Oschatz-damals.de > Geschichte(n) > Die Kleinforster und ihre Geschichte



 

Das Siedlerfest


Mit dem Beginn des genossenschaftlichen Wohnungsbaus in den 20er Jahren entstand in Kleinforst auch ein enger Zusammenhalt, besonders unter den neuen Siedlern. Es gab viele Gemeinsamkeiten, man hatte die gleichen Ziele und auch die gleichen Sorgen. Der Gedanke, auch einmal zusammen zu feiern, lag da gar nicht so weit weg. So startete der Siedlerverein eine Veranstaltung, die sich jährlich wiederholte und an die sich viele Kleinforster noch heute gern erinnern.
Die Veranstaltung begann jedes Jahr mit einem Umzug durch die Siedlung. Man traf sich in Kleinforst vor der Gaststätte zur „Goldenen Höhe“. Hier bot sich erst einmal die Gelegenheit für einen ersten Umtrunk zur Stärkung für den langen Marsch. Mit der Musikkapelle voran ging es dann durch die festlich geschmückten Straßen. Viel Auswahl hatte man da in Kleinforst nicht, aber zuletzt ging es immer die heutige Paul-Schuster-Straße herunter in Richtung Altoschatz. Ziel war dort der Sportplatz, wo die Organisatoren bereits alles bestens vorbereitet hatten. Kletterstangen für die Kinder, eine Freilichtbühne für die kulturellen und sportlichen Darbietungen, Tische und Bänke für die Zuschauer und Verkaufsstände mit dem Angebot an Speisen und Getränken. Besonders begehrt waren die Fischbrötchen und bei den Kindern natürlich die rote Fassbrause. Ein Paar Würstchen gab es gratis noch dazu! Wenn dann Wittich´s Gerhard als Brezelmann verkleidet auftauchte, waren die Kinder nicht mehr zu halten. Jeder versuchte jetzt eine der angenähten Brezeln vom Mantel abzureißen, aber immer wieder konnte der Brezelmann vor den Kindern ausreißen. Das war eine Jagd!
Die mutigsten Jungen zeigten ihre Kletterkünste an den hohen Fichtenstangen. Ganz ungefährlich war das nicht, aber seine Stärke und Geschicklichkeit vor heimischem Publikum zeigen zu dürfen, spornte natürlich unheimlich an. Am besten ging die Kletterei natürlich „barbs“. Ganz oben angekommen, konnten sich die Kletterkünstler dann ein paar Würstchen oder eine andere Belohnung abreißen.
Auf der Freilichtbühne wurde ein abwechslungsreiches Programm geboten. Die Schulkinder zeigten ein kleines Theaterstück, das der Altoschatzer Kantor mit ihnen einstudiert hatte. Manchmal war es aber auch der Turnverein, der im Anschluss an die turnerischen Darbietungen Theater spielte. Auch die Kunstradfahrer zeigten ihr sportliches Können und der Altoschatzer Volkschor sorgte für eine stimmungsvolle musikalische Unterhaltung.
Zum Siedlerfest war also richtig was los, vor allem war es eine Veranstaltung für die ganze Familie. Mit der Machtübernahme der Nazis war das Siedlerfest in dieser Form nicht mehr erwünscht. Es wurde aber weiterhin bis etwa 1935 veranstaltet, schon aus Opposition heraus. Denn so einfach ließen sich die Siedler vom „roten Forst“ nichts verbieten und von den Nazis gleich gar nicht!



