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Das Himmlische Paradies

An das himmlische Spielparadies, das vom Rundblickchef Manfred Müller gerade erwähnt wurde, kann sich der 1932 in Kleinforst geborene Manfred Hennig noch gut erinnern. Seine Erlebnisse schrieb er für uns auf:
Der Steinbruchgelände am Südrand von Kleinforst war das bevorzugte Revier von uns Siedlungskindern. Genau genommen befanden sich dort 2 Brüche, die zu meiner Zeit nur durch einen Streifen Land von etwa 30 Meter Breite getrennt waren. Während der vordere schon aufgelassen war, wurde im hinteren noch bis etwa 1938/39 gearbeitet. Durch den Quarzitabbau war dort ein etwa 20 Meter tiefer kegelförmiger Krater entstanden, der oben einen Durchmesser von etwa 50 Metern hatte. Die Böschungen verliefen sehr steil in die Tiefe, nur an der Nordseite war es etwas flacher, weil dort die Kipploren mit einer Seilwinde nach oben gezogen wurden. Neben den Schienen verlief ein Fußweg, den wir Kinder gern benutzten, um nach unten zu gelangen. Natürlich immer unter Missachtung der Verbotsschilder! Oben musste immer einer Schmiere stehen, damit wir schnell ausreißen konnten, wenn ein Vorarbeiter oder gar Herr Kästner beritten oder mit dem Einspännerwagen auftauchte. Im Nachhinein betrachtet war es wirklich nicht ungefährlich, am Rande der steilen Kiesböschungen herumzuturnen. Wenn Gefahr drohte, nahm mich mein 9 Jahre älterer Cousin Heinz Werschnik auf die Schultern und wir nahmen über die eingeebnete Halde Reißaus. Im Frühsommer war diese mit gelb und weiß blühenden Steinklee dicht bewachsen. Bei uns hieß dieses Gewächs „wilde Luzerne“. Sie wuchs über einen Meter hoch und der Blütennektar war bei den Bienen äußerst begehrt. Wenn wir ihr Revier durchstreiften, wurden sie sehr aggressiv und stechfreudig, Die Flucht vor dem Vorarbeiter oder dem Berggutbesitzer war dann meist mit einem oder mehreren schmerzhaften Bienestichen verbunden. Den Kleinforster Bienenhaltern, wie Fritz März und Max Döring, war die Luzerne willkommen, uns war sie aber zum Ausreißen eher hinderlich.
Im Frühling blühte auf der Halde und an den Hängen der Steinbrüche überall der Huflattich. Die gelben Blüten bedeckten dort große Flächen. Wir Kinder mussten sie als Tee sammeln und später die zarten Blätter als Kaninchenfutter.
Im Steinbruch gab es auch eine Unmenge Frösche. Eine solche Vielzahl habe ich später nirgendwo mehr gesehen. Auch für sie muss unser Gebiet ein wahres Paradies gewesen sein. Wenn sie dann anfingen zu quaken, hatten die Kleinforster ein tolles Hörerlebnis. Diese Froschkonzerte konnten einem aber auch manchmal unheimlich „auf den Senkel“ gehen. Einmal haben wir versucht, uns an den Plagegeistern zu rächen. Aber da muss uns jemand beobachtet haben, denn am Tag darauf gab es vom Kantor und Lehrer Mathäus eine ordentliche Tracht mit dem Rohrstock. Von einem Biotop oder gar von Artenschutz hatten wir ja damals noch keine Ahnung
Anfangs gab es im vorderen Steinbruchgelände nur einen kleinen Tümpel am hinteren Ende. An der Sohle und an den steilen Hängen hatte sich überall Weiden angesiedelt und die Büsche wuchsen langsam zu Bäumen heran. Als dann gegen 1939 der hintere Steinbruch stillgelegt wurde, hatte man keinen ordentlichen Abfluss für das Grund- und Quellwassers geschaffen. Die Folge war, dass in beiden Restlöchern das Wasser anstieg. So bildete sich vorn ein Teich von etwa 200 Meter Länge, den wir auch zum Baden nutzen konnten. Nun brauchten wir nicht mehr nach Altoschatz ans Döllnitzwehr zu gehen, jetzt hatten das Vergnügen direkt vor der Haustür. Zum Baden hatten wir uns eine günstige Stelle am Südufer ausgesucht, etwa in Höhe der Grundstücke von Gast und Werschnik und dem Feldstück von Otto Hennig. Dort war es sandig und das Wasser war anfangs noch nicht sehr tief. Dann ging es aber ganz schön steil abwärts und man verlor schnell den Grund. Da musste man sich schon mit Schwimmen oder „Hundepaddeln“ über Wasser halten können. An warmen Sommertagen war immer reger Badebetrieb bis in die Dunkelheit hinein.
Im Winter nutzten wir den zugefrorenen Teich zum Schlittschuhlaufen und zum „Schindern“. Letzteres ging mit den Holschuhen, die wir in den Kriegsjahren ja sowieso immer trugen, ganz besonders gut. Das meiste spielte sich dabei im vorderen Teil des Teiches ab. Mit selbstgebauten Schlägern und einer Blechbüchse als Puck wurde Eishockey gespielt. Bei jedem Schlag schepperte das immer so herrlich laut.
