Zweite Hälfte April 1945 bis 31.Dezember 1945
In banger Sorge um die Zukunft lebte Oschatz in der zweiten Hälfte des Monats April 1945. Es sollte verteidigt werden. Von Osten und Westen rückten die feindlichen
Armeen immer näher an die Stadt heran. Panzersperren waren an allen Stadteingängen errichtet, die Brücken zur Sprengung vorbereitet, und es war angekündigt, dass bei Annäherung feindlicher Truppen Panzeralarm
gegeben würde. Obwohl Kreisleiter Albrecht in Ansprachen die Bevölkerung zum Durchhalten aufforderte und es ablehnte, Oschatz als freie Stadt zu erklären, war es der Einwohnerschaft klar, dass die Verteidigung einer so kleinen Stadt wie Oschatz sinnlos
sei und nur deren Zerstörung zur Folge haben würde, da weder die nötigen Truppen, noch Waffen und Munition vorhanden waren, Der erste Panzeralarm kam, und Oschatz konnte sehen, Wie seine Verteidiger Hals über Kopf die Stadt fluchtartig verließen.
Es waren keine Truppen mehr in Oschatz. Mit ihrem Abzuge begangen Einheimische und Ausländer in den Wehrmachtsunterlagen, insbesondere im Heerverpflegungsamt, zu plündern und sich zum Teil Lebensmittel in einer Menge zuzulegen, die
sie niemals verzehren konnten. Es gingen auch durch das zügellose Verhalten der Plündere durch Verschütten und Zertreten ein großer Teil von Lebens- und Genussmitteln verloren,
In der Nacht vom 24. zum 25. April 1945 wurde von der Kreisleitung der NSDAP der sinnlose Befehl ausgegeben „Frauen und Kinder haben die Stadt zu verlassen.“ In wilder Hast, ohne zu wissen,
wohin, wanderten nun die verängstigten Frauen und Kinder, das Nötigste auf Handwagen verladen oder in mitgeschleppten Koffern und Rucksäcken verpackt, aus der Stadt und verbrachten die nächsten Tage in den Ortschaften der Umgebung, Selbst die
uniformierte Polizei ließ sich nicht abhalten, schleunigst aus Oschatz zu verschwinden mit der Erklärung: Sie habe Befehl, sich abzusetzen.“ Wer ihr den Befehl erteilt haben soll, ist bis heute noch nicht geklärt. Von
der Leitung der Stadt hatte sie diesen Befehl nicht erhalten, den Polizeischutz übte während dieser Tage Beigeordneter Wolf mit ca. 10 Verwaltungsbeamten, die bei ihm verblieben waren, aus.
In Oschatz verbliebene Frauen zogen unter Führung der Ehefrau des Superintendent Ludwig vor die Kreisleitung der NSDAP und verlangten die Öffnung der Panzersperren, fanden dort aber vom Kreisleiter Albrecht und der
Kreisfrauenschaftsführerin Römer nur hämische und beleidigende Ablehnung. Kurz darauf, am gleichen Abend, verließ Kreisleiter Albrecht mit seinem Stab auf Nimmerwiedersehen Oschatz (er ist einige Tage später bei Zehren durch Anfahren an eine
Panzersperre tödlich verunglückt.) Dem erneuten Drängen der Einwohnerschaft gab am 26. April 1945 Beigeordneter Wolf nach und gestattete, dass die Panzersperren von den Bewohnern selbst geöffnet werden Könnten. In kurzer Zeit waren die
Zugänge zur Stadt wieder frei. Als bekannt wurde, dass amerikanische Truppen bei Wermsdorf vorgerückt seien, erschien in der Polizeiwache Dr. med. Deschler und erbot sich, als Parlamentär nach Wermsdorf zu fahren, um die Amerikaner zu bitten,
Oschatz zu besetzen und in ihren Schutz zu nehmen. Im Einverständnis des Beigeordneten Wolf erfolgte die Fahrt, und Dr. Deschler kam gefolgt von einigen amerikanischen Panzerwagen wieder nach Oschatz zurück. Die Amerikaner ordneten sofort die Abgabe
aller Waffen und Fotoapparate an und erließen auch in der Folgezeit noch weitere Befehle, darunter auch eine Ausgangssperre für die Zivilbevölkerung von 6 Uhr abends bis 6 Uhr früh. Sie blieben aber nicht in der Stadt, sondern kehrten am Abend wieder
nach Wermsdorf zurück. Dies wiederholte sich auch an den folgenden Tagen, an denen von ihnen in verschiedenen Läden und Lagern Requisitionen vorgenommen wurden.
