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12. Dezember 2023

Neuer Wanderführer frischt Fitness und Heimatwissen auf
Autor Dr. Manfred Schollmeyer stellt 13 Touren durchs Oschatzer Land vor.

von Frank Hörügel
Oschatz. Viel Essen, wenig Bewegung – die bevorstehenden Feiertage zum Jahresende lassen die Fettpölsterchen wachsen. Doch rechtzeitig vor dem Fest ist ein Gegenmittel erhältlich. In seiner neuesten Publikation „Wanderungen im Oschatzer Land“ empfiehlt Dr. Manfred Schollmeyer auf 65 Seiten 13 Wandertouren. Wer sich auf den Weg macht und diesen Vorschlägen folgt, hat in doppelter Hinsicht etwas davon: So wie die überflüssigen Pfunde schmelzen, wächst das Wissen zur Historie der Region.
Es ist wohl eher dem Zufall zu verdanken, dass der Autor etlicher heimatgeschichtlicher Bücher und Broschüren auf die Idee gekommen ist, einen Wanderführer für die Region Oschatz zu schreiben. „In meinem Bücherschrank habe ich ein Wanderheft von Oschatz gefunden – kleiner als eine Postkarte – aus dem Jahr 1951. Der Text war überholt. Und da kam mir der Gedanke: Man müsste das noch mal neu machen“, erzählt Schollmeyer. Zudem habe er in der Oschatz-Information und in der Buchhandlung Roscher erfahren, dass es eine Nachfrage nach einem solchen Wanderführer gebe.
Nach welchen Gesichtspunkten hat Schollmeyer die Touren für das Heft „Wanderungen im Oschatzer Land“ ausgewählt? „Einfach wo man von Oschatz gern mal hingehen möchte.“ Die Touren ist er innerhalb eines längeren Zeitraumes selbst abgelaufen.
Der Heimatforscher illustriert die Sehenswürdigkeiten am Rand der Strecke oder am Zielpunkt mit farbigen Fotos. Im Unterschied zu anderen Wanderführern legt Schollmeyer bei der Beschreibung der Touren sein Hauptaugenmerk auf die Geschichte des Oschatzer Landes und die heute noch vorhandenen Repräsentanten dieser Historie. „Diese Fakten sind aber knapp gehalten, das soll ja nicht zu umfangreich werden“, sagt der Autor, der Mitglied im Geschichts- und Heimatverein Oschatz ist.
Wanderziele sind zum Beispiel Metzradts Grab in der Nähe des Wüsten Schlosses, der O-Schatz-Park, die Dahlener Heide oder das Wermsdorfer Schloss Hubertusburg.
Was ist seine Lieblingswanderstrecke? „Sehr schön – aber auch relativ lang – ist der Oschatzer Rundweg. Man kann aber auch gut in die Lindwiesen oder ins Leubener Holz wandern, wenn im März die Märzenbecher blühen.“
Das Heft kann in der Oschatz-Information, in der Buchhandlung Roscher und in Dahlen im Spielwarengeschäft Schwemmer gekauft werden. Es kostet sechs Euro.

Info: Das Heft kann in der Oschatz-Information, in der Buchhandlung Roscher und in Dahlen im Spielwarengeschäft Schwemmer gekauft werden. Es kostet sechs Euro.


12. November 2023

Oschatzer Mühlgraben setzte nicht nur Wasserräder in Bewegung
Barbara Weißgerbers Rechercheergebnisse liegen nun als 200-seitige Broschüre vor

Diese Tafel aus dem früheren Laden der Niedernühle hängt heute in der Küche von Barbara Weißgerber


Der Text dieses Artikels ist identisch mit dem von Frank Hörügel aus der OAZ vom 27. Oktober 2023
 


27. Oktober 2023

In der Oschatzer Niedermühle schließt sich
für Barbara Weißgerber der Kreis

73-jährige Autorin schreibt Buch über den verschwundenen Mühlgraben

Barbara Weißgerber vor dem ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Niedermühle, in dem sie mit ihrem Mann Stefan wohnt. Die 73-Jährige hat ein 200-seitiges Heft über den Oschatzer Mühlgraben geschrieben.

