Die ersten Häuser im kleinen Forst und ihre Besitzer
Nachfolgend
werden die ersten 25 Häuser von Kleinforst in der Reihenfolge der
Nummerierung des Brandversicherungsverzeichnisses im einzelnen
beschrieben und auch deren Besitzer genannt, soweit sie überhaupt
ermittelt werden konnten. Das Altoschatzer Erb- und Handelsbuch von 1786
-1846 war dabei eine wichtige Hilfe, es befindet sich heute im Bestand
des Sächsischen Staatsarchivs in Leipzig. Eine weitere
Informationsquelle waren die Einwohnerlisten zur Wahl der
Gemeindevertreter von 1839, 1854, 1860, 1862, 1865, 1867 und 1869. In
ihnen ist für jedes Haus ein Wahlberechtigter angegeben, der in der
Regel auch der Eigentümer des Hauses war.
Weitere Quellen
zur Auffindung der Hausbesitzer waren die sogenannten
Vererbungs-Contracte von 1803 bis 1826, die Consignation der Grundstücke
von Rosenthal (mit Kleinforst) von 1812, die Adressbücher aus den Jahren
1895, 1904, 1911, 1922, 1927, 1931 und 1937, die Eintragungen im Entwurf
des Grund- und Hypothekenbuches für das Dorf Kleinforst aus dem Jahre
1846 und die Bauanträge von 1872 bis in die Neuzeit hinein. Einige Namen
konnten auch aus der Spendenliste zur Aufstellung der Altoschatzer
Kirchturmuhr aus dem Jahre 1858 und aus der Spendenliste zum Kauf eines
Geschenkes für den Gemeindevorstand Gottlob Höppner aus dem Jahre 1863
entnommen werden. Auf dieser
Grundlage war es möglich, eine gewisse Folge der Besitzverhältnisse bis
etwa 1950 darzustellen. Darüber hinaus wurden absichtlich keine Namen
mehr aufgeführt, was z.T. auch mit dem Datenschutz zusammenhängt. Es wird Sie als
Leser überraschen, in welchen kurzen Zeiträumen damals die Häuser ihren
Eigentümer wechselten und wie lang dadurch die Liste der Eigentümer für
die jeweiligen Häuser geworden ist. Das sollte uns nachdenklich machen.
Den gleichen Gedanken hatte sicher auch ein Hausbesitzer in Meißen, der
an den Giebel seines Hauses folgenden Spruch aufmalen ließ:
Das Haus ist mein und doch nicht mein, Der nach mir kommt, kann´s auch nur leih´n. Und wird’s dem dritten übergeben, Der kann's nur haben für sein Leben. Den vierten trägt man auch hinaus,
Sagt, wem gehört denn nun das Haus? |
Auffällig ist auch, dass viele
Häuser bereits kurz nach dem Aufbau schon wieder verkauft werden
mussten. Sicher war die Last für die Urbarmachung des Bauplatzes und für
die Errichtung der Wohn- und Nebengebäude einfach zu groß und das nicht
nur in finanzieller Hinsicht. Auch dazu gibt es einen alten Spruch, der
hierauf genau zuzutreffen scheint:
Dem Ersten der Tod, dem Zweiten die Not, dem Dritten das Brot. |
Einen weiteren schönen Spruch
fanden wir in Quedlinburg an einem alten Fachwerkhaus aus dem 17.
Jahrhundert. Obwohl es solche Inschriften an den Kleinforster Häusern
nie gab, soll dieser Spruch hier trotzdem mit aufgeführt werden:
Hier bauen wir aufs Beste, und seind nur fremde Gäste. Und wo wir sollen ewig sein, da bauen wir gar wenig ein. (da setzen wir nicht einen Stein) |
Die Häuser Nr. 1 bis 25 in Kleinforst
Das Haus Nr. 1 (An der Aue 30)
Der Grund und
Boden wurde am 18. April 1803 Johann Gottfried Ruppert aus Staucha
übertragen, der entsprechend des Erbpachtvertrages auch darauf das
Wohnhaus erbaute. Aber nur kurze Zeit später wurde das Haus schon wieder
verkauft. Es erwarb am 12. April 1804 Johann George Ruppert aus
Neckanitz und zahlte dafür 210 Taler. Am 19. Februar 1809 verkaufte Ruppert das Haus an
Johann Gottfried Geißler aus Salbitz für 230 Taler und sicherte für sich
und seine Ehefrau das Wohnrecht (den sogen. Auszug) auf Lebenszeit und
ein Begräbnisgeld in Höhe von 5 Talern, 4 Neugroschen und 2 Pfennigen.
Er erhielt zur Benutzung die kleine Stube, die Kammer über der Stube und
ein Stück vom Oberboden. Außerdem durfte er sich noch einen Saustall
aufbauen und erhielt dazu noch ein Mistloch zur Aufbewahrung des Düngers
und ein Stück Garten von 90 Ellen Länge und 5 Ellen Breite. Umgerechnet
war das ein Streifen von 51 Metern Länge und 2,83 Metern Breite! Johann
Gottfried Geißler verkaufte das Haus am 20. November 1832 für 300 Taler
an seinen Schwiegersohn, den Ziegeldecker Carl Gotthelf Röber aus
Zschöllau. Ab 1867 wird der Maurer Karl Geißler als neuer Hausbesitzer
genannt, der das Grundstück noch bis mindestens 1875 besessen haben
muss. Auf der Suche
nach weiteren Hausbesitzern finden wir in den Adressbüchern keine Angaben mehr, ab 1895
werden nur Mieter angegeben. 1911 fehlt der Eintrag sogar ganz. In
dieser Zeit war der Rittergutsbesitzer Franz Schubert Eigentümer des
Hauses, evtl. auch sein Vater Robert Schubert. In den 30er
Jahren war das Haus unter dem Namen „Schreckensburg“ bekannt. Mit dieser
umgangssprachlichen Bezeichnung wurden die Zustände, die sich im Haus
abgespielt haben müssen, beim Namen genannt. Angeblich soll es dort
drunter und drüber gegangen sein. Einer der Bewohner war
„Reiche-Kuttel“, der sich sehr oft bei „Schnapps-Lochmann“ in Oschatz
einen hinter die Binde goss. Für den Rückweg hatte er meistens noch
einen „Flachmann“ in der Hosentasche, dessen Inhalt bis nach Hause auch
noch ausgekuttelt wurde. In solch einem Zustand stimmte er auch seine
Sauf- und Wanderlieder an. Man konnte ihn bereits hören, wenn er kurz
vor Kleinforst am Stadtparkweg auftauchte. Die Tochter von Willy Gast
war damals noch Kind, aber zum Glück ist ihr noch eine Strophe in
Erinnerung geblieben:
„Du lieber Mond, wenn ich dich sehe, da hab ich meine Plage. Du bist im Jahr nur 12 mal voll Und ich bald alle Tage!“ |
Für die
Kleinforster Kinder war das immer ein Heidenspaß, wenn „Reiche-Kuttel
besoffen auftauchte. Sie liefen neben ihm her und amüsierten sich. Er
ließ sich das alles gefallen, ohne böse zu werden. Wenn er richtig voll
war kam es auch schon einmal vor, dass man ihn von der Straße auflesen
musste. Im Haus wohnte
auch die Familie Hein mit 9 Kindern, wovon heute (2006) noch zwei leben.
Eines dieser 2 Kinder ist Marianne Hein, die 1923 als 9. Kind geboren
wurde. Frau Hein starb bei der Geburt des 10. Kindes. Nach 1945
erhielt der Neubauer Willy Schroth das Grundstück im Zuge der
Bodenreform. Das Dach des
Wohnhauses war nach einer Bauzeichnung von 1875 zur Straßenseite zu bis
über einen Anbau hinweg heruntergezogen, der Anbau selbst war länger als
das Haus. In diesem befand sich ein Holzstall, ein Backofen und eine
Kammer. Anfang 1875 wurde von Karl Geißler im Wohnhaus ein sogenannter
„besteichbarer Schornstein“ eingezogen. Aus den Bauakten geht hervor,
dass das Haus noch im gleichen Jahr abgebrannt sein muss, denn es
erfolgte 1875 ein „ ... Neubau des durch Brand zerstörten Wohnhauses“. Nach einem
Lageplan von 1905 war der oben erwähnte Anbau nicht mehr vorhanden.
Dafür befand sich am Wohnhaus zum Nachbargrundstück zu ein angebautes
Gebäude, das als Stall und Scheune genutzt wurde. Dieser Anbau wurde im
Jahre 2000 abgebrochen.
Das Haus Nr. 2 (An der Aue 28)
Der Grund und
Boden wurde am 30. März 1803 „ verreinet“, wobei zur Grenzmarkierung Steine
gesetzt wurden. Dazu anwesend war auch der „Annehmer“ Johann Gottlob
Schmidt. Er war ein ehemaliger „ ... Mousquetier vom löbl.
Infanterie-Regimente Prinz Friedrich August, und zwar von des
Obrist-Lieutenants von Merzani Companie“. Der sogenannte
Vererbungs-Contract zwischen dem Rittergutsbesitzer, Erblehn- und
Gerichtsherrn Christian Gottlieb Steiger und Johann Gottlob Schmidt
wurde am 12. April 1804 ausgefertigt. Diese Urkunde ist im Sächsischen
Staatsarchiv Leipzig noch vorhanden. Johann Gottlob
Schmidt erbaute auf dem ihm überlassenen Bauplatz ein Wohnhaus. Nur
kurze Zeit später verkaufte er aber am 30. Juli 1805 Haus und Garten für
291 Taler an Johann Gottlieb Caßelt aus Bortewitz, der es wiederum am
22. September 1810 an den Tagelöhner Johann Christian Gottlieb Meißner
aus Oschatz für 150 Reichstaler weiterveräußerte. Caßelt ließ in den
Kaufvertrag folgende Regelung eintragen: „Der Käufer gewährt dem
Verkäufer und dessen Eheweibe auf beyder Lebenszeit zu ihrem Aufenthalt,
Wohnung und Gebrauch die Oberstube, nebst der Kammer über der Wohnstube
und den halben Oberboden, auch will er sie im Hause hin und wieder
handthieren lassen, ferner zum alljährlichen Auszuge unentgeltlich 4
Scheffel Erdbirnen und den 3ten Theil alles erwachsenden Obstes. Auch
muß Käufer, wenn er bäckt, iedesmal ein Brot bei seinem Holze mitbacken,
ferner wenn Verkäufers Ehefrau eher versterben sollte, frey mit waschen
und flicken lassen.“ Der neue
Hauseigentümer beklagte im März 1816, dass ihm die Urkunden zur
Überlassung des Grundstückes durch französische Truppen geraubt worden
wären. Am 13. September 1818 verkaufte er das Grundstück mit allem Zubehör für 210 Taler an Johann
Peter Poitz, einen Hausgenossen aus Oetzsch. Ein Jahr später erwarb das
Grundstück Johanna Eleonore Heller für 200 Taler, die es aber bereits
wieder am 9. Juli 1820 für 210 Taler an den Handarbeiter Johann
Christian Gottlieb Eichler verkaufte, der aus Pulsitz stammte. Nach ihm
war der aus Beiersdorf stammende Schäfer Johann Gottlob Gansauge
Hauseigentümer, er erwarb es am 15. April 1821 für 210 Taler und
verkaufte es am 5. Juli 1827 wieder an seinen Schwiegersohn Johann
Gottfried Traugott Heyne aus Dahlen (später Heine geschrieben) für 300
Taler. „Demselben unbeschadet hat Käufer versprochen, dem Verkäufer und
dessen Eheweibe in seiner Wohnstube den Aufenthalt und die Freiheit ihr
Bette in solcher aufzuschlagen, ferner die kleinere Kammer für sich
benutzen, auch alle diese Behältnisse ungehindert begehen zu dürfen,
gestattet.“ Zu diesem Zeitpunkt wohnte aber auch noch die Auszüglerin
Poitz im Hause! Ab 1869 wird
Karl Jentsch als neuer Hausbesitzer genannt, 1886 dann Friedrich Ernst
Weber und 1895 dessen Witwe. Danach ist in den Adressbüchern von 1904
bis 1937 der Schlosser Anton Kretzschmar eingetragen. Das Haus wurde
im Jahre 1905 von 3 Familien mit 11 Personen bewohnt. 1872 erfolgte
auf der Straßenseite ein Anbau an das Wohngebäude. 1905 wurde dieser
Anbau bis zur Firsthöhe des Hauses aufgestockt. 1956 baute der
Tischlermeister Reinhold Appelt ein Nebengebäudes zu einer
Tischlerwerkstatt aus.
Das Haus Nr. 3 (An der Aue 26)
Der Grund und
Boden für das Haus Nr.3 wurde am 30. März 1803 vermessen und an den
Eckpunkten Grenzsteine gesetzt. Bei dieser „Verreinung“ war nach dem
Protokoll auch der künftige Besitzer Johann Traugott Schmidt anwesend.