Ehemalige Kriegsgefangene und hier tätig gewesene ausländische Arbeiter, zunächst polnischer Nationalität, übernahmen Ende April 1945 die Polizeigewalt in Oschatz. Sie besetzten die Polizeiwache im
Rathaus und unternahmen bewaffnete Streifen im Stadtgebiet. Während dieser Zeit ruhte der Geschäftsbetrieb im Rathause vollständig, auch sonst schlief das gesamte Geschäftsleben ein. Läden und Häuser waren aus Angst vor Plünderungen geschlossen.
Am 5. Mai 1945 begann der Einzug der siegreichen Roten Armee und wurden am 8. Mai 1945 ausländischen, insbesondere polnischen Posten, in der Polizeiwache durch sowjetische Militärposten abgelöst,
wodurch eine Wiederaufnahme der Amtsgeschäfte im Rathause möglich war.
Am gleichen Tage wurde vom damaligen Stadtkommandanten der Posten des Bürgermeisters der Stadt Oschatz dem Eichinspektor Kurt Leistner übertragen und als sein Sekretär der
Student Günther Sczostak eigesetzt.
Die Beamten und Angestellten der Stadtverwaltung wurden aufgefordert, ihre Arbeit wieder aufzunehmen.
Diese Regelung in der Führung der Stadt sollte aber in einigen Tagen wieder eine Änderung erfahren.
Johann Reinhard und Max Schröter, in diesen Tagen nach Oschatz zurückgekehrte Kommunisten hatten sich zum sowjetischen Militär-Kommandanten begeben, um mit ihm wegen der Besetzung der verantwortlichen
Stellen in der Stadtverwaltung zu verhandeln. Zu den weiteren Besprechungen wurden hinzugezogen:
Packer Karl Spiegel,
Fabrikant Fritz Schönberner,
Tischler Maximilian Bieler,
Schlosser Arthur Kreisel,
Eichinspektor Kurt Leistner,
Student Günther Sczostak,
Kaufmann Julius Göbel und
Bücherrevisor Alfred Seifert,
Hierbei wurde vom Kommandanten bestimmt, dass zum
1. Bürgermeister Johann Reinhard, 2. Bürgermeister Max Schröter,
3. Bürgermeister Karl Spiegel,
und zu Beigeordneten
Fritz Schönberner,
Maximilian Bieler,
Arthur Kreisel,
Kurt Leistner,
Günther Sczostak,
Julius Göbel,
Alfred Seifert berufen werden.
In einer weiteren Besprechung am 13.
Mai 1945 wurden als Beauftragte für bestimmte Fachgebiete vom
sowjetischen Kommandanten bestätigt: Bankprokurist Paul Ackermann
(Finanzen) prakt. Arzt Dr. med. Wilhelm Deschler (Gesundheitswesen)
Baumeister Hugo Gehlhaar (Bau-, Wohnungs, Straßen- und Grundstückswesen),
Bücherrevisor Bruno Klose (soziale Fürsorge) Superintendent Johannes
Ludwig (Kirchen- und Friedhofs-angelegenheiten, Betriebsleiter Georg
Stich (Industrie und Handel) Elektromeister Karl Hauschild (Handwerk
und Technik) Oberschulrat Dr. Hugo Täuber (Schulwesen) Landwirt
Fritz Walther (Landwirtschaft) Kaufmann Rudolf Zwicker (Ernährung)
Die Verteilung der Ämter
erfuhr insofern einige Tage später eine Änderung, als vom sowjetischen
Militärkommandanten als 2. Bürgermister Generalmajor a.D. Wilhelm
Kunze und als 3. Bürgermeister Max Schröter eingesetzt werden,
während der bisherige 3, Bürgermeister Karl Spiegel die Stelle des 1.
Beigeordneter einnimmt. Bürgermeister Kunze wird gleichzeitig
Beauftragter für Sicherheit, Polizei, Arbeitsamt, Städt. Werk und Feuerlöschpolizei.
Im Laufe des Jahres 1945 traten noch folgende
Änderungen ein:
Ende Juli 1945 schieden der 2. Bürgermeister Kunze
und Anfang August 1945 der Beauftragte Ackermann infolge Verhaftung
durch die sowjetische SPU-Dienststelle aus. Die vom 2. Bürgermeister
Kunze geführten Polizeigeschäfte übernahm Rudolf Scholz.
