Oschatzer
Zeitungsgeschichte beginnt 1801 Wie sich die Zeitungslandschaft in
der Döllnitzstadt entwickelt hat
Es hat über 300 Jahre gedauert, bis die
Erfindung Gutenbergs, der Buchdruck, in Form einer Zeitung in Oschatz
angekommen war. Der Buchdrucker Friedrich Christian Ludwig Oldecop hatte
sich 1795/96 mit dem neuen Verfahren zur Verbreitung von Informationen
beschäftigt. 1801 kam dann die erste Zeitung heraus, der „Oschatzer
Erzähler“. Carl Gottlieb Hering war der erste Redakteur und widmete sich
in der Zeitung vorrangig dem kulturellen Leben. Ab 1811 erschien dann
der Oschatzer Gemeinnützige, der 1940 von der NSDAP geschlossen wurde. Am
15. Dezember 1877 kam eine Probenummer des Oschatzer Tageblattes heraus.
Die Nr. 306 vom Oschatzer Tageblatt und Anzeiger des 63. Jahrgangs
erschien am Dienstag, den 31. Dezember 1940. Sie war nach 63-jährigem
Bestehen die letzte Ausgabe.
Oschatzer Tageblatt ab 1878
Während die Zeitung erst nur dreimal in der Woche
erschien, nämlich dienstags, donnerstags und sonnabends, wurde sie ab
1898 zur Tageszeitung und kam sechsmal wöchentlich am späten Nachmittag
mit Datum des darauf folgenden Tages. Als Geburtstag des Oschatzer
Tageblattes nach der Probenummer gilt der 1. Januar 1878. Es wurde das
Organ für die Interessen von Oschatz, Dahlen, Mügeln, Strehla,
Wermsdorf und Umgebung. Das Tageblatt stand in den ersten Jahren
unter einem günstigen Stern, wenn auch manchmal Andersdenkende
missgünstig auf Fedor Göthel blickten und ihn und sein Blatt wegen des
freiheitlichen liberalen Geistes mit Dreck bewarfen. Bis Ende 1879
war Göthel auch Schriftleiter. Aufgrund des wirtschaftlichen
Aufschwungs konnte es sich die Firma leisten, 1880 einen ersten Umbau
des Gebäudes vorzunehmen und am 1. Januar des gleichen Jahres die
Zeitung in größerem Format erscheinen zu lassen. Seit der ersten
Ausgabe 1878 war im Kopf des Oschatzer Tageblattes das Oschatzer
Stadtwappen mit dem Löwen zu sehen. Kaum zehn Jahre später teilte der
Rat in einem Schreiben vom 12. Juli 1888 ohne nähere Angaben von
Gründen mit, dass er die Weiterführung des Stadtwappens nicht mehr
gestatte. Im Frühjahr 1921 wurde eine Acht-Seiten-Zweirollen-
Rotationsmaschine von der Vogtländischen Maschinenfabrik Plauen
aufgestellt. Mit Blick auf die Schnelligkeit in der Herstellung der
Zeitung war das „Oschatzer Tageblatt“ allen anderen Zeitungen in weitem
Umkreis voraus und hatte die gleiche technische Stufe wie die
Großstadtpresse erreicht. Immerhin wurden jetzt in der Stunde 12.000
acht- oder sechsseitige, aufgeschnittene, ineinander gefalzte Zeitungen
geliefert. Seit Ende des Ersten Weltkrieges wechselte die
Schriftleitung einige Male. Hugo Rösch hatte Anfang 1919 dem
rechtmäßigen Stelleninhaber Lepold Spitzmüller Platz gemacht. Der
verließ Ende des Jahres Oschatz. Ihm folgte der Pfarrerssohn Mischke.
1921 wurde Alfred Scholz Schriftleiter. Nach seinem Tod im März 1926
übernahm Dr. Hans Ralm des Posten – bis zu seinem plötzlichen Tod im
August 1928.