In der ersten Zeit war uns noch gar nicht aufgefallen, dass es auch Fische im Teich gab. Erst als Herr Krug vom Oschatzer Restaurant „Zum Schwan“ mit zwei französischen Kriegsgefangenen und echten Angelruten auftauchte, kriegten wir das mit. Nun wollten wir natürlich auch Fische fangen und für uns zu Hause etwas Zusätzliches auf den Teller bringen. Also machten wir uns mit einer einfachen Rute, an der wir einen dünnen Faden angebunden hatten, ans Werk. Als Angelhaken hatten wir uns Mutters Sicherheitsnadeln zurecht gebogen. Mit diesen primitiven Werkzeugen hatten wir aber nur wenig Erfolg. Meist waren es nur kleine Barsche, die wir überlisten konnten. Erfolgreicher wurden wir erst, als wir richtige Angelhaken hatten. Es ergab sich nämlich manchmal, dass bei den Franzosen die Angelschnur im Weidengestrüpp hängen blieb. Dann schnitten sie die Schnur einfach ab und verwendeten neues Material. Wenn sie dann weg waren, holten wir uns Haken und Senkblei aus dem Wasser. Manchmal tauchten wir sogar danach.
Irgendwie waren wir eines Tages dahinter gekommen, dass man mit einer Reuse auch Fische fangen kann. Und dazu noch mit viel weniger Aufwand. Aber woraus sollten wir eine Reuse bauen? Vielleicht aus Vaters Maschendraht, der eigentlich für die neuen Kaninchenstalltüren vorgesehen war? Gesagt, getan! Mehrere Schnitte mit der Kneifzange und der Maschendraht zerfiel in mehreren Teile. Ein Zylinder und zwei Kegel wurden gebogen und miteinander verbunden und fertig war die Reuse. Als Köder nahmen wir gekochte Kartoffeln. Als es dunkel wurde, legten wir die Reuse in den Teich und warteten gespannt auf den Erfolg. Schon der erste Fang war beträchtlich, denn in der Reuse befanden sich ausgewachsene Schleie. Meine Mutter freute sich über meinen anteiligen „Angelerfolg“ sehr. Das ging auch eine Zeitlang so weiter, bis ein Gendarm aus Oschatz mit geschultertem Karabiner bei uns im Hause stand und nach dem Manfred Hennig verlangte. Meine Mutter war sehr erschrocken und musste mich erst einmal aus dem Gelände heimholen. Dann sagte der Gendarm, dass gegen mich eine Anzeige wegen Fischfang mit einer Reuse in einem Angelgewässer vorliege. Unter seiner Aufsicht musste ich dann die Reuse ziehen und in ihre Teile zerlegen. Das ganze ging aber zum Glück ohne Strafe ab!
Wenn ich mich recht erinnere, gab es in Oschatz während des Krieges 4 Gendarmen. Sie hatten ihren Sitz im Rathaus und waren für die Stadt und für die nähere Umgebung zuständig. Im Gegensatz zur heutigen Zeit hatten wir Jugendliche vor der Polizei noch einen unheimlichen Respekt.
Später wendeten wir einmal eine ganz harte Methode an, um zu Fischen zu kommen und das ist eine ganz besondere Geschichte:
1945 wurden am Südrand des Berggutes, nahe der Straße von Altoschatz nach Naundorf, Schützengräben ausgehoben. Sie sollten bei der Verteidigung von Oschatz als Deckung dienen. Wir konnten die Soldaten in ihren Stellungen besuchen und sahen dabei auch, wo die Waffen und die Munition untergebracht waren. Die Eier- und Stielhandgranaten lagerten z. B. in Löchern in den Seitenwänden des Grabens. Mit solchen Waffen hatten wir im Jungvolk schon üben müssen, allerdings waren das nur Attrappen. Eines Tages war die Stellung plötzlich leer, aber ein paar Handgranaten lagen noch da. Unserer schon etwas älterer Freund Erich hatte eine Volkssturmausbildung hinter sich und kannte sich mit diesen am besten aus. Voller Übermut und Abenteuerlust schmiss er einige von diesen von weit oben in den Teich hinein. Dort explodierten sie mit einem dampfen Knall und erzeugten dabei eine hohe Wassersäule. Da es zu dieser Zeit häufig knallte und krachte, fiel diese Sache auch nicht weiter auf. Und Gott sei Dank passierte auch nichts weiter dabei. Zunächst waren wir enttäuscht, dass kein toter Fisch an der Oberfläche zu sehen war. Erst etwas später kamen sie nach oben. Leider war von den ausgewachsenen Karpfen, die sich im Sommer an der Wasseroberfläche zeigten, keiner dabei. Zum Einsammeln benutzten wir einen selbstgebauten Köcher und unseren Kahn, den wir aus einem Treibstoffreservetank eines Jagdflugzeuges gebaut hatten. Der Aluminiumbehälter hatte einen rechteckigen Querschnitt und eine Länge von etwa zwei Metern. Die ganze Sache wurde nicht bemerkt und wir haben eine solche Aktion auch nie wieder gestartet.
Einige Zeit später, als sich die Besatzungsmacht festgesetzt hatte, kamen russische Offiziere zum Angeln. Wenn denen die Angelei zu mühsam wurde, haben sie auch gleich einmal eine geballte Ladung losgehen lassen und das nicht nur im Kleinforster Teich.
Ja, unser Kleinforster Paradies, es war zu jeder Jahreszeit unser Aufenthaltsort und die Eltern wussten immer, wo sie uns zu suchen hatten. Kinder und Jugendliche gab es ja zur damaligen Zeit in Kleinforst zu genüge. Aber nicht alle kamen zum Spielen in unserem Gelände. Komischerweise waren das nur diejenigen, die es nicht weit dorthin hatten. Diejenigen, die näher zum Stadtpark wohnten, hielten sich mehr in dieser Gegend auf. Rivalitäten untereinander kannten wir nicht.
