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18.12.2007 |
Ausflüge und Vorträge mit prominenten Gästen
Geschichts- und Heimatverein Oschatz zieht eine Bilanz der letzten Jahre |
Oschatz (RS). Der Oschatzer Geschichts- und Heimatverein führte bei seiner im Gasthaus „Zum Schwan“
stattfindenden Jahresabschlussveranstaltung einen Rückblick auf die Vereinstätigkeiten der letzten Jahre durch. Dabei gelangte man zu dem Ergebnis,
dass der am 25. Januar 2008 sein 18-jähriges Bestehen feiernde Verein in seinem bisherigen Wirken sowohl in der Eigen- als auch in der
Öffentlichkeitsarbeit eine große heimatgeschichtliche Breite aufweisen kann. So sind von den mehr als 40 Mitgliedern viele äußerst vereinsaktiv, indem
sie Vorträge halten oder bei Ausstellungen gestalterisch tätig sind. Andere Vereinsmitglieder haben sich der stadtgeschichtlichen Forschung
verschrieben und treten zunehmend mit eigenen Druckerzeugnissen an die Öffentlichkeit. Mehrere von ihnen wurden für ihre Aktivitäten mit
Auszeichnungen geehrt. So befinden sich mit der Vereinsvorsitzenden Gabi Teumer und dem Eisenbahnhistoriker Reiner Scheffler bereits zwei
Heimatpreisträger unter den Vereinsmitgliedern. Zum weiter langjährig engagierten Stamm gehören Gerhard Heinz, Wolfgang Michael, Herbert Berndt, Bernd
Klemig und Chronist Werner Breitenborn. Zu weiteren Ergebnissen des Vereinsschaffens gehören mehr als 60 Vorträge, bei denen neben eigenen Autoren
auch prominente Gäste wie Prof. Lück, Dr. Ender und Manfred John eingeladen wurden. Bei Reisen und Wanderungen lernten die Vereinsmitglieder unter
anderem das Hohburger Steinarbeiterhaus kennen, waren zu Gast auf dem Collmer Observatorium und im Dresdener Staatsarchiv, bestaunten die
Schlossanlagen von Schleinitz und Wesenstein und ließen sich von der Nebraer Himmelsscheibe inspirieren. Auch 2008 will sich der Geschichts- und
Heimatverein beim Oschatzer Stadt- und Vereinsfest einbringen. Der monatliche Geschichtsstammtisch wird beibehalten. Vorträge und Wanderungen sind
geplant – und endlich sind eigene Räume in Aussicht.
Die Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Oschatz erkunden immer wieder die Region – hier stehen sie vor dem
St. Mauritius Dom in Magdeburg.
Foto: R. Scheffler |
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20.11.2007 |
Wolfgang Michael und sein Buch |
„Der Aufstieg des Nationalsozialismus in Oschatz“
heißt das Buch von Wolfgang Michael. Das Oschatzer Mitglied des Geschichts- und Heimatvereins stellte sein Werk im
Gasthaus „Zum Schwan“ vor. Gekommen waren rund 50 Zuhörer, die nach der Lesung Fragen an den Autor hatten. Der stand den Besuchern gern Rede und
Antwort. Mit seinem Buch trägt Michael zur Aufarbeitung eines wichtigen Abschnitts Historie von Oschatz bei. Foto: Sven Bartsch
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10.09.2007 |
„Oschatz war eine braune Stadt“
Interview mit Wolfgang Michael über sein Buch zum Aufstieg des Nationalsozialismus |
Oschatz. Wie die Nationalsozialisten vor knapp 80 Jahren in Oschatz an die Macht gekommen
sind, hat Wolfgang Michael erstmals umfassend recherchiert und im dritten Band der Oschatzer Geschichte(n) veröffentlicht. Zum richtigen Zeitpunkt,
wie der Heimatforscher mit Blick auf die Auseinandersetzungen in Mügeln sagt.
Frage: Was hat Sie an diesem Thema gereizt?
Wolfgang Michael: Mich interessiert, warum in einer bürgerlichen Stadt wie Oschatz die Ideen des Nationalsozialismus so Fuß fassen
konnten. Und ich wollte eine Antwort darauf finden, welche Lehren aus dieser Entwicklung für die heutige Zeit gezogen werden können.
