Die Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkrieges
Es war nicht einfach, die Namen der Kleinforster zu ermitteln, die als Soldat im
2. Weltkrieg gefallen oder verstorben sind, als vermisst gelten oder
später in der Gefangenschaft umkamen. Ihre Namen wurden in der
Heimat auf keinem Denkmal vermerkt, deshalb möchten wir ihrer an
dieser Stelle gedenken. Im Kirchenbuch
von Altoschatz sind 9 Namen von Soldaten eingetragen, die zwischen
August 1941 und Juli 1943 im Krieg geblieben sind. Es waren
vielleicht auch diejenigen, für die man in den Kriegsjahren in der
Altoschatzer Kirche einen Kranz an der Brüstung der Empore aufhing.
Die restlichen Namen ermittelte mühsam Dr. Hans Koch durch Befragen
der Kleinforster Einwohner. Die Liste der Opfer wurde erschreckend
lang. Ihre Gräber liegen irgendwo in einem fernen Land, von einigen
wissen wir aber, dass diese noch heute vom Volksbund Deutsche
Kriegsgräberfürsorge gepflegt werden.
Alber, Horst
Barth, Alfred
Barth, Robert
Barth, Kurt
Gast, Walter
Grünert, Gustav Max
Hein,Karl Helmut
Hein, Martin
Hertel, Kurt
Hornauer, Arno
Hornauer, Paul
Kempe, Rudolf
Keßner, Hans
Krause, Paul
Kretzschmar, P. Herb.
Kühne, Max Alfred
Küttner, Gerhard
März, Hermann
Michel, Arno
Pötzsch, Bruno
Pötzsch, Herbert
Quitzsch, Heinz
Quitzsch, Rolf
Richter, Erich (Sohn v. Hammer-R.) Richter, Fritz (Sohn v. Hammer-R.)
Richter, Max (Sohn v. Hammer-R.) Richter, Kurt
(Sohn v. Schweizer-R.) Rietzschel, Richard
Schilling, Erich
Schmidt, Josef
Schöne, Erich
Schüppel, Hans Willib.
Schuster, Paul
Semper, Kurt
Steiner, Heinz
Strelle, Gerhard
Striegler, Max
Striegler, Otto
Täschner, Heinz
Täschner, Rudolf
Thierschmann, Adolf
Thürmer, Heinz
Thürmer, Rudolf
Thürmer, Willy Erich
Tomaszynski, Fritz
Trocha, Erhard
Uhlmann, Hans (Pflegekind v. Keßner)
Uischner, Gerhard
Werschnik, Heinz
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Kleinforst Nr.45 (P.-Schuster-Str.5) * 10.03.1923, † 15.03.1945
Kleinforst Nr.42 (P.-Schuster-Str.30) * 29.12.1920, Todestag ist nicht bekannt
Kleinforst Nr.42 (P.-Schuster-Str.30) * Datum unbek., † in Russland, Datum unbekannt
Kleinforst Nr.12 (An der Aue 10) * 23.09.1923, † 23.01.1943 in Russland
Kleinforst Nr.47 (P.-Schuster-Str.24) * 22.09.1913, † 1943 an der Ostfront
Kleinforst Nr.17 (Forststr.25) * 28.06.1905, † 14.04.1945
Kleinforst Nr.58 (Querstraße5) * 31.07.1917, † 22.08.1944 bei Tsimmsee/Estland
Kleinforst Nr.58 (Querstraße 5) * 25.09.1920, † 07.08.1941 bei Dukowka/Rußland,er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Kirowograd/Ukraine
Kleinforst Nr.57 (Querstraße 8) * 07.07.1912, † 11.09.1943 in Charkow
Kleinforst Nr.19 (Forststr.19) * 27.10.1909, † Datum unbekannt)
Kleinforst Nr.19 (Forststr.19) * 26.05.1919, † 03.06.1945 in Deutschland er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Passau
Kleinforst Nr.32 (P.-Schuster-Str.42) * 23.12.1926, † 02.02.1945 in Deutschland er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Hemer
Kleinforst Nr.28 (P.-Schuster-Str.46) * 16.06.1921, † 11.08.1943 in Russland
Kleinforst Nr.26b (Forststr.24) * 09.06.1900, † 17.11.1942 in Russland, er ruht auf d. Kriegsgräberstätte in Rossoschka
Kleinforst Nr.2 (An der Aue 28) * 19.10.1913, † 02.10.1943