Dann wurde ab 1944 allmählich damit begonnen, Schutt, Asche und Müll in das Steinbruchgelände zu fahren. Ich erinnere mich noch, dass bis 1952 ausschließlich am hinteren Teich abgekippt wurde. Die Mengen waren aber nicht riesig und es betraf auch nur die Nordseite des Ufers. Der Abfall wurde meist mit Pferdefuhrwerken angefahren.
In den Jahren danach verlagerte man das Abladen auf die Ostseite des vorderen Teiches. Sicherlich deshalb, weil Herr Förster aus Oschatz das hintere Gelände zum Anbau seiner Heilkräuter gepachtet hatte. Die Mengen, die jetzt angefahren wurden, waren aber nun wesentlich größer. Der Grund dafür war sicher der, dass in der Umgebung von Oschatz etliche Sandgruben und Steinbrüche schon zugeschüttet waren. Das Abkippen kontrollierte ein Arbeiter, der auch am Eingang die Schranke zu bedienen hatte. Trotzdem suchten wir in den Abfällen ständig nach etwas Verwertbarem. Wir sagen dann immer: „Wir gehen in die Asche“. Jedes Stückchen Holz wurde geborgen, denn Brennstoffe gab es zu dieser Zeit nur auf Zuteilung.
An eine umweltgerechte und ordnungsgemäße Deponierung wurde damals noch nicht gedacht. Bald zeigte sich, dass das Gelände von einer großen Anzahl Ratten bevölkert wurde. Das Schlimme war, dass sich diese im Winter in die Schuppen und Ställe verzogen. Kein Wunder, dass in jedem Grundstück ein Hund oder eine Katze gehalten wurde, um der Plage Herr zu werden.
Im Rahmen der Bodenreform erwarb Herr Förster aus Oschatz den hinteren Teil des ehemaligen Steinbruchgeländes, machte den Boden urbar und begann darauf Heilkräuter anzubauen. Vielleicht ist es auch Herr Förster zu verdanken, dass nach 1951 das Abkippen von Müll in den hinteren Teich reduziert und später ganz eingestellt wurde. Daraufhin begann man aber den vorderen Teich zuzuschütten. Das Ergebnis davon war, dass die Wasserqualität dort mit den Jahren zunehmend schlechter wurde. Zum Baden gingen wir deshalb lieber in den hinteren Teich. Dort war das Wasser noch gut, aber der Weg hinunter zum Wasser und wieder hinauf war viel beschwerlicher. Auch Herrn Förster passte es nicht, dass wir in seinem Gelände auftauchten. Wir haben das mit Murren akzeptiert und gingen nur dann zum Baden, wenn er nicht da war.
Nur der Altoschatzer Steinbruch wurde vom Müllabkippen verschont. Dort hatten die organisierten Angler erreicht, dass der Steinbruch mit in das Naherholungsgebiet von Oschatz einbezogen wurde.
Damals gab es auch schon den Fußweg, der von der Halde herunter zwischen den Grundstücken von Barth und Thürmer hindurch führte. Es war der kürzeste Weg, um in die Steinbrüche zu kommen und wurde hauptsächlich von den Steinbrucharbeitern genutzt. Heute kommt man auf diesem Weg in die Kleingartenanlage. Was den Abtransport des Gesteins betrifft, so ist wohl extra der am großen Stein beginnende und befestigte Feldweg angelegt worden. Er führt erst ein Stück durch das Grundstück vom Berggut. Denn die Berggutmauer hatte entsprechende Öffnungen.
An der Nordseite führte ein befestigter Fuhrwerksweg stellenweise dicht am Böschungsrand vorbei. Auf der Südseite gab es nur den Feldweg, der vom Berggut kam und an der Böschung etwa auf halber Länge des Teiches endete.
Nur ein kleiner Teil des Wassers drückte ab dem Grundstück Gast unter dem Weg hindurch und lief in die angrenzenden Gärten. Mit viel Aufwand musste eine Drainage gelegt werden, die heute noch in Betrieb ist.
In den Kriegsjahren zäunte der Berggutsbesitzer die Halde mit Stacheldraht ein und nutzte sie als Kuhweide. Die Einzäunung verlief auf der Kleinforster Seite unterhalb der Halde und setzte sich auf der gegenüberliegenden Seite entlang des Feldweges fort. Die Drähte des Stacheldrahtes lagen in der Höhe etwa 30 cm auseinander und da hindurch mussten wir jedes Mal auf dem Hin- und Rückweg 4 mal hindurchkriechen. Das war ein übles Hindernis, was sich da Herr Kästner für uns ausgedacht hatte. Übrigens lag die gefällte uralte Eiche, an der wir auch oft spielten, auch hinter dem Stacheldraht. Was blieb uns weiter übrig, als uns in der Umzäunung unauffällige Durchgänge zu verschaffen. Schon nach kurzer Zeit hatten wir den Stacheldraht durchgeschnitten und den Draht an den Pfählen ein- und aushängbar gemacht.
Übrigens wurde diese Begrenzung nach der Bodenreform wieder beseitigt. Dafür verlegten die Anlieger Walther bis Striegler (heute Paul-Schuster-Straße 10 bis 28) ihren Grundstückszaun bis an den Feldweg. Auf dem oberen Teil des Geländes konnten wir aber weiterhin spielen, bis dann dort die Kleingartenanlage entstand.