Als neuer
Beauftragter für das Finanzwesen wurde der derzeitige Leiter des
Finanzamtes Johannes Hauschild berufen.
Erster Bürgermeister
Reinhard, der seit Übernahme des Oschatzer Bürgermeisteramts auch dem
Landratsamt zu Oschatz und dem Landkreis Oschatz vorstand, übergab am 7. August 1945 seine Dienstgeschäfte als Bürgermeister dem bisherigen 3.
Bürgermeister Max Schröter. Ein 2. Bürgermeister wurde nicht wieder,
aber als Vertreter der Bürgermeisters de der 1. Beigeordnete Karl
Spiegel bestimmt.
Gleichfalls Anfang August 1945 übernimmt Josef
Kühberger das Amt des Beauftragten für die Ernährung. Der bisherige
Beauftragte Zwicker wird von seinem Amt entbunden.
Als Beauftragter
für die Landwirtschaft scheidet am 30. September 1945 Landwirt Walther
aus. Ein neuer Beauftragter wird für ihn nicht eingestellt.
Infolge
verschiedener Vorkommnisse, die für die Stadtverwaltung nicht tragbar
sind, mussten die Beigeordneten Schönberner und Göbel am 16. Oktober
1945 ihrer Ämter enthoben werden. Neue Beigeordnete wurden an ihrer
Stelle nicht ernannt. es wurde aber Mechaniker Paul Olbrich am 16. Oktober 1945 als Beauftragter für Handel und Gewerbe berufen und ihm die
Führung der hierfür zuständigen Ausschusses übertragen. Bereits am
6.11.1945 musste er aber diesen Posten infolge der vom
antifaschistischen Ausschuss verlangten Neubildung des Ausschusses für
Handel und Gewerbe wieder aufgeben. Am Schlusse des Jahres 1945
setzte sich die Stadtverwaltung aus folgenden Personen zusammen:
Bürgermeister Max Schröter 1; Beigeordneter Karl Spiegel 2.
Beigeordneter Maximilian Bieler 3. Beigeordneter Arthur Kreisel 4.
Beigeordneter Kurt Leistner 5. Beigeordneter Günther Sczostak 6.
Beigeordneter Alfred Seifert Beauftragter für Finanzwesen Johannes
Hauschild Beauftragter für Gesundheitswesen Dr. Wilhelm Deschler
Beauftragter Für Bau-, Wohnungs-, Straßen- und
Grundstückswesen Hugo Gehlhaar Beauftragter für soziale Fürsorge
Bruno Klose Beauftragter für Kirchen- und Friedhofswesen Johannes
Ludwig Beauftragter für Industrie und Handel Georg Stich
Beauftragter für Handwerk und Technik Karl Hauschild Beauftragter für
Schulwesen Dr. Hugo Täuber Beauftragter für Ernährung Josef Kühberger
Im Juli 1945 wurde versucht, das
durch den Zusammenbruch des faschistischen Regimes in der städtischen
Verwaltung zerstörte wieder in Ordnung zu bringen und wieder aufzubauen.
Schwere Sorgen bereitete die Versorgung der Bevölkerung mit Ernährung
und Heizung. Die Ernährungslage ist in geordnete Bahnen gekommen. Es
lief auch anfangs die Versorgung der Stadt mit Kohle sehr gut an.
Oschatz war eines der ersten Städte, die in den Kohlewerken mit
Lastzügen erschien und Kohle abfuhr. Später verkehrte auch ein für
Oschatz bestimmter Kohlezug in regelmäßigen Abständen, Um diesem Zug in
kurzer Zeit abzuladen, damit er möglichst bald wieder eingesetzt werden
konnte, wurde vom Arbeitsamt ein Arbeitseinsatz organisiert, zu dem
insbesondere Faschisten herangezogen wurden. Die Hoffnungen, die man auf
eine laufend regelmäßige Kohlenversorgung gesetzt hatte, wurde aber
dadurch enttäuscht, dass die Transportfrage nicht den Bedürfnissen
angepasst werden konnte. Der Kohlenzug ging Oschatz verloren, und
zahlreiche Lastkraftwagen wurden für andere Zwecke abbeordert.
