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Das einst vom Verschönerungsverein geschaffene Areal
präsentiert sich in tristem Zustand

In diesem Jahr würde der 1882 von Bürgermeister Robert Härtwig (*1846-†1931) gegründete „Verschönerungsverein für Oschatz und Umgebung“ 135 Jahre alt, wenn es ihn denn noch gäbe. Der Verein, der sich 1928 in „Verkehrs- und Verschönerungsverein Oschatz und Umgebung“ umbenannte, um seinen Aufgabenbereich zu erweitern, hatte maßgeblich den Ausbau und die Gestaltung des Stadtparkes bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges bewirkt. In den DDR-Jahren und später bei der Vorbereitung der 4. Sächsischen Landesgartenschau 2006 hatte sich die Stadt Oschatz um die weitere Gestaltung des Parkes bemüht. Gründe genug, der „Grünen Oschatzer Lunge“ im Jubiläumsjahr einen Besuch abzustatten.

Den Stadtpark erreicht man bequem sowohl von der Freiherr-vom-Stein-Promenade als auch von Kleinforst über den „Rudolf-Tischer-Weg“ oder über mehrere Zugänge von der Parkstraße. Zudem ist es möglich vom „O-Park“ über drei Döllnitz-Brücken in den Stadtpark zu gelangen. Besonders sehenswert ist die 2005 entstandene 9 Meter lange und 3 Meter breite textilbewehrte, betonsparende Döllnitz-Brücke, hergestellt im „Betonwerk Oschatz GmbH“. Ein Schild erklärt die Einzelheiten dieser bemerkenswerten technologischen Neuerung.

Ich betrat den Park von der Parkstraße über die Treppe zur Aussichtsplattform „Bastion“, einem der höchsten Punkte des Parkes. Der vernachlässigte Zugang und Treppenaufgang sowie die nicht zu benutzende Bank an der Treppe überraschten mich doch sehr. Die Bastion mit zerstörten Bänken, die im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) 1995/1996 aus Pflastersteinen und mit einer Holzabdeckung aufgestellt wurden, präsentierte sich auch nicht einladend und ließ für den Spaziergang durch den Stadtpark nichts Gutes erwarten.

Rondell mit den kaputten Bänken. Foto: Dr. Schollmeyer

Dafür entschädigte zunächst aber der immer noch malerische Blick auf die Aegidienkirche, eine wohl historisch zu nennende Sicht vom Stadtpark auf die Oschatzer Altstadt. Mein Weg führte mich weiter vorbei an den Denkmalen für die „Opfer des Faschismus“ und entlang des „Sowjetischen Ehrenmals“, die 1965 vom Altmarkt in den Stadtpark umgesetzt wurden. Diese Anlagen befanden sich in einem zufriedenstellenden Zustand, wenn auch die „Narben“ des stattgehabten Vandalismus am „Sowjetischen Ehrenmal“ nicht zu übersehen waren.Im vorderen Teil des Parkes, der durch die einstige Rodelbahn vom hinteren Teil des Parkes abgegrenzt wird, gelangt man zu der wohl mehr als 150 Jahre alten „Härtwig-Eiche“ oberhalb des kleinen Wiesenplatzes. Mit dieser Namensgebung wurde 1914 der verdienstvolle Oschatzer Bürgermeister Robert Härtwig anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand geehrt. Den an dieser Stieleiche (Quercus rubor) vom Verschönerungsverein geschaffenen Ruheplatz gibt es nicht mehr und es fand sich auch keine Beschilderung, die auf die Bedeutung der heute noch prächtig wachsenden „Härtwig-Eiche“ hinweist. Nach wenigen Schritten erreicht man den in den 1890er Jahren angelegten und damals etwa 180 qm großen Teich auf dem großen Wiesenplatz. Dieser einst besondere Anziehungspunkt für Familien und Kinder, auf dem sich in den DDR-Jahren noch Schwäne und Enten tummelten, ist zugewachsen. Die vom Verschönerungsverein 1888 und 1900 im vorderen und hinteren Park errichteten Schutzhütten sind schon 1945 dem Brennholzmangel zum Opfer gefallen. Lediglich eine ungepflegte Bankanlage oberhalb des Teiches und nahe der Parkstraße gelegen, ebenfalls in der erwähnten Arbeitsbeschaffungsmaßnahme aufgestellt, ist noch vorhanden. Sie entspricht dem Standort der Schutzhütte von 1888, die man damals mit Konzerten eingeweiht hatte und deshalb auch „Trompeterlaube“ nannte. Unweit dieser Anlage befindet sich auch das von der Parkstraße erreichbare, in den 1960er Jahren erbaute und nicht zu benutzende Toilettenhäuschen mit dem poetischen Namen „Weinlaube“, das heute der Stadtgärtnerei als Gerätehaus und Aufenthaltsraum dient.