Kleinforst Nr.18 (Forststr.23) * 23.07.1910, † 07.09.1941 in Russland
Kleinforst Nr.82 (P.-Schuster-Str.12) Geburts- und Todestag sind nicht bekannt
Kleinforst Nr.81 (P.-Schuster-Str.14) * 27.04.1908, † 18.08.1942 bei Stalingrad
Kleinforst Nr.26g (Forststr.34) * 22.09.1918, † 25.02.1944 in Russland, er ruht auf d. Kriegsgräberstätte in Cesis/ Lettland
Kleinforst Nr.32 (P.-Schuster-Str.42) * 30.10.1912, † 11.01.1945 in Österreich, er ruht auf d. Kriegsgräberstätte in Allensteig
Kleinforst Nr.24 (Forststr.9) * 08.07.1911, verm. in Russland seit 01.01.1946
Kleinforst Nr.48 (P.-Schuster-Str.22) * 04.04.1919, vermisst in Russland
Kleinforst Nr.48 (P.-Schuster-Str.22) * 30.12.1925, vermisst in Russland
Kleinforst Nr.27e (P.-Schuster-Str.54) * 29.05.1912, † 08.08.1943
Kleinforst Nr.27e (P.-Schuster-Str.54) * 05.06.1922, † 18.11.1943 in Russland
Kleinforst Nr.27e (P.-Schuster-Str.54) * 21.09.1919, † 08.05.1945 in Kleinforst an den Kriegsfolgen
Kleinforst Nr. 26h (Forststr.36) * 06.11.1914, vermisst in Polen/Weichselbogen
Kleinforst Nr.60 (Querstraße 9) * 18.04.1908, vermisst in Russland
Kleinforst Nr.8 (Questr.19) * 11.04.1906, † 07.08.1944 in Italien, er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Pomezia/Italien
Kleinforst Nr.26 (Forststr.22) * 02.02.1907, † 30.11.1941 in Russland
Kleinforst Nr.26j (Forststr.38) * 05.05.1917, † 08.03.1942 in Russland
Kleinforst Nr.30 (P.-Schuster-Str.19) * 30.11.1923, † 23.05.1944
Kleinforst Nr.27h ( P.-Schuster-Str.48) * 27.10.1898, † 14.09.1945 in Russland
Kleinforst Nr.26k (Forststr.40) * 08.01.1912, † 11.09.1943 in Russland
Kleinforst Nr.49 ( P.-Schuster-Str.20) * 19.12.1926, † 16.02.1945 a. d. Westfront, er ruht a. d. Kriegsgräberstätte in Sandweiler/ Luxemb.
Kleinforst Nr.21 (Forststr.15) * 24.04.1915, † 11.04.1945 in Slowenien, er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Celje/Slow.
Kleinforst Nr.43 (P.-Schuster-Str.28) * 21.04.1921, vermisst seit 23.12.42 in Russland
Kleinforst Nr.43 (P.-Schuster-Str.28) * 12.12.1925, vermisst seit 05.11.1943
Kleinforst Nr.27b (P.-Schuster-Str.60) * 04.02.1916, † 16.07.1944
Kleinforst Nr.27b (P.-Schuster-Str.60) * 07.01.1921, † 04.11.1941 in Russland
Kleinforst Nr.27c (P.-Schuster-Str.58) * 17.04.1921, † 06.07.1943 in Russland
Kleinforst Nr.39 (P.-Schuster-Str.32) Geburts- und Todestag sind nicht bekannt
Kleinforst Nr.39 (P.-Schuster-Str.32) Geburts- und Todestag sind nicht bekannt
Kleinforst Nr.39 (P.-Schuster-Str.32) * 26.12.1925, † August 1944
Kleinforst Nr.63 (Forststr.12) * 26.10.1924, † 24.02.1943 in Russland
Kleinforst Nr.69 (Querstraße 11) Geburts- und Todestag sind nicht bekannt
Kleinforst Nr.28 (P.-Schuster-Str.46) Geburts- und Todestag sind nicht bekannt
Kleinforst Nr.1 (An der Aue 30) * 1925, vermisst seit 23.08.44 in Rumänien
Kleinforst Nr.50 (P.-Schuster-Str.18) * 15.12.1923, † 03.02.1943 in Russland |
Durch den 2.
Weltkrieg verloren insgesamt 55 Millionen Menschen ihr Leben - als
Soldat, als Opfer des Luftkrieges, als Flüchtling, als Vertriebener
oder als Opfer der Gewaltherrschaft. Wie viele Menschen mit
körperlichen und seelischen Schäden nach dem Krieg weiterleben, ist
in keiner Statistik erfasst.
