Oschatz-damals.de > Geschichte(n) > Die Kleinforster und ihre Geschichte



 

Die ersten Häuser im kleinen Forst und ihre Besitzer

Nachfolgend werden die ersten 25 Häuser von Kleinforst in der Reihenfolge der Nummerierung des Brandversicherungsverzeichnisses im einzelnen beschrieben und auch deren Besitzer genannt, soweit sie überhaupt ermittelt werden konnten. Das Altoschatzer Erb- und Handelsbuch von 1786 -1846 war dabei eine wichtige Hilfe, es befindet sich heute im Bestand des Sächsischen Staatsarchivs in Leipzig. Eine weitere Informationsquelle waren die Einwohnerlisten zur Wahl der Gemeindevertreter von 1839, 1854, 1860, 1862, 1865, 1867 und 1869. In ihnen ist für jedes Haus ein Wahlberechtigter angegeben, der in der Regel auch der Eigentümer des Hauses war.

Weitere Quellen zur Auffindung der Hausbesitzer waren die sogenannten Vererbungs-Contracte von 1803 bis 1826, die Consignation der Grundstücke von Rosenthal (mit Kleinforst) von 1812, die Adressbücher aus den Jahren 1895, 1904, 1911, 1922, 1927, 1931 und 1937, die Eintragungen im Entwurf des Grund- und Hypothekenbuches für das Dorf Kleinforst aus dem Jahre 1846 und die Bauanträge von 1872 bis in die Neuzeit hinein.
Einige Namen konnten auch aus der Spendenliste zur Aufstellung der Altoschatzer Kirchturmuhr aus dem Jahre 1858 und aus der Spendenliste zum Kauf eines Geschenkes für den Gemeindevorstand Gottlob Höppner aus dem Jahre 1863 entnommen werden.
Auf dieser Grundlage war es möglich, eine gewisse Folge der Besitzverhältnisse bis etwa 1950 darzustellen. Darüber hinaus wurden absichtlich keine Namen mehr aufgeführt, was z.T. auch mit dem Datenschutz zusammenhängt.
Es wird Sie als Leser überraschen, in welchen kurzen Zeiträumen damals die Häuser ihren Eigentümer wechselten und wie lang dadurch die Liste der Eigentümer für die jeweiligen Häuser geworden ist. Das sollte uns nachdenklich machen. Den gleichen Gedanken hatte sicher auch ein Hausbesitzer in Meißen, der an den Giebel seines Hauses folgenden Spruch aufmalen ließ:


Das Haus ist mein und doch nicht mein,
Der nach mir kommt, kann´s auch nur leih´n.
Und wird’s dem dritten übergeben,
Der kann's nur haben für sein Leben.
Den vierten trägt man auch hinaus,
Sagt, wem gehört denn nun das Haus?

Auffällig ist auch, dass viele Häuser bereits kurz nach dem Aufbau schon wieder verkauft werden mussten. Sicher war die Last für die Urbarmachung des Bauplatzes und für die Errichtung der Wohn- und Nebengebäude einfach zu groß und das nicht nur in finanzieller Hinsicht. Auch dazu gibt es einen alten Spruch, der hierauf genau zuzutreffen scheint:

Dem Ersten der Tod,
dem Zweiten die Not,
dem Dritten das Brot.

Einen weiteren schönen Spruch fanden wir in Quedlinburg an einem alten Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert. Obwohl es solche Inschriften an den Kleinforster Häusern nie gab, soll dieser Spruch hier trotzdem mit aufgeführt werden:

Hier bauen wir aufs Beste,
und seind nur fremde Gäste.
Und wo wir sollen ewig sein,
da bauen wir gar wenig ein.
(da setzen wir nicht einen Stein)

Die Häuser Nr. 1 bis 25 in Kleinforst

Das Haus Nr. 1 (An der Aue 30)

Der Grund und Boden wurde am 18. April 1803 Johann Gottfried Ruppert aus Staucha übertragen, der entsprechend des Erbpachtvertrages auch darauf das Wohnhaus erbaute. Aber nur kurze Zeit später wurde das Haus schon wieder verkauft. Es erwarb am 12. April 1804 Johann George Ruppert aus Neckanitz und zahlte dafür 210 Taler. Am 19. Februar 1809 verkaufte Ruppert das Haus an Johann Gottfried Geißler aus Salbitz für 230 Taler und sicherte für sich und seine Ehefrau das Wohnrecht (den sogen. Auszug) auf Lebenszeit und ein Begräbnisgeld in Höhe von 5 Talern, 4 Neugroschen und 2 Pfennigen. Er erhielt zur Benutzung die kleine Stube, die Kammer über der Stube und ein Stück vom Oberboden. Außerdem durfte er sich noch einen Saustall aufbauen und erhielt dazu noch ein Mistloch zur Aufbewahrung des Düngers und ein Stück Garten von 90 Ellen Länge und 5 Ellen Breite. Umgerechnet war das ein Streifen von 51 Metern Länge und 2,83 Metern Breite!
Johann Gottfried Geißler verkaufte das Haus am 20. November 1832 für 300 Taler an seinen Schwiegersohn, den Ziegeldecker Carl Gotthelf Röber aus Zschöllau. Ab 1867 wird der Maurer Karl Geißler als neuer Hausbesitzer genannt, der das Grundstück noch bis mindestens 1875 besessen haben muss.
Auf der Suche nach weiteren Hausbesitzern finden wir in den Adressbüchern keine Angaben mehr, ab 1895 werden nur Mieter angegeben. 1911 fehlt der Eintrag sogar ganz. In dieser Zeit war der Rittergutsbesitzer Franz Schubert Eigentümer des Hauses, evtl. auch sein Vater Robert Schubert.
In den 30er Jahren war das Haus unter dem Namen „Schreckensburg“ bekannt. Mit dieser umgangssprachlichen Bezeichnung wurden die Zustände, die sich im Haus abgespielt haben müssen, beim Namen genannt. Angeblich soll es dort drunter und drüber gegangen sein. Einer der Bewohner war „Reiche-Kuttel“, der sich sehr oft bei „Schnapps-Lochmann“ in Oschatz einen hinter die Binde goss. Für den Rückweg hatte er meistens noch einen „Flachmann“ in der Hosentasche, dessen Inhalt bis nach Hause auch noch ausgekuttelt wurde. In solch einem Zustand stimmte er auch seine Sauf- und Wanderlieder an. Man konnte ihn bereits hören, wenn er kurz vor Kleinforst am Stadtparkweg auftauchte. Die Tochter von Willy Gast war damals noch Kind, aber zum Glück ist ihr noch eine Strophe in Erinnerung geblieben:


„Du lieber Mond, wenn ich dich sehe,
da hab ich meine Plage.
Du bist im Jahr nur 12 mal voll
Und ich bald alle Tage!“

Für die Kleinforster Kinder war das immer ein Heidenspaß, wenn „Reiche-Kuttel besoffen auftauchte. Sie liefen neben ihm her und amüsierten sich. Er ließ sich das alles gefallen, ohne böse zu werden. Wenn er richtig voll war kam es auch schon einmal vor, dass man ihn von der Straße auflesen musste.
Im Haus wohnte auch die Familie Hein mit 9 Kindern, wovon heute (2006) noch zwei leben. Eines dieser 2 Kinder ist Marianne Hein, die 1923 als 9. Kind geboren wurde. Frau Hein starb bei der Geburt des 10. Kindes.
Nach 1945 erhielt der Neubauer Willy Schroth das Grundstück im Zuge der Bodenreform.
Das Dach des Wohnhauses war nach einer Bauzeichnung von 1875 zur Straßenseite zu bis über einen Anbau hinweg heruntergezogen, der Anbau selbst war länger als das Haus. In diesem befand sich ein Holzstall, ein Backofen und eine Kammer. Anfang 1875 wurde von Karl Geißler im Wohnhaus ein sogenannter „besteichbarer Schornstein“ eingezogen. Aus den Bauakten geht hervor, dass das Haus noch im gleichen Jahr abgebrannt sein muss, denn es erfolgte 1875 ein „ ... Neubau des durch Brand zerstörten Wohnhauses“.
Nach einem Lageplan von 1905 war der oben erwähnte Anbau nicht mehr vorhanden. Dafür befand sich am Wohnhaus zum Nachbargrundstück zu ein angebautes Gebäude, das als Stall und Scheune genutzt wurde. Dieser Anbau wurde im Jahre 2000 abgebrochen.


Das Haus Nr. 2 (An der Aue 28)

Der Grund und Boden wurde am 30. März 1803 „ verreinet“, wobei zur Grenzmarkierung Steine gesetzt wurden. Dazu anwesend war auch der „Annehmer“ Johann Gottlob Schmidt. Er war ein ehemaliger „ ... Mousquetier vom löbl. Infanterie-Regimente Prinz Friedrich August, und zwar von des Obrist-Lieutenants von Merzani Companie“. Der sogenannte Vererbungs-Contract zwischen dem Rittergutsbesitzer, Erblehn- und Gerichtsherrn Christian Gottlieb Steiger und Johann Gottlob Schmidt wurde am 12. April 1804 ausgefertigt. Diese Urkunde ist im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig noch vorhanden.
Johann Gottlob Schmidt erbaute auf dem ihm überlassenen Bauplatz ein Wohnhaus. Nur kurze Zeit später verkaufte er aber am 30. Juli 1805 Haus und Garten für 291 Taler an Johann Gottlieb Caßelt aus Bortewitz, der es wiederum am 22. September 1810 an den Tagelöhner Johann Christian Gottlieb Meißner aus Oschatz für 150 Reichstaler weiterveräußerte. Caßelt ließ in den Kaufvertrag folgende Regelung eintragen: „Der Käufer gewährt dem Verkäufer und dessen Eheweibe auf beyder Lebenszeit zu ihrem Aufenthalt, Wohnung und Gebrauch die Oberstube, nebst der Kammer über der Wohnstube und den halben Oberboden, auch will er sie im Hause hin und wieder handthieren lassen, ferner zum alljährlichen Auszuge unentgeltlich 4 Scheffel Erdbirnen und den 3ten Theil alles erwachsenden Obstes. Auch muß Käufer, wenn er bäckt, iedesmal ein Brot bei seinem Holze mitbacken, ferner wenn Verkäufers Ehefrau eher versterben sollte, frey mit waschen und flicken lassen.“
Der neue Hauseigentümer beklagte im März 1816, dass ihm die Urkunden zur Überlassung des Grundstückes durch französische Truppen geraubt worden wären. Am 13. September 1818 verkaufte er das Grundstück mit allem Zubehör für 210 Taler an Johann Peter Poitz, einen Hausgenossen aus Oetzsch. Ein Jahr später erwarb das Grundstück Johanna Eleonore Heller für 200 Taler, die es aber bereits wieder am 9. Juli 1820 für 210 Taler an den Handarbeiter Johann Christian Gottlieb Eichler verkaufte, der aus Pulsitz stammte. Nach ihm war der aus Beiersdorf stammende Schäfer Johann Gottlob Gansauge Hauseigentümer, er erwarb es am 15. April 1821 für 210 Taler und verkaufte es am 5. Juli 1827 wieder an seinen Schwiegersohn Johann Gottfried Traugott Heyne aus Dahlen (später Heine geschrieben) für 300 Taler. „Demselben unbeschadet hat Käufer versprochen, dem Verkäufer und dessen Eheweibe in seiner Wohnstube den Aufenthalt und die Freiheit ihr Bette in solcher aufzuschlagen, ferner die kleinere Kammer für sich benutzen, auch alle diese Behältnisse ungehindert begehen zu dürfen, gestattet.“ Zu diesem Zeitpunkt wohnte aber auch noch die Auszüglerin Poitz im Hause!
Ab 1869 wird Karl Jentsch als neuer Hausbesitzer genannt, 1886 dann Friedrich Ernst Weber und 1895 dessen Witwe. Danach ist in den Adressbüchern von 1904 bis 1937 der Schlosser Anton Kretzschmar eingetragen.
Das Haus wurde im Jahre 1905 von 3 Familien mit 11 Personen bewohnt.
1872 erfolgte auf der Straßenseite ein Anbau an das Wohngebäude. 1905 wurde dieser Anbau bis zur Firsthöhe des Hauses aufgestockt.
1956 baute der Tischlermeister Reinhold Appelt ein Nebengebäudes zu einer Tischlerwerkstatt aus.