 

Kleinforst und die Bimmelbahn

Ein Beitrag vom Bahnexperten Reiner Scheffler aus der Sicht eines Kleinforsters

Nein, eine eigene Haltestelle hatten wir Kleinforster nicht. Und trotzdem gehörte die Kleinbahn zu unserem Alltag. Ein Großteil von uns konnte die „Bimmel“ von der Anhöhe aus sehen, wenn sie unten in der Döllnitzaue gemächlich dahinfuhr. Und wenn der Wind von Oschatz herüberwehte und sich die Qualmwolken der Lok über unseren Dächern zersetzten, dann konnten wir sie auch riechen. Auf alle Fälle hörte man aber ihr Signal, denn sie hatte, bevor sie ihre beiden Wiesenbrücken befuhr, zu pfeifen und das auch, wenn sie von Altoschatz her kommend, das Einfahrtssignal von Oschatz-Süd erreichte. Manche Uhr wurde nach ihrem Pfiff verglichen und einige Hunde schlugen auf den schrillen Ton wütend an.
Ja, die Kleinbahn. Den heutigen Begriff „Wilder Robert“, den kannten die Älteren von uns früher überhaupt nicht. Eher wurde die Kleinbahn halb liebevoll und halb spöttisch „Mügeln-Mutzschen-Mailand-Rom-Expreß“ genannt. Viele von uns benutzten sie täglich, wenn sie auswärts zur Arbeit oder gar zur Schichtarbeit in die Riesaer Betriebe mussten. Andere nutzten sie, um nach Leipzig zu fahren oder noch weiter hinaus in den Urlaub. Das Umsteigen in Oschatz war kein Problem und Zuganschluss bestand immer.
In die andere Richtung, nach Mügeln, da fuhren wir Kleinforster weniger. Und wenn, dann ging es die heutige Forststraße herunter, bis man nach wenigen hundert Metern die Altoschatz-Rosenthaler Haltestelle erreichte. Aus Bequemlichkeit, oder auch in höchster Eile, wurde auch schon mal der Bahndamm benutzt. Ja freilich, verboten war´s schon, aber eben auch kürzer. Nein, eine eigene Haltestelle brauchten wir Kleinforster nicht.
Verbunden sind wir mit der Kleinbahn schon seit 120 Jahren. Als sie am 7. Januar 1885 das erste Mal vorbeifauchte, war unsere Siedlung gerade erst einmal 82 Jahre alt und auf der kleinen Anhöhe standen damals nur 25 Häuser.
Die 1,2 Kilometer lange Strecke zwischen den Haltestellen Oschatz-Süd und Altoschatz-Rosenthal gehört zu den landschaftlich schönsten Stücken der Bahnlinie. Kleinforst kommt schon nach der Haltestelle Oschatz-Süd am Streckenkilometer 2,4 in Sicht. Deutlich sieht man, auf welch imposanter Hochfläche die Siedlung thront. Aus der Wiesenniederung heraus ist hauptsächlich nur die erste Siedlungszeile zu sehen. Ihre Häuser stehen in Reih und Glied und schauen auf die Aue herunter. Ein schönes Bild! Am steilen Hang vor den Gebäuden hatten sich früher die Anwohner bis an die Döllnitz herunter Gärten angelegt. Obwohl die Bewirtschaftung recht schwierig war, wurden diese Flächen intensiv zum Anbau von Obst, Gemüse und Futterpflanzen genutzt. Man brauchte diese Erzeugnisse zum Überleben. Heute sind aus diesen Gärten überwiegend Grasflächen geworden, nur noch ganz vereinzelt ist ein Beet oder ein Obstbaum zu sehen.
Am Streckenkilometer 2,9 zweigte früher nach rechts der Lade-Anschluss „Steinbruch“ ab. Eigentlich wollte das Altoschatzer Rittergut für seine Verladearbeiten einen regelspurigen Schienenanschluss haben und stellte 1908 bei der Sächsischen Staatsbahn in Dresden den Antrag, das bis in Höhe Filzfabrik Oschatz liegende Dreischienengleis bis nach hier zu verlängern. Doch dem gab die Direktion nicht statt und so musste man sich mit einem 200 Meter langen schmalspurigen Abzweig-Anschluss zufrieden geben. Von 1909 bis 1937 wurden hier in aufgebockte Hauptbahnwagen Steine und Sande verladen. Danach nutzte die Reichsbahn den Anschluss als Abstellanlage für nicht benötigte Fahrzeuge. Nach Aussage einstiger Eisenbahner ist der Anschluss erst 1949/50 abgebaut worden. Als Folge davon wurde das Einfahrsignal, welches bis dahin unmittelbar hinter der zweiten Wiesenbrücke stand, 150 Meter näher an die Südbahnstation gesetzt.