Das
Schicksal des jungen Soldaten Heinz Steiner
Heinz Steiner
wurde am 19. Dezember 1926 geboren. Er wuchs bei seinen Eltern in
Kleinforst auf, Steinerts wohnten im Haus der Familie Riedel in der
heutigen Paul-Schuster-Straße Nr.20. Nach Schulabschluss lernte Heinz Steiner
bei Kohlbach in Altoschatz den Beruf eines Schmiedes und schloss
seine Lehre im Jahre 1943 ab. Kurz danach wurde er 1944 als 17-jähriger zum
Wehrdienst eingezogen, zum Sanitäter ausgebildet und an die
Westfront verlegt. Am 16. Februar 1945 fiel Heinz Steiner, 2 Monate
nach seinem 18. Geburtstag! Während der
schweren Kämpfe im Winter und Frühjahr 1945 im luxemburgisch -
belgischen und luxemburgisch - deutschen Grenzgebiet wurden vom
amerikanischen Gräberdienst eigene und deutsche Gefallene aus der
Kampfzone geborgen und im rückwärtigen Heeresgebiet in zwei
provisorischen Gräberfeldern bestattet. Eines dieser Gräberfelder
lag bei Sandweiler in Luxemburg, auf dem auch die deutschen Soldaten
beerdigt wurden. Nach Abschluss der Arbeiten zählte dieser Friedhof
5.599 Gräber. Im Jahre 1952
wurde zwischen der luxemburgischen Regierung und der Regierung der
Bundesrepublik Deutschland ein Vertrag über die Pflege der
Soldatengräber abgeschlossen. Außer in
Sandweiler befanden sich nach dem Krieg in 150 anderen
luxemburgischen Gemeinden deutsche Soldatengräber mit insgesamt
5.286 Toten. Zumeist waren es Massengräber, über die nur
unvollkommene Aufzeichnungen vorlagen. Der Volksbund Deutsche
Kriegsgräberführsorge bettete diese Toten nach Sandweiler um, wo
genügend Gelände für eine Erweiterung und damit zur Anlage einer
endgültigen deutschen Kriegsgräberstätte vorhanden war. Bei den
Umbettungen wurden noch viele unbekannte Tote identifiziert. Heute
ruhen in Sandweiler 10.913 Tote. Im Jahre 1979 wurden die Holzkreuze
durch Natursteinkreuze ersetzt. Heinz Steiner
ruht auf der Kriegsgräberstätte in Sandweiler im Block K, sein Grab
trägt die Nummer 68.
Der Eigenheimbau nach 1945
Kaum war der
zweite Weltkrieg vorüber, ging in Kleinforst die Bautätigkeit wieder
los. Das war schon erstaunlich, wenn man die Umstände der damaligen
Zeit bedenkt. Diejenigen, die sich an solch ein Vorhaben
heranwagten, hatten damals nur ein Ziel: Die Verbesserung ihrer
Wohnverhältnisse. Als erster
Kleinforster reichte am 12. März 1946 Arno Kollatsch seine
Bauunterlagen beim Landrat ein. Er wohnte zu dieser Zeit sehr beengt
in der Gaststätte „Goldene Höhe“
und besaß ein Stück Bauland in der heutigen Paul-Schuster-Straße,
das er bereits 1943 für 1 RM / Quadratmeter erworben hatte. Damals
musste er auch noch die halbe Straßenbreite mit kaufen. Arno Kollatsch
hatte vor, ein Einfamilienhaus mit Nebengebäude zu errichten und gab
in seinem Bauantrag folgende Dringlichkeit an: „Ich habe
nur eine Wohnung bestehend aus 2 Räumen ohne Keller. Ich würde schon
zufrieden sein, wenn in diesem Jahr nur der Keller gebaut werden
könnte. Hierzu ist Material vorhanden.“ Der Landrat zu
Oschatz erteilte ihm daraufhin am 27. März 1946 die Baugenehmigung. Mit der
Bauausführung wurde die Firma Moritz Jesch Nachfolger bestimmt. Die
Firma Jesch war in Oschatz nicht unbekannt. Sie hatte den Oschatzer
Wasserturmes gebaut, der einen Tag nach Fertigstellung, am 13. April
1910, einstürzte! Nachdem das
Kellergeschoss von Arno Kollatsch so halbwegs fertiggestellt war,
musste der Bau wegen fehlender Baustoffzuweisungen wieder
eingestellt werden. Die Firma Jesch meldete am 19. Februar 1952 an
den Rat des Kreises Oschatz, dass das geplante Eigenheim erst einmal
als Kellerruine liegen bleiben muss. Das klang erst einmal nicht
gut, aber Arno Kollatsch machte aus dieser Not eine Tugend und
überbaute das Kellergeschoss mit einem Holzbau. Damit hatte er sich
einen Lagerplatz für Heu und landwirtschaftliche Erzeugnisse
geschaffen, den er auch dringend brauchte. Sein eigentliches Problem
war damit aber nicht gelöst. Er stellte deshalb im April 1954 erneut
einen Bauantrag an den Rat des Kreises und begründete diesen nun
etwas ausführlicher: „In den
Jahren 1945 - 46 begann ich mit dem Bau meines Einfamilienhauses.
