Die erste Haupt-Reparatur an der Klosterkirche nach der Reformation geschah im J. 1576. - Die zweite
fällt in das J. 1686 und dauerte bis 1691. Schon 1680 erbot sich der Kammer-Commiß. und Amtsvoigt D. Höpner ein Kapital von 600 Thlr. der
Klosterkirche zu schenken, von dessen Interessen an 30 Thlr. dieselbe im baulichen Wesen erhalten werden sollte. Da aber die Bedingungen so
beschaffen waren, daß sie in den damaligen Zeiten nicht angenommen werden konnten, so zerschlug sich die Unterhandlung wieder und die Reparatur
mußte durch andre Mittel bestritten werden. Justina Kirbachin, eine Tochter des ehemaligen hiesigen Amtsvoigts Hanns Pinkert, gab 1683 nebst ihren
Miterben ein Kapital von 225 fl. das ihr Vater in der Rentkammer stehen hatte, zur gedachten Reparatur als Geschenk. Der Churfürst schenkte zu
derselben 75 Stämme Holz aus der Laufaer Haide und so ward nebst andern Zuflüssen die Reparatur mit 539 fl. 2 Gr. 11 Pf. bestritten. - Als die in
dem siebenjährigen Kriege zu einem Heu- und Stroh-Magazin gebrauchte Klosterkirche wieder eine Reparatur nöthig hatte, so ward dieselbe im Jahr
1764 mit 92 Thlr. 4 Gr. 9 Pf. ausgeführt. Dieses Geld kam durch eine freiwillige Beisteuer der Bürgerschaft und durch einige andere Geschenke
zusammen. - Im J. 1787 und den folgenden Jahren ward die letzte, aber stärkste Reparatur unternommen, die über 1200 Thlr. kam und unter anderm von
134 Thlr. 20 Gr. 6 Pf. Collecten-Geldern aus der Inspection Oschatz, Großenhain und Leisnig; von 292 Thlr. 3 Gr. 8 Pf. durch freiwillige milde
Beiträge; von 68 Thlr. 18 Gr. 9 Pf. die aus verkauftem alten Bauholze gelöset wurden, und von anderen Emolumenten ausgeführet ward. Unter die
letzten sind verzüglich zu rechnen 6. von dem verewigten Kammerherrn Grafen v. Bünau, auf Dahlen geschenkte kieferne Baustämme, 4 Ruthen
Bruchsteine, die der Rath schenkte, der auch 242 Schutzverwandte zu Handdiensten unentgeltlich überließ, und zahlreiche Betfuhren, die von den
benachbarten Rittergütern und Dörfern gethan wurden. Da der Kreuzgang an der äußerlichen Mauer gegen Mitternacht, der die Stelle der Gegenpfeiler
vertrat, 1766 angebrochen worden war, so litt das Kirchengewölbe dadurch großen Nachtheil, denn es hatte keine Wiederhalter mehr; daher mit vielen
Kosten neue Pfeiler bei der letztern Reparatur aufgemauert werden mußten. Es gereichet dem verstorbenen Bürgermeister J. Aug. Heinrich und dem
jetzigen Bürgermeister H. Christl. Atenstädt zum großen Ruhme, daß sie diese Reparatur, als Vorsteher, vom Anfange bis zum Ende mit Eifer, ohne
Vergeltung ihrer Mühe, einzig und allein aus Liebe zur guten Sache und zu ihrer Vaterstadt betrieben haben.
Auf dem Thurme haben keine Glocken zum Einlauten gehangen, daher man sich genöthiget sah, als von 1616 bis 1622 der Gottesdienst allhier
gehalten ward, weil die Stadtkirche noch nicht wieder eingerichtet war, die Glocke aus dem fernen Hospital hereinzuholen und auf dem Kirchboden
aufzuhängen, um damit zum Gottesdienste und bei Beerdigungen lauten zu können.
Der Kloster-Kirchhof oder wie er auch in Schriften genannt wird, der Mönchs-Kirchhof, war vor der Reformation von größerm Umfange, als jetzt,
weil die Häuser von Nr. 205 bis 209 damals noch nicht darauf gebauet waren. Auf denselben wurden nicht nur die Mönche, sondern ein Jeder, der es
bezahlte, beerdiget. Als das Spritzenhaus Nr. 210 daselbst erbauet ward, fand man bei dem Grundgraben noch viele Totengebeine. Der Kirchhof war
auch zu den Mönchszeiten mit einer Mauer umgeben, an deren Morgenseite ein Kreuzgang hinging, in welchen man aus der Kirche vermittelst einer, in
der Mauer beim Altar, da, wo jetzt des Superint. M. Schumlers Epitaphium ist, befindlichen Thüre gelangen konnte. Noch 1559 stand auf der Mitte
des Kreuzganges ein Thürmchen, worauf vermuthlich eine Glocke zum Einlauten hing.
Nr. 212. Die Klostergebäude. (Die hier unter Nr. 12 genannten Gebäude sind zu den fiscalischen Gebäuden: Frohnveste und Bezirksgerichtsgebäude
geschlagen worden.) Das erste Klostergebäude ward 1228 um das Fest Martinie, wie die oben angeführten Inschriften an der Wand des Altar-Chors in
der Klosterkirche melden, zu bauen angefangen. Das jetzige Hauptgebäude aber, darin vor der Reformation die Mönche, seit 1630 aber die
Hospital-Armen zu S. Georgen, weil ihr Hospital vor dem Hospital-Thore im J. 1616 mit abbrannte, ihren Aufenthalt gehabt haben, ist in seiner
wesentlichen Gestalt noch dasjenige, das nach der Hussitischen Zerstörung im J. 1429 von den Mönchen wieder aufgebaut ward. Die Stube, worin sich
jetzt die Hospital-Armen aufhalten, war ehedem das Refectorium oder der Speisesaal der Mönche, aus welchem man durch eine jetzt zugemauerte Thüre
in die angebaute Küche kam, welche 1702 weggerissen ward. Neben jener Stube, die den Mönchen, meiner Vermuthung nach, zu ihrem Aufenthalte und
Oratorium, wo sie ihre Morgen- und Abendgebete verrichteten, gedienet haben mag. Neben dieser Stube war wieder ein Vorsaal, worin sich der Eingang
in die unterirdischen Gewölbe befand, die sie theils als Bierkeller, theils zur Verbergung ihrer Habseligkeiten in Kriegszeiten benutzten. Die im
obern Stockwerke auf der Mitternachtsseite befindlichen Schlafkammern der Hospital-Armen waren sonst Zellen der Mönche. Eine andere Reihe von
Zellen lief auf der Mittagsseite bis gegen die Kirche hin, darunter sich die Badstube befand. Aber diese Zellen und die Badstube wurden 1766 der
Baufälligkeit wegen eingerissen und aus den dadurch erhaltenen Sparren, Bretern und Steinen ward eine Reihe neuer Kammern, den alten gegen über,
angelegt, auch das neu angelegte Vorhaus des Klostergebäudes mit einem neuen Dache versehen. Die übriggebliebenen Bau-Materialien wurden um 186
Rthl. 21 Gr. verkauft und davon 53 Rth. 10 Gr. für Steinbrecherlohn und andre Arbeiten ausgegeben. Im J. 1702 ward das baufällige Sparrwerk über
dem Klosterhause abgetragen und nebst einer Wand ein neues Sparrwerk mit einem liegenden Stuhle verfertiget, neu gelattet und mit Ziegeln
eingedeckt.
Von den drei Kreuzgängen wurden zwei im J. 1766 weggerissen, dabei entdeckte sich, daß die Kreuz-Bögen, Thüren und Fenstergewände, Kragsteine
und Friesen aus einer rothen hartgebrannten Ziegelmasse bestanden. Dieses ist für die Liebhaber technologischer Alterthümer keine unwichtige
Entdeckung. Denn da diese Kreuzgänge schon in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts erbaut wurden, so bleibt die ältere Erfindung und der
Gebrauch der Kunst, steinerne Bauchstücke, die bisher nur der Meißel bearbeitete, von einer Ziegelsein-Masse zu formen und im Ofen zu brennen und
Deutschen, die neuere Verfeinerung derselben aber den Engländern eigen
1)
. In dem noch vorhandenen Kreuzgange sind da, wo sich die Bogen durchkreuzen, Wappenschilder, Handwerkszeichen, namentlich der Fischer, angebracht,
welches vermuthlich auch an den weggerissenen Kreuzgängen der Fall war. Dieses war die Sitte jener Zeiten, um dadurch das Andenken der Personen zu
ehren, welche den Bau durch milde Beiträge vorzüglich unterstützt hatten. So ist, wahrscheinlich aus eben derselben Ursache, die Außenseite der
Kirchenmauer gegen Mitternacht, da, wo der an ihr hingehende Kreuzgang gestanden hat, mit dem Schleinitzer Wappen, in 3 Rosen bestehend, verziert
worden. Ueber dem noch vorhandenen Kreuzgange, wo jetzt das Aerarien-Zins-Getreide aufbewahrt wird, war vor der Secularisation des Klosters das
Zimmer befindlich, worin das General-Kapitel von den Franciscaner-Mönchen der Meißner Custodie, wenn das hiesige Kloster die Reihe traf
2)
, gehalten, die Bibliothek und das Archiv der Mönche aufbewahret ward. Bibliothek und Archiv sind nach der Zeit in das Gewölbe über der Sacristei
der Stadtkirche, wo sie in dem großen Brande unverletzt blieben und 1713 in die Sacristei selbst, wo sie sich noch befinden, gebracht worden.
Die Bibliothek besteht aus 370 Schriften in 165 Bänden. Sie entstand aus den Vermächtnissen, Geschenken und den zugefallenen Büchersammlungen
der verstorbenen Klosterbrüder. In dem J. 1557 ward sie, als sie noch im Kloster war, durch die Sorgfalt des Raths, in Ordnung gebracht und 47
Bücher wurden durch Ketten, sie sich noch an einigen befinden, an Pule angeschlossen
3)
. Als sie in die Sacristei der Stadt-Kirche aufgestellt ward, ließ der Sup. D. Boßeck durch Christian Friedrich Kästner, einen Bruder des vierten
Schul-Collegen Joh. Andr. Kästners, einen Catalog darüber verfertigen. Die darin vorkommenden Werke sind mehr oder weniger wichtig. Viele können
als Belege zu einer chronologischen Geschichte der ersten Versuche und fernern Fortschritte der im J. 1440 erfundenen Bruchdruckerkunst dienen,
dahin besonders diejenigen zu zählen sind, worauf weder Ort noch Zeit angemerket sind, was man anfangs bald aus Scham, bald aus Furcht, bald aus
List unterließ
4)
. Dahin gehören auch diejenigen, welche vor 1470 gedruckt sind, denn diese Schriften sind alle hochzuhalten und für außerordentlich selten
anzusehen
5)
. Viele sind aber auch als Werke aus allen Theilen der Wissenschaften brauchbar und können gar wohl benutzt werden, die Geschichte der Deutschen
Uebersetzungen und Auslegungsart der Bibel in jenen Zeiten zu erläutern, die ersten Abdrücke der Kirchenväter kennen zu lernen, den Zustand der
Philosophie, der Dogmatik und Moral, der Art zu predigen u. s. w. zu erfahren. Ich erwähne hiervon für die Freunde der alten Literatur nur einige
von den verzüglichsten, begleite sie mit kurzen Anmerkungen und verweise, um nicht zu weitläufig zu werden, auf andere Schriften, wo nähere
Nachrichten davon zu finden sind.
In Folio.
1. |
Eine bis aufs 26. Kap. des 2. B. Mosis defecte Altdeutsche Uebersetzung der Bibel
in groß Folio. Die Uebersetzung ist nach der Lateinischen Bibel-Uebersetzung der Vulgata verfertigt, auch die biblischen Bücher folgen
in der Ordnung aufeinander, wie sie in der vor der Sixtinischen und Clementinischen vorhandenen Handschrift stehen. den Ort und das
Jahr des Drucks kann ich wegen des fehlenden Titel-Blattes nicht angeben. Da aber, wie Panzer
6)
darthut, bei den allerältesten gedruckten Deutschen Bibeln aus dem funfzehnten Jahrhundert nur eine einzige Handschrift zum Grunde
gelegen hat, auch die hiesige Klosterbibel mit der ersten von jener Handschrift zu Mainz 1462 abgedruckten Bibel
7)
in allen Worten gleichlautend ist und nur in der Zahl der Blätter und Bogen abweicht; so kann sie mit Recht zu einer der Deutschen
Bibel-Ausgaben in der zweiten Hälfte des funfzehnten Jahrhunderts gezählt werden. Es steht in derselben, wie in der Mainzer Ausgabe,
am Ende der Apostelgeschichte der Zusatz: Wann dier ist jhesus cristus b'sun gotz durch dè alle die Welt anfecht zewerden geurtheilt,
wie ihn auch Bengel aus der zuerst gedruckten und von ihm bekannt gemachten Deutschen Bibel-Uebersetzung angeführt
8)
. Ferner ist der ohne Zweifel untergeschobene Brief Pauli an die Laodiceer
9)
ebenfalls gleich nach dem Briefe an die Galater eingerückt, ob er schon in der allerältesten Ausgabe der Lateinischen Bibel nicht
stehet. So findet man auch hier in dem 5. Kap. des I. Br. Johannis die Versetzung des 7. und 8. Verses
10)
. Uebrigens ist die hiesige Klosterbibel auf starkes Papier, das dem Pergament fast gleich kommt, und mit Buchstaben, die der
geschriebenen Kanzleischrift ähnlich sind, gedruckt und mit einigen Holzschnitten geziert. Die Anfangsbuchstaben eines jeden Kapitels
sind von den Mönchen selbst mit rother Farbe hineingemalt und durch den ersten Buchstaben eines jeden Absatzes ist ein rother Strich
gemacht, weil keine Abtheilung in Verse dabei ist. Außer dem Punkten und Colons finden sich keine Unterpunctions-Zeichen, doch ist
der Anfang eines jeden Buches und Kapitels besonders angegeben und nach einem vorgehenden Punkte steht ein großer Buchstabe. Die
gebrauchten Abbreviaturen sind nicht häufig, auch nicht zu unverständlich. Auf jeder Blattseite sind zwei Columnen, deren jede 54
Zeilen enthält, aber sonst keine Columnen-Ziffer, keine Signatur, kein Haupt- und Columnen-Titel. |
2. |
Ambrosii opera in tres partes divisa- Ejus vita a Paulino Episc. Conscripta. Repertorium in
opus tripartitum. Basiliae 1516 Sumtibus Joan. Koburgeri, typis Adae Petri, Tomi III. |
3. |
Augustini opera XI. voluminibus inclusa. Bas. 1506 per M. Joh. Amorbachium ejusque collegas.
|
4. |
Ejusd. libri XXII. de civitate die per F. Conrad. Leontarium, 1505 Principalium materiarum
lobrorum de civitate die summaria annotatio. |
5. |
Ejusd. opuscula plurima. Ej. vita a Pos id. conscripta. Argentinae, 1491 opera Mart. Flach.
|
6. |
Repertorium s. inventarium super XI. partes Augustini, a Joh. Teuschlein de Frickenhausen editum,
impensis Joh. Kobergi. Noribergae, 1517. liter. Frieder. Peypus. |
7. |
Thomas de Aquino ord. fratr. praedicatorum, summa theologiae per Quaest. Basil. 1485.