von Frank Hörügel
Oschatz. Als Barbara Weißgerber (geborene Reif) 1949 in Oschatz zur Welt kam, begann für sie eine spannende Kindheit. Das Mädchen wuchs in der Niedermühle in der Schmorlstraße auf, die ihre Eltern privat bis zum Jahr 1981 als Getreidemühle betrieben.
„Da habe ich viele Menschen und eine nahezu noch vorindustrielle Produktion in unserem Betrieb kennengelernt“, erinnert sich die heute 73-Jährige. Besonders intensive Erinnerungen verbindet sie mit dem Döllnitz-Mühlgraben. Bis Mitte der 1960er-Jahre trieb er noch die beiden im Stadtgebiet tätigen Wassermühlen an, dann wurde er verfüllt.

Heimatheft wird im „O“ vorgestellt
Die Niedermühle, in der Barbara Weißgerber aufwuchs, war die letz- te Station des Mühlgrabens, bevor sein Wasser zurück in die Döllnitz floss. Dem Mühlgraben hat die Oschatzerin nun ein 200-seitiges Heft mit dem Untertitel „Vom Wirtschaftsfaktor zum verlorenen Erbe der Stadt“ gewidmet, das in der Rei- he „Oschatzer Geschichte(n)“ vom Oschatzer Geschichts- und Heimat- verein herausgegeben wird.
Barbara Weißgerber wird das Ergebnis ihrer zweijährigen Recherchen öffentlich am 9. November in der Rundhalle das „O“ im O-Schatz- Park vorstellen (Beginn: 19 Uhr, Eintritt frei). Ihr Mann, der Mathematiker Stefan Weißgerber, hat die handschriftlichen Aufzeichnungen seiner Frau in den Computer übertragen.
„Ich lege Wert darauf, dass der Mühlgraben zwar so hieß, aber bei Weitem nicht nur für die Mühlen da war“, sagt die Autorin. Die Gerber, Färber und Korbmacher nutzten sein Wasser, aus dem auch Bier gebraut wurde. Durch den Mühlgraben flossen die Abwässer aus Privathaushalten und Gewerbebetrieben. Und sein Wasser speiste nicht zuletzt das ehemalige Stadtbad in der Döllnitzaue.
Und mit dem Mühlgraben sind auch etliche Anekdoten verbunden. Wir hatten einen schmalen, langen Garten auf unserem Grundstück, an dem entlang der Mühlgraben floss. Dort hatten die Hühner mit ihren Küken eigentlich nichts zu suchen. Einige Küken hatten es aber geschafft, durch den Maschendraht zu schlüpfen, und waren im Schlamm des Grabens steckengeblieben. Mein Vater hat dann all die Küken aus dem Schlamm gepflückt und in
einem Korb gesammelt, anschließend mussten sie unter dem warmen Küchenherd trocknen, bis sie wieder flauschig und vergnügt waren – das war ein tolles Erlebnis“, erinnert sie sich an diese Zeit.

Hexenschuss vom Aalfang
„Oder wenn Aale vor dem Wehr waren, war das immer sehr aufregend. Mein Vater hat nur einmal erfolglos versucht, die Aale zu fangen, und es dann aufgegeben – weil er einen Hexenschuss davongetragen hatte“, erzählt sie weiter.
Und dann gibt es noch die Geschichte vom Esel Bimbo, der in einer Kammer im Wirtschaftsgebäude untergebracht war. An der Tür zur Kammer hing eine große Tafel zur Unfallverhütungsvorschrift.
„Der Bimbo war ein verfressenes Tier. In seiner Kammer hat er die Unfallverhütungsvorschrift abgefressen – von unten nach oben, so weit er hochreichte“, erzählt die Oschatzerin mit einem Lachen.
Ist Barbara Weißgerber selbst Müllerin geworden? „Nein“, antwortet sie. Ihr Vater, der die Mühle bis 1981 betrieb, habe immer von diesem Beruf abgeraten. Selbst einen Schwiegersohn als Müller wollte er nicht haben. Wohl auch, weil es ihm als Privatunternehmer in der DDR nicht leicht gemacht wurde.
Barbara Weißgerber schlug einen anderen Weg ein. Nach dem Abitur, in dessen Rahmen sie auch eine Schlosser-Facharbeiterausbildung in der Oschatzer Waagenfabrik abschloss, studierte die Oschatzerin in Dresden Arbeitspsychologie und arbeitete bis zur Rente in einem Institut in den Bereichen Unfall- und Belastungsforschung.
Noch zu Lebzeiten ihrer Eltern übernahm Barbara Weißgerber das baufällig gewordene Wirtschaftsgebäude der Niedermühle als vorweggenommenes Erbe. Die eigentliche Mühle war das Erbteil ihrer älteren Schwester und wurde später an eine Privatinvestorin verkauft.
Zusammen mit ihrem Mann Stefan (74) entschloss sich Barbara Weißgerber, das denkmalgeschützte Wirtschaftsgebäude sanieren zu lassen und darin zwei Wohnungen und Gewerberäume zu schaffen.
Diese Arbeiten wurden 1997 abgeschlossen. Zum Jahresende 2016 zog das Paar dann selbst von Dresden nach Oschatz, nachdem das Erdgeschoss zu einer barrierefreien Wohnung umgebaut worden war. „Da hat sich für mich der Kreis geschlossen“, sagt Barbara Weißgerber.