Das Haus Nr. 3 (An der Aue 26)

Der Grund und Boden für das Haus Nr.3 wurde am 30. März 1803 vermessen und an den Eckpunkten Grenzsteine gesetzt. Bei dieser „Verreinung“ war nach dem Protokoll auch der künftige Besitzer Johann Traugott Schmidt anwesend. Er war ein ehemaliger „ ... Mousquetier vom löbl. Infantrie Regimente von Thümmel, und zwar von des Herrn Hauptmann von Anspachs Companie“.
Der Vererbungs-Contract zwischen dem Rittergutsbesitzer, Erblehns- und Gerichtsherrn Christian Gottlieb Steiger und Johann Traugott Schmidt wurde am 11. Oktober 1804 ausgefertigt. Ein Exemplar davon befindet sich heute im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig, ein weiteres ist im Besitz des Hauseigentümers.
Johann Traugott Schmidt errichtete darauf das Wohnhaus und verkaufte es kurze Zeit später bereits wieder an Johann Gottfried Nitzsche, der das Haus mit Garten bereits wieder am 24. Dezember 1810 an seinen ältesten Sohn Johann Carl Traugott Nitzsche veräußerte. Er sicherte sich dabei ein Begräbnisgeld und folgenden Auszug: „Eine Kammer und ein Stück Oberboden, ein Stück Land, 6 Ellen breit und 10 Ellen lang, jährlich 1 ½ Scheffel Erdbirnen, den 4. Teil des Obstes, einen Saustall und die halbe Miststelle.“ Außerdem musste der Käufer jedes Mal „ ... 2 Brode bey seinen Holze“ mit in den Ofen schieben. Bemerkenswert ist noch folgende Regelung: „Die Kinder behalten die Herberge bey ihren Eltern und sollten diese versterben, so verspricht Käufer, selbigen bey Krankheit und Dienstlosigkeit, doch bey letzterer nur 14 Tage, den Aufenthalt in dem verkauften Hause zu gestatten, bis sie versorgt sind.“
Am 18. April 1843 verkaufte Johann Carl Traugott Nitzsche das Haus mit Seitengebäude und Garten an seinen Bruder, den Maurer Johann Gottfried Nitzsche für 350 Taler. Letzterer wurde wegen Wilddiebstahls bestraft und befand sich zur Wahl 1865 in Untersuchungshaft. Auch später wurde er wegen dieses Vergehens noch einige Zeit vom Wahlrecht ausgeschlossen. Johann Gottlieb Nitzsche überließ am 7. April 1874 „ ... das ihm eigenthümlich zugehörige Hausgrundstück sammt Zubehör“ dem Mühlenzeugarbeiter Carl Friedrich Wilhelm Wolf aus Schlantzschwitz für 700 Taler. Johann Gottfried Nitzsche ließ beim Verkauf für sich und seine Frau folgenden Wohnungsauszug eintragen:
„1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8;
9.

10.
11.
die Wohnstube im Parterre am Giebel der Morgenseite,
die Berechtigung in der Küche auf Käufers Herd Kaffee zu kochen,
die Mitbenutzung von Käufers Küche und Kessel beim Schlachten und Waschen,
die Berechtigung, in der Hausflur unter der Treppe die Wasserkannen aufzubewahren,
in der Etage die Kammer am Giebel der Abend- und Mitternachtseite,
den vierten Theil des Oberbodens der Morgen- und Mitternachtseite und den vor der Treppe befindlichen Raum,
die beiden Schweineställe an den Fenstern der Wohnstube,
eine Düngergrube,
im Garten von dem mittelsten Grenzsteine an der Abendseite nach Mittag zu 1 Stück 7 Meter langes und 7 Meter breites Gartenland,
die Mitbenutzung des Gartens zum Bleichen und Trocknen der Wäsche und Aufstellen und Hacken des Holzes,
alljährlich einen Thaler Aequivalent für Obst und Wein.“

Nach dem Ableben von Carl Friedrich Wilhelm Wolf verkaufte dessen Witwe, Rosine Marie Wolf, das Grundstück am 1. Februar 1896 an den Fabrikarbeiter Friedrich Ernst Dießner für 3.750 Mark.
Weitere Hausbesitzer waren noch Friedrich Otto Monden, der die Tochter von Ernst Dießner geheiratet hatte. Im Adressbuch ist er ab 1911 aufgeführt, 1922 dann seine Witwe Anna Monden, ab 1929 ihr Sohn, der Zimmerer Karl Otto Dießner und danach Helmut Dießner. Das Grundstück ist somit über 100 Jahre ununterbrochen im Besitz der Familie Dießner!
Im Jahre 1908 wohnten im Haus 3 Familien mit 12 Personen.
Das Haus hatte bis 1876 ein Strohdach, im gleichen Jahr wurde ein neuer Schornstein eingezogen und das Dach mit Ziegeln eingedeckt. Das Gebäude hatte ursprünglich zur Straße zu einen Anbau mit einem Backofen, in der ersten Etage befand sich eine Räucherkammer. Nach dem Brandversicherungskataster erhielt das Haus 1928 eine elektrische Lichtleitung und einen Wasseranschluss.
1957 vergrößerte Helmut Dießner das Wohnhaus durch einen giebelständigen zweigeschossigen Anbau.


Das Haus Nr. 4 (An der Aue 24, früher die Bäckerei Wittig)

Der Grund und Boden wurde am 18. April 1803 Johann Gottfried Michel aus Mügeln (zeitweise auch Mickel geschrieben) übertragen. Die Urkunde darüber ist im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig aufbewahrt. Johann Gottfried Michel baute auch das erste Wohnhaus auf. Dazu hatte er von der Liebschützer Kirche ein Kapital von 100 Talern aufgenommen, das mit 4 % zu verzinsen war. Im April 1816 wurde angegeben, dass Michel „ ... schon vor einiger Zeit sein Haus mit den übrigen Plätzen verlassen hat und deßelben Aufenthalt unbekannt ist“. Das war sicher auch der Grund dafür, weshalb in der Consignation von 1812 für den Hausbesitz nur der Name seiner Ehefrau Johanna Regina Michel genannt wird.
In der Ausgabe der „Oschatzer gemeinnützigen Blätter“ vom 5. Juli 1817 erschien dann folgende Bekanntmachung:
„Johann Gottfried Mickels im kleinen Forste bei Rosenthal gelegenes Haus und Garten wird, Schulden halber, auch auf des Besitzers Antrag, kommenden 16ten August 1817 an hiesiger Gerichtsstelle öffentlich an den meistbietenden verkauft und jeder Kauflustige gedachten Tages früh zwischen 10 und 12 Uhr daselbst zu erscheinen, geladen, auch um die Zubehör, den Werth und die Beschwerungen dieser Besitzung, samt den Bedingungen, unter denen es verkauft werden soll, kennen zu lernen. Auf die in den Wirtshäusern zu Leuben, Casabra, Borna und allhier ausgehangenen Anschläge wird verwiesen.“
Da das Haus zu diesem Termin nicht verkauft werden konnte, erschien am 27. September 1817 erneut eine Aufforderung zum Kauf für den 15. November 1817. Diesmal mit Erfolg, denn Johann Gottlob Busch, Hausauszügler und Mühlenzeugarbeiter, erwarb es für nur 127 Taler.
Am 3. März 1843 wurde das Haus erneut versteigert. Es gehörte zu diesem Zeitpunkt Johanne Christiane Stange, die es am 11. November 1836 erworben hatte. In der Beilage zum „Oschatzer Gemeinnützigen“ vom 5.11.1842 wurde dieses Ereignis angekündigt. Haus, Garten und eine Bau- und Gartenstelle sollten der Schulden halber am 13. Januar 1843 meistbietend verkauft werden.
Kurioserweise erstand das Grundstück Johann Gottlob Busch, der das Haus schon einmal besessen hatte, für 361 Taler! Er ließ am hinteren Eingang eine neue Tür mit einem schönen Türgewände aus Sandstein einbauen und verewigte sich im Schlussstein mit seinen Initialen J G B für Johann Georg Busch. Das war sicher für Kleinforst etwas ganz Besonderes.
Von 1854 bis 1869 erscheint eigenartigerweise im Einwohnerverzeichnis von Kleinforst Carl Stange als Wahlberechtigter für das Haus Nr.4. Sein Name ist auch in einer Spendenliste von 1863 aufgeführt.
1870 ist im Gemeindebuch die Einnahme des sogenannten Nachbargeldes „von Hesseln seinen Kauf in Kleinforst“ eingetragen. Dieses Nachbargeld war zwangsläufig bei Erwerb eines Grundstückes an die Gemeindeverwaltung abzuführen. Es betraf diesmal Friedrich Hessel, der als neuer Hauseigentümer seine Abgabe tätigte. Er stellte 1876 einen Bauantrag und reichte die Zeichnung für den Einbau eines neuen Schornsteins ein. Gebaut wurde der Schornstein aber sicher erst 1885. Zu diesem Zeitpunkt wurde von der Amtshauptmannschaft Hermann Hessel als Hausbesitzer angegeben. 1889 erscheint mit Friedrich Max Hessel ein neuer Eigentümer, es war sicher der Sohn von Hermann Hessel und damit schon die 3. Generation in der Folge der Hessel´schen Hausbesitzer. Er erhöhte das Erdgeschoss des Hinterhauses, das damals noch bewohnt war. 1899 wurden dann in diesem Nebengebäude ein Backofen und eine Backstube eingebaut, das Dachgeschoss wurde zum Mehlboden ausgebaut. Damit hatte Kleinforst seine Bäckerei erhalten. Dieser Vorgang ist auch deshalb bemerkenswert, weil Max Hessel gar nicht Bäcker, sondern Zimmermann von Beruf war.
Bereits vorher, im Jahre1892, erfolgte durch Hessel der Umbau des Wohnhauses. Dieses besaß bis dahin auf der Straßenseite einen eingeschossigen Anbau, der sich über die gesamte Hauslänge hinzog. Das Dach des Wohnhauses lief über diesen hinweg. Dieser Anbau wurde nun um ein Stockwerk erhöht und bekam ein flaches Dach aufgesetzt. Im Erdgeschoss wurde ein Laden eingerichtet. Was dort eigentlich verkauft wurde, ist unklar, denn die Bäckerei entstand ja erst 7 Jahre später.
1907 baute Max Hessel im Hinterhof noch eine Wäscherollkammer mit Waschhaus. Mit diesen Baumaßnahmen schloss er seine rege Bautätigkeit in diesem Grundstück ab.
Neuer Hausbesitzer wurde nach Hessel der Bäckermeister Arno Wittig. Durch ihn erfolgte 1925 eine Aufstockung des gesamten Vorderhauses um ein 2. Obergeschoss. Damit erhielt das Gebäude das heutige Aussehen. Bei einigen Details war die Amtshauptmannschaft sehr auf das äußere Erscheinungsbild bedacht. Sie genehmigte nur ein kleines Ladenfenster und auch die Firmenaufschrift über dem Geschäft sollte möglichst schlicht und unauffällig sein. Für die Nachwelt ließ Arno Wittig im sandsteinernen Türgewände des hinteren Einganges seine Initialen A W und Erneuert 1925 einmeißeln. Leider wurde dieses samt Haustür gegen 1962 bei einem Umbau herausgerissen und als Bauschutt entsorgt.
Beim Einbau der neuen Dielung im Obergeschoss verewigte sich übrigens ein Kleinforster Handwerker auf einem Stück Dielenbrett und schob dieses unter den Fußboden. Es kam erst wieder zum Vorschein, als im Jahre 1993, also nach 73 Jahren, wieder ein neuer Fußboden eingebaut wurde. Es trägt die Aufschrift: „Otto Dießner, Zimmerer, im Jahre 1925.“ Er war der unmittelbare Nachbar aus dem Haus Nr.3.
Nach Arno Wittig übernahm sein Sohn Gerhard Wittig nicht nur das Grundstück, er führte auch die Bäckerei weiter. Nach dem Krieg wurden die Backstube und der Laden an den Jahnaer Bäckermeister Fritz Hänsel verpachtet. Als dieser 1959 wieder in seine Gemeinde zurückging, wurde die Bäckerei endgültig geschlossen.
Das Wohnhaus hatte bis mindestens 1876 ein Strohdach und im Obergeschoss eine Räucherkammer. Der Durchgang zum Hof war durch eine hohe Mauer mit einem Eingangstor abgeschlossen. Im Hof befand sich ein Brunnen.