11) |
8. |
Athanasius super epistolas Pauli. Romae, 1477. |
9. |
Nic. de Lyra Postilla sup. lib. V. et N.T. a Matth. Dorino edita. Norinb. 1487. impens. Anton
Kobergi, tom. IV.
12) |
10. |
Cypriani opera, studio Erasmi Roterod. ex officina Frobeniana Bas. 1520. |
11. |
Joh. Nyder praeceptorium, Argentorati, 1484. |
12. |
Decalogus s. praeceptorium novum Gotschalci Hollen, ord. Aug. Colon. 1489 typis Joh. Koelhoff de
Lubeck
13) |
13. |
Hieronymi opera, in IX tomis. Basil. prelo Frobeniano, 1516. |
14. |
Ejusd. epistolae Venetiis, p. Andream de Toresanis de Asida, 1488. |
15. |
Ej. vitae antiquorum patrum. Bas. 1485 |
16. |
Index in opera Hieronymi, digestus p. Joh. Oecolampadium, Bas. 1520 ex officin. Frobeniana.
|
17. |
Origenis operium IV. tomi. Parisiis, ex officina Ascensiana, impens. Joh. Parvi et Jodoci Badii,
1512. |
18. |
Joh. Scoti, ord. fr. min. Quaestiones Quodlibetales. Venetiis, 1503 p. Phil. de Bagnacavallo, sumt.
Andr. Torresani de sula
14) |
19. |
Stellarium coronae B. Virginis. 1516
15)
In Quarto. |
20. |
Ambrosii Quadragesimale de floribus spientiae, Venet. 1485. |
21. |
Augustini Sermones ad Eremitas et sacerdotes. |
22. |
Summa Angelica de casibus conscientiae, cum additionibus noviter additis, Venet. 1487 impens. Nic.
Frankfort
16) |
23. |
Bernhardi Homilia super verba Joh. 19. Stabat juxta crucem Jexu mater cjus c. ex offic. Melch.
Lotheri anno a reconciliata divinitate, 1516
17) |
24. |
Bonaventurae Biblia Pauperum
18) |
25. |
Ejusd. compendium theologiae pro pauperibus, bas. 1501 typis Jac. de Pforzen. |
26. |
Joh. de Gerson, Concellarii Parisiens. III partes operium. 1489.
19) |
27. |
Lavacrum conscientiae omnium sacerdotum. Aug. 1492 per Anton. Sorg. |
28. |
Epistola de miseria Curatorum s. Plebanorum. Lips. 1493 p. Arnoldum de Colonia
20) |
29. |
Legenda Annae matris Mariae et aviae Jesu Christi. L. 1497 p. Melch. Lotter
21) |
30. |
Tractatus de discordia Praedicatorum et Minorum cum Clero seculari c.
22) |
31. |
Joh. de Pfaltz, ord. fr. Erem. S. Aug. Coelifodina absconditos S. Scripturae thesauros pandens. L.
1511 p. Mart. Lantzberg. Herbipolensem. Ej. supplementum, 1510.
23) |
32. |
Ars moriendi, ex S. Scriptura collecta, cum figuris, ad resistendum diabolo in morbis agone valens.
L. 1496 typis Wolffgangi Monacensis
24) |
33. |
Mammotrectus super universa Biblia et alios libros. Venet. 1483 typis Franc. de Hailbrunn
25) |
Außer diesen Schriften finden sich auch in der ehemaligen Bibliothek des hiesigen Klosters viele Bände
von Predigten über die Sonntage des Kirchenjahres (sermones de tempore), von den Heiligen (sermones de sanctis), und Fastenpredigten (sermones
Quadragesimales), die zwar nicht Muster, aber doch brauchbar sind, um den Zustand der Theologie, des Geschmacks im Predigen und die Sitten jener
Zeiten, in welchen sie gehalten wurden, daraus zu ersehen, wozu sie auch viele Gelehrte bereits benutzt haben
26).
Den Bibliotheks-Saal zierten, nach Gewohnheit jener Zeiten
27)
, zwei Oelgemälde, die noch auf dem Schlaf-Tabulate der Klosterarmen an der Wand befestigt sind, auf welchen in der Höhe einer Elle und in dem
Ordenskleide der Franciscaner (den Papst Sixtus IV. ausgenommen, der in seinem päpstlichen Ornate dargestellt ist), 17 Personen abgebildet sind,
die sich um den Franciscaner-Orden sehr verdient gemacht haben. An der Seite des linken Fußes siehet man die Wappen der abgebildeten Personen und
unter ihren Füßen eine Krone oder einen Stab, als eine sinnbildliche Vorstellung von der Würde, die sie bekleidet haben. Ueber ihrem Haupte stehet
ihr Name und Charakter, und eine Schriftstelle, die aus der Vulgata als Unterschrift bei jeder Person angebracht ist, zeigt, worin ihre Verdienste
um den Orden vorzüglich bestanden haben. Auf dem ersten Gemälde, das zehen Personen enthält, stehen folgende Ueber- und Unterschriften:
1. |
Fr. Alphonsus rex Arragoniae Vitis frondosa est Israel. Hos.10,I. |
6. |
Philippus rex Navarricorum. Juvent. quasi vitem collegit. Sir.25,5. |
2. |
Fr. Petrus, filius regis Arrag. Vinea Dui exercitum, Jes.5,7. |
7. |
Fr. Nicolaus rex Majorcorum. Vinea dabit fructum suum, Zach. |
3. |
Fr. Petrus rex Castellae. Quid fiet de ligno arido. Luc.23,31. |
8. |
Fr. Johannes rex Arragoniae. Bibamus de genimine vitis huius, Marc. 14,25.
|
4. |
Fr. senectus rex Castellae. Vinea cantabit in die illa. Jes.27,2. |
9. |
Fr. Alpharus Hispanus doctor. Dedit illi dominus firmatum sanctuarium. Exod. 15,17.
|
5. |
Fr. ... nepos regis Castellae, Vineam tradidit custodibus, Cant.8,11. |
10. |
Fr. Johannes Rupella doctor. Mirabiliter facta est scientia tua excelss. |
Auf dem zweiten Gemälde von 7 Personen sind
folgende Aufschriften: |
1. |
Sixtus papa quartus. Plantavi mibi vineam. Excel.2, 5. |
5. |
Fr. Petrus rex Capriae. Locata sunt ligna ad vitem. |
2. |
Fr. Exereses imperator Graecor. Vineam de Egipto transtuli. Ps. 80, 9. |
6. |
Fr. Alexander comprimatorum regis Arragoniae. Crevit in vineam longor.
|
3. |
Fr. Albertus rex Cypriae. Vineae florentes odorem dederunt. Sir. 24, 23 |
7. |
Fr. Johannes rex Arragoniae. Ligans ad vincam pullum saum. Gen. 49. II. |
4. |
Fr. Petrus rex Arragoniae. Et vox turturis audita est. Cant. 2, 12. |
|
|
Kommt man aus dem vormaligen Bibliothek-Zimmer in den Vorsaal, so wird man an der Wand eine gemalte
Figur gewahr, über welcher der Name S. Johannis, darunter zwei Sterne und unter den Sternen in einer Zirkelrunde der Name IhS (Jesus) stehet. Ich
halte sie für den Charakter der Weihe des Klosters oder der Klosterkirche, die gleich nach ihrer ersten Erbauung, den Sonntag vor Johannis 1248
geschah
28)
. Unter dem letztbeschriebenen Gebäude hinter dem Kreuzgange ist noch eine Wohnung, die zu den Mönchszeiten, der gemeinen Sage nach, der Organis
inne gehabt haben soll; ich glaube aber, daß der Pförtner darin seinen Aufenthalt hatte, wie das in Form eines Dreiecks angebaute Häuschen
vermuthen läßt, denn dasselbe ist recht dazu eingerichtet, um von drei Seiten zu sehen, wer in das Kloster eingehet. Nach der Aufhebung des
Klosters hatte die Hebamme und seit einigen Jahren der Nachtwächter freie Wohnung darin.
Gegen 200 Jahre hatte das Kloster außer einem sehr kleinen Hofe nichts weiter, als die vorhin angezeigten Gebäude. Aber Dienstags nach Jacobi
den 26. Jul.) 1407 theilten ihm Markgraf Friedrich der Streitbare und Wilhelm II. oder der Reiche den halben Theil des jetzigen nebenan liegenden
Marstalls zu. (Urk. 18) Auf diesen Platz baute der Kloster-Convent ein Gebäude, legte einen Garten an und ließ das Uebrige zu einem Hofe liegen.
In dem Erdgeschosse des Gebäudes befanden sich, als das Kloster noch im Flor war, Ställe für seine eigenen und für die Pferde solcher Fremden,
die bei den Mönchen einkehrten, wenn sie ihre Andacht bei ihnen halten wollten, nebst einer Stube. In dem obern Stockwerke waren Stuben für fremde
Gäste und für kranke Brüder, wovon noch die zugemauerten Fenster zu sehen sind. In einem Notariats-Instrumente, das über die 1494 vom Pleban
Gregorius Geyer dem Kloster-Convente gethanen Eingriffe verfertigt ward, wird das Gastzimmer, wo die Untersuchung geschah, domus hospitum conventus
genannt. Auf dem Boden ward das Getreide der Mönche aufbewahret. Herzog Georg bediente sich eine Zeitlang dieses Bodens, um das Amts-Zinsgetreide
daselbst aufzuschütten. Darüber beschwerte sich 1528 der Guardian des Klosters, weil er und seine kranken Brüder dadurch beunruhigt würden, schlug
aber vor, eine Thüre von der Gasse herein durch die Mauer brechen und eine besondere Treppe auf den Boden anlegen zu lassen. Diesen Vorschlag ließ
sich der Herzog gefallen und gab dem Amtsvoigte Befehl, die Thüre und Treppe einzurichten. Die Thüre ist noch vor Kurzem zu sehen gewesen, jetzt
aber ist ein Thorweg durchgebrochen worden. Als nach der Einziehung des Klosters 1553 Churfürst Moritz dem Rathe auf seine Bitte das Kloster und
die dazu gehörige Kirche erblich zueignete, behielt er sich unter andern vor, daß der Rath ein Schutthaus erbauen und im baulichen Wesen auf immer
erhalten solle, welches auch geschah. Der Mönchs-Getreideboden ward dazu eingerichtet. Auch das Erdgeschoß ward nach der Uebergabe an den Rath
verschiedentlich benutzet. In dem J. 1733 und nachher ward es von dem Major von Born und dem Rittmeister Boy zu einer Reitbahn für den hier im
Quartier liegenden Stab des Königl. Leib-Cürassier-Regiments gebraucht. Im J. 1739 bediente sich dieses Platzes der Major von Bomsdorf bei der
damals hier stehenden Grenadier-Compagnie zum Unterbringen der Rüstwagen. Nachher ist es als Wagenschuppen fortwährend benutzet worden. In einer
daran befindlichen Kammer wird auch noch der Wagen, worauf zur Pestzeit die Leichen auf den Gottesacker des Nachts gebracht wurden, aufbewahret.
Zwischen dem Schuttboden und dem Marstalle war schon vor der Reformation ein Haus eingebauet, das erst von Truchsaß auf Wellerswalda, dann
Hanns von Tranndorf auf Stechau besaß, von dem es der Rath 1532 für 77 fl. kaufte
29)
und vermiethete. Im J. 1575 brannte es mit dem Marstalle zugleich ab und ward nicht wieder aufgebauet. Im J. 1803 ward die Amts-Frohnveste dahin
verlegt.
Das Kloster hatte auch eine Scheune zur Aufgewahrung des Getreides, welches die Mönche in der Aernte bei ihren Bittumgängen erhielten. Ich habe
auf der inwendigen Schaale eines Buchs der Klosterbibliothek das Bruchstück eines Ausdrusch-Registers v. J. 1472 aufgeleimt gefunden. Nach der
Reformation hatte sie der Amtsvoigt gegen einen gewissen Miethzins im Gebrauche. Wo aber diese Scheune gestanden hat, kann ich nicht mit Gewißheit
bestimmen. Doch vermuthe ich, daß es eine von diesen Scheunen bei dem Dippoldsberge vor dem Altoschatzer Thore und zwar Nr. 520 gewesen ist, denn
ich finde in dem Steuer-Catastrum von 1742 angemerkt, daß jene Scheune eine geistliche Scheune und in dem Catastrum von 1688 gar nicht zu finden
sei. Dieselbe ist wahrscheinlich den Diakonen allhier zur Aufbewahrung ihres erbauten Getreides überlassen und nachdem sie ihre Felder
verpachteten, an einen Bürger verkauft worden.
Nr. 213 jetzt siscalisch. Bezirksgerichtsgebäude und Frohnveste, wie die folgende Nr. 214). Der Stadthof oder Marstall. Dieser Hof war ehedem,
als ihn Oswald Preger von dem Markgrafen Wilhelm I. in Lehn hatte, noch einmal so lang und faßte auch den Theil mit in sich, worauf der jetzige
Amts-Schuttboden, der Klosterhof und der Klostergarten befindlich ist, in sich. Markgraf Wilhelm I. eignete denselben 1407 am Sonnabende nach der
h. 3 Könige-Tage (den 8. Januar) so wie er damals war, nachdem Preger für sich und seine Erben willig die Lehn aufgelassen hatte, zu seinem,
seiner Aeltern und Nachkommen Trost und Seligkeit, den Franciscaner-Mönchen zu, um ihr Kloster damit zu erweitern. Dieses gab zu vielen
Mishelligkeiten zwischen den Mönchen und den Bürgern Anlaß. Vermuthlich stützten sich die letztern auf das Verbot des Rathes, das er im J. 1387
hatte ergehen lassen, nach welchem hinfort kein Bürger noch Bürgerin einiges Erbgut zur Pfarrkirche, noch dem Pfarrer, noch zum Kloster, noch den
Mönchen, noch in eine geistliche Achte bescheiden sollte, mit solchem Unterschiede, daß diese dergleichen beschiedene Güter oder Erbzinsen länger
nicht, denn einen Monat behalten, sondern solche in die Stadt, aber nicht aufs Land, wieder verkaufen sollten und wenn sie dieses nicht thäten, es
der Rath selbst verkaufen wolle. Markgraf Friedrich, der Streitbare und Wilhelm II. aber verglichen beide Partheien mit einander und fertigten
darüber den Dienstag nach S. Jacobs-Tage (den 26. Jul.) 1407 eine Urkunde aus, nach welcher der Theil des Hofes von dem Steinhause an bis zu dem
Kloster, die Queere durch den Hof und von der Stadtmauer bis an die Gasse dem Kloster-Convent zufiel, der andre Theil hingegen mit dem Steinhause
und Wagenhause ganz den Bürgern und der Stadt bleiben sollte. Angefügt ward die Bedingung, daß keine Partei der andern entgegen einen Eingriff
thun, die Bürger kein Gebäude auf die Klostermauer, noch an ihre Mauer setzen, noch sonst den Brüdern um Schaden bauen, auch kein Fenster in den
Klosterhof machen und die vorhandnen zumauern lassen sollten (Urk. 18). Im J. 1408 am Freit. vor Pfingsten (den 1. Junius) vererbte die Markgräfin
Anna den Bürgern ihren Theil an dem Hofe (Urk. 19). Dieses Commun-Grundstück ward nachher von dem Rathe zur Betreibung ihrer damaligen Oekonomie,
über welche der Marstaller die Aussicht führte, gebraucht und seitdem er sich genöthiget sah, den 30 Oktober 1624 die Pferde, des großen Aufwandes
wegen, abzuschaffen und dem Marstaller seinen Abschied zu erhteilen, erhielt es eine andre Bestimmung. Nebst einem Büchsenhause, das 1527
abgetragen, wiedergebaut und mit 2 Söldern versehen ward, war auch ein Heustall darin, dessen wüster Platz der jetzige Bauamtsgarten ist. Im J.
