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31.August 2024 |
Oschatzer Schatz: Neues Leben für das Wüste Schloss
Der Geschichts- und Heimatverein lädt am Tag des offenen Denkmals zur Besichtigung des mystischen Jagdpalastes ein. Der Archäologe Reinhard Spehr wird dabei von der Zeit der Ausrabung berichten. von
Frank Hörügel und Kristin Engel
Oschatz. Als der Dresdener Archäologe Reinhard Spehr bei seiner Ausgrabung im Jahr 1991 ein Wasserbecken mit fünf Stufen aus leuchtend-grünem Porphyr freilegte, war das eine kleine Sensation. Das Wasserbecken, das zum Wüsten Schloss an der Wermsdorfer Straße in Höhe des Oschatzer Stadtteils Fliegerhorst gehört, wurde zu seinem Schutz anschließend wieder mit Erde verfüllt. Die Porphyr-Mauerreste des vor über 800 Jahren gebauten, aber nie vollendeten Jagdpalastes sind jedoch bis heute ein Anziehungspunkt für Geschichtsinteressierte aus der Region und darüber hinaus. Nach einer längeren Pause will der Oschatzer Geschichts- und Heimatverein nun ab dem Tag des offenen Denkmals am 8. September wieder Führungen durch das Gelände des Schlosses anbieten, dessen mutmaßlicher Bauherr im Jahr 1211 Markgraf Friedrich der Bedrängte war. Nachgewiesen ist, dass sich der Markgraf am 26. August 1211 in Oschatz aufhielt. Als Mitglied des Vereins hat sich Manuela Schwarz aus Thalheim in die Historie der mystischen Anlage vertieft. „Seit einem halben Jahr bereite ich mich auf die Führungen vor“, erzählt sie. Bei ihren Recherchen hat Manuela Schwarz zum Beispiel erfahren, dass es in der Bauzeit des Schlosses von der Südostseite her eine Hafenzufahrt für Boote vom Stauteich am Schloss gegeben hatte. Sie weiß aber auch, dass sich das Geheimnis des Jagdpalastes wohl nie ganz lüften lassen wird. „Die Geschichte, wie es damals wirklich war, werden wir wohl nie erfahren.“ So ist es bis heute ein Rätsel, warum das Schloss nicht zu Ende gebaut und verlassen wurde. Darüber existieren keine Aufzeichnungen.
Zum Denkmaltag will Manuela Schwarz den Grundriss des Wüsten Schlosses abstecken, um den Besuchern die Dimensionen des vierflügeligen Palastes mit Außenabmessungen von reichlich 44 mal 44 Metern deutlich machen zu können. Das funktioniert nicht überall,
da in den vergangenen Jahrhunderten auf einem Teil des Grundstückes große Bäume gewachsen sind.
Idyllischer und romantischer Ort
„Das Wüste Schloss liegt uns sehr am Herzen – ein ganz idyllischer und romantischer Ort“, sagt Dana Bach, die Vorsitzende des Oschatzer Geschichts- und Heimatvereins. Das Denkmal werde oft von Spaziergängern und Radfahrern besucht. „Und die sollen wissen, was es mit der Geschichte des Schlosses auf sich hat“, so die Vereinschefin. Es stehen zwar mehrere Schautafeln auf dem Gelände, doch die könnten eine Führung nicht ersetzen.
Der Archäologe Reinhard Spehr, der in den Jahren 1991 bis 1992 federführend das Wüste Schloss ausgegraben hat, ist heute 85 Jahre alt. Der geheimnisvolle Jagdpalast bei Oschatz hat ihn in den reichlich drei Jahrzehnten, die seit der Ausgrabung vergangen sind, nie losgelassen. Am 8. September, zum Tag des offenen Denkmals, wird Spehr deshalb selbst von 10 bis etwa 15 Uhr vor Ort sein und Interessantes zu seiner damaligen Ausgrabung und zur Historie des früheren Jagdpalastes berichten. Sein Buch zum Schloss ist dort ebenfalls erhältlich und wird auf Wunsch von Reinhard Spehr persönlich signiert.
Führungen auch nach Denkmaltag
Die Führungen zum Denkmaltag durch Manuela Schwarz vom Oschatzer Geschichts- und Heimatverein werden je nach Bedarf in der Zeit von 13 bis 17 Uhr angeboten. Erwachsene entrichten einen Obolus von zwei Euro, Kinder können kostenlos an der Führung
teilnehmen. Künftig können weitere Führungen zum Wüsten Schloss über den Geschichts- und Heimatverein gebucht werden – zum Beispiel für Klassentreffen oder im Rahmen von Familienfeiern. Anmeldungen sind unter Telefon 0151/28879555 möglich.
