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Chronik (Inhalt) |
Theil II, Erste Abtheilung |
Das Klima, das bis ins sechste Jahrhundert kalt und feucht war, ward nach Ankunft der Daleminzier, die Wälder ausrotteten, Sümpfe austrockneten, Dörfer anlegten und den Ackerbau einführten, milder und trockner, aber erst seit Gründung des hiesigen Amtes, seitdem die Deutschen die Cultur des Landes eifriger fortsetzten, so gemäßigt, rein und gesund, wie es jetzt ist. |
Der Collmberg, der dem an seinem Fuße liegenden Dorfe Collm seinen Namen gegeben hat, ist in der
niedern Markgrafschaft Meißen der höchste Berg. Er liegt eine starke Stunde von Oschatz und eben so weit von Hubertusburg. 1½ Stunde von Dahlen
und 4 Stunden von Wurzen und, nach Charpentiers
1)
Angabe, 819 Pariser Fuß über Wittenberg. Schon eine Stunde von seinem Gipfel weit erhebt er sich allmählich, wird aber erst in dem Dorfe Collm zum
Berge und kann, weil die Umgegegend flach ist, 8 bis 10 Meilen weit gesehen werden. Eigentlich besteht er aus drei Bergen,
davon zwei der Mühlenberg und Schlangenberg, gleichsam seinen Fuß bilden; aber nur er, der auf diesem Fuße ruhend als die
größte Erhöhung ins Auge fällt, ist es, der gewöhnlich unter den Namen Collmberg verstanden wird. Die gesammte Erhöhung
ist länglich rund, hat füglich 2 Stunden im Umfange und man braucht, um vom Dorfe Collm an bis auf ihren Gipfel zu kommen,
2000 Schritte. Das Eingeweide des Collmbergs besteht aus graugrünlichem Porphyr, der, nach der Kuppe zu, immer feiner
gemischt und mit Quarz durchsetzt ist; den Rücken decken zum Theil alte ehrwürdige Eichen; den Fuß umgiebt auf allen
Seiten der Hubertusburger Wald, der aus Eichen, Buchen, Birken, wenigen Kiefern und in den Gründen aus Erlen und Ahornen
besteht, worunter man nur einzelne Eschen findet. An den Alleen dieses Waldes, die 1741 durch den Generalmajor und
Ingenieur von Fürstenhof angelegt wurden, gehen die mit dem Buchstaben Q und der Nummer 12 bezeichneten über den Berg und
durchschneiden sich auf seinem Gipfel, der daher nicht nur bequem bestiegen, sondern auch von 3 Seiten, die Mittagsseite
ausgenommen, befahren werden kann
2)
. Sein Gipfel gewährt die Aussichten nach Meißen, Königstein, Frauenstein, Augustusburg, Leipzig und nur seine Waldungen verbergen dem Auge die
umliegenden Flächen. Gerber erzählt
3)
, daß er von demselben 36 Rittersitze und noch weit mehr Dörfer habe sehen können. Daß auf dem Berge ein Gebäude oder eine Burg, wie
einige wollen, gestanden habe, davon findet man nicht die geringste Spur oder Nachricht. Der Churfürst Johann Georg I.
wollte zwar daselbst einen Thurm zur Hirschfeist bauen. Er ertheilte daher am 17. Septbr. 1629 dem Oberforstmeister von
Wehle zu Colditz und dem Amtsvoigt Weißenberg zu Oschatz Befehl zu diesem Bau. Die Commissarien besahen am Osterdienstage
1630 den Ort, ließen durch die Gewerken einen Anschlag fertigen und faßten den Entschluß, daß dieses Gebäude von zwei ganz
steinernen quadratförmigen Geschossen, 29 Ellen Höhe und einen Umfang von 48 Ellen erhalten, auch mit einem vergoldeten
Knopfe und einer dergleichen Fahne geziert werden sollte. Das untere Geschoß, das gewölbt werden sollte, bestimmten sie
zur Stallung, Kellerei und Küche, das obere aber zu einem mit 6 Fesnstern versehenen Zimmer, wohin eine steinerne
Wendeltreppe führen sollte. Die Baukosten waren, ohne Holz, Steine und Handarbeit, auf 363 fl. 1 Gl. angeschlagen. Der
landverderbliche, dreißigjährige Krieg vereitelte aber den beabsichtigten Bau, der auch in den folgenden Zeiten durch den
sonderbaren Wahn, als ob auf diesem Berge kein Gebäude vor dem Blitze sicher wäre, verhindert ward. Den Landleuten dient
der Collmberg gleichsam zu einer Wetterfahne
4)
. Denn so lange die Kuppe desselben, auch bei übrigens heiterem Himmel, umnebelt ist, tritt nie beständiges gutes Wetter ein. Der Collmberg raucht
Tabak, sagt dann der Landmann, und richtet darnach, soviel sichs thun läßt, seine landwirtschaftlichen Arbeiten ein. Auch ist der Berg für die auf
der Morgenseite liegenden Ortschaften in der Regel ein Ableiter; denn über seinem Gipfel theilten sich fast alle vom Abend heraufsteigende
Gewitter und Schlossenwetter
5).