Er war ein ehemaliger „ ... Mousquetier vom löbl. Infantrie Regimente
von Thümmel, und zwar von des Herrn Hauptmann von Anspachs Companie“. Der
Vererbungs-Contract zwischen dem Rittergutsbesitzer, Erblehns- und
Gerichtsherrn Christian Gottlieb Steiger und Johann Traugott Schmidt
wurde am 11. Oktober 1804 ausgefertigt. Ein Exemplar davon befindet sich
heute im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig, ein weiteres ist im Besitz
des Hauseigentümers. Johann Traugott
Schmidt errichtete darauf das Wohnhaus und verkaufte es kurze Zeit
später bereits wieder an Johann Gottfried Nitzsche, der das Haus mit
Garten bereits wieder am 24. Dezember 1810 an seinen ältesten Sohn
Johann Carl Traugott Nitzsche veräußerte. Er sicherte sich dabei ein
Begräbnisgeld und folgenden Auszug: „Eine Kammer und ein Stück
Oberboden, ein Stück Land, 6 Ellen breit und 10 Ellen lang, jährlich 1 ½
Scheffel Erdbirnen, den 4. Teil des Obstes, einen Saustall und die halbe
Miststelle.“ Außerdem musste der Käufer jedes Mal „ ... 2 Brode bey
seinen Holze“ mit in den Ofen schieben. Bemerkenswert ist noch folgende
Regelung: „Die Kinder behalten die Herberge bey ihren Eltern und sollten
diese versterben, so verspricht Käufer, selbigen bey Krankheit und
Dienstlosigkeit, doch bey letzterer nur 14 Tage, den Aufenthalt in dem
verkauften Hause zu gestatten, bis sie versorgt sind.“ Am 18. April
1843 verkaufte Johann Carl Traugott Nitzsche das Haus mit Seitengebäude
und Garten an seinen Bruder, den Maurer Johann Gottfried Nitzsche für
350 Taler. Letzterer wurde wegen Wilddiebstahls bestraft und befand sich
zur Wahl 1865 in Untersuchungshaft. Auch später wurde er wegen dieses
Vergehens noch einige Zeit vom Wahlrecht ausgeschlossen. Johann Gottlieb
Nitzsche überließ am 7. April 1874 „ ... das ihm eigenthümlich
zugehörige Hausgrundstück sammt Zubehör“ dem Mühlenzeugarbeiter Carl Friedrich Wilhelm Wolf aus
Schlantzschwitz für 700 Taler. Johann Gottfried Nitzsche ließ beim
Verkauf für sich und seine Frau folgenden Wohnungsauszug eintragen:
„1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8; 9.
10. 11. |
die Wohnstube im Parterre
am Giebel der Morgenseite, die Berechtigung in der
Küche auf Käufers Herd Kaffee zu kochen, die Mitbenutzung von
Käufers Küche und Kessel beim Schlachten und Waschen, die Berechtigung, in der
Hausflur unter der Treppe die Wasserkannen aufzubewahren, in der Etage die Kammer am
Giebel der Abend- und Mitternachtseite,
den vierten Theil des Oberbodens der Morgen- und Mitternachtseite und den vor der Treppe befindlichen Raum, die beiden Schweineställe
an den Fenstern der Wohnstube, eine Düngergrube, im Garten von dem
mittelsten Grenzsteine an der Abendseite nach Mittag zu 1
Stück 7 Meter langes und 7 Meter breites Gartenland, die Mitbenutzung
des Gartens zum Bleichen und Trocknen der Wäsche und Aufstellen und Hacken des Holzes, alljährlich einen Thaler
Aequivalent für Obst und Wein.“ |
Nach dem
Ableben von Carl Friedrich Wilhelm Wolf verkaufte dessen Witwe, Rosine
Marie Wolf, das Grundstück am 1. Februar 1896 an den Fabrikarbeiter
Friedrich Ernst Dießner für 3.750 Mark. Weitere
Hausbesitzer waren noch Friedrich Otto Monden, der die Tochter von Ernst
Dießner geheiratet hatte. Im Adressbuch ist er ab 1911 aufgeführt, 1922
dann seine Witwe Anna Monden, ab 1929 ihr Sohn, der Zimmerer Karl Otto
Dießner und danach Helmut Dießner. Das Grundstück ist somit über 100
Jahre ununterbrochen im Besitz der Familie Dießner! Im Jahre 1908
wohnten im Haus 3 Familien mit 12 Personen. Das Haus hatte
bis 1876 ein Strohdach, im gleichen Jahr wurde ein neuer Schornstein
eingezogen und das Dach mit Ziegeln eingedeckt. Das Gebäude hatte
ursprünglich zur Straße zu einen Anbau mit einem Backofen, in der ersten
Etage befand sich eine Räucherkammer. Nach dem
Brandversicherungskataster erhielt das Haus 1928 eine elektrische
Lichtleitung und einen Wasseranschluss. 1957
vergrößerte Helmut Dießner das Wohnhaus durch einen giebelständigen
zweigeschossigen Anbau.
Das Haus Nr. 4 (An der Aue 24, früher die Bäckerei Wittig)
Der Grund und
Boden wurde am 18. April 1803 Johann Gottfried Michel aus Mügeln
(zeitweise auch Mickel geschrieben) übertragen. Die Urkunde darüber ist
im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig aufbewahrt. Johann Gottfried Michel
baute auch das erste Wohnhaus auf. Dazu hatte er von der Liebschützer
Kirche ein Kapital von 100 Talern aufgenommen, das mit 4 % zu verzinsen
war. Im April 1816 wurde angegeben, dass Michel „ ... schon vor einiger
Zeit sein Haus mit den übrigen Plätzen verlassen hat und deßelben
Aufenthalt unbekannt ist“. Das war sicher auch der Grund dafür, weshalb
in der Consignation von 1812 für den Hausbesitz nur der Name seiner
Ehefrau Johanna Regina Michel genannt wird. In der Ausgabe der „Oschatzer
gemeinnützigen Blätter“ vom 5. Juli 1817 erschien dann folgende
Bekanntmachung: „Johann
Gottfried Mickels im kleinen Forste bei Rosenthal gelegenes Haus und
Garten wird, Schulden halber, auch auf des Besitzers Antrag, kommenden
16ten August 1817 an hiesiger Gerichtsstelle öffentlich an den
meistbietenden verkauft und jeder Kauflustige gedachten Tages früh
zwischen 10 und 12 Uhr daselbst zu erscheinen, geladen, auch um die
Zubehör, den Werth und die Beschwerungen dieser Besitzung, samt den
Bedingungen, unter denen es verkauft werden soll, kennen zu lernen. Auf
die in den Wirtshäusern zu Leuben, Casabra, Borna und allhier
ausgehangenen Anschläge wird verwiesen.“ Da das Haus zu diesem Termin
nicht verkauft werden konnte, erschien am 27. September 1817 erneut eine
Aufforderung zum Kauf für den 15. November 1817. Diesmal mit Erfolg,
denn Johann Gottlob Busch, Hausauszügler und Mühlenzeugarbeiter, erwarb
es für nur 127 Taler. Am 3. März 1843
wurde das Haus erneut versteigert. Es gehörte zu diesem Zeitpunkt
Johanne Christiane Stange, die es am 11. November 1836 erworben hatte.
In der Beilage zum „Oschatzer Gemeinnützigen“ vom 5.11.1842 wurde dieses
Ereignis angekündigt. Haus, Garten und eine Bau- und Gartenstelle
sollten der Schulden halber am 13. Januar 1843 meistbietend verkauft
werden. Kurioserweise
erstand das Grundstück Johann Gottlob Busch, der das Haus schon einmal
besessen hatte, für 361 Taler! Er ließ am hinteren Eingang eine neue Tür mit einem schönen
Türgewände aus Sandstein einbauen und verewigte sich im Schlussstein mit
seinen Initialen J G B für Johann Georg Busch. Das war sicher für
Kleinforst etwas ganz Besonderes. Von 1854 bis
1869 erscheint eigenartigerweise im Einwohnerverzeichnis von Kleinforst
Carl Stange als Wahlberechtigter für das Haus Nr.4. Sein Name ist auch
in einer Spendenliste von 1863 aufgeführt. 1870 ist im Gemeindebuch die
Einnahme des sogenannten Nachbargeldes „von Hesseln seinen Kauf in
Kleinforst“ eingetragen. Dieses Nachbargeld war zwangsläufig bei Erwerb
eines Grundstückes an die Gemeindeverwaltung abzuführen. Es betraf
diesmal Friedrich Hessel, der als neuer Hauseigentümer seine Abgabe
tätigte. Er stellte 1876 einen Bauantrag und reichte die Zeichnung für
den Einbau eines neuen Schornsteins ein. Gebaut wurde der Schornstein
aber sicher erst 1885. Zu diesem Zeitpunkt wurde von der
Amtshauptmannschaft Hermann Hessel als Hausbesitzer angegeben. 1889
erscheint mit Friedrich Max Hessel ein neuer Eigentümer, es war sicher
der Sohn von Hermann Hessel und damit schon die 3. Generation in der
Folge der Hessel´schen Hausbesitzer. Er erhöhte das Erdgeschoss des
Hinterhauses, das damals noch bewohnt war. 1899 wurden dann in diesem
Nebengebäude ein Backofen und eine Backstube eingebaut, das Dachgeschoss
wurde zum Mehlboden ausgebaut. Damit hatte Kleinforst seine Bäckerei
erhalten. Dieser Vorgang ist auch deshalb bemerkenswert, weil Max Hessel
gar nicht Bäcker, sondern Zimmermann von Beruf war. Bereits vorher,
im Jahre1892, erfolgte durch
Hessel der Umbau des Wohnhauses. Dieses besaß bis dahin auf der
Straßenseite einen eingeschossigen Anbau, der sich über die gesamte
Hauslänge hinzog. Das Dach des Wohnhauses lief über diesen hinweg.
Dieser Anbau wurde nun um ein Stockwerk erhöht und bekam ein flaches
Dach aufgesetzt. Im Erdgeschoss wurde ein Laden eingerichtet. Was dort
eigentlich verkauft wurde, ist unklar, denn die Bäckerei entstand ja
erst 7 Jahre später. 1907 baute Max
Hessel im Hinterhof noch eine Wäscherollkammer mit Waschhaus. Mit diesen
Baumaßnahmen schloss er seine rege Bautätigkeit in diesem Grundstück ab. Neuer
Hausbesitzer wurde nach Hessel der Bäckermeister Arno Wittig. Durch ihn
erfolgte 1925 eine Aufstockung des gesamten Vorderhauses um ein 2.
Obergeschoss. Damit erhielt das Gebäude das heutige Aussehen. Bei
einigen Details war die Amtshauptmannschaft sehr auf das äußere
Erscheinungsbild bedacht. Sie genehmigte nur ein kleines Ladenfenster
und auch die Firmenaufschrift über dem Geschäft sollte möglichst
schlicht und unauffällig sein. Für die Nachwelt ließ Arno Wittig im
sandsteinernen Türgewände des hinteren Einganges seine Initialen A
W und Erneuert 1925 einmeißeln. Leider wurde dieses samt
Haustür gegen 1962 bei einem Umbau herausgerissen und als Bauschutt
entsorgt. Beim Einbau der
neuen Dielung im Obergeschoss verewigte sich übrigens ein Kleinforster
Handwerker auf einem Stück Dielenbrett und schob dieses unter den
Fußboden. Es kam erst wieder zum Vorschein, als im Jahre 1993, also nach
73 Jahren, wieder ein neuer Fußboden eingebaut wurde. Es trägt die
Aufschrift: „Otto Dießner, Zimmerer, im Jahre 1925.“ Er war der unmittelbare
Nachbar aus dem Haus Nr.3. Nach Arno
Wittig übernahm sein Sohn Gerhard Wittig nicht nur das Grundstück, er
führte auch die Bäckerei weiter. Nach dem Krieg wurden die Backstube und
der Laden an den Jahnaer Bäckermeister Fritz Hänsel verpachtet. Als
dieser 1959 wieder in seine Gemeinde zurückging, wurde die Bäckerei
endgültig geschlossen. Das Wohnhaus
hatte bis mindestens 1876 ein Strohdach und im Obergeschoss eine
Räucherkammer. Der Durchgang zum Hof war durch eine hohe Mauer mit einem
Eingangstor abgeschlossen. Im Hof befand sich ein Brunnen.
