Noch hatten wir von dem
Schrecke des großen Brandes uns nicht erholt, als heute Mittag um
2 Uhr ein neuer Feuerruf alle Gemüter aufs furchtbarste erschütterte.
Es war vorm Altoschatzer Tore in dem zum Hause der verw. Wolke (Nr. 437)
gehörenden Schuppen durch eine noch nicht ermittelte aber ebenfalls
der strengsten Erörterung unterliegende Ursache ein Brand ausgebrochen,
der jedoch durch die schnell herbeigeeilte Hilfe (die Altoschatzer Spritze
war nach der Stadtspritze die erste) und durch das tätige Einschreiten
der noch anwesenden Sapeurs, welche die brennenden Balken sofort herabrissen,
schnell unterdrückt wurde und auf den erwähnten Schuppen beschränkt
blieb, so dass selbst von dem anstoßenden Hauptgebäude nur das
Sparrwerk teilweise angekohlt wurde. Dagegen wurden infolge der bei dem
letzten Brande gemachten traurigen Erfahrungen, der drohenden Gefahr wegen,
nicht nur die benachbarten Strohdächer von Nr. 439 und 440 niedergerissen,
sondern auch die etwas weiter nach der Stadt zu gelegenen Strohdächer
Nr. 432 und 466 abgedeckt, weil bei dem wehenden Westwinde eine Entzündung
durch Flugfeuer zu besorgen, dann aber auch für einige nicht weit
davon entfernte Schindeldächer der Stadt neue Gefahr zu befürchten
war, weshalb denn die Notwendigkeit dieser Maßregel auch allgemein
anerkannt wurde. Außerdem wurden noch einige andere Gebäude
durch die Löschanstalten beschädigt und wieder über 20 Familien
des größten Teils ihrer Habe, ja teilweise sogar ihres Obdachs
beraubt. Vorzüglich hart traf das Schicksal den Schuhmachermeister
Lehmann, den Bahnwärter Schneider und den Bäckermeister Mende,
welche bei dem letzten Brande aus ihren Wohnungen vertrieben, hier eine
Zufluchtsstätte gefunden hatten und nun von neuem abbrannten oder
wenigsten wiederholtem Schrecken ausgesetzt waren. Der genannte Meister
Mende ist unterdessen, wohl größtenteils infolge dieser Unglücksfälle
gestorben, während der erwähnte Bahnwärter Schneider, dessen
Ehefrau übrigens wenige Stunden vor dem ersten Brande entbunden worden
war, dessen ungeachtet aber beim Räumen große Tätigkeit
bewiesen hatte, zum zweiten Mal ein Obdach suchen musste.
Am 16. September begann
die Schädenwürdigung der abgebrannten und sonst beschädigten
Gebäude, welche vom Herrn Kanzleidirektor Schmidt aus Dresden, der
zur Leitung dieses höchst schwierigen Geschäfts selbst in unsere
Mitte gekommen war, unter Zuziehung einiger Ratsmitglieder und der Herren
Ingenieurleutnant Weinlig, Brandversicherungsinspektor Kayser und Architekt
Freudenberg als Sachverständigen, vorgenommen wurde und deren Resultate
wir unseren Lesern in dem zweiten Anhang mit vorlegen. Im Allgemeinen waltete
dabei eine höchst dankenswerte Liberalität ob, die denn auch
eine Beendigung des Geschäfts zur Zufriedenheit fast aller Beteiligten
herbeiführte. Allgemein lässt man namentlich der Humanität
des Herrn Kanzleidirektors volle Gerechtigkeit widerfahren und es verdient
dieselbe allerdings um so mehr Anerkennung, als nur wenige Abgebrannte
ihre Grundstücke zum vollen Werte versichert hatten. |