Das Haus Nr. 5 (An der Aue 22)

Der Grund und Boden wurde am 18. April 1803 Johann Gottlieb Möbiuß aus Oetzsch übertragen, der auch das Wohnhaus darauf erbaute. Als er 1814 starb, wurde sein Nachlass aufgelistet. Er bestand aus einem Wohnhaus mit Garten, einem Kleiderschrank, 2 alten Laden, 2 alten Spanbutten, einem alten Tisch, einer alten Bank, 3 alten hölzernen Lehnstühlen, einer alten Schnittebank, 2 alten Wasserkannen, 2 alten Wasserfässer, einer Backwanne, einem Schiebebock, einer alten Axt, einem Beil, einer Radekarre, einer Schippe und einem Spaten. An Bekleidung hinterließ er einen Rock und eine Weste, 2 Leibstücken, 2 paar Hosen, ein Paar alte Stiefel, 2 Paar alte Strümpfe, 3 alte Hemden, eine alte Mütze und einen alten Hut. So arm waren damals die Leute!
Später heiratete seine Witwe Johanna Regina den Johann Traugott Ruppert. Ihr Name erscheint am 9. Januar 1826 in einem Kaufvertrag, als sie den Erbanteil ihrer 3 Kinder am Grundstück von deren Altersvormund erwirbt. Das Wohnhaus hatte zu diesem Zeitpunkt einen Wert von 200 Talern.
Am 18. Januar 1834 verkaufte sie das Grundstück an ihre Tochter Johanna Christiane verehelichte Faulwasser für 250 Taler und sicherte sich dabei für sich und ihren Ehemann Johann Traugott Ruppert das weitere Wohnrecht. Johanna Christiane Faulwasser war mit Karl Faulwasser verheiratet, der sich 1863 in eine Spendenliste für ein Geschenk an den Gemeindevorstand Höppner eintragen ließ. Noch 1869 wird in der Wahlliste die verwitwete Christiane Faulwasser als Hausbesitzerin aufgeführt.
Weitere Eigentümer waren der Steinbrecher August Rietzschel, er zahlte das sogenannte Nachbargeld im Jahre 1876 und erscheint noch 1895 im Adressbuch. 1911 ist dann Paul Rietzschel, 1922 seine Witwe Anna Rietzschel und ab 1927 der Fabrikarbeiter Oswald Dietrich in den Adressbüchern eingetragen. Danach erwarb das Grundstück Kurt Schmidt.
1838 und 1909 wurde das Haus durch einen Anbau zur Straßenseite zu vergrößert. Das Dach war über die volle Hauslänge hinweg über den Anbau heruntergezogen.
1876 erfolgte der Einzug einer neuen Esse, 1884 der Einzug eines sogenannten russischen Schornsteins.
Das Haus hatte bis 1876 ein Strohdach. Auch in diesem Grundstück war der Eingang neben dem Gebäude durch eine hohe Mauer mit einem Tor verschlossen.


Das Haus Nr. 6 (An der Aue 20, heute die Gaststätte „Goldene Höhe“)

Der Grund und Boden wurde am 18. April 1803 an Johann Gottlob Haugk aus Pulsitz (später auch Haucke geschrieben) übertragen, der auch das Wohnhaus errichtete. Am 28. Dezember 1818 verkaufte er das Grundstück für 150 Taler an Christian Gottlieb Albrecht aus Wellerswalde. Der Käufer sicherte Johann Gottlob Haugk und seiner Ehefrau bis zu deren Lebensende folgendes zu: Als Wohnung die kleine Stube, die kleine Kammer über der Stube und den Oberboden, ein Stückchen Garten, 32 Ellen lang und 11 Ellen breit, den vierten Teil der geernteten Baumfrüchte, das Mitbacken von jeweils 2 Broten und das Räuchern des Fleisches.
Albrecht verkaufte das Haus am 6. November 1823 bereits wieder an Johann Gottfried Schumann aus Reppen und erhielt dafür 300 Taler. Danach muss das Haus noch mehrmals den Besitzer gewechselt haben, denn im Grund- und Hypothekenbuch wird der Auszug für Johann Gottlob Haugk zum 1. März 1827 und zum 31. August 1838 erneut bestätigt. Das letzte Datum betrifft den Verkauf des Hauses an Johann Gottlob Kirsten, der es aber bereits wieder am 24. September 1843 an Johann Friedrich Schmidt aus Cavertitz für 245 Taler veräußerte. Der neue Hausbesitzer bekannte sich im Kaufvertrag auch zu den Auszugsbedingungen für Johann Gottlob Haugk, der demnach noch immer im Haus wohnte.
Johann Friedrich Schmidt verkaufte wiederum das Haus samt Garten am 22. Juli 1861 an Carl Gottlieb Faulwasser aus Kleinforst für 250 Taler. Der Verkäufer vereinbarte dabei für sich und seine Ehefrau auf Lebenszeit den folgenden Wohnungs- und Naturalauszug:

a)

b)

c)
d)


e)
f)
g)
h)
ein Stückchen Garten zur Grätzerei, 10 Ellen lang und 15 Ellen breit an der Abendseite gleich vom Hofe an vor Abkäufers Fenstern,
die kleine Stube an der Morgenseite, die Kammer über der Stube, und den über der Kammer befindlichen Oberboden, beides an der Morgenseite,
Abkäufer hat die Auszugslocalitäten jederzeit in baulichem Wesen zu erhalten,
bei dem jedesmaligen Backen haben die Auszügler das Recht, zwei Brote mit zu backen und in die mittelste Reihe zu setzen. Abkäufer muß das Backen jedes Mal 3 Tage vorher ansagen. Zur Feuerung des Backofens haben Auszügler nichts beizutragen,
die beiden Schweineställe, an der an der Morgenseite befindlichen kleinen Stube, und das Stückchen Hof, welches sich vor den Auszugsfenstern und vor den Schweineställen befindet, die an der Morgenseite befindliche Düngergrube,
die Mitbenutzung des in der kleinen Stube eingemauerten Kessels,
wenn Verkäufers Kinder etwa mit dem Tode abgehen sollte, so hat Abkäufer die Verbindlichkeit, die Auszügler in Krankheitsfällen zu warten.

Und was war aus dem Auszügler Johann Gottlob Haugk geworden? Er lebte immer noch! Im Kaufvertrag wurde deshalb vermerkt: „Da auf dem Grundstück dermalen noch laut Kaufs vom 28. Dezember 1818 ein Auszug für Johann Gottlob Haugk in Kleinforst unterpfändlich haftet, den übrigens Abkäufer zur fernerweiteren Vertretung mit dem Grundstück hiermit übernimmt, so tritt der vorstehend vorbehaltene Auszug erst dann ein, wenn der Auszügler Haugk mit dem Tode abgegangen sein wird.“
Der Kaufvertrag wurde von Johann Friedrich Schmidt „mit berührter Feder“ unterschrieben. Er war also des Schreibens nicht mächtig, aber das war damals nichts Besonderes.
1869 wurde in der Liste zur Wahl der Gemeindevertreter Friedrich Schwenke als Hausbesitzer aufgeführt. Er war sicher der Vater von Johann Gottfried Schwenke, der im Januar 1870 die Concession zum Verkauf von Branntwein und Spirituosen erhielt und damit das Gaststättengewerbe in Kleinforst begründete. Johann Gottfried Schwenke wird zu diesem Zeitpunkt auch das Haus übernommen haben.
Im April 1874 übernimmt Carl Traugott Preußler das Grundstück, im November 1875 Johann Ehrgott Gaitzsch, im Oktober 1877 Carl Hermann Haupt und im November 1901 Karl Klepzig.
Zwischendurch ein Stück Baugeschichte: In einem alten Flurplan von Kleinforst ist das Haus in dieser Zeit mit einer kleinen Grundfläche und einem Anbau zur Straßenseite zu dargestellt. Wir können davon ausgehen, dass dieses Wohngebäude früher ein typisch Kleinforster Haus mit einem angebauten Backofen war. Das bestätigt auch die Erfassung des Grundstückes im Jahre 1812 mit folgenden Worten: „Ein übersätztes Wohnhauß mit 2 Stuben, ein Rauchfang, 1 Esse, nebst einem Schweinestalle, ein Garten mit Bäumen nebst Krätzegärtgen.“ In einem Kaufvertrag von 1861 wird die Berechtigung des Auszüglers zum Brotbacken auch ausdrücklich mit erwähnt. Damir wird bestätigt, dass ein Backofen vorhanden war.
Die Einfahrt zum Hof ging rechts am Gebäude vorbei. Nach einem Brand im Jahre 1902 errichtete der Gastwirt Karl Klepzig noch im gleichen Jahr ein neues, größeres Gebäude, das nun die gesamte Breite des Grundstückes einnahm. Damit war die Hofeinfahrt verbaut. Als einzige Zufahrt blieb jetzt nur noch der sehr schmale Weg über das Borngässchen von oben herunter.
Mit dem Neuaufbau des Vorderhauses errichtete Klepzig auch noch ein Schlacht- und Waschhaus und eine Räucherei. Er erweiterte auch das seit 1886 bestehende „Kegelschubgebäude“ und errichtete eine Kolonnade im Biergarten.
Im November 1903 erwarb Wilhelm Hugo Richter das Grundstück und verkaufte es bereits im März 1904 wieder an Frau Pauline Anna Preller. In einer Zwangsversteigerung im Januar 1906 erwarb es deren Schwiegervater Emil Preller.
Weitere Besitzer waren danach ab Oktober 1911 Emil Rietzschel, ab 1914 Bruno Lehmann aus Döbeln und ab Mai 1919 Willy Ehrlich. Letzterer kam aus Wiesa bei Annaberg und war eigentlich Bäcker von Beruf. Mit ihm kehrte nach dem ständigen Wechsel der Eigentümer endlich wieder Ruhe in die Besitzverhältnisse ein. Nach seinem Tod im Jahre 1946 übernahm das Grundstück seine Frau Hildegard Ehrlich und sie führte auch das Gewerbe bis in die DDR-Zeit hinein weiter. Danach ging das Anwesen 1961 auf die Konsumgenossenschaft Oschatz über, nach der „Wende“ erwarb es dann die Familie Pause.


Das Haus Nr. 7 (An der Aue 18)

Der Grund und Boden wurde am 18. April 1803 an Johann Gottlieb Meißner aus Pulsitz übergeben, der darauf auch das Wohnhaus auf seine eigenen Kosten erbaute, wie es im Erbpachtvertrag festgelegt war. Am 16. April 1819 verkaufte er das Haus und den dazugehörigen Garten an die Johanne Rosine Löbin (Löbe) aus Zissen bei Dahlen für 200 Taler und vereinbarte dabei für sich und seine Frau das weitere Wohnrecht in einigen Kammern, ein Stückchen Garten, den vierten Teil des gefallenen und abgenommenen Obstes, einen Saustall und die „ ... Freyheit, so oft Käuferin bäckt, jedes Mal zwey Brode mit backen und in die mittelste Reihe setzen zu dürfen“.
1839 wird Gottfried Hänsel als Hausbesitzer genannt. Am 31. März 1843 erstand Johann August Miersch, ein Hausgenosse und Maurer aus Raitzen, das Grundstück von Hänsel „ ... in notwendiger Subhastation für 171 Thaler“. Diesen Vorgang finden wir auch in der Ausgabe der „Oschatzer allgemeinnützigen Blätter“ vom 18. Februar 1843: „Schulden halber Subhastation des Hauses und Gartens von Johann Gottfried Hänsel im kleinen Forste bei Rosenthal.“
In den Wahllisten wird Miersch noch bis 1865 genannt, danach 1867 seine Witwe. 1869 kaufte dann Karl Pöschel das Haus, er zahlte auch im gleichen Jahr das sogenannte Nachbargeld in die Gemeindekasse Altoschatz.
Weitere Hausbesitzer waren der Maurer Ernst Gruhle, er wird im Adressbuch bereits 1895 aufgeführt und ab 1927 der Fabrikschlosser Richard Gruhle.
1901 wurde das Haus durch einen Anbau an der Straßenseite vergrößert. Dieser ging aber noch nicht über die volle Hauslänge hinweg. Erst 1905 wurde er auf die volle Länge erweitert. Bis 1900 war vor dem Haus ein kleiner Anbau vorhanden, dessen Nutzung unklar ist. Da er an die Küche angrenzte, könnte dort ein Backofen gewesen sein. 1972 wurde das Haus von Erhard Gruhle modernisiert. Bis dahin befand sich noch eine kleine Scheune innerhalb des Gebäudes, die einen Zugang von der Giebelseite her hatte. In gesamten Obergeschoss des Hauses lagerte Heu. Diese Räume wurden nun für Wohnzwecke umgebaut.