Das Haus Nr. 5 (An der Aue 22)
Der Grund und
Boden wurde am 18. April 1803 Johann Gottlieb Möbiuß aus Oetzsch
übertragen, der auch das Wohnhaus darauf erbaute. Als er 1814 starb,
wurde sein Nachlass aufgelistet. Er bestand aus einem Wohnhaus mit
Garten, einem Kleiderschrank, 2 alten Laden, 2 alten Spanbutten, einem
alten Tisch, einer alten Bank, 3 alten hölzernen Lehnstühlen, einer
alten Schnittebank, 2 alten Wasserkannen, 2 alten Wasserfässer, einer
Backwanne, einem Schiebebock, einer alten Axt, einem Beil, einer
Radekarre, einer Schippe und einem Spaten. An Bekleidung hinterließ er
einen Rock und eine Weste, 2 Leibstücken, 2 paar Hosen, ein Paar alte
Stiefel, 2 Paar alte Strümpfe, 3 alte Hemden, eine alte Mütze und einen
alten Hut. So arm waren damals die Leute! Später
heiratete seine Witwe Johanna Regina den Johann Traugott Ruppert. Ihr
Name erscheint am 9. Januar 1826 in einem Kaufvertrag, als sie den
Erbanteil ihrer 3 Kinder am Grundstück von deren Altersvormund erwirbt.
Das Wohnhaus hatte zu diesem Zeitpunkt einen Wert von 200 Talern. Am 18. Januar
1834 verkaufte sie das Grundstück an ihre Tochter Johanna Christiane
verehelichte Faulwasser für 250 Taler und sicherte sich dabei für sich
und ihren Ehemann Johann Traugott Ruppert das weitere Wohnrecht. Johanna
Christiane Faulwasser war mit Karl Faulwasser verheiratet, der sich 1863
in eine Spendenliste für ein Geschenk an den Gemeindevorstand Höppner
eintragen ließ. Noch 1869 wird in der Wahlliste die verwitwete
Christiane Faulwasser als Hausbesitzerin aufgeführt. Weitere
Eigentümer waren der Steinbrecher August Rietzschel, er zahlte das
sogenannte Nachbargeld im Jahre 1876 und erscheint noch 1895 im
Adressbuch. 1911 ist dann Paul Rietzschel, 1922 seine Witwe Anna
Rietzschel und ab 1927 der Fabrikarbeiter Oswald Dietrich in den
Adressbüchern eingetragen. Danach erwarb das Grundstück Kurt Schmidt. 1838 und 1909
wurde das Haus durch einen Anbau zur Straßenseite zu vergrößert. Das
Dach war über die volle Hauslänge hinweg über den Anbau heruntergezogen. 1876 erfolgte
der Einzug einer neuen Esse, 1884 der Einzug eines sogenannten russischen
Schornsteins. Das Haus hatte
bis 1876 ein Strohdach. Auch in diesem Grundstück war der Eingang neben
dem Gebäude durch eine hohe Mauer mit einem Tor verschlossen.
Das Haus Nr. 6
(An der Aue 20, heute die Gaststätte „Goldene Höhe“)
Der Grund und
Boden wurde am 18. April 1803 an Johann Gottlob Haugk aus Pulsitz (später auch
Haucke geschrieben) übertragen, der auch das Wohnhaus errichtete. Am 28.
Dezember 1818 verkaufte er das Grundstück für 150 Taler an Christian
Gottlieb Albrecht aus Wellerswalde. Der Käufer sicherte Johann Gottlob
Haugk und seiner Ehefrau bis zu deren Lebensende folgendes zu: Als
Wohnung die kleine Stube, die kleine Kammer über der Stube und den
Oberboden, ein Stückchen Garten, 32 Ellen lang und 11 Ellen breit, den
vierten Teil der geernteten Baumfrüchte, das Mitbacken von jeweils 2
Broten und das Räuchern des Fleisches. Albrecht
verkaufte das Haus am 6. November 1823 bereits wieder an Johann
Gottfried Schumann aus Reppen und erhielt dafür 300 Taler. Danach muss
das Haus noch mehrmals den Besitzer gewechselt haben, denn im Grund- und
Hypothekenbuch wird der Auszug für Johann Gottlob Haugk zum 1. März 1827
und zum 31. August 1838 erneut bestätigt. Das letzte Datum betrifft den
Verkauf des Hauses an Johann Gottlob Kirsten, der es aber bereits wieder
am 24. September 1843 an Johann Friedrich Schmidt aus Cavertitz für 245
Taler veräußerte. Der neue Hausbesitzer bekannte sich im Kaufvertrag
auch zu den Auszugsbedingungen für Johann Gottlob Haugk, der demnach
noch immer im Haus wohnte. Johann
Friedrich Schmidt verkaufte wiederum das Haus samt Garten am 22. Juli
1861 an Carl Gottlieb Faulwasser aus Kleinforst für 250 Taler. Der
Verkäufer vereinbarte dabei für sich und seine Ehefrau auf Lebenszeit
den folgenden Wohnungs- und
Naturalauszug:
a)
b)
c) d)
e) f) g) h) |
ein Stückchen Garten zur
Grätzerei, 10 Ellen lang und 15 Ellen breit an der
Abendseite gleich vom Hofe an vor Abkäufers Fenstern, die kleine Stube an der
Morgenseite, die Kammer über der Stube, und den über der Kammer befindlichen Oberboden, beides an der
Morgenseite, Abkäufer hat die
Auszugslocalitäten jederzeit in baulichem Wesen zu erhalten, bei dem jedesmaligen Backen haben
die Auszügler das Recht, zwei Brote mit zu backen
und in die mittelste Reihe zu setzen. Abkäufer muß das Backen jedes Mal 3 Tage vorher ansagen. Zur
Feuerung des Backofens haben Auszügler
nichts beizutragen, die beiden Schweineställe, an
der an der Morgenseite befindlichen kleinen Stube,
und das Stückchen Hof, welches sich vor den Auszugsfenstern und vor den
Schweineställen befindet, die an der Morgenseite
befindliche Düngergrube, die Mitbenutzung des in der
kleinen Stube eingemauerten Kessels, wenn Verkäufers Kinder etwa mit
dem Tode abgehen sollte, so hat Abkäufer die
Verbindlichkeit, die Auszügler in Krankheitsfällen zu warten. |
Und was war aus
dem Auszügler Johann Gottlob Haugk geworden? Er lebte immer noch! Im
Kaufvertrag wurde deshalb vermerkt: „Da auf dem Grundstück dermalen noch
laut Kaufs vom 28. Dezember 1818 ein Auszug für Johann Gottlob Haugk in
Kleinforst unterpfändlich haftet, den übrigens Abkäufer zur
fernerweiteren Vertretung mit dem Grundstück hiermit übernimmt, so tritt
der vorstehend vorbehaltene Auszug erst dann ein, wenn der Auszügler
Haugk mit dem Tode abgegangen sein wird.“ Der Kaufvertrag
wurde von Johann Friedrich Schmidt „mit berührter Feder“ unterschrieben.
Er war also des Schreibens nicht mächtig, aber das war damals nichts
Besonderes. 1869 wurde in
der Liste zur Wahl der Gemeindevertreter Friedrich Schwenke als
Hausbesitzer aufgeführt. Er war sicher der Vater von Johann Gottfried
Schwenke, der im Januar 1870 die Concession zum Verkauf von Branntwein
und Spirituosen erhielt und damit das Gaststättengewerbe in Kleinforst
begründete. Johann Gottfried Schwenke wird zu diesem Zeitpunkt auch das
Haus übernommen haben. Im April 1874
übernimmt Carl Traugott Preußler das Grundstück, im November 1875 Johann
Ehrgott Gaitzsch, im Oktober 1877 Carl Hermann Haupt und im November
1901 Karl Klepzig. Zwischendurch
ein Stück Baugeschichte: In einem alten Flurplan von Kleinforst ist das
Haus in dieser Zeit mit einer kleinen Grundfläche und einem Anbau zur
Straßenseite zu dargestellt. Wir können davon ausgehen, dass dieses
Wohngebäude früher ein typisch Kleinforster Haus mit einem angebauten
Backofen war. Das bestätigt auch die Erfassung des Grundstückes im Jahre
1812 mit folgenden Worten: „Ein übersätztes Wohnhauß mit 2 Stuben, ein
Rauchfang, 1 Esse, nebst einem Schweinestalle, ein Garten mit Bäumen
nebst Krätzegärtgen.“ In einem Kaufvertrag von 1861 wird die
Berechtigung des Auszüglers zum Brotbacken auch ausdrücklich mit
erwähnt. Damir wird bestätigt, dass ein Backofen vorhanden war. Die Einfahrt
zum Hof ging rechts am Gebäude vorbei. Nach einem Brand im Jahre 1902
errichtete der Gastwirt Karl Klepzig noch im gleichen Jahr ein neues,
größeres Gebäude, das nun die gesamte Breite des Grundstückes einnahm.
Damit war die Hofeinfahrt verbaut. Als einzige Zufahrt blieb jetzt nur
noch der sehr schmale Weg über das Borngässchen von oben herunter. Mit dem
Neuaufbau des Vorderhauses errichtete Klepzig auch noch ein Schlacht-
und Waschhaus und eine Räucherei. Er erweiterte auch das seit 1886 bestehende „Kegelschubgebäude“ und
errichtete eine Kolonnade im Biergarten. Im November
1903 erwarb Wilhelm Hugo Richter das Grundstück und verkaufte es bereits
im März 1904 wieder an Frau Pauline Anna Preller. In einer
Zwangsversteigerung im Januar 1906 erwarb es deren Schwiegervater Emil
Preller. Weitere
Besitzer waren danach ab Oktober 1911 Emil Rietzschel, ab 1914 Bruno
Lehmann aus Döbeln und ab Mai 1919 Willy Ehrlich. Letzterer kam aus
Wiesa bei Annaberg und war eigentlich Bäcker von Beruf. Mit ihm kehrte
nach dem ständigen Wechsel der Eigentümer endlich wieder Ruhe in die
Besitzverhältnisse ein. Nach seinem Tod im Jahre 1946 übernahm das
Grundstück seine Frau Hildegard Ehrlich und sie führte auch das Gewerbe
bis in die DDR-Zeit hinein weiter. Danach ging das Anwesen 1961 auf die
Konsumgenossenschaft Oschatz über, nach der „Wende“ erwarb es dann die
Familie Pause.
Das Haus Nr. 7 (An der Aue 18)
Der Grund und
Boden wurde am 18. April 1803 an Johann Gottlieb Meißner aus Pulsitz
übergeben, der darauf auch das Wohnhaus auf seine eigenen Kosten
erbaute, wie es im Erbpachtvertrag festgelegt war. Am 16. April 1819
verkaufte er das Haus und den dazugehörigen Garten an die Johanne Rosine
Löbin (Löbe) aus Zissen bei Dahlen für 200 Taler und vereinbarte dabei
für sich und seine Frau das weitere Wohnrecht in einigen Kammern, ein
Stückchen Garten, den vierten Teil des gefallenen und abgenommenen
Obstes, einen Saustall und die „ ... Freyheit, so oft Käuferin bäckt,
jedes Mal zwey Brode mit backen und in die mittelste Reihe setzen zu
dürfen“. 1839 wird
Gottfried Hänsel als Hausbesitzer genannt. Am 31. März 1843 erstand
Johann August Miersch, ein Hausgenosse und Maurer aus Raitzen, das
Grundstück von Hänsel „ ... in notwendiger Subhastation für 171 Thaler“.
Diesen Vorgang finden wir auch in der Ausgabe der „Oschatzer
allgemeinnützigen Blätter“ vom 18. Februar 1843: „Schulden halber Subhastation des Hauses und
Gartens von Johann Gottfried Hänsel im kleinen Forste bei Rosenthal.“ In den
Wahllisten wird Miersch noch bis 1865 genannt, danach 1867 seine Witwe.
1869 kaufte dann Karl Pöschel das Haus, er zahlte auch im gleichen Jahr
das sogenannte Nachbargeld in die Gemeindekasse Altoschatz. Weitere
Hausbesitzer waren der Maurer Ernst Gruhle, er wird im Adressbuch
bereits 1895 aufgeführt und ab 1927 der Fabrikschlosser Richard Gruhle. 1901 wurde das
Haus durch einen Anbau an der Straßenseite vergrößert. Dieser ging aber
noch nicht über die volle Hauslänge hinweg. Erst 1905 wurde er auf die
volle Länge erweitert. Bis 1900 war vor dem Haus ein kleiner Anbau
vorhanden, dessen Nutzung unklar ist. Da er an die Küche angrenzte,
könnte dort ein Backofen gewesen sein. 1972 wurde das Haus von Erhard
Gruhle modernisiert. Bis dahin befand sich noch eine kleine Scheune
innerhalb des Gebäudes, die einen Zugang von der Giebelseite her hatte.
In gesamten Obergeschoss des Hauses lagerte Heu. Diese Räume wurden nun
für Wohnzwecke umgebaut.
Das Haus Nr. 8 (Querstraße 19)
Der Grund und
Boden wurde am 1. Mai 1824 an Christian Gottlieb Albrecht, vergeben.