Warum war gerade Oschatz besonders anfällig für die nationalsozialistischen Ideen? Hier gab es mit der Deutschnationalen Volkspartei
DNVP sehr starke konservative und nationale Kräfte. Ab 1932 sind diese Leute zusammen mit den Nazis marschiert. Auf der anderen Seite gab es zwar auch
die SPD und KPD, doch die Konservativen hatten das Sagen. Im Jahr der so genannten Machtergreifung 1933 war Oschatz eine der parteitreuesten Städte in
Sachsen. Oschatz war eine braune Stadt. Viele Einwohner waren ganz begeistert von der NSDAP.
Welche Lehren für die heutige Zeit leiten Sie aus Ihren Recherchen ab? Es ist bestürzend, wie die NSDAP damals ganz legal die Freiheiten
der Weimaer Republik schamlos ausgenutzt hat. Das kommt mir bei der NPD heute auch so vor. Sicher ist die jetzige Gesellschaft wachsamer als damals,
doch antisemitische Vorbehalte und eine latente Fremdenfeindlichkeit gibt es immer noch. Das haben die Auseinandersetzungen in Mügeln gezeigt. Damals
und heute hat das viel mit Gleichgültigkeit und Wegschauen zu tun. Wenn man wissen will, was sich daraus entwickeln kann, sollte man das Buch lesen,
das zum richtigen Zeitpunkt erschienen ist. Was hat Sie bei den Recherchen am meisten beeindruckt? Im Stadtarchiv habe ich Akten mit
kleinen Zetteln gefunden. Auf diesen Zetteln wurden Kommunisten denunziert, die dann meist auch verurteilt wurden. Ich war erschüttert, wegen welcher
Kleinigkeiten diese Leute angezeigt wurden, nur um sich Vorteile zu verschaffen. Was waren das für Kleinigkeiten? Zum Beispiel wurde
mitgeteilt, dass ein Laubenpieper eine schwere Kiste in seinen Garten getragen hat, die angeblich Waffen enthalten sollte. Schließlich stellte sich
heraus, dass sich in der Kiste nur Gartengeräte befanden. Welche Rolle hat die Judenverfolgung in Oschatz gespielt? In Oschatz gab es nur
17 Juden, darunter neun Kinder. Übermittelt ist, dass zum Judenboykott am 1. April 1933 zwei SA-Leute die Oschatzer vom Einkauf im Geschäft des
Gemischtwarenhändlers Menzel in der Strehlaer Straße abhalten wollten. Zwei Kommunisten wollten demonstrativ einkaufen. Daraufhin wurde der Laden
geschlossen. In Oschatz gab es auch ein Konzentrationslager. Wurden dort – so wie in Auschwitz oder Buchenwald – Menschen ermordet? Am
Standort des Kasinos im Fliegerhorst befand sich damals das Kinder- und Ferienerholungsheim Pappenheim. Das wurde im April 1933 für zwei Monate zum
Konzentrationslager mit rund 140 Häftlingen. Dort ist zwar niemand umgekommen. Doch es gab Scheinerschießungen und körperliche Gewalt. Die Häftlinge
sind dann nach Colditz verlegt worden. Die Aufseher des Konzentrationslagers Pappenheim sind 1948 in Leipzig in einem Prozess verurteilt worden.
Wie war die Quellenlage für Ihre Forschungen? Sehr schwach. Alle Parteidokumente der NSDAP in Oschatz waren vernichtet worden. Meine
wichtigste Quelle war die Zeitung Oschatzer Gemeinnützige, die der DNVP sehr nahe stand und deshalb ausführlich über die Aktivitäten der Nazis
berichtete.
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Das Buch „Der Aufstieg des Nationalsozialismus und seine
,Machtergreifung’ in Oschatz 1928-1933“ kann im Stadt- und Waagenmuseum und in der Oschatz-Information für sechs Euro gekauft werden.
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10.09.2007 |
„Das ist sachsenweit einmalig“ Verein klärt auf /
Kinder von ehemals Inhaftierten des „Stalag IV G Oschatz“ zu Besuch |
Oschatz. „Mein Vater wurde damals in Zschöllau gefangen gehalten“, erzählte der Holländer Leo de Wolf am
Wochenende. Im zweiten Stock des Rathauses eröffnete der Geschichts- und Heimatverein Oschatz eine Ausstellung zur Geschichte der Kriegsgefangenen in Oschatz.
„Ich glaube, viele wissen nicht einmal, dass es in und um Oschatz Kriegsgefangenen-Lager gab“, sagte die Vorsitzende des Geschichtsvereins Gabriele Teumer.
