26000 Wärmeöfen aus
Oschatz
Ein Knacks im
Telefonhörer und eine Stimme am anderen Ende der Leitung, die sich
mit „Schurig, Betriebsleiter im VEB Herde- und Ofenbau Oschatz“
meldete, so begann meine Bekanntschaft mit diesem Betrieb.
Obwohl ich selbst Oschatzer bin, hatte ich die Veränderungen, die
sich auch in diesem Betrieb seit 1949 vollzogen hatten, nicht
bemerkt. Aus den engen Räumen in der Riesaer Straße war der Betrieb
auf das Gelände der ehemaligen KFZ-Instandsetzungswerkstatt
umgesiedelt. Der Privatbetrieb Mälzer & Riedel, der sich 1945
gebildet hatte, ging 1949 mit 7 Beschäftigten in Treuhandverwaltung
über und wurde 1950 Volkseigentum. Seit dieser Zeit leitet Kollege
Schurig – selbst von Beruf Ofensetzer – den Betrieb. 1951 begann
der große Umzug des Betriebes in die Ambrosius-Marthaus-Straße auf
das Gelände der KFZ-Instandsetzung. Das Drittel einer Werkhalle
stand dem Betrieb damals zur Verfügung. Dadurch stieg die Produktion
beträchtlich an. Übrigens erhöhte sich seit dieser Zeit auch die
Nachfrage nach Öfen. Produziert wurden 1951 transportable Stubenöfen
und einfache Küchenherde in einem Gesamtwert von 49.000 DM.
Lieferverträge für diese Öfen gab es seinerzeit noch nicht, und der
Betrieb war zugleich Produktionsstätte, Groß- und Einzelhandel.
Hier werden die Kacheln auf Hochglanz geschliffen
In den Jahren 1951 bis 1956 stieg die Produktion von Öfen sehr
beträchtlich. Etwa 80 Ofenbaubetriebe, darunter 6 bis 8 führende, zu
denen auch der Herde- und Ofenbau Oschatz gehört, arbeiten heute in
der DDR. 1956 erhielt der Betrieb den Auftrag des Rates des
Bezirkes, seine Produktionsbasis entsprechend seiner günstigen Lage
und besseren Voraussetzungen zu erweitern. Noch heute befindet sich
allerdings auf dem Betriebsgelände ein Zweigbetrieb der
KFZ-Instandsetzung, in welchem Generalreparaturen an Kraftfahrzeugen
durchgeführt werden. Diese Werkstätten befinden sich zwischen denen
des Ofenbaubetriebes und erschweren im Moment eine Vereinfachung und
Kontinuierung der Arbeit. Jedoch ist erst ab 1965 eine Veränderung
dieser Lage planmäßig vorgesehen. Erst zu diesem Zeitpunkt soll die
KFZ-Instandsetzung aus diesem Betrieb verlegt und damit die
Voraussetzung für eine weitere verbesserte Arbeitsmethode im Ofenbau
geschaffen werden. Die Öfen, die heute im VEB Herde- und Ofenbau
Oschatz produziert werden, entsprechen dem neusten Stand, sowohl in
der Form und Ausführung, als auch in Qualität und Gebrauchswert.
Im Rahmen der sozialistischen Rekonstruktion wird sich mit dem Jahre
1962 allerdings auch in diesem Betrieb eine weitere Veränderung
vollziehen. Es werden dann jährlich 26.000 Wärmeöfen produziert,
während die Herde von anderen Werken hergestellt werden. Im
vergangenen Jahr wurde im Betrieb ein neues Fertigungsverfahren
eingeführt, durch welches die Arbeitsproduktivität wesentlich
gesteigert werden konnte. Statt dem herkömmlichen Verbinden der
Kacheln mit Lehm und Zwicker besteht die jetzt neuangewandte Methode
im Verkleben der Kacheln zu Fertigteilen, die dann nur noch montiert
zu werden brauchen. Durch dieses neue Verfahren hat sich die Arbeit
der Kollegen weiter vereinfacht und sie können täglich mehr Öfen
herstellen. Die Arbeitsproduktivität stieg um 13,3 Prozent. Es sei
vermerkt, dass ein Kleber täglich Fertigteile für 16 Öfen klebt.
Die Kollegen produzieren heute im wesentlichen zwei Typen von
Wärmeöfen, einem Luftzirkulationsofen unter der Typenbezeichnung KL
4/61 und einen Füllschachtofen mit Luftregulierung. Alle diese Öfen
tragen das Gütezeichen 1. Die erstere Art sind Wärmeöfen, bei denen
zwischen Feuerungseinsatz und Außenmantel des Ofens Luftspalten
(seitlich und zusätzlich noch vorn!) vorhanden sind, durch die die
Luft, die nach oben steigt, erwärmt wird und als Warmluft den Ofen
verlässt. Der Füllschachtofen mit Luftregulierung ist eine
Neuproduktion des Werkes.