Zwei Brücken sind die nächsten Streckenobjekte. Die erste davon ist, in einem Linksbogen liegend, 19 Meter lang und ruht auf zwei Rundpfeilern. Mit ihr überquert die Bahn einen sumpfigen Wiesengrund, durch den einst bei Hochwasser der Mühlgraben in die Döllnitz abfließen konnte. In normalen Zeiten entwässerte dieser Graben die umliegenden Wiesenflächen.
Überhaupt Hochwasser! Seit jeher musste auch die Kleinbahn damit leben. Im Frühjahr nach der Schneeschmelze oder nach kräftigen Gewittergüssen standen schnell die Döllnitzwiesen unter Wasser. Besonders zwischen Oschatz und Altoschatz war das oft der Fall. Die überschwemmten Wiesen, aus denen teilweise nur der obere Bahnkörper mit den Schienen herausschaute, wurden oft fotografiert. Für die Lokpersonale war es immer ein mulmiges Gefühl, wenn sie durch solche Abschnitte fahren mussten, zumal sie nie genau wussten, ob der Unterbau an einigen kritischen Stellen nicht schon unterspült war.
Die am Kilometer 3,3 gelegene Haltestelle Altoschatz-Rosenthal diente im Personenverkehr als Halte- und im Güterverkehr als Ladestelle. Ihre Einrichtungen lagen südlich des Hauptgleises auf Rosenthaler Flur. Außer dem Bahnsteiggleis 1 gab es noch das Ladegleis 2 mit Laderampe und das Ladegleis 3, das als Stumpfgleis endete. Zu den weiteren Einrichtungen der Haltestelle gehörte eine fensterlose Wartehalle und ein Wagenkasten eines ausgemusterten Güterwagens, der als Güterschuppen eingerichtet war.
1936 wurde der Stationsname in „Altoschatz“ geändert. Dessen ungeachtet stand noch bis 1980 „Altoschatz-Rosenthal“ an der Wartehalle und auch die früher stationsausrufenden Zugpersonale vergaßen in alter Gewohnheit das Anhängsel „Rosenthal“ nie. An der Station hielten in den 30er und 50er Jahren bis zu 18 Züge täglich.
Im Güterverkehr wurden Hölzer, Baustoffe und Kohle angeliefert, das Rittergut brachte Vieh, Stroh und Kartoffeln zur Verladung. Hochbetrieb herrschte in den Zeiten, als noch der Quarzitsteinbruch des Berggutes in Betrieb war. Die sogenannten Knollensteine wurden hier in die aufgebockten Regelspurwagen verladen. Nach 1960 blieb von allem nur noch die Kohle übrig. Sie wurde in (un)ansehnlichen Halden an der Station zwischengelagert.
Altoschatz war von 1927 an auch Bahnagentur. Eine unter Bahnvertrag stehende Person (Bahnagent) hatte den Verladebetrieb zu überwachen, Bahnpost in Empfang zu nehmen und bei bestimmten Zügen zur Stelle zu sein. In Altoschatz waren das in den 30er Jahren Selma Albert, danach die Bahnarbeiterfamilie Strehle und zuletzt Minna Thiele und deren Mann Otto.
1970 wurde der Ladeverkehr in Altoschatz eingestellt und bereits 1972 ein Ladegleis entfernt. Am 28. September 1975 fuhr der letzte Personenzug über die traditionsreiche Strecke. Damit hatte die Station Altoschatz-Rosenthal ihre früheren Aufgaben verloren. Als letztes Relikt wurde 1980 die Wartehalle abgebaut. Züge fuhren zwar weiter auf der Strecke, hielten aber nicht mehr in Altoschatz.
Das änderte sich erst wieder im August 1995. Unter der Regie der nichtbundeseigenen Döllnitzbahn GmbH wurde der Schülerverkehr als Personenbeförderung wieder aufgenommen und ab 18. September 2000 sogar auf den ganz normalen Personenverkehr erweitert. Auch die Haltestelle bekam ihren alten Namen „Altoschatz-Rosenthal“ wieder zurück. Inzwischen hat die Station auch wieder ein sauberes Terrain bekommen und ein schmuckes Wartehäuschen noch dazu.
Doch mal ganz ehrlich, wer von den Kleinforstern ist denn wieder einmal mit der Döllnitzbahn gefahren? Ja, man sollte es hin und wieder tun und wenn auch nur dehalb, um alte Erinnerungen aufzufrischen. Die Wagen und die Dampflok sind noch die gleichen wie vor 30 oder 40 Jahren.
Über die Zukunft der Döllnitzbahn muss man sich allerdings nach den jüngsten Auseinandersetzungen um die Wirtschaftlichkeit und der weiteren Gewährung von Zuschüssen ernsthaft Sorgen machen. Wie lange wird sie wohl noch fahren, unsere kleine Bahn?


