Die Promenade
Zur Promenade rechnet man jetzt (Härtwig 1906) den gesamten Weg von
Döllnitzbrücke am Schießhaus (Schützenhaus) um die Stadt, am Brüder- und Altoschatzer Tor vorüber bis an die Schiefe
Brücke (1). Von der eigentlichen Promenade kann nur bezüglich der
zwischen dem Brüdertor und Altoschatzer Tor befindlichen Anlage die Rede sein. Nur dieser Teil wird in diesem Rahmen
gewürdigt. Die Obere Promenade (wie sie nach 1900 vorerst hieß) hat im Verlauf
des 20. Jhs. dreimal ihren Namen gewechselt. In den 20er Jahren war der Namen-"Spender" der frühere
Reichspräsident Paul von Hindenburg, in der Nazi-Zeit wurde sie wieder umgetauft, Nach 1945 bekam dieser
Promenadenabschnitt seinen heutigen Namen Freiherr-vom-Stein-Promenade (nach dem in preußischen Diensten
stehenden Minister und Reformer) Die Anschlussstrecke der Promenade Richtung
Leipziger Platz wurde von den Vergabegremien nach 1945 "Friedrich-Naumann- Promenade" benannt.
Magister C..S. Hoffmann beschreibt die Oschatzer Promende folgendermaßen:
"... im Jahre 1797 unternahm es im Namen des Raths (mein Bruder
Christian Wilhelm Hoffmann), vor dem Altoschatzer Tore eine neue Allee von ausländischen Bäumen und Sträuchern
(u.a. Silberpappel, Akazien, Linden, kanadische Fichten, Jasmin, Rosen, und andere Sträucher) anzulegen und nach
und nach um die ganze Stadt nach seiner Idee herumzuführen. Im Laufe weniger Jahre ward die Allee vollendet, die
ihr nicht nur zur Zierde gereicht, sondern auch ihren Bewohnern bey ihren Fußgängen um die Stadt bequeme und
angenehme Wege und ... steinerene Bänke (als) Ruheplätze anbietet"
Das Wohngebiet zwischen Dresdner Berg und
Stadtpark
Zwischen Dresdner Straße (Dresdner Berg) und Stadtpark befindet
sich ein neueres Wohngebiet, auf das in diesem Rahmen auch kurz eingegangen werden soll. (Das Wohngebiet
Oschatz-West wird in einem der beiden Extrakapitel berücksichtigt.)
Im Bereich der Einmündung der Eichstädt-Promenade (früher Naundorfer
Straße) in die Dresdner Straße befand sich einst der kleine dreieckige Schmuckplatz, wie G. Heinz
schreibt, "einst einer der schönsten der Stadt". Im Jahre 1897 wurde er vom Oschatzer Verschönerungsverein
geschaffen. Bei seiner Weihe erhielt er den Namen Douzy-Platz. Damit "ehrte" man das Oschatzer
Ulanenregiment für sein "ruhmreich bestandenes Gefecht" im Krieg 1870/71 bei Douzy, einem Ort bei Sedan.
Die Verlängerung des erwähnten Promenadenabschnitts in Richtung Stadtpark
bildet die Parkstraße. Östlich dieser Straße entstand hier in den 1920ern
ein neues Wohngebiet mit der Burgstraße, dem Blumenberg und "Am Wasserturm".
Ein ursprüglicher Feldweg erhielt den Namen Blumenberg (nach einem
untergegangenen Dorf gleichen Namens). Der Weg "Am Wasserturm" hieß in den 30er Jahren Ulanenstraße
(Heute gibt es in Lonnewitz noch einen Ulanenweg.) Die Straße der Einheit ist ihrer Benennung nach ein typisches
DDR-Produkt.
Die Bahnhofstraße
Die Bahnhofstraße (um 1870 Eisenbahnstraße) bestand noch Mitte des
19. Jahrhunderts aus zwei selbständigen Teilstrecken, der Goldgasse und dem Oschatz-Belgernschen/Mühlenberger Weg.
Seit Eröffnung der Leipzig-Dresdner Eisenbahnlinie 1838/39 gewann der Weg zum Oschatzer Bahnhof immer mehr an
Bedeutung. Um so wichtiger war sein Ausbau als leistungsfähige Verbindung zwischen Innenstadt und Bahnhof. Eines
der unrühmlichsten Kapitel der Oschatzer Entwicklungsgeschichte stellt der Bahnhofstraßenbau dar. Es dauerte ca.
50 ! Jahre, ehe diese wohl wichtigste Magistrale durchgehend funktionierte. Die Gewerbe- und Wohngebiete in diesem
neuen nördlichen Stadtteil hätten sicherlich einem schnelleren Aufschwung genommen, wäre (wie G. Heinz in der oft
zitierten Serie in der Oschatzer Allgemeinen feststellt) das lange Hin und Her nicht gewesen.
Über diesen Verbindungsweg herrschten bis 1873/74 sozusagen zwei Amtsgewalten.
Bis zur Kreuzung Berg-/Körnerstraße das war die Goldgasse) war der Rat der Stadt Oschatz zuständig. Dem sich
anschließenden Abschnitt des Weges bis zum Bahnhof unterstand (bis 1873) der Amtshauptmannschaft Grimma, die sehr
bald für die Chaussierung dieser Straße bis zum Weichbild der Stadt sorgte. Erst unter Ägide des Bürgermeisters
Robert Härtwig (1879-1914 gelang gewissermaßen der entscheidende Durchbruch, d.h. die enge Goldgasse konnte endlich
erweitert werden. Auch der Ausbau verschiedener Nebenstraßen (z.B. der Kaiser- Carola- und Alberstraße auf der
westlichen und der Ambrosius-Marthaus-, der Schlachthof- und der Lichtstraße auf der östlichen Seite) der
Bahnhofstraße kam voran. Nach dem Ausbau der Lutherstraße war ein weiterer,
der direkteste Verbindungsweg von der Innenstadt zum Bahnhof geschaffen.
Die Lutherstraße (zum 400. Geburtstag des Reformators 1883 so getauft)
erwuchs aus zwei Teilen, dem äußeren zwischen Bahnhofstraße und Promende, der 1871 angelegt wurde und
zunächst "Neue Straße" hieß. An ihr wurde 1876 die Königliche Amtshauptmanschaft (heute Landratsamt) und
1886 das Kaiserliche Postamt errichtet. Die Fortsetzung der Neuen Straße nach der inneren Stadt hin, Scheumanns
Gässchen oder die Neue Pforte genannt, musste erst verbreitert werden, damit auch diese wichtige Verbindung vom
Altmarkt her für den Verkehr zum Bahnhof ermöglicht wurde.
(1) "Es ist noch zu erwähnen, dass jene
Döllitz schneidende Brücke, zu der die Straße von der Haltestelle (der Oschatze-Mügelner Kleinbahn) in schräger
Richtung führt, von nicht sachverständiger Seite als schief getadelt wurde, und daher scherzweise den
Namen "schiefe Brücke" führt." (Härtwig, 32) |