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Chronik (Inhalt) |
Neunte Abtheilung |
Oschatz gehört zu den wenigen Städten unseres Landes, die schon im Mittelalter eine
Schule hatten
2)
. Denn bereits im J. 1365 wird ausdrücklich ein Schulmeister genannt, der, außer seinen Schularbeiten, auch das Singen
in der Kirche und Schule besorgen mußte. In dem genannten Jahre war aber die Schule schon eine Zeitlang vorhanden. Würde man daher wohl zu viel
annehmen, wenn man ihren Anfang in die zweite Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts setzte? Daß der hiesige Rath ihr Stifter warm wird daraus klar,
weil ihm von jeher das Patronat-Recht darüber zustand, denn dieses Recht erhielten bei jeder Stiftung nur immer die Urheber derselben, wie oben in
einem Beispiele gezeigt worden ist. Nach Errichtung der beiden Mädchenschulen im J. 1540 fing man an, der Knabenschule den Namen der lateinischen
Schule vorzugsweise beizulegen.
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1) Johann Frust, ward bei der Stiftung des Lobgesanges Salve Regina im J. 1414
Schulmeister genannt.
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1) Joh. Viehweg, auch Wiebeg, eines Tuchmachers Sohn von Mittweida, ward 1592 Quartus an
hiesiger Stadtschule und gelangte 1597 zum neuerrichteten Conrectorat. Zwar folgte er in diesem Jahre in der Ordnung noch dem Cantor, aber in den
nächsten Jahren wieder vor ihm. Er starb den 14. Apr. 1620
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1) Caspar Prößel, wohnte als Cantor 1505 der Investitur des
Altaristen bei dem Lehn Fabian Sebastian, Ambrosius Leders, bei.
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1) Georg Lechla scheint der erste Baccalaureus nach der Reformation gewesen zu sein,
wenigstens hat er schon 1547 diese Stelle bekleidet. Sein Geburtsort war Ebern in Franken. Er mußte, als seine Collegen 1552 wegen der Pest
ausgetreten oder versperrt waren, die Schule ganz allein versehen, erhielt 1561 das Diakonat in Mutschen und kam 1571 als Pastor nach
Fremdiswalda, wo er vermuthlich 1592 gestorben ist.
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1) Christoph Koch aus Hayn, war 1542 Bacclaureus, starb den 14. October 1566 und bald darauf
4 Kinder von ihm an der Pest
22)
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Vor den Zeiten der Reformation war in Oschatz noch keine Schulanstalt für Mädchen vorhanden. Sobald aber Herzog Heinrichs Räthe 1539 das erste Mal in unsrer Stadt erschienen, um die Reformation einzuführen, so ging eine ihrer ersten Sorgen auf die Errichtung einer solchen Anstalt. Sie verlangten daher, wie schon oben angeführt worden ist, daß unter den 10 bestimmten Kirchen- und Schuldienern auch eine Weibsperson zu Errichtung einer Jungfrauenschule sein sollte. Diese Schule ward nun sogleich gegründet und so lange einer Weibsperson übergeben, bis sie bei der General-Visitation im Jahre 1555 den Kirchner zum Lehrer erhielt, dessen Wohnung daher 1577 neu erbaut und eine Schulstube darin angelegt ward. Im Jahre 1565 überschickte dem hiesigen Rathe der Rechnungsmeister in Pirna, Jacob Grolondo, die Torgauer Jungfrauen-Schulordnung, wofür ihm 1 Sch. 12 Gr. verehrt wurden. Der Rath ließ hierauf von dieser Schulordnung 2 Exemplare aus Torgau kommen und richtete die Schule des Kirchners darnach ein. Die Kirchner, welche dieser Schule vorgestanden haben, findet man in dem oben beigebrachten Verzeichnisse. |