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Dieser ist nicht von einerlei Beschaffenheit. Das Ackerland ist an der äußersten Grenze gegen Mitternacht sandig und folglich von geringer Fruchtbarkeit, verbessert ich aber mit jeder Meile, bis es an der mittäglichen Grenze dem vorzüglich guten Boden der daran stoßenden Lommatzscher Pflege immer ähnlicher wird. In Schriften 17) wird das Ackerland nach dem Verhältnisse der Lage einiger Ortschaften in drei Arten, nämlich in guten, mittelmäßigen und geringen Boden eingetheilt. Zu den Gegenden, die einen guten Boden haben, rechnen jene Schriften in dem Oschatzer Amtsbezirke die Fluren bei Oppitzsch, Forwerg, Reußen, Zauswitz, Deutsch- und Wendischluppa, Glossen, Schläben, Hohenwußen, Wetitz. Einen guten Mittelboden geben sie den Aeckern bei Großböhla, Wellerswalda, Merkwitz, Bochra, Leckwitz und Hof. Zu den geringeren Boden zählen sie den bei Ganzig wegen seiner Kälte, den bei Limbach und Thalheim wegen seiner Nässe, ferner den bei Lampertsdorf und Selitz wegen seiner Flüßigkeit und endlich den bei Bucha wegen seines unfruchtbaren (losen) Sandes. Doch ist in neuern Zeiten für die innere Güte des Bodens, welche die Natur versagt hat, durch beßre Bearbeitung und künstliche Düngung mit Kalk sehr viel gethan worden, so daß jetzt alle Arten von Feldfrüchten darin gedeihen 18) . Auch das bessere oder schlechtere Wachsthum gewisser Arten von Waldbäumen, beruht auf der Beschaffenheit des Bodens. In dem sandigen Boden bei Calbitz, Luppa, Börln, Dahlen, Schmannewitz und Bucha wachsen Kiefern, hingegen in dem mit Lehm und Sand vermischten bei Oschatz, Collm und weiter nach der obern Gegend zu die Eichen am besten. |
Die vornehmsten derselben trifft man bei Borna, Bornitz, Bortewitz, Casabra, Deutschluppa, Gröba, Großböhla, Groptitz, Kötitz, Lampertswalda, Lichtensee, Limbach, Malkwitz, Mautitz, Merkwitz, Merzdorf, Nasenberg, Reppen, Saalhausen, Strehla, Terpitz und Wellerswalde an. Außerdem giebt es noch viele kleinere Lehdenstücke, die an Feldern zerstreut liegen, besonders in Börln, Canitz, Klötitz, Kreyna, Laas, Leisnitz, Liebschütz, Wendischluppa und Zauswitz. Der Flächenraum dieser Lehden, der überhaupt noch über 2100 Scheffel Land beträgt, soll bei den Orten, wo sie hin gehören, im Einzelnen angezeigt werden 19). |
Diese Ueberreste einer traurigen Vergangenheit, die sich meistentheils von dem Hussitenkriege
herschreiben, wurden jetzt als Feld und Wiesen benutzt oder sind mit Holze bewachsen und führen folgende Namen:
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Unter denselben ist die Elbe, die an der Morgenseite des Amtes hinfließt, das vorzüglichte. Sie hat hier ein tiefes und zur Schiffahrt bequemes Strombette. Denn das auf der linken Seite befindliche steinige Ufer erlaubt dem Wasser nicht, such auszubreiten, sondern nöthiget es, in die Höhe zu steigen. Bei Eisfahrten werden außer Strehla, die Dörfer Schirmenitz, Paußnitz, Görzig, Trebnitz, Gröba, Forweg, Oppitzsch, nebst ihren an der Elbe liegenden Feldern und Wiesen, oft zu ihrem großen Schaden, überschwemmt doch gewähren diese Ueberschwemmungen den Fluren auch eine ungemeine Fruchtbarkeit 57) . Bei Strehla ist eine Fähre, Schiffmühle 58) und Niederlage von Pirnaer Steinen, Bau- und Brennholze. Auf diesem Platze verschaffen einheimische und auswärtige Getreidehändler dem Amtsbewohnern einen guten Absatz ihrer Feldfrüchte. Der in ältern Zeiten so berühmte Glomazier