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Betrachtungen zu Straßennamen der Region – von Arndt Böttcher
 
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Straßennahmen nach 1945 in Dahlen und Umgebung

Stärker lokalen Bezug haben Straßennamen, die nach 1945 in Dahlen vergeben wurden.
Ganz auf der Generallinie der SED in dieser Beziehung sind Namen von antifaschistischen Widerständlern kommunistischer Herkunft wie Max Taube, Alfred Weidner und Hermann Wiedner. Bei allen Drei handelt es sich um Mitglieder der KPD. Max Taube (1897-1945) war Mitbegründer der Ortsgruppe der KPD und sogar Stadtverordnetenvorsteher in Dahlen, ehe ihn die Gestapo während der Nazizeit überwachte. Taube kam im KZ Sachsenhausen um. Ihn und auch Hermann Wiedner (1900-1946) zur ehrenden Erinnerung wurden an beider Wohnhäuser in der Oschatzer Straße Gedenktafeln angebracht (die aber mitlerweile verschwunden sind). 1975 erhielt die damalige Polytechnische Oberschule Dahlen ebenfalls den Namen "Hermann Wiedner" verliehen. Während der Gedenkstein vor dieser Schule noch auf seinem Platze steht, ist die derzeitige Mittelschule in Dahlen namenlos. Wiedner, nach ihm war sogar das einzige Kino in Dahlen benannt, sei das eigentliche "Nervenzentrum" des kommunistischen Widerstands während der Hitler-Diktatur gewesen. In seinem Zigarrenladen in der Oschatzer Straße sei nicht nur die Ortsgruppe der KPD 1922 gegründet worden, hier trafen sich auch die Genosse und Sympathisanten der KP, um Instruktionen zu ihrem illegalen Kampf gegen die Nazis zu empfangen. Der schwer körperbehinderte H. Wiedner unterstützte selbstlos die Frauen, deren Männer in KZ's oder Zuchthäusern eingesperrt waren. Auch verschleppten ausländischen Zwangsarbeitern half er. Dass er nach der Befreiung seiner Stadt vom Hitlerfaschismus ohne jede staatliche oder politische Funktion blieb, stimmt den Verfasser nachdenklich. ( 1)
Über das Schicksal von Alfred Weidner hat der Verfasser sehr wenig ermitteln können. Wann und wie der 1898 geborene Kommunist geendet ist, konnten mir noch nicht einmal seine ehemaligen, noch heute lebenden "Kampfgefährten" sagen. Außer einem Weg in einem frühen Dahlener Neubaugebiet erinnert nichts an ihn.

In Lonnewitz existiert noch heute eine Ernst-Schneller-Straße (Schneller war Reichtagsabgeordneter der KPD und von den Nazis zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt) Ich vermute, auch Paul Schuster und Hermann Scheibe könnten zum Personenkreis des kommunistischen Widerstands gegen das NS-Regime gehört haben. Auch ihre Namen sind noch heute auf Straßennamensschildern in Kleinforst bzw. Rosenthal auszumachen.

Zurück zu Dahlen. Eine wichtige Durchgangsstraße ist hier nach 1945 von Lange Straße in August-Bebel-Straße umbenannt worden. (Auch in Oschatz gab es bis zur Wende 1989/90 eine Straße gleichen Namens. Sie bekam danach wieder ihren alten Namen, Hospitalstraße).
August Bebel (1840-1913) war vor dem 1. Weltkrieg der unbestrittene Führer der SDP. Zusammen mit Wilhelm Liebknecht (1826-1900) wurde er 1872 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt, die er u.a. in Hubertusburg (1837-1872/4) Landesgefängnis) verbüßt hat.

Im Staßennamenverzeichnis der Stadt Dahlen (einschließlich der heute eingemeindeten Dörfer) befinden sich auch Personen, die nicht aus der aufgezeineten "politischen Ecke" kommen. Zum Beispiel Max Hupfer und Dr. Alfred Brehm. Während der Erstgenannte mit Dahlen als 1. Direktor der dortigen Schule (1904 gegründet) verbunden war, weiß man nicht einmal genau, ob Dr. Brehm, den man in Schmannewitz so verehrt (1934 wurde ihm auf Veranlassung des dortigen Verschönerungsvereins ein Gedenkstein gesetzt:"Brehms Ruhe"), überhaupt jemals im heutigen Dahlener Ortsteil gewesen ist. In Prospekten und Wanderheften wird noch heute der Ursprung des Tourismus in der Dahlener Heide auf den berühmten Zoologen  und Weltreisenden Alfred Brehm (1829-1884 zurückgeführt (2)
In diesem Zusammenhang sei gleich ein Schwenk in die Nachbargemeinde Schildau gestattet. Auch hier verehrt man eine große Persönlichkeit, die rein zufällig dort geboren wurde, nie mehr etwas von Schildau gesehen hat, es gar verleugnet hat, wenn man ihn auf seinen Geburtsort angesprochen hat. Gemeint ist Neidhardt von Gneisenau, neben Scharnhorst und Clausewitz der große preußische Heeresreformer. (s. ausführliches Lebensbild vom Verf. in OAZ 7. und 14.8.2007)
Auch Theodor Körner (1791-1813) hat seinen Ehrenplatz in der Reihe der fortschrittlichen Männer der deutschen Geschichte in der Deutung der herrschenden SED-Ideologie. Dieser junge patriotische Dichter kämpfte in den Reihen des Lützowschen Freikorps gegen die napoleonische Fremdherrschaft und opferte sein noch junges Leben.


(1) Rundblick
(2) P. Haferstroh, "Alfred Brehm und das Geschäft mit der Sommerfrische" in "Die Dahlener Heide“; Passage-Verlag, Leipzig, 1994, 88ff

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