Wie das Geschlecht derer von Pflugk zu seinem Namen und Wappen kam
Eine der ältesten und schönstgelegenen Burgen Sachsens ist das Schloß Strehla, das schon 928 zugleich mit Meißen erstand. Über 500 Jahre ist
es im Besitze derer von Pflug. Wie das altadelige Geschlecht zu seinem Namen und Wappen kam, darüber erzählt uns die Sage folgendes: Im Anfange des 8
Jahrhunderts herrschte über Böhmen die Königin Libussa. Das Volk aber wollte sich nicht von einem Weibe regieren lassen und verlangte einen König. Da
sprach Libussa: "Gut, ihr sollt einen König haben, aber ihr müßt auch meine Bitte erfüllen!" Als ihr das Volk das Versprechen gegeben hatte,
erwählte sie 30 Mann und befahl ihnen: "Folget meinem ungezäumten Reitpferd! Der Mann, vor dem es stehenbleiben, wiehern und in die Knie fallen
wird, der soll mein Gemahl und euer König werden. Ihr werdet mir aber nicht eher glauben, bis ihr euren Fürsten auf einem eisernen Tische essen seht.
" Darauf ließ die Königin ihr Leibpferd laufen, und die Ritter folgten ihm. Endlich kamen sie an das Dorf Staditz in Böhmen. Daselbst ging ein
Mann, namens Primislaw hinter dem Pfluge her. Plötzlich blieb das Pferd vor ihm stehen, sank in die Knie und wieherte laut. Verwundert sah Primislaw die
Schar an. Sie trat an ihn heran und teilte ihm Libussas Befehl und das Volkes verlangen mit. Aber Primislaw wollte die Botschaft nicht glauben. Endlich
nahm er einen Haselnußreis, steckte ihn in die Erde und sprach: Es sei denn, daß dieses Reis grüne, blühe und Frucht trage, sonst kann ich es nicht
glauben! Und siehe, der Zweig schlug aus, blühte und trug Früchte. Da spannte Primislaw die scheckigen Ochsen von seinem Pfluge aus und trieb sie mit
den Worten fort: "Geht hin, wohin ihr wollt!" Dann stürzte er den Pflug um, legte ein Stück schimmelig Brot und ein wenig Käse auf die blanke
Pflugschar und bat die Mannen, sich auf die Erde zu setzen und mit ihm von dem eisernen Tische zu essen. Nachdem sie gegessen hatten, schenkten sie
Primislaw ein fürstliches Kleid und zogen mit ihm nach Prag. Libussa eilte ihnen entgegen, begrüßte Primislaw aufs herzlichste und führte ihn auf ihr
Schloß. So ward Primislaw Libussas Gemahl und König von Böhmen. Zur Erinnerung an diese wunderliche Begebenheit gab er seines Bruders Sohn, der den
Wohnsitz Staditz bekommen hatte, den Namen Pflug und dazu ein Wappen, das neben der Pflugschar einen grünenden Haselnußzweig zeigt. Die Nachkommen
Pflugs zeichneten sich durch große Tapferkeit aus. König Wenzel belehnte 1384 den Ritter Otto von Pflug mit der Burg und Stadt Strehla. Seit dieser
Zeit ist das Schloß bis auf den heutigen Tag im Besitze des Geschlechts derer von Pflug.
Quelle: Heimatbuch für Schule und Haus
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