Die neue Ausstellung, die jetzt besichtigt werden kann, sei noch umfangreicher als die bisherige. Durch die Hilfe der Nachfahren ehemaliger Gefangener gelang
es dem Verein, Einzelschicksale weitgehend zu rekonstruieren. Der Gang über den Korridor des zweiten Stocks ist wie eine Zeitreise mit Wandtafeln und Vitrinen
als Fenster in eine andere Zeit. „Die Vergangenheit meines Vaters in Oschatz ist heute noch ein wichtiger Teil meines Lebens“, sagte Graham Howard auf
englisch an die Besucher gewandt. Er bedankte sich, dass er seine Geschichte mit den Oschatzern teilen kann. Das helfe ihm sehr. Er hatte Tränen in den Augen
und das Reden fiel ihm schwer. Trotz des väterlichen Schicksals sagt der Londoner heute: „Ich liebe Oschatz, es ist so eine schöne Stadt.“ Seit 2003 ist er
fünfmal in Oschatz gewesen und hat diesmal neben seiner Frau Cynthia auch noch zwei Freunde aus London mitgebracht. Über Gabriele Teumers Engagement sei er
glücklich. „Das hilft mir, diese große Lücke im Verstehen zu überwinden.“ Wie Graham Howard ist auch Roy Hackett aus dem englischen Leicester bei der
Recherche über die Geschichte seines Vaters auf das Stalag IV G genannte Kriegsgefangenen-Lager in Oschatz gestoßen. Im Internet hat er von der Arbeit des
Vereins erfahren. „Wir haben dann den Kontakt hergestellt und uns 2004 verabredet.“ Mit seinem Freund Maurice Tidmarsh ist er das vierte Mal in Oschatz. „Beim
ersten Mal, habe ich geweint. Mein Vater hat nie über die acht Jahre Gefangenschaft gesprochen und ein Tagebuch gibt es nicht. Deshalb zieht es mich immer
wieder hierher“, beschrieb Hackett, der acht Jahre lang keinen Vater hatte. Mittlerweile hat er herausgefunden, dass Harry Hackett in Italien gefangen genommen
wurde, Zwangsarbeit beim Schienenbau geleistet und schließlich nach Grimma gebracht wurde, wo er im Steinbruch arbeitete, bis man ihn nach Oschatz überführte.
„Hier wollen alle wissen, was damals passiert ist, das ist wunderbar.“ Roy Hackett machte viele Fotos von der Stadt, mit der er sich untrennbar verbunden
fühlt und die er so mag. Ähnlich fühlt sich Leo de Wolf. „Mein Vater war Jude, was auch in seinem Reisepass stand – eigentlich das Todesurteil. Ein
deutscher Soldat ließ den Beweis aber im Feuer verschwinden.“ Anders als Hackett kann der Holländer auf ein ausführliches Tagebuch zurückgreifen, durch das er
die Zeit in Oschatz nachvollziehen und für Teumers Arbeit einen wichtigen Beitrag leisten kann. „Jahrelanger Recherche und der Unterstützung einiger
Hinterbliebener ist es zu verdanken, dass wir uns heute ein Bild vom Stalag IV G machen können“, meinte Gabriele Teumer. Das Lager war über die gesamte Stadt
verteilt. „Als ich davon erfahren habe, wollte ich mehr herausfinden und daraus ist dann alles entstanden“, so die Initiatorin. Oberbürgermeister Andreas
Kretschmar ist Hausherr der Ausstellung und sagte: „Ich bin überrascht über das große Interesse. Das ist sachsenweit einmalig. Nicht jeder traut sich an so
eine Geschichte heran.“
Roman Kreusch
Eine Ausstellung über das Strafgefangenenlager Oschatz
wurde am Sonnabend eröffnet. Leo de Wolfs (3.v.l.) Vater saß als Gefangener in Zschöllau ein. |
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07.09.2007 |
„Wehret den Anfängen“ im Rathaus Dauerausstellung des Oschatzer
Geschichts- und Heimatvereins wird morgen eröffnet |
Oschatz. Eine Dauerausstellung mit dem Titel „Wehret den Anfängen“ eröffnet morgen um 10 Uhr die
Vorsitzende des Oschatzer Geschichts- und Heimatvereins Gabriele Teumer im Rathaus. „Wir wollen damit etwas gegen die Ausbreitung rechten Gedankengutes tun“,
erklärt die Oschatzerin den Titel. Die Ausstellung erinnert an das Schicksal tausender Kriegsgefangener, die während des Zweiten Weltkrieges im so genannten
Oschatzer Schattenlager IV G unter teilweise unmenschlichen Bedingungen schuften mussten. Auf zehn Tafeln werden Informationen zu diesem Thema vermittelt.