See, jetzt der Paltschener See genannt, liegt an der Grenze des Dorfes Striegnitz und das Amt Oschatz hat daran einen gewissen Antheil 59) . Die Jahna, die 1 Stunde über dem Dorfe Jahna aus 2 Quellen entspringt, kommt bei Hof in den Amtsbezirk, fließt durch denselben über Stauchitz, Panitz und Seerhausen und fällt bei Riesa in die Elbe. Die Döllnitzbach kommt bei Leuben ins Amt und fällt bei Gröba in die Elbe 60) . Die Bruchbach, die aus einem Sumpfe, der Bruch genannt, bei dem Collmberge entspringt, und daher auch den Namen der Collmnitzbach führt, fließt über Calbitz und Großböhla, geht von da nach Wellerswalda und vereiniget sich bei Lampertswalda mit dem zwischen Wendisch- und Deutsch-Luppa entspringenden und über Dahlen kommenden Bache. Beide Bäche laufen von da vereinigt über Sörnewitz, Cavernitz, Klingenhayn, die Dreikuttenmühle und Schirmenitz, wo sie den Namen der Schirmnitzbach bekommen, setzen dann ihren Weg hinter Außig und Seydewitz fort und fallen bei der großen Fähre bei Mühlberg in die Elbe. Die Teich im Amtsbezirke sind zwar nicht so groß und fischreich, als in der benachbarten Mutzschener und Torgauer Gegend, doch fehlt es den Rottergütern nicht an solchen, die eine gute Ausbeute geben, und Stadt und Land mit Fischen versorgen. Darunter gehören die Teiche zu Raitzen (die 33 Acker, 272½ Ruthe Flächenraum enthalten), zu Zöschau (welches die größten im Amtsbezirke sind); zu Dahlen, Bornitz, Wellerswalda, Großböhla, Börln. Ein Teich in Limbach wird der Heydenteich genannt 61). Vor den Zeiten der Reformation gab es in hiesiger Gegend, wie im ganzen Lande, mehrere Teiche, weil bei den häufigen religiösen Fasten der Bedarf der Fische größer war. Viele Teiche sind in neuern Zeiten ausgetrocknet worden. 1) In der ersten Abtheilung der mineralogischen Geographie der Churfürstlichen Lande. (Nach neuester Messung 972 Fuß; vgl. die Hauptergebnisse der mit der europäischen Gradmessung verbundenen Höhenbestimmungen im Königreich Sachsen, von Oscar Choulant Freiberg 1870.) zurück 2) Ueber den Wald und seine Alleen kann man außer Fürstenhofs Charte der Mutzschener und Hubertusburger Haide auch Naumanns Jagdpalais zu Hubertusburg, in Fol. 1727 in Kupfer gestochen, nachsehen. zurück 3) In seinen unerkannten Wohlthaten Gottes in Sachsen, Th.1. S, 689 zurück 4) Dies berichtet auch Christ. Knauth von der eine kleine Stunde von Görlitz liegende Landeskrone in der Beschreibung dieses Berges, die M. Kreysig in dem dritten Theile seiner Beiträge zur Historie der Sächsischen Lande eingerückt hat, wo auf der 325. Seite bemerkt wird, daß der genannte Berg, weil er den Wechsel der Witterung anzeige, insgemein der Lausitzer Kalender genannt werde. zurück 5) Außer dem öftern Augenschein beweisen dies auch die handschriftlichen Nachrichten, die den vormaligen Gang der Gewitter in unserer Gegend melden. Am 21. Juni (Sonnabends vor dem ersten Sonnt. nach Trinit.) 1690 Nachmittags um 4 Uhr, thürmte sich ein Gewitter hinter dem Collmberge auf, ward aber durch diesen Berg genöthiget, auf der Mittagseite vorbei über Schweta zu ziehen, wo ein Blitzstrahl den Herrenhof anzündete und denselben nebst Schäferei in Asche legtre, von da es nach Altoschatz seinen Gang nahm, wo zwar auch ein Blitzstrahl das hiesige Kirchendach traf und einige Reihen Ziegel herunterwarf, aber sonst keinen Schaden anrichtete. So stand am 5. August 1751 jenseits des Collmberges ein Schloßenwetter, ward aber durch den