Das Haus Nr. 8 (Querstraße 19)

Der Grund und Boden wurde am 1. Mai 1824 an Christian Gottlieb Albrecht, vergeben. Hinter seinem Namen steht noch der Vermerk „von hier“. Wir kennen ihn schon, denn er war von 1818 bis 1823 Eigentümer des Hauses Nr.6, das er 1818 gekauft und 1823 wieder verkauft hatte.
Auf dem vom Rittergut Altoschatz vergebenen Grund und Boden errichtete er jetzt ein Haus mit Nebengebäuden und musste diesen Besitz bereits nach knapp 5 Jahren Schulden halber wieder verkaufen. In einer Ausgabe der „Oschatzer allgemein-nützigen Blätter“ vom 10. Januar 1829 erschien dazu folgende Anzeige:
„Christian Gottlieb Albrechts, im kleinen Forste bei Altoschatz zwischen Hänßels und Patitz´s Häusern allda gelegenes Haus mit Garten, soll auf notwendiger Weise an hiesiger Gerichtsstelle den 30. Januar 1829 meistbietend verkauft werden.“
Jetzt beginnt eine recht merkwürdige Geschichte. In der Zwangsversteigerung erhielt Johanna Christiana Nitzsche, „ ... eine unverehelichte großjährige Weibsperson vom kleinen Forste“, mit ihrem Angebot von 138 Talern den Zuschlag. Sie verstarb jedoch am 18. Februar 1829, also nur wenige Tage nach der Versteigerung und hinterließ als gesetzliche Erben die 2 unmündige Kinder Johanne Friederike, 5 ½ Jahre alt,
„ ... anzeiglich mit dem Bauer Strehle aus Ganzig gezeugt“ und Johanne Amalie, 3 Jahre alt, „ ... deren Vater anzeiglich Roßberg zu Schönnewitz seyn soll“. Als Altersvormund für die Kinder wurde der Großvater und Auszügler Johann Gottfried Nitzsche aus Kleinforst eingesetzt. Er verkaufte im Namen seiner Mündel das Haus mit allem Zubehör am 18. Dezember 1829 für 154 Taler an Christiane Friederike Berge. Sie war die Witwe des verstorbenen Johann Gottlob Berge aus Kleinforst, der den Kauf des Hauses bereits eingeleitet hatte.
Christiana Friederika Berge heiratete später einen Herrn Stein, der in der Wahlliste von 1839 für das Haus Nr.8 aufgeführt ist. Er muss gegen 1843 verstorben sein, denn am 11. Juni 1843 verkaufte seine Witwe das Haus mit dem dazugehörigen Garten und mit allem was „ ... erd-, niet-, wind-, wand-, band-, mauer-, klammer- und nagelfest“ ist, für 150 Taler an Carl Gottlob Friede, Hausgenosse aus Altoschatz . Die Verkäuferin lässt sich dabei den Auszug auf Lebenszeit im Grund- und Hypothekenbuch eintragen.
Das Haus brachte aber auch weiterhin nur Unglück. Friede starb bereits am 26. Dezember 1844, also nur 1 ½ Jahre nach dem Hauskauf. Am 31. Januar 1845 übernahm seine Witwe Maria Dorothea Friede das Grundstück von ihrem unmündigen Sohn und Miterben Karl Gottlob Friede für 150 Taler abzüglich ihres Erbanteils und sicherte ihm dabei die Erziehung, die Unterhaltung und die Herberge bis zur eigenen Versorgung zu.
Auf den Wahllisten erscheinen dann als Hauseigentümer 1854 Ernst Höhne, 1865
H. Starke und 1867 die Witwe Oemichen. Zu den letzten beiden Personen gibt der Gemeindevorstand Bittig an den Wahlleiter folgende Erklärung ab: „Starke hat an die Witwe Oemigen verkauft und ist nach Oschatz gezogen.“ 1869 wird dann Gottfried Wetzig als Hausbesitzer genannt, dessen Witwe 1895 noch als Auszüglerin im Haus wohnte.
Der nächste Eigentümer war der Maschinenführer Friedrich Tischer, der im Adressbuch von 1895 aufgeführt ist, das Haus aber schon wesentlich eher gekauft haben muss.  In den weiteren Adressbüchern erscheint 1904 der Feuermann Karl Tischer, ab 1922 der Fuhrwerker Paul Tischer und ab 1929 seine Witwe Alma Tischer.
Im Haus Nr.8 wurde Rudolf Tischer geboren, der in Amerika ein erfolgreicher Geschäftsmann wurde.
Nach dem Brandversicherungsverzeichnis erhielt das Haus 1865 auf der Längsseite zur Straße zu einen unterkellerten Anbau.
1977 wurde das Wohnhaus vollkommen abgerissen und anschließend in der jetzigen Form wieder aufgebaut. Die gesamten Arbeiten führte der Hausbesitzer Rudolf Zurek mit dem Kleinforster Lothar Weber und einer kleinen Baubrigade durch. Die Bauzeit für den Wiederaufbau betrug nur ein halbes Jahr. In dieser Zeit wohnte die Familie Zurek im Nebengebäude des Grundstückes, in dem auch noch die gesamte Wohnungseinrichtung untergebracht war!


Das Haus Nr. 9 (An der Aue 16)

Den Grund und Boden erhielt am 1. Mai 1824 der aus Wadewitz stammende Johann Friedrich Paditz. Im Grund- und Hypothekenbuch heißt es dazu wörtlich: „Johann Friedrich Paditz erhielt den Grund und Boden des Hauses von Christian Gottlieb Steiger unter gewissen Bedingungen in Lehn und Würden gereicht.“ Er verkaufte das Haus mit allem Zubehör am 18. Mai 1859 an den Hausbesitzer und Handarbeiter Friedrich Bernhardt aus Hohenweitzschen für 200 Taler. Johann Friedrich Paditz ließ für sich und seine Ehefrau folgenden Wohnungs- und Naturalauszug in den Kaufvertrag aufnehmen:
a)

b)



c)

d)

e)


f)
g)


h)

i)


j)


k)
Zur Wohnung die kleine Stube rechts am Eingang, desgl. die darüber befindliche Kammer und den darüber befindlichen Oberboden, das Plätzchen unter der Treppe 
Ein Holzschuppen, den hintersten Schweinestall, auch sind Auszügler berechtigt, einen Schiebebock nebst Radeberge in den Holzschuppen berechtigt, einen Schiebebock nebst Radeberge in den Holzschuppen mitsetzen zu dürfen, desgl. soll es ihnen gestattet sein, bei schlechter Witterung ihr Holz im Holzschuppen zu sägen und klein zu spalten, indes dürfen sie solches dort nicht aufstellen.
Die Beete von der Hausthür ab bis an die Stachelbeersträucher in der Länge von 21 Ellen, und in der Breite von 8 Ellen unten und 7 Ellen oben.
In der Küche einen Platz zum Waschen. Wenn der Auszugswirth bäckt, so hat er solches den Auszüglern 3 Tage zuvor anzusagen, den Auszüglern ist es unbenommen (gestattet), jedesmal drei Brode mit zu backen, die in die mittelste Reihe zu setzen sind, auch stehet es ihnen frei, jedesmal einen bis zwei Kuchen mit zu backen
Die Auszügler haben freien Weg und Steg zu allen Auszugsbehältnissen und Reservaten bei Tag und bei Nacht.
Der Auszugswirth hat die Verpflichtung, die Auszugswohnung im baulichen Wesen zu erhalten, jedoch hat zuvor noch der Auszügler die Decke in der Kammer unentgeldlich herzustellen, wozu der Wirth nur das dazu benöthigte Holz und Lehm zu geben verbunden ist.
Auszügler erhalten jedes Jahr den vierten Theil des erbaut werdenden Obstes und den vierten Theil der erbaut werdenden Weintrauben, die Theilung hat sofort bei dem Abnehmen zu geschehen.
Dem Auszügler ist es unbenommen, seine Profession als Weber in seiner Auszugsstube zu betreiben, ingleichen haben Auszügler die Berechtigung, das Getreide, was von ihnen angebaut oder gelesen wird, in der Hausflur auszudreschen, weiter haben sie auch die Befugnis, wenn sie ein Schwein schlachten, solches in der Esse zu räuchern.
Die Auszügler erhalten auch auszugsweise die Miststelle unter den Auszugsfenstern auf der Mitternachtsseite.
In Krankheitsfällen ist dem überlebenden Theil der Auszügler freie Wartung und Pflege vom Auszugswirth zu gewähren. Sollte der jetzige Auszugswirth wieder verkaufen, dann hat der überlebende Theil der Auszügler in solchem Falle auch die Wahl, ob er entweder die Wartung und Pflege des künftigen Auszugswirthes annehmen, oder von ihm die Beschaffung einer Wärterin anfordern will, die dem überlebenden Theil der Auszügler dann unentgeldlich zu gestellen ist.
Im Fall des Überlebens eines der Auszügler bleibt der Wohnungs- und Naturalauszug ganz unverändert, nur soll in solchem Fall der dritte Theil des auszugsweise vorbehaltenen Gartenlandes zu Gunsten des Auszugswirths wieder hinwegfallen.

Bereits wenige Monate später, am 21. Februar 1860, verkaufte Friedrich Bernhardt, das Hausgrundstück schon wieder an Friedrich Wilhelm Borrmann, einen Handarbeiter aus Kleinforst. Der Kaufpreis betrug 300 Taler. Bernhardt schlug hierbei mächtig auf, denn vor knapp einem Jahr hatte er das Grundstück für gerade einmal 200 Taler erstanden. Borrmann unterschrieb den Kaufvertrag „mit geführter Hand“.
Auch Borrmann übernahm die vom Verkäufer eingegangenen Verpflichtungen gegenüber den Auszüglern Paditz in vollem Unfang. Borrmann wird noch bis 1869 in den Wahllisten als Hausbesitzer geführt. 1876 zahlte seine Witwe das sogenannte Nachbargeld an die Gemeinde, daraus lässt sich schließen, dass sie das Haus zu diesem Zeitpunkt übernommen hat.
1880 zahlte der Schlosser J. Steitz das Nachbargeld und war demnach der nächste Hausbesitzer. Er stellte ein Jahr später einen Bauantrag zur Erneuerung des Schornsteins und zum Einbau eines Fensters in der Außenwand der Küche. Diese Baumaßnahme lässt vermuten, dass bis 1881 ein kleiner Anbau am Haus noch vorhanden war, in dem sich der Backofen befand. Dieser kleine Anbau ist auch in einer alten Flurkarte erkennbar. Bestätigt wird die Annahme noch dadurch, dass in dem Kaufvertrag von 1859 dem Auszügler das Brotbacken weiterhin gestattet wurde. Der Auszügler durfte nach dem Schlachten auch weiterhin die Räucherkammer nutzen, sie war also in diesem Haus auch vorhanden.
Lange kann Steitz das Grundstück nicht besessen haben, denn bereits 1882 zahlt der neue Hauseigentümer Birnbaum ein Nachbargeld an die Gemeinde. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um den Bahnwärter Traugott Birnbaum, der in den Adressbüchern der Jahre 1895 und 1904 erscheint. Im Adressbuch von 1911 wird dann seine Witwe als Hausbesitzerin angegeben, 1922 Ernst Schubert und ab 1927 sein Sohn Alfred Schubert. Ernst Schubert muss das Haus bereits einige Jahre vor 1922 erstanden haben. Rudolf Tischer erinnert sich noch gut an seinen unmittelbaren Nachbarn von damals: „Er lief fast immer barfuss herum, seine Fußsohlen waren mit einer dicken Hornhaut überzogen“.
1964 wurde das Haus durch einen Anbau zur Straße zu wesentlich erweitert. Diese Arbeit führte der Kleinforster Lothar Weber mit seiner Baubrigade nach Feierabend durch. Durch diesen Anbau wurde auch der bis dahin bestehende Vorgarten überbaut, der ja früher zu jedem Kleinforster Haus gehörte. Die Bauleute nutzten aber die massive Mauer der Einfriedung als Fundament für die vordere Hausfront.