 

Otto Weise, Paul John, Rudolf Tischer u. a.

Otto Weise, der Vogelzüchter

Ein Beitrag von Mario Teumer, Rudolf Siebert und Hermann Schöne.

Otto Weise wurde am 9. Februar 1897 geboren und verstarb am 3. Juli 1964.
Otto Weise wohnte in Kleinforst in der Forststraße 21 und war ein hervorragender Ornithologe und begnadeter Vogelzüchter. Lange Jahre wirkte er als Leiter des Vereins für Vogelkunde und späteren Fachgruppe für Ornithologie in Oschatz. In Vorträgen, Lehrwanderungen und bei der Mitgestaltung von Ausstellungen weckte er bei vielen Menschen die Liebe und Freude zur Natur.
Gern kamen Kinder zu ihm, um seine Exoten zu bestaunen. Ganze Schulklassen gingen deswegen auf Exkursion nach Kleinforst. Der eine oder andere brachte dann auch schon mal einen Vogel von ihm mit nach Hause.
Besonders wurden die „wilden“ Tiere bestaunt, die er zu Hause aufzog und versorgte. Mal war es ein Falke, lange Jahre hindurch ein Fuchs. Zuletzt war es ein Eichhörnchen. Das war besonders für die Kinder eine Attraktion, weil es damals im Stadtpark kaum welche zu sehen gab. Ganz putzig war es, wenn das Eichhörnchen aus seiner Hand fraß oder auf der Gardinenstange lang hinflitzte.
Angefangen hat es bei Otto Weise mit der Aufzucht junger Dohlen. Als Dreizehnjähriger fing er diese in den Wäldern rund um Ratzeburg, wo er damals zu Hause war. Diese sogenannten „Jaköbbe“ wurden dann für 50 Pfennige das Stück an Ausflügler verkauft.
Eines Tages erwischte er 2 Waldkäuze. Nicht lange danach errangen diese auf einer Vogelausstellung in Lübeck den ersten Preis für Gefiederschönheit und Zähmung.
In den 20er Jahren übersiedelte Otto Weise nach Kleinforst. Seine Liebe galt jetzt vorwiegend den Kanarienvögeln. Er spezialisierte sich besonders auf die Zucht bunter Farbvarianten. Kreuzte man nämlich den gelben Kanarienvogel mit dem Kapuzenzeisig, so erhielt man die verschiedensten „bunten Kanarienvögel“. Bis zum Orange war man schon gekommen, aber da schien vorläufig Schluss zu sein. Die Vögel wollten einfach nicht rot werden. 1959 war es für Otto Weise dann endlich so weit: mit einer Kollektion von einem Vogel in Rotkupfer und drei Kupfer-Achat-Vögeln errang er einen DDR-Meistertitel, zwei Gold- und eine Silbermedaille!
Beachtenswerte Vögel“ notierte damals der Preisrichter über seine Exponate.
Im Jahr darauf erreichte Otto Weise mit einer Kollektion aus rotbraunen Vögeln, darunter auch wieder rotbraune Achatvögel, zum zweiten Mal den Titel und drei Goldmedaillen. 1961 errang er den Titel ein drittes Mal!
Ein einmaliger Zuchterfolg für ihn war ein schwarzer Kanarienvogel. Den gab es tatsächlich nur bei Otto Weise!
Abgesehen von den edlen Kanarienvögeln hatte er aber auch noch eine ganze Anzahl anderer Vogelarten in seinen Volieren, so z. B. Stieglitze, Zebrafinken, Binsenastrilde und Zwergpapageien.
„Ohne Vogel lebt der Mensch einseitig“, sagte Otto Weise einmal. Sicher hatte er damit Recht, denn ihm machte sein Hobby bis in seinen Lebensabend hinein viel Freude. Er starb am 3. Juli 1964 im Alter von 67 Jahren.


Paul John, der Sanitäter
Ein Beitrag von Dr. Jürgen Quisdorf, Oschatz

Jeder kannte ihn in Kleinforst, denn er war immer bereit, wenn es galt, erste Hilfe zu leisten: Paul John.
Der Lehrmeister der Oschatzer Waagenfabrik hatte sich in vielen Lehrgängen grund-legende Kenntnisse auf dem Gebiet der gesundheitlichen Notversorgung erworben und war anerkannter Sanitäter, wovon auch zahlreiche Auszeichnungen künden.
Ob es Kinder oder Jugendliche waren, die bei Sport und Spiel verunglückten, oder Erwachsene, die sich verletzt hatten, alle suchten Paul Johns Hilfe und bekamen sie auch, natürlich kostenlos. Neben der medizinischen Versorgung gab es manch aufmunterndes Wort und manch guten Rat noch dazu.
Nicht nur in Kleinforst leistete er Hilfe, auch bei sportlichen und kulturellen Veranstaltungen war er eingesetzt und stand selbstverständlich seinen Mann.
Paul John war auch Leiter des kleinen Mandolinenorchesters, das sich kurz nach Kriegsende in Kleinforst gründete.


Magdalena Pötzsch, das Kleinforster Original

Magdalena Pötzsch wurde 1915 in Kleinforst geboren und war die Tochter von Robert und Marie Pötzsch. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahre 1953 lebte sie mit ihrer Mutter allein im Haus. Die beiden Frauen versuchten 20 Jahre lang das Grundstück in der Forststraße 9 aus eigener Kraft zu erhalten. Das war in der DDR-Zeit weiß Gott nicht leicht. Außerdem gehörte das Haus mit zu den ältesten in Kleinforst. Auch nach dem Tod ihrer Mutter im Jahre 1973 setzte sie dieses Werk unermüdlich fort.
Magdalena Pötzsch hatte in ihrem Leben Kleinforst nie über längere Zeit verlassen. Sie kannte die Siedlung und ihre Menschen „wie ihre Westentasche“ und hätte uns garantiert viel Interessantes darüber erzählen können. Und das hätte sie sicher auch gern und mit Leidenschaft getan. Als sich aber die Heimatfreunde für die Geschichte Kleinforsts interessierten, war es aber bereits zu spät. Nach längerer Krankheit verstarb sie im Jahre 2002 in ihrem Haus. Betreut wurde sie bis zuletzt von ihrer Nichte Lieselotte Peckermann aus Berlin, zu der sie ein besonders gutes Verhältnis hatte.
Magdalena Pötzsch hatte ein großes Talent zum Dichten und dazu nutzte sie jede Gelegenheit! So entstanden unzählige Verse. Eine kleine Kostprobe aus ihrer Feder soll sich hier anschließen, zumal der Inhalt auch ganz gut zur Kleinforster Geschichte passt:

Ist die Zeit auch hingeflogen,
die Erinnerung weicht nie!!
Wie ein lichter Regenbogen,
steht auf trüben Wolken sie.