Berg getrennt. Ein Theil ging über Hubertusburg, Mahlis der andere aber über Calbitz, Kötitz, Kleinböhla, Dahlen, Lampertswalda, Sörnewitz, Cavertitz und verursachte allenthalben an den Fenstern und in Getreidefeldern großen Schaden. Eine gleiche Bewandtniß hatte es mit einem Schloßenwetter, das den 30. Juni 1750 hiner dem Collmberge hervorbrach und seitwärts gegen Mittag zog. Am 21. Juli 1783 ging ebenfalls ein hinter dem Collmberge aufsteigendes Gewitter auf der einen Seite über Altoschatz, wo es in die Schule schlug, von da nach Bornitz, wo ein Blitzstrahl den Thurm des Herrnhofs traf, aber nicht zündete, dann nach Weyda, wo es auf dem Felde die Vorderachse eines Wagens und einen Ochsen beschädigte und endlich nach Gröba, wo es durch einen Blitzstrahl die Schäferei zündete und in Asche legte. Auf der andern Seite nahm es seinen Gang über Kötitz nach Luppa und verbrannte daselbst eine Mandel Getreide. Das Schloßenwetter, daß sich am 29. Juni 1787 ebenfalls hinter dem Collmberge bildete, führte bei Dahlen, Börln, Meltewitz, Bucha etc. keine unbedeutenden Verheerungen an den Dächern und an Getreide herbei. Das neuste Schauspiel dieser Art hatten wir am 31. Mai 1816. Außer denen, die am ganzen Himmel standen, hatten sich auch gegen Abend Gewitterwolken hinter dem Collmberge gebildet. Bald trennten sie sich und ein Theil rückte gegen 9 Uhr über Schweta, Stennschütz, Naundorf, Casabra und näher. Nicht nur heftige Regengüsse, sondern auch zahlreiche Schloßen fielen und die letztern beschädigten einen großen Theil des in der Blumenberger, Noitzschützer und Gorauer Flur stehenden Wintergetreides so, daß man es völlig abzuhauen hier und da rathsam fand. Die andere Wolkenabtheilung zog über Luppa und hatte bloß einen starken Regen in ihrem Gefolge. zurück 6) Ritter behauptet zwar in seiner ältesten Meißner Geschichte S. 369 es habe unter dem Markgrafen Konrad noch keine Landtage gegeben. Allein schon Professor Leonhardi hat dieser Behauptung im Deutschen Zuschauer, XXV. S. 65 gründlich widersprochen. Hätten solche Landtage immer wichtige Folgen gehabt und wären die Urkunden darüber nicht im Laufe einer alles verschlingender Zeit verloren gegangen, so würden wir mehr von ihnen wissen. Das Dunkel des Alterthums verbirgt sie uns mit der ganzen Geschichte dieser Gegenden bis auf Konrads Zeit. Der thätige Geist dieses für uns so merkwürdigen Mannes veränderte aber alle frühere Verhältnisse. zurück 7) Die Gerichtstag nannte man in jenen Zeiten placita und malla. Jene Benennung will zwar Schöttgen in der Vorrede zu seinem inuentario diplomatico hist. Sax. super. 1 § 79 nicht sowohl placere, als vielmehr don dem Deutschen Worte Plat und zwar aus dem Grunde ableiten, weil man solche Tagegemeiniglich auf öffentlichen Plätzen unter freiem Himmel gehalten habe. Allein in der Sammlung vermischter Nachrichten zur Sächs. Gesch. B. IV, S. 274 wird aus einer Urkunde des Markgrafen Otto des Reichen v. J. 186 gezeigt, daß das placitum gar wohl von placere abgeleitet und dadurch einen Vortrag oder eine Sache bezeichnet werden könne, die dem Landesherrn und der Ritterschaft bei ihrem Hauptversammlungen gefallen habe und weshalb diejenigen mit Beifall beehret worden seien, die sie beschlossen hatten. Das Wort mallum bedeutet eine Mahlstatt oder einen Ort, der zu einer Zusammenkunft bestimmt ist. Die Gerichtstage jener Zeiten waren entweder allgemeine oder besondere. Allgemeine Gerichtstage nannte man