Die Pflegekinder


Die Kleinforster Geschichte hat einige Besonderheiten aufzuweisen, die es in anderen Gemeinden nicht gab. Dazu gehören die Pflegekinder, die in den 30er Jahren hier aufgenommen wurden. Wie das eigentlich zustande kam, ist heute nicht mehr genau nachzuvollziehen. Eine große Rolle scheint bei der Vermittlung der Kinder Herr Hartung aus Schweta gespielt zu haben, er war dort Kantor und Schulleiter an der dortigen Schule. Er stand sowohl mit dem Jugend- und Wohlfahrtsamt Chemnitz in Verbindung, als auch mit den Kleinforster Familien, die bereit waren, ein Kind aufzunehmen. Bevor er nach Schweta ging, arbeitete er als Erzieher und Lehrer im Kinderheim Strehla. Auch seine Frau scheint ihn bei seiner Arbeit um die Pflegekinder sehr unterstützt zu haben.
Für die Pflege und Erziehung eines Kindes bekamen die Pflegeeltern im Monat 20 bis 25 Reichsmark, das war viel Geld für die damalige Zeit. Und genau das konnten die Kleinforster auch dringend gebrauchen. Viele von ihnen hatten sich ein neues Siedlungshaus gebaut und mussten jetzt die Kredite zurückzahlen. Der Stundenlohn eines Maurers lag damals bei 60 bis 70 Pfennigen und das war nicht viel. Das Schlimmste in dieser Zeit war aber die große Arbeitslosigkeit.
Und trotzdem wird das Geld nicht der alleinige Grund dafür gewesen sein, ein Pflegekind anzunehmen. Auch der Gedanke, einfach nur helfen zu müssen, wird bei mancher Entscheidung eine große Rolle gespielt haben. Gerade hier in dieser Arbeitersiedlung war Solidarität und Hilfsbereitschaft selbstverständlich. Hier wusste man aus eigener Erfahrung, was Armut bedeutet. So werden sich viele Familien gesagt haben: Wo schon 2 oder 3 Kinder satt werden, wird es auch noch für ein Pflegekind reichen.
Die Kleinforster Siedlung war ja auch geradezu ideal geeignet für die Aufnahme solcher Kinder. Überwiegend waren die Häuser neu erbaut und boten damit eine gute Unterbringung. Auch die abgeschlossene Lage der Siedlung, die gute Landluft und die ganze Umgebung waren sehr gute Voraussetzungen. Zur Schule nach Altoschatz war es auch nicht weit und unter den vielen Kleinforster Kindern fanden die Pflegekinder immer einen passenden Spielkameraden. Günstig war auch, dass die Pflegeltern alle einen Garten, ein Stück Feld und Haustiere hatten. Dadurch lernten die Kinder sehr schnell, Aufgaben und Pflichten zu übernehmen. Das waren alles Dinge, die sich auf die Charakterbildung der Kinder nur vorteilhaft auswirken konnte.
Es war nicht ganz einfach, die Namen der ehemaligen Kleinforster Pflegekinder zusammenzutragen. Sie sind heute in alle Winde verstreut, viele von ihnen sind bereits verstorben. So blieb nur eins, die älteren Kleinforster zu befragen. Dabei kam ein erstaunliches Ergebnis zustande: Die Namen von 34 Pflegekindern und die Namen der dazugehörigen Pflegeeltern konnten noch ermittelt werden!
Über die Pflegekinder selbst etwas zu schreiben, ist sehr schwierig. Jedes Kind hatte vor der Aufnahme in Kleinforst sein eigenes Schicksal und auch die Bedingungen bei den Pflegeeltern waren sehr unterschiedlich. Freundlicherweise haben sich Herr Hasso Höber und Herr Dr. Günter Berthold bereit erklärt, einige Angaben zu ihrer Kindheit in Kleinforst zu machen. Sie waren Pflegekinder bei den Familien Gustav Riedel und Christian Keßner.
Die Pflegekinder kamen in ganz unterschiedlichem Alter nach Kleinforst. Einige von ihnen waren nicht viel älter als ein Jahr. Ein solcher Fall war z. B. Hasso Höber, der 1934 von Chemnitz nach Kleinforst kam. Günter Schneider wurde sogar bei seinen späteren Pflegeeltern im Haus geboren. Seine Mutter wohnte bei Ziegers zur Miete und war noch ledig. Sie hatte durch ihre Arbeit keine Möglichkeit, das Kind selbst zu versorgen. Ein typisches Beispiel für die vielen Mütter, die aus dieser Notlage heraus ihr Kind abgeben mussten. Oft hatten sie keine eigene Wohnung und waren allein dadurch nach dem Gesetz nicht erziehungsberechtigt. Die gesetzliche Vormundschaft wurde dann dem Jugend- und Wohlfahrtsamt übertragen und dieses brachte das Kind bei Pflegeeltern oder in Heimen unter. Damit war der Kindesmutter in vielerlei Hinsicht geholfen, vor allem wenn der Kindesvater der Unterhaltszahlung nicht nachkam. Aber leicht wird es keiner Mutter gefallen sein, ihr Kind abzugeben.
Andere Pflegekinder waren schon älter, als sie nach Kleinforst kamen. Für sie war die „Übersiedlung“ eine Reise in eine neue unbekannte Welt. Herr Dr. Berthold erinnert sich:

„Als Zehnjähriger kam ich im November 1937 nach Kleinforst. Eine Frau Hartung, Ehefrau des Schulleiters aus Schweta, holte mich bei der vorherigen Pflegefamilie in Chemnitz ab und brachte mich per Zug nach Kleinforst. Die Übergabe war insofern etwas kurios, da die Pflegeeltern beide auf Arbeit waren und ich deshalb bei einer Mitbewohnerin des Hauses, Frau Arnold, im Treppenhaus abgegeben wurde.“

Da saß er nun im Treppenhaus mit der Einweisung des Jugend- und Wohlfahrtsamtes Chemnitz in der Tasche und wartete. Was muss damals in diesem Jungen vorgegangen sein? Schon vorher war er bei 3 Pflegefamilien „zu Hause“ und musste nun schon wieder woanders untergebracht werden. Es sollte sich aber diesmal alles zum Guten wenden:

„Es bestand ein recht gutes Verhältnis zu meinen neuen Pflegeeltern. Im Haushalt lebte ein gleichaltriger Sohn und es gab in der Behandlung keinerlei Unterschiede. Ich nannte meine Pflegeeltern „Onkel“ und „Tante“. Erst später, als ich bereits offiziell den Haushalt verlassen hatte, sagte ich zu Keßners „Mutter“ und „Vater“. Ich schlief mit den Kindern von Keßners in einem Zimmer und hatte mein eigenes Bett. In der Hauswirtschaft musste ich nicht mehr und nicht weniger als die eigenen Kinder meiner Pflegeeltern mithelfen. Im übrigen war es damals üblich, dass ganze Schulklassen bei Saisonarbeiten in der Landwirtschaft helfen mussten, z.B. beim Rüben verziehen, Steine lesen, Getreidepuppen aufstellen und Kartoffeln lesen. Ab Juni 1941, ich war damals noch nicht ganz 14 Jahren alt, besaß ich eine Arbeitskarte vom Gewerbeaufsichtsamt Döbeln, die mir die Tätigkeit als Laufbursche in der Oschatzer Drogerie Leonhardi gestattete. Ich durfte dort an Schultagen von 15 bis 17 Uhr und in den Schulferien von 15 bis 18 Uhr arbeiten. In der Genehmigung wurde aber ausdrücklich vermerkt, dass diese Beschäftigung die Teilnahme am HJ-Dienst nicht beeinträchtigen durfte.“

Auch Herr Hasso Höber hatte es bei der Familie Riedel sehr gut getroffen. Hier auch seine Erinnerungen:

„Aus Gesprächen weiß ich, dass ich 1934 im Alter von 1 ¾ Jahren nach Kleinforst kam. Ich wurde wie ein eigenes Kind behandelt, ich kann wirklich nur Gutes berichten. Meine Pflegeeltern waren Gustav und Hedwig Riedel, sie waren damals schon an die 60 Jahre alt, ich habe sie mit „Vater“ und „Mutter“ angesprochen. Gustav Riedel verstarb bereits 1938, seine Frau im Jahre 1948. Danach blieb ich bei der Familie des Sohnes Walter Riedel und seiner Ehefrau Linda, die im gleichen Haus wohnten.
Die Wohnverhältnisse waren sehr beengt, bis zum 14. Lebensjahr schlief ich im Schlafzimmer der Pflegemutter. Später hatte ich eine kleine Dachkammer.
Die Mithilfe im Haushalt hielt sich wirklich in Grenzen. Mit meiner Pflegemutter ging ich in den Kriegsjahren viel in den Wald, um Beeren und Pilze zu sammeln. Hinter unserem Garten war ein alter Steinbruch, dort haben wir Kinder gebadet und geangelt - es war wirklich schön.
Natürlich mussten wir besonders in den Nachkriegsjahren alle mit anfassen, um durch Garten- und Feldarbeit zusätzlich etwas zu ernten. Das habe ich aber nicht als Last empfunden.“
Auch die meisten anderen Pflegekinder hatten es in Kleinforst gut getroffen. Sie waren richtig in den Familien integriert und man kannte sie auch nur noch unter dem Familiennamen der Pflegeeltern. Wie sollte man sonst mit den vielen Namen zurechtkommen.

Nur eine Pflegefamilie ist bekannt, wo es die Kinder nicht ganz so gut hatten. Sie mussten dort vor allem sehr viel arbeiten. Dabei waren die Bedingungen zur Aufnahme eines Pflegekindes zwischen dem Jugend- und Wohlfahrtsamt Chemnitz und den Pflegeeltern genauestens geregelt. Nachfolgend die wichtigsten Passagen daraus:

„Von den Pflegeeltern wird erwartet, dass sie ihr Pflegekind wie ihr eigenes Kind behandeln, und dass sie insbesondere größte Sorgfalt auf die Ernährung, Bekleidung, Erziehung, Beaufsichtigung, Gesundheits- und Krankenpflege verwenden.
Alkohol darf dem Kinde in keiner Form gegeben werden! Das Pflegekind muß ein Bett für sich allein haben. Die Anfertigung der Schularbeiten ist zu überwachen. Das Pflegekind darf nicht anderen zur Arbeitsleistung überlassen werden. Vor Beginn des Vormittagsschulunterrichts darf es überhaupt zu keiner regelmäßigen Beschäftigung herangezogen werden. Zu hauswirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Arbeiten in der Familie der Pflegeeltern darf das Pflegekind nur, soweit es den kindlichen Kräften nach Alter und Geschlecht angemessen ist und die Anforderungen der Schule nicht beeinträchtigt, herangezogen werden. Gewerbliche Kinderarbeit ist verboten.
Das mit den Eltern vereinbarte Pflegegeld wird in der Regel alle Monate überwiesen. Seine Höhe richtet sich nach den jeweiligen Verhältnissen. Bekleidung, Wäsche und Schuhwerk haben die Pflegeeltern in Stand zu halten und laufend zu ergänzen. Mit der Schulentlassung hört die Zahlung des Pflegegeldes auf.
Über die Wahl eines Berufes oder Arbeitsstelle haben sich die Pflegeeltern rechtzeitig vor der Schulentlassung mit dem Jugend- und Wohlfahrtsamt in Verbindung zu setzen.
Von jeder Erkrankung ist dem Jugend- und Wohlfahrtsamt Chemnitz sofort Mitteilung zu geben. Die Kosten des Arztes und etwaige Medikamente übernimmt das Jugendamt zu Krankenkassensätzen.
Das Pflegeverhältnis kann sowohl von den Pflegeeltern als auch vom Jugend- und Wohlfahrtsamt aufgekündigt werden. Im besonderen Falle kann die Wegnahme des Kindes sofort erfolgen.
Die Rechte der leiblichen Mutter (Eltern) des Kindes bleiben durch die Pflegeverhältnisse unberührt. Die Mutter ist aber verpflichtet, in allen Fragen sich zunächst an das Jugend- und Wohlfahrtsamt Chemnitz zu wenden, insbesondere ist sie nicht berechtigt, das Kind ohne weiteres aus der Pflegestelle wegzunehmen.“
Zu ergänzen wäre noch, dass das Jugend- und Wohlfahrtsamt Chemnitz auch die Kosten für größere Kleidungsstücke, wie Anzug, Mantel oder Lederschuhe, übernahm.