Mehr Heimatkunde
Unter Ernst Göthel ergriff das Oschatzer Tageblatt die Initiative zur
Herausgabe einer monatlichen heimatkundlichen Beilage. Im Juli 1921
erschien erstmalig „Das Oschatzer Land. Die ehrenamtliche Leitung
übernahm Oberstudienrat Arno Ullrich. Mit der Nummer 244 stellte „Das
Oschatzer Land“ nach fast 20-jährigem Bestehen in Folge der
NS-Kriegswirtschaftsmaßnahmen sein Erscheinen ein. Ernst Göthel
finanzierte in selbstloser Weise eine 1927 erfolgte Veröffentlichung aus
der Oschatzer Sachsenspiegel-Handschrift. Er druckte das vom
Bezirkslehrerverein unter der Leitung von Gustav Vödisch herausgegebene
Heimatbuch für Schule und Haus (1924).
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Er gab einen kleinen Stadtführer
heraus sowie einen Führer durch Oschatzer Heimatmuseen. Texte dafür
lieferte Professor Ernst Sigismund, Lehrer an der Oberschule. Auch das
Oschatzer Stadtbuch wurde bei Göthels gedruckt. Ein Höhepunkt war das
goldene Jubiläum des Oschatzer Tageblattes am 1. Januar 1928. Aus diesem
Anlass erschien die Festschrift „50 Jahre Oschatzer Tageblatt 1879 bis
1928“. Der letzte Schriftleiter war Albert Giersch. Die Schriftleitung
der Oschatzer Kreiszeitung hatte Siegfried Börner inne. Der Buchdrucker
verstarb Anfang August 1936 nach längerer Krankheit. Das eigentliche
Druckereiunternehmen der Oschatzer Familie Göthel, die Firma Fedor
Göthel KG, wurde am 1. Januar 1942 für erloschen erklärt, Die
Fortsetzung der Göthelschen Tradition übernahm die Firma Oschatz Druck
GmbH
Fusionen
Der Oschatzer
Gemeinnützige – die älteste Zeitung (Verlagsdruckerei Oldecops Erben,
Besitzer Carl Morgener) und das Oschatzer Tageblatt (Verlagsdruckerei
Fedor Göthel, Nachfolger Fritz Göthel) fusionierten und wurden vom 1.
Januar 1941 an als Oschatzer Kreiszeitung weitergeführt. Einige Zeit
später wurden auch die Mügelner und Dahlener Lokalzeitungen
eingegliedert. Am 1. Juni 1942 wurden die Bürger in der Oschatzer
Kreiszeitung über die Verschmelzung der Dahlener Nachrichten und der
Oschatzer Kreiszeitung informiert. Am 20, April 1945 wurde die letzte
Ausgabe herausgegeben. Der als offene Handelsgesellschaft geführte
Verlag „Oschatzer Kreiszeitung“ wurde zwar formell erst am 10. August
1950 aufgelöst Die Druckerei Göthel in der Altoschatzer Straße war aber
bereits 1946/1947 der Treuhand unterstellt und unterlag der Kontrolle der
sowjetischen Kommandantur, Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es für die
Leser der Collm-Region die Leipziger Volkszeitung, gegründet 1894 –
allerdings mit nur einem kleinen Lokalteil. Später wurde eine Seite
lokal „eingefärbt“. Das blieb bis 1191 so. Seitdem gibt es die Oschatzer
Allgemeine Zeitung (OAZ), eine Tageszeitung mit eigenem Titel, deren
Angebot mit Themen aus der Region immer umfangreicher wurde. Die OAZ
ist die einzige Tageszeitung im ehemaligen Kreis Oschatz. Die
Leipziger Volkszeitung blickt auf eine lange sozialdemokratische
Geschichte zurück, Seit ihrer Erstgründung 1894 mit einer Startauflage
von 11,000 Exemplaren als Nachfolgerin der bisherigen Zeitung „Der
Wähler“ stellte sie eine der wichtigsten Zeitungen der Sozialdemokratie
mit einer über die Leipziger Region herausgehenden Bedeutung dar. In den
Anfangsjahren waren die Redaktion, die Setzerei und die Druckerei noch
in der Leipziger Mittelstraße untergebracht. Von 1902 bis 1907 war franz
Mehring ihr Chefredakteur, von 1908 bis 1913 Paul Lensch, In dieser Zeit
war die LVZ (mit 1914 einer Auflage von 53.000) das wichtigste
Sprachrohr des linken SPD-Flügels um Rosa Luxemburg. 1917 nach der
Spaltung der SPD ging die Zeitung in den Besitz der USPD über und
erschien nach deren Wiedervereinigung mit der SPD 1922 bis zum Verbot
1933 erneut als SPD-Organ. Auf dem durch den Krieg zerstörten Gelände
der Leipziger Neuesten Nachrichten entstand von 1946 bis Mitte der
1950er Jahre eine neue Druckerei und Redaktion für die LVZ, die ab 19.