Beim Aufschleifen der Kachelwände
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Wesentliche
Veränderungen haben sich auch seit Bestehen des Betriebs in der
Technik vollzogen. Bai Übernahme des Betriebs durch Werkleiter
Schurig gab es so gut wie keine Maschine, und die Öfen wurden
vorwiegend in handwerklicher Arbeit produziert. Heute erleichtern
u.a. folgende Maschinen die Arbeit: zwei elektromechanische
Schlagscheren, drei Punktschweißgeräte, eine 250-Tonnen-Presse, drei
Gabelstapler. Zudem hat der Betrieb eine eigene Werkzeugmacherei.
Eine wichtige Frage neben der Planerfüllung, die am 15.12.1961
erfolgte, ist die Rentabilität des Betriebes, die nicht zuletzt in
der Senkung der Selbstkosten von 4,2% zum Ausdruck kommt, obwohl
erst 3,8% als Ziel gesteckt worden waren. Damit gewann der Betrieb
für unseren Staat einen zusätzlichen Wert von 46.000 DM. Insgesamt
hat das Werk den Gewinnplan mit etwa 140.000 DM übererfüllt.
Von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz werden die Öfen gerollt. Hier
die Kollegen beim Einsetzen der inneren Wände
Dieser Ofentyp hat vor allem für die werktätige Frau Vorteile, die das Tagesquantum an Brennstoffen vor
Arbeitsbeginn einlegt und dann den Verbrennungsvorgang seitlich
durch entsprechende Luftzufuhr regeln kann. Kommt sie dann nach
Hause, befindet sich noch Glut im Ofen, und das Zimmer kann schnell
wieder erwärmt werden. Werkleiter Schurig konnte mir mitteilen, dass alle
Öfen, die Note I
in Ausführung und Qualität erreicht haben und im internationalen
Rahmen ein gewichtiges Wort mitsprechen können. Gegenwärtig wird –
auch im Herde- und Ofenbau Oschatz – der Schwerpunkt bei der
Ofenproduktion auf eine höhere Wärmeleitung gelegt, was jedoch nicht
bedeutet, dass den Wünschen und Ansprüchen der Käufer nach Aussehen
und Gestaltung nicht Rechnung getragen würde. Im Gegenteil! Wir
können hier von einer zweiten Neuerung dieses Betriebes sprechen. Es
handelt sich dabei um eine Farbneuentwicklung zwischen dem
Diplomchemiker Klose aus dem Chemiewerk Nünchritz und dem Kollegen
Ernst Kirchner aus dem Betrieb. Um die Engpässe in der
Emaillebschaffung zu überwinden und den Öfen ein noch
farbenfreudigeres Aussehen geben zu können, entwickelten die
Kollegen einen neuen Silikonlack mit einer Hitzebeständigkeit von
mehr als 3oo Grad C. Dieser Lack, dessen Grundpigmente im
wesentlichen aus eigenen Rohstoffen entstanden und der im Chemiewerk
Nünchritz produziert wird, findet seit 1961 in der Produktion
Verwendung. Mit dieser Neuentwicklung ist es möglich, mehr als 60%
Importe von Hammerschlaglack, vorwiegend aus kapitalistischen
Ländern, einzusparen und damit unsere Wirtschaft in einem weiteren
Zweig beträchtlich unabhängig und störfrei zu machen. Der Betrieb hat
heute eine Belegschaftsstärke von 127 Personen. Zur sozialen
Betreuung stehen den Werktätigen eine Küche, ein neuer Speiseraum,
Duschräume usw. zur Verfügung. Im Rahmen des
Produktionsaufgebotes
wurden 200 Öfen mehr produziert. Das war möglich, weil die Kleber
pro Tag einen Ofenmantel mehr kleben wollten und sich die Ofenbauer
verpflichteten, täglich zwei Öfen mehr für das gleiche Geld zu
montieren. Diesen Vorschlägen und Verpflichtungen schlossen sich auch
die anderen Abteilungen des Betriebs, die Poliererei und
Schlosserei, Werkzeugmacherei und die Transportabteilung an.
Wünschen wir allen Kollegen im neuen Jahre alles Gute und recht
viele Erfolge und weitere gute Taten zur Stärkung unsere Deutschen
Demokratischen Republik!
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