Blick auf das Toilettenhäuschen – heute Gerätehaus der Gärtnerei. Foto: Dr. Manfred Schollmeyer

Der im Nationalen Aufbauwerk der DDR 1955 geschaffene Pavillon, ein Zentrum von Musikveranstaltungen und Parkfesten, fiel nach der Wende dem Vandalismus zum Opfer und wurde 2003 in Vorbereitung der 4. Sächsischen Landesgartenschau abgerissen. Auch der von Holzbildhauer Werner Plath zu Beginn der 1980er Jahre geschaffene Holzspielplatz verfiel und hat es nicht in die Landesgartenschau geschafft. Dafür hat man für die Landesgartenschau an den einst am Altoschatzer Platz (heute Miltitz-Platz) befindlichen Springbrunnen mit dem Fischjungen erinnert. Mit Teilen der wieder aufgetauchten Springbrunneneinfassung, einer von dem Schmorkauer Künstler Wolfgang Thibault angefertigten Kopie des Fischjungen und einer erklärenden Beschilderung wurde ein Stück Stadtgeschichte in guter Absicht in den Park „gepflanzt“. Heute ist der „Springbrunnen“ von Unkraut überwuchert, der Fischjunge befindet sich im Stadt- und Waagenmuseum und die Beschilderung ist kaum zu lesen.

Relikt des Springbrunnens – mit Unkraut zugewachsen. Foto: Dr. Manfred Schollmeyer

Wenn man die 1923 eingeweihte Rodelbahn, ein Teil des ehemaligen Naundorfer Weges, überquert und den hinteren Teil des Stadtparkes erreicht hat, begegnet man weiteren Relikten vergangener Zeiten. Die traditionsreiche Restauration „Zum Weinberg“ deren gastronomische Geschichte bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts reicht, zuletzt während der Landesgartenschau als Verwaltungsgebäude genutzt, fristet ein jämmerliches Dasein und verfällt. Da passte es in das Bild, dass das 1968 in diesem Gelände geschaffene Damwild-Gehege die 1990er Jahre auch nicht überstanden hat. Auch den kleinen Kinderspielplatz sucht man vergebens. Südwestlich des Weinberges ist das Rondell, der höchste Punkt des Stadtparkes nicht zu übersehen. Ehemals liebevoll bepflanzt, im Volksmund auch „Hexentanzplatz“ genannt und ein beliebtes Ziel der Spaziergänger, heute unansehnlich und von zerstörten Bänken umgeben, bietet dieser markante Punkt ein trauriges und symptomatisches Bild für den Stadtpark. Obwohl der gesamte Stadtpark seit 2003 unter Denkmalschutz steht, scheint der hintere Teil des Parkes eher der Holzgewinnung zu dienen. Vom Rondell erreicht man leicht den 1928 zu Ehren des Komponisten Franz Schubert (*1797-†1828) anlässlich seines 100. Todestages eingeweihten „Franz-Schubert-Blick“, eine gerne aufgesuchte Sicht aus dem Stadtpark zur Aegidienkirche. Die Oschatzer Ortsgruppe des „Sängerbundes Meißner Land“ hatte den „Franz-Schubert-Blick“ zu Ehren des großen Österreichers angeregt und der Oschatzer Verschönerungsverein hatte die Kosten und die weitere Pflege dieser zweiten Sichtachse auf unsere Stadt übernommen. Eine Bank lud zum Verweilen ein und ein mit einer Lyra geschmücktes Schild erläuterte den Besuchern den „Franz-Schubert-Blick“. Heute ist immerhin noch eine Bank vorhanden, aber der Blick zur Stadt zeigt nur noch die äußersten Kirchturmspitzen der Aegidienkirche. Der Zustand des Stadtparkes wirft viele Fragen auf, denn hier blüht Sachsen nicht! Freilich steht der im 19. Jahrhundert von Bürgermeister Robert Härtwig und dem Verschönerungsverein geschaffene Park im Schatten des O-Parkes. Aber muss es nicht nachdenklich stimmen, dass sich der Stadtpark in den Jahrzehnten um den Ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise sowie in den DDR-Jahren besser präsentierte als heute?

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