Mit der Schulentlassung war normalerweise das Pflegeverhältnis beendet. Die Kinder sollten nun selbständig werden und einen Beruf erlernen. Herr Dr. Berthold beschreibt seinen weiteren Lebensweg so:
„Nach Abschluss der Volksschule wurde ich vom Arbeitsamt in eine Lehrstelle mit Kost und Logis bei einem Schmiedemeister in Stauchitz eingewiesen. Damit war meine Kleinforster Zeit erst einmal beendet. Von Stauchitz aus fanden aber regelmäßige Wochenendbesuche bei Keßners statt, auch die Verbindung zu Schulfreunden blieb bestehen.
Meine Verbundenheit mit meinen Pflegeeltern zeigte sich auch darin, dass ich nach dem Krieg nicht nach Chemnitz, sondern nach Kleinforst zurückkehrte, wo ich auch noch einige Zeit bei Keßners wohnte. Ich arbeitete erst einmal ein halbes Jahr bei einem Schmiedemeister in Oschatz, wurde dann Neulehrer und kam über die Grundschule Ablaß und die EOS Oschatz zur Universität Leipzig.“
Die Verbundenheit zu den Pflegeeltern bestätigt auch die Ehefrau von Herrn Dr. Berthold. Sie machte zum Bericht ihres Mannes noch folgende Ergänzung: „Mein Verlobter fuhr mehrfach mit mir zu Keßners, meine richtige Schwiegermutter dagegen lernte ich erst nach der Hochzeit kennen.“

Herr Hasso Höber hatte 1947 die Volksschule abgeschlossen. Danach war es für ihn außerordentlich schwierig, eine Lehrstelle zu finden.
„Auf keinen Fall wollte ich in die Landwirtschaft, mein Traumberuf war damals Elektriker. Dieser Wunsch erfüllte sich aber leider nicht. Ich hatte insofern Glück, dass im Jahr 1947 eine Lehrwerkstatt „Werk der Jugend“ auf dem Gelände der Berufsschule Oschatz gegründet wurde. Dort bekam ich eine Lehrstelle als Werkzeugschlosser. Diese Lehrwerkstatt wurde 1948 von der Oschatzer Waagenfabrik übernommen, wo ich 1950 meine Lehre abschloss. Danach folgte ein Ingenieurstudium für Maschinenbau in Leipzig und ein Hochschul-Fernstudium an der TH/TU Dresden. Von 1954 bis 1996 arbeitete ich im Gießereimaschinenbau Schmiedeberg, zuletzt als Chefkonstrukteur.“

Das Pflegekind Dieter Hainsch wurde 1938 in Chemnitz geboren und wurde schon kurz danach abgegeben. So kam er als Kleinkind zu einer Familie in Kleinforst, die ihn aber wegen seiner roten Haare und seiner Sommersprossen nicht behalten wollten. Sie organisierten einen Wechsel zur Familie Max Weber, denen es egal war, ob der Dieter rote Haare hatte oder nicht. Bei ihnen fand er ein sehr gutes Zuhause. Max Weber wurde schon kurz danach zum Wehrdienst eingezogen und starb schon wenige Jahre nach Kriegsende. So kümmerte sich hauptsächlich Frieda Weber um die Erziehung des Jungen. Kurios war auch bei Dieter Hainsch, dass er bis zum Beginn seiner Lehre Dieter Weber hieß. Erst dann musste er seinen richtigen Namen wieder annehmen. Nach der Lehre bei Sattler Schneider in Oschatz meldete er sich zur Volksmarine. Danach übernahm er die HO- Gaststätte „Roter Ochse“ in Wermsdorf und arbeite später bei der Binnenfischerei. Zu seiner Pflegemutter und seinen Stiefgeschwistern hat er den Kontakt nie verloren. Frieda Weber starb 1981 in Alter von 80 Jahren.


