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In dem Heft 2/1962 erschien auf den Seiten 60-62 der Monatszeitschrift „Der Rundblick“ ein Artikel über den VEB Herde- und Ofenbau Oschatz. Der Autor war Karl-Heinz Thinius. Die Fotos stammen von Wolfgang Albrecht.

26000 Wärmeöfen aus Oschatz

Ein Knacks im Telefonhörer und eine Stimme am anderen Ende der Leitung, die sich mit „Schurig, Betriebsleiter im VEB Herde- und Ofenbau Oschatz“ meldete, so begann meine Bekanntschaft mit diesem Betrieb.
Obwohl ich selbst Oschatzer bin, hatte ich die Veränderungen, die sich auch in diesem Betrieb seit 1949 vollzogen hatten, nicht bemerkt. Aus den engen Räumen in der Riesaer Straße war der Betrieb auf das Gelände der ehemaligen KFZ-Instandsetzungswerkstatt umgesiedelt. Der Privatbetrieb Mälzer & Riedel, der sich 1945 gebildet hatte, ging 1949 mit 7 Beschäftigten in Treuhandverwaltung über und wurde 1950 Volkseigentum. Seit dieser Zeit leitet Kollege Schurig – selbst von Beruf Ofensetzer – den Betrieb.
1951 begann der große Umzug des Betriebes in die Ambrosius-Marthaus-Straße auf das Gelände der KFZ-Instandsetzung. Das Drittel einer Werkhalle stand dem Betrieb damals zur Verfügung. Dadurch stieg die Produktion beträchtlich an. Übrigens erhöhte sich seit dieser Zeit auch die Nachfrage nach Öfen. Produziert wurden 1951 transportable Stubenöfen und einfache Küchenherde in einem Gesamtwert von 49.000 DM.
Lieferverträge für diese Öfen gab es seinerzeit noch nicht, und der Betrieb war zugleich Produktionsstätte, Groß- und Einzelhandel.


Hier werden die Kacheln auf Hochglanz geschliffen

In den Jahren 1951 bis 1956 stieg die Produktion von Öfen sehr beträchtlich. Etwa 80 Ofenbaubetriebe, darunter 6 bis 8 führende, zu denen auch der Herde- und Ofenbau Oschatz gehört, arbeiten heute in der DDR. 1956 erhielt der Betrieb den Auftrag des Rates des Bezirkes, seine Produktionsbasis entsprechend seiner günstigen Lage und besseren Voraussetzungen zu erweitern. Noch heute befindet sich allerdings auf dem Betriebsgelände ein Zweigbetrieb der KFZ-Instandsetzung, in welchem Generalreparaturen an Kraftfahrzeugen durchgeführt werden. Diese Werkstätten befinden sich zwischen denen des Ofenbaubetriebes und erschweren im Moment eine Vereinfachung und Kontinuierung der Arbeit. Jedoch ist erst ab 1965 eine Veränderung dieser Lage planmäßig vorgesehen. Erst zu diesem Zeitpunkt soll die KFZ-Instandsetzung aus diesem Betrieb verlegt und damit die Voraussetzung für eine weitere verbesserte Arbeitsmethode im Ofenbau geschaffen werden.
Die Öfen, die heute im VEB Herde- und Ofenbau Oschatz produziert werden, entsprechen dem neusten Stand, sowohl in der Form und Ausführung, als auch in Qualität und Gebrauchswert.
Im Rahmen der sozialistischen Rekonstruktion wird sich mit dem Jahre 1962 allerdings auch in diesem Betrieb eine weitere Veränderung vollziehen. Es werden dann jährlich 26.000 Wärmeöfen produziert, während die Herde von anderen Werken hergestellt werden.
Im vergangenen Jahr wurde im Betrieb ein neues Fertigungsverfahren eingeführt, durch welches die Arbeitsproduktivität wesentlich gesteigert werden konnte. Statt dem herkömmlichen Verbinden der Kacheln mit Lehm und Zwicker besteht die jetzt neuangewandte Methode im Verkleben der Kacheln zu Fertigteilen, die dann nur noch montiert zu werden brauchen. Durch dieses neue Verfahren hat sich die Arbeit der Kollegen weiter vereinfacht und sie können täglich mehr Öfen herstellen. Die Arbeitsproduktivität stieg um 13,3 Prozent. Es sei vermerkt, dass ein Kleber täglich Fertigteile für 16 Öfen klebt.
Die Kollegen produzieren heute im wesentlichen zwei Typen von Wärmeöfen, einem Luftzirkulationsofen unter der Typenbezeichnung KL 4/61 und einen Füllschachtofen mit Luftregulierung. Alle diese Öfen tragen das Gütezeichen 1. Die erstere Art sind Wärmeöfen, bei denen zwischen Feuerungseinsatz und Außenmantel des Ofens Luftspalten (seitlich und zusätzlich noch vorn!) vorhanden sind, durch die die Luft, die nach oben steigt, erwärmt wird und als Warmluft den Ofen verlässt. Der Füllschachtofen mit Luftregulierung ist eine Neuproduktion des Werkes.