Der Mangel an Baumaterial führte dazu, daß der angefangene Bau heute
als Ruine dasteht und durch Witterungseinflüsse leidet. Die
Beweggründe zum Bauen waren bereits damals die dürftigen
Wohnverhältnisse, in denen ich mit meiner Familie lebte. Noch heute
bewohne ich mit meiner Frau und 2 Kindern 2 Zimmer ohne Küche und
Keller. Damit ist mein Wohnverhältnis geradezu unerträglich. Längst
hätte ich Anspruch auf eine größere Wohnung gehabt, nur die Hoffnung
auf die Fortsetzung meines Hausbaues hielt mich davon zurück. Durch den
großzügigen Beschluß unserer Arbeiterregierung und unserer stolzen
Partei ist es nun möglich, das angefangene Werk zu vollenden. Ich
bitte daher um die Genehmigung zum Weiterbauen an meinem
Einfamilienhaus.“ In Ergänzung
dazu reichte der Baumeister Rudolf Görner den Bedarf an Baumaterial
ein. Danach wurden noch benötigt: 28.000 Mauersteine, 5.000
Dachziegel, 10 m2 Glas, 7 t Kalk, 1,8 t Zement und 16
Kubikmeter Holz. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 15.700 DM. Den Antrag an
den Rat des Kreises befürwortete auch der VEB Zuckerfabrik Oschatz.
Ohne ein solches Schreiben vom Arbeitgeber ging damals gar nichts. Wenn es dann noch richtig
formuliert wurde, war das schon der halbe Erfolg. In unserem Falle
sah das so aus: „Unser in
der Produktion beschäftigter und als Bestarbeiter ausgezeichneter
Arbeitskollege Arno Kollatsch beabsichtigt, unter Bezugnahme auf die
Verordnung vom 10. Dezember 1953 über die weitere Verbesserung der
Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter, ein Eigenheim für sich
und seine Familie zu bauen. Wir bitten Sie,
die erforderlichen Kredite nach der Verordnung über die Finanzierung
des Arbeiter- Wohnungsbaues vom 4. März 1954 § 5 zur Verfügung zu
stellen. Eigenleistungen
sind vorhanden bzw. werden erbracht.“ In der
anschließenden Auflistung der bereits vorhandenen Materialien wurde
sogar ein Abortbecken im Wert von 34 Mark mit aufgeführt! Nun
scheint nach Abgabe der Anträge im April 1954 alles sehr schnell
gegangen zu sein, denn im Dezember 1954 erfolgte bereits die
Rohbauabnahme und im Mai 1955 war das kleine Einfamilienhaus mit den
Außenmaßen von 8 x 8 m fertig. Im Erdgeschoss befanden sich 2 Zimmer
und die Küche und im ausgebauten Dachgeschoss 2 Kammern. Insgesamt
ergab das eine recht bescheidene Wohnfläche von 72 Quadratmetern,
das entsprach aber damals vollkommen den Normen. Erst der Sohn
Bernhard vergrößerte das Einfamilienhaus 1976/77 durch Um- und
Ausbau. Fast zur gleichen Zeit baute Anfang der 50er Jahre der
Kleinbauer Max Taube in der Parkstraße 22 ein typisches
Neubauernhaus. Es blieb das einzige in Kleinforst. Die
Bauausführung übernahm damals der Zschöllauer Baumeister Kurt
Jentzsch. Für das Fundament wurden Steine aus dem Altoschatzer
Steinbruch verwendet. Etwas Besonderes waren die Mauerziegel, sie
kamen überwiegend aus Leipzig und hatten schon eine bewegende
Geschichte hinter sich. Sie stammten aus den Trümmerbergen der
zerbombten Großstadt. Stück für Stück waren sie dort mit den Händen
geborgen und abgeputzt worden. Das war die harte Arbeit der
Trümmerfrauen! Mit der Bahn kamen die Steine nach Oschatz und über
die Kleinbahnstrecke bis zur Haltestelle Altoschatz/Rosenthal. Dort
wurden sie auf Pferdefuhrwerke umgeladen und gelangten dann endlich
auf die Baustelle von Max Taube. Was für eine Odyssee! Mit diesem
Material entstand das typische Neubauernhaus mit Stall und Scheune.