Hinter seinem Namen steht noch der Vermerk „von hier“. Wir kennen ihn
schon, denn er war von 1818 bis 1823 Eigentümer des Hauses Nr.6, das er
1818 gekauft und 1823 wieder verkauft hatte. Auf dem vom
Rittergut Altoschatz vergebenen Grund und Boden errichtete er jetzt ein
Haus mit Nebengebäuden und musste diesen Besitz bereits nach knapp 5
Jahren Schulden halber wieder verkaufen. In einer Ausgabe der „Oschatzer
allgemein-nützigen Blätter“ vom 10. Januar 1829 erschien dazu folgende
Anzeige: „Christian Gottlieb Albrechts, im
kleinen Forste bei Altoschatz zwischen Hänßels und Patitz´s Häusern
allda gelegenes Haus mit Garten, soll auf notwendiger Weise an hiesiger
Gerichtsstelle den 30. Januar 1829 meistbietend verkauft werden.“ Jetzt beginnt
eine recht merkwürdige Geschichte. In der Zwangsversteigerung erhielt
Johanna Christiana Nitzsche, „ ... eine unverehelichte großjährige
Weibsperson vom kleinen Forste“, mit ihrem Angebot von 138 Talern den
Zuschlag. Sie verstarb jedoch am 18. Februar 1829, also nur wenige Tage
nach der Versteigerung und hinterließ als gesetzliche Erben die 2
unmündige Kinder Johanne Friederike, 5 ½ Jahre alt, „ ...
anzeiglich mit dem Bauer Strehle aus Ganzig gezeugt“ und Johanne Amalie,
3 Jahre alt, „ ... deren Vater anzeiglich Roßberg zu Schönnewitz seyn
soll“. Als Altersvormund für die Kinder wurde der Großvater und
Auszügler Johann Gottfried Nitzsche aus Kleinforst eingesetzt. Er
verkaufte im Namen seiner Mündel das Haus mit allem Zubehör am 18.
Dezember 1829 für 154 Taler an Christiane Friederike Berge. Sie war die
Witwe des verstorbenen Johann Gottlob Berge aus Kleinforst, der den Kauf
des Hauses bereits eingeleitet hatte. Christiana
Friederika Berge heiratete später einen Herrn Stein, der in der
Wahlliste von 1839 für das Haus Nr.8 aufgeführt ist. Er muss gegen 1843
verstorben sein, denn am 11. Juni 1843 verkaufte seine Witwe das Haus
mit dem dazugehörigen Garten und mit allem was „ ... erd-, niet-, wind-,
wand-, band-, mauer-, klammer- und nagelfest“ ist, für 150 Taler an Carl
Gottlob Friede, Hausgenosse aus Altoschatz . Die Verkäuferin lässt sich
dabei den Auszug auf
Lebenszeit im Grund- und Hypothekenbuch eintragen. Das Haus
brachte aber auch weiterhin nur Unglück. Friede starb bereits am 26.
Dezember 1844, also nur 1 ½ Jahre nach dem Hauskauf. Am 31. Januar 1845
übernahm seine Witwe Maria Dorothea Friede das Grundstück von ihrem
unmündigen Sohn und Miterben Karl Gottlob Friede für 150 Taler abzüglich
ihres Erbanteils und sicherte ihm dabei die Erziehung, die Unterhaltung
und die Herberge bis zur eigenen Versorgung zu. Auf den
Wahllisten erscheinen dann als Hauseigentümer 1854 Ernst Höhne, 1865 H. Starke und
1867 die Witwe Oemichen. Zu den letzten beiden Personen gibt der
Gemeindevorstand Bittig an den Wahlleiter folgende Erklärung ab: „Starke
hat an die Witwe Oemigen verkauft und ist nach Oschatz gezogen.“ 1869
wird dann Gottfried Wetzig als Hausbesitzer genannt, dessen Witwe 1895
noch als Auszüglerin im Haus wohnte. Der nächste
Eigentümer war der Maschinenführer Friedrich Tischer, der im Adressbuch
von 1895 aufgeführt ist, das Haus aber schon wesentlich eher gekauft
haben muss. In den weiteren
Adressbüchern erscheint 1904 der Feuermann Karl Tischer, ab 1922 der
Fuhrwerker Paul Tischer und ab 1929 seine Witwe Alma Tischer. Im Haus Nr.8
wurde Rudolf Tischer geboren, der in Amerika ein erfolgreicher
Geschäftsmann wurde. Nach dem
Brandversicherungsverzeichnis erhielt das Haus 1865 auf der Längsseite
zur Straße zu einen unterkellerten Anbau. 1977 wurde das
Wohnhaus vollkommen abgerissen und anschließend in der jetzigen Form
wieder aufgebaut. Die gesamten Arbeiten führte der Hausbesitzer Rudolf
Zurek mit dem Kleinforster Lothar Weber und einer kleinen Baubrigade
durch. Die Bauzeit für den Wiederaufbau betrug nur ein halbes Jahr. In
dieser Zeit wohnte die Familie Zurek im Nebengebäude des Grundstückes,
in dem auch noch die gesamte Wohnungseinrichtung untergebracht war!
Das Haus Nr. 9 (An der Aue 16)
Den Grund und
Boden erhielt am 1. Mai 1824 der aus Wadewitz stammende Johann Friedrich
Paditz. Im Grund- und Hypothekenbuch heißt es dazu wörtlich: „Johann
Friedrich Paditz erhielt den Grund und Boden des Hauses von Christian
Gottlieb Steiger unter gewissen Bedingungen in Lehn und Würden
gereicht.“ Er verkaufte das
Haus mit allem Zubehör am 18. Mai 1859 an den Hausbesitzer und
Handarbeiter Friedrich Bernhardt aus Hohenweitzschen für 200 Taler. Johann Friedrich Paditz ließ für
sich und seine Ehefrau folgenden Wohnungs- und Naturalauszug in den
Kaufvertrag aufnehmen:
a)
b)
c)
d)
e)
f) g)
h)
i)
j)
k) |
Zur Wohnung die kleine Stube
rechts am Eingang, desgl. die darüber befindliche Kammer und den darüber befindlichen Oberboden, das Plätzchen unter der Treppe
Ein Holzschuppen, den hintersten Schweinestall, auch sind
Auszügler berechtigt, einen Schiebebock nebst Radeberge in den
Holzschuppen berechtigt, einen Schiebebock nebst Radeberge in
den Holzschuppen mitsetzen zu dürfen, desgl. soll es ihnen
gestattet sein, bei schlechter Witterung ihr Holz im
Holzschuppen zu sägen und klein zu spalten, indes dürfen sie
solches dort nicht aufstellen. Die Beete von der Hausthür ab
bis an die Stachelbeersträucher in der Länge von 21 Ellen, und
in der Breite von 8 Ellen unten und 7 Ellen oben. In der
Küche einen Platz zum Waschen. Wenn der Auszugswirth bäckt, so
hat er solches den Auszüglern 3 Tage zuvor anzusagen, den
Auszüglern ist es unbenommen (gestattet), jedesmal drei Brode
mit zu backen, die in die mittelste Reihe zu setzen sind, auch
stehet es ihnen frei, jedesmal einen bis zwei Kuchen mit zu
backen Die Auszügler haben freien Weg und Steg zu allen
Auszugsbehältnissen und Reservaten bei Tag und bei Nacht. Der
Auszugswirth hat die Verpflichtung, die Auszugswohnung im
baulichen Wesen zu erhalten, jedoch hat zuvor noch der Auszügler
die Decke in der Kammer unentgeldlich herzustellen, wozu der
Wirth nur das dazu benöthigte Holz und Lehm zu geben verbunden
ist. Auszügler erhalten jedes Jahr den vierten Theil des
erbaut werdenden Obstes und den vierten Theil der erbaut
werdenden Weintrauben, die Theilung hat sofort bei dem Abnehmen
zu geschehen. Dem Auszügler ist es unbenommen, seine
Profession als Weber in seiner Auszugsstube zu betreiben,
ingleichen haben Auszügler die Berechtigung, das Getreide, was
von ihnen angebaut oder gelesen wird, in der Hausflur
auszudreschen, weiter haben sie auch die Befugnis, wenn sie ein
Schwein schlachten, solches in der Esse zu räuchern. Die
Auszügler erhalten auch auszugsweise die Miststelle unter den
Auszugsfenstern auf der Mitternachtsseite. In
Krankheitsfällen ist dem überlebenden Theil der Auszügler freie
Wartung und Pflege vom Auszugswirth zu gewähren. Sollte der
jetzige Auszugswirth wieder verkaufen, dann hat der überlebende
Theil der Auszügler in solchem Falle auch die Wahl, ob er
entweder die Wartung und Pflege des künftigen Auszugswirthes
annehmen, oder von ihm die Beschaffung einer Wärterin anfordern
will, die dem überlebenden Theil der Auszügler dann
unentgeldlich zu gestellen ist. Im Fall des Überlebens eines
der Auszügler bleibt der Wohnungs- und Naturalauszug ganz
unverändert, nur soll in solchem Fall der dritte Theil des
auszugsweise vorbehaltenen Gartenlandes zu Gunsten des
Auszugswirths wieder hinwegfallen.
|
Bereits wenige
Monate später, am 21. Februar 1860, verkaufte Friedrich Bernhardt, das
Hausgrundstück schon wieder an Friedrich Wilhelm Borrmann, einen
Handarbeiter aus Kleinforst. Der Kaufpreis betrug 300 Taler. Bernhardt
schlug hierbei mächtig auf, denn vor knapp einem Jahr hatte er das
Grundstück für gerade einmal 200 Taler erstanden. Borrmann unterschrieb
den Kaufvertrag „mit geführter Hand“. Auch Borrmann
übernahm die vom Verkäufer eingegangenen Verpflichtungen gegenüber den
Auszüglern Paditz in vollem Unfang. Borrmann wird noch bis 1869 in den
Wahllisten als Hausbesitzer geführt. 1876 zahlte seine Witwe das
sogenannte Nachbargeld an die Gemeinde, daraus lässt sich schließen,
dass sie das Haus zu diesem Zeitpunkt übernommen hat. 1880 zahlte der
Schlosser J. Steitz das Nachbargeld und war demnach der nächste
Hausbesitzer. Er stellte ein Jahr später einen Bauantrag zur Erneuerung
des Schornsteins und zum Einbau eines Fensters in der Außenwand der
Küche. Diese Baumaßnahme lässt vermuten, dass bis 1881 ein kleiner Anbau
am Haus noch vorhanden war, in dem sich der Backofen befand. Dieser
kleine Anbau ist auch in einer alten Flurkarte erkennbar. Bestätigt wird
die Annahme noch dadurch, dass in dem Kaufvertrag von 1859 dem Auszügler
das Brotbacken weiterhin gestattet wurde. Der Auszügler durfte nach dem
Schlachten auch weiterhin die Räucherkammer nutzen, sie war also in
diesem Haus auch vorhanden. Lange kann
Steitz das Grundstück nicht besessen haben, denn bereits 1882 zahlt der
neue Hauseigentümer Birnbaum ein Nachbargeld an die Gemeinde.
Wahrscheinlich handelte es sich dabei um den Bahnwärter Traugott
Birnbaum, der in den Adressbüchern der Jahre 1895 und 1904 erscheint. Im
Adressbuch von 1911 wird dann seine Witwe als Hausbesitzerin angegeben,
1922 Ernst Schubert und ab 1927 sein Sohn Alfred Schubert. Ernst
Schubert muss das Haus bereits einige Jahre vor 1922 erstanden haben.
Rudolf Tischer erinnert sich noch gut an seinen unmittelbaren Nachbarn
von damals: „Er lief fast immer barfuss herum, seine Fußsohlen waren mit
einer dicken Hornhaut überzogen“. 1964 wurde das
Haus durch einen Anbau zur Straße zu wesentlich erweitert. Diese Arbeit
führte der Kleinforster Lothar Weber mit seiner Baubrigade nach
Feierabend durch. Durch diesen Anbau wurde auch der bis dahin bestehende
Vorgarten überbaut, der ja früher zu jedem Kleinforster Haus gehörte.
Die Bauleute nutzten aber die massive Mauer der Einfriedung als
Fundament für die vordere Hausfront.
Das Haus Nr. 10 (An der Aue 14)
Der Grund und
Boden wurde am 1. Mai 1824 Johann Gottlieb Lindner aus Staucha
übergeben, er erbaute darauf auch anschließend das Wohnhaus. In den
Wahllisten von 1854 bis 1867 wird Wilhelm Miersch und danach 1869
Friedrich Bäurich als Hausbesitzer angegeben. 1873 zahlte August Hummel
das sogenannte Nachbargeld für den Erwerb des Grundstückes an die
Gemeinde Altoschatz und 1895 ist dann seine Witwe als Hausbesitzerin im
Adressbuch aufgeführt. Danach muss das Grundstück der Zimmermann Karl
Hermann Dießner erworben haben, sein Name ist sowohl im
Brandversicherungskataster als auch in einer Bauzeichnung zu finden.