In drei Vitrinen werden Überbleibsel aus dieser Zeit gezeigt, zum Beispiel das Tagebuch eines holländischen Kriegsgefangenen mit Eintragungen zu seiner Zeit
in Oschatz. Der Kern dieser Ausstellung wurde bereits im Jahr 2005 gezeigt – 50 Jahre nach Kriegsende. „Diesmal können wir aber die Einzelschicksale der
Kriegsgefangenen noch intensiver beleuchten“, erklärt die Vereinsvorsitzende. Denn nach der Schau im Jahr 2005 haben sich weitere Nachfahren von
Kriegsgefangenen gemeldet. Zur Ausstellungseröffnung erwartet die Oschatzerin morgen Nachfahren aus England und Holland. Zudem hat sich ein Leipziger
angekündigt, der das Kind eines französischen Kriegsgefangenen und einer deutschen Mutter ist. Gabriele Teumer: „Wir laden jeden Geschichtsinteressierten zur
Eröffnung ein.“
Frank Hörügel
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17.08.2007 |
Drei Fragen an ... … Gabriele Teumer, Vorsitzende des Oschatzer
Geschichts- und Heimatvereins |
Am Tag des offenen Denkmals in Oschatz am 9. September beteiligt sich auch der Oschatzer Geschichts- und
Heimatverein. Mit welchem Angebot wird Ihr Verein präsent sein? Wir werden bereits einen Tag zuvor, also am Sonnabend, 8. September, um 10 Uhr eine
Sonderausstellung im Rathaus eröffnen, die auch am Tag des offenen Denkmals zu sehen ist. Als Dauerausstellung wird sie ständig geöffnet sein. Warum diese
Ausstellung, warum dieses Thema? Es gab in Oschatz das „Stalag IV G“ in der Lutherstraße, das so genannte Stammlager für Kriegsgefangene. Allein im Februar
1941 waren hier 18 000 Kriegsgefangene aus Frankreich, die erfasst und dann auf verschiedene Außenlager verteilt wurden. Oschatz hat also mit Blick auf
Kriegsgefangene schon eine gewisse Geschichte. Zu diesem Thema gibt es kaum ständige Ausstellungen. Wir haben schon 2005 eine ähnliche Ausstellung zum 60.
Jahrestag des Kriegendes veranstaltet und sehr große internationale Resonanz erfahren – vor allem durch die Nachfahren ehemaliger Kriegsgefangener. Wir haben
viele Gäste aus Frankreich, England und den Niederlanden – sogar aus Australien. Ein Phänomen in vielen Ländern ist es übrigens, dass das Thema
„Kriegsgefangenschaft“ jetzt erst aufgearbeitet wird. Die ehemaligen Kriegsgefangenen selbst haben oft nicht gern darüber gesprochen. Aber nach deren Tod
finden die Angehörigen dann die alten Aufzeichnungen. Dann treten die Familien auch an uns heran. Ich bekomme mittlerweile viele Informationen von diesen
Leuten – und ich kann ihnen auch vieles erzählen. Welche Bedeutung hat die Ausstellung für Oschatz? Viele ausländische Besucher kommen zielgerichtet in
unsere Stadt, weil hier ihre Väter als Kriegsgefangene inhaftiert waren. Sie fahren immer mit vielen positiven Eindrücken über Oschatz in ihre Heimat zurück.
Sie sind froh darüber, dass dieser Teil der Geschichte hier aufgearbeitet wird.
Interview: Björn Meine
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28.07.2007 |
Leidenschaft Stadtgeschichte Herbert Berndt bekommt
für seine Arbeit zur Oschatzer Historie den Blumenstrauß des Monats |
Oschatz. Ein gebürtiger Wurzener, dem es die Oschatzer Stadtgeschichte angetan hat.
Herbert Berndt ist fast täglich für die Geschichte seiner Wahlheimat unterwegs und arbeitet seit Jahren zusammen mit Gerhard Heinz an einem
Projekt zur Aufarbeitung der Oschatzer Historie. Für diesen ehrenamtlichen Ehrgeiz bekommt der Hobbyhistoriker von uns den Blumenstrauß des Monats.