1575 brannte der Marstall ab.
Nr. 214. Das ehemalige Raths-Wirthschafts-Gebäude im Stadthofe diente vor Zeiten dem Marstaller, als Raths-Oekonomie-Verwalter, nebst unter
ihm stehenden Dienstboten zur Wohnung. Nachher ward es dem Stadt-Gemeindehirten eingeräumt und im J. 1798 eine Stube für fremde Kranke daselbst
eingerichtet. An der Giebelseite nach der Brüdergasse heraus waren zwei steinerne kleine bärtige Mannsköpfe eingemauert, welche man fälschlich für
Denkzeichen der beiden Prinzen Friedrichs mit der gebißnen Wange und seines Bruders Dietrich ausgiebt, die ihr Vater, Landgraf der Unartige, ganz
der Geschichte zuwider, daselbst gefangen genommen haben soll. Denn sie waren nichts weiter, als eine in alten Zeiten gewöhnliche Verzierung, die
der Mäurer nach seinem Einfalle hier angebracht hatte. Es könnte sein, daß der Name des daran stoßenden Brüderthores diese Verzierung zunächst
veranlaßt hätte. Allein dieses Thor hat seinen Namen nicht von zwei eigentlich sogenannten Brüdern, sondern von den Franciscaner-Brüdern, die
nicht weit davon ihr Kloster hatten. Im Laufe der Zeit wurden jene beiden Köpfe zu einem sogenannten Wahrzeichen der Stadt erhoben
30)
. Im. J. 1805 kam ein Theil des gedachten Hauses zu der neuerbauten Thorschreiber-Wohnung, weil die alte wegen der neuangelegten Thorbrücke,
weggerissen werden mußte, um eine gerade Ein- und Ausfahrt zu bewirken. Dabei hat man nicht vergessen, zwei neue steinerne Köpfe an der
Vorderseite des Hauses wieder anzubringen. Auf der andern Seite des Thores ward 1527 die jetzige Baudiener-Wohnung eingerichtet, und zwar nur mit
8 Schock 59 Gr. 6 Pf. baarer Ausgabe, weil der Rath für Holz, Steine und Fuhren nicht aufzuwenden brauchte. Denn die Baustämme ließ er in dem ihm
damals noch eigenthümlichen Holze bei Frauenwalda, zu Börln gehörig, schlagen, die Steine in seinen Steinbrüchen brechen und durch seine eigenen
Pferde anfahren.
Nr. 217 (jetzt 139, Grundstück de Herrn Schäferei-Director Schmidt.) Eine ehemalige Altaristen-Wohnung. In der ersten Hälfte des funfzehnten
Jahrhunderts besaß dieses Haus der Edle von Lißenig, Bürger, Rathsmann und Geschworener der Stadt. von diesem kam es an die Brüder Hanns und
Heinrich von Grünrode auf Borna, die es im J. 1446 am S. Margarethen-Tage (den 13. Jul.) dem Altar des h. Leichnams unseres Herrn in der
Pfarrkirche zu S. Aegidius schenkten, damit der Altarist Livinius und seine Nachfolger ihre Wohnung darin haben möchten, wofür sie gehalten sein
sollten, für sie und ihr Geschlecht, wenn es ihnen befohlen würde, zu beten, auch ihnen Herberge und Stallung für ihre Pferde, bei ihren
Geschäften in der Stadt zu gestatten, dabei sie aber mit ihren Dienstbothen nicht beschweret werden sollten
31)
. Nach der Reformation wollte sich Ulrich von Grünrode im J. 1552 dieses Haus wieder zueignen, weil er, wie er in seinem Schreiben an den
Churfürsten Moritz sich ausdrückte, für seine Person noch mit demselben belehnet worden sei. Es am aber den 18. Februar d. J. vor dem Cosistorium
zu Meißen, wohin die Partheien auf churfürstlichen Befehl vorgeladen wurden, zu einem gütlichen Vergleiche. Die Deputirten der Stadt thaten dar,
daß sich die von Grünrode ihres Rechts länger als 30 Jahre nicht bedient und sich bei der Visitation und Sequestration des Hauses nicht gemeldet
hätten, auch wäre dem Rathe von den Visitatoren anbefohlen worden, dieses Haus gleich andern geistlichen Häusern bei der Kirche zu lassen und es
in den baulichem Wesen zu erhalten. Durch diese Gründe ließ sich Ulrich von Grünrode bewegen, sein Gesuch zurückzunehmen, sich des geschehenen
Vorbehalts der Herberge und Stallung, jedoch unter der Bedingung zu begeben, daß das Haus künftig zum Besten der Kirche und ihrer Diener gebraucht
und nicht veräußert werden sollte; würde es jedoch für gut angesehen, das Haus zu verkaufen oder jemanden anders, als Kirchendienern zu vermiethen,
so sollte der Zins vom Kaufgelde oder auch das Miethgeld zum Nutzen der Kirche und ihrer Diener verwendet werden. Dieses ließen sich die Deputirten
der Stadt gefallen und stellten darüber einen Revers aus. Als es nachher die Umstände erforderten, das Haus zu verkaufen, so erbot sich der Rath zu
einer jährlichen Abgabe von 20 Gr. in das geistliche Einkommen, wobei es auch geblieben ist. Das Gebäude ward nach der Zeit, vermuthlich im
dreißigjährigen Kriege, wüste, denn in einem alten Catastrum wird zu Ende des 17ten Jahrhunderts die Stelle Paul Bösens wüster Garten genannt.
Volkmar Keubel baute sie 1691 wieder auf.
Nr. 218. (Die hier erwähnten Nummern von 218 bis 222 sind jetzt die Nr. 140 bis 143, sonach der Häuser-Comlex von Herrn Riemenmeister Kleemann
bis zu Herrn Kaufmann Röber). Die Hofstatt am Brüder-Thore, der schwarze Hof genannt. Aus den Nachrichten, die ich in den Stadthandelsbüchern und
Kämmerei-Rechnungen von diesem Hofe gefunden habe, kann ich nicht anders urtheilen, als daß er von seiner ersten Entstehung an ein
Commun-Grundstück gewesen und, ehe der jetzige Marstall 1408 von der Markgräfin Anna der Stadt vererbet ward, zu dem Stadthofe gebraucht, nachher
aber von dem Rathe, als er ihn zu diesem Behufe nicht mehr nöthig hatte, gewissen Personen zum Anbau überlassen und auf ihre Lebenszeit mit der
Bedinung in Lehn gegeben worden sei, keine bürgerliche Nahrung mit Brauen, Ausschenken, Kaufen, Verkaufen und sonst zu treiben; auch sollte das
Haus alsdann, wenn die Inhaber stürben, mit seinen Nebengebäuden und seinem Raume wieder an die Stadt zurückfallen. Der Rath gestattete auch
Bürgerhäuser auf einem Theile des Hofes, der viel größer, als jetzt war, zu bauen, benutzte ihn aber bei vergrößerter Oekonomie endlich von dem
letzten Viertel des 16ten Jahrhunderts an selbst. Dieses wird noch näher aus dem erhellen, was ich nun weiter davon anführe. Der Erste bekannte
Bewohner des Hofes war Matthes Telmschitz, nach ihm bekam ihn Georg Meißner, dem der Rath die Schriftliche Versicherung darüber am 22. Febr. 1461
ausstellte
32)
. Nach Meißners Tode erhielt ihn dessen Stiefsohn, Georg Wurz, der mit des Raths Bewilligung einen Raum davon verkaufte, worauf zwei Häuser gebaut
wurden, davon das eine nachher in 2 Häuser, das jetzt die Nummer 219 und 220 führen, getheilet ward, das andere aber Nr. 221 ist. Mir kommt es
sehr wahrscheinlich vor, daß auch die Häuser Nr. 217 und 222 von dem schwarzen Hofe vorher abgebauet worden sind. Von Wurzen kam er an Nickel
Meißner auf Schmorkau und von diesem an den Amtsvoigt, Michael Petzold, seit welcher Zeit er den Namen der alten Voigtei führte. Die hiesigen
Beamten hatten dazumal noch kein landesherrliches Amtshaus, sondern wohnten in Bürgerhäusern. die ihnen entweder eigenthümlich zugehörten oder
darin sie sich eingemiethet hatten. Der Amtsvoigt Petzold hatte den Rath um die Verleihung des Hofes auf das angelegentlichste gebeten und der
Rath willfahrte demselben um so lieber, weil er glaubte, daß es der Stadt zum Besten gereichen werde. Ehe aber der Rath ihm den Versicherungsschein
darüber ausstellte, so erhob Dietrich von Grünrode 1469 bei dem Landesherrn eine Klage wider den Rath und wollte ihm die Lehnsertheilung über den
Hof streitig machen und sich zueignen. Aber der Rath antwortete Dienstags nach Bricii in d. J. darauf und bewieß, der Hof sei vor alten Jahren ein
Erbguth gewesen und als ein solches verschoßt worden, auch habe der von Grünrode den Rath niemals, als nur jetzt, darüber belanget. Der Rath blieb
hierauf in dem Besitze seines Rechts und stellte 1470, Dienstags nach Mariä Empfängniß (den 1. Decemb.) dem Amtsvoigte Petzold den Lehnschein aus
33)
. Der Rath besorgte aber, der von Grünrode möchte nach Petzolds Tode den Streit erneuern, daher ließ er denselben, 1494 Freit. nach Martini, in
Gegenwart Nickel Dommatzschens, seines Schwagers und aller Aeltesten bekennen, daß das Haus und der Hof in der Stadt, darauf er jetzt sitze, vom
Rathe und nicht von dem von Grünrode zur Lehen gehe. Die Besorgniß des Raths war auch nicht ohne Grund, denn kaum war Petzold 1503 gestorben, so
fing von Grünrode den Streit aufs neue an. Der Rath ließ aus Vorsicht die Voigtei 5 Wochen lang bewachen, um den Besitz davon zu behaupten, 6
Rathsmitglieder reiseten am Tage Pauli Bekehrung nach Dresden und 1506 am Tage Antonius wieder 3 nebst dem Stadtschreiber. Endlich ward die Sache
1518 zum Vortheil des Raths entschieden. Michael Ziegler, ein Steinbrecher, folgte auf den Amtsvoigt Petzold und auf Zieglern 1539 Caspar Wolf.
Dieser war der letzte, der darauf wohnte, denn nach seinem Tode gebrauchte der Rath den Hof zum Bauhofe, und die damals hinter dem Hause Nr. 222
stehende Scheune zur Aufbewahrung des Heues. Diese Scheune brannte 1540, den 15. Aug. ab, ward 1542 wieder erbaut und 1642 weggerissen. Nach der
Zeit blieb der ganze Hof bis auf diesen Tag wüste und wird jetzt als ein Garten benutzet.
Nr. 223 (jetzt Garten zu Nr. 143). Vormals die Terminei der Prediger-Mönche zu Freiberg. Burggraf Albrecht der ältere zu Leisnig hatte dieses
Haus von seiner Schwester, Gertrud von Reidburg, geerbt und schenkte es im J. 1312 im Monat Mai den Prediger-Mönchen zu Freiberg zu einer Herberge,
aus besonderer Gewogenheit, die sein Vater und er allezeit gegen diese Prediger-Mönche geheget habe, um des Seelenheils seines Vaters, seiner
Mutter und aller seiner Nachkommen willen, oder zur Erlösung ihrer Seelen aus dem Fegfeuer und in der Hoffnung göttlicher Vergeltung, jedoch unter
der Bedingung, daß gedachte Prediger-Mönche zu aller Zeit eines jeden aus seiner Familie, der aus der Welt scheiden würde, bei jedem
Provinzial-Capitel im Gebet gedenken möchten. Sechs Tage vor Pfingsten d. J. wiederholte er diese Schenkung und fügt ihr noch das bei diesem Hause
gelegene kleine Häuschen bei und in einer dritten Urkunde faßt er den Tag nach Pfingsten d. J. beide vorhergehende Schenkungen zusammen, tritt das
gemeldete Haus völlig ab und eignet den Prediger-Mönchen den wirklichen Besitz desselben zu
34)
. Im Jahre 1460 ließen diese Mönche durch einen gütlichen Vergleich ihrem Nachbar Conrad von Canitz und seinen Söhnen, Herrmann und Johann, ein 3
Fuß breites Stück von ihrem Eigenthume ab, um darauf zu bauen und zu graben, Als Herzog Moritz 1542 befahl, die geistlichen Güter im ganzen Lande
zu visitieren, ihren Werth zu bestimmen und das aufzuzeichnen, was auf den Unterhalt der alten Ordenspersonen aufgewendet werden müsse, bewohnte
Paul Kohs, Vicarius des Gestifts U. L. Fr. das den Freiberger Prediger-Mönchen vormals gehörige Haus, das nicht über 20 Schock werth geachtet
ward. Einige Jahre darauf besaß es einer von den Rittergutsbesitzern zu Saalhausen, Namens Bock; im dreißigjährigen Kriege aber ward es wüste
35)
. Die Wüstung wird nunmehr von dem Besitzer des benachbarten Hauses Nr. 222 laut Concession vom 8. Mai 1787 gegen einen jährlichen Erbzins als ein
Garten genutzt.
Nr. 224, 225 und 226 (jetzt die Häuser 144, 145, 146). Ein vormaliges landesherrliches Schutthaus. Der Amtsvoigt Michael Petzold kaufte im J.