Lange kann er das Grundstück jedoch nicht besessen haben, denn 1904 und
1911 ist dann schon der Maurer und Steinbrecher Karl Lucas im Adressbuch
als Hausbesitzer eingetragen. Aus seinem Geburtsschein geht hervor, dass
sein Vater Johann Christian Lukas bereits 1845 zur Miete in Kleinforst
wohnte. Wann Karl Lukas das Grundstück erworben hat, ist nicht genau
bekannt. Ab 1922 ist
dann bereits der Sohn, der Schuhmacher Otto Lucas, als neuer
Hauseigentümer im Adressbuch angegeben. Nach einem
Eintrag im Brandkataster wurde das Haus 1834 durch einen Anbau mit
Schuppen, Backofen und Gewölbe erweitert. 1938 wird dort eine Kammer zu
Wohnzwecken eingebaut. Das Haus wirkt besonders niedrig, da das Dach zur
Straße zu bis über das Erdgeschoss heruntergezogen ist.
Das Haus Nr. 11 (An der Aue 12)
Der Grund und
Boden wurde am 1. Mai 1824 an Carl David Otto vergeben, der aus
Sitzenroda stammte. Er errichtete darauf auch das Wohnhaus. Bereits 1½
Jahre später erscheint aber bereits der nächste Eigentümer, nämlich
Johann Gottfried Junghanns. Er erwarb das Grundstück am 23. September
1825 und verkaufte es am 17. März 1829 schon wieder für 315 Taler
Conventionsgeld an Eva Rosine Geiler aus Börtewitz. Auch diese behielt
das Grundstück nicht lange, denn bereits am 3. Oktober 1831 veräußerte
sie das Haus mit Stallgebäude und Garten für 330 Taler an Johanna Rosina
Geißler aus Naundorf. Diese wiederum verkaufte das Grundstück 7 Jahre
später wieder, am 24. September 1838, an Christian Gottlob Schumann für
300 Taler. Die Verkäuferin ließ für sich und ihren Ehemann das weitere
Wohnrecht im Kaufvertrag eintragen. Der nächste
Eigentümer muss ein Möbius gewesen sein, denn in der Ausgabe der „Oschatzer
gemeinnützigen Blätter“ vom 7.4.1849 wird die Versteigerung des
Hausgrundstückes der Amalie Friedericke Möbius für den 15.5.1849
angekündigt. Der Schätzwert belief sich damals auf 285 Taler. In der
Versteigerung erwarb es der Limbacher Gutsbesitzer Carl Gottlieb Knof.
Dieser verkauft das Grundstück aber schon wieder am 11. März 1850 an
Carl Heinrich Voigt für 231 Taler. Im Kaufvertrag erscheint wieder die
schöne Formulierung: „ ... mit allem
dem was darinnen erd-, niet-, wind-, wand-, band-, mauer-, klammer-,
nagel- und wurzelfest zu befinden ist.“ Carl Heinrich
Voigt stammte aus Hof und war Maurer von Beruf. Am 12. April 1887 verkaufte er
das Haus mit allem Zubehör an seinen Sohn, den Fabrikarbeiter Karl
Heinrich Voigt. Die Kaufsumme betrug 2400 Mark. Darüber hinaus bedingte
er sich noch folgendes aus:
1.
2. 3.
4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
11. |
Zu lebenslänglicher freier
Wohnung für den Verkäufer die Wohnstube in der Etage links vom Treppenaufgang nebst daran befindlicher Kammer. Benutzung des Oberbodens
rechts vom zweiten Treppenaufgang. Benutzung des Vorsaales,
welcher sich vor der Wohnstube befindet. Mitbenutzung des in der
Küche befindlichen Kessels. Benutzung von 3
Quadratmeter Hofraum, rechts von dem Hauseingange. das Recht, die Wäsche im
Garten mit zu trocknen. Mitbenutzung des
Abtritts und der Düngergrube im Hofe. den vierten Theil von allem
erwachsenden Obste und von dem zu
erbauenden Weine sechs Quadratmeter Garten
links vom Fußsteig und 1 ½
Meter von der Scheune entfernt anfangend. jederzeit freien und
ungehinderten Zu- und Abgang zu und von allen Auszugsräumlichkeiten, auch Eingang durch den Garten behufs Wasserholens. jederzeitig
bauliche Instandhaltung der Auszugswohnung.
|
Der Name des
Fabrikarbeiters Heinrich Voigt ist noch in den Adressbüchern von 1895
bis 1931 zu finden. In einem Bauantrag von 1933 ist aber bereits der
Schlosser Hugo Voigt als neuer Eigentümer angegeben. Damit hatte die 3.
Generation der Voigts das Grundstück in Besitz genommen. Er wird noch
1951 als Hausbesitzer geführt. Das Haus hatte
bis 1876 ein Strohdach. Im gleichen Jahr wurde für die „ ... alte
Feueresse, welche von Holz ist“, ein neuer Schornstein aus gebrannten Ziegeln eingezogen. Bei
dieser Gelegenheit wurde auch das Dach neu eingedeckt und das Fachwerk
des einen Giebels durch massives Mauerwerk ersetzt. Am Gebäude befand
sich zur Straßenseite zu ein kleiner Anbau mit einem Backofen, der 1876
um eine „Stubenkammer“
erweitert wurde. Wie üblich, war auch in diesem Haus im Obergeschoss
eine gemauerte Räucherkammer vorhanden. 1925 wurde das
Haus durch einen zweigeschossigen unterkellerten Anbau zur Straßenseite
zu um etwa 2 Meter verbreitert. 1933 wurden 51 Quadratmeter des
schlechten Lehmfachwerks mit Drahtziegelgewebe überspannt und mit
Kalkmörtel verputzt. Damit hatte nun auch dieses Haus seinen
ursprünglichen Charakter verloren. Aber wer will es dem Hausbesitzer
Hugo Voigt verdenken, dass er darauf keine Rücksicht nahm.
Das Haus Nr. 12 (An der Aue 10)
Der Grund und
Boden wurde am 1. Mai 1824 Johann Gottfried Reichel aus Crellenhain
übertragen, der darauf später auch das Wohnhaus errichtete. Er verkauft
das Grundstück am 12. Mai 1862 für 250 Taler an seinen Schwiegersohn
Johann Gottlieb Keidel aus Oschatz. Gottfried Reichel stellte dabei für
sich und seine Ehefrau folgende Bedingungen:
a)
b) c)
d) e)
f)
g) h) i) |
die kleine Stube vom Hauseingang
rechts als Auszugsstube, nebst der darüber
befindlichen Bodenkammer und den darüber befindlichen Oberbodentheil, einen Schweinestall und eine
Düngerstätte im Hofe, rechts vom Hofeingang, ein Stückchen Grätzegarten in
ohngefährer Größe von 18 Ellen Länge und 10 Ellen
Breite auf der linken Seite bei dem Eingang in den Garten, Auszügler haben zu ihren
Auszugslocalitäten jeder Zeit freien Weg und Steg, den Auszüglern ist es unbenommen,
wenn Abkäufer bäckt jedes Mal 2 Brote und einen Kuchen mitzubacken, auch hat der Hauswirth den
Auszüglern das Backen
vorher jedesmal anzusagen, den Auszüglern steht die
Mitbenutzung der Küche frei, jedoch haben sie bei dem
Kochen ihr eigenes Brennmaterial zu verwenden, den Auszüglern gebührt
der 3. Theil des auf dem Grundstück erbaut werdenden
Obstes und der Weintrauben, die Mitbenutzung des Appartements
im Hofe, stirbt eines der Auszügler so
bleibt der Herbergsauszug ungeschmälert für den
Überlebenden. |
Köstlich ist
die Bezeichnung des stillen Örtchens als „Appartement“. Nach dem
Wörterbuch ist dieser Begriff mit „komfortabler Wohnung“ gleichzusetzen
und das war der Abtritt auf dem Hofe des Grundstückes Nr.12 ja nun
wirklich nicht! In einem
Nachtrag wurde noch vermerkt, dass zu dem Herbergsauszug auch noch die
Befugnis gehört, dass die Auszügler ihr Getreide in des Hauswirts
Hausflur alljährlich ausdreschen dürfen. Na, das wird gestiebt haben! Unter der
Unterschrift von Johann Gottfried Reichel steht: „m. d. H. a. d. F.“ und
das bedeutet nichts anderes als: „mit der Hand an der Feder“. Wieder
einmal ein Kleinforster, der nicht schreiben konnte. 1867 und 1869
erscheint in den Wahllisten mit Karl Roßberg wieder ein neuer
Hausbesitzer. Im Adressbuch von 1895 ist es dann der Fabrikarbeiter Karl
Barth, der das Haus schon seit 1886 besessen haben könnte und nach
seinem Tod 1922 seine Frau Auguste. 1927 besitzt das Haus der Hofmeister
vom Berggut, Richard Barth und ab 1937 seine Witwe Auguste. In einer alten
Flurkarte ist das Haus mit einem kleinen Anbau dargestellt. Vielleicht
war dieser tatsächlich vorhanden und wurde gegen Ende des 19.
Jahrhunderts abgerissen. Diese Vermutung wird dadurch bestätigt, dass in
einem Kaufvertrag von 1862 der neue Hausbesitzer verpflichtete wurde,
des Auszüglers Brot mitzubacken. So war demzufolge ein Backofen
vorhanden, wie bei den anderen Kleinforster Häusern auch. Auf einem
alten Foto, das gegen 1900 entstanden sein muss, ist von einem Anbau
allerdings nichts mehr zu sehen. 1926 erhielt
das Gebäude den heutigen Anbau mit Keller nach vorn zur Straße zu.
Das Haus Nr. 13 (An der Aue 8)
Der Grund und
Boden wurde am 1. Mai 1824 an Carl Gottlieb Müller vergeben. Er kam aus
Struppen und hatte als Soldat im Sächsischen Heer gedient. Er hat ganz
sicher auch das Wohnhaus erbaut, denn am 1. Dezember 1829 verkaufte er
dieses mit dem dazugehörigen Garten für 340 Taler an Johann Gotthelf
Thomas. Dieser wiederum veräußerte den Besitz am 21. Januar 1840 für 260
Taler an Carl Friedrich Lindner. Ab 1854 erscheinen in den Wahllisten
die Namen Gottlieb Kokrich und Gottlob Kokrich (auch Kuckrich
geschrieben). Es ist möglich, dass es sich hierbei um ein und dieselbe
Person handelt. 1867 vermerkt dann der Gemeindevorstand Bittig
folgendes: „Gottlob Kokrich ist Auszügler geworden und hat sein Haus an
Ferdinand Müller verkauft.“ 1895 erscheint
im Adressbuch der Handarbeiter Eduard Seidel als Hausbesitzer. 1904 wird
der Fabrikarbeiter Hermann Ader im Adressbuch aufgeführt, als
Hausbesitzer wird er aber erst 1911 bezeichnet. Danach war vorübergehend
der Rittergutsbesitzer Franz Schubert Hauseigentümer, der das Grundstück
aber dann an den Sattlermeister Otto Ader verkaufte, der seine Existenz
in Leipzig aufgab und nach Kleinforst zog. Nach ihm übernahm dann seine
Tochter Liesbeth das Haus. Das Haus
erhielt keinen Anbau und steht deshalb noch heute in der alten
Baufluchtlinie, in der sich früher alle anderen Häuser auch einmal
befanden. Dadurch blieb auch noch lange Zeit der angebaute Backofen
erhalten, der glücklicherweise auf einem alten Foto noch zu sehen ist.
1945 baute Otto Ader im Hof eine kleine Sattlerwerkstatt, die 1955 noch
vergrößert wurde.
Das Haus Nr. 14 (An der Aue 6)
Der Grund und
Boden für den Aufbau eines Hauses wurde am 1. Mai 1824 an Johann
Gottfried Burrmann vergeben. Dieser verkaufte aber bereits am 14. August
1825 das Haus mit Garten für 240 Taler an Johann Gottlieb Schubert, der es wiederum am 8. Juni 1845 an
Johann Gottlieb Gaudlitz aus Kötteritzsch bei Colditz veräußerte.
Schubert erhielt dafür 225 Taler und vereinbarte beim Verkauf für sich
und seine Ehefrau Johanna Rosina den Auszug und ein Begräbnisgeld von
jeweils 10 Talern. Von 1860 bis
1867 wird Carl Zschau in den Wahllisten als Hausbesitzer aufgeführt.