Nun hatte Max Taube auch eine richtige Unterkunft für seine 3
Milchkühe. Er setzte sie notgedrungen auch als Zugtiere ein und fuhr
mit ihnen bis nach Mannschatz. Das änderte sich erst, als er sich
später einen Ochsen zulegte. Der nächste
Eigenheimbauer war Max Reiche, der am 16. April 1955 den Antrag für
eine Baugenehmigung stellte und diese auch schon 3 Wochen später
erhielt. Er hatte vor, ein Eigenheim vom Typ BE 31 zu bauen, das war
einer der ersten Eigenheimtypen der DDR überhaupt. Es sollte 19.728
DM kosten und an der Ecke Forststraße/Paul-Schuster-Straße
entstehen. Nach der Baugenehmigung musste das Haus innerhalb eines
Jahres fertiggestellt sein. Diese Frist wurde in der Tat auch gerade
so geschafft, denn im März 1956 war das Haus fertig. Als Gehilfen
konnte Max Reiche die beiden Maurer Alfred Schöne und Lothar Weber
gewinnen. Es war eine enorme Leistung, das Eigenheim nach Feierabend
innerhalb dieser kurzen Zeit hochzuziehen. Alfred Schöne stammte aus
Kleinforst, Lothar Weber wohnte damals noch in Altoschatz. Erst ein
Jahr später baute er direkt neben Reiche sein eigenes Haus. Die
beiden hatten einen ganz und gar unterschiedlichen Arbeitsstil.
Während Alfred Schöne die Arbeit sehr genau nahm und dadurch
entsprechend langsamer arbeitete, musste bei Lothar Weber alles
schnell gehen. Alfred Schöne soll gesagt haben: „Das war das erste
und letzte Haus, was ich mit dem Weber zusammen gebaut habe.“ Durch An- und
Umbauten 1968 und 1983 wurde das Haus später vergrößert und die
Dachform verändert. Durch diese Baumaßnahmen hat sich das Aussehen
so verändert, dass man die ursprüngliche Form heute kaum noch
erkennen kann. Fast zur
gleichen Zeit baute gegenüber der Schlosser Bruno Schmidt sein
Eigenheim. Er war „Neusiedler“, wohnte in der Querstraße 11 und
besaß ein größeres Stück Garten-land am Ortsausgang von Kleinforst
in Richtung Altoschatz. Auf diesem wollte er nun sein Eigenheim
aufbauen und stellte dazu am 10. Juni 1955 den Antrag auf eine
Baugenehmigung entsprechend des Gesetzes vom 10. Dezember 1954.
Diese wurde ihm dann auch am 29. März 1956 erteilt, also 9 Monate
nach der Antragstellung. Auch er baute
den Eigenheimtyp BE 31 wie sein Gegenüber Max Reiche. Mit den
Außenmaßen von 9,5 x 7,5 m war es ein kleines Haus, hatte aber durch
sein Walmdach ein sehr gefälliges Aussehen. Viele Oschatzer erinnern
sich noch heute an das neue Eigenheim, das wie von einem
Feldherrenhügel nach Altoschatz herunterschaute. Es ist bis heute in
seiner Form unverändert geblieben. Mit der
Bauausführung wurde die Baufirma P. Werner aus Zschöllau beauftragt.
Mindesten 25 % Eigenleistung musste aber Bruno Schmidt selbst
erbringen, darunter alle Schacht- und Hilfsarbeiten. Wer den harten
Kleinforster Untergrund kennt, wird einschätzen können, welche
Knochenarbeit der Aushub des Kellergeschosses per Hand gewesen sein
muss. „Schimmel-Thomas“ aus Oschatz erledigte die Fuhrleistungen mit
seinem 2 PS - Gespann. Auch diese
Baugenehmigung schrieb vor, dass der Bau noch im gleichen Jahr
fertiggestellt sein musste, da im darauffolgenden Jahr keine
Baustoffe und Kredite bereitgestellt werden konnten. Andererseits
hatte die Baufirma Werner in erster Linie die Planbauten
abzusichern, ehe Bruno Schmidt sein Bau dran war. Das war eben
Planwirtschaft. Eine
Besonderheit an diesem Haus war der Einsatz einer
Menzel-Betondachrinne aus Elsterwerda. Bewährt hat sich diese
Erfindung genau so wenig, wie später die PVC - Dachrinnen. Trotz
aller Schwierigkeiten erfolgte am 5. Dezember 1956 die
Ingebrauchabnahme des Eigenheimes, das nun die Nummer 1 in der
Forststraße erhielt. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 20.000
DM. Nach den
Eigenheimen von Max Reiche und Bruno Schmidt folgte ein Jahr später
das Eigenheim von Lothar Weber in der Paul-Schuster-Straße 2 a. Den
Bauplatz hatten seine Eltern bereits 1943 für sich gekauft, jedoch