Beim Aufschleifen der Kachelwände

   

 

Wesentliche Veränderungen haben sich auch seit Bestehen des Betriebs in der Technik vollzogen. Bai Übernahme des Betriebs durch Werkleiter Schurig gab es so gut wie keine Maschine, und die Öfen wurden vorwiegend in handwerklicher Arbeit produziert. Heute erleichtern u.a. folgende Maschinen die Arbeit: zwei elektromechanische Schlagscheren, drei Punktschweißgeräte, eine 250-Tonnen-Presse, drei Gabelstapler. Zudem hat der Betrieb eine eigene Werkzeugmacherei.
Eine wichtige Frage neben der Planerfüllung, die am 15.12.1961 erfolgte, ist die Rentabilität des Betriebes, die nicht zuletzt in der Senkung der Selbstkosten von 4,2% zum Ausdruck kommt, obwohl erst 3,8% als Ziel gesteckt worden waren. Damit gewann der Betrieb für unseren Staat einen zusätzlichen Wert von 46.000 DM. Insgesamt hat das Werk den Gewinnplan mit etwa 140.000 DM übererfüllt.


Von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz werden die Öfen gerollt. Hier die Kollegen beim Einsetzen der inneren Wände

Dieser Ofentyp hat vor allem für die werktätige Frau Vorteile, die das Tagesquantum an Brennstoffen vor Arbeitsbeginn einlegt und dann den Verbrennungsvorgang seitlich durch entsprechende Luftzufuhr regeln kann. Kommt sie dann nach Hause, befindet sich noch Glut im Ofen, und das Zimmer kann schnell wieder erwärmt werden.
Werkleiter Schurig konnte mir mitteilen, dass alle Öfen, die Note I in Ausführung und Qualität erreicht haben und im internationalen Rahmen ein gewichtiges Wort mitsprechen können. Gegenwärtig wird – auch im Herde- und Ofenbau Oschatz – der Schwerpunkt bei der Ofenproduktion auf eine höhere Wärmeleitung gelegt, was jedoch nicht bedeutet, dass den Wünschen und Ansprüchen der Käufer nach Aussehen und Gestaltung nicht Rechnung getragen würde. Im Gegenteil! Wir können hier von einer zweiten Neuerung dieses Betriebes sprechen. Es handelt sich dabei um eine Farbneuentwicklung zwischen dem Diplomchemiker Klose aus dem Chemiewerk Nünchritz und dem Kollegen Ernst Kirchner aus dem Betrieb. Um die Engpässe in der Emaillebschaffung zu überwinden und den Öfen ein noch farbenfreudigeres Aussehen geben zu können, entwickelten die Kollegen einen neuen Silikonlack mit einer Hitzebeständigkeit von mehr als 3oo Grad C. Dieser Lack, dessen Grundpigmente im wesentlichen aus eigenen Rohstoffen entstanden und der im Chemiewerk Nünchritz produziert wird, findet seit 1961 in der Produktion Verwendung. Mit dieser Neuentwicklung ist es möglich, mehr als 60% Importe von Hammerschlaglack, vorwiegend aus kapitalistischen Ländern, einzusparen und damit unsere Wirtschaft in einem weiteren Zweig beträchtlich unabhängig und störfrei zu machen. Der Betrieb hat heute eine Belegschaftsstärke von 127 Personen. Zur sozialen Betreuung stehen den Werktätigen eine Küche, ein neuer Speiseraum, Duschräume usw. zur Verfügung.
Im Rahmen des Produktionsaufgebotes wurden 200 Öfen mehr produziert. Das war möglich, weil die Kleber pro Tag einen Ofenmantel mehr kleben wollten und sich die Ofenbauer verpflichteten, täglich zwei Öfen mehr für das gleiche Geld zu montieren. Diesen Vorschlägen und Verpflichtungen schlossen sich auch die anderen Abteilungen des Betriebs, die Poliererei und Schlosserei, Werkzeugmacherei und die Transportabteilung an. Wünschen wir allen Kollegen im neuen Jahre alles Gute und recht viele Erfolge und weitere gute Taten zur Stärkung unsere Deutschen Demokratischen Republik!

 


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