1477 Runzemanns Haus laut Kämmerei-Rechnung von d. J. zu einem landesherrlichen Haferhause, oder, wie es in einer andern altern Schrift auch
genannt wird, zu einem Kornhause. Im J. 1531 ward es von dem Landesherrn dem Rathe geschenkt, um es zu vererben. In der Kämmerei-Rechnung von
dies. J. wird es eine Hofstätte genannt, die den Mönchen gegen über liege. Der Rath ließ das vererbte Haus noch im J. 1531 zu zwei Häusern
einrichten. Sie gingen aber, weil die Abänderung eilfertig geschehen sein mochte, bald wieder ein und der Rath sah sich genöthigt, nach der Kämm.
Rechn. vom J. 1537 drei neue Häuser bauen zu lassen und dafür, außer dem Holze, den Steinen und Fuhren, die der Rath selbst hatte, 23 Schock an
Baukosten aufzuwenden. Diese Häuser wurden nachher an Bürger verkauft und führen jetzt die Nr. 224, 225 und 226.
Nr. 227 (jetzt 147 und Archidiakonats-Wohnung). Die Diakonat-Wohnung. Dieses Haus besaß in frühern Zeiten Heinrich Ritter von Wulkewitz und
nach ihm Friedrich von Streuben, von dem es Nicolaus Homut, ein geborner Oschatzer und Domherr zu Wurzen, kaufte und sichs 1394 am Tage der
Enthauptung Johannis (den 29. Aug.) von den Burggrafen in Meißen, Berthold und Heinrich in Lehen reichen ließ. Homut bestimmte es nachher zu einem
Hospital für Arme, mit einer eingebauten Kapelle. Um sein Vorhaben aufzuführen, ließ er gedachtes Haus erst 1395 von den Burggrafen Berthold und
Heinrich und sodann 1399 von den Burggrafen Heinrich und Weinherr in Erbe verwandeln, wie auch die Stiftung 1406 von dem Markgraf Wilhelm I. und
1410 von dem Bischof zu Meißen, Thimo, bestätigen. (Urk. 20) Die Kapelle war anfänglich dem heil. Leichnam und Blute Christi gewidmet, erhielt
aber nachher den Namen der Kapelle S. Elisabeth
36)
. Unter dieser Benennung kommt sie 1506 in einem Document des Kirchen-Archivs zuerst vor und nachher in allen Kirchrechnungen bis auf unsre
Zeiten. Das Haus wurd nach der Reformation 1539 dem Diakonus zur Wohnung überlassen und die Kapelle 1540 dem Stuhlschreiber zu seiner
neuerrichteten Mädchenschule einstweilen eingeräumt, bis die Schule in die Garküche verlegt ward. Jetzt wird die Kapelle zu einem Gewölbe
gebraucht. Daß sie einen Thurm mit einer Glocke gehabt hat, sieht man noch aus dem Schallloche an der Giebelseite nach der Straße zu, welches
jetzt von oben zugemauert und unten mit einem Stubenfenster versehen ist. Im J. 1649 hatte der hiesige Archidiakonus M. Abel Weidemann, der in dem
Hause damals wohnte, in dem daran befindlichen Garten eine alte, auf dem Lande erkaufte Scheine aufsetzen lassen, um das Getreide von seinem Gute
in Kleinragewitz und den ihm gehörigen Stadtfeldern hineinzulegen. Für die aufgewandten Kosten verlangte er von dem Aerarium 50 fl. Ersatz,
darüber viel Schriften gewechselt wurden. Ob er seinen Zweck erreicht hat, ist mir nicht bekannt.
Nr. 228 (jetzt 148). Die Wohnung eines Schul-Collegen. Dieß Haus scheint mir dasjenige zu sein, welches der Rath 1542 für das 1537 zur
Verlängerung des neuen Rathhauses genommene Altaristen-Haus der Jacobs-Brüderschaft, seinem Versprechen gemäß gegeben hat. Anfangs hatte der
Organist an der Stadtkirche darin seine Wohnung. Seitdem aber 1778 das Organisten-Dienst mit einem Schuldienste verbunden ward, ist es zur Wohnung
eines Schul-Collegen bestimmt worden, er mag Organist sein oder nicht.
Nro. 237 (jetzt 157). Der Gasthof zum goldnen Löwen ward sonst der Gasthof zum schwarzen Adler genannt. Als er den 27. Jul. 1734 nebst den
benachbarten Häusern Nr. 238 und 239 abbrannte, so bekam er nach seiner Wiedererbauung nicht nur den abgeänderten Namen zum goldnen Löwen, sondern
der Hofraum desselben ward auch durch die (laut eines Concessions-Befehls vom 11. Okt. 1735) hinzugekommene Brandstätte der Stallgebäude von Nr.
239 46 Ellen in der Länge und 12 ¼ Elle in der Breite vergrößert. Das Röhrwasser daselbst ward im J. 1669 bei dem Besitzer D. Martin Friedr.
Friser von Leipzig angelegt, wofür er 15. fl. 15 Gr. in die Kämmerei geben mußte. Am 7. April 1812 übernachtete der König von Westphalen,
Hieronymus Napoleon, allhier und setzte seine Reise den Morgen darauf über Meißen, Görlitz nach Glogau weiter fort.
Nr. 240 (jetzt 160). Der Gasthof zum weißen Roß verdient deswegen hier bemerkt zu werden, weil er das erste Haus von den 25 Häusern ist,m welche
in der Ringmauer bei dem verderblichen Brande 1616 verschont blieben. Dieß wird nicht nur in den Annalen unserer Stadt angemerkt, sondern auch
durch die in dem Unterziehbalken der allgemeinen Gaststube eingeschnittene Jahrzahl 1566 bewiesen.
Die Haus-Nummern desselben gehen von 248 bis 364, worunter 6 wüste Stellen sind. Dazu gehöret die
Ritter oder Eselsgasse
37)
; die Morgenseite des alten Markts; die Strehlaische Gasse; die Döllnitz- oder Entengasse
38)
; die Badergasse, die Mitternachtsseite des Hauptmarkts und die Morgenseite der Spohrergasse.
Auf der Rittergasse war ehemals in Nr. 253 (jetzt 173). eine Schwarzfarbe, die sich vorher auf der Viehweide befand.
Nro. 264 (jetzt 182). Die Untermühle. Die ersten bekannten Besitzer derselben waren die von der Dahme, deren Familie von der Mitte des
vierzehnten bis zur Mitte des sechszehnten Jahrhunderts in der Stadt in großem Ansehen stand und das Haus am Markte mit den angebauten Brauhause
Nr. 157 besaß. Die Brüder, Ambrosius und Franz, Söhne des Bürgermeisters Ambrosius von der Dahme, von denen der erste ebenfalls Bürgermeister war,
wurden von dem Herzoge Albrecht 1465, Dienstags nach Cantate (den 14. Mai) in Torgau mit 4 Schilling Groschen jährlicher Zinse und acht Scheffel
Malz, von der Untermühle zu entrichten, belehnt. Nachher kam sie an Hanns von der Dahme und seine Geschwister. Von ihm kaufte Albrech Bosse ein
halbes Viertel. Die übrigen viertehalb Viertel hatte darauf Paul von der Dahme und nach ihm dessen Söhne, Hanns und Ambrosius. Die letztern
belehnte zu Dresden im J. 1531 Freitags vor Judica Herzog Georg mit 4 Schilling Groschen und 8 Scheffel Malz jährlicher Zins auf dieser Mühle, als
einem rechten Mannlehn. Der Rath kaufte nach und nach die halbe Mühle an sich. Ein Viertel im J. 1488 nach dem Zeugniß des Stadtbuchs und der
Kämmerei-Rechn. von d. J. von Hanns von der Dahme und seinem Geschwister für 90 Rfl. erblich, und bekam davon jährlich Zins: 4 Scheffel Weitzen,
10 Scheffel Korn, 10 Scheffel Malz und ein gemästetes Schwein; ein halbes Viertel im J. 1492 Freitags nach Reminiscere von Albrecht Boßen für 35
fl.; ein halbes Viertel im J. 1506 am h. Dreikönigs-Tage von Hanns von der Dahme. Die andere Hälfte der Mühle kaufte das Hospital zu St. Georgen
um das J. 1530. Der Rath und die Vorsteher des Georgen Hospitals, die auch die Rechnung führten, verwalteten die Mühle gemeinschaftlich. Was von
der Einnahme nach Abzug der aufgewandten Kosten übrig blieb, ward in 3 Theile getheilt, davon der Rath, das Hospital und der Müller einen Theil
empfing. Im J. 1650 betrug das Drittheil 17 Schock 8 Gr. 11 Pf. Die Kosten des Wiederaufbaues nach dem brande 1616 trug der Rath und das
Georgen-Hospital zu gleichen Theilen. Der Rath und die Aufseher des geistlichen Aerarium, als Vorsther des Georgen-Hospitals, verkauften endlich
die Mühle an den Müller Gottlob Richter für 1000 Thaler und einen jährlichen Zins von 28 Scheffel Korn, und 1 Schffl. 2 Viertel 3 Metzen Weitzen,
als Pfründe für die Hospital-Armen im Kloster. Die Bewilligung vom Ober-Consist. erfolgte den 9 März 1750 die von der Landes-Regierung aber erst
den 27. Nov. 1753 worauf der Kaufbrief zu Oschatz den 11. Decbr. 1753 ausgefertigt ward. Der vorletzte Besitzer derselben, Joh. Gottlob Obenaus,
legte einen Oelmühle und ein über dem Wasser gehendes Mühlrad an.
Nr. 265 (jetzt 183). Das Nieder-Malzhaus. Der Rath kaufte im J. 1599, den 19. März zur Erbauung deses Commun-Malzhauses des Bäckers Martin
Zeißigs Haus für 25 Schock 55 Gr. Die auf den Bau verwenedete Ausgabe betrug 362 Schock 32 Gr. 4 Pf. Es ging im J. 1616 bei dem allgemeinen
Stadt-Brande mit in Feuer auf. Von der Zeit, wenn es wieder aufgebauet ward, finde ich keine Nachricht. Vermuthlich blieb es einige Zeit wüste
liegen. Erst im J. 1730 wird seiner wieder gedacht und gemeldet, daß es von 1730 bis 1736 mit 375 Rthl. 17 Gr. von neuem angerichtet, 1735 darin
wieder gemälzet und 1740 mit eisernen Horden versehen ward. Ob diese Anrichtung von einem neuen Baue oder nur von einer starken Reparatur zu
versehen ist, kann ich nicht entscheiden. Zur Zeit des siebenjährigen und des Bayerischen Erbfolgekrieges 1778 ward es zu einem Stroh- und
Heu-Magazin gebraucht. Besage Rescripts vom 15. Nov. 1781 ward es an Joh. Georg Mehlhofen für 100 Rthl. verkauft. Von ihm kaufte es der Kaufmann
Carl Gottlieb Hoffmann in Leipzig und richtete es zu einer Tabacks-Fabrik ein. Von diesem kam es an den jetzigen Besitzer, den kaufmann Georg
Friedrich Balz, der es zu gleichem Zwecke benutzt. Vor diesem beschriebenen Hause ward von Joh. Christ. Fehre, zu seinem an Nr. 364 auf dem alten
Markte angebauten Brauhause, um der Beschwerlichkeit, das Wasser zum Brauen in einem großen Fasse auf der Achse fahren zu lassen, überhoben zu
sein, eine Plumpen-Maschine angeleget, die aber von dem nachherigen Besitzer J. G. Mehlhofe auf den Platz über der Bach, wo sie noch jetzt steht,
versetzt ward.
Das Eckhaus auf der Mitternachtsseite der Strehlaischen Gasse an der Bach Nr. 303 war sonst ein Brauhaus, das dem Besitzer des anstoßenden
Hauses Nr. 302 (jetzt 240 und 241). gehörte. Das Brauhaus ward aber, als es die Schreckischen und Dämeritzischen Erben besaßen und es ganz
unbrauchbar geworden war, auf ihr Ansuchen, laut eines Befehls vom 6. März 1727 zu einem Wohnhause eingerichtet.
Nr. 311 (jetzt 214). Das ehemalige Farbehaus im Strehlaischen Thorzwinger. Dieses wird, als es der Färbe Beilager besaß, zuerst in der
Kämmerei-Rechnung vom J. 1508 erwähnt und daselbst 1551 und 1559 mit dem angeführten Namen bezeichnet. Es brannte 1616 mit ab und blieb wüste. Als
aber auf churfürstlichen Befehl vom J. 1654 vom Rathe ein Kuttelhof für das Fleischerhandwerk erbauet werden mußte, so ward derselbe noch das
gedachte Jahr von altem Bauholze aus dem Strisaer Vorwerke, das damals dem Rathe gehörte, auf der wüsten Stelle aufgerichtet. Die Baukosen
betrugen 61 Schock 16 Gr. 6 Pf. und unter den Mobilien waren 2 kupferne Kessel, 20 Pfund schwer. Im J. 1658 haben 14 Meister des
Fleischhauer-Handwerks 4 Schock 54 Gr. Zins davon in die Kämmerei. Der Rath überließ den Hof 1686 dem geistlichen Aerarium, das ihn 1765 dem
Fleischer-Handwerk verkaufte. Von diesem kam er an eine Privatperson, die ihn zu einem Wohnhause gebrauchte.
Nr. 311 (jetzt 214). [?] Vormals des Raths Schleifmühle vor dem Strehlaischen Thorzwinger. Der Rath ließ diese Mühle im J. 1480 durch den
Müller Martin aus dem Sornziger Klosteramts-Dorfe Tellschütz zum Besten der Commun erbauen, um daselbst, bei den damals noch gewöhnlichen
Heerfahrts-Zügen, die Waffen schleifen lassen zu können. Im J. 1497 wird sie in der Kämmerei-Rechnung die neue Mühle im Strahlaischen Thore
genannt. Das Wasser ward bei der Hospital-Thorbrücke durch einen in dem Stadtgraben neuangelegten Kanal aus der Döllnitzbach in die Mühle geleitet
und floß unter der Erde durch eine gewölbte Schleuse bei der Strehlaischen Thorbrücke, wo ein Wehr stand, wieder in die Bach. Die Mühle ward
verpachtet. Sie ging nach der Zeit ein oder brannte 1616 mit ab blieb darauf wüste. Im J. 1736 wollte Benjamin Hoffmann, ein Schleifer und
Polierer von Freiberg, die Mühle wieder anrichten, ward deswegen auch Bürger, führte aber sein Vorhaben nicht aus. Dasselbe nach sich der hiesige
Waffenschmidt Joh. Gotthelf Bauer 1771 vor, brachte es aber auch nicht zu Stande. Im J. 1801 ward ein Wohnhaus darauf gebauet.
Nr. 331 (im Cataster von 1841 als wüste Baustelle aufgeführt). auf der Döllnitzgasse war vor Zeiten ein Brau- und Malzhaus, das Christoph
Heynen und Adam Scheibens Wittwe gehörte. Es brannte bei dem großenBrande 1616 ab, sollte 1727 wieder aufgebauet werden, der Bau ward auch
angefangen, aber nicht vollendet, weil der Erbauer unvermögend war, sein Vorhaben auszuführen. Die Wüstung ward nachher, laut eines Befehls vom
13. Aug. 2766 dem Schönfärber Christ Gottlob Beyer, bei Anlegung seiner privilegirten Schönfarbe auf der Hospital-Gasse Nr. 390 zu einem Holzhofe
überlassen und der Raum bei der Ausmessung vier und zwanzig und eine halbe Elle in der Länge und elf und eine Viertel-Elle in der Breite befunden.