war ihnen der Eigenheimbau durch die Kriegs- und
Nachkriegsereignisse unmöglich geworden. Lothar Weber
war selbst Maurer und mit Unterstützung seines Betriebes und seiner
Arbeitskollegen baute er den Eigenheimtyp CE 41. Im Januar 1958
hatte er die Baugenehmigung bekommen, fertiggestellt wurde das Haus
noch im November des gleichen Jahres. Das zügige Bauen war typisch
für Lothar Weber, der in Kleinforst noch einige Um- und Ausbauten
durchführte. Er baute auch komplette Eigenheime nach Feierabend, so
auch das für seinen Sohn Bernd. Anfang der 60er
Jahre errichtete Helmut Walla in der Forststraße 16 ein Eigenheim
vom Typ E 31. Danach folgten Mitte der 70er Jahre die Eigenheime von
Herbert Winter (Forststraße 3) und Andreas Garbe (Forststraße 2). Danach begann
der Aufbau der nachfolgenden 9 Häuser am oberen Ende der
Forststraße. Sie stehen alle auf Oschatzer Flur, gehören aber zu
Kleinforst
1977 |
Forststraße 27a Forststraße 27 Forststraße 29
Forststraße 29a Forststraße 29b Forststraße 31
Forststraße 33 Forststraße 35 Forststraße 37 |
Klaus Naumann Klaus Eichhorn Hartmut Lade Wolfgang Pollmer Bernd Nöbel Christoph Lenze Bernd Kayser Manfred Schinkel Karl-Heinz Zimmermann
|
Im gleichem Jahr begann auch
Fritz Lenk sein Eigenheim inder Parkstraße
aufzubauen. In der 80er
Jahren kamen noch folgende Eigenheime dazu:
1982-84
1983-85 1983-85 1983-87
1986-88 |
An der Aue 2b
An der Aue 2a An der Aue 2c P.-Schuster-Str.1
Forststraße 5a Forststraße 5 P.-Schuster-Str.1
P.-Schuster-Str.1 P.-Schuster-Str.1 |
Bernd Hanke Peter Thomas Jürgen Hiersemann Jörg Weichhold Andreas Stange Andreas John Jochen Kretzschmar Gerald Schorsch Bernd Weber |
In der gleichen
Zeit entstanden auch die Eigenheime der Familien Stieger (1980/81),
Bahlmann (1983/84), Schmidt (1984/85) und Schäfer (1988/89). Sie
befinden sich zwar in der Forststraße, stehen aber nicht mehr auf
Kleinforster Flur. Nach der
„Wende“ wurden noch die Eigenheime von Mario Teumer (Querstraße 12a)
und der Familie Stroh/Jung (An der Aue) aufgebaut. Beides sind
Fertigteilhäuser, die ersten ihrer Art in der Siedlung. Mit diesen
Eigenheimen schließt die 200jährige Baugeschichte von Kleinforst
zunächst erst einmal ab.
Die Eingemeindung zur Stadt Oschatz
1950
In einer
öffentlichen Gemeindevertretersitzung am 23. September 1949 verlas der
Gemeindevertretervorsteher Hesse ein Schreiben des Oschatzer
Kreisrates, in dem die Eingemeindung von Altoschatz mit Kleinforst
und Rosenthal zur Stadt Oschatz gefordert wurde. Es gab dafür
finanzielle und verwaltungstechnische Gründe und das Vorhaben sollte
unbedingt durchgesetzt werden. Der Kreis Oschatz war innerhalb des
Landes Sachsen einer der kleinsten, hatte aber die meisten
Gemeinden. Durch eine Zusammenlegung sollte nun ihre Anzahl
drastisch verringert werden, andernfalls würden vom Land keine
Zuschüsse mehr an die Kreise ausgereicht. Der Kreisrat
versuchte nun, dieses Vorhaben auch recht zügig in die Tat
umzusetzen. Zunächst fand am 27. September 1949 eine gemeinsame
Sitzung des Stadtrates mit den Mitgliedern des Gemeinderates
Altoschatz und den Vertretern der Blockparteien in Oschatz statt.
Dort legte man auch schon den Termin für die Eingemeindung fest und
bereitete ein Ortsgesetz über die Vereinigung der Landgemeinde
Altoschatz mit der Stadtgemeinde Oschatz vor. Der
Eingemeindungsvertrag sollte ab 15. Dezember 1949 für 30 Tage zum
Aushang gebracht werden, die Eingemeindung selbst sollte danach am
1. Januar 1950 folgen. Diese geplante
Angliederung stieß bei den Anwohnern der Gemeinden zunächst erst
einmal auf heftige Ablehnung. Die Selbständigkeit und die Nähe zur
Gemeindeverwaltung waren den Bürgern viel wichtiger als die
Argumente des Kreisrates. Es kursierte sogar eine Liste, in die sich
die Gegner der Eingemeindung einzeichnen konnten. Kein Wunder, dass
sich der Altoschatzer Bürgermeister Lehmann in einer Sitzung am 12.