„Herr Berndt arbeitet sehr aufwändig mit an dem Projekt und ist auch an Wochenenden oft unterwegs“, lobt Gabriele Teumer vom Heimat- und
Geschichtsverein Berndt’s ehrenamtliche Arbeit. „Ich bin sehr an der Stadtgeschichte interessiert“, erklärt der braun gebrannte Mann in einem
markanten sächsisch und wirft ständig einen Blick zu den Archäologen an der Ausgrabungsstelle neben der Klosterkirche. „So lange hier gegraben
wird, bin ich auch mit dabei“, sagt Berndt entschlossen. Seit drei Jahren arbeitet der gelernte Baufacharbeiter mit Gerhard Heinz an einer
Dokumentation, in der die beiden Hobbyhistoriker alle historischen Gebäude erfassen wollen. „Ich denke, dass durch unsere Dokumentation jeder
Anhaltspunkte erhält, um weiter zu forschen“, meint der 54-Jährige. Viele Grundstücksbesitzer würde die Geschichte ihres Grundstückes oder ihres
Gebäudes interessieren. Bei der Arbeit für das Projekt ist schon einiges ans Licht gekommen. „Teilweise können wir nachvollziehen, wer in welchem
Haus gelebt hat und welches Gewerbe betrieben wurde“, sagt Berndt. Bei seinen Recherchen zieht es Herbert Berndt immer wieder in das Archiv der
Stadt Oschatz. „Es gab schon Zeiten, wo ich fast den ganzen Tag im Archiv verbracht habe“, sagt er. Angefangen hatte alles vor gut drei Jahren.
„Damals habe ich mich für den Zweiten Weltkrieg interessiert“, so Berndt. Später ist Gerhard Heinz auf ihn aufmerksam geworden und konnte ihn für
das Projekt zur Oschatzer Stadtgeschichte gewinnen. Von nun an befasste sich Berndt auch mit mittelalterlicher Geschichte. „Herbert Berndt hat die
Arbeiten wesentlich mit voran getrieben“, ergänzt Gerhard Heinz vom Heimat- und Geschichtsverein Oschatz. Der Tag von Herbert Berndt beginnt
früh und endet spät. Von acht bis 20 Uhr ist der Oschatzer kaum in seiner Wohnung zu erreichen. „Ich bin viel unterwegs“, sagt er. Zur Zeit auch
oft mit dem Fotoapparat. „Wir fotografieren und erfassen alles, was hier ausgegraben wird“, sagt er und klopft auf seine Fototasche.
Stefan Hantzschmann
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Herbert Berndt hat sich der Oschatzer Stadtgeschichte verschrieben. Sein Wirken in der Freizeit
soll heute mit dem Blumenstrauß des Monats geehrt werden.
Fotos: Dirk Hunger / Sven Bartsch |
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28.07.2007 |
Finanzspritze für Wüstes Schloss
Sachsen bewilligt Fördermittel für die Sicherung der mittelalterlichen Ruine |
von FRANK HÖRÜGEL
O s c h a t z
. Seit Jahrzehnten machen sich Heimatfreunde für das Wüste Schloss stark. Jetzt trägt ihr Engagement Früchte. Die wegen Baufälligkeit gesperrte
Ruine soll jetzt gesichert und anschließend wieder als Ausflugsziel für die Öffentlichkeit begehbar gemacht werden. Seit einem Jahr können sich
Geschichtsfans die Ruine nur noch aus der Ferne anschauen. Weil immer wieder Bruchsteine aus dem 800 Jahre alten Gemäuer bröckelten, musste die
Stadt Oschatz als Eigentümer das Gelände sperren. Das soll kein Dauerzustand bleiben. Der Stadtrat bewilligte in seiner jüngsten Sitzung, dass die
Ruine für 163 400 Euro gesichert wird (wir berichteten). Nach Angaben von Bettina Trenkler, Leiterin des Stadtsanierungsamtes, hat Oschatz knapp
116 000 Euro aus dem Landesförderprogramm zur Erhaltung und Pflege von Denkmalen bewilligt bekommen. Den Rest muss die Stadt aus der eigenen Kasse
dazugeben. „Um die Ruinenteile zu sichern, muss der Bewuchs auf den Mauerkronen entfernt werden, die Mauerfugen verpresst und lose Bruchsteine
befestigt werden“, beschreibt die Amtsleiterin den Umfang der Aufgaben. Noch in diesem Jahr sollen die Aufträge vergeben und mit der Sanierung
begonnen werden. „Wir wollen den Bau im nächsten Jahr abschließen“, nennt Bettina Trenkler den Zeitplan. „Wir sind sehr glücklich über die
Entscheidung der Stadträte“, sagt Gabriele Teumer, die Vorsitzende des Oschatzer Geschichts- und Heimatvereins. Sie hofft darauf, dass die Ruinen
nach der Sanierung auf längere Sicht in einem guten Zustand verbleiben. „Denn das Interesse am Wüsten Schloss wird im Zusammenhang mit der
Sanierung des Tuchmacherhauses am Kirchplatz noch zunehmen“, sagt sie voraus. Beide Häuser wurden etwa zur gleichen Zeit gebaut. Die
Vereinsvorsitzende hofft in diesem Zusammenhang darauf, dass die Pflege des Grundstückes durch die Stadtgärtner „so hervorragend wie bisher“
fortgesetzt werde.
