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In der Sonderbeilage „Oschatzer Erzähler“ zur Wochenendausgabe vom 21. und 22. Juni 2008 brachte die Allgemeine Oschatzer Zeitung anlässlich der urkundlichen Ersterwähnung der Stadt Oschatz vor 770 Jahren einen Artikel über die Oschatzer Zeitungsgeschichte. Autoren waren Gerhard Heinz und Gabi Liebegall.
Vorgestellt wird der Zeitungsausschnitt von Matthias Fiebiger, Stauchitz



Oschatzer Zeitungsgeschichte beginnt 1801
Wie sich die Zeitungslandschaft in der
Döllnitzstadt entwickelt hat

Es hat über 300 Jahre gedauert, bis die Erfindung Gutenbergs, der Buchdruck, in Form einer Zeitung in Oschatz angekommen war. Der Buchdrucker Friedrich Christian Ludwig Oldecop hatte sich 1795/96 mit dem neuen Verfahren zur Verbreitung von Informationen beschäftigt. 1801 kam dann die erste Zeitung heraus, der „Oschatzer Erzähler“. Carl Gottlieb Hering war der erste Redakteur und widmete sich in der Zeitung vorrangig dem kulturellen Leben.
Ab 1811 erschien dann der Oschatzer Gemeinnützige, der 1940 von der NSDAP geschlossen wurde. Am 15. Dezember 1877 kam eine Probenummer des Oschatzer Tageblattes heraus. Die Nr. 306 vom Oschatzer Tageblatt und Anzeiger des 63. Jahrgangs erschien am Dienstag, den 31. Dezember 1940. Sie war nach 63-jährigem Bestehen die letzte Ausgabe.

Oschatzer Tageblatt ab 1878

Während die Zeitung erst nur dreimal in der Woche erschien, nämlich dienstags, donnerstags und sonnabends, wurde sie ab 1898 zur Tageszeitung und kam sechsmal wöchentlich am späten Nachmittag mit Datum des darauf folgenden Tages. Als Geburtstag des Oschatzer Tageblattes nach der Probenummer gilt der 1. Januar 1878. Es wurde das Organ für die Interessen von Oschatz, Dahlen, Mügeln,  Strehla, Wermsdorf und Umgebung.
Das Tageblatt stand in den ersten Jahren unter einem günstigen Stern, wenn auch manchmal Andersdenkende missgünstig auf Fedor Göthel blickten und ihn und sein Blatt wegen des freiheitlichen liberalen Geistes mit Dreck bewarfen.
Bis Ende 1879 war Göthel auch Schriftleiter. Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs konnte es sich die Firma leisten, 1880 einen ersten Umbau des Gebäudes vorzunehmen und am 1. Januar des gleichen Jahres die Zeitung in größerem Format erscheinen zu lassen.
Seit der ersten Ausgabe 1878 war im Kopf des Oschatzer Tageblattes das Oschatzer Stadtwappen mit dem Löwen zu sehen. Kaum zehn Jahre später teilte der Rat in einem Schreiben vom 12. Juli 1888 ohne nähere Angaben von Gründen mit, dass er die Weiterführung des Stadtwappens nicht mehr gestatte.
Im Frühjahr 1921 wurde eine Acht-Seiten-Zweirollen- Rotationsmaschine von der Vogtländischen Maschinenfabrik Plauen aufgestellt. Mit Blick auf die Schnelligkeit in der Herstellung der Zeitung war das „Oschatzer Tageblatt“ allen anderen Zeitungen in weitem Umkreis voraus und hatte die gleiche technische Stufe wie die Großstadtpresse erreicht. Immerhin wurden jetzt in der Stunde 12.000 acht- oder sechsseitige, aufgeschnittene, ineinander gefalzte Zeitungen geliefert.
Seit Ende des Ersten Weltkrieges wechselte die Schriftleitung einige Male. Hugo Rösch hatte Anfang 1919 dem rechtmäßigen Stelleninhaber Lepold Spitzmüller Platz gemacht. Der verließ Ende des Jahres Oschatz. Ihm folgte der Pfarrerssohn Mischke. 1921 wurde Alfred Scholz Schriftleiter. Nach seinem Tod im März 1926 übernahm Dr. Hans Ralm des Posten – bis zu seinem plötzlichen Tod im August 1928.
 