Nr. 332 (jetzt 276). ist die Niederbaderei, sonst auch die Niederbadestube genannt. Da in den ältern Zeiten bei den Leichenbegängnissen
wohlhabender Personen wohl 3 bis 5 Bäder nach einander in verdienstlicher Absicht bestellt und reichlich bezahlet wurden, auch sonst viele
Badestiftungen, um selbst nach dem Tode noch gute Werke auszuüben und die Seele dadurch desto eher aus dem Reinigungsfeuer nach dem Tode zu
befreien, worüber oben mehrere Belehrung gegeben wird, geschahen, so hatten die Bader dabei einen guten Genuß, der ihnen aber in neuern Zeiten
entgangen ist. Der Niederbader bezahlte am 20. Jan. 1646 7 Schock für das auf seine Badestube erkaufte Bier.
Nro. 334 (jetzt 238). ist das Haus auf der Döllnitz-Gasse, wo den 4. Jul. 1616 bei dem Schlosser Amhof das Feuer auskam, welches fast die
ganze Stadt in ihren Ringmauern in die Asche legte. Erst im J. 1800 ward wieder aufgebauet; abergläubische Furcht hatte zeither den Aufbau
gehindert.
Nr. 335 (jetzt 237). ebenfalls auf der Döllnitz-Gasse war vor dem Brande 1616 ein Brauhaus, blieb lange wüste liegen, bis 1718 ein Wohnhaus
auf dessen Stelle erbauet ward.
Nr. 319 bis 330 und Nr. 333 bis 338 auf der Döllnitz-Gasse wurden den 18. Sept. 1811 in den Abendstunden ein Raub der Feuerflammen und den 24.
Decemb. darauf, am heiligen Abend vor Weihnachten, betraf das Haus Nr. 317 das damals allein noch stehen geblieben war, ein gleiches Schicksal. Die
Nummern 319 bis 330 sind jetzt Nr. 221 bis 232; die Nummer 333 ist jetzt 239; die Nummern 336, 337 und 338 sind jetzt 234, 235 und 236. – Nr. 317
ist im Cataster von 1841 mit 318 verbunden; jetzt sind beide zusammen Nr. 220)
In Nr. 344 auf der Badergasse war vor beinahe 100 Jahren die Schwarzfarbe, die vorher in Nr. 253 auf der Rittergasse war, verlegt. Jetzt
befindet sie sich in Nr. 347 auf der genannten Badergasse. (Nr. 344 ist jetzt 271; Nr. 253 ist jetzt 173 und Nr. 347 ist jetzt 268)
Nr. 354 (jetzt 266) auf der Mitternachtsseite der Badergasse neben dem Königl Amthause hatte sonst im Hintertheil des Hofes nach der
Strehlaischen Gasse zu ein Brauhaus, in welches das Wasser in einem Fasse auf dem Wagen gefahren ward. Durch den Hof gehet ein Erbfluß, das von
den Nachbarn angenommen wird, bis es auf der Döllnitzgasse in die Mühlbach fällt.
Nr. 355 (jetzt 265). Das Königliche Amthaus an der Mitternachtsseite des Hauptmarkts. Da bis zum großen Brande 1616 noch kein landesherrliches
Amthaus vorhanden war, sondern die Beamten bald hier, bald dort in Privat-Wohnungen ihren Aufenthalt hatten, z.B. Petzold in Nr. 218 oder dem
sogenannten schwarzen Hofe in der Brüdergasse; Riegel in dem jetzigen Mogkischen Hause Nr. 156 am Markte; Kober in dem Geyderischen Hause Nr. 365
(jetzt 281). am Markte; Benedict. Richter in Nr. 354 (jetzt 266). neben dem jetzigen Amthause in der Badergasse: so ertheilte Churfürst Johan
Georg I. dem Amtsvoigte zu Oschatz, Joh. Pinkert und dem Baumeister Simon Hoffmann zu Freiberg, unter dem 22. Aug. 1616 Befehl, eine von den am 4.
Jul. 1616 entstandenen Brandstellen zu einer Amts-Wohnung zu kaufen. Diese erhandelten darauf von des Rathsverwandten Johann Jentschens Wittwe und
ihrem Sohne eine Brandstelle am Markte für 1400 Gülden Böhmischer Wehrung, worauf auch sogleich den 29. Aug. d. J. der Kauf-Contract abgefaßt und
das jetzige Amthaus gebauet ward.
Nr. 357 (jetzt 263). Der Gasthof zum weißen Schwane hatte sonst zwei Thorwege, davon der eine auf den Markt, der andere auf die Spohrergasse
führte. Das Hinterhaus, in welchem der letzter sich befand, ward 1768 verkauft und führt jetzt die Nr. 358 (jetzt 262) Als noch die Poststraße über
Oschatz ging, war dieser Gasthof das Absteige-Quartier der Landesherrschaft bei ihrer Durchreise. Die dazu bestimmte Stube ward die
Herrschaftsstube genannt, über dem Eingang hing das churfürstliche Wappen. Als die Gemahlin des Churfürsten Friedrich August I. Christina
Eberhardina 1694 bei ihrer Durchreise auf die Leipziger Ostermesse allhier krank ward, verweilte sie einige Tage in diesem Gasthofe, und ward vom.
Reinhardt als Arzt bedient. Nach ihrer Wiedergenesung war ihre erste Ausfahrt in des Bürgermeisters D. Fladens Garten, wo sie spazieren ging und
ihr Gefolge sich unterdessen mit Kegelschieben vergnügte. Gegen Abend speisete sie in dem Lusthause und ließ vor demselben für ihre Begleitung
eine Tafel anrichten, wozu auch D. Flade eingeladen ward. Nach aufgehobener Tafel fuhr sie zufrieden wieder in ihre Quartier und den Tag darauf
auf die Messe nach Leipzig, wo sie in Auerbachs Hofe einen großen silbernen Kelch mit einer Decke kaufte, den sie durch einen Kammerherrn dem D.
Fladen, der sich damals auch gerade im gedachten Hofe befand, zustellen ließ.
Nr. 364 (jetzt 256). an der Ecke der Morgenseite der Spohrergasse hat ein Brauhaus, darein das Wasser aus der Mühlbach durch die S. 139
erwähnte Plumpen-Maschine gebracht.
Dieses Viertel fängt mit der Nr. 365 an und endet sich mit Nr. 457. Dahin werden gerechnet: die 3
Häuser auf der Mitternachtsseite des Hauptmarkts, die Häuser an der Morgenseite desselben, die Hospital-Gasse, das Queergäßchen zwischen der
Hospital- und Bader-Gasse, ein Theil der Rosmarin- und großen Webergasse unter die Mühlbach, und der Vorder- und Hinter-Brühl
39)
Es befinden sich 17 Wüstungen in diesem Viertel.
Nr. 366 (jetzt 282). Vormals der Gasthof zum goldenen Stern. Dieser Gasthof wird auch der alte Gasthof genannt, vielleicht weil er etwa älter
war, als der Schwan. Vor Zeiten hielten sich jedesmal die landesherrlichen Commissarien daselbst auf, wenn sie von der Bürgerschaft die
Erbhuldigung einnahmen oder sonst andere Aufträge auszurichten hatten. Im J. 1548 Dienst. nach Miseric. Dom. Kehre auch D. Philipp Melanchthon,
jener berühmte Lehrer auf der Universität Wittenberg und hochverdienter Mitarbeiter am Werke der Reformation, darin ein und ward vom Rathe mit 44
Gr. 6 Pf. ausgelöset. Von der Zeit des siebenjährigen Krieges an, wo weniger oder gar keine Fremden in diesem Gasthofe einkehrten, ward er als ein
Privat-Haus genutzt. Auf dem Raume des dazugehörigen Garten stand sonst eine Scheune.
Nr. 369 (jetzt 285). Das Eckhaus am Markte und an der Hospitalgasse. Dieses Haus hat für Einheimische und Fremde wegen des an der
Mitternachtsseite angemahlten großen Christophs immer einiges Interesse gehabt. Viele, die das Gemälde sahen, wußten nicht, welche Bewandniß es
damit habe. Einige Erklärung darüber dürfte daher nicht am unrechten Orte sein. Man würde sich irren, wenn man glauben wollte, es habe wirklich
ein Mann dieses Namens von einer solchen Riesen-Länge in der Welt gelebt. Es glauben dieses zwar viele in der Römischen Kirche und verehren ihn
als einen Heiligen. Aber selbst einige Lehrer dieser Kirche, z.B. Laurent. Villavicentius
40)
, ein Augustiner von Xeres aus Andalusien im vierzehten Jahrhunderte, Martin Becanus
41)
, ein Jesuit von Hilparenbec in Brabant im 16. und 17. Jahrhunderte und Cäsar Baronius
42)
, ein gelehrter Kardinal im 16. Jahrhunderte, halten denselben für eine sinnbildliche Vorstellung eines Predigers des Evangelium. Hermias
Sozomenus, Scholasticus genannt
43)
, der im fünften Jahrhunderte lebte, giebt den im vierten Jahrhunderte lebenden Bischof zu Lavdicea Apollinaris, den jüngern, für den Erfinder
dieser Abbildung aus. Im 9ten Artik. der Apologie der Augsburgischen Consession wird folgende Erklärung davon gegeben: St. Christophorum, welcher
auf Deutsch heißt Christträger, hat etwan ein weiser Mann den Kindern in solcher großen Länge malen lassen, und hat wollen anzeigen, daß eine
größere Stärke, denn Menschenstärke ist, in demjenigen sein müsse, die Christum sollen tragen, die das Evangelium predigen und bekennen sollen:
denn sie müssen durch das große Meer bei Nacht waden, ic. d. i. allerlei große Anfechtung und Gefahr ausstehen. - Thom. Browne
44)
, ein berühmter Arzt in England im 17. Jahrhunderte, merkt an, daß man das Bildniß Christophs gemeiniglich an öffentlichen Straßen und Kirchthüren
angemalt habe, um bei denen, die es ansehen, gute, erbauliche Gedanken zu erwecken. Dieß ist auch in Schatz an mehr als einem Orte geschehen, z.B.
in der Klostekirche an der Thurmseite, wo sonst das viereckige Sing-Chor war, am Rathhause u.s.w. Diese Beispiele mögen auch einen ehemaligen
Besitzer es obengedachten Eckhauses bewogen haben, im J. 1575 das Bildniß Christophs anmalen zu lassen. Unter ihm sind die Worte angebracht:
Christophorus Christum, sed Christus sustulit Orbem. Constiterit pedibus Die ubi Christophorus. Als dieses Bildniß 1717 von dem Kunstmaler
Christoph Richter, erneuert ward und er nur noch die Inschrift an dem Hauserker vollenden wollte, so stürzte er rückwärts 6 Ellen hoch herunter
aufs Pflaster und starb nach 9 Stunden. Diesem Hause drohte den 18. Aug. 1647 Mittags zwischen 12 und 1 Uhr eine große Gefahr, indem es von einem
Blitzstrahl getroffen ward, der zwar nicht zündete, aber doch das Ziegeldach am Erker oben und unten zerschmetterte. Als es Innocent von
Starschedel 1661 besaß, war das in der Hospital-Gasse angebaute Haus Nr. 370 noch das Hintergebäude zu diesem Hause.
Nr. 377 (jetzt 329). Die privilegirte Löwen-Apotheke. Der Apotheker Hieronymus Ortheim legte dieselbe zuerst an und kaufte daher im J. 1510 zu
Walpurgis Barthel Fischheims Haus, darins ich dieselbe noch jetzt befindet. Nach ihm besaß sie: Martin Leder 1512; Johann Eschenbach 1561; Joh.
Schumann von 1572 bis 1596; Joh. Förster, dessen Privilegium über die Apotheke vom 3. Dec. 1647 sich in des Amts Oschatz Kauf- und Handelsbüchern,
Vol. I^b fol. 25^b befindet. Von den Försterischen Erben nahm sie Severus Besold 1641 in Pacht; Philipp Stapenius, ein Apotheker aus Braunschweig,
kaufte sie den 18. Sept. 1648 auf 10 Jahre wiederkäuflich für 1600 fl. von den Försterischen Erben
45)
. Darauf folgte: Wolfgang Messerschmidt; Wolf Abel Winkelmann 1678; Christoph Heynens Wittwe; Joh. Gottlieb Teuschenbein; D. Joh. Christ. Nathan;
D. Mylius; Gottlieb Richter; Joh. Christlieb Atenstädt.
Nr. 387 (jetzt 320). Die Obermühle. Von dieser Mühle kaufte der Rath 1488 ein Viertel von Paul von der Dahme für 100 fl.; 1513 ein Viertel von
Matthes Fischer für 123 fl.; 1517 ein Viertel von Pet. Bossens Wittwe; 1556 ein Viertel von Bartel Bauers Erben um 500 Meißn. Gülden. Nach dem
1616 erlittenen Brande ward sie so schleunig wieder hergestellt, daß schon zu Ursula 1617 137 Schock 25 Gr. 8 Pf. Einnahme berechnet wurden.
Vor dem Brande mußte das Gefälle die Ober- und Mittelmühle treiben, nach dem Brande aber, als die Mittelmühle einging, ward 1622 unter der Brücke
der Mühlgraben tiefer gemacht, ein neuer Rost gelegt und auf diese Art das Gefälle der Obermühle vergrößert. Im J. 1784, den 16. März vererbte
sie der Rath an den jetzigen Besitzer Joh. Friedr. Amenden gegen 3000 Thaler Kaufgeld und einen jährlichen Erbzins von 100 Thalern. Auch übernahm
derselbe die von Nitze Malkewitz 1373 für das Armuth zu einer Spende gestifteten 12 Scheffel Korn, die erst auf der Mittelmühle hasteten,
nachher aber, als diese einging, auf die Obermühle geleget wurden.
Nr. 388 (jetzt 293). Die Mittelmühle lag in dem Queergäßchen zwischen der Hospital- und Badergasse. Im J. 1373, den 2. März stiftete Nitze
Malkewitz zum Gotteshause St. Aegidius einen Malter Korn jährlichen Zins aus dieser Mühle, und zwar 6 Scheffel zum Gotteshause selbst, 3 Scheffel
zur Vigilie und Messe seines Jahrgedächtnisses für Licht und Lohn dem Kapellan und Schulmeister und 3 Scheffel, woraus Brod gebacken und armen
Leuten an der Mittewoche nach Invocavit gespendet werden sollte. (Urk. 10) Die Hälfte dieser Mühle kaufte der Rath 1488 von Stephan Schlegls
Wittwe für 100 Rfl. darauf 1506 ein Viertel von Hanns von der Dahme für 100 Rfl. und das letzte Viertel 1526 von Bischof Johannes zu Meißen als
Vormund seiner Vettern, Hanns und Georg, Wolfs von Schleinitz auf Ragewitz hinterlassener Söhne. Nach dem Brande 1616 ward statt dieser Mühle
1619 ein Malzhaus gebaut und das von Nitze Malkewitz gestiftete Spende-Korn auf die Obermühle verleget. Es ist aber niemals sehr im Gange
gewesen, sondern immer wüste geblieben oder vermiethet worden. Im J. 1753, den 11. Nov. Kam es in Kraft eines Befehls durch Kauf an das über der
Bach stehende Haus Nr. 389 (jetzt 294) in der Hospitalgasse.