Beruflich war sie als Helfer in Steuersachen selbständig tätig. Als sie 1992 mit ihrer Arbeit aufhörte, soll sie gesagt haben: „Darüber könnte ich einen Bestseller schreiben!“



Rudolf Tischer, der „King of the Road“

Herr Rudolf Tischer wurde am 16. November 1920 im Haus Nr.8 in Kleinforst geboren und verbrachte hier seine Kindheit und seine Jugend. Diese Zeit ist ihm noch gut in der Erinnerung geblieben und noch heute spürt man, dass er sich mit seiner Heimat sehr verbunden fühlt. Das zeigt sich auch darin, dass er manchmal seiner Unterschrift „Kleinforst Nr.8“ hinzufügt, wie in alten Zeiten.
Die Erinnerungen an seine Kindheit in Kleinforst hat Herr Tischer aufgeschrieben. Einen Teil davon durften wir mit seiner Zustimmung in unser Buch übernehmen. Er beschreibt darin sehr anschaulich, in welchen einfachen Verhältnissen er damals aufgewachsen ist. Diese Zeit hat ihn geprägt und hatte Einfluss auf sein ganzes späteres Leben.
Heute lebt Herr Rudolf Tischer in den USA und hat eine bemerkenswerte berufliche Karriere hinter sich. Eine Karriere, mit der er in seinen kühnsten Träumen selbst nicht gerechnet hatte.
Nach seiner Schulzeit begann er 1935 eine 4 jährige Lehre bei der Firma Carl Kahn in Oschatz als KfZ-Mechaniker. Dort wurden Nähmaschinen, Schreibmaschinen, Fahrräder, Motorräder und Autos verkauft und repariert. Das war für den jungen Rudolf Tischer eine interessante Arbeit, aber auch eine harte Zeit. Da wurde nicht nur an 6 Tagen in der Woche 10 bis 12 Stunden gearbeitet, da mussten auch sehr viele Arbeiten erledigt werden, die mit dem Beruf nichts zu tun hatten. Um sich selbst fachlich etwas beizubringen, kaufte er sich mit Unterstützung seiner Mutter für 25 Mark eine gebrauchte DKW vom Schrotthändler. Doch lassen wir ihn selbst darüber erzählen:
„Das Motorrad war in einem nicht besonders guten Zustand, es war völlig verrostet. Aber DKW war damals eine bekannte Motorradfirma in Sachsen und hatte einen sehr guten 2-Takt Motor. Ich bekam von meinem Chef die Erlaubnis, dass ich nach Feierabend daran arbeiten durfte. Wegen meiner Pflichten als Lehrling waren das aber immer nur einige Stunden in der Woche. Die älteren Lehrlinge machten sich über mich lustig und sagten: „Tischer, du hast doch keine Ahnung, wie man einen Motor zusammenbaut, das kriegst du nie hin“. Es dauerte Monate, bis die Arbeit fertig war. Als ich aber dann die Maschine startete, hörte ich das schönste Geräusch der Welt. Der Motor lief einwandfrei und ich hatte ihn ganz allein wieder zum Laufen gebracht. Ich war so aufgeregt, dass mir die Tränen in die Augen kamen“.
Seine Lehre beendete Rudolf Tischer 1939 mit Auszeichnung. Die Urkunde hing sein Chef in der Werkstatt auf. „Er war stolz auf mich und ich war es auch.“
Später spezialisierte er sich auf die Reparatur von Autos und Motorrädern. „Die Firma Carl Kahn war eine autorisierte Werkstatt für Opel, Mercedes, Auto-Union, NSU, DKW und BMW.“
Ein Jahr nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Rudolf Tischer zum Wehrdienst eingezogen. Mit viel Glück kam er nach Einsätzen an der Ostfront bei Stalingrad und an der Westfront mit dem Leben davon. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im März 1946 musste er im zerstörten Nachkriegsdeutschland sein Leben neu beginnen. Nachfolgend die wichtigsten Etappen: Ablegung der Meisterprüfung im Kraftfahrzeughandwerk in Flensburg 1951, 2 Jahre Aufenthalt in Saudi-Arabien, Arbeitsbeginn bei VW in Wolfsburg 1956.
Die Direktion des Volkswagenwerkes machte ihm 1957 das Angebot, für einige Zeit nach Amerika zu gehen. „Ich hatte ja nach dem 2. Weltkrieg immer den Wunsch gehabt, nach Amerika zu kommen und träumte dort von den großen Möglichkeiten. Ich hätte aber nie gedacht, dass das Automobilgeschäft in Amerika in solchem Umfange aufgebaut werden könnte“, sagte Rudi Tischer 1994 dem „Washington Journal“. Daran war 1957 wirklich nicht zu denken, als Rudolf Tischer mit seiner Frau und den Kindern auf einem Kohlenpott mit zwei Koffern und einer Kiste Amerika ansteuerte. Für 2 Jahre sollte er dort für VW Erfahrungen sammeln. Rudolf Tischer blieb in Amerika, wurde amerikanischer Staatsbürger und eröffnete 1971 seinen eigenen Betrieb unter dem Namen „Tischer-Volkswagen“. Das war aber erst der Anfang, denn Rudolf Tischer wurde ein international anerkannter Autofachmann und Vertragshändler für Spitzenprodukte aus der BRD, Japan, England und Schweden. Dadurch konnte er seine Betriebe immer mehr vergrößern.
Trotz seiner großen geschäftlichen Erfolge hat Herr Tischer seine Heimat nie vergessen. Als in den 80er Jahren die Altoschatzer Kirche vor dem Verfall gerettet werden musste, half er mit einer größeren Spende. An den umfangreichen Arbeiten beteiligten sich viele Menschen und ihr Einsatz hat sich gelohnt. Die Altoschatzer Kirche wurde wieder zu einem Schmuckstück. Eine Tafel im Inneren der Kirche würdigt die Leistungen der vielen Helfer:

Barockdorfkirche Altoschatz
Restaurierung 1986 – 1992
Die Kirchgemeinde dankt:
120 Personen mit 5000 freiwilligen Arbeitsstunden,
der großzügigen finanziellen Unterstützung durch
Herrn Rudolf Tischer, Kleinforst No.8
u.v.a.