Ungeheure Schwierigkeiten mussten bei der Lösung der Wohnungsfrage
behoben werden. Galt es doch in erster Linie den durch die faschistische
Unterdrückung oft in tiefen Wohnungselend lebenden
ehemaligen KZ-Häftlingen und sonstigen Antifaschisten menschenwürdige
Wohnungen zu verschaffen. Hinzu kommen die Wohnungswünsche der
Jungverheirateten, die bei Eltern oder Verwandten ohne eigene Räume
wohnen. Außerdem waren Umsiedler, die hier eine neue Heimat fanden,
ebenfalls mit Wohnungen zu bedenken. Durch die Beschlagnahme von
größeren Wohnungen durch sowjetisches Militär wurde die Zahl der
Wohnungssuchenden ganz besonders noch vermehrt. Gerade in den zuletzt
angeführten Fällen, die oft unverhofft und plötzlich auftraten, musste
sofort gehandelt werden, weil die Militärverwaltung die Quartiere meist
schon am nächsten Tage in Anspruch nehmen wollte. Wann das Wohnungsamt
die Aufgaben trotz immer wieder auftretender Schwierigkeiten meisterte,
so musste ihr trotz der zahlreichen ungerechtfertigten
Angriffe vollste Anerkennung ausgesprochen werden.
Der
Schulunterricht wurde wieder aufgenommen und die Lehrerschaft von
Faschisten bereinigt und Junglehrer und Schulhelfer eingestellt.
Allerdings leidet am Jahresende der Unterricht unter dem Kohlemangel.
Mit der Auflösung des Reservelazarettes wurde das städtische
Krankenhaus wieder eröffnet, aber nicht im Krankenhausgrundstück selbst,
sondern in den Räumen der Oberschule. Das Krankenhausgrundstück wurde
von der sowjetischen Militärverwaltung in Anspruch genommen.
Zur Bekämpfung der im verstärkten Maße auftretenden Seuchen wurde in der
Berufsschule ein Seuchenkrankenhaus eingerichtet und vom Gesundheitsamt
eine allgemeine Typhusimpfung durchgeführt.
Die Anfang Mai 1945 durch
Zerstörung der Muldebrücke in Leisnig gestörte Verbindung der
Gaszuleitung des Ferngasverbandes wurde noch längerer Pause wieder in
Ordnung gebracht und konnte dann zur Freude der Hausfrauen wieder Gas
abgegeben werden. Wenn dies auch nur stundenweise geschehen konnte, so
war es doch bei der Heizmittelknappheit eine große Hilfe. Die Abgabe von
elektrischen Strom und Wasser war immer möglich.
Am schwierigsten mit
war die Lösung der Finanzfrage, wurde doch die Stadtverwaltung durch die
enormen Unterstützungszahlen an Flüchtlinge, Fliegergeschädigte und
Wehrmachtsangehörige mit Ausgaben belastet, die nicht mehr gedeckt
werden konnten. Es mussten ganz wesentliche Senkungen der
Unterstützungssätze eintreten und Mietunterstützungen ganz ausfallen.
Wiederholt musste mit der Landesverwaltung in Dresden wegen Zuweisung
von größeren Beihilfen und Steuerüberweisungen verhandelt werden, Die
Schließung der Banken am 18. August 1945 war auch für die
Stadtverwaltung Oschatz ein schwerer finanzieller Schlag, da über
sämtliche vor dem 8; Mai 1945 angelegten Bestände nicht mehr verfügt
werden konnte und auch die nach dieser Zeit erfolgten Einzahlungen nur
beschränkt greifbar waren. Aber trotz dieser großen finanziellen
Gefahren war es möglich, mit größter Sparsamkeit die Geschicke der Stadt
zu lenken.
Da der Oschatzer Kreis mit Umsiedlern und Flüchtlingen
gegen andere Gegenden sehr stark belegt war, ordnete die Landesregierung
den Abtransport einer größeren Zahl dieser Personen an. Mit Ablauf des
Jahres 1945 waren nur dem Oschatzer Bezirk durch den Kreisbeauftragten
für das Flüchtlingswesen über 5000 Umsiedler in andere Gebiete überführt
worden, Wenn auch im Anfange dieser Abtransport mit großen
Schwierigkeiten, insbesondere der Weigerung der Aufnahme in den neuen
Gebieten verbunden war, so fand auch hier bald eine Regelung durch die
Landesverwaltung statt.
Besondere Schwierigkeiten boten die
Personellen Aufgaben. Mussten doch alle faschistischen Arbeitskräfte in
der städtischen Verwaltung und in den Betrieben durch anderes Personal
ersetzt werden. So wurde unter anderem die gesamte uniformierte Polizei
neu formiert und auf ca. 60 Mann verstärkt. Diese Bestandserhöhung war
durch zahlreiche von der Kommandantur geforderte Postenstellung nötig
Die Bodenreform wurde in drei Gütern (Stroisch, Gadegast und Pitz, ehem.