Mai 1946 als Parteiorgan der SED für Westsachsen und später für
Nordwestsachsen und bis zur Wende 1989 als Organ und Sprachrohr der
SED-Bezirksleitung Leipzig wirkte. Die Chefredakteure von 1946 bis zur
Wende waren W. Richter, Georg Stihl, Kurt Hanke, Walter Hedeler, Prof.
Teubner, Pommert, Werner Stiehler, Wolfgang Tiedke.
Neustart nach der Wende
An der traditionsreichen Leipziger Volkszeitung Leipziger
Volkszeiy=tung beteiligen sich heute jeweils zu 50 Prozent die Verlage
Axel Springer und Madsack (Hannover), die den Verlag 1991 von der
Treuhand zu gleichen Teilen gekauft haben. Sie erscheint weiter in der
nord- und mittelsächsischen Region um die Messestadt Leipzig und im
Nordteil des thüringischen Landkreises Altenburger Land. Teilweise
erscheint sie, wie in Döbeln, Altenburg und Oschatz unter eigenem Namen,
teilweise trägt sie den Namen der Lokalausgabe im Untertitel. Seit
1999 arbeitet die Redaktion der LVZ in einem neuen Gebäude im Leipziger
Peterssteinweg 19. Im Jahr 2004 wurde im gegenüber liegenden Gebäude die
Geschäftsstelle und die Online-Redaktion der LVZ etabliert. 2004
wechselte der Chefredakteur des Göttinger Tageblatts Bernd Hilder in
gleicher Position zur Leipziger Volkszeitung
Druckereien in Oschatz
- 1791 – Buchdrucker Johann Heinrich Megelin etabliert
sich
- 1795/1796 – Anlegung einer Buchdruckerei durch Friedrich
Christian Ludwig Oldecop
- 1801 – Herausgabe der ersten Zeitung in Oschatz, dem
„Oschatzer Erzähler“ mit Magister Carl Gottlieb Hering als
ersten Redakteur – Ritterstr. 2, später Morgner
- 1804 –Buchdrucker F,C.L. Oldecop gründet Lesebibliothek
- 1811 – „Oschatzer Gemeinnützige Blätter“
- 1837 – Besitzer: Friedrich Oldecops Erben
- 1853 – Handel mit Schreibmaterial und Buchdruckerei,
Inhaberin Witwe Johanne Juliane Oldecop (drei Töchter)
- 1865 – Schriftsetzer Carl Gottlob Roßberg
- 1869 – Besitzer: Oscar Oldecop
- 1870/71 – Pächter Ferdinand Schützenmeister,
Buchdruckerei
- 1876/1904 – Buchdruckerei Gustav Adolf Louis Stockmar
- 1911/1946 – Buchdruckerei Carl Morgener
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