placita generalia oder provincialia, weil dabei Personen aus der ganzen Provinz gegenwärtig waren. Von dieser Art waren die in Collm gehaltenen Landtage. Sie waren von den Landtagen neuerer Zeit gar sehr verschieden. Der Landesherr hatte noch keine bestimmte Residenz, sondern schlug sie bald hier, bald da eine Zeitlang auf und entschied bei dieser Gelegenheit mit der aus der Nachbarschaft zusammenberufenen Ritterschaft an Vasallen und Dienstmännern über mancherlei das Wohl des ganzen Landes betreffende Gegenstände. Von einer andern Art waren die besondern Gerichtstage, die nur mit einer Stadt- oder Dorfgemeinde, besonders von ab- und zureisenden Grafen, und wenn diese nicht konnten, in der Stadt vom Stadtrichter oder auf dem Lande vom Schultheißen gehalten wurden. Man nannte sie placita specialia; populi, sculteti, advocati, Jahrding etc. zurück 8) Der Regel nach wurden die Land-, so wie die Stadt- und Dorfgerichtstage an einem offenen Orte, wohin sich Jedermann aus der Provinz, besonders aber die Lehns-Vasallen des Landesherrn begeben konnten und mußten unter freiem Himmel gehalten, damit die Gerichtssitzung von jedem Anwesenden gesehen und der Ausspruch gehöret werden konnte. Man sah ein Mahl oder einen Platz aus, der sich für eine solche Versammlung eignete und in der Nähe einer Kirche oder eines Schlosses, oder auch wohl einer Stadt, im freien Felde, an einer Heerstra0e, oder bei einem großen Baume lag. Bei strenger Witterung war es erlaubt, die Gerichtstage in großen und schicklich liegenden Häusern zu halten, wovon aber nach den alten Gesetzen (vid Capitular. Caroli C. Tit. 39 c. 12 die Kirchen, Kreuzgänge der Klöster und Wohnungen der Geistlichen ausgenommen waren. Was die 12 Landtage in Collm anbetrifft, die Schöttgen in der Vorrede zu seinem inventario diplomatico § 55-65 aus Urkunden aufführt, so sind davon 7 bei einem günstigen Himmel, nämlich im April, August und September, und 5 im Januar und November, mithin zu einer unfreundlichen Jahreszeit gehalten worden. In letztern Falle wurden die Verhandlungen in einem im Dorfe Collm dazu eingerichteten Hause vorgenommen. Auf die Vermuthung führt mich eine Altdeutsche Uebersetzung einer Urkunde v. J. 1200 worin die Lateinischen Worte: Acta sunt - in provinciali placito nostro Colmitz, also ausgedrückt sind: Dise Ding sind geschen yn unsern ubirsten palas zu Colmitz. Im Original des Uebersetzers muß also wohl palatium statt placitum gestanden haben. Palatium provinciale bezeichnete aber das zu Provinzial-Versammlungen bestimmte Gebäude. Auch der Verfasser des Aufsatzes: Diplomat. Nachrichten von dem Burggrafthum und den Burggrafen zu Meißen, in der Sammlung verm. Nachr. zur Sächs. Gesch. B. 1, S. 7 muß ebenfalls eine solche Urkunde vor sich gehabt haben, da er bei Anführung der nur gedachten Urkunde schreibt: in Provinciali Palatio Collmitz. zurück 9) Sie theilten sich zum Scherz und nach der Kleidung, die sie absichtlich recht auffallend und abschreckend gewählt hatten, in Kneifler, kleine Hüthe, kleine Vetter, kleine Hosenmännichen, etc. zurück 10) Man sehe oben im ersten Theile nach. Einige Geschichtsschreiber, besonders Barre in der allgemeinen Geschichte von Deutschland Th. V. S. 173 und Häberlin in dem Auszuge der allgem. Weltgeschichte B. V, S. 471 sagen, daß dieses Schicksal die Stadt Colberg oder Collmberg bei Oschatz betroffen habe. Allein, da das am Fuße des Berges gelegene Dorf Collm oder nach einer andern