Lochmann) durchgeführt und der verfügbare Boden an die Neubauern
verteilt. Es liegt nun an den Bodenerwerbern, die Hoffnung auf eine ganz
besonders gute Ernte im Jahr 1946 nicht zu enttäuschen.
Um den
Neubauern in der Schweinezucht aufzuhelfen, wurde die städtische
Schweinemästerei zugleich in eine Schweinezuchtanstalt durch Anschaffung
eines Zuchtebers und die Aufzucht von Ferkeln umgewandelt.
Die
Volksküche ist nach dem Zusammenbruch am 23. Mai 1945 wieder eröffnet
worden; Sie erfreute sich eines sehr starken Zuspruchs.
Mit der
Einstellung eines neuen Totenbettmeisters wurde das gesamte
Friedhofswesen in eigener Regie übernommen. Das Stadtbad wurde, wenn
auch etwas verspätet, wieder in Betrieb genommen. Der Besuch war gut.
Auf Anordnung der sowjetischen Administration musste ein sehr starker
Holzeinschlag im Stadtwald vorgenommen werden. Es wird vieler Jahre
bedürfen, um den Wald wieder in seiner alten Schönheit entstehen zu
lassen, hatte er doch schon durch Schaffung des Fliegerhorstes und des
Exerzierplatzes sehr viel an seiner Größe eingebüßt.
Ein besonderes
Glück für die Stadt Oschatz war es, dass weder Fliegerangriffe noch
sonstige Schäden durch Kampfhandlungen erleiden musste. Möge dies ein
gutes Zeichen für den kommenden Aufbau sein. |
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1946
Am 1. April 1946 tritt wieder
eine Änderung ein. Auf einer Anordnung des Landesverwaltung Sachsen wurden
die bisherigen Beigeordneten durch neugebildete Gemeinde, bez.
Stadtausschüsse ersetzt; Auch die bisherigen Beauftragten scheiden aus.
Die neuen Stadtausschüsse müssen aus Vertretern der 4 Blockparteien bestehen.
Seit dem 1. April 1946 gehören dem Oschatzer Stadtausschuss an:
Georg Hentzschel, Werkmeister
Otto Kirstein Max Ruff Arno Ferl Bruno Klose Karl Hauschild
Kurt Päßler Kurt Lohschmidt |
KPD KPD SPD SPD LDP LDP CDU CDU |
Dem Stadtausschuss gehören ferner an:
Bürgermeister Max Schröter als Vorsitzender
und sein Vertreter Karl Spiegel. Als Beigeordnete schieden aus:
Maximilian Bieler
Arthur Kreisel
Kurt Leistner
Günther Sczostak
Alfred Seifert Ferner als Beauftragte:
Johannes Hauschild
Jürgen Gehlhaar
Bruno Klose (jetzt Stadtausschuss-Mitglied)
Johannes Ludwig
Georg Stich
Karl Hauschild (jetzt Stadtausschuss-Mitglied)
Dr. Hugo Täuber
Josef Kühberger. Der Beauftragte Dr. med. Deschler war bereits auf eigenen
Wunsch Anfang des Jahres 1946 ausgeschieden.
Nach einer Verordnung der
Landesregierung vom 13. Mai 1946 wurde an Stelle der Gemeindeausschüsse
„Beratende Stadtversammlungen“ gebildet. Diese setzte sich im Oschatz aus je 5
Vertretern der drei demokratischen antifaschistischen Parteien und des freien
deutschen Gewerkschaftsbundes, je 2 Vertretern des Frauenausschusses und der
Freien Deutschen Jugend, je 2 Vertreter der Vereinigung der gegenseitigen
Bauernhilfe, der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer zusammen
und bestand aus folgenden Personen:
SED: Rulff, Max Fern, Arno Kirstein, Otto Garbe, Walter Schneider, Paul
LDP: Klose, Bruno Hagelstein, Max v. Klöckler, Gertrud Kling, Gerhard Kleeberg, Herbert |
CDU Pösler, Kurt Lohschmidt, Kurt Janik, Erich Risse, Maria Lindner, Ruth
FDGB Hahnemann, Paul Peuten, Max Henschel, Georg Stein, Else Polster, Alfred |
FDJ Seidelmann, Lotte Peckermann, Charlotte
Kommunaler Frauenausschuss Heller, Irene Vogel, Ellen
Gegenseitige Bauernschaft Brückner, Max
Industrie- und
Handelskammer Banasch, Wilhelm
Handwerkskammer Freund,
Fritz
Diese beratende Stadtversammlung hielt am 22. Juli 1946
ihre erste Sitzung ab und wählte als ersten Vorsitzenden Max Ruff und
als dessen Stellvertreter Max Hagelstein. In dieser Sitzung waren
Bürgermeister Schröter und sein Stellvertreter Spiegel anwesend.