Der Stuhlschreiber führte ehemals auch den Namen eines deutschen Schreibers und Rechenmeisters. Seine Schule ward 1540 errichtet und für ihn über der Garküche eine freie Wohnung angelegt. Denn in der Kämmerei-Rechnung von 1584 werden verschiedene Ausgaben für Arbeit in der Deutschen Schule angemerkt. Diese Wohnung ward im großen Brande 1616 vernichtet und nicht wieder hergestellt. Mit dieser Lehranstalt, die, gleich der Knabenschule (siehe oben) der jetzige Stadtrichter Hoffmann mit einer Lesemaschine vor einigen Jahren beschenkte, ward in den neuern Zeiten die Militär-Schule des hier in Garnison stehenden Infanterie-Bataillon verbunden. |
1) Joseph Knaus, 1540
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1) Die historischen Nachrichten von der öffentlichen Stadtschule zu Oschatz, aus ältern und neuern Zeiten, die mein verewigter Bruder im Jahre 1784 herausgab, habe ich hier, soweit es mein Plan zuließ, benutzt, mit neuen vermehrt und Vieles, was er nur kurz berührt hat, weiter ausgeführet. zurück 2) Fabricius markt in seinen Annalen S. 92 mit einiger Befremdung an, daß Meißen, obgleich eine sehr angesehene Stadt, dennoch bis zum J. 1540 eine Rathsschule habe entbehren müssen. Es befanden sich zwar in ihren Ringmauern die Dom und Klosterschule zu St. Afra; allein an beiden hatte die Stadt keinen unmittelbaren Antheil. Auch mögen die Kenntnisse, worin Unterricht ertheilt ward, größtentheils nur auf den Dienst des Stifts und Klosters beschränkt gewesen sein, für welchen hauptsächlich brauchbare Subjecte darin gebildet wurden. Diese zwei Bildungsanstalten wurden 1540 durch die Visitatoren D. Justus Jonas und Georg Spalatin aufgehoben und dafür ward die Rathsschule angelegt, zu welchem Behuf Herzog Heinrich dem Rathe zu Meißen das dasige Barfüßerkloster schenkte. Heineccius berichtet in Chron. Goslar. lib. 4 bei dem Jahre 1418, daß die Erlaubniß zur Anlagung öffentlicher Schulen vom Papste besondern habe eingeholt werden müssen, und Papst Martin V. habe den Braunschweiger Landen, in welchen jene Schulen sehr selten gewesen wären, die Anlegung derselben in dem angezeigten Jahre verstattet. Weller behauptet im Alten aus allen Theilen der Geschichte B. II. S. 482, daß die Schule zu Zwickau sehr alt und unter die altesten des Landes zu rechnen sei. Eben dieses läßt sich auch von unsrer Stadtschule behaupten. zurück 3) Nchdem der Name eines Schulmeisters auch den Schullehrern auf dem Lande, die vorher bald Küster, bald Kirchner hießen, beigelegt ward, so nahmen die ersten Lehrer in den Städten den ausgezeichnetern Namen der Rectoren an. In Oschatz geschah dies zuerst im J. 1556. Vermuthlich ward dem hiesigen Rector dieses Prädicat von den landesherrlichen Räthen bei der, das Jahr vorher gehaltenen, allgemeinen Kirchen-Visitationen ertheilt. zurück 4) Der Ursprung dieses Festes ist in die Zeit nach dem Tode des Römischen Bischofs, Gregorius des Großen, der am 12. März 604 erfolgte, zu setzen. Gregorius, dem zu Ehren dieses Fest gefeiert ward, war, wie die Geschichte meldet, ein großer Freund der Wissenschaften und Beförderer der Schulen, worin er die Jugend in Sprachen und Wisenschaften, inbesonderheit in der Kirchenmusik unterrichten ließ. Papst Gregorius IV, setzte ihn 840 unter die Heiligen. Nachher ward er wegen seiner Verdienst um die Erziehung der Jugend von den Engländern, Griechen, Spaniern und andern Nationen verehret und sein Gedächtniß zu verschiedenen Zeiten begangen. Die Schüler erschienen bei dieser Gedächtnißfeier in verschiedenen Kleidungen, so wie sie in den verschiedenen Ständen des menschlichen Lebens getragen werden. Durch dieses