Mehr Heimatkunde

Unter Ernst Göthel ergriff das Oschatzer Tageblatt die Initiative zur Herausgabe einer monatlichen heimatkundlichen Beilage. Im Juli 1921 erschien erstmalig „Das Oschatzer Land. Die ehrenamtliche Leitung übernahm Oberstudienrat Arno Ullrich. Mit der Nummer 244 stellte „Das Oschatzer Land“ nach fast 20-jährigem Bestehen in Folge der NS-Kriegswirtschaftsmaßnahmen sein Erscheinen ein.
Ernst Göthel finanzierte in selbstloser Weise eine 1927 erfolgte Veröffentlichung aus der Oschatzer Sachsenspiegel-Handschrift. Er druckte das vom Bezirkslehrerverein unter der Leitung von Gustav Vödisch herausgegebene Heimatbuch für Schule und Haus (1924).

 

Er gab einen kleinen Stadtführer heraus sowie einen Führer durch Oschatzer Heimatmuseen. Texte dafür lieferte Professor Ernst Sigismund, Lehrer an der Oberschule. Auch das Oschatzer Stadtbuch wurde bei Göthels gedruckt.
Ein Höhepunkt war das goldene Jubiläum des Oschatzer Tageblattes am 1. Januar 1928. Aus diesem Anlass erschien die Festschrift „50 Jahre Oschatzer Tageblatt 1879 bis 1928“. Der letzte Schriftleiter war Albert Giersch. Die Schriftleitung der Oschatzer Kreiszeitung hatte Siegfried Börner inne. Der Buchdrucker verstarb Anfang August 1936 nach längerer Krankheit. Das eigentliche Druckereiunternehmen der Oschatzer Familie Göthel, die Firma Fedor Göthel KG, wurde am 1. Januar 1942 für erloschen erklärt, Die Fortsetzung der Göthelschen Tradition übernahm die Firma Oschatz Druck GmbH

Fusionen

Der Oschatzer Gemeinnützige – die älteste Zeitung (Verlagsdruckerei Oldecops Erben, Besitzer Carl Morgener) und das Oschatzer Tageblatt (Verlagsdruckerei Fedor Göthel, Nachfolger Fritz Göthel) fusionierten und wurden vom 1. Januar 1941 an als Oschatzer Kreiszeitung weitergeführt. Einige Zeit später wurden auch die Mügelner und Dahlener Lokalzeitungen eingegliedert. Am 1. Juni 1942 wurden die Bürger in der Oschatzer Kreiszeitung über die Verschmelzung der Dahlener Nachrichten und der Oschatzer Kreiszeitung informiert. Am 20, April 1945 wurde die letzte Ausgabe herausgegeben.
Der als offene Handelsgesellschaft geführte Verlag „Oschatzer Kreiszeitung“ wurde zwar formell erst am 10. August 1950 aufgelöst Die Druckerei Göthel in der Altoschatzer Straße war aber bereits 1946/1947 der Treuhand unterstellt und unterlag der Kontrolle der sowjetischen Kommandantur,
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es für die Leser der Collm-Region die Leipziger Volkszeitung, gegründet 1894 – allerdings mit nur einem kleinen Lokalteil. Später wurde eine Seite lokal „eingefärbt“. Das blieb bis 1191 so. Seitdem gibt es die Oschatzer Allgemeine Zeitung (OAZ), eine Tageszeitung mit eigenem Titel, deren Angebot mit Themen aus der Region immer umfangreicher wurde.
Die OAZ ist die einzige Tageszeitung im ehemaligen Kreis Oschatz.
Die Leipziger Volkszeitung blickt auf eine lange sozialdemokratische Geschichte zurück, Seit ihrer Erstgründung 1894 mit einer Startauflage von 11,000 Exemplaren als Nachfolgerin der bisherigen Zeitung „Der Wähler“ stellte sie eine der wichtigsten Zeitungen der Sozialdemokratie mit einer über die Leipziger Region herausgehenden Bedeutung dar. In den Anfangsjahren waren die Redaktion, die Setzerei und die Druckerei noch in der Leipziger Mittelstraße untergebracht. Von 1902 bis 1907 war franz Mehring ihr Chefredakteur, von 1908 bis 1913 Paul Lensch, In dieser Zeit war die LVZ (mit 1914 einer Auflage von 53.000) das wichtigste Sprachrohr des linken SPD-Flügels um Rosa Luxemburg. 1917 nach der Spaltung der SPD ging die Zeitung in den Besitz der USPD über und erschien nach deren Wiedervereinigung mit der SPD 1922 bis zum Verbot 1933 erneut als SPD-Organ.
Auf dem durch den Krieg zerstörten Gelände der Leipziger Neuesten Nachrichten entstand von 1946 bis Mitte der 1950er Jahre eine neue Druckerei und Redaktion für die LVZ, die ab 19. Mai 1946 als Parteiorgan der SED für Westsachsen und später für Nordwestsachsen und bis zur Wende 1989 als Organ und Sprachrohr der SED-Bezirksleitung Leipzig wirkte. Die Chefredakteure von 1946 bis zur Wende waren W. Richter, Georg Stihl, Kurt Hanke, Walter Hedeler, Prof. Teubner, Pommert, Werner Stiehler, Wolfgang Tiedke.