Schreibart Colmnitz niemals eine Stadt gewesen ist; so haben Theobald in der Schrift vom Hussitenkriege S. 359 und der Uebersetzer von Barres Geschichte von Deutschland Recht, wenn sie dieses von der Stadt Oschatz selbst verstehen. zurück 11) Von seinem Namen siehe oben im ersten Theil. zurück 12) Ebendaselbst zurück 13) Ebendaselbst zurück 14) Unter diesem Namen kommt er in dem Lehnregister der Meißner Stiftskirche vor, das Schöttgen im Anhange zu seiner Historie der Stadt Wurzen S. 26 f. beigebracht hat. Der Berg führt diesen Namen, wie Koburg und der Kuhthurm bei Leipzig, von der Gewohnheit an alten Zeiten, daß man auf solchen Köbben (Kuppen) Wachen ausstellte. zurück 15) Wachter in seinem glossario germanico hält Kutzsch mit dem alten, nicht mehr gewöhnlichen Worte Kutten, das einen Ort, wo in den ehemaligen Kriegszeiten eine Wache hingestellt war, für einerlei. Verg. Th. I zurück 16) Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Hohenwussener Anhöhe schon im 10. Jahrhunderte, als die Deutschen Daleminzien eroberten, ein fester, vielleicht selbst ein mit einer Burgwart versehener Ort gewesen sei. Sie war 1080 bei dem Einfalle des Herzogs Wratislaus in Böhmen, dann im Kriege zwischen Friedrich mit der gebissenen Wange und dem Kaiser Adolph 1297 und im Bruderkriege 1445 nach damaliger Befestigungsart noch immer ein haltbarer Ort. Eine regelmäßigere Befestigung erhielt sie vermuthlich im dreißigjährigen Kriege, die man nach ihren noch vorhandenen Ueberresten beurtheilen kann. Die Kirche in Hohenwussen steht mitten in einer Redoute, die auf einer Seite 75 Schritte hat. Man findet Erdwall, Berme, Graben. bedeckten Weg, Glacis größtentheils noch in gutem Stande. zurück 17) Vorzüglich in einem alten Hufenverzeichnisse des Amtes Oschatz, nach der Aussaat und Beschaffenheit des Bodens gerechnet, vom J. 1588 zurück 18) Proben davon werden weiter unten angegeben werden. zurück 19) Der ehemilige Amtmann zu Mutzschen und Sornzig, Carl Adam Petzsch, hat in seinen Gedanken über wüste liegende Fluren in Sachsen (Leipzig 1782) verschiedene Vorschläge gethan, dieselben urbar zu machen zurück 20) Ich werde hier meines ältern Bruders gedruckte Beschreibung der wüsten Marken des Amtes Oschatz zwar zum Grunde legen, sie aber auch, wo es nöthig ist, berichtigen und ihre Anzal um einen großen Theil vermehren. (Vergl. überhaupt über Sachsens wüste Marken: Webers Archiv (Bd. II) zurück 21) Man vergleiche oben im ersten Theil zurück 22) Ebendas. zurück 23) Ebendas. zurück 24) Schoettgen. et Kreysig. scrippt hist. germ. med. aevi. tom. II. p. 365 n. 56 zurück 25) Ebendas. p. 363 n.16 zurück 26) Ebendas. p. 364 n. 25 zurück 27) Das Original dieser zu Seußlitz in erastino divisionis apostol. ausgestellten Urkunde besaß der ehemalige Pastor M. Ursinus in Bornitz. Abgedruckt ist es in Longolius Nachr. von Brandenburg-Culmbach, Th. III, S. 84 und 85. Vergl. den ersten Theil oben. zurück 28) Das original verwahrt das Oschatzer Raths-Archiv lit. E. 1 zurück 29) Das zu Delitzsch, Donnerstags nach Petri Kettenfeier, ausgestellte Original liegt im hiesigen Kirchen-Archiv, Nr. 5 zurück 30) Die Urkunde ist nach Albini Registrande zu Stolpen in Octava b. Aguetis ausgestellt. zurück 31) Das Original auf Pergament befindet sich im Oschatzer Raths-Archiv und ist datirt: Grima, Donnerstags von Invocavit. zurück 32) oben im ersten Theil zurück 33) Die Urkunde liegt im Oschatzer Raths-Archiv, lit. I. u. 