Kostüm sollte ihnen der Stand symbolisch dargestellt werden, worin sie aufgenommen werden, und der Welt nützen würden, wenn sie sich in der Schule durch Fleiß und Disciplin dazu geschickt gemacht hätten. Nach Mollers Freiberger Chronik Th. II, S. 342 ward in Freiberg auf Angeben des damaligen Rectors, M. Friedrich Zörlers, das Gregoriusfest am 19. März 1582 zum ersten Male gefeiert. zurück 5) Durch dieSchuleinrichtungen, welche, den landesherrlichen Vorschriften gemäß, nach der Reformation gemacht wurden, gewann auch die Currende einen guten Fortgang und dies besonders unter der Aufsicht der Consistorien. Churfürst August ließ bekanntlich eine Kirchen- und Schulenordnung abfassen, worin die Currenden an die Schullehrer dergestalt gewiesen wurden, daß diese für ihre Aufnahme und ihren Unterricht sorgen mußten zurück 6) Dieses Thema hat sogar große Gelehrte und unter andern auch den am 14. Juli 1812 zu Göttingen verstorbenen Hofrath Henne beschäftiget, welcher in Jahre 1798 in das 34. Stück der daselbst herauskommenden gemeinnützigen wöchentlichen Nachrichten eine Abhandlung über die Untauglichkeit der Currende in den jetzigen Zeiten einrücken ließ. zurück 7) Weisse, der einsichtsvolle und erfahrne Director des Friedericianums in Altenburg zu Anfange des vorigen Jahrhunderts, wollte seine Schüler zu Leuten bilden, die für das gemeine Wesen brauchbar wären. Diesen Zweck glaubte er nicht zu erreichen, wenn junge unmuntere Köpfe beständig eingeschlossen würden. Loquere, ut te videam, ans Licht mit dem Knaben, war daher immer sein Ermunterungswort. Er drang darauf, daß sich ein junger Mensch der Welt mit Anstand zeigen könne. Die Schaubühne schien ihm daher zur Beförderung dieser Absicht am wirksamsten zu sein. – Daß man denselben Zweck in den neuesten Zeiten durch öffentliche Rede und besonders Declamations-Uebungen zu erreichen hofft, ist bekannt. zurück 8) Man vergleiche M. Christ Heinr. Weissens Programm de comoediis sive ludis scenius ecclesiasticis, das seinen antiquit. Misn. Sax. sing. Chemnitz, 1727 von S. 497-512 beigefügt ist. De seculi quartidecimi et proximorum consucludine ista sic Fabricius (orig. Sax. L. VI. f. 638: Erat, inquit, illorum temporum mos. diebus sacris aut musicos auf´dire, qui vel de divinis beneficiis, vel de majorum factis publice cauerent, et de arte inter se certarent, aut exhibrer sacra spectacula, quibus juventus ad pettatem excitaretur. zurück 9) Weil jene kleinen Sorten Backwerk ein Geschenk für die Schüler waren, so werden sie in den Kämmerei-Rechnungen mit Recht Xeniola genannt. zurück 10) Ob diese Vorstellung historisch richtig und ästhetisch schön sei, das muß ich der Einsicht und dem Geschmacke Anderer überlassen, wenn ich das Gebiet des Historikes nicht verlassen und es mit dem Gebiete des Kritikers vertauschen will. zurück 11) Im Jahre 1592 ward zu Anfange des Monats Februar auf dem Landtage zu Torgau bei dem Administrator Friedrich Wilhelm angehalten, die heimlichen Calvinisten durch eine Generalvisitation aufzusuchrn, aus Kirchen, Schulen und dem gemeinen Regiment entfernen und ihre Schmähschriften verbieten zu lassen. Der Administrator willigte in dieses Begehren und bestimmte Einige aus dem geistlichen und weltlichen Stande zu Visitatoren. Es wurden insonderheit vier Visitationsartikel, als vom Abendmahl des Herrn, von der Person Christi, von der h. Taufe und von der Gnadenwahl ausgesetzt, nach welchen alle Lehrer in Kirchen und Schulen geprüft werden sollten. Die im Meißner Kreise verordneten Visitatoren, Joachim von