Dezember 1949 über diese Listenzirkulation, welche „ ... von einigen
unverantwortlichen Menschen vorgenommen wurde“, heftig empörte. In
einer Resolution nahmen die Volksvertreter dazu Stellung: Die Vertreter der Blockparteien und Massenorganisationen von
Altoschatz wenden sich mit aller Schärfe gegen die Maßnahmen einiger
Einwohner, welche versuchen, den einstimmigen Beschluß der
Gemeindevertretung in ihrer Sitzung vom 23. 9. 1949 zu
ignorieren und evtl. rückgängig zu machen. Dieser einstimmige
Beschluß ist ein wesentlicher Schritt vorwärts in unserer
demokratischen Entwicklung. Die Vertreter verpflichten sich, alles
daran zu setzen, diesen undemokratischen und reaktionären Kräften
mit aller Entschiedenheit und Schärfe entgegen zu treten.“ Daraufhin
mussten die Gegner der Eingemeindung die Sinnlosigkeit ihres
Widerstandes mehr oder weniger einsehen. Nun ging alles seinen
sozialistischen Gang. Der Eingemeindungsvertrag wurde im Februar
1950 von der Stadt Oschatz und der Gemeinde Altoschatz bestätigt und
unterschrieben. Jetzt bedurfte es nur noch der Zustimmung des
Sächsischen Landtages und die ließ auch nicht lange auf sich warten.
Auf der Grundlage des Gesetzes vom 27. 4. 1950 über die Änderung der
Kreis- und Gemeindegrenzen wurde die Eingemeindung schließlich im
Juni des gleichen Jahres vollzogen Die Gemeinde
Altoschatz führte nunmehr die Bezeichnung „Oschatz, Stadtteil
Altoschatz“ und damit hatte das Kind auch seinen Namen bekommen. Im
August 1953 wurde dann die Bezeichnung „Oschatz III“ eingeführt. Damit könnte
man dieses Kapitel abschließen, wenn es nicht den Paragraphen 11 im
Eingemeindungsvertrag gegeben hätte. Er besagte, dass nur noch im
Oschatzer Schlachthof geschlachtet werden durfte. Staatlicherseits
wollte man damit eine genaue Kontrolle über die Anzahl der
Schlachtungen und über die Einhaltung der Hygienebestimmungen
erreichen. Zunächst befreite eine Übergangsregelung die
Gemeindemitglieder von Altoschatz, Kleinforst und Rosenthal davon,
aber bereits Ende 1951 verfügte die Stadtverwaltung Oschatz, dass ab
1.1.1952 die Schlachtungen alle in Oschatz stattzufinden haben. Das
führte nun regelrecht zu einer Revolution. So hatte man sich das
nicht vorgestellt, dass man mit dem Schwein nun auch noch bis nach
Oschatz fahren muss! Und nicht nur mit dem Schwein, sondern auch
noch mit den ganzen Behältnissen! Am 17. Januar
1952 fand deshalb im Gasthof Altoschatz eine Einwohnerversammlung
statt, an der auch die Vertreter der Stadtverwaltung Oschatz
teilnahmen. Der Kleinforster Willi Rändler führte in der Diskussion
an, dass die Regelung mit dem Schlachten eine Anzahl Schwierigkeiten
und eine soziale Härte mit sich bringen würde, da ein Mangel an
Fahrzeugen und geeigneten Gefäßen usw. besteht. Außerdem würde durch
den Transport viel mehr Zeit benötigt. Die Einwohner würden die
Anordnung ganz entschieden ablehnen. Und weiter wörtlich: „Seit
Jahrhunderten haben unsere Vorfahren auf eigener Scholle
geschlachtet !“ Ein anderer
Einwohner sagte: „Annähernd 200 Hausschlachtungen finden im Ortsteil
Altoschatz statt. Im Weihnachtsmonat sind diese bei dem Betrieb auf
dem Schlachthof gar nicht durchführbar.“ Schließlich
wagte sogar noch Willi Rändler zu sagen: „Wir wollen keine
Diktatur!“ und Walter Kühne setzte noch hinzu: „Mit dem § 11 sind
die Einwohner vom Ortsteil Altoschatz so richtig überfahren worden.“ Der Protest
hatte tatsächlich erst einmal Erfolg. Der Schlachthofzwang wurde bis
zum 31.12.1952 ausgesetzt. Kurz vor Ablauf dieser Frist wurden
erneut Versammlungen einberufen, um sich dem Schlachthofzwang zu
widersetzen. Auch der Wahlausschuss der Nationalen Front unter dem Vorsitz von Alfred Werschnik
wandte sich mit Eingaben an den Stadtrat. Alle diese Einsprüche und
Proteste führten dazu, dass die Ausnahmeregelung noch einmal um ein
Jahr verlängert wurde. Danach war es aber mit der Geduld der
Stadtväter endgültig vorbei. Ab 1. Januar 1954 galt unwiderruflich,
wenn ein Schwein sterben muss, dann in Oschatz! In diese
Regelung fügten sich nun auch schweren Herzens die Kleinforster.