Hintergrund Das Wüste Schloss wurde als Palast Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet,
aber nie vollendet. Nach Einschätzung von Dr. Wolfgang Ender vom Landesamt für Archäologie handelt es sich hierbei um eines der wichtigsten und
ältesten Steinhäuser in Sachsen. Wie das Schloss genutzt wurde, darüber sind sich die Experten bis heute nicht einig. Möglich ist, dass die
Schlossmauern eine Ritterburg oder auch eine spirituelle klösterliche Anlage beherbergten. Der bisher spektakulärste Fund innerhalb der
Ruinenmauern war Mitte der 90er Jahre ein Wasserbecken, das kurz nach seiner Freilegung aus Sicherheitsgründen aber wieder zugeschüttet wurde.
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17.07.2007 |
Der blonde Engel von Oschatz
Margarete Wegner-Baur reichte am 11. April 1945 einem KZ-Häftling auf dem Todesmarsch ein Stück Brot
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Von Gabriele Teumer und Frank Hörügel
Oschatz. Blonder
Schopf, ein helles Sommerkleid: Wie einen kleinen Engel malte Hans Schumann das Mädchen, das am 11. April 1945 einem ausgemergelten KZ-Häftling auf
dem Oschatzer Neumarkt ein Stück Brot reichte. Etwa 3000 Häftlinge wurden an diesem Tag bei einem der berüchtigten Todesmärsche von einer
SS-Mannschaft durch Oschatz getrieben. Das Gemälde von Hans Schumann aus dem Jahr 1946 befindet sich heute im Fundus des Oschatzer Stadtmuseums.
Die Frage, wer das kleine Mädchen mit dem Kanten Brot in der Hand war, blieb bisher unbeantwortet. „Das könnte ich gewesen sein“, sagt jetzt
Margarete Wegner-Baur. Das Mädchen Margarete kam im Alter von knapp sechs Jahren mit ihrer Mutter aus dem zerbombten Saarbrücken im September
1944 nach Oschatz. Sie hatten nur wenig Gepäck dabei, da sie ihren Vater und Mann in Oschatz nur kurz besuchen wollten. Der war im Krieg schwer
verwundet worden. Als es ihm wieder etwas besser ging, wurde er wegen seiner guten Kenntnisse der englischen und französischen Sprache bis Ende
Januar 1945 zum Kommandanten des Oschatzer Kriegsgefangenenlagers ernannt. Anschließend wurde er an die Ostfront abkommandiert. Aus dem
Kurzaufenthalt in Oschatz wurde für Margarete und ihre Mutter gezwungenermaßen ein Daueraufenthalt. Denn mittlerweile hatte sie die Nachricht
erreicht, dass ihre Wohnung in Saarbrücken ausgebombt war. Der Rückweg in die Heimat war abgeschnitten. Vor kurzem besuchten Margarete
Wegner-Baur und ihr Mann das erste Mal nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Stadt Oschatz. Im Gespräch mit der OAZ erinnert sie sich an die
Zeit im Frühjahr 1945. „Wir wohnten damals in einem kleinen Kämmerchen im Kaufhaus Haschke“, sagt die heute 68-Jährige. Das Kaufhaus Haschke stand
an der Ecke Altoschatzer Straße/Frongasse und ist mittlerweile durch ein Wohn- und Geschäftshaus ersetzt worden. Am 11. April 1945 „hörten wir auf
der Altoschatzer Straße so ein seltsames, schlurfendes Geräusch“. Ihre Mutter ging ans Fenster und sah dort den Zug der Männer in gestreifter
Häftlingskleidung. „Wir geben den Leuten wenigstens etwas Brot, hat Mutter gesagt“, weiß Margarete Wegner-Baur noch wie heute. Mit dem Brot in der
Hand eilte das Mädchen auf die Straße und reichte es einem der Häftlinge, die mit ihrer weiß-gelben Gesichtsfarbe wie Schwerstkranke aussahen. Ein
SS-Aufseher hatte das mitbekommen und trieb die Häftlinge mit einer Peitsche weiter. „Das war so ein längeres Stöckchen mit Lederstriemen. Ein
Peitschenhieb hat mich an der rechten Wade gestreift.“ Margarete wurde von ihrer Mutter an die Hand genommen und schnell weggezogen. „Mir ist vor
Angst ganz übel geworden. Bis heute ist mir dieses Gefühl, sich in unendlicher Gefahr zu befinden, absolut präsent“, sagt die 68-Jährige.