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22.Mai 2024 |
Schau im Rittergut Kiebitz ist in Gefahr
Zukunft nach Todesfall ungewiss
Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Oschatz an einem historischen landwirtschaftlichen Gerät in Kiebitz von
Frank Hörügel
Mügeln/Kiebitz. Das Angebot aus Kiebitz kam damals genau zum richtigen Zeitpunkt. Der Mügelner Heimatverein Mogelin musste nach Querelen mit dem Eigentümer 2009 seinen Ausstellungsraum mit landwirtschaftlichen Geräten im Mügelner Schloss Ruhethal räumen. Die Eigentümer des ehemaligen Rittergutes Kiebitz im benachbarten Landkreis Mittelsachsen boten den Mügelner Heimatfreunden Unterschlupf an. Seitdem präsentieren sie ihre Ausstellung mit mittlerweile 132 Gerätschaften im ehemaligen Kuhstall des Rittergutes Kiebitz der Öffentlichkeit – zum Beispiel am Denkmaltag.
Vorige Woche nun war eine elfköpfige Gruppe des Oschatzer Geschichts- und Heimatvereins dort zu Gast. Landwirtschaftsexperte Siegfried Tietze vom Heimatverein Mogelin führte durch die Schau und erklärte, wie die hier ausgestellten Pflüge, Dreschmaschinen, Pferdewagen oder Walzen funktionierten und früher genutzt wurden. „Die Geräte haben wir bei der Auflösung von Bauernhöfen zusammengetragen“, sagte Hans-Jürgen Höhne als Vorsitzender des Heimatvereins Mogelin.
Im Gespräch mit der OAZ erzählte er auch, dass der Fortbestand dieser vielfältigen Ausstellung nun schon wieder gefährdet ist. Allerdings aus einem ganz anderen Grund als 2009 im Mügelner Schloss Ruhethal. Der betagte Eigentümer des Rittergutes Kiebitz ist am 23. Dezember 2023 auf tragische Weise ums Leben gekommen. Nun ist seine Frau allein für die riesige Immobilie zuständig. Die Zukunft des Rittergutes – und damit auch der Ausstellung historischer, landwirtschaftlicher Geräte im ehemaligen Kuhstall – ist deshalb ungewiss.
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26. April 2024 |
Von
Abwasserbehandlung und Rattenplage
Oschatzer Geschichts- und
Heimatverein zu Besuch in der Kläranlage
Frank Jahn, technischer Leiter des Abwasserverbandes, zeigt, wie das Abwasser nach der mechanischen Reinigung aussieht von
Axel Kaminski
Oschatz. Ein Geschichts- und Heimatverein wie der
Oschatzer kann sich um Chroniken, alte Schriften und
Dokumente kümmern. Er kann sich aber auch - wie am Mittwoch
(24, April) geschehen - mit der Gegenwart und jüngeren
Geschichte befassen. Tatsache ist, dass die
Abwasserbehandlung für die Entwicklung einer Stadt ein
wichtiges Thema ist - und ein wenig auch die Entwicklungen
in den vergangenen Jahrzehnten wiederspiegelt. Dazu gab
Vereinsmitglied Andreas Kretschmar, der auch viele Jahre
Vorstandsvorsitzender des Abwasserverbandes „Untere Döllnitz“
war, zu Beginn des Besuches einen Einblick. Er spannte
einen Bogen von den im VEB Wasserversorgung und
Abwasserbehandlung gebündelten Ressourcen und Leistungen zu
DDR-Zeiten hin zur Abwasserentsorgung als eine Aufgabe, die
nach der Wende die Kommunen zu erfüllen hatten. Dabei
streifte er auch die Geschichte der kommunalen
Selbstverwaltung, die in unseren Breiten erstmals durch
Napoleon eine Rolle spielte. „Ende 1991 haben die
Gemeinden Oschatz, Limbach, Ganzig, Borna und Naundorf den
Abwasserverband „Untere Döllnitz“ gegründet. Eigentum hatten
wir nicht", erläuterte der frühere Oschatzer
Oberbürgermeister die Anfänge des Verbandes. Daran habe sich
nichts wesentliches geändert, als man vor 30 Jahren die
bestehende Anlage in Mannschatz übernahm.. Sie war eine
D-Mark wert. Ohne Eigenkapital sei man dennoch verpflichtet
gewesen, buis 2000 die Forderung, das Abwasser durch auch
biologisch zu reinigen und Phosphat auszufällen, zu
erfüllen, Frank Jahn, der technische Leiter des
Verbandes, führte die Vereinsmitglieder anschließend über
die Anlage. Er musste nicht darauf verweisen, was seit der
Gründung des Verbandes neu gebaut und saniert wurde. Kürzer
ist die Liste der Dinge, die noch vor der in den 1960er
Jahren errichteten Anlagen zu sehen sind. Frank Jahn kann
beides: Locker erzählen und Fakten darlegen. So erfuhren
die Vereinsmitglieder von ihm, dass das Kanalnetz 272
Kijometer lang sit und auch, was manche Bürger alles diesem
Netz anvertrauen beziehungsweise zumuten. Was wiederum zur
Rattenbekämpfung führt - einschließlich der Tatsache, dass
sich diese seit 1990 stark verändert hat. Die
Vereinsmitglieder haben an diesem Abend einen umfassenden
Einblick erhalten, was tagtäglich am Kanalnetz und den
Kläranlagen - der Verband betreibt auch jene in Dahlen,
Borna, Hof, Laas, Naundorf und Thalheim - zu tun ist, damit
nach dem Duschen oder dem Toilettengang alles seinen
gewohnten Gang geht.
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