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Siegels Chronik |
So war der Sonntag herangekommen
und obwohl das Feuer noch immer nicht gänzlich gelöscht war,
doch jede Gefahr beseitigt. Man Beschloss daher, da die Abhaltung des Gottesdienstes
in der anfänglich dazu bestimmten Gottesackerkirche bei dem aus der
Umgegend zu erwartenden Andrang, bedenklich schien, die kirchliche Feier
unter freien Himmel mitten unter den noch rauchenden Ruinen des Neumarktes
stattfinden zu lassen.
zu welcher die Umgebung den besten Kommentar lieferte, vortrug: da brach fast alles in lautes Schluchzen aus. Der Vorlesung von Jerem. Klagel. Kap. 3, V. 22-25 und 31-33 folgten dann die Abkündigungen, die Aufgebote, etc. und dann das schöne Hauptlied Nr. 690 des Dresdner Gesangbuchs, worauf unser hochverehrter Superintendent, Herr M. Liebe über den aus Jerem Klagel. Kap. 1 und 3 höchstpassend gewählten Text eine treffliche Predigt hielt, worin er uns aufforderte, in der furchtbaren Not, die uns betroffen habe, den Finger des Herrn zu erkennen, denn unsere Not sei seine Fügung, seine Hilfe, unsere Hoffnung und neue Entschließungen zu tätigem Christensinne müssten seine beste Segnung und unser sicherster Gewinn werden; und daran zugleich erhebende Worte des Trostes knüpfte. Dann sprach Herr M. Zschucke noch ein alle Herzen ergreifendes Gebet, das ebenso wie die Predigt bei der in lautloser Andacht versammelten Menge eine tiefe Rührung hervorbrachte, worauf nach Absingung des Liedes Nr. 687 der Zug sich in der selben Ordnung wieder in die Schule zurückbegab. – So endete eine Feier, die in jedem fühlenden Herzen einen unbeschreiblichen Eindruck zurückließ. Erwähnung verdient noch, dass der heutige Sonntag viele Fremde (namentlich Leipziger), Behufs der Besichtigung der Brandstätte in unsere Mauern führte und das nachmittags gegen 4 Uhr der Schneidermeister Traugott Däwritz, der wegen einiger in seiner Wohnung vorgefundenen und beim Brande entwendeten Effekten in eine Kriminaluntersuchung verwickelt war, sich aus Verzweiflung über verlorene Ehre durch Erhängen den Tod gab. |
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