Beust auf Planitz, Hanns Georg von Ponikau, Wolf Albrecht von Schleinitz, Dr. Melch. Wirth, Dr. Martin Mirus, Chursachs. Hofprediger und M. Wolfg. Mamphrasius, Stift-Superintendent in Wurzen, kamen den 29. Aug. 1529 nach Oschatz, sonderten, ihrer Insruction gemäß, zuerst die Bürgerschaft aufs Rathhaus, legten ihren Auftrag vor und ermunterten sie, zur Beförderung dieser nöthigen Generalvisitation das Ihrige beizutragen, wozu sie sich auch geneigt finden ließ. Darauf wurden die Prediger in der Inspection zusammen berufen und nebst den Schullehrern über genannte Artikel befragt und dieselben von ihnen unterschrieben. Außerdem wurden auch der Rath nebst den Rechtsgelehrten ihrer Lehre und Meinung wegen geprüft. Hierauf wurden in Oschatz der Rector M. Joh. Fischer und der unterste Bccalaureus Michael Gehra, in Naundorf der Pfarrer M. Joh. Jacobi ihrer Aemter entsetzt, weil sie auf ihren irrigen Meinungen fest bestanden. Dr. Martin Mirus hielt den 15. Sonntag nach Trinitatis, welches der Sonntag nach Aegidius war, eine Predigt, die auf die Absicht der Visitation, welche 6 Tage dauerte, Beziehung hatte. zurück 12) In seiner epistola ad D. Thom Fritschium. Ossitiensem, Medicum Görlicensem nennt er Oschatz sedem omnis pictatis, honnestatis et humanioris disciplinae. zurück 13) theatr. Sax. Th. 3, S. 112 zurück 14) Wohlthaten Gottes in Sachsen, Th. 2, S. 542 zurück 15) Diejenigen Zöglinge, welche innerhalb des Oschatzer Bezirks Ehrenämter bekleideten, werden am ihrem Orte genannt werden. zurück 16) Er wird zwar von vielen Schriftstellern als ein Vorherverkündiger der Reformation aufgeführt, aber immer nur unter seinem Taufnamen Sebastian, vermuthlich weil sein Geschlechtsname unbekannt war. Dahin gehören Matth. Flacius in catalogo test. veritatis p. 566. Heinrich Pantaleon in prosopograph. tom. III. f. 26. Johann Wolf in lect. memorab. tom I. p. 960 s. Wilh. Ernst Dreßerus im Leben Johann Tetzels, S. 125 f. Dr. Val. Ernst Löscher im ersten Theile seiner Reformationsarten S. 153. Johann Gerhard in confess, cathol. lib. I. e. 5. f. 56. zurück 17) In der Stiftsurkunde seines Stipendiums vom 24. Jan. 1777 drückt er sich unter andern also aus: Aus Liebe und Dankbarkeit gegen die Stadt Oschatz, wo ich erzogen und in den ersten Gründen der Wissenschaften fleißig unterrichtet worden bin, habe ich mich entschlossen, für junge studirende Oschatzer ein Stipendium zu stiften. zurück 18) In Müllers Geschichte dieser Schule, B. 2. S. 105, 106 wird Mehreres von ihm erzählt. zurück 19) M. Müllers Beschreibung dieser Schule, B. 2 S. 254 zurück 20) Sein Nachfolger nennt ihn: Scholac ornamentum, decus, in doceno dilligens, in laborando assiduus, in officii functione sedulus, in informanda juventute industrius. zurück 21) Alle hier und in folgendem Abschnitte genannte Baccalaureen sind zwar wirklich bei unsrer Schule angestellt gewesen, doch kann die Gewähr nicht geleistet werden, daß der Supremus mit dem Infimus und so auch umgekehrt, nicht verwechselt worden sei. Diese Benennung entstand erst seit 1594 da ein zweiter Baccalaureus angestellt ward (siehe oben). Von 1633 steht aber Jeder an seinem gehörigen Orte. Vor der Reformation können nur 3 Baccalaureen angegeben werden, nämlich Wolfgang Eselskirche, welcher 1501 zugleich Priester war, Johann Hoffmann, 1514 und Bartholomäus Molberg, 1517 zurück 22) Im Todten-Register steht von ihm die Bemerkung: Vir integerrimus qui amplius 24 annis scholac Oschazienis fideliter servivit. zurück |
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