell ihre Ziele im Krankenhaus finden und sich außerdem sicher fühlen dürfen.

Sie sorgen für Sauberkeit in der Collm Klinik. Die Mitarbeiterinnen der Firma „Klüh Clinik Service GmbH“ mit ihrer Chefin Erika Rozynek (1.v.re.)
 
Seit 2002 betreibt der Oschatzer Friseurmeister Patrick Höschler in der Collm Klinik einen Friseursalon für die Kranken und Beschäftigten der Klinik

Im Jahr 2002 wurde in der ehemaligen Krankenhauspforte die „Blumenboutique Angelika Schupke“ eröffnet, die von Patienten, Mitarbeitern, Besuchern und der Bevölkerung gern genutzt wird

Um den Service für unsere Patienten abzurunden, haben wir seit 2002 in der ehemaligen Krankenhauspforte die „Blumenboutique Angelika Schupke“. Das Geschäft wird besonders von den Besuchern, Gästen und Mitarbeitern der Collm Klinik aber auch von den Bürgern zwischen Dresdner Straße und Blumenberg genutzt. Mit der Rekonstruktion des Kranken-hausaltbaus 2001/2002 ergab sich die Möglichkeit, einen Friseursalon im Krankenhaus anzubieten. Patrick Höschler, Friseurmeister vom Oschatzer „Salon Höschler“ bedient seit 2002 Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses.

Mit diesen Angeboten konnten wir den Service für unsere Kranken, aber auch für unsere Beschäftigten deutlich verbessern, was letztlich der Gesundung der Patienten und dem Arbeitsklima im Krankenhaus zugutekommt.

 

Anhang

 


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