Das Haus Nr. 10 (An der Aue 14)

Der Grund und Boden wurde am 1. Mai 1824 Johann Gottlieb Lindner aus Staucha übergeben, er erbaute darauf auch anschließend das Wohnhaus.
In den Wahllisten von 1854 bis 1867 wird Wilhelm Miersch und danach 1869 Friedrich Bäurich als Hausbesitzer angegeben. 1873 zahlte August Hummel das sogenannte Nachbargeld für den Erwerb des Grundstückes an die Gemeinde Altoschatz und 1895 ist dann seine Witwe als Hausbesitzerin im Adressbuch aufgeführt. Danach muss das Grundstück der Zimmermann Karl Hermann Dießner erworben haben, sein Name ist sowohl im Brandversicherungskataster als auch in einer Bauzeichnung zu finden. Lange kann er das Grundstück jedoch nicht besessen haben, denn 1904 und 1911 ist dann schon der Maurer und Steinbrecher Karl Lucas im Adressbuch als Hausbesitzer eingetragen. Aus seinem Geburtsschein geht hervor, dass sein Vater Johann Christian Lukas bereits 1845 zur Miete in Kleinforst wohnte. Wann Karl Lukas das Grundstück erworben hat, ist nicht genau bekannt.
Ab 1922 ist dann bereits der Sohn, der Schuhmacher Otto Lucas, als neuer Hauseigentümer im Adressbuch angegeben.
Nach einem Eintrag im Brandkataster wurde das Haus 1834 durch einen Anbau mit Schuppen, Backofen und Gewölbe erweitert. 1938 wird dort eine Kammer zu Wohnzwecken eingebaut. Das Haus wirkt besonders niedrig, da das Dach zur Straße zu bis über das Erdgeschoss heruntergezogen ist.


Das Haus Nr. 11 (An der Aue 12)

Der Grund und Boden wurde am 1. Mai 1824 an Carl David Otto vergeben, der aus Sitzenroda stammte. Er errichtete darauf auch das Wohnhaus. Bereits 1½ Jahre später erscheint aber bereits der nächste Eigentümer, nämlich Johann Gottfried Junghanns. Er erwarb das Grundstück am 23. September 1825 und verkaufte es am 17. März 1829 schon wieder für 315 Taler Conventionsgeld an Eva Rosine Geiler aus Börtewitz. Auch diese behielt das Grundstück nicht lange, denn bereits am 3. Oktober 1831 veräußerte sie das Haus mit Stallgebäude und Garten für 330 Taler an Johanna Rosina Geißler aus Naundorf. Diese wiederum verkaufte das Grundstück 7 Jahre später wieder, am 24. September 1838, an Christian Gottlob Schumann für 300 Taler. Die Verkäuferin ließ für sich und ihren Ehemann das weitere Wohnrecht im Kaufvertrag eintragen.
Der nächste Eigentümer muss ein Möbius gewesen sein, denn in der Ausgabe der „Oschatzer gemeinnützigen Blätter“ vom 7.4.1849 wird die Versteigerung des Hausgrundstückes der Amalie Friedericke Möbius für den 15.5.1849 angekündigt. Der Schätzwert belief sich damals auf 285 Taler. In der Versteigerung erwarb es der Limbacher Gutsbesitzer Carl Gottlieb Knof. Dieser verkauft das Grundstück aber schon wieder am 11. März 1850 an Carl Heinrich Voigt für 231 Taler. Im Kaufvertrag erscheint wieder die schöne Formulierung:
„ ... mit allem dem was darinnen erd-, niet-, wind-, wand-, band-, mauer-, klammer-, nagel- und wurzelfest zu befinden ist.“
Carl Heinrich Voigt stammte aus Hof und war Maurer von Beruf. Am 12. April 1887 verkaufte er das Haus mit allem Zubehör an seinen Sohn, den Fabrikarbeiter Karl Heinrich Voigt. Die Kaufsumme betrug 2400 Mark. Darüber hinaus bedingte er sich noch folgendes aus:
 
1.

2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.

11.
Zu lebenslänglicher freier Wohnung für den Verkäufer die Wohnstube in der Etage links vom Treppenaufgang nebst daran befindlicher Kammer.
Benutzung des Oberbodens rechts vom zweiten Treppenaufgang.
Benutzung des Vorsaales, welcher sich vor der Wohnstube befindet.
Mitbenutzung des in der Küche befindlichen Kessels.
Benutzung von 3 Quadratmeter Hofraum, rechts von dem Hauseingange.
das Recht, die Wäsche im Garten mit zu trocknen.
Mitbenutzung des Abtritts und der Düngergrube im Hofe.
den vierten Theil von allem erwachsenden Obste und von dem zu erbauenden Weine
sechs Quadratmeter Garten links vom Fußsteig und 1 ½ Meter von der Scheune entfernt anfangend.
jederzeit freien und ungehinderten Zu- und Abgang zu und von allen Auszugsräumlichkeiten, auch Eingang durch den Garten behufs Wasserholens.
jederzeitig bauliche Instandhaltung der Auszugswohnung.

Der Name des Fabrikarbeiters Heinrich Voigt ist noch in den Adressbüchern von 1895 bis 1931 zu finden. In einem Bauantrag von 1933 ist aber bereits der Schlosser Hugo Voigt als neuer Eigentümer angegeben. Damit hatte die 3. Generation der Voigts das Grundstück in Besitz genommen. Er wird noch 1951 als Hausbesitzer geführt.
Das Haus hatte bis 1876 ein Strohdach. Im gleichen Jahr wurde für die „ ... alte Feueresse, welche von Holz ist“, ein neuer Schornstein aus gebrannten Ziegeln eingezogen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch das Dach neu eingedeckt und das Fachwerk des einen Giebels durch massives Mauerwerk ersetzt. Am Gebäude befand sich zur Straßenseite zu ein kleiner Anbau mit einem Backofen, der 1876 um eine „Stubenkammer“ erweitert wurde. Wie üblich, war auch in diesem Haus im Obergeschoss eine gemauerte Räucherkammer vorhanden.
1925 wurde das Haus durch einen zweigeschossigen unterkellerten Anbau zur Straßenseite zu um etwa 2 Meter verbreitert. 1933 wurden 51 Quadratmeter des schlechten Lehmfachwerks mit Drahtziegelgewebe überspannt und mit Kalkmörtel verputzt. Damit hatte nun auch dieses Haus seinen ursprünglichen Charakter verloren. Aber wer will es dem Hausbesitzer Hugo Voigt verdenken, dass er darauf keine Rücksicht nahm.


Das Haus Nr. 12 (An der Aue 10)

Der Grund und Boden wurde am 1. Mai 1824 Johann Gottfried Reichel aus Crellenhain übertragen, der darauf später auch das Wohnhaus errichtete. Er verkauft das Grundstück am 12. Mai 1862 für 250 Taler an seinen Schwiegersohn Johann Gottlieb Keidel aus Oschatz. Gottfried Reichel stellte dabei für sich und seine Ehefrau folgende Bedingungen:

a)

b)
c)

d)
e)

f)

g)
h)
i)
die kleine Stube vom Hauseingang rechts als Auszugsstube, nebst der darüber befindlichen Bodenkammer und den darüber befindlichen Oberbodentheil,
einen Schweinestall und eine Düngerstätte im Hofe, rechts vom Hofeingang,
ein Stückchen Grätzegarten in ohngefährer Größe von 18 Ellen Länge und 10 Ellen Breite auf der linken Seite bei dem Eingang in den Garten,
Auszügler haben zu ihren Auszugslocalitäten jeder Zeit freien Weg und Steg,
den Auszüglern ist es unbenommen, wenn Abkäufer bäckt jedes Mal 2 Brote und einen Kuchen mitzubacken, auch hat der Hauswirth den Auszüglern das Backen vorher jedesmal anzusagen,
den Auszüglern steht die Mitbenutzung der Küche frei, jedoch haben sie bei dem Kochen ihr eigenes Brennmaterial zu verwenden,
den Auszüglern gebührt der 3. Theil des auf dem Grundstück erbaut werdenden Obstes und der Weintrauben,
die Mitbenutzung des Appartements im Hofe,
stirbt eines der Auszügler so bleibt der Herbergsauszug ungeschmälert für den Überlebenden.

Köstlich ist die Bezeichnung des stillen Örtchens als „Appartement“. Nach dem Wörterbuch ist dieser Begriff mit „komfortabler Wohnung“ gleichzusetzen und das war der Abtritt auf dem Hofe des Grundstückes Nr.12 ja nun wirklich nicht!
In einem Nachtrag wurde noch vermerkt, dass zu dem Herbergsauszug auch noch die Befugnis gehört, dass die Auszügler ihr Getreide in des Hauswirts Hausflur alljährlich ausdreschen dürfen. Na, das wird gestiebt haben!
Unter der Unterschrift von Johann Gottfried Reichel steht: „m. d. H. a. d. F.“ und das bedeutet nichts anderes als: „mit der Hand an der Feder“. Wieder einmal ein Kleinforster, der nicht schreiben konnte.
1867 und 1869 erscheint in den Wahllisten mit Karl Roßberg wieder ein neuer Hausbesitzer. Im Adressbuch von 1895 ist es dann der Fabrikarbeiter Karl Barth, der das Haus schon seit 1886 besessen haben könnte und nach seinem Tod 1922 seine Frau Auguste. 1927 besitzt das Haus der Hofmeister vom Berggut, Richard Barth und ab 1937 seine Witwe Auguste.
In einer alten Flurkarte ist das Haus mit einem kleinen Anbau dargestellt. Vielleicht war dieser tatsächlich vorhanden und wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen. Diese Vermutung wird dadurch bestätigt, dass in einem Kaufvertrag von 1862 der neue Hausbesitzer verpflichtete wurde, des Auszüglers Brot mitzubacken. So war demzufolge ein Backofen vorhanden, wie bei den anderen Kleinforster Häusern auch. Auf einem alten Foto, das gegen 1900 entstanden sein muss, ist von einem Anbau allerdings nichts mehr zu sehen.
1926 erhielt das Gebäude den heutigen Anbau mit Keller nach vorn zur Straße zu.


Das Haus Nr. 13 (An der Aue 8)

Der Grund und Boden wurde am 1. Mai 1824 an Carl Gottlieb Müller vergeben. Er kam aus Struppen und hatte als Soldat im Sächsischen Heer gedient. Er hat ganz sicher auch das Wohnhaus erbaut, denn am 1. Dezember 1829 verkaufte er dieses mit dem dazugehörigen Garten für 340 Taler an Johann Gotthelf Thomas. Dieser wiederum veräußerte den Besitz am 21. Januar 1840 für 260 Taler an Carl Friedrich Lindner. Ab 1854 erscheinen in den Wahllisten die Namen Gottlieb Kokrich und Gottlob Kokrich (auch Kuckrich geschrieben). Es ist möglich, dass es sich hierbei um ein und dieselbe Person handelt. 1867 vermerkt dann der Gemeindevorstand Bittig folgendes: „Gottlob Kokrich ist Auszügler geworden und hat sein Haus an Ferdinand Müller verkauft.“
1895 erscheint im Adressbuch der Handarbeiter Eduard Seidel als Hausbesitzer. 1904 wird der Fabrikarbeiter Hermann Ader im Adressbuch aufgeführt, als Hausbesitzer wird er aber erst 1911 bezeichnet. Danach war vorübergehend der Rittergutsbesitzer Franz Schubert Hauseigentümer, der das Grundstück aber dann an den Sattlermeister Otto Ader verkaufte, der seine Existenz in Leipzig aufgab und nach Kleinforst zog. Nach ihm übernahm dann seine Tochter Liesbeth das Haus.
Das Haus erhielt keinen Anbau und steht deshalb noch heute in der alten Baufluchtlinie, in der sich früher alle anderen Häuser auch einmal befanden. Dadurch blieb auch noch lange Zeit der angebaute Backofen erhalten, der glücklicherweise auf einem alten Foto noch zu sehen ist. 1945 baute Otto Ader im Hof eine kleine Sattlerwerkstatt, die 1955 noch vergrößert wurde.