September 1946 wurde
die „beratende Stadtversammlung“ durch die in der Landesregierung
angeordneten Wahl gewählten Gemeindevertretern ersetzt. Es mussten nach
der Einwohnerzahl 30 Gemeindeverordnete für die Stadt Oschatz gewählt
werden, die sich nach den Grundsätzen der Verhältniswahl auf die
einzelnen Wahlvorschläge wie folgt verteilten:
I. SED 1. Ruff, Max, Geschirrführer 2;
Dr. Stühmer Erhard, Arzt 3. Hanff, Else, Lehrerin 4. Ferl,
Arno, Schuhmacher 5. Vogel, Ellen, Angestellte 6.
Jentzsch, Paul, Maurer 7. Pichler, Hildegard, Geschäftsfrau 8.
Gründig, Emil, Angestellter 9. Henschel, Georg, Schuhmacher
10. Seidelmann, Lotte, Jugendleiterin 11. Hahnemann, Paul, Arbeiter
12. Badstübner, Hanne, Angestellte 13. Steinel, Walter,
Polizeibeamter 14. Uhlmann Herbert, Angestellter 15. Stein, Else,
Strickerin
II. LDP 1; Höppner, Arno, Fabrikant 2.
Hofmann, Kurt, Heizer 3, Knape, Ernst, Kaufmann 4.
Rost, Richard, Obermusiklehrer 5. Minde, Elisabeth, Gärtnerin 6.
Hauschild, Karl, Elektromeister 7. Gehlhaar, Hugo, Baumeister 8.
Klingenberg, Willi, Angestellter 9; Klose, Bruno, Bücherrevisor
10. Hagelstein, Max, Elektromeister 11. v. Klöckler, Gertrud,
Hausfrau 12. Einöder, Walter, Angestellter.
III, CDU 1.
Dr. Kunze, Bruno, Oberstudiendirektor 2; Päßler, Kurt,
Zahntechniker 3. Westermann, Hans
auf die weiteren Wahlvorschläge IV. Kommunaler
Frauenausschuss
und Gegenseitige Bauernhilfe entfielen keine
Sitze
In ihrer ersten Sitzung am 30. September 1946 wählten die
Gemeindevertreter zum 1; Vorsitzenden Emil Gründig 2; Vorsitzenden
Arno Höppner 3. Vorsitzenden Dr. Bruno Kunze und zum Schriftführer
Walter Mickan
Aus den weiteren Wahlen gingen hervor als
Bürgermeister Max Schröter, einstimmig, und als besoldete Stadträte
1. Bruno Klose, 1. Vertreter des Bürgermeisters 2. Karl Spiegel. 2.
Vertreter des Bürgermeisters unbesoldete Stadträte 1. Arthur Tesch
2; Hanna Badstübner 3. Martin Bennewitz 4. Arno Höppner 5. Jugo
Gehlhaar 6. Kurt Päßler
Die Gemeindeverordnete Frau Ellen Vogel trat von ihrem Posten
zurück, an deren Stelle rückt Frau Johanna Gasch in die Körperschaft
ein, auch für die zum Stadtrat gewählten Bruno Klose und Hanna
Badstübner, die aus dem Gemeindevertreter-Kollegium ebenfalls
ausschieden, nehmen für ersteren Justizinspektor Emil Thomas und für
letztere Steueramtmann Alfred Seifert ihre Sitze ein,
Der Winter 1946/47 war durch eine sehr lange sich über
ein Vierteljahr hinziehende Frostperiode gekennzeichnet, die dadurch
sich der Bevölkerung besonders empfindlich bemerkbar machte, als ein
empfindlicher Kohlemangel eintrat, weil die geringen Anfuhren meist nur den
lebenswichtigen Betrieben zugeführt werden konnte. Die Stadtverwaltung
suchte diesen Mangel an Heizmaterial durch verstärkten Holzeinschlag und
Verteilung an die Haushalte abzuhelfen. Außerdem wurden zwei Wärmstuben,
und zwar in den Gaststätten Garküche und Schwan, eingerichtet.