Für seine besonderen wirtschaftlichen und kulturellen Leistungen wurde er 1990, an seinem 70. Geburtstag, in der Deutschen Botschaft in Washington mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Im Jahre 2002 finanzierte Herr Tischer die Restaurierungsarbeiten am Kriegerdenkmal auf dem Altoschatzer Friedhof und im Jahre 2004 unterstützte er mit einer größeren Spende an den Verein „Rettet St. Aegidien“ die Bauarbeiten an der Oschatzer Stadtkirche.In Würdigung dieser Verdienste durfte sich Herr Rudolf Tischer in einem Festakt im historischen Ratssaal des Oschatzer Rathauses am 19. Mai 2004 in das Ehrenbuch der Stadt Oschatz eintragen. Auf Antrag des Fördervereins „Rettet St. Aegidien“ stimmte der Stadtrat in seiner Sitzung am 24. Februar 2005 noch einer weiteren Ehrung zu. Es wurde beschlossen, dem Stadtparkweg entlang der Döllnitz zwischen Oschatz und Kleinforst den Namen „Rudolf-Tischer-Weg“ zu verleihen. Das war eine glückliche Entscheidung und eine schöne Würdigung für einen verdienstvollen gebürtigen Kleinforster, zumal sich die letzten Meter des Weges auf Kleinforster Boden befinden!



Ulrike Stange, eine Kleinforsterin im Nationalteam

Für die 20jährige Ulrike Stange ist ein Traum in Erfüllung gegangen: Sie wurde Mitglied der deutschen Handball-Nationalmannschaft! Beim Vier-Länderturnier im März 2005 in der Erdgas-Arena in Riesa kam sie zu ihrem ersten Einsatz und war auch mit einigen Toren erfolgreich. Schon mit 6 Jahren begann sie beim SHV Oschatz Handball zu spielen. Wen wundert’s, denn sie kommt aus einer handballbegeisterten Familie. Bereits ihre Oma, ihr Opa, ihre Mutter und ihr Bruder waren bzw. sind aktive Handballer. Acht Jahre später besuchte sie in Leipzig das Sportgymnasium und spielte erfolgreich in den Nachwuchsmannschaften des HC Leipzig. Mit dem A-Jugend-Team errang sie im Juli 2003 die Deutsche Meisterschaft. Kurz danach wechselte sie vom HC Leipzig zum BVB Dortmund. Dort galt sie zunächst erst einmal als Ersatzspielerin, setzte sich aber bald mit guten Leistungen auf „Rechtsaußen“ in der Bundesligamannschaft durch. Auch international gab es für sie bereits hervorragende Ergebnisse. Mit der Junioren-Nationalmannschaft belegte sie bei der Europameisterschaft in der Türkei den 2. und bei der Weltmeisterschaft in Mazedonien den 5. Platz. Kein Wunder, dass der Frauen-Nationaltrainer Ekke Hoffmann auf sie aufmerksam wurde und sie in den erweiterten Kader des Nationalteams holte. Mit dieser Nominierung hatte Ulrike selbst noch nicht gerechnet: „Bisher war das immer nur ein ferner Traum, jetzt ist es eine Ehre für mich, zu diesem Kreis zu gehören.“
Wünschen wir ihr auch weiterhin noch viele Erfolge in ihrer sportlichen Laufbahn!



„Kay Weber lief allen davon“

Diese Überschrift aus dem Sportteil der OAZ beschreibt eigentlich am deutlichsten die Leistungen von Kay Weber bei Laufveranstaltungen in den vergangenen Jahren. Bei den Landesmeisterschaften im Crosslauf errang er 2001 als 15-jähriger den Titel eines Landesmeisters in seiner Altersklasse. Er startete damals noch für den SV Fortschritt Oschatz. Im Jahre 2002 wechselte er in das Lager des SC DHfK Leipzig und konnte seine Leistungen durch die besseren Trainingsmöglichkeiten weiter steigern. 2002 und 2003 errang er im Sachsencup ausgezeichnete vordere Plätze.
Im Mai 2005 siegte er beim 50. Naundorfer Stundenlauf und setzte damit eine bemerkenswerte sportliche Tradition der Familie Weber fort. Sein Vater Bernd hatte bereits den 1. Stundenlauf gewonnen und siegte beim Jubiläumslauf erneut in der Altersklasse der 40 bis 49-jährigen!
Im September konnte Kay Weber noch einen weiteren großen sportlichen Erfolg hinzufügen. Bei den Meisterschaften im Berglaufen errang er in seiner Altersklasse (A-Jugend) den Titel eines Landesmeisters. Diese Disziplin kann schon als Extremsport bezeichnet werden, denn auf der Acht-Kilometer-Strecke in Löbau musste ein Höhenunterschied von 400 Metern bewältigt werden und das bei hochsommerlichen Temperaturen. Kay Weber schaffte es in der Zeit von 33:45 Minuten.
Wir dürfen gespannt sein auf seine weiteren Erfolge und auch auf die seines jüngeren Bruders Felix. Denn auch der sorgt durch seine guten Platzierungen bei den Crossläufen immer wieder einmal für Schlagzeilen.

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