1869 ist dann im Gemeindebuch ein Nachbargeld „ ... von Zschaus Kauf in
Kleinforst“ eingetragen. Das Grundstück war zu diesem Zeitpunkt sicher
an den Sohn Karl Zschau übergegangen, der im gleichen Jahr auch in der
Wahlliste als Hausbesitzer aufgeführt ist. 1880 zahlt der
Handarbeiter Friedrich Wilhelm Naumann ein Nachbargeld an die Gemeinde
Altoschatz, also war er der nächste Eigentümer. Ab 1895 ist er dann auch
im Adressbuch zu finden und danach bis 1927 seine Witwe Marie. Ab 1929
erscheint die baufreudige Witwe Lina Müller in den Akten. Sie war eine
geborene Naumann und ihr Name ist noch bis 1943 in verschiedenen
Unterlagen zu finden. 1967 übernahm dann Werner Pinkert das Grundstück,
das bereits sein Urgroßvater Friedrich Wilhelm Naumann 1880 erworben
hatte. Es ist damit seit 150 Jahren in Familienbesitz! Das Gebäude
hatte ursprünglich nach der Straßenseite zu einen Anbau mit einem
Backofen, im Haus befand sich im Obergeschoss eine Räucherkammer. 1876
wurde eine neue Esse aus gebrannten Ziegeln eingezogen, das vorhandene
Strohdach wurde aber dabei nicht entfernt. Der Einbau bedeutete, dass
nun an Stelle des Rauchfangs der besteigbare Schornstein bis auf den
Fußboden herunterreichte. Die sowieso viel zu kleine Küche wurde dadurch
noch kleiner. Deshalb wurde später der Anbau für den Backofen als Küche
genutzt. 1938 wurde der rechte Giebel des Hauses wegen Einsturzgefahr
abgebrochen und unten mit Bruchsteinen und oben mit Ziegeln wieder neu
aufgebaut. Diese Arbeit führte das Merkwitzer Baugeschäft Clemens
Junghanns aus. Von 1969 bis 1976 wurde das Gebäude von Werner Pinkert
modernisiert und nach vorn durch einen Anbau vergrößert. Das ganze Haus
wurde dabei regelrecht überbaut und bekam einen neuen Dachstuhl.
Das Haus Nr. 15 (An der Aue 4)
Der Grund und
Boden wurde am 1. Mai 1824 an Johann Gottfried Sachse aus Wagelwitz
vergeben. Bereits am 23. September 1825 ist für ihn im Grund- und
Hypothekenbuch eine Herberge auf Lebenszeit eingetragen. Er hatte
demnach das Wohnhaus erbaut und es unmittelbar danach wieder verkauft.
Am 3. August 1832 wurde das Haus mit Garten wegen „ ... einer gegen den
Besitzer ausgeklagten Forderung im Wege der Execution zum öffentlichen
Anschlag gebracht“. Es betraf den Hausbesitzer Johann Christian Gasch,
dessen Eigentum an Haus und Garten daraufhin am 5. Dezember 1832 für 170
Taler den Besitzer wechselte. Zu diesem Zeitpunkt wohnte der Erbauer des
Hauses, Johann Gottfried Sachse, noch immer als Auszügler im Haus. Es
erstand Johanna Rosina Assmann aus Terpitz, die es aber bereits wieder
am 16. Mai 1836 verkaufte. Das Grundstück erwarb Carl Heinrich Geißler
für den erstaunlich geringen Betrag von 120 Talern. Dieser verkaufte es
wieder am 30. Januar 1846 für 225 Taler an Carl August Böttcher aus
Clantzschwitz. Dieser übernahm auch wieder den Auszügler Johann
Gottfried Sachse mit seinen Wohnrechten aus dem Jahre 1825. Böttcher
verkaufte am 31. Mai 1854 wieder Haus und Garten für 255 Taler an
Christian Friedrich Traugott Miersch aus Pfarrsteina. Nach dessen Tod
veräußerten seine Frau Johanne Friederike und die 5 ehelichen Kinder als
Erbengemeinschaft das Grundstück am 5. August 1856 bereits wieder für
197 Taler an den Handarbeiter Johann Gottlob Lehmann aus Kleinforst. Wir wollen uns
noch einmal an den Auszügler Johann Gottfried Sachse erinnern, der sich
beim Verkauf des Hauses 1825 das Wohnrecht auf Lebenszeit gesichert
hatte: Er lebte immer noch und wohnte nun schon seit 31 Jahren im Haus! Der neue
Hausbesitzer Lehmann war kein unbeschriebenes Blatt. 1860 wird über ihn
berichtet, dass er vor ungefähr 10 bis 15 Jahren wegen
Getreidediebstahls bestraft wurde. Sein Name fehlte deshalb auch
zeitweise in der Liste zur Wahl der Gemeindevertreter. 1869 wird er aber
wieder mit aufgeführt. 1895 erscheint
im Adressbuch der Handarbeiter Heinrich Galle als Hausbesitzer. Er muss
das Grundstück aber schon eher erworben haben, denn 1880 zahlte er
bereits das sogenannte Nachbargeld. Ab 1922 sind dann seine Witwe
Wilhelmine Galle und ab 1937 seine Tochter Lina Galle in den
Adressbüchern als Hauseigentümer angegeben. 1938 ist in einer
Bauzeichnung aber bereits der Name Gatter eingetragen. Das Haus hatte
zur Straßenseite zu einen Anbau mit einem Backofen und einer
Vorratskammer. 1832 wurde bei der Versteigerung das Haus folgendermaßen
beschrieben: „Es besteht aus einem Wohnhause, dessen unteres Gestock von
Stein, das aufgesetzte von Lehm und Holzwand ist und das ein Strohdach
hat.“ Erst 1880 wurde eine neue Esse eingezogen und das Dach mit Ziegeln
eingedeckt. Auch eine Räucherkammer befand sich im Obergeschoss des
Hauses. 1958 erhielt das Gebäude einen neuen Anbau.
Das Haus Nr. 16 (An der Aue 2)
Der Grund und
Boden wurde am 1. Mai 1824 an Johann Gottfried Appelt vergeben. Im
Erbpachtvertrag verpflichtete er sich, ein Wohnhaus entsprechend der
Dorffeuerordnung auf seine eigenen Kosten aufzubauen und den übrigen
Teil des Baulandes als Garten einzurichten. Sein Name erscheint auch
noch in den Wahllisten bis 1869. Das Haus hatte
zur Straßenseite zu einen kleinen Anbau mit einem Backofen. 1891 ließ
Gustav Jähnigen einen neuen Anbau mit Kellergewölbe errichten, dabei
blieb der Backofen im Kellergeschoss erhalten. Er erscheint mit seiner
Unterschrift aber auch schon 1886 in einem Beschwerdebrief, vielleicht
war er schon zu dieser Zeit Hauseigentümer. Nach Jähnigen werden in den
Adressbüchern noch folgende Hausbesitzer genannt: 1895 und 1904 der
Handarbeiter Hermann Buchmann und ab 1911 der Fabrikarbeiter Karl August
Knetzschke, der wahrscheinlich das Haus schon 1905 übernahm. Seit etwa
1950 war Otto Kempe der Hauseigentümer.
Das Haus Nr. 17 (Forststraße 25)
Der Grund und
Boden wurde am 30. Juli 1805 an Johann Gottfried Hempel aus
Niederstriegis vergeben. Die Urkunde dazu ist noch vorhanden und liegt
im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig. Wenige Tage vorher, am 16. Juli
1805, wurde das Land vermessen und mit Grenzsteinen umgeben. Schon bald
wohnte aber Hempel nicht mehr in Kleinforst, sondern in der
Stenglerschen Windmühle auf dem Holländer. Er hatte am 8. Juli 1806 sein „ ... im
vergangenen Jahr erbautes Wohnhaus, nebst dazu gehörigem Garten, wie
beydes in seinen Reinen und Steinen zu finden, mit allen Ein- und
Zubehör“ an Johann Gottlieb Marx für 275 Taler verkauft, einem
Pachtmüller aus Schöna. Diesem brachte das Haus kein Glück, denn am 2.
November desselben Jahres verstarb er und hinterließ seine Ehefrau und 2
Kinder im Alter von 10 und 11 Jahren. Diese verkauften als
Erbengemeinschaft Haus und Garten am 4. Januar 1808 an den Schafsknecht
Johann Abraham Zimmermann für 280 Taler. Nach dem Wortlaut des
Kaufbriefes war er ein „ ... zeitheriger Meisterknecht auf dem rothen
Vorwerke zu Oschatz“ gewesen. Am 15. März 1829 verkaufte dieser das Grundstück für 200 Taler an
seinen Schwiegersohn Carl Wilhelm Herold aus Oschatz. Nach einer
Eintragung im Grund- und Hypothekenbuch und auch in einem Kaufbrief
erwirbt ein Johann Abraham Zimmermann das Grundstück am 24. Januar 1844
von seiner Schwester und Miterbin Johanna Christiana verehelichte Herold
für 200 Taler. Er war auf alle Fälle ein Sohn von Johann Abraham
Zimmermann und hatte den gleichen Vornamen. Im Kaufvertrag sicherte er
seiner Schwester das Auszugsrecht, ein Begräbnisgeld von 8 Talern und
die Herberge für ihre Kinder „ ... unter gewissen Voraussetzungen“
vertraglich zu. In der
Wahlliste von 1854 erscheint dann Gottlob Müller als neuer
Hauseigentümer, 1869 dann Gottlieb Müller (evtl. wurde der Vorname auch
nur verschrieben und es ist immer noch Gottlob Müller). Danach muss das
Grundstück ab 1872 der Maurer Carl Gottlob Kretzschmar besessen haben,
denn er bezahlte im gleichen Jahr das sogenannte Nachbargeld an die
Gemeinde Altoschatz. In den Adressbüchern von 1895 und 1904 erscheint
dann seine Witwe als neuer Hausbesitzer. Von 1911 an ist es dann Richard
Hesse, der bei der Eisenbahn beschäftigt war. Sein Name ist auch noch
1937 im Adressbuch enthalten. 1951 erscheinen dann „Hesse´s Erben“ als Eigentümer. Ursprünglich
besaß das Wohnhaus zur Straßenseite zu einen kleinen Anbau mit einem
Backofen. 1872 wurde das Gebäude durch einen Anbau mit Keller
vergrößert. 1878 wurde eine sogenannte „Kugelesse“ eingezogen und
wahrscheinlich auch das Dach
neu eingedeckt. Zuvor hatte das Haus sicher ein Strohdach. Alle Gebäude
wurden nach 1990 wegen Baufälligkeit abgetragen. Das Grundstück
besaß einen eigenen Brunnen, dessen Standort noch heute gut zu erkennen
ist.
Das Haus Nr. 18 (Forststraße 23)
Der Grund und
Boden wurde am 22. September 1810 Johann Gottlieb Borrmann aus Ablaß
übertragen, „ ... worauf er später das Haus erbaute“. Sein Grundstück
wurde am 15. März 1822 um eine Breite von 9 Ellen vergrößert. Von 1854
bis 1869 erscheint in den Wahllisten sein Sohn Ernst Borrmann als
Hausbesitzer. 1893 errichtete
der Zimmermann Friedrich Rost einen Anbau in halber Länge des Wohnhauses
zur Straße zu, er war der nächste Eigentümer und wurde als solcher noch
1931 im Adressbuch genannt. Nach dem
Brandversicherungskataster scheint der nächste Hausbesitzer der Zimmerer
Gustav Kühne gewesen zu sein und danach sein Sohn Max, der wie sein
Vater von Beruf Zimmerer war. 1951 werden als Eigentümer „Kühn´s Erben“ angegeben, später Arno
Kühne. Auch in diesem
Haus war im Obergeschoss eine Räucherkammer eingebaut. Im Hof des
Grundstückes befand sich ein Brunnen. Es war einer von 3 Brunnen, die
sich in Kleinforst auf einem Privatgrundstück befanden. 1959 wurden die
Wohnräume wegen der niedrigen Höhe von 1,80 m im Obergeschoss und der
Feuchtigkeit in den Wänden des Erdgeschosses von der staatlichen
Bauaufsicht verworfen. Da aber Wohnraum zu dieser Zeit sehr knapp war,
wurde dieser Beschluss wieder aufgehoben, zumal sich die Bewohner mit
den Umständen zufrieden gaben! Im Haus wohnte damals der Hausbesitzer
Arno Kühne mit seiner Frau und ein Mieter. Das Gebäude
steht heute nicht mehr, es wurde nach 1999 wegen Baufälligkeit
abgerissen. Im Grundstück
befand sich noch ein weiteres Wohnhaus. Durch eine Grundstücksteilung
wurde dieses Gebäude mit einem Stück Hof und Garten abgetrennt und bekam
die Katasternummer 18 B. Beide
Wohngebäude wurden 1908 von 4 Familien mit insgesamt 21 Personen
bewohnt. Diesen stand nur ein einziger Abtritt im Hof zur Verfügung.