Am
1.11.1946 wurde in dem städtischen Grundstück Bahnhofstraße 3,
Sommersgut, ein Kinderheim eröffnet in der Kinder vom Säuglingsalter bis
zum 12 Lebensjahr Tag und Nacht Aufnahme finden, während in dem
gleichen Grundstück befindlichen Kindergarten, der erweitert wurde, nur
am Tage Kinder von 4 bis 12 Jahren untergebracht werden können. Diese
Kinder müssen am Abend von ihren Eltern heimgeholt werden. Auch im
Ortsteil Zschöllau wurde im Grundstück Talstraße 20 ein Kindergarten
eingerichtet.
Im Herbst 1945 wurde die bisher im Grundstück
Lutherstraße 17 untergebrachte Stadtkommandantur der SMA auf die
Staatlichen Oberschule, Hauptgebäude, verlegt. Es musste deshalb das
Stadtkrankenhaus, das dort Unterkommen gefunden hatte, die Oberschule
verlassen und in einigen Grundstücken der Lutherstraße untergebracht
werden.
Zu bemerken ist auch, dass im Jahr 1946 3 Abstimmungen
bzw. Wahlen durchgeführt wurden und zwar am 30.06.1946
Volksentscheidung über die Enteignung der Kriegsverbrecher und aktiven
Nationalsozialisten. 01.09.1946 Gemeindewahlen 20.10.1946 Landtags-
und Kreistagswahlen
Während bei dem Volksentscheid noch sämtliche
Abstimmungsräume in der Bürgerschule, außer dem für den Ortsteil Zschöllau untergebracht waren, wurden
sie bei den späteren Wahlen in den
verschiedenen Stimmbezirken eingerichtet.
1947
Im Jahr 1947 haben folgende
Personen das Amt eines Gemeinde-Vertreters inne:
SED Ferl, Arno, Schuhmacher
Gasch, Johanna, Hausfrau Gründig, Emil, Angestellter Hanff, Elsa,
Lehrerin Hahnemann, Paul, Arbeiter Henschel, Georg, Schuhmacher
Jentzsch, Paul, Maurer Piehler Hildegard, Geschäftsfrau Ruff, Max,
Geschirrführer Seidelmann, Lotte, Jugendleiterin Seifert, Alfred,
Steueramtmann Steinel, Walter, Polizeibeamter Stein, Elsa,
Strickerin Dr. Stümer, Erhard, Arzt Uhlmann, Gerhart, Angestellter
LDP Einöder, Walter, Angestellter Gehlhaar, Hugo, Baumeister
Hagelstein, Max, Elektromeister Hauschild, Karl, Elektromeister
Hofmann, Kurt Höppner, Arno, Fabrikant Klingberg, Willi,
Angestellter (Umsiedler) v. Klöckler, Gertrud, Hausfrau Knape,
Ernst, Kaufmann Minde, Elisabeth, Gärtnerin Rost, Richard,
Obermusiklehrer Thomas, Emil, Justizinspektor
CDU
Dr. Kunze, Bruno, Oberstudiendirektor Päßler Kurt, Zahntechniker
Strohschneider, Johanna
Dem Gemeinderat gehörten zu Beginn des
Jahres 1947 folgende Personen an: Schröter, Max, Bürgermeister
Klose, Bruno, besoldeter Stadtrat, 1. stellv, Bürgermeister Spiegel,
Karl, besoldeter Stadtrat, 2. stellv.
Bürgermeister Tesch, Arthur, Bildhauer, unbesoldeter Stadtrat
Badstübner Johanna, Angestellte, unbesoldete Stadträtin Bennewitz,
Martin, Krankenk.-Angest.,unbesoldeter Stadtrat Höppner, Arno,
Fabrikant, unbesoldeter Stadtrat Gehlhaar, Hugo, Baumeister{,
unbesoldeter Stadtrat Päßler, Kurt, Zahntechniker, unbesoldeter
Stadtrat
Am 18, Februar 1947 legt Bürgermeister Max Schröter auf Veranlassung der
SED sein Amt als Bürgermeister nieder. Bis zur Wahl des Amtsnachfolgers
führt der 1. Stellvertreter des Bürgermeisters Stadtrat Klose die
Amtsgeschäfte.