Nachfolgend nun die Namen der Pflegefamilien und der dazugehörigen Pflegekinder.

Pflegeeltern

Fam. Georg Zschorno
Kleinforst Nr.27 (P.-Schuster-Str.62)

Fam. Kurt Katzschke
Kleinforst Nr.20 (Forststraße 17)

Fam. Oswald Täschner
Kleinforst Nr.27b (P.-Schuster-Str.60)

Fam. Kurt Schönfeld
Kleinforst Nr.27d (P.-Schuster-Str.56)

Fam. Christian Keßner
Kleinforst Nr.28 (P.-Schuster-Str.46)

Fam. Hermann Keßner
Kleinforst Nr.29 (P.-Schuster-Str.44)

Fam. Franz Pötzsch
Kleinforst Nr.32 (P.-Schuster-Str.42)

Fam. Kurt Kempe
Kleinforst Nr.32 (P.-Schuster-Str.42)


Fam. Richard Zieger
Kleinforst Nr.36 (P.-Schuster-Str.38)


Fam. Wilhelm Taube
Kleinforst Nr.38 (P.-Schuster-Str.34)


Fam. Max Döring
Kleinforst Nr.46 (P.-Schuster-Str.26)

Fam. Paul Gast
Kleinforst Nr.47 (P.-Schuster-Str.24)

Fam. Gustav Riedel
Kleinforst Nr.49 (P.-Schuster-Str.20)

Fam. Otto Küttner 
Kleinforst Nr.82 (P.-Schuster-Str.12)



Fam. Paul Pötzsch
Kleinforst Nr.52 (Querstraße 2)

Richard Rietzschel
Kleinforst Nr.60 (Querstraße 9)

Fam. Max Weber
Kleinforst Nr.61b (P.-Schuster-Str.10)

Fam. Max Wohllebe
Kleinforst Nr.25b (Querstraße 12)

Alma Tischer
Kleinforst Nr.8 (Querstraße 19)

Fam. Otto Mecus
Kleinforst Nr.26e (Forststraße 30)

Fam. Martin Krause
Kleinforst Nr.26c (Forststraße 26)

Fam. Paul Krause
Kleinforst Nr.26o (P.-Schuster-Str.21)

Fam. Oswald Dittrich
Kleinforst Nr.2 (An der Aue 28)

Helene Heide
(Tochter der Fam. Frömsdorf)
Kleinforst Nr.25 (Forststraße 7)

Fam. Paul Richter
Kleinforst Nr.26h (Forststraße 36)

Fam. Karl Gens
Kleinforst Nr.30 (P-Schuster-Str.19)

Fam. Max Türpe
Kleinforst Nr.46 (P.-Schuster-Str.26)





Fam. Fritz März
Kleinforst Nr.81 (P-Schuster-Str.14
Pflegekind

Heinz Johnke
war später in Oschatz selbst. Sattlermeister

Rudi Schubert


Ottfried (Adde) Behrens


Jürgen Schulze (geb. am 08.03.1941)
Pflegemutter war Lotte Schönfeld, *1908

Hans Günter Berthold


Hans Uhlemann
(ca. 1927 geb.)