Dass dabei nicht immer alles glatt ging, soll nun abschließend noch
eine kleine Geschichte belegen, an die sich Ehrhard Gruhle noch gut
erinnern kann: Beim
Bäckermeister Gerhard Wittig war Schlachtfest angesagt. Auch ihm
blieb nach der Verordnung nichts weiter übrig, als sein Schwein
aufzuladen und nach Oschatz zu transportieren. Dazu hatte er sich
vom Nachbar Ehrlich den großen Schweinewagen ausgeliehen. Das war
ein Gefährt, das der Gastwirt schon seit Jahren zum Schweineholen
benutzte und das auch entsprechend dafür ausgerüstet war. Aber schon das
Verladen des Schweins wird dem Bäckermeister die gute Laune
verdorben haben, denn um die Sau auf den Wagen zu bringen, brauchte
man schon eine ganze Mannschaft. Oben wurde der Wagen noch mit einem
schweren Netz abgedeckt und dann konnte endlich die Fuhre losgehen. Entweder hatte
man die Schweinekraft unterschätzt oder das Netz war nicht richtig
befestigt - als die Mannschaft die Oschatzer Promenade erreichte,
sprang das Schwein aus dem Kasten und versuchte zu fliehen! Man
braucht nicht viel Fantasie, um sich diese dramatische Situation
vorzustellen. Mit Hilfe von Passanten konnte das Schwein aber wieder
eingefangen werden und weiter ging es in Richtung Schlachthof. Nicht
jedes Schwein ist eben ein Glücksschwein!“
Die Einführung von Straßennamen und neuen Hausnummern 1951
Die
Eingemeindung zog in Altoschatz, Rosenthal und Kleinforst auch die
Einführung von Straßennamen nach sich. Durch diese Maßnahme mussten
auch die Hausnummern neu vergeben werden, da sich die alten
fortlaufenden Nummern nicht mehr zuordnen ließen. Zunächst wurde
im Mai 1951 vom Stadtverordnetenvorsteher Jentzsch ein Vorschlag
erarbeitet, der die Namen für die Straßen und die neue Zuordnung der
Hausnummern enthielt. In dem Vorschlag für Kleinforst waren bereits
die Forststraße, Querstraße und Paul-Schuster-Straße enthalten. Mit
einem Namen für die Straße entlang der Aue wollte sich Jentzsch
jedoch nicht festlegen und überließ die endgültige Entscheidung den
Gemeindevertretern. Sie hatten die Wahl zwischen zwei Vorschlägen:
„Auen Straße“ oder „An der Aue“. Ein schwieriger Fall. Der letztere
Vorschlag gefiel den Gemeindevertretern dann doch etwas besser und
am 25. Mai 1951 stimmten sie dem Vorschlag einstimmig zu. Kleinforst
hatte nun seine Straßennamen und die Kleinforster die Rennerei, denn in
sämtlichen Unterlagen mussten jetzt die Anschriften geändert werden.
Aber auch das haben sie überstanden.
Wer war Paul Schuster?
Paul Schuster wurde am 27. Oktober 1898 geboren. Er war Mitglied des
Gemeinderates von Altoschatz von 1927 bis 1933 und vertrat dort die
Fraktion der KPD. Aus den Gemeindeprotokollen lässt sich
herauslesen, dass er sich besonders für die Verbesserung der Wohn-
und Lebensbedingungen eingesetzt hat. In seine Zeit als
Gemeindevertreter fällt auch die Errichtung der neuen
Siedlungshäuser in Kleinforst. Wegen seiner politischen Einstellung
und wegen seines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus wurde er
mehrfach inhaftiert. Nach Kriegsende kam er in ein sowjetisches
Kriegsgefangenenlager und verstarb dort am 14. September 1945 im
Alter von 46 Jahren. In einer Gemeinderatssitzung am 4. Dezember
1945 in Altoschatz gab der Bürgermeister Friedrich März im ersten
Tagesordnungspunkt den Tod von Paul Schuster bekannt. Im
Protokollbuch wurde vermerkt: „Die Gemeindevertreter erheben sich
zum ehrenden Gedenken des Verstorbenen.“ 1951 wurde die Straße in Kleinforst, in der Paul Schuster sein Haus und
seinen Wohnsitz hatte, nach ihm benannt.
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