Der Mühlgraben, dessen von der Döllnitz in Altoschatz abgeleitetes Wasser die jetzt beschriebenen Mühlen treibet, geht oberhalb der Augärten
vorbei, kommt unter der Bastei bei der Schönfarbe des Tuchmacher-Handwerks in die Stadt, endiget sich hinter der Bastei bei der Untermühle und
vereiniget sein Wasser wieder mit der an der Morgenseite der Stadt hinfließenden Döllnitz. Ohnstreitig ward er sogleich bei Erbauung der Stadt
angeleget. Schriftlich wird er in einem Zins-Register des Georgen-Hospitals aus dem vierzehnten Jahrhundert erwähnt, wo die Lage eines Hauses
(der jetzigen Schönfarbe), als nahe bei der Bastei, unter der das Wasser in die Stadt fließt, angegeben wird (Curia th. ppe. [Thomae prope]
castrum, ubi aqua intrat). Um denselben verlängern zu können, gab der Rath dem damaligen Besitzer von Altoschatz, Ganglof von Nossen, 5
Schock für einen 6 Ruthen langen Raum seines Baumgartens, und ließ darauf den Teichmeister in jenem Garten einen neuen Graben machen. Die
Verschreibung darüber ward dem Rathe von dem von Nossen Mittwochs nach Peter Paul 1535 ausgestellt. Wegen des beschriebenen Mühlgrabens bekam der
Rath verschiedene Streitigkeiten, z.B. 1493 mit Heinrich von Starschedel auf Mutzschen, als er, der Stadt zum Schaden, das Wasser in seinen Teich
wies; 1514 mit Nicol. von Saalhausen auf Detsch, darüber ein Commissarischer Receß abgefaßt ward Sonnt. nach Mariä Himmelfahrt d. J. 1538 mit
Hanns von Nossen auf Altoschatz, darüber ein Vergleich Montags nach Johannis d. J. aufgesetzet ward; in eben diesem Jahren mit dem von
Starschedel auf Mutzschen, als er das Erbfluß der Stadt entwenden und nach seinem Gefallen die Rinnen im Teiche legen wollte.
Die Häuser in der Hospital-Gasse Nr. 389 bis 403 brannten nebst ihren Hintergebäuden den 18. Sept. 1738 früh um 2 Uhr völlig ab. Der
Superint. D. Strohbach und der Bürgermeister Hoffmann waren die ersten bei der Spritze und fuhren sie mit eigner Hand zum Feuer.
In Nr. 390 (jetzt 295) ward von dem Schönfärber, Christian Gottlob Beyer im J. 1766 eine neue Schönfarbe angelegt und demselben 1768 ein
Privilegium darauf ertheilt.
Bei Nro. 414 (jetzt 319) war ehemals im Hofe ein Brauhaus, die Sorge genannt, welches aber einging, als in den Schwedischen Unruhen 1706 der
damalige Besitzer die Braupfanne und das Braugefäße heimlich verkauft hatte. Im J. 1738 brannte es ab und liegt seitdem wüste.
Nr. 415. Vormals die Oberbaderei in der Romaringasse unter der Mühlbach. Im J. 1478 besaß sie der Oberbader Hanns. Nach ihm kaufte sie 1511
die hiesige Kalands-Brüderschaft und hielt darin ihre monatlichen Zusammenkünfte. Diese verkaufte sie aber 1523 Freit. nach Assumt. Mar. (den 15.
Aug.) wieder an Georg Teuchler für 220 Rfl. Im J. 1536 besaß sie der Oberbader Brosius Otto und 1542 der Oberbader Erhard Poppe. Im großen Brande
1616 ward auch sie der Flamme Raub und nicht wieder aufgebaut. Besage des an die Kreis-Einnahme ergangenen Befehls vom 4. Jan. 1785 und laut
Scheins vom 5ten April. 1785 nahm die wüste Stelle der jetzige Besitzer der Obermühle, J. Fr. Amende, gegen Versteuerung von 10 gbSchock und 6
Pf. Quatbr. erblich an und bebauete sie mit einem Schuppen.
Nr. 416 (jetzt Communbrauhaus Nr. 346) war sonst ein Brauhaus und lag neben dem Raths-Brauhause, ward aber von Chr. Gottfr. Starken, auf
erhaltene Concession aus dem General-Accis-Collegium vom 11. November 1730 zu einem Wohnhause eingerichtet.
Nr. 437 (jetzt 381). Die Schönfarbe des Tuchmacher-Handwerks, auf der Mittagsseite des Hinterbrühls. in der Kämmerei-Rechnung vom J. 1545
wird sie das neue Färbehaus an der Stadtmauer genannt, eine Anzeige, daß sie kurz zuvor erbauet worden ist. Im J. 1552 erhielt sie den Namen des
Färbehauses am Wasserloche, d.i. an der Oeffnung der Stadtmauer, wo der Mühlgraben in die Stadt fließt. Der Plan vor diesem Färbehause ward laut
des Stadthandelsbuches vom Rathe 1520 etlichen Tuchmachern zu 10 Rahmstellen also geeignet, daß jede jährlich 2 Mark Schoß so lange geben sollte,
als keine Häuser darauf gebauet würden. bei dieser Gelegenheit merke ich mit an, daß überhaupt 41 Rahmen-Stellen für Tuchmacher in der breiten
Webergasse und im Brühl vorhanden sind.
Nr. 446 (jetzt 390). war ehemals ein Brauhaus, ward aber im siebenjährigen Kriege wüste, weil der Besitzer die Braupfanne verkaufte. Diese
wüste Stelle nebst der Nr. 445 ward laut Befehls vom 26. Jan. 1768 dem Kaufmann Dasp. Gotthelf Kramer erblich überlassen und von ihm zu einem
Garten angelegt.
Nr. 455 (jetzt 371). auf dem Damme war vor Zeiten ein Färbehaus, welches unter diesem Namen in der Kämmerei-Rechnung von 1540 vorkommt.
Nr. 457 (jetzt 346). Das Raths-Malz- und Brauhaus. In der Kämmerei-Rechnung vom J. 1508 wird es Caspar Großens Malzhaus an der Döllnitz
genannt. Darauf kaufte es der Rath und daher heißt es 1514 der Herren oder des Raths Brauhaus. Das Malzhaus nebst dem eingebauten Brauhause ward
1562 neu erbaut. Die Kosten betrugen 436 Schock 13 Gr. 10 Pf. Nach dem Brande am 4. Jul 1616 ward es so schnell wieder hergestellt, daß vom Sept.
1616 bis zu Ostern 1617 schon wieder 80 Biere darin gemälzet und gebrauet wurden, was desto eher möglich war, da sich die Braupfanne im Feuer
erhalten hatte. Das Malzhaus nebst dem Brauhause war vom Novemb. 1698 bis mit Crucis 1701 gegen 72. fl. jährliches Pachtgeld an den Maurer und
Mälzer Michael Triebel verpachtet. Im J. 1736 und 1737 wurden statt der hölzernen eiserne Horden für 28 Rthl. angeschaft. Das Malz- und Brauhaus
ward im J. 1787 ganz umgeändert und zum Brauen des obergährigen Bieres durch Anlegung eines Kühlblocks u. dergl. eingerichtet. Die darauf
verwandten Kosten betrugen 360 Rthl. 20 Gr. 2 Pf.
I. Ringmauer. – Daß die Stadt bei dem Anfange ihrer Erbauung im letzten Drittheile des zehnten
Jahrhunderts, wenn auch nicht mit Mauern, doch mit einem Erdwalle oder einer andern Art von Befestigung umgeben wurde, läßt sich theils daraus
abnehmen, weil sie das im Großen sein sollte, was die Burg in den Keilgärten, an deren Statt sie erbauet ward, im Kleinen war, nämlich ein
befestigter Ort wider die unruhigen Daleminzier, theils daher schließen, weil sich unter den ersten Bewohnern der Stadt auch eine militärische
Besatzung befand, welche sie gegen jeden Anfall vertheidigte. Die Zeit aber, wenn die Stadt mit den noch jetzt vorhandenen Mauern eingeschlossen
ward, läßt sich in Ermangelung sicherer Nachrichten, nicht mit Gewißheit bestimmen. Man kommt der Wahrheit am nächsten, wenn man annimmt, daß ein
so großes, mit vielen Kosten verbundenes Werk vom Markgrafen Otto dem Reichen in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts ausgeführt worden
ist. Dieser war nicht nur darum an fähigsten dazu, weil er durch die Freiberger Bergwerke, die unter seiner Regierung sehr in die Höhe kamen, zu
dem Besitz großer Schätze gelangte, die ihm den Namen des Reichen erwarben, sondern weil er auch verschiedene Städte in Meißen, unter andern
Freiberg und Leipzig, wirklich erweiterte und befestigte
46)
. Wäre es wohl unwahrscheinlich, daß er an Oschatz ein Gleiches gethan hätte? Daß er es gethan habe, wird dadurch mehr als wahrscheinlich, weil
nicht lange nach seinem Tode die hiesigen Franciskaner-Mönche ihr Kloser im J. 1228 nahe an die Stadtmauer anbauten. Denn Köster wurden, der
größern Sicherheit wegen, bekanntlich gern in vermauerten Städten angelegt. Oschatz wird das erstemal eine Vestung genannt in einer Urkunde vom
J. 1312 worin die Markgrafen von Meißen Friedrich mit der gebissenen Wange und Friedrich der jüngere versprechen, ihren Vettern, den Markgrafen
von Brandenburg, Woldemar und Johann, an Kosten und Schaden, die durch den zwischen ihnen geführten Krieg verursacht worden waren, auch wegen
übernommener Schulden und wegen des Brautschatzes für die Tochter Friedrichs mit der gebissenen Wange 32000 Mark Brandenburgischen Silbers und
Gewichts oder Freiberger Silber ins 3 Terminen jedesmal auf den Tag Martini zu bezahlen und worin sie zur Versicherung der Zahlung nebst andern
Oertern auch Oschatz mit alle dem, das dazu gehört, zum Pfande dergestalt einsetzten, daß, wenn sie, die Markgrafen von Meißen, den ersten Theil
des Geldes nicht auf den Tag Martini 1312 geben würden, Oschatz, Grimma und Naunhof verstanden sein sollten, daß hingegen, wenn sie den ersten
Theil des Geldes leisten würden, die Markgrafen von Brandenburg die drei vorbenannen Besten ausantworten sollten
47)
. Nach der Zeit werden in den Kämmerei-Rechn. vom Jahre 1482 bis 1486, 1488, 1503, 1517, 1522 bis 1525 viele Ausgaben verschrieben, die der Rath
auf die Verbesserung der Stadtmauer verwendet hat. Im J. 1518 und 1544 wird auch eines hölzernen mit Ziegeln gedeckten Ganges gedacht, der an der
Stadtmauer bei der Frohnveste gebauet ward; desgleichen wurden auch 1522 über 60 Stämme Holz angefahren, vermuthlich, um nach der Gewohnheit
jener Zeiten
48)
, innerliche Gänge an der Stadtmauer in der Höhe anzulegen oder vorhandene auszubessern, auf welchen man in der Geschwindigkeit von einem Orte zu
dem andern gelangen konnte. In dem Schmalkaldischen Kriege ward 1547 in der Woche Invocait, kurz zuvor als Churfürst Johann Friedrich Oschatz
belagern ließ, die Stadtmauer in bessern Stand gesetzt.
II. Thore. – Es sind derselben viere: das Altoschatzer oder nach der alten Schreibart, das Aldinoschatzer, von wo aus der Weg zunächst auf
das Dorf Altoschatz führt; das Brüderthor, von den Franciskaner-Brüdern, die ihr Kloster nicht weit davon hatten, also genannt, heißt auch
zuweilen das Leipziger Thor, weil die Straße nach Leipzig durchgeht; das Strehlaische Thor, von wo aus der Wanderer nach dem Städtchen Strehla
gelangt, und das Hospital-Thor, welches seinen Namen von dem Hospital zu St. Georgen, das ehemals vor demselben lag, führt, und außerdem auch das
Dresdner-Thor genannt wird, weil der Weg nach Dresden durch dasselbe gehet. Jedes Thor hatte vor Zeiten zwei Portale, wo sie bei allen befestigten
Oertern gefunden werden, ein inneres unter dem Thorhause und ein äußeres am Ende des Rondels, welche aber nicht in gerader Linie auf einander
stießen. Die äußern Portale wurden bei 3 Thoren vor einigen Jahren abgetragen, nur in dem Hospital-Thore ist das Portal bis jetzt vorhanden, über
welchem man noch in der Mauer die Vertiefungen sieht, worein 1545 das landesherrliche und das Rathswappen gemalt ward. Vor einigen Jahren ward
das Rathswappen an der innern Seite des Altoschatzer und des Strehlaischen Thores abgebildet. Vor dem Brande 1616 war jedes Thor mit einem mit
Schiefer gedeckten Thurme versehen, den ein Knopf aus Zinn und eine Fahne zierte; drei davon sind nach dem Brande nicht wieder hergestellet
worden. Der auf dem Brüderthore, welcher im Brande unversehrt blieb, ward 1676 abgetragen, ohne wieder in die Höhe geführt zu werden. Im J. 1571
Dienst. nach Laurent. traf ein Blitzstrahl den Knopf auf dem Hospital-Thore und zündete in dem Thurme. Ein Knabe, der in der Nähe war, hatte so
viel Besonnenheit, daß er das Feuer sogleich löschte, wofür er vom Rathe 5 Gr. zur Belohnung erhielt
49)
. Statt der hölzernen Thorbrücken wurden 1563 an dem Hospital-, 1677 an dem Brüder-, 1681 an dem Altoschatzer und 1767 an dem Strehlaischen Thore
steinerne gebauet. Im J. 1805 ward bei dem Brüderthore außer der schon vorhandenen noch eine neue steinerne Brücke angelegt, um eine geradere
Ausfahrt auf die Straße zu erhalten.