Das Haus Nr. 18 (Forststraße
21)
Wie schon oben
erwähnt, gehörte das Haus ursprünglich zum Grundstück Nr.18. Es war ein
eingeschossiges Nebengebäude und lag etwas zurückgesetzt im Hofe. Durch
einen Umbau im Jahre 1906 durch den Hausbesitzer Friedrich Rost erhielt
es ein vollkommen anderes Aussehen und wurde nun auch unterkellert. Das
Haus erhielt 1927 noch einen Anbau. Eigentümer war
nach dem Brandversicherungskataster der Postschaffner Otto Weise. Er
wird bereits 1927 im Adressbuch genannt, jedoch noch nicht als
Hausbesitzer. Die
benachbarten Familien Weise und Kühne wohnten zwar in zwei verschiedenen
Gebäuden, hatten aber einen gemeinsamen Zugang über den Hof. Ältere
Kleinforster erinnern sich noch daran, dass dort eine weiße
Demarkationslinie gezogen war, um die Besitzverhältnisse deutlich
sichtbar zu machen. Die beiden Parteien sollen sich nämlich gar nicht
besonders gemocht haben.
Das Haus Nr. 19 (Forststraße 19)
Zum Haus Nr.19
gibt es eine besondere Geschichte, die wegen ihres umfangreichen Inhalts
in einem besonderen Kapitel behandelt wird.
Das Haus Nr. 20 (Forststraße 17)
Der Grund und
Boden wurde am 19. Oktober 1822 an Johann Gottlob Ruppert aus Wetitzsch
(Wetitz) vergeben. 3 Tage zuvor war der Bauplatz vermessen und mit
Steinen begrenzt worden.
Bereits 1 Jahr später, am 27. Dezember 1823, verkaufte sein Sohn Johann
Carl Gottlob Ruppert aus Mügeln das Wohnhaus nebst dem dazugehörigen
Garten, da sein Vater verstorben war. Er war laut Testament der
alleinige Erbe. Es erstand Johann Friedrich Reinhardt aus Zeicha für 200
Taler. Dieser wiederum verkaufte das „ ... Haus und das dazugehörige
Gartengrundstück mit Scheune und Ställen" am 23. Dezember 1860 für 300 Taler an seinen Sohn, den
Handarbeiter Friedrich Adolf Reinhardt. Dabei ließ er für sich im
Kaufvertrag folgenden Natural- und Wohnungsauszug eintragen:
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. |
als zur Wohnung die untere
Stube bei dem Eingange im Hause linker Hand, die beiden Bodenkammern
über der Stube ebenfalls linker Hand, den Oberboden über den
Kammern ebenfalls linker Hand, 22 Ellen lang und 6 Ellen
breit an der Scheune zur Gräzerei und Miststelle, den 4ten Theil von allen
erwachsenen Obste, den Schweinestall in der
Scheune an der Tenne, auch mit Waschen und
Pflicken, bei
Krankheitsfällen warten und pflegen oder eine Wärterin auf Käufers Kosten zu halten, Verkäufer behält sich auch vor, eine Wärterin vor sich zu halten,
auf seine Kosten und alle
Wege zu den Seinigen ungehündert frei gehen zu lassen. |
Friedrich
Reinhardt erscheint noch in den Wahllisten bis 1869, in einem Bauantrag
von 1879 und in einem Beschwerdebrief von 1886, die schlechten Wege in
Kleinforst betreffend. In den
Adressbüchern von 1895 bis 1937 ist dann als nächster Hausbesitzer der
Fabrikarbeiter Hermann Marth angegeben. In einem Beschwerdebrief wegen
der schlechten Wasserversorgung schrieb er im Juli 1913: „Ich bin
Besitzer des Hauses Nr.20 in Kleinforst und wohne dort schon seit 19
Jahren.“ Nach dieser Angabe müsste er das Haus bereits 1894 übernommen
haben. Als er 1947 starb, übernahm sein Stiefsohn Kurt Katzschke das
Grundstück. Das Haus hatte
noch bis mindestens 1879 zur Straßenseite zu einen Backofen. 1879
erfolgte der Einbau eines neuen Schornsteins und die Eindeckung des
Daches mit Ziegeln. Zuvor hatte es sicher noch das alte Strohdach. Das Haus
erhielt nicht, wie die meisten Kleinforster Häuser, einen Anbau zur
Vergrößerung des Wohnraumes, sondern blieb bis zum Abbruch 1983
weitestgehend in seiner ursprünglichen Form erhalten. Die Räucherei
befand sich in diesem Grundstück ausnahmsweise einmal im Waschhaus auf
dem Hof. Das Wohnhaus an
der Straße gibt es heute nicht mehr. Bewohnt wird nur noch das 1849
erbaute Hintergebäude, das 1983 von der Familie Granzow vollständig
umgebaut und durch einen Anbau erweitert wurde. Das Grundstück ist damit
über 100 Jahre im Familienbesitz, denn Frau Granzow ist die Enkelin von
Hermann Marth.
Das Haus Nr. 21 (Forststraße 15)
Der Grund und
Boden wurde am 19. Oktober 1822 an Johann Gottlob Hütter aus Mahlis vergeben. Nach dem
Vermerk im Erbpachtvertrag „ ... itzo Hausgenosse alhier“, muss er zu
dieser Zeit aber schon in Kleinforst zur Miete gewohnt haben. Auch er
verpflichtete sich, unter Beachtung der Dorffeuerordnung, ein Wohnhaus
zu erbauen und den sonstigen Teil des Landes als Garten einzurichten. 1826 hieß es
über Hütter: „Hausbesitzer im kleinen Forste, izt Zehndner zu
Oppitzsch.“ Er war also
schon gar nicht mehr in der Siedlung ansässig und veräußerte am 4.
Oktober gleichen Jahres Haus und Garten für 295 Taler an Johanna Sophie
verehel. Kohl aus Kleinforst. 1839 wird in der Liste zur Wahl der
Gemeindevertreter Gottfried Kohl als Wahlberechtigter genannt, es war
sicher ihr Ehemann. Am 10.
September 1843 kaufte das Haus Johann Gottlob Zaspel aus Leuben für 245
Taler von der Witwe Johanna Sophie Kohl, die sich den Auszug und ein
Begräbnisgeld von 8 Talern und für ihre Kinder Christian Gottlieb und
Johanna Christiana die „Herberge bis zur Mündigkeit“ in das Grund- und
Hypothekenbuch eintragen ließ. Von 1854 bis
1869 ist Gottlob Zaspel als Hausbesitzer in den Wahllisten angegeben, es
war sicher der bereits oben erwähnte Johann Gottlob Zaspel. 1871 weist
das Gemeindeamt die Einnahme des Nachbargeldes „ ... von Dießners seinen
Kauf“ im Gemeindebuch aus. Es handelte sich dabei um den Fabrikarbeiter
Ernst Dießner, der 1877 einen Bauantrag zum Umbau eines Schornsteines
einreichte. Er war demnach nach Zaspel der nächste Hausbesitzer. In den
Adressbüchern wird er noch bis 1911 geführt. Dann erscheint ab 1922 der
Fabrikarbeiter Paul Schönert als neuer Eigentümer, danach Paul Strelle
und nach seinem Tod seine Frau Frieda Strelle. Bemerkenswert
ist, dass das Grundstück von 1843 bis 1972 immer innerhalb einer Familie
über die Töchter weitergegeben wurde. Der Fabrikarbeiter Ernst Dießner
heiratete die Tochter von Johann Gottlob Zaspel. Der Fabrikarbeiter Paul
Schönert heiratete die 1870 geborene Tochter Marie der Familie Dießner.
Und Paul Strelle heiratete wiederum die Tochter Frieda der Familie
Schönert. Erst sie verkaufte das Haus 1972 an einen „Familienfremden“,
nämlich an Ernst Garbe. Das Haus ist in
seiner ursprünglichen Bauform weitestgehend bis heute erhalten
geblieben. Das ist auch ein Verdienst von Ernst Garbe, der das Haus
absolut nicht verändern wollte. Ursprünglich
war zur Straßenseite zu ein Backofen angebaut. 1877 wurde ein neuer
Schornstein eingezogen und das Dach mit einer „harten Dachung" neu
eingedeckt. Es ist ganz sicher anzunehmen, dass das Haus auch hier
vorher ein Strohdach hatte.
Das Haus Nr. 22 (Forststraße 13, der ehemalige „Konsum“)
Der Bauplatz
für dieses Haus wurde am 19. Oktober 1822 „ausgethan“. Wahrscheinlich
bekam ihn Johann Gottfried Kretzschmar, denn der Rittergutsbesitzers
Steiger von Altoschatz nannte seinen Namen in einem Schreiben von 1823
im Zusammenhang mit der Vergabe eines Bauplatzes in dieser oberen Reihe. Am 9. November
1842 erstand Curt Heinrich Carl Nötzel „ ... das Haus mit samt dessen
Zubehör“ in einer Zwangsversteigerung für 130 Taler, das vorher Carl
Gottlieb Möbiuß gehört hatte. Ein Carl Möbius wurde auch schon zuvor
1839 in der Wahlliste aufgeführt. Ab 1854 wird in
den Wahllisten Christlieb Kohl als Hausbesitzer angegeben. Er war es bis
mindestens 1863, danach seine Witwe Amalie Kohl. Sie war es auch, die
das Wohnhaus nach einem Brand 1880 wieder neu aufbauen ließ. Den
Bauantrag unterschrieb sie damals mit 3 Kreuzen. Von 1895 bis
1922 finden wir dann in den Adressbüchern den Handarbeiter und
Geschirrführer Emil Finke als neuen Hausbesitzer. Er setzte bereits 1886
seine Unterschrift unter einen Beschwerdebrief der Kleinforster, evtl.
war er auch schon zu diesem Zeitpunkt Hauseigentümer. Nach ihm übernahm
sein Sohn Bruno das Haus, der sich im Hof eine kleine Tischlerwerkstatt
einrichtete. Seine Frau Ida betrieb vorn im Haus einen
Kolonialwarenhandel. Den Laden übernahm später die Konsumgenossenschaft.
1961 kaufte die Familie Knobloch das Haus, später übernahm es dann
Familie Beyer. In einem alten
Flurplan von Kleinforst ist das Haus mit einem kleinen Anbau zur
Straßenseite zu dargestellt. Wir können demnach davon ausgehen, dass das
Gebäude ursprünglich ein typisches Kleinforster Haus mit einem
angebauten Backofen war. Im Jahre 1879
wurde im Haus ein neuer Schornstein eingezogen. Nach einem Brand im
Jahre1880 wurde das Haus vollkommen neu aufgebaut. Dabei erhielt es auch
ein gewölbtes Kellergeschoss, in dem auch zwei Schweineboxen und ein
Backofen eingebaut waren. Wir sind zwar noch im Jahre 1880, aber ein
Schweinestall im Keller
erscheint uns heute doch etwas ungewöhnlich. Wie Frau Beyer weiß, machte
Frau Finke aus dem Backofen später eine Fisch-Räucherei. 1927 wurden im
Hof die Gebäude für die Tischlerwerkstatt und für die Wäschemangel
errichtet. Letztere konnte noch öffentlich bis Dezember 1985 genutzt
werden.
Das Haus Nr. 23 (Forststraße 11)
Der Grund und
Boden wurde am 1. September 1825 Johann Gotthelf Zabelt übertragen,
worauf er dann auch das Wohnhaus errichtete. Bereits am 13. Dezember
1829 verkaufte er es aber wieder, es ging für 178 Taler an Carl Gottlieb
Müller aus dem kleinen Forste. Dieser erscheint noch in den Wahllisten
von 1839 bis 1867. Dann wird 1869 Eduard Müller als Hausbesitzer
angegeben, sicher ein Sohn von Carl Gottlieb Müller. 1880 heißt der neue
Eigentümer Nicolai. Er ließ die alte Feueresse wegreißen und errichtete
dafür eine neue. Von 1895 bis 1911 wird in den Adressbüchern dann der
Schuhmacher Johann Hornick genannt. Ab 1922 ist es dann der
Fabrikschuhmacher Max Kollatsch und danach seine Frau Lina Kollatsch. Das Haus Nr.23
steht, wie auch die zwei nachfolgenden Häuser, mit dem Giebel zur
Straße. Sie unterschieden sich damit von allen anderen Häusern, die
zuvor aufgebaut wurden. Diese Bauweise war schon seit einiger Zeit
angemahnt worden, um der Dorf-Feuerordnung von 18. Februar 1775 und der
Verordnung vom 14. Mai 1824 nachzukommen. Nun endlich hielt man sich
daran. 1880 wurde
nicht nur ein neuer Schornstein aus gebrannten Ziegeln eingezogen,
sondern auch das alte Strohdach durch ein Ziegeldach ersetzt. Auch in
diesem Haus befand sich im Obergeschoss eine Räucherkammer. 1921 wurde
das Wohngebäude durch einen seitlichen Anbau vergrößert. Nach dem
Brandversicherungskataster hatte das Haus bereits 1921 einen
elektrischen Anschluss, was für Kleinforster Verhältnisse sehr zeitig
gewesen wäre. 2001 wurde das
Gebäude vollständig instand gesetzt und modernisiert, nachdem es
jahrelang unbewohnt dem Verfall preisgegeben war. Es erwachte regelrecht
aus einem Dornrösschenschlaf. Bis auf einen hinteren Anbau wurde das
Haus in seiner äußeren Form nur wenig verändert. Zwischen dem
Haus Nr.23 und dem Nachbarhaus Nr.24 verlief früher ein schmaler Weg,
das sogenannte Borngässchen. Über ihn erreichte man den aus Bruchsteinen
gemauerten Gemeindebrunnen, den man heute noch im Grundstück erkennen
kann.