Das Bild von Hans Schumann und die Erzählungen von Margarete passen weitgehend zusammen. Nur der Ort stimmt nicht. Vielleicht hat der Maler
die Szene aus der Altoschatzer Straße einfach ein Stück weit entfernt auf den Neumarkt verlegt. Hans Schumann kann nicht mehr befragt werden, da
er mittlerweile gestorben ist. Margarete Wegner-Baur selbst meint, dass der Häftlingszug ganz Oschatz durchquert habe und auch ein anderes Mädchen
an anderer Stelle den ausgemergelten Männern Brot gereicht haben könnte. Wahrscheinlich ist aber, dass die 68-Jährige der blonde Engel mit dem
Brot in der Hand ist, den der Maler Hans Schumann mit seinem Bild verewigt hat.
Ein kleines blondes Mädchen reicht einem KZ-Häftling ein Stück Brot. Der Oschatzer Maler Hans Schumann verewigte
diese beeindruckende Szene auf dem Neumarkt in Höhe des Abzweiges Seminarstraße. Am 11. April 1945 wurden etwa 3000 Männer auf einem der
berüchtigten KZ-Todesmärsche von einer SS-Mannschaft durch Oschatz getrieben.
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21.04.2007 |
Im Vordergrund steht das Leben der Menschen
Gabriele Teumer über Heimatpreis, Geschichte und Vereinsarbeit |
Oschatz (SWB). Am 14. April erhielt sie in Torgau den Heimatpreis für Geschichte 2006,
die Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins der Großen Kreisstadt Oschatz Gabriele Teumer. Dem SonntagsWochenBlatt stand sie Rede und
Antwort.
SWB: Herzlichen Glückwunsch zur Verleihung des Heimatpreises für Geschichte 2006. Wie haben Sie die Ehrung
erlebt? G.Teumer: Es war schon ein sehr emotionaler Moment, die Laudatio des Oschatzer
Oberbürgermeisters Andreas Kretschmar zu meiner Person zu hören. Ich verstehe die Auszeichnung aber als Ehrung für unseren gesamten Verein.
Was ging Ihnen bei der Laudatio durch den Kopf? Wenn man auf
einmal all das zusammengefasst hört, was im Verein schon alles passiert ist, ist man selbst erstaunt, wie vielfältig unsere Arbeit ist. Es geht
schließlich um einen Zeitraum von 1000 Jahren Geschichte.
Sehen Sie den Heimatpreis auch als Bestätigung für Ihre intensive ehrenamtliche Arbeit nach Feierabend?
Mit Sicherheit. Nach dem Arbeitsalltag bleibt wenig Zeit für die Regeneration. Ich sehe die Arbeit im
Geschichts- und Heimatverein auch als Stressbewältigung. Durch die Auseinandersetzung mit der Heimatgeschichte wird der Kopf wieder frei. Aber
mein Dank gilt auch den Vereinsmitgliedern für die gute Zusammenarbeit. Kein Verein kann ohne die Mitarbeit seiner Mitglieder leben.
Wie bekommen Sie Beruf, Familie und Heimatverein unter einen Hut?
Eigentlich nur, wenn jeder