Das Haus Nr. 14 (An der Aue 6)

Der Grund und Boden für den Aufbau eines Hauses wurde am 1. Mai 1824 an Johann Gottfried Burrmann vergeben. Dieser verkaufte aber bereits am 14. August 1825 das Haus mit Garten für 240 Taler an Johann Gottlieb Schubert, der es wiederum am 8. Juni 1845 an Johann Gottlieb Gaudlitz aus Kötteritzsch bei Colditz veräußerte. Schubert erhielt dafür 225 Taler und vereinbarte beim Verkauf für sich und seine Ehefrau Johanna Rosina den Auszug und ein Begräbnisgeld von jeweils 10 Talern.
Von 1860 bis 1867 wird Carl Zschau in den Wahllisten als Hausbesitzer aufgeführt. 1869 ist dann im Gemeindebuch ein Nachbargeld „ ... von Zschaus Kauf in Kleinforst“ eingetragen. Das Grundstück war zu diesem Zeitpunkt sicher an den Sohn Karl Zschau übergegangen, der im gleichen Jahr auch in der Wahlliste als Hausbesitzer aufgeführt ist.
1880 zahlt der Handarbeiter Friedrich Wilhelm Naumann ein Nachbargeld an die Gemeinde Altoschatz, also war er der nächste Eigentümer. Ab 1895 ist er dann auch im Adressbuch zu finden und danach bis 1927 seine Witwe Marie. Ab 1929 erscheint die baufreudige Witwe Lina Müller in den Akten. Sie war eine geborene Naumann und ihr Name ist noch bis 1943 in verschiedenen Unterlagen zu finden. 1967 übernahm dann Werner Pinkert das Grundstück, das bereits sein Urgroßvater Friedrich Wilhelm Naumann 1880 erworben hatte. Es ist damit seit 150 Jahren in Familienbesitz!
Das Gebäude hatte ursprünglich nach der Straßenseite zu einen Anbau mit einem Backofen, im Haus befand sich im Obergeschoss eine Räucherkammer. 1876 wurde eine neue Esse aus gebrannten Ziegeln eingezogen, das vorhandene Strohdach wurde aber dabei nicht entfernt. Der Einbau bedeutete, dass nun an Stelle des Rauchfangs der besteigbare Schornstein bis auf den Fußboden herunterreichte. Die sowieso viel zu kleine Küche wurde dadurch noch kleiner. Deshalb wurde später der Anbau für den Backofen als Küche genutzt. 1938 wurde der rechte Giebel des Hauses wegen Einsturzgefahr abgebrochen und unten mit Bruchsteinen und oben mit Ziegeln wieder neu aufgebaut. Diese Arbeit führte das Merkwitzer Baugeschäft Clemens Junghanns aus. Von 1969 bis 1976 wurde das Gebäude von Werner Pinkert modernisiert und nach vorn durch einen Anbau vergrößert. Das ganze Haus wurde dabei regelrecht überbaut und bekam einen neuen Dachstuhl.


Das Haus Nr. 15 (An der Aue 4)

Der Grund und Boden wurde am 1. Mai 1824 an Johann Gottfried Sachse aus Wagelwitz vergeben. Bereits am 23. September 1825 ist für ihn im Grund- und Hypothekenbuch eine Herberge auf Lebenszeit eingetragen. Er hatte demnach das Wohnhaus erbaut und es unmittelbar danach wieder verkauft. Am 3. August 1832 wurde das Haus mit Garten wegen „ ... einer gegen den Besitzer ausgeklagten Forderung im Wege der Execution zum öffentlichen Anschlag gebracht“. Es betraf den Hausbesitzer Johann Christian Gasch, dessen Eigentum an Haus und Garten daraufhin am 5. Dezember 1832 für 170 Taler den Besitzer wechselte. Zu diesem Zeitpunkt wohnte der Erbauer des Hauses, Johann Gottfried Sachse, noch immer als Auszügler im Haus. Es erstand Johanna Rosina Assmann aus Terpitz, die es aber bereits wieder am 16. Mai 1836 verkaufte. Das Grundstück erwarb Carl Heinrich Geißler für den erstaunlich geringen Betrag von 120 Talern. Dieser verkaufte es wieder am 30. Januar 1846 für 225 Taler an Carl August Böttcher aus Clantzschwitz. Dieser übernahm auch wieder den Auszügler Johann Gottfried Sachse mit seinen Wohnrechten aus dem Jahre 1825.
Böttcher verkaufte am 31. Mai 1854 wieder Haus und Garten für 255 Taler an Christian Friedrich Traugott Miersch aus Pfarrsteina. Nach dessen Tod veräußerten seine Frau Johanne Friederike und die 5 ehelichen Kinder als Erbengemeinschaft das Grundstück am 5. August 1856 bereits wieder für 197 Taler an den Handarbeiter Johann Gottlob Lehmann aus Kleinforst.
Wir wollen uns noch einmal an den Auszügler Johann Gottfried Sachse erinnern, der sich beim Verkauf des Hauses 1825 das Wohnrecht auf Lebenszeit gesichert hatte: Er lebte immer noch und wohnte nun schon seit 31 Jahren im Haus!
Der neue Hausbesitzer Lehmann war kein unbeschriebenes Blatt. 1860 wird über ihn berichtet, dass er vor ungefähr 10 bis 15 Jahren wegen Getreidediebstahls bestraft wurde. Sein Name fehlte deshalb auch zeitweise in der Liste zur Wahl der Gemeindevertreter. 1869 wird er aber wieder mit aufgeführt.
1895 erscheint im Adressbuch der Handarbeiter Heinrich Galle als Hausbesitzer. Er muss das Grundstück aber schon eher erworben haben, denn 1880 zahlte er bereits das sogenannte Nachbargeld. Ab 1922 sind dann seine Witwe Wilhelmine Galle und ab 1937 seine Tochter Lina Galle in den Adressbüchern als Hauseigentümer angegeben. 1938 ist in einer Bauzeichnung aber bereits der Name Gatter eingetragen.
Das Haus hatte zur Straßenseite zu einen Anbau mit einem Backofen und einer Vorratskammer. 1832 wurde bei der Versteigerung das Haus folgendermaßen beschrieben: „Es besteht aus einem Wohnhause, dessen unteres Gestock von Stein, das aufgesetzte von Lehm und Holzwand ist und das ein Strohdach hat.“ Erst 1880 wurde eine neue Esse eingezogen und das Dach mit Ziegeln eingedeckt. Auch eine Räucherkammer befand sich im Obergeschoss des Hauses. 1958 erhielt das Gebäude einen neuen Anbau.


Das Haus Nr. 16 (An der Aue 2)

Der Grund und Boden wurde am 1. Mai 1824 an Johann Gottfried Appelt vergeben. Im Erbpachtvertrag verpflichtete er sich, ein Wohnhaus entsprechend der Dorffeuerordnung auf seine eigenen Kosten aufzubauen und den übrigen Teil des Baulandes als Garten einzurichten. Sein Name erscheint auch noch in den Wahllisten bis 1869.
Das Haus hatte zur Straßenseite zu einen kleinen Anbau mit einem Backofen. 1891 ließ Gustav Jähnigen einen neuen Anbau mit Kellergewölbe errichten, dabei blieb der Backofen im Kellergeschoss erhalten. Er erscheint mit seiner Unterschrift aber auch schon 1886 in einem Beschwerdebrief, vielleicht war er schon zu dieser Zeit Hauseigentümer. Nach Jähnigen werden in den Adressbüchern noch folgende Hausbesitzer genannt: 1895 und 1904 der Handarbeiter Hermann Buchmann und ab 1911 der Fabrikarbeiter Karl August Knetzschke, der wahrscheinlich das Haus schon 1905 übernahm. Seit etwa 1950 war Otto Kempe der Hauseigentümer.


Das Haus Nr. 17 (Forststraße 25)

Der Grund und Boden wurde am 30. Juli 1805 an Johann Gottfried Hempel aus Niederstriegis vergeben. Die Urkunde dazu ist noch vorhanden und liegt im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig. Wenige Tage vorher, am 16. Juli 1805, wurde das Land vermessen und mit Grenzsteinen umgeben.
Schon bald wohnte aber Hempel nicht mehr in Kleinforst, sondern in der Stenglerschen Windmühle auf dem Holländer. Er hatte am 8. Juli 1806 sein
„ ... im vergangenen Jahr erbautes Wohnhaus, nebst dazu gehörigem Garten, wie beydes in seinen Reinen und Steinen zu finden, mit allen Ein- und Zubehör“ an Johann Gottlieb Marx für 275 Taler verkauft, einem Pachtmüller aus Schöna. Diesem brachte das Haus kein Glück, denn am 2. November desselben Jahres verstarb er und hinterließ seine Ehefrau und 2 Kinder im Alter von 10 und 11 Jahren. Diese verkauften als Erbengemeinschaft Haus und Garten am 4. Januar 1808 an den Schafsknecht Johann Abraham Zimmermann für 280 Taler. Nach dem Wortlaut des Kaufbriefes war er ein „ ... zeitheriger Meisterknecht auf dem rothen Vorwerke zu Oschatz“ gewesen. Am 15. März 1829 verkaufte dieser das Grundstück für 200 Taler an seinen Schwiegersohn Carl Wilhelm Herold aus Oschatz.
Nach einer Eintragung im Grund- und Hypothekenbuch und auch in einem Kaufbrief erwirbt ein Johann Abraham Zimmermann das Grundstück am 24. Januar 1844 von seiner Schwester und Miterbin Johanna Christiana verehelichte Herold für 200 Taler. Er war auf alle Fälle ein Sohn von Johann Abraham Zimmermann und hatte den gleichen Vornamen. Im Kaufvertrag sicherte er seiner Schwester das Auszugsrecht, ein Begräbnisgeld von 8 Talern und die Herberge für ihre Kinder „ ... unter gewissen Voraussetzungen“ vertraglich zu.
In der Wahlliste von 1854 erscheint dann Gottlob Müller als neuer Hauseigentümer, 1869 dann Gottlieb Müller (evtl. wurde der Vorname auch nur verschrieben und es ist immer noch Gottlob Müller).
Danach muss das Grundstück ab 1872 der Maurer Carl Gottlob Kretzschmar besessen haben, denn er bezahlte im gleichen Jahr das sogenannte Nachbargeld an die Gemeinde Altoschatz. In den Adressbüchern von 1895 und 1904 erscheint dann seine Witwe als neuer Hausbesitzer. Von 1911 an ist es dann Richard Hesse, der bei der Eisenbahn beschäftigt war. Sein Name ist auch noch 1937 im Adressbuch enthalten. 1951 erscheinen dann „Hesse´s Erben“ als Eigentümer.
Ursprünglich besaß das Wohnhaus zur Straßenseite zu einen kleinen Anbau mit einem Backofen. 1872 wurde das Gebäude durch einen Anbau mit Keller vergrößert. 1878 wurde eine sogenannte „Kugelesse“ eingezogen und wahrscheinlich auch das Dach neu eingedeckt. Zuvor hatte das Haus sicher ein Strohdach.
Alle Gebäude wurden nach 1990 wegen Baufälligkeit abgetragen.
Das Grundstück besaß einen eigenen Brunnen, dessen Standort noch heute gut zu erkennen ist.


Das Haus Nr. 18 (Forststraße 23)

Der Grund und Boden wurde am 22. September 1810 Johann Gottlieb Borrmann aus Ablaß übertragen, „ ... worauf er später das Haus erbaute“. Sein Grundstück wurde am 15. März 1822 um eine Breite von 9 Ellen vergrößert. Von 1854 bis 1869 erscheint in den Wahllisten sein Sohn Ernst Borrmann als Hausbesitzer.
1893 errichtete der Zimmermann Friedrich Rost einen Anbau in halber Länge des Wohnhauses zur Straße zu, er war der nächste Eigentümer und wurde als solcher noch 1931 im Adressbuch genannt.
Nach dem Brandversicherungskataster scheint der nächste Hausbesitzer der Zimmerer Gustav Kühne gewesen zu sein und danach sein Sohn Max, der wie sein Vater von Beruf Zimmerer war. 1951 werden als Eigentümer „Kühn´s Erben“ angegeben, später Arno Kühne.
Auch in diesem Haus war im Obergeschoss eine Räucherkammer eingebaut. Im Hof des Grundstückes befand sich ein Brunnen. Es war einer von 3 Brunnen, die sich in Kleinforst auf einem Privatgrundstück befanden.
1959 wurden die Wohnräume wegen der niedrigen Höhe von 1,80 m im Obergeschoss und der Feuchtigkeit in den Wänden des Erdgeschosses von der staatlichen Bauaufsicht verworfen. Da aber Wohnraum zu dieser Zeit sehr knapp war, wurde dieser Beschluss wieder aufgehoben, zumal sich die Bewohner mit den Umständen zufrieden gaben! Im Haus wohnte damals der Hausbesitzer Arno Kühne mit seiner Frau und ein Mieter.
Das Gebäude steht heute nicht mehr, es wurde nach 1999 wegen Baufälligkeit abgerissen.
Im Grundstück befand sich noch ein weiteres Wohnhaus. Durch eine Grundstücksteilung wurde dieses Gebäude mit einem Stück Hof und Garten abgetrennt und bekam die Katasternummer 18 B.
Beide Wohngebäude wurden 1908 von 4 Familien mit insgesamt 21 Personen bewohnt. Diesen stand nur ein einziger Abtritt im Hof zur Verfügung.


Das Haus Nr. 18 (Forststraße 21)

Wie schon oben erwähnt, gehörte das Haus ursprünglich zum Grundstück Nr.18. Es war ein eingeschossiges Nebengebäude und lag etwas zurückgesetzt im Hofe. Durch einen Umbau im Jahre 1906 durch den Hausbesitzer Friedrich Rost erhielt es ein vollkommen anderes Aussehen und wurde nun auch unterkellert. Das Haus erhielt 1927 noch einen Anbau.
Eigentümer war nach dem Brandversicherungskataster der Postschaffner Otto Weise. Er wird bereits 1927 im Adressbuch genannt, jedoch noch nicht als Hausbesitzer.
Die benachbarten Familien Weise und Kühne wohnten zwar in zwei verschiedenen Gebäuden, hatten aber einen gemeinsamen Zugang über den Hof. Ältere Kleinforster erinnern sich noch daran, dass dort eine weiße Demarkationslinie gezogen war, um die Besitzverhältnisse deutlich sichtbar zu machen. Die beiden Parteien sollen sich nämlich gar nicht besonders gemocht haben.


Das Haus Nr. 19 (Forststraße 19)

Zum Haus Nr.19 gibt es eine besondere Geschichte, die wegen ihres umfangreichen Inhalts in einem besonderen Kapitel behandelt wird.


Das Haus Nr. 20 (Forststraße 17)

Der Grund und Boden wurde am 19. Oktober 1822 an Johann Gottlob Ruppert aus Wetitzsch (Wetitz) vergeben. 3 Tage zuvor war der Bauplatz vermessen und mit Steinen begrenzt worden. Bereits 1 Jahr später, am 27. Dezember 1823, verkaufte sein Sohn Johann Carl Gottlob Ruppert aus Mügeln das Wohnhaus nebst dem dazugehörigen Garten, da sein Vater verstorben war. Er war laut Testament der alleinige Erbe. Es erstand Johann Friedrich Reinhardt aus Zeicha für 200 Taler. Dieser wiederum verkaufte das „ ... Haus und das dazugehörige Gartengrundstück mit Scheune und Ställen" am 23. Dezember 1860 für 300 Taler an seinen Sohn, den Handarbeiter Friedrich Adolf Reinhardt. Dabei ließ er für sich im Kaufvertrag folgenden Natural- und Wohnungsauszug eintragen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
als zur Wohnung die untere Stube bei dem Eingange im Hause linker Hand,
die beiden Bodenkammern über der Stube ebenfalls linker Hand,
den Oberboden über den Kammern ebenfalls linker Hand,
22 Ellen lang und 6 Ellen breit an der Scheune zur Gräzerei und Miststelle,
den 4ten Theil von allen erwachsenen Obste,
den Schweinestall in der Scheune an der Tenne,
auch mit Waschen und Pflicken,
bei Krankheitsfällen warten und pflegen oder eine Wärterin auf Käufers Kosten zu halten,
Verkäufer behält sich auch vor, eine Wärterin vor sich zu halten, auf seine Kosten
und alle Wege zu den Seinigen ungehündert frei gehen zu lassen.

Friedrich Reinhardt erscheint noch in den Wahllisten bis 1869, in einem Bauantrag von 1879 und in einem Beschwerdebrief von 1886, die schlechten Wege in Kleinforst betreffend.
In den Adressbüchern von 1895 bis 1937 ist dann als nächster Hausbesitzer der Fabrikarbeiter Hermann Marth angegeben. In einem Beschwerdebrief wegen der schlechten Wasserversorgung schrieb er im Juli 1913: „Ich bin Besitzer des Hauses Nr.20 in Kleinforst und wohne dort schon seit 19 Jahren.“ Nach dieser Angabe müsste er das Haus bereits 1894 übernommen haben. Als er 1947 starb, übernahm sein Stiefsohn Kurt Katzschke das Grundstück.
Das Haus hatte noch bis mindestens 1879 zur Straßenseite zu einen Backofen. 1879 erfolgte der Einbau eines neuen Schornsteins und die Eindeckung des Daches mit Ziegeln. Zuvor hatte es sicher noch das alte Strohdach.
Das Haus erhielt nicht, wie die meisten Kleinforster Häuser, einen Anbau zur Vergrößerung des Wohnraumes, sondern blieb bis zum Abbruch 1983 weitestgehend in seiner ursprünglichen Form erhalten.
Die Räucherei befand sich in diesem Grundstück ausnahmsweise einmal im Waschhaus auf dem Hof.
Das Wohnhaus an der Straße gibt es heute nicht mehr. Bewohnt wird nur noch das 1849 erbaute Hintergebäude, das 1983 von der Familie Granzow vollständig umgebaut und durch einen Anbau erweitert wurde. Das Grundstück ist damit über 100 Jahre im Familienbesitz, denn Frau Granzow ist die Enkelin von Hermann Marth.


Das Haus Nr. 21 (Forststraße 15)

Der Grund und Boden wurde am 19. Oktober 1822 an Johann Gottlob Hütter aus Mahlis vergeben. Nach dem Vermerk im Erbpachtvertrag „ ... itzo Hausgenosse alhier“, muss er zu dieser Zeit aber schon in Kleinforst zur Miete gewohnt haben.
Auch er verpflichtete sich, unter Beachtung der Dorffeuerordnung, ein Wohnhaus zu erbauen und den sonstigen Teil des Landes als Garten einzurichten.
1826 hieß es über Hütter: „Hausbesitzer im kleinen Forste, izt Zehndner zu Oppitzsch.“ Er war also schon gar nicht mehr in der Siedlung ansässig und veräußerte am 4. Oktober gleichen Jahres Haus und Garten für 295 Taler an Johanna Sophie verehel. Kohl aus Kleinforst. 1839 wird in der Liste zur Wahl der Gemeindevertreter Gottfried Kohl als Wahlberechtigter genannt, es war sicher ihr Ehemann. Am 10. September 1843 kaufte das Haus Johann Gottlob Zaspel aus Leuben für 245 Taler von der Witwe Johanna Sophie Kohl, die sich den Auszug und ein Begräbnisgeld von 8 Talern und für ihre Kinder Christian Gottlieb und Johanna Christiana die „Herberge bis zur Mündigkeit“ in das Grund- und Hypothekenbuch eintragen ließ.
Von 1854 bis 1869 ist Gottlob Zaspel als Hausbesitzer in den Wahllisten angegeben, es war sicher der bereits oben erwähnte Johann Gottlob Zaspel. 1871 weist das Gemeindeamt die Einnahme des Nachbargeldes „ ... von Dießners seinen Kauf“ im Gemeindebuch aus. Es handelte sich dabei um den Fabrikarbeiter Ernst Dießner, der 1877 einen Bauantrag zum Umbau eines Schornsteines einreichte. Er war demnach nach Zaspel der nächste Hausbesitzer. In den Adressbüchern wird er noch bis 1911 geführt. Dann erscheint ab 1922 der Fabrikarbeiter Paul Schönert als neuer Eigentümer, danach Paul Strelle und nach seinem Tod seine Frau Frieda Strelle.
Bemerkenswert ist, dass das Grundstück von 1843 bis 1972 immer innerhalb einer Familie über die Töchter weitergegeben wurde. Der Fabrikarbeiter Ernst Dießner heiratete die Tochter von Johann Gottlob Zaspel. Der Fabrikarbeiter Paul Schönert heiratete die 1870 geborene Tochter Marie der Familie Dießner. Und Paul Strelle heiratete wiederum die Tochter Frieda der Familie Schönert. Erst sie verkaufte das Haus 1972 an einen „Familienfremden“, nämlich an Ernst Garbe.
Das Haus ist in seiner ursprünglichen Bauform weitestgehend bis heute erhalten geblieben. Das ist auch ein Verdienst von Ernst Garbe, der das Haus absolut nicht verändern wollte.
Ursprünglich war zur Straßenseite zu ein Backofen angebaut. 1877 wurde ein neuer Schornstein eingezogen und das Dach mit einer „harten Dachung" neu eingedeckt. Es ist ganz sicher anzunehmen, dass das Haus auch hier vorher ein Strohdach hatte.


Das Haus Nr. 22 (Forststraße 13, der ehemalige „Konsum“)

Der Bauplatz für dieses Haus wurde am 19. Oktober 1822 „ausgethan“. Wahrscheinlich bekam ihn Johann Gottfried Kretzschmar, denn der Rittergutsbesitzers Steiger von Altoschatz nannte seinen Namen in einem Schreiben von 1823 im Zusammenhang mit der Vergabe eines Bauplatzes in dieser oberen Reihe.
Am 9. November 1842 erstand Curt Heinrich Carl Nötzel „ ... das Haus mit samt dessen Zubehör“ in einer Zwangsversteigerung für 130 Taler, das vorher Carl Gottlieb Möbiuß gehört hatte. Ein Carl Möbius wurde auch schon zuvor 1839 in der Wahlliste aufgeführt.
Ab 1854 wird in den Wahllisten Christlieb Kohl als Hausbesitzer angegeben. Er war es bis mindestens 1863, danach seine Witwe Amalie Kohl. Sie war es auch, die das Wohnhaus nach einem Brand 1880 wieder neu aufbauen ließ. Den Bauantrag unterschrieb sie damals mit 3 Kreuzen.
Von 1895 bis 1922 finden wir dann in den Adressbüchern den Handarbeiter und Geschirrführer Emil Finke als neuen Hausbesitzer. Er setzte bereits 1886 seine Unterschrift unter einen Beschwerdebrief der Kleinforster, evtl. war er auch schon zu diesem Zeitpunkt Hauseigentümer. Nach ihm übernahm sein Sohn Bruno das Haus, der sich im Hof eine kleine Tischlerwerkstatt einrichtete. Seine Frau Ida betrieb vorn im Haus einen Kolonialwarenhandel. Den Laden übernahm später die Konsumgenossenschaft. 1961 kaufte die Familie Knobloch das Haus, später übernahm es dann Familie Beyer.
In einem alten Flurplan von Kleinforst ist das Haus mit einem kleinen Anbau zur Straßenseite zu dargestellt. Wir können demnach davon ausgehen, dass das Gebäude ursprünglich ein typisches Kleinforster Haus mit einem angebauten Backofen war.
Im Jahre 1879 wurde im Haus ein neuer Schornstein eingezogen. Nach einem Brand im Jahre1880 wurde das Haus vollkommen neu aufgebaut. Dabei erhielt es auch ein gewölbtes Kellergeschoss, in dem auch zwei Schweineboxen und ein Backofen eingebaut waren. Wir sind zwar noch im Jahre 1880, aber ein Schweinestall im Keller erscheint uns heute doch etwas ungewöhnlich. Wie Frau Beyer weiß, machte Frau Finke aus dem Backofen später eine Fisch-Räucherei.
1927 wurden im Hof die Gebäude für die Tischlerwerkstatt und für die Wäschemangel errichtet. Letztere konnte noch öffentlich bis Dezember 1985 genutzt werden.


Das Haus Nr. 23 (Forststraße 11)

Der Grund und Boden wurde am 1. September 1825 Johann Gotthelf Zabelt übertragen, worauf er dann auch das Wohnhaus errichtete. Bereits am 13. Dezember 1829 verkaufte er es aber wieder, es ging für 178 Taler an Carl Gottlieb Müller aus dem kleinen Forste. Dieser erscheint noch in den Wahllisten von 1839 bis 1867. Dann wird 1869 Eduard Müller als Hausbesitzer angegeben, sicher ein Sohn von Carl Gottlieb Müller. 1880 heißt der neue Eigentümer Nicolai. Er ließ die alte Feueresse wegreißen und errichtete dafür eine neue. Von 1895 bis 1911 wird in den Adressbüchern dann der Schuhmacher Johann Hornick genannt. Ab 1922 ist es dann der Fabrikschuhmacher Max Kollatsch und danach seine Frau Lina Kollatsch.
Das Haus Nr.23 steht, wie auch die zwei nachfolgenden Häuser, mit dem Giebel zur Straße. Sie unterschieden sich damit von allen anderen Häusern, die zuvor aufgebaut wurden. Diese Bauweise war schon seit einiger Zeit angemahnt worden, um der Dorf-Feuerordnung von 18. Februar 1775 und der Verordnung vom 14. Mai 1824 nachzukommen. Nun endlich hielt man sich daran.
1880 wurde nicht nur ein neuer Schornstein aus gebrannten Ziegeln eingezogen, sondern auch das alte Strohdach durch ein Ziegeldach ersetzt. Auch in diesem Haus befand sich im Obergeschoss eine Räucherkammer. 1921 wurde das Wohngebäude durch einen seitlichen Anbau vergrößert.
Nach dem Brandversicherungskataster hatte das Haus bereits 1921 einen elektrischen Anschluss, was für Kleinforster Verhältnisse sehr zeitig gewesen wäre.
2001 wurde das Gebäude vollständig instand gesetzt und modernisiert, nachdem es jahrelang unbewohnt dem Verfall preisgegeben war. Es erwachte regelrecht aus einem Dornrösschenschlaf. Bis auf einen hinteren Anbau wurde das Haus in seiner äußeren Form nur wenig verändert.
Zwischen dem Haus Nr.23 und dem Nachbarhaus Nr.24 verlief früher ein schmaler Weg, das sogenannte Borngässchen. Über ihn erreichte man den aus Bruchsteinen gemauerten Gemeindebrunnen, den man heute noch im Grundstück erkennen kann.


Das Haus Nr. 24 (Forststraße 9)

Der Grund und Boden für dieses Haus wurde am 1. September 1825 Johann Gottlieb Hunger übertragen, „ ... worauf er später das Haus erbaute“. Er wird auch noch in der Wahlliste von 1854 genannt. Am 27. September 1856 nahm sein Sohn Johann Christlieb Hunger auf das Haus eine Hypothek von 50 Talern auf und unterschrieb die Urkunde „ ... mit der Hand an der Feder“. Zur Sicherheit wurde noch vermerkt, dass er „ ... die ersichtliche Namensunterschrift auf Vorhalten als von ihm, wegen Schreibensunkunde mit der Hand an der Feder bewirkt, ausdrücklich anerkannt hat“. Bereits wenige Wochen später, am 5. Oktober 1856, verkaufte er aber „ ... das ihm daselbst eigenthümlich zugehörige Wohnhaus nebst Garten“ an seinen Schwiegersohn, den Schuhmacher Friedrich Traugott Neustadt aus Glaubitz für 158 Taler. Dieser erscheint dann später von 1860 bis 1867 in den Wahllisten.
Im Kaufvertrag sicherte sich Johann Christlieb Hunger einen Wohnungs- und Naturalauszug, der aber recht bescheiden ausfiel:
„Es behält sich der Verkäufer die kleine Unterstube, die Kammer über derselben, ein Stück Garten von 8 Ellen Länge und 8 Ellen Breite auf der Brunnenseite, den vierten Theil des im ganzen Garten erbaut werdenden Obstes und jeden Weg zu den jetzt aufgeführten Räumlichkeiten als Auszug vor.“
Am Schluss des Kaufvertrages unterschrieb Johann Christlieb Hunger „ ... mit angegriffener Feder“ und setzte auch noch sein eigenes Handzeichen darunter, nämlich 3 Kreuze.
Nach dem Tode von Friedrich Traugott Neustadt verkaufte seine Witwe Johanne Christiane Neustadt geb. Hunger, das Wohnhaus mit Stallgebäude und Garten und allem Zubehör am 17. Mai 1879 für 1530 Mark an den Handarbeiter Friedrich Hermann Döring. Johanne Christiane Neustadt bedingte sich auf Lebenszeit folgenden unentgeltlichen Auszug aus:
 
1.)
2.)
3.)
4.)
5.)
6.)
7.)
8.)
9.)
10.)
11.)
12.)
13.)
die kleine Stube links,
die Kammer über dieser Stube,
den Oberboden über der kleinen Kammer,
ein Stückchen Garten von unten links, 11 Meter lang, 5 1/2 Meter breit,
den vierten Theil des erbaut werdenden Obstes und Weines,
eine Düngerstelle von 4 Metern ins Geviert,
einen Holzplatz,
das Recht, in der Küche Kaffee zu brennen,
das Recht, die Wäsche in Käufers Garten trocknen zu lassen,
einen Platz zur Aufbewahrung der 2 Schiebebocks,
freie Wege und Stege zu allen Auszugsbehältnissen,
den Mitgebrauch des Abtritts,
der Käufer verspricht, die Auszugswohnung im baulichen Stande zu erhalten.

Die des Schreibens unkundige Christiane Neustadt setzte an Amtsstelle „ ... mit gefirder Feder“ ihre Unterschrift unter den Kaufvertrag und bekannte sich zu ihrem Handzeichen, das auch wieder aus drei Kreuzen bestand.
Hermann Döring wird in den Adressbüchern von 1895 und 1904 noch als Hauseigentümer geführt, ab 1911 ist es dann aber der in Mühlberg geborene Fabrikarbeiter Robert Pötzsch. Er heiratete die Tochter Marie von Hermann Döring. Als diese 1973 starb, ging das Grundstück an die unverheiratet gebliebene Tochter Magdalene Pötzsch über. Sie bewohnte das Haus noch bis zu ihrem Tode im November 2002 und war in Kleinforst wohl allen bekannt. Das Grundstück hatte sie aber bereits 1992 ihrer Nichte Liselotte Peckermann überschrieben, zu der sie ein besonders gutes Verhältnis hatte.
Wie schon bei der Nr.23 erwähnt, steht auch dieses Haus mit dem Giebel zur Straße. Es erhielt 1878 einen etwa 2 m breiten Anbau, der bis zum Borngässchen hinüberreichte und den alten Backofen mit einbezog. Gleichzeitig wurde ein sogenannter russischer Schornstein an Stelle der alten „Steigesse“ eingezogen und das Strohdach durch ein Ziegeldach ersetzt. Bis 1878 befand sich im Obergeschoss auch eine Räucherkammer. Am 8. Juni 1886 schlug der Blitz in das Haus ein und richtete dabei einen Schaden an. 1909 wurde das Fachwerk herausgerissen und das Obergeschoss massiv aufgebaut. 1926 musste Robert Pötzsch den Anbau aufstocken, um weiteren Wohnraum zu schaffen. Im Antrag dazu schrieb er: „Der Bau macht sich dringend nötig, da ich eine sehr starke Familie habe und der Platz in den alten Räumen nicht mehr zulangt.“
Ein besonderes Kapitel in der Geschichte des Hauses wurde von Magdalena Pötzsch geschrieben. Sie nahm sich zu DDR-Zeiten kein Blatt vor den Mund, wenn es bei den Behörden um die Reparatur ihres Hauses ging.  Hier nachfolgend ein kleiner Auszug aus dem Schreiben vom 27. April 1977 an das Stadtbauamt, bei dem es um die Instandsetzung eines Hausgiebels ging:
„Ich weiß nicht, ob es überhaupt noch den geringsten Sinn, Zweck oder Erfolg hat, in nachstehender Angelegenheit, die schon seit 1972/73 hingeschleppt wird und die mir nach wie vor sehr am Herzen liegt, Papier und Zeit zu verschwenden und nochmals gegen die meinem Antrag zuteil gewordene Behandlung, oder besser „Nichtbehandlung" anzugehen.
Ich habe vor einigen Jahren von meiner 1973 verstorbenen Mutter das reichlich 150 Jahre alte Einfamilienhaus in der Forststraße 9 übernommen. Ich behaupte nicht zuviel, wenn ich konstatiere, daß es wahrlich einmalig ist, was wir beiden Rentnerinnen im Laufe von einigen Jahrzehnten an eigener Kraft und an Geldmitteln ( d.h. an nicht gereisten Urlaubsreisen!) in dieses alte Haus investiert haben. Aber was nützt es, die Fenster, Türen, Fußböden, Zäune, Wege und Höfe in Ordnung zu halten und laufend zu verbessern, wenn der hintere Giebel fast einstürzt, wenn täglich Kalk- und Steinbrocken zusammengekehrt werden müssen, wenn die Balken am hinteren Giebel freiliegen und von Jahr zu Jahr immer mehr in Fäulnis übergehen!?
Ich habe 1972 rechtzeitig den Antrag beim Rat der Stadt gestellt, das Abputzen des hinteren Giebels in den Plan aufzunehmen. Ich bekam den Bescheid, daß dies 1973 (oder 1974) geschehen würde und daß mit der Durchführung dieser Arbeiten der Baubetrieb Kaiser, Casabra, beauflagt sei. Ich wurde weiterhin angewiesen, ent-sprechende Baufreiheit zu schaffen und ließ daraufhin einige Holzschuppen abbrechen. Etwas später wurde mir mitgeteilt, daß die eingetretenen " Plan-Rückstände" der Firma Kaiser vom VEB Bau übernommen würden. Ich wartete wieder! Schließlich wurde mir mitgeteilt, daß ich im Plan des VEB Bau gestrichen sei und daß ich mich an die LPG Naundorf wenden solle, da diese den Giebel reparieren müsse! Ich wendete mich an diese LPG, und dort wurde ich so quasi als „verrückt" erklärt. Mir wurde gesagt, ich könne bis zum Jahre 2000 und noch länger warten, es käme überhaupt nicht in Frage! Ich unterrichtete von dieser Auskunft das Stadtbauamt und die erklärten nur: „Die müssen!" Die LPG erklärte erneut: „Wir müssen gar nicht!"
Ich war mit dieser Reparatur eingeplant und nun tut sich überhaupt nichts mehr, nur die Sperlinge setzen konstant ihr Zerstörungswerk im Mauerwerk fort.“
Der „Fall Pötzsch“ war kein Einzelfall in Kleinforst. Auch die anderen Hausbesitzer könnten Romane über das Bauen zu DDR-Zeiten schreiben. Nur schade, dass sie es nicht tun.


Das Haus Nr. 25 (Forststraße 7)

Der Grund und Boden wurde am 1. September 1825 vergeben. Nach einem Schreiben der Steigerschen Gerichte zu Altoschatz vom 23. Januar 1826 kann dieser nur an Johann Gottlob Hantzschmann übertragen worden sein, der auch ganz sicher das Wohnhaus darauf errichtete. Er muss aber bereits 1828 verstorben sein, denn am 11. November 1831 verkaufte seine Witwe Johanna Eleonora das infolge Erb- und Abtretungsvertrags vom 26. September 1828 ihr gehörende, im kleinen Forste bei Rosenthal gelegene Haus mit Garten und allem Zubehör für 255 Taler an Johanne Eleonore Große aus Oschatz. Letztere benötigte zum Vertragsabschluß noch die Zustimmung ihres Geschlechtsvormundes, denn erst 1838 wurde in Sachsen die Vormundschaft aufgehoben und die Frauen damit selbständig.
Am 29. Juli 1833 ließ sich Johanne Eleonore Große den Auszug in das Grund- und Hypothekenbuch eintragen, nachdem sie das Haus mit allem Zubehör für 300 Taler an Carl Gottlob Hennig aus Stauchitz verkauft hatte. Recht umfangreich fiel aber der Auszug für sie und ihre Mutter nicht aus.
Am 6. Juni 1844 verkaufte Carl Gottlob Hennig dann wiederum Haus und Zubehör an Carl Gottlob Lehmann aus Altoschatz für 200 Taler und übernahm auch die Auszüglerin Johanne Eleonore Große, die nach ihrem Verkauf im Jahre 1833 immer noch im Hause wohnte. Sie durfte auch weiterhin die kleine Stube nach Mittag zu, die kleine Kammer auf dem Boden, ein Viertel des Oberbodens und zwei Grätzereibeete unten beim Saustall unentgeltlich nutzen.
Carl Gottlob Lehmann veräußerte Haus und Garten am 3. März 1856 für 248 Taler an Johann Carl Gottlob Schubert aus Kleinforst. Auch Lehmann unterschrieb den Kaufvertrag „ ... mit geführter Feder“. Schubert wird auch noch 1860 in der Wahlliste als Hausbesitzer geführt. Am 10. April 1864 verkaufte er das Wohnhaus mit Ställen nebst Gärten und sonstigen Zubehör für 350 Taler an Johann Gottlob Lehmann aus Stennschütz. Beim Einbau eines neuen Schornsteins im Jahre 1888 ist dieser immer noch Eigentümer. Spätestens 1891 ist es dann der Tischler Hermann Frömsdorf. Im Adressbuch von 1922 wird dann schon seine Witwe Johanna Emilie Frömsdorf als Hauseigentümer angegeben. Sie verkauft 1927 das Grundstück an ihre Tochter Helene Schulze (später Seidel) und diese wiederum 1952 an ihre Tochter Dora Saalborn.
Auch dieses Gebäude war, wie die beiden Nachbargebäude auch, giebelständig.
1888 wurde ein sogenannter russischer Schornstein eingezogen. Das Haus besaß einen kleinen Anbau mit einem Backofen. Innerhalb des Gebäudes befand sich im Obergeschoss eine Räucherkammer. 1891 wurde das Haus durch einen Anbau in der Länge und in der Breite vergrößert und teilweise unterkellert. 1928 wurde ein Waschhaus mit Stallungen neu errichtet und die Veranda erneuert. Im gleichen Jahr bekam das Haus einen Elektroanschluss und eine Wasserleitung.
Im Januar/Februar 1990 wurden alle Gebäude des Grundstückes wegen Baufälligkeit abgerissen.

zurück zum Inhaltsverzeichnis | weiterblättern



© 1998 - 2024 Inhalt | Neues | über mich | Ungeklärtes | Impressum | Datenschutzerklärung | Links