Neustart nach der Wende

An der traditionsreichen Leipziger Volkszeitung Leipziger Volkszeiy=tung beteiligen sich heute jeweils zu 50 Prozent die Verlage Axel Springer und Madsack (Hannover), die den Verlag 1991 von der Treuhand zu gleichen Teilen gekauft haben. Sie erscheint weiter in der nord- und mittelsächsischen Region um die Messestadt Leipzig und im Nordteil des thüringischen Landkreises Altenburger Land. Teilweise erscheint sie, wie in Döbeln, Altenburg und Oschatz unter eigenem Namen, teilweise trägt sie den Namen der Lokalausgabe im Untertitel.
Seit 1999 arbeitet die Redaktion der LVZ in einem neuen Gebäude im Leipziger Peterssteinweg 19. Im Jahr 2004 wurde im gegenüber liegenden Gebäude die Geschäftsstelle und die Online-Redaktion der LVZ etabliert. 2004 wechselte der Chefredakteur des Göttinger Tageblatts Bernd Hilder in gleicher Position zur Leipziger Volkszeitung

Druckereien in Oschatz

  • 1791 – Buchdrucker Johann Heinrich Megelin etabliert sich
  • 1795/1796 – Anlegung einer Buchdruckerei durch Friedrich Christian Ludwig Oldecop
  • 1801 – Herausgabe der ersten Zeitung in Oschatz, dem „Oschatzer Erzähler“ mit Magister Carl Gottlieb Hering als ersten Redakteur – Ritterstr. 2, später Morgner
  • 1804 –Buchdrucker F,C.L. Oldecop gründet Lesebibliothek
  • 1811 – „Oschatzer Gemeinnützige Blätter“
  • 1837 – Besitzer: Friedrich Oldecops Erben
  • 1853 – Handel mit Schreibmaterial und Buchdruckerei, Inhaberin Witwe Johanne Juliane Oldecop (drei Töchter)
  • 1865 – Schriftsetzer Carl Gottlob Roßberg
  • 1869 – Besitzer: Oscar Oldecop
  • 1870/71 – Pächter Ferdinand Schützenmeister, Buchdruckerei
  • 1876/1904 – Buchdruckerei Gustav Adolf Louis Stockmar
  • 1911/1946 – Buchdruckerei Carl Morgener

 


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