2. zurück 34) oben im ersten Theile. In dieser Flur liegen einige Acker und Wiesen, die noch jetzt die Wölke genannt werden, weil sich vor Alters Wölfe in Menge daselbst aufhielten; denn Wilke bedeutet im Wendischen und noch jetzt in Litthauen einen Wolf. Dresdner Anzeig. v. J. 1768 Stück XXVIII, S. 315. zurück 35) oben im ersten Theile. zurück 36) Diesen Namen schrieb man in ältern Zeiten ohnstreitig Gravenmühle, weil sie zu Grävenhayn gehörte. In der Folge sprach und schrieb man statt des v ein u und so entstand die Schreibart Grauenmühle. zurück 37) Der Collmner Wald wird von vielen Alleen durchschnitten, darunter die von Mogen gegen Abend laufenden an Bäumen mit lateinischen Buchstaben, die von Mittag gegen Mitternacht zugehenden aber mit Zahlen bezeichnet sind. Auch Fürstenhof hat auf seiner Charte der Mutzschner und Hubertusburger Haide die Lage des Schlosses Hayn richtig angegeben. zurück 38) Dieses Orts wird in einer Urkunde von 1251 über die ins Kloster Nimtschen zu entrichtenden Getreidezinsen als eines Dorfs gedacht. Sächs. Magaz. B. II, S. 39. zurück 39) Man vergleiche oben V. Wüste Marken Nr. 5 zurück 40) Grimma, Donnerstags vor Invocavit 1397. zurück 41) Eilenburg. Mittwochs vor der h. drei Könige Tage 1408. Analecta Saxon. P. II, S. 117. In einer Urkunde von 1405 kommt unter den Zeugen auch ein Siffrid de Nußedelitz, armiger Misnensis dioeceseos vor. >zurück 42) Siehe oben in ersten Theile. zurück 43) Ehemals ward (siehe oben erster Theil) das Hospital zum fernen Siechen zu dieser Flur gerechnet. In neuern Schriften aber macht es einen Theil der Praschwitzer Flur aus. zurück 44) Schoettgen. scrippt. hist. germ. tom. II, p. 363. zurück 45) Mehrens sehe man unten in der zweiten Abth. im zweiten Abschn. Nr.12 zurück 46) Siehe oben im ersten Theile. zurück 47) Ebendas. Von der Mark oder Flur Praschwitz, die aus 5¼ Hufe besteht, und theils Bürgern, theils einigen Einwohnern naher Dörfer gehört, erhält der Rath und das geistliche Aerarium in Oschatz einige Zinsen, die Lehn und Gerichtsbarkeit über die Flur stehen dem Amte, über das Vorwerk Praschwitz aber dem Rathe zu. zurück 48) Schöttgens Historie der St. Wurzen im Anh. S. 56 zurück 49) zu Dresden, den 4. Id. Nov. 1284. S. Ilornii vita Henrici illustr. Cod. dip. p. 351. zurück 50) die in Folio gedruckten Responsa der Universität Halle in gedachter Steuerntersuchungssache. zurück 51) Siehe oben im ersten Theile. zurück 52) Schöttgens Historie der Stadt Wurzen, Anh.. S. 41. zurück 53) Siehe oben im ersten Theile. zurück 54) Ebendas. zurück 55) Siehe oben im ersten Theile. zurück 56) Amts Oschatz Kauf- und Handelsbuch, Vol. II f. 114, 116, 248. zurück 57) C. G. Pötzsch zählt in seiner chronologischen Geschichte der großen Wasserfluthen seit tausend und mehr Jahren, (Dresden, 1784 in Quart nebst Nachtrag und Fortsetzung Dresden 1786) auf 188 Ueberschwemmungen, die vom Jahr 590 bis 1784 erfolgt sind. zurück 58) Schon im 13. Jahrhunderte waren in dieser Gegend Schiffmühlen, denn das Kloster Bucha, das bei Belgern Besitzungen hatte, wollte sie an den dasigen Dämmen aus dem Grunde nicht dulden, weil sie dem Ufer schädlich wären. Miscell. Sax. d.a. 1772 p. 338. zurück 59) Siehe oben im ersten Theile. zurück 60) Ebendas. zurück 61) Hanitschens Sendschreiben über die fata der Pfarrer zu Limbach (Dresden, 17208) S. 61. Man vergleiche damit oben im ersten Theile. zurück |
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