Es geschieht zwar nicht selten, daß bei dem Strehlaischen und Hospital-Thore, wenn die vorbefließende Döllnitzbach durch schnelles Thauwetter
oder starke Regengüsse aus ihren Ufern getrieben wird, das Wasser in die Stadt bringt und mehrere oder wenigere Häuser in den Gassen erreicht;
aber daß 1803 am Sonntage Cantate in den Nachmittagsstunden bei einen starken Gewitterregen das Wasser zu dem Brüderthore, das doch hoch liegt
und außerhalb Vertiefungen hat, wohin das Wasser leicht abfließen kann, hereinströmte und in die nächsten Häuser trat, war eine Erscheinung, die
noch Niemand wahrgenommen haben wollte. Schon in dem dreizehnten Jahrhunderte war noch eine Pforte an der Mittagsseite der Stadtmauer, bei dem
rothen oder nachherigen Pulverthurme, dahin man durch die Lehmgrube gelangte. Dies beweiset der Name Johannes de Valva, auch apud Valvam (Johann
von oder bei der Pforte), den eine Rathsperson in den J. 1317 bis 1330 führte, welche Bennenung von der damaligen Gewohnheit herrührt, Personen,
die noch keinen Geschlechtsnamen hatten, von dem Orte, wo sie wohnten, zu benennen. Die Pforte ging aber nach der Zeit wieder ein.
Die Einwohner in der Webergasse suchten, wie das Stadtbuch meldet, im J. 1531 bei dem Rathe an, die Pforte wieder gangbar zu machen, damit
sie sonderlich in Feuersnoth das Ihrige aus der Stadt oder in den Zwinger tragen könnten, Es ward ihnen aber vor dem Rathe durch alle Aeltesten
abgeschlagen, weil es sich nicht schicken wolle; denn es werde nicht ohne Ursache geschehen sein, daß man die Pforte, die ehemals gewesen wäre,
wieder abgeschaft hätte. Die Bewohner der Webergasse ließen sich aber dadurch nicht befriedigen, sondern supplicirten dieserwegen 1537 bei dem
Herzog Georg. Es ward hierauf von dem Rathe Bericht erfordert, in welchem er vorstellete, daß das Vorgeben, als sollten die Einwohner auf der
Webergasse so enge eingeschlossen sein, daß sie in Feuersgefahr nicht entrinnen könnten, ganz unbegründet sei, indem sie soviel Raum an der
Ringmauer auch andern Planen, Gärten und Rahmstätten hätten, daß sie in solcher Noth gar wohl und besser als andere Bürger hin und wieder in der
Stadt das Ihrige sicher retten könnten; überdies wäre es bei gegenwärtigen aufrührischen Zeiten gefährlich und der Stadt schädlich, noch mehrere
Pforten und Thore anzulegen, könne auch ohne ziemlichen Aufwand des gemeinen Guts nicht geschehen, und wäre auch zu besorgen, daß die Victualien,
die auf den freien Markt kommen sollten, von der Menge der Knappen voraus weggekauft würden. Herzog Georg ließ diese Gründe gelten und schlug den
Supplicanten die Bitte ab.
II. Thürme und Basteien in der Stadtmauer. - Der hohe Thurm hinter der Rathsfrohnveste ward, nach der Jahrzahl zu urteilen, die in einen
Stein daselbst gehauen und ehemals zu sehen war, 1377 erbauet und hatte eine Haube mit Schiefer gedeckt, eine Spindel und einen zinnernen Knopf 27
Pfund schwer, in welchem Zustande er sich noch 1535 befand. Nachher hielt man es für unnöthig, ferner Kosten auf seine Erhaltung zu wenden und
daher ist er durch die Länge der Zeit seines Hauptschmucks beraubet worden.
Der sogenannte Ausfall hinter dem Klostergebäude mach ein länglich viereckiges Gebäude von 3 Stockwerken, ehemals mit einem Dache versehen,
aus und gehet über den Zwinger des Stadtschreibers hinweg. Einer unverbürgten Sage nach soll in dem obern Stockwerke vor Zeiten ein heimliches
Gericht gewesen sein. In dem Stadtgraben, da, wo auf der Erde der Gang aus dem Ausfalle herauskommt, wurden ehemals viele Menschengebeine
ausgegraben, die ohnfehlbar von feindlichen Soldaten herrührten, welche bei geschehenen Ausfällen oder beim Erstürmen der Stadt ihr Leben
verloren und gleich auf der Stelle begraben wurden.
Der zweite hohe Thurm, ebenfalls hinter dem Kloster, ward um das Jahr 1479 erbaut, denn nach der Kämmerei-Rechn. d. J. ward den Maurern jede
Ruthe für 1 ½ Schock verdungen, mit der Bestimmung, die Mauer nach dem Zwinger zu 3½ Elle und nach der Stadt zu nur 2½ Elle stark zu machen. Im
J. 1489 wird er der neue Thurm genannt. Er war, so wie der vorige, mit einer Haube von Schiefer, Knopf und Spindel versehen. Die letzte Reparatur
desselben geschah 1594 mit Aufsetzung eines neuen zinnernen Knopfes von 15 Pfund. Im J. 1581 ward darin ein neues Gefängniß unten auf der Erde
angelegt, davon aber jetzt kein Gebrauch mehr gemacht wird. Peter Fehre von Loschwitz bei Dresden, der in Meißen zur Staupe geschlagen und des
Landes ewig verwiesen worden war, seinen Eid aber nicht gehalten hatte und zu Oschatz eingezogen und ferner überführt ward, daß er dem
Seifensieder Wolf Leupold in Dresden 60 fl. entwendet habe, ward 1585 in das gedachte Gefängniß gebracht, hing sich aber aus Verzweiflung an sein
Hemde und ward unter das Gericht begraben.
Der dritte hohe Thurm im Marstalle ward 1488 laut der Kämmerei-Rechn. den 5. Tag nach Reminiscere von dem Rathe an Hanns Gölen und Hanns
Bucheym von Zeitz so verdüngt, daß sie die Mauer des Thurms 4 Ellen stark machen und von jeder Ruthe zu mauern 5 alte Schock erhalten sollten.
Das ganze Werk ward in den Jahren 1489 1490 und 1491 ausgeführt. Die Thurmhaube war, wie bei den übrigen beiden Thürmen, mit Schiefer gedeckt und
mit einer Spindel und einem Knopfe gezieret. Im J. 1594 ward er das letztemal mit Schiefer gedeckt, der aus Methau im Amte Rochlitz für 3 Schock
12 Gr. auf 4 Fudern geholt ward. Nach den in der Höhe herausragenden Werkstücken zu urtheilen, scheint eine Gallerie um denselben gegangen zu
sein.
Die Art der jetzt beschriebenen Thürme ist bei der neuern Befestigungsweise nicht mehr nöthig und gewöhnlich, daher man sie auch als
unbrauchbar dem nagenden Zahn der Zeit willig überläßt. Durch ihr festes Mauerwerk erhalten sie sich jedoch auch ohne Bedachung immer noch und
werden bis auf spätere Zeiten achtungswerthe Denkmäler des Alterthums bleiben.
Die Bastei zwischen dem Brüder-Thore und der Viehweide war ein Wachthurm in einer länglich viereckigen Gestalt und mit Ziegeln gedeckt, die
aber nebst dem Sparrwerke 1653 abgenommen wurden.
Von dem Bollwerk und Thurme hinter der Niedermühle bei dem Schutze, wo das Wasser des Mühlgrabens wieder in die Döllnitz fällt, meldet die
Kämmerei-Rechn. daß beides 1480 gedeckt und 1573 von dem Schieferdecker abgetragen worden ist.
Die Bastei zwischen dem Strehlaischen und Hospital-Thore war gleichfalls ein Wachthurm, ward aber wegen seiner Schadhaftigkeit 1558
abgetragen.
Die Bastei oder nach dem neuern Stil, die Citadelle bei dem Einflusse der Mühlbach in die Stadt, war von eben der Beschaffenheit, wie die bei
dem Ausflusse der Mühlbach.
Der Eulenthurm ist ganz verfallen.
Der Pulverthurm, in ältern Zeiten der rothe Thurm mit der Stürze genannt, weil die spitzige Haube, die ihn bedeckte, einer Stürze ähnlich und
mit Dachziegeln überlegt war. Von 1559 an führt er für immer den Namen des Pulverthurms, weil, wie der Name anzeigt, das hier verfertigte Pulver
darin aufbewahrt ward. In neuern Zeiten verwahrt darin das hier in Garnison stehende Militär sein Pulver. In der Nähe dieses Thurms war schon
1513 vor dem Zwinger eine Pulvermühle, die von Menschen gedreht war dund ein Pulverhaus dabei aufgerichtet. Das darin bereitete Pulver ward in
Freiberg rectificirt und gut gemacht.
IV. Der Zwinger (gegenwärtig fast vollständig in Anlagen verwandelt, vergl. Bd. III der Chronik) gehet ganz um die Stadtmauern herum, ist 7
Schritte breit und wegen des neben demselben befindlichen Stadtgrabens mit einer Ufermauer umgeben, die über der Erde 6 bis 8 Fuß hervorraget und
mit einigen Rondelen und halbrunden Thürmen versehen ist, in denen Schießlöcher, statt der jetzt gewöhnlichen Bollwerke, angebracht sind. Da man
ehemals den stürmenden Feind in diesem niedrigern Vertheidigungsorte länger von der Hauptmauer abzuhalten und zu zwingen suchte, von seinem
Vornehmen abzustehen, so hat er davon den Namen Zwinger erhalten. Den Theil desselben, der zwischen dem Altoschatzer und Brüder-Thore liegt,
nutzte schon 1488 der Stadtschreiber; vier andere Theile davon haben seit 1706 die General-Accis-Thorschreiber, so wie zwei Theile am Brüder- und
Hospital-Thore die beiden Rathsdiener inne; den beim Pulverthurme liegenden Theil, in welchen man durch eine Thüre gelangt, die 1797 durch die
Stadtmauer gebrochen ward, gebraucht das Tuchmacher-Handwerk zu Rahmstellen gegen einen gewissen Zins, der zur Raths-Kämmerei entrichtet wird.
Ohngefähr 50 Schritte vom Brüder-Thore nach dem Strehlaischen Thore zu, ist der sogenannte Grabenborn, der zuerst im J. 1485 erwähnt wird, ein
wohlschmeckendes Wasser hat und worin jetzt eine Plumpe angelegt ist.
Aus den Angaben, die in den Kämmerei-Rechnungen älterer Zeiten vorkommen, läß sich abnehmen, daß der Theil des Zwingers, der zwischen dem
Hospital- und Strehlaischen Thore liegt, den Schützen zu einem Orte gedient habe, wo sie sich im Schießen übten. Es wird 1551 ausdrücklich eines
Schießhauses im Zwinger gedacht, und der Ort, wo es stand, der Schützengraben, Armbrustschützen-Graben, der Schießhof, der Schießgraben genannt.
Im J. 1479 in welchem die erste Nachricht davon vorkommt, geschieht einer Zielstatt, eines Schützenufers und einer Schießwand Erwähnung. Auf
dieses Schießhaus, das wahrscheinlich an dem Orte der jetzigen Thorschreiber-Wohnung im Hospital-Thore stand, wurden 1551 200 Ziegel gehangen und
1580 erhielt es neue Fenster. Es wird 1605 zum letztenmale erwähnt und von dieser Zeit an kommt das Schießhaus auf der Viehweide allein in
Handschriften vor.
V. Stadtgraben. - Der trockne Theil desselben, der sich vom Brüderthore nach dem Altoschatzer Thore und von da bis zum Mühlgraben hinzieht,
war von 1552 bis 1576 mit Wildpret besetzt
50)
, welches durch eine Vermachung von einander abgesondert war. Am Brüderthore stand eine Hütte, worin die Hirsche mit Heu, Hafer und Krauthäuptern
gefüttert wurden. Für die jungen Hirsche ward ein besonderer Wächter gehalten, der auf sie Acht haben mußte. Zu gewissen Zeiten machte man es
sich zum Vergnügen, durch den Hundeschläger einen Hirsch um den Ring jagen zu lassen, wozu oft 12 Hunde gebraucht wurden. Nach der Zeit benutzte
man den Graben zur Gräserei und vermiethete ihn. Seit 1797 ward er gegen einen gewissen Zins von einigen Einwohnern umgraben, mit Erdbirnen
besteckt und zugleich mit Fruchtbäumen besetzt. Zwischen dem Brüderthore und dem Einfluss der Mühlbach in die Döllnitz waren sonst 3 Teiche, die
verpachtet wurden. Die obern beiden Teiche wurden 1797 ausgetrocknet und zu Felde gemacht. Durch diese Veränderung ward der unangenehme Geruch,
den die faulenden Wasserpflanzen und die Uefer des häufig erzeugten Ungeziefers verursachten, entfernt und die Luft von schädlichen Dünsten
gereiniget. Der am Phalgraben zunächst liegende Teich wird noch mit Fischen besetzt und verpachtet. Damit es aber bei dem Abgange der beiden
ausgetrockneten Teiche in Feuersgefahr nicht an Wasser mangeln möchte, so ward bei dem Grabenborne ein neuer Teichdamm angelegt, worin sich das
Wasser sammelt, das aus dem Borne abfließt und bei Regenwetter von der Straße dahin geführet wird. Das in dem Graben angelegte hohe Fluthbette,
in welchem die Mühlbach unter der Bastei hinter der Schönfarbe der Tuchmacher in die Stadt fließt, ward 1550 mit 16 Schock 29 Gr. 5 Pf. Aufwand
neu gebauet. An der tiefer liegenden Morgenseite jenes Fluthbettes war sonst ein Teich, der aber seit 1736 wüste liegt und zur Gräserei genutzt
wird. Weiter hin fließet an eben dieser Seite die Döllnitz durch den Stadtgraben. Zwischen dem Strehlaischen Thore und dem Orte, wo die Mühlbach
wieder aus der Stadt kommt, war in dem Stadtgraben auch eine Schanze, wovon der Platz in Schriften noch die alte Schanze genannt wird, Der Umfang
des Stadtgrabens, der die Stadt in ihren Ringmauern einschließt, beträgt 3181 Schritte.
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1) Ein Aufsatz über diesen Gegenstand, der meinen verewigten Bruder zum Verfasser hat, ist zu finden in dem Journal der Moden, vom Jahre 1788 S.
185 und 186.
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2) Das erste General-Kapital ward in Oschatz 1246 gefeiert, wie die Inschrift über den Chorstühlen mit diesen Worten anzeigt: Anno Domini 1246
celebratum est in Oschatz primum capitulum.
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3) Es war dieses eine nöthige Vorsicht jener Zeiten, ohne welche die noch nicht in Menge vorhandenen Bücher leicht hätten versetzt, verlegt oder
antwendet werden können. Nach der Zeit ward es den Liebhabern beschwerlich, die Bücher bei ihrem Gebrauche sich losschließen zu lassen, daher man
sie lieber in Bücherschränken aufstellte.
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4) J. Erh. Kappen Buchdruckerkunst, Th. I, S. 50,51. Das erste mit einer Jahrzahl gedruckte Buch ist das von Fust und Schäffer 1457 herausgegebene
Psalterium. S. des verstr. Hofrath Daßdorfs Beschreib, der Stadt Dresdne, S. 306 und 307.
