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der bei dem Brande am 7. September anwesend gewesenen Spritzen, nebst einigen anderen Notizen.

Obwohl bei der Not und Verwirrung am 7. September an eine Aufzeichnung der angenommenen Spritzen nicht hätte gedacht werden können: so haben wir doch durch eingezogene Erkundigungen erfahren, daß uns folgende Ortschaften Spritzen gesendet hatten:

Altoschatz, Schmorkau, Merkwitz, Borna, Bornitz, Grubnitz, Zauswitz, Strehla, Laas, Schönnewitz, Casabra, Canitz, Merzdorf, Calbitz, Wermsdorf (2), Mahlis, Staucha, Lorenzkirchen, Döbeln, Seerhausen, Mügeln, Dahlen, Naundorf, Großböhla, Lampertswalda (2), Lonnewitz, Großrügeln, Wellerswalda, Saalhausen, Jahna, Gröppendorf, Hof, Schweta, Collm, Schrebitz, Stauchitz, Köritz, Reußen, Leipzig (2).

so dass also, vorausgesetzt, dass dieses Verzeichnis vollständig ist, mit Einschluss der hiesigen 3 Stadtspritzen, 45 Spritzen bei dem Feuer in Tätigkeit waren.
Außerdem hatten: Terpitz, Zöschau, Mannschatz, Clantzschwitz, Strießa, Wadewitz, Altoschatz, Leckwitz, Laas, Schönnewitz, Zschöllau, Thalheim, Lampertsdorf und Merkwitz ihre Sturmfässer und letzteres (Merkwitz) u.a. auch 26 Pferde zur Verfügung gestellt
Unter den, beim Löschen sich ausgezeichnet habenden Personen, werden außer den bereits erwähnten noch der Mauergeselle Meyer (gen. Haase) und der Knecht des Gutsbesitzers Herrn Albrecht, der seinen Pferden selbst des Nachts keine Ruhe gönnte, genannt.
Nachträglich bemerken wir nur noch, zur Nachricht für künftige Zeiten, daß Oschatz zur Zeit des Brandes 626 Hausnummern mit ungefähr 5350 Einwohnern zählte und das Ratskollegium aus Herrn Bürgermeister und Ger.-Dir. Johann Carl Samuel Hoffmann und den Herrn Ratsmitgliedern Heinrich Gottlieb Fehre, Friedrich Gottlieb Adler, Friedrich Wilhelm Mogk, Carl Christoph Ost und Carl Anton Berger so wie aus dem Verfasser als zweitem rechtskundigen Ratsmitglied, – das im Jahr 1839 an die Stelle des vormaligen Stadtgerichts getretene Königl. Landgericht aber aus Herrn Landgerichtsdirektor Friedrich August Wilde und den Herrn Assessoren Friedrich Wilhelm Auster, George von Carlowitz und Gustav Lohse bestand, während das Stadtverordneten-Kollegium die Herren Friedrich Müller (Vorsteher), Andreas Zschucke (Vize-Vorst.) Adv. Herrmann Dürisch (Protokollant), Carl Stey, Gottlieb Scheumann, Carl Schirmer, Salomo Gelbricht, Melchior August Bieger, Daniel Wilcke, Carl Bieger, Franz Öser und Traugott Nonnewitz zu ihren Mitgliedern zählte.
Die nach pag. 15 einstweilen vom Königl. Landgerichte bereitwillig übernommene Sicherheitspolizei-Pflege wurde nach der Wiedereinrichtung der Polizeiexpedition auf hiesigem Rathaus, (vergl. pag. 28) am 26. September. wieder vom Stadtrate übernommen.
Und so gedenken wir schließlich nur noch des ebenfalls merkwürdigen Umstandes, daß das letzte, am 4 Sept. Nachmittags in der Kirche gesungene Lied (No. 504. des Dresdner Gesangbuchs) die, nun beinahe prophetisch klingenden Worte enthielt:

„Unser Gottesdienst ist aus“

Seitdem wurde keines wieder in der, bald darauf zerstörten Kirche gesungen. Möge aber ein fortwährender zahlreicher Besuch der seit dem 18. Sept. vorläufig zum Gottesdienst eingerichteten Gottesackerkirche zu betätigen, dass, wenn auch keine Glocke uns dazu ruft, doch der innere wahrhafte Gottesdienst in uns nicht erloschen, sondern im Gegenteil noch mehr angefacht worden sei!
Die große Glocke der Religion sind ja – die Leiden des Lebens. In diesen mahnt uns die Natur an die innere Kirche und bringt uns an ihren Altar.

Motto: Nun aber bleibet Glaube, Liebe, Hoffnung diese drei.
Aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

So ist auch uns der Schreckenstag erschienen,
Wo Flammen Unheil uns gebracht und – Tod!
So stehn auch wir – Verzweiflung in den Mienen –
„Ach gib uns Herr nur unser täglich Brot!“ –
So stehn wir denn in rauchenden Ruinen
Und können weinen nur in unsrer Not;
Was Jahre bauten – seufzen wir bekümmert, –
Das hat ein kurzer Augenblick zertrümmert!

Und sollten wir nicht bangbeklommen trauern
Wo Mancher wohl sein ganzes Glück verlor?
Es überrieselt uns gleich Todesschauern
Schau'n an den öden Trümmern wir empor;
Denn ach! aus jeder Höhle dieser Mauern
Grinst unser Elend, unsre Not hervor,
Und furchtbar schwer wirft sich auf unsre Herzen
Die Zukunft noch mit ihren ganzen Schmerzen.

Doch Mut nur, Mut! der Glaube darf nicht wanken:
„Was Gott der Herr tut, das ist wohlgetan“
Sind seine auch nicht unsere Gedanken!
Führt er uns dennoch auf der rechten Bahn!
Die Liebe siegt! es fallen alle Schranken
Das Unglück kettet Herz an Herzen an,
Und die am Morgen noch sich ferne standen,
Die fand der Abend schon in Freundesbanden.

Ja mancher hat in jenen Schreckensstunden
Vielleicht nun erst den wahren Freund erkannt
Wohl Mancher hat ein treues Herz gefunden
Das ihm sich nun aufs Innigste verband,
Drum schlug der Herr auch Vielen bittre Wunden
So hat er doch auch Retter uns gesandt,
Damit es klar und deutlich in uns bliebe
Des Menschen schönste Pflicht sei – Bruderliebe!

Lasst diese Mahnung nie in Euch erkalten,
Sie ist's, die deutlich aus den Trümmern spricht.
Wenn wir nur treu und fest zusammenhalten
Dann beugt uns selbst das größte Unglück nicht!
An festem Sinn zertrümmern Schreckgestalten
Wie an dem Felsen sich die Woge bricht:
Drum Lieb' und Mut! – Die Hoffnung kommt mit ihnen
und neues Leben blüht aus den Ruinen!

Siegel

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