Elfriede Thieme
Sie wurde ca. 1929 geb. und kam mit etwa 1 ½ Jahren zu ihren Pflegeeltern

Gottfried Möbius
(Spitzname: Kempe Meppel)
und Rolf Buschbeck

Günter (Mecke) Schneider
er wurde am 17.06.1932 im Haus der Familie Zieger geboren, seine
Mutter wohnte dort vorübergehend zur Untermiete

Rolf Günther
er war später Matrose und lebt heute in den USA
und Gerhard (Buddel) Leigsring

Rüdi Lassek
und Hans Sommerfeld

1 Mädchen mit dem Vornamen Liselotte


Hasso Höber
und Klaus Vetter

Dieter Fendel (lernte später Maurer)
Karl-Heinz Goram (ging später zur NVA)
Ein Junge mit Namen Finsterbusch und
Werner Hempel (1928 geb.,lernte Bäcker)

Heinz Becker


Helga Tessers


Dieter Hainsch


Margot Unger (später verheiratete John)


Hans Altermann
er stammte aus Kreischa

ein Mädchen Brigitte
und Heinz Henlein

Günter Breuer


Gerhard Voß


Hans Eulitz


ein Junge



Erich Langklotz


Rudolf Lerche (geb. ca. 1928)


einen Jungen mit Vornamen Herbert.
Türpens wohnten bis etwa 1936 in
Kleinforst zur Miete bei Dörings.
Evtl. hatten sie den Jungen sogar adoptiert,
denn er ist nur unter dem Namen Herbert
Türpe bekannt.

Heinz Lieberwirth




Das erste Radio

Das erste Radio in der Siedlung hatte Heinrich Wagner, der Schwiegersohn von Frömsdorfs. Er wohnte im Siedlungshaus Nr.26K (Forststraße 40), das er sich 1926 gebaut hatte, um mit seiner Familie aus den beengten Verhältnissen des Frömsdorfschen Hauses herauszukommen. Sein neues Grundstück wurde zu einem richtigen kleinen Paradies, denn er war ein großer Naturfreund. Eine weitere große Leidenschaft von ihm war das Basteln. Da er sich mit Elektrotechnik bestens auskannte, interessierte er sich natürlich auch für den Bau von Rundfunkempfängern. In Deutschland war im Oktober 1923 der erste Hörrundfunksender in Berlin in Betrieb gegangen und kurz danach entstand im März 1924 der zweite Sender in Leipzig. Kein Wunder, dass etwa gegen 1929 Heinrich Wagner seinen ersten funktionsfähigen Detektorempfänger zusammengebastelt hatte. Seine Tochter Irmgard Nollau kann sich noch heute ganz gut an das Gerät mit dem Kopfhörer erinnern. Solche Empfänger bestanden nur aus einem halben Dutzend Bauelementen, benötigten keinen Strom und arbeiteten ohne Verstärker. Deshalb war eine leistungsfähige Außenantenne das A und O des ganzen Empfangs. Nur in unmittelbarer Sendernähe genügten Behelfsantennen, bei deren Ausführungen der Phantasie keine Grenzen gesetzt waren. Sogar Metall-Bettrahmen wurden als Antenne gern eingesetzt. Wer weiter weg wohnte, musste sich schon eine Hochantenne aufbauen. Wegen der geringen Empfangsleistung konnte man die Rundfunksendungen vorerst nur mit einem Kopfhörer empfangen. Die Geräusche, die dann ankamen, müssen schon recht seltsam gewesen sein, aber damals war das schon ein riesiges Erlebnis. Deshalb war bei Wagners manchmal die halbe Nachbarschaft da, wenn wieder einmal etwas Interessantes gesendet wurde. Dann wollte auch jeder einmal selbst den Kopfhörer aufsetzen, um den Empfang mitzuerleben.
Ende der 20er Jahre wurde der Kristalldetektor durch Röhren ersetzt und diese verstärkten nun auch die Eingangssignale soweit, dass man die Sendungen mit einem Lautsprecher empfangen konnte. Auch die Preise für die Geräte wurden mit der Zeit immer erschwinglicher. So kostete kurz vor dem 2. Weltkrieg ein Klein-Empfänger nur noch 38 RM. Der Siegeszug des Radios begann und das auch in Kleinforst!

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