 


14. Februar 2023

Studentin sorgt für frischen Wind im Heimatverein
Josefin Möbius (24) als stellvertretende Vorsitzende gewählt
Sie kümmert sich um Auftritt in sozialen Medien


Der neu gewählte Vorstand (von links): Romy Mammitzsch (Finanzen), Frank Hörügel (Öffentlichkeitsarbeit), Dana Bach (Vorsitzende), Josefin Möbius (stellvertretende Vorsitzende) und Dr. Manfred Schollmeyer (Schriftführer)

Oschatz: Die Spitze des Oschatzer Geschichts- und Heimatvereins ist deutlich jünger geworden. Zur Jahreshauptversammlung wurde die 24 Jahre alte Josefin Möbius als stellvertretende Vereinsvorsitzende gewählt. Die Studentin aus Oschatz ersetzt Gerald Polster, der sich aus persönlichen Gründen nicht noch einmal zur Vorstandswahl aufstellen ließ, die Vereinsarbeit aber weiter tatkräftig unterstützen möchte.
Die anderen Vorstandsmitglieder Dana Bach, Romy Mammitzsch, Dr. Manfred Schollmeyer und Frank Hörügel wurden einstimmig in ihren Funktionen bestätigt. Auch die Kassenprüferinnen Karin Steding und Gisela Hahn erhielten das volle Vertrauen der Heimatfreunde. „Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit in den nächsten vier Jahren“, sagte die Vereinsvorsitzende Dana Bach.
Nach ihren Angaben zählt der Verein 38 Mitglieder. Im Vorjahr habe es vier Austritte gegeben. Es seien aber auch zwei Mitglieder neu dazu gekommen – Oberbürgermeister David Schmidt und Josefin Möbius. Die Studentin sorgt bereits seit dem Herbst des vergangenen Jahres dafür, dass über die Vereinsarbeit auch in den sozialen Medien Facebook und Instagram berichtet wird.
Unklar ist derzeit noch, wie es mit der Ausstellung „Stalag IVG – Kriegsgefangene und Kriegsgefangenschaft in Oschatz“ weiter geht, die 2022 im Gelände der Alten Filzfabrik zu sehen war. Aufgebaut und betreut hat diese Ausstellung Gabriele Teumer, die im vergangenen Jahr aus persönlichen Gründen den Geschichts- und Heimatverein verlassen hat. „Es ist wichtig, dass dieses Stück Geschichte in Oschatz sichtbar bleibt“, sagte Vereinsmitglied Joachim Zehme. Die Vorsitzende Dana Bach entgegnete, dass über die Zukunft der Ausstellung im Vorstand diskutiert werde.
Vorgestellt wurde zudem das Jahresprogramm für 2023: Führungen durch das Schloss Dahlen, die Heimatstube und die Dorfschule in Wellerswalde, durch das ehemalige Kasino im Fliegerhorst und das jetzige DRK-Gebäude in Oschatz stehen unter anderem auf dem Programm. lvz
 


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