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5) Wellers aus allen Theilen der Geschichte, B. I. S. 412
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6) Literar. Nachricht von den allerältesten gedruckten Deutschen Bibeln aus dem 15. Jahrhunderte, welche in der öffentl. Bibliothek zu Nürnberg
aufbewahrt werden; Nürnb. 1777, 4. S. 74. Hiermit ist zu verbinden: Rasts litarar. Nachr. von der hochdeutschen Bibelübersetzung, welche vor mehr
als 500 Jahren in den Klöstern Deutschlands üblich war, auch von Erfindung der Buchdruckerei bis zum Jahre 1518 14 mal gedruckt worden ist.
Stuttgart 1779, 8. desgl. Schröckhs Kirchengesch. Theil XXXIII. S. 314 bis 317.
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7) Von derselben wird ein Abdruck in der Bibliothek des Gymnasium zu Görlitz aufbewahrt, welche Giese in seiner historischen Nachricht von der
allerersten deutschen Bibelausgabe, die 1462 zu Mainz von Fust und Schoiffhern gedruckt worden ist, näher beschreibt.
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8) in aparatu critico. p. 641.
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9) Griechisch ist er zu finden in Fabricii codice apocrypho N.T. part I.
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10) In Wellers Alten aus allen Theilen der Gescichte, Th. II, S. 241 bis 244 wird Nachricht gegeben von einer angedruckten deutschen Uebersetzung
des N. T, in der Freiberger Bibliothek aus dem 14. Jahrhunderte, wo auch die Versetzung jener Verse vorkommt.
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11) Thomas de Aquino war ein großer Beförderer der scholastischen Theologie, lebte im elften Jahrhunderte, war sehr berühmt und von den
Dominicanern besonders hoch gehalten und ward mit dem Namen Doctor angelicus beehrt.
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12) Nic. von Lyra war nach vielen Jahrhunderten wieder der erste, der mit hebräischer Sprachkenntnis zur Erklärung der Bibel kam. Es kommen noch
mehrere Schriften von ihm in der Klosterbibliothek vor. Mehrere Nachrichten von ihm und seinen Schriften giebt Schröckhs christl. Kircheng. Th.
24, S. 124 bis 147.
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13) Die päpstliche Kirche hat eine zweifache Sittenlehre, eine für die Christen, die in der Welt bleiben und eine für die vollkommenen Christen,
die sich der Welt entschlagen wollen. Jene nennt sie praecepa und diese consilia. Von der ersten Art sind die oben 11. und 12. angezeigten
praeceptoia. Hole nennt es novum, weil Ryder schon ein älteres herausgegeben hatte. Fabriz. Voigt, Freitag und a. m. rechnen beide unter die sehr
raren Bücher. Weller giebt im Alten a. allen Theilen der Geschichte Th. II. S. 94 bis 103 davon ausführliche Nachricht und Auszüge, die eine
Charakteristik jener Zeiten ausmachen.
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14) Wie die Dominikaner ihren Thomas von Aquino hoch hielten, so die Franziscaner ihren Joh. Scotus. Moshemii hist. eccles. p. 518.
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15) Von diesem Stellari geben die Arbeiten der Oberlaus. Gesellsch. zu der Geschichte B. 2, S. 63 bis 74 weitläuige Belehrung.
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16) Der Verfasser davon ist der im Jahre 1485 verstorbene Franciscaner-Mönch Argelus Carletus de Calvasio, aus einem Städtchen gleichen Namens in
Ober-Italien gebürtig. Das Werk, wovon in Schröckhs Kirchengeschichte Th, XXXIV, S 263 bis 267 mehr gesagt wird, ist seit 1476 zu Venedig bis 1499
21 mal im Druck erschienen.
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17) Der Herausgeber ist der gelehrte Prälat D. Mart. von Lochau, Abt des Klosters Alten-Zella an der Mude. Er meldet, sie sei unter den bisher
gedruckten Werken des heiligen Bernhards nicht anzutreffen. Einige nähere Nachrichten trifft man in M. Joh. Aug. Müllers Geschichte der Landschule
zu Meißen, B. I, S. 130.
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18) Bonaventura war ein berühmter Scholastiker und Mystiker, Cardinal und General des Franciscaner-Ordens. Sein Leben und seine vornehmsten
Schriften stehen in Schröckhs Kircheng. XXIV. S. 440 Th. XXIX, S. 298 f. Der Zweck bei der Herausgabe seiner Biblia pauperum war wahrscheinlich,
durch die daran vorkommenden Bilder denen, die nicht im Stande waren, ein damals sehr kostbares Manuscript von der Bibel zu bezahlen, mit wenigern
Kosten einen Begriff von ihrem vorzüglichsten Inhalte zu machen. Nähere Nachricht ertheilt Hofrath Daßdorf in der Beschreibung der Stadt Dresden,
S. 394 bis 306.
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19) Schröckhs Kirchengeschich. Th. XXXI, s. 473 f. XXXIII, S. 137, 502 f- XXXIV, S. 241 bis 246
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20) Nachrichten und Auszüge davon in Wellers Alten aus allen Th. der Gesch. B. I, S. 63 bis 65
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21) Dieses Werk handelt von der heiligen Anna viel weitläufiger, als die ordentliche Legenda, die von ihr in dem Leben der Heiligen stehet.
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22) Wellers Altes etc. B. II. S. 264 bis 267
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23) Weller ebend. B. I, S. 291 bis 298, desgl. S. 680 und 681
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24) Dieses ist das berühmte Buch, welches unter diejenigen gerechnet wird, mit welchen die ersten Versuche in der Buchdruckerkunst angestellt
worden sind. Weller ebend. B. I, S. 518, desgl. Hofrath Daßdorfs Beschr. der Stadt Dresden S. 302 bis 304
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25) Schröckhs christl. Kircheng. Th. XXXIV, S. 122 bis 124.
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26) Zu den schon oben bei den Büchern der Bibliothek angeführten Beispielen setzt ich aus Schröckhs christl. Kircheng. nur noch folgende hinzu:
Ein allgemeines Urtheil über die Predigten jener Zeit fällt Schröckh Th. XXXIII, S. 483 f. besonders aber über die Predigten Bernhard. de Busti,
XXXIII, S. 372 bis 379; M. Leonh. de Utino, XXXIII, S. 524 bis 531; Gabr. Biels, XXXIII, S. 533 bis 535, XXXIV, S. 215 bis 217; Ge. Morgensterns,
eines Leipziger Lehrers, XXXIII, 535 und 536.
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27) Daß es nichts ungewöhnliches war, in Klosterbibliotheken die Bildnisse verdienter Männer aufzustellen, beweise ich mit dem Beispiele, das Jac.
Phil. Tomasinus de bibliothecis manuscriptis in Joach. Joh. Maderi de biblioth. atpue archivis viror. clariss. libell. et commen Helmst. 1666,
p. 61, also anführt: Ipsam vero bibliothecam (templi ord. praedic. Patavin.) primorum huius ordinis virorum imaginis exornant, inter quos
agmen ducit D. Thomas, cui Albertus M. Cardinalis Cajetanus accedunt, caeterique de publico meriti, etc.
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28) Aehnlicher Zeichen wird auch in der Beschreibung der Einweihung der Franciscaner-Kirche in Budissin im Jahre 1520 gedacht. Lausitzer Magazin
vom Jahre 1771 S. 366 bis 371.
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29) die darüber ausgestellte Quittung liegt im Raths-Archiv. sub lit. G. Nr. 11. Das Kaufgeld ist auch in der Kämmerei-Rechnung vom Jahre 1532 in
Ausgabe verschrieben.
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30) Auch an andern Orten sind dergleichen Wahrzeichen anzutreffen, z. B. in Chemnitz ist ein steinernes Köpfchen an der Kloster-Pforte und am
Nicolai-Thore. (Denkwürdigkeiten dieser Stadt S. 52) Ferner war in Freiberg ehemals unter dem Dache des Peters-Thores auf allen 4 Seiten ein
Mannskopf in Stein gebildet. (Mollers Freiberg. Chron. S. 29) Desgleichen sind in Döbeln in dem andern Stocke des ersten Hauses, zur rechten Hand
des Oberthores, von der Brücke herein, zwei steinerne hervorragende Köpfe. (Mörbitzens Beschreib. der Stadt Döbeln, S. 44, 45)
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31) Das Original der darüber ausgefertigten Urkunde auf Pergament wird in dem hiesigen Kirchen-Archiv Nr. 25 aufbewahrt.
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32) Sie befindet sich in dem Raths-Archiv, Lit. G. Nr. 7.
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33) In dem Raths-Archiv, Lit. G. Nr. 8.
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34) Die gedachten 3 Schenkungs-Urkunden sind von den Original-Schriften abgedruckt in Wellers Alten aus allen Theilen der Gesch. Th. II, S. 313
bis 316 auch stehen S. 322 bis 325 einige Nachrichten von dem Geschlechte derer von Reidburg.
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35) Aus einem Zeugen-Rotulus vom Jahre 1678 in dem hiesigen Stadt-Archiv unter den Dokumenten sub. lit. G. n. 13.
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36) Diese Elisabeth, Tochter des Königs von Ungarn, Andreas II. war im Jahre 1207 geboren, vermählte sich 1221 mit dem Landgrafen in Thüringen und
Hessen, Ludwig, der am 11. September 1227 auf dem Kreuzzuge zu Otranto in dem Neapolitanschen starb. Sie war dei Stammmutter des fürstlich
Hessischen Hauses. Von Uebelgesinnten gekränkt folgte sie ihrem Gemahl den 19. November 1231 in die Ewigkeit nach. Der Haptzug ihres Charakters
war Wohlthätigkeit gegen die Armen. Papst Gregorius IX. versetzte sie den 27. Mai 1233 unter die Heiligen, von welcher Zeit an sie unter dem Namen
der heiligen Thüringischen Elisabeth sehr bekannt war, besonders wirden ihr Kirchen und Kapellen bei den Hospitälern, deren sie sich in ihrem
Leben so sehr angenommen hatte, gewidmet. Auf den Altären wird sie in der einen Hand eine Schüssel Obst haltend, und mit der andern einem vor ihr
knienden Bettler einen Brodstollen reichend, abgebildet. So steht ihr Bildniß in Lebensgröße von Bildhauerarbeit auch auf dem linken Altar-Flügel
in hiesiger Begräbnißkirche. In Carl Wilhelm Justi Schrift: Elisabeth, die Heilige, nach ihren Schicksalen und ihrem Carakter dargestellt, mit
ihrem in Kupfer gestochenen Bildnisse, Zürich 1797, findet man mehrere Nachrichten von ihr.
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37) der Name der Rittergasse entstand wahrscheinlich daher, weil in den ersten Zeiten nach Erbauung der Stadt die Ritter oder obersten Befehlshaber
der Besatzung darin wohnten und ihren Marstall daselbst hatten. In Leipzig und Belgern führt eine Straße und Gasse ebenfalls diesen Namen, der
eben daher seinen Ursprung hat, wie Schulte in der Beschreibung der Stadt Leipzig, S. 41. und J. C. Schlewitz in der Geschichte der Stadt Belgern,
die in den Miscellaneis Saxon. v. J. 1770 eingerückt ist, S. 319. dafür halten
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38) Die Döllnitz heißt diese Gasse, weil die Mühlbach, ein abgeleiteter Arm von der Döllnitz, hindurch fließt.
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39) Brühl ist ein Wendisches Wort und bedeutet einen sumpfigen Ort. Von einer solchen Beschaffenheit war auch der Brühl in unsrer Stadt. Aus der
Wendischen Benennung schließe ich, daß er noch eher, als die Stadt selbst, angebaut und nur nachher in ihren Bezirk mit eingeschlossen worden sei.
Es ist aus der Geschichte der Burgwarten bekannt, daß sich viele Wenden in jenen unruhigen Zeiten nicht weit von einer Burg anbaueten, um da in
Sicherheit wohnen und ihr Gewerbe ohne Störung treiben zu können. Das Kann auch hier geschehen sein. Der Brühl liegt unter allen Theilen der Stadt
dem Burgstadil in den Keilgärten am nächsten.
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40) Lib. III de ratione studii tehol. cap 7. p. 384.
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41) in libro de invocatione Sactor. p. 113 incerium esre, scribit, an reipsa Christophorus fucrit.
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42) in Martyrologio
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43) Histor. ecclesiast. L. V. c. 17.
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44) in pseudodoxia epidemica lib. I, c. 16. p. 323.
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45) Der Wiederkauf und die Confirmation vom 31. Oct. 1648. steht in des Amts Oschatz Kauf- und Handelsbüchern Vol. Ib, Fol. 44.
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46) Annal. Vetero Cellens. ad ann. 1166 l. e. p. 389.
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47) Die Urkunde ist zu Tangermünde vor S. Tihurtius-Tage (den 14. April) ausgefertiget und aus dem Copial-Buche des Königl. Archivs zu Berlin in
Ph. W. Ger en Diplom. Vet. March. Brandenb. T. II (Salzwedel, 1767) p. 577 – 581 abgedruckt.
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48) M. Tobias Schmidt giebt in der Zwickauer Chronik Th. I, S. 28. eine ähnliche Nachricht von dem Zustande der dasigen Stadtmauern. Zwickau,
schreibt er, ist rings mit seiner festen Mauer, so ziemlich hoch, umgeben. Diese ist zierlich, in gleicher Höhe und so erbaut, daß man auf
derselben, jedoch unter einem Ziegeldache, fast rings herum gehen kann. Dieser Gang ist hinauswärts wieder verbaut, und sind nur Schießlöcher,
oder Schießzangen dadurch gelassen, daß man auch also in der größten Gefahr sicher auf der Mauer hin und wieder gehen kann; gegen die Stadt aber
ist dieser Gang mit Holz ausgebunden und ruhet auf vielen hundert steinernen Schwibbogen. - Eine ganz gleiche Beschaffenheit hat auch die
Stadtmauer in Chemnitz.
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49) Viele, welche jene Zeiten mit den unsrigen vergleichen, werden diese Belohnung für eine so gemeinnützige That als sehr gering ansehen. Allein
im Verhältniß mit der Wohlfeilheit jener Zeiten, wo man ½ Scheffel Weitzen mit 5 Gr.; 1 Schfl. Hafer mit 3 gl; ½ Schfl. Grütze mit 6 Gl. 1 Schfl.
Erbsen 5 Gl. 4 Pf. 1 hl; 1 Elle graues Tuch mit 2 Gr; 1 Metze Salz mit 1 Gr. 6 Pf.; 1 Stein Wolle mit 1 Thlr; 1 Klafter Holz mit 6 Gr; 1 Schock
Reißholz mit 6 Gr; 1 Röhrstamm mit 2 Gr. bezahlte, war es immer eine ansehnliche Belohnung
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50) Dies geschah auch in Freiberg. Nach Mollers Bericht in der Freib. Chron. Th. I, S. 26. wurden etliche Stücke Wild von der Landesherrschaft in
dieser Absicht der Stadt verehrt.
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