Als besondere Vorkommnisse sind zu melden: De
Diensträume des Rathauses konnten, wie auch die Räume mancher Behörden
im Februar, März und April 1947 nicht geheizt werden, wodurch die
Angestellten gezwungen waren in ihren Wintermänteln zu arbeiten, um sich
einigermaßen vor der Kälte zu schützen.
Am 13, März 1947
plötzlich einsetzendes Tauwetter und Regen hatte das Austreten der
Döllnutz aus ihren Ufern zur Folge. Das Hochwasser erreicht am 14, März
1947 seinen Höchststand, der aber nur noch nach der am Grundstücke
Breite Straße 48 angebrachten Wasserstandsmarke am 5.7.1854 erreicht
worden war. Also seit 93 Jahren noch nie wieder. Es wurden aber auch
Straßen, wie z.B. die Brauhausgasse, der Brühl, An der Döllnitz,
Schmorlstraße vom Hochwasser heimgesucht, die sonst immer davon
verschont waren. Die Bewohner der hier betroffenen Grundstücke wurden
unvorbereitet von der Wasserflut überrascht und war dadurch der von
ihnen erlittene Schaden besonders empfindlich. Straßen, die immer in
Mitleidenschaft kommen, waren auf das Eintreffen des Hochwassers
vorbereitet und hatten entsprechende Vorkehrungen getroffen.
Die Feldbestellungen konnten durch den langanhaltenden Frost nicht im
Monat April in Angriff genommen werden, Eingemietete Kartoffelvorräte
sind zum Teil verloren, sodass es zum Teil an Saatgut mangelt.
Von Anfang Februar bis 8. April 1947 musste die Gaslieferung an die
Haushaltungen infolge Ausbleibens der Kohlezufuhr eingestellt werden, es
wurde lediglich für kurze Zeit noch Gas für die Bäckereien abgegeben.
Vom 8.4.1947 ab wurde die Gasabgabe auf eine Stunde von 18 bis 19 Uhr an
4 Tagen der Woche und später an allen Tagen beschränkt. #b3nfalls
durch den Kohlemangel bedingt mussten für die Abgabe elektrischen Stroms
besondere Sperrtage eingeführt werden., anfänglich nur donnerstags,
später auch auf die Freitage und Sonnabende ausgedehnt. Der
Kohlemangel zwang auch einzelne Bäckereien stillzulegen und ihren
Bäckereibedarf in größeren Bäckereien herzustellen.
In der 5. öffentlichen Stadtverordnetensitzung am 29; April 1947 im
Sitzungsaal des Rathauses wurde auf Vorschlag des Herrn Ruff (SED), Herr
Hermann Lehmann aus Dahlen als Bürgermeister der Stadt Oschatz gewählt.
Die Wahl erfolgte einstimmig. Anschließend fand die Verpflichtung des
Herrn Lehmann durch den Stadtverordnetenvorsteher statt. Herr Lehmann
dankte für das ihm entgegengebrachte Vertrauen und verpflichtete sich,
jederzeit um das Wohl der Stadt Oschatz und ihrer Einwohner besorgt zu
sein, Am 30. April 1947 stellte sich der neue Bürgermeister, Herr
Lehmann, den Arbeitern und Angestellten des Rathauses vor. In einer
kurzen Ansprache erklärte der Herr Bürgermeister, dass er stets ein
gerechter Vorgesetzter sein werde, aber auch von jedem Arbeiter und
Angestellten Unterstützung, treue Mitarbeit und vollste Pflichterfüllung
erwarte.
Frau Johanna Badstübner legte an 30.02.1948 ihr Mandat als
Stadträtin nieder.
Als Ersatz für Frau Badstübner wurde in der 11.
öffentlichen Stadtverordnetensitzung vom 20.02.1948 Fräulein Charlotte
Seidelmann als Ratsmitglied einstimmig gewählt und verpflichtet,
Für
die Gemeindevertretung wird als Ersatz für Fräulein Charlotte Seidelmann
seitens der SED-Fraktion Frau Elsa Pinkert, Oschatz, einstimmig gewählt.
Weitere Bürgermeister von
Oschatz nach 1945
Genosse Hermann Lehmann Genosse Kurt Lehmann Genosse Paul Michaels Genosse Willy Kuhn Genosse Kurt Hetschick Genosse Wolfgang Lehmann Genosse Günter Hetmank |
29.04.1947 - 09.06.1953 - 28.05.1954 - 29.04.1955 - 01.10.1961 - 1974 - 1982 - |
08.06.1953 22.05.1954 07;03;1955 30.09.1961 1974 1982 |
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