Das Haus Nr. 24 (Forststraße 9)
Der Grund und
Boden für dieses Haus wurde am 1. September 1825 Johann Gottlieb Hunger
übertragen, „ ... worauf er später das Haus erbaute“. Er wird auch noch
in der Wahlliste von 1854 genannt. Am 27. September 1856 nahm sein Sohn
Johann Christlieb Hunger auf das Haus eine Hypothek von 50 Talern auf
und unterschrieb die Urkunde „ ... mit der Hand an der Feder“. Zur
Sicherheit wurde noch vermerkt, dass er „ ... die ersichtliche
Namensunterschrift auf Vorhalten als von ihm, wegen Schreibensunkunde
mit der Hand an der Feder bewirkt, ausdrücklich anerkannt hat“. Bereits wenige Wochen später, am
5. Oktober 1856, verkaufte er aber „ ... das ihm daselbst eigenthümlich
zugehörige Wohnhaus nebst Garten“ an seinen Schwiegersohn, den
Schuhmacher Friedrich Traugott Neustadt aus Glaubitz für 158 Taler.
Dieser erscheint dann später von 1860 bis 1867 in den Wahllisten. Im Kaufvertrag
sicherte sich Johann Christlieb Hunger einen Wohnungs- und
Naturalauszug, der aber recht bescheiden ausfiel: „Es behält sich der
Verkäufer die kleine Unterstube, die Kammer über derselben, ein Stück
Garten von 8 Ellen Länge und 8 Ellen Breite auf der Brunnenseite, den
vierten Theil des im ganzen Garten erbaut werdenden Obstes und jeden Weg
zu den jetzt aufgeführten Räumlichkeiten als Auszug vor.“ Am Schluss des
Kaufvertrages unterschrieb Johann Christlieb Hunger „ ... mit
angegriffener Feder“ und setzte auch noch sein eigenes Handzeichen
darunter, nämlich 3 Kreuze. Nach dem Tode
von Friedrich Traugott Neustadt verkaufte seine Witwe Johanne Christiane
Neustadt geb. Hunger, das Wohnhaus mit Stallgebäude und Garten und allem
Zubehör am 17. Mai 1879 für 1530 Mark an den Handarbeiter Friedrich
Hermann Döring. Johanne Christiane Neustadt bedingte sich auf Lebenszeit
folgenden unentgeltlichen Auszug aus:
1.) 2.) 3.) 4.) 5.) 6.) 7.) 8.) 9.)
10.) 11.) 12.) 13.) |
die kleine Stube links, die Kammer über dieser Stube, den Oberboden über der kleinen
Kammer, ein Stückchen Garten von unten
links, 11 Meter lang, 5 1/2 Meter breit, den vierten Theil des erbaut
werdenden Obstes und Weines, eine Düngerstelle von 4 Metern
ins Geviert, einen Holzplatz, das Recht, in der Küche Kaffee zu
brennen, das Recht, die Wäsche in Käufers
Garten trocknen zu lassen, einen Platz zur Aufbewahrung der
2 Schiebebocks, freie Wege und Stege zu allen
Auszugsbehältnissen, den Mitgebrauch des Abtritts, der Käufer verspricht, die
Auszugswohnung im baulichen Stande zu erhalten. |
Die des
Schreibens unkundige Christiane Neustadt setzte an Amtsstelle „ ... mit
gefirder Feder“ ihre Unterschrift unter den Kaufvertrag und bekannte
sich zu ihrem Handzeichen, das auch wieder aus drei Kreuzen bestand. Hermann Döring
wird in den Adressbüchern von 1895 und 1904 noch als Hauseigentümer
geführt, ab 1911 ist es dann aber der in Mühlberg geborene
Fabrikarbeiter Robert Pötzsch. Er heiratete die Tochter Marie von
Hermann Döring. Als diese 1973 starb, ging das Grundstück an die unverheiratet
gebliebene Tochter Magdalene Pötzsch über. Sie bewohnte das Haus noch
bis zu ihrem Tode im November 2002 und war in Kleinforst wohl allen
bekannt. Das Grundstück hatte sie aber bereits 1992 ihrer Nichte
Liselotte Peckermann überschrieben, zu der sie ein besonders gutes
Verhältnis hatte. Wie schon bei
der Nr.23 erwähnt, steht auch dieses Haus mit dem Giebel zur Straße. Es
erhielt 1878 einen etwa 2 m breiten Anbau, der bis zum Borngässchen
hinüberreichte und den alten Backofen mit einbezog. Gleichzeitig wurde
ein sogenannter russischer Schornstein an Stelle der alten „Steigesse“
eingezogen und das Strohdach durch ein Ziegeldach ersetzt. Bis 1878
befand sich im Obergeschoss auch eine Räucherkammer. Am 8. Juni 1886
schlug der Blitz in das Haus ein und richtete dabei einen Schaden an.
1909 wurde das Fachwerk herausgerissen und das Obergeschoss massiv
aufgebaut. 1926 musste Robert Pötzsch den Anbau aufstocken, um weiteren
Wohnraum zu schaffen. Im Antrag dazu schrieb er: „Der Bau macht sich
dringend nötig, da ich eine sehr starke Familie habe und der Platz in
den alten Räumen nicht mehr zulangt.“ Ein besonderes
Kapitel in der Geschichte des Hauses wurde von Magdalena Pötzsch
geschrieben. Sie nahm sich zu DDR-Zeiten kein Blatt vor den Mund, wenn
es bei den Behörden um die Reparatur ihres Hauses ging. Hier nachfolgend ein kleiner
Auszug aus dem Schreiben vom 27. April 1977 an das Stadtbauamt, bei dem
es um die Instandsetzung eines Hausgiebels ging: „Ich weiß
nicht, ob es überhaupt noch den geringsten Sinn, Zweck oder Erfolg hat,
in nachstehender Angelegenheit, die schon seit 1972/73 hingeschleppt
wird und die mir nach wie vor sehr am Herzen liegt, Papier und Zeit zu
verschwenden und nochmals gegen die meinem Antrag zuteil gewordene
Behandlung, oder besser „Nichtbehandlung" anzugehen. Ich habe vor
einigen Jahren von meiner 1973 verstorbenen Mutter das reichlich 150
Jahre alte Einfamilienhaus in der Forststraße 9 übernommen. Ich behaupte
nicht zuviel, wenn ich konstatiere, daß es wahrlich einmalig ist, was
wir beiden Rentnerinnen im Laufe von einigen Jahrzehnten an eigener
Kraft und an Geldmitteln ( d.h. an nicht gereisten Urlaubsreisen!) in
dieses alte Haus investiert haben. Aber was nützt es, die Fenster,
Türen, Fußböden, Zäune, Wege und Höfe in Ordnung zu halten und laufend
zu verbessern, wenn der hintere Giebel fast einstürzt, wenn täglich
Kalk- und Steinbrocken zusammengekehrt werden müssen, wenn die Balken am
hinteren Giebel freiliegen und von Jahr zu Jahr immer mehr in Fäulnis
übergehen!? Ich habe 1972
rechtzeitig den Antrag beim Rat der Stadt gestellt, das Abputzen des
hinteren Giebels in den Plan aufzunehmen. Ich bekam den Bescheid, daß
dies 1973 (oder 1974) geschehen würde und daß mit der Durchführung
dieser Arbeiten der Baubetrieb Kaiser, Casabra, beauflagt sei. Ich wurde
weiterhin angewiesen, ent-sprechende Baufreiheit zu schaffen und ließ
daraufhin einige Holzschuppen abbrechen. Etwas später wurde mir
mitgeteilt, daß die eingetretenen " Plan-Rückstände" der Firma Kaiser
vom VEB Bau übernommen würden. Ich wartete wieder! Schließlich wurde mir
mitgeteilt, daß ich im Plan des VEB Bau gestrichen sei und daß ich mich
an die LPG Naundorf wenden solle, da diese den Giebel reparieren müsse!
Ich wendete mich an diese LPG, und dort wurde ich so quasi als
„verrückt" erklärt. Mir wurde gesagt, ich könne bis zum Jahre 2000 und
noch länger warten, es käme überhaupt nicht in Frage! Ich unterrichtete
von dieser Auskunft das Stadtbauamt und die erklärten nur: „Die müssen!" Die LPG erklärte erneut: „Wir
müssen gar nicht!" Ich war mit
dieser Reparatur eingeplant und nun tut sich überhaupt nichts mehr, nur
die Sperlinge setzen konstant ihr Zerstörungswerk im Mauerwerk fort.“ Der „Fall
Pötzsch“ war kein Einzelfall in Kleinforst. Auch die anderen
Hausbesitzer könnten Romane über das Bauen zu DDR-Zeiten schreiben. Nur
schade, dass sie es nicht tun.
Das Haus Nr. 25 (Forststraße 7)
Der Grund und
Boden wurde am 1. September 1825 vergeben. Nach einem Schreiben der
Steigerschen Gerichte zu Altoschatz vom 23. Januar 1826 kann dieser nur
an Johann Gottlob Hantzschmann übertragen worden sein, der auch ganz
sicher das Wohnhaus darauf errichtete. Er muss aber bereits 1828
verstorben sein, denn am 11. November 1831 verkaufte seine Witwe Johanna
Eleonora das infolge Erb- und Abtretungsvertrags vom 26. September 1828
ihr gehörende, im kleinen Forste bei Rosenthal gelegene Haus mit Garten
und allem Zubehör für 255 Taler an Johanne Eleonore Große aus Oschatz.
Letztere benötigte zum Vertragsabschluß noch die Zustimmung ihres
Geschlechtsvormundes, denn erst 1838 wurde in Sachsen die Vormundschaft
aufgehoben und die Frauen damit selbständig. Am 29. Juli
1833 ließ sich Johanne Eleonore Große den Auszug in das Grund- und
Hypothekenbuch eintragen, nachdem sie das Haus mit allem Zubehör für 300
Taler an Carl Gottlob Hennig aus Stauchitz verkauft hatte. Recht
umfangreich fiel aber der Auszug für sie und ihre Mutter nicht aus. Am 6. Juni 1844
verkaufte Carl Gottlob Hennig dann wiederum Haus und Zubehör an Carl
Gottlob Lehmann aus Altoschatz für 200 Taler und übernahm auch die
Auszüglerin Johanne Eleonore Große, die nach ihrem Verkauf im Jahre 1833
immer noch im Hause wohnte. Sie durfte auch weiterhin die kleine Stube
nach Mittag zu, die kleine Kammer auf dem Boden, ein Viertel des
Oberbodens und zwei Grätzereibeete unten beim Saustall unentgeltlich
nutzen.
Carl Gottlob Lehmann veräußerte Haus und Garten am 3. März 1856 für 248 Taler an
Johann Carl Gottlob Schubert aus Kleinforst. Auch Lehmann unterschrieb
den Kaufvertrag „ ... mit geführter Feder“.
Schubert wird auch noch 1860 in
der Wahlliste als Hausbesitzer geführt. Am 10. April 1864 verkaufte er
das Wohnhaus mit Ställen nebst Gärten und sonstigen Zubehör für 350
Taler an Johann Gottlob Lehmann aus Stennschütz. Beim Einbau eines neuen
Schornsteins im Jahre 1888 ist dieser immer noch Eigentümer. Spätestens
1891 ist es dann der Tischler Hermann Frömsdorf. Im Adressbuch von 1922
wird dann schon seine Witwe Johanna Emilie Frömsdorf als Hauseigentümer
angegeben. Sie verkauft 1927 das Grundstück an ihre Tochter Helene
Schulze (später Seidel) und diese wiederum 1952 an ihre Tochter Dora
Saalborn. Auch dieses
Gebäude war, wie die beiden Nachbargebäude auch, giebelständig. 1888 wurde ein
sogenannter russischer Schornstein eingezogen. Das Haus besaß einen
kleinen Anbau mit einem Backofen. Innerhalb des Gebäudes befand sich im
Obergeschoss eine Räucherkammer. 1891 wurde das Haus durch einen Anbau
in der Länge und in der Breite vergrößert und teilweise unterkellert.
1928 wurde ein Waschhaus mit Stallungen neu errichtet und die Veranda
erneuert. Im gleichen Jahr bekam das Haus einen Elektroanschluss und
eine Wasserleitung. Im Januar/Februar 1990 wurden
alle Gebäude des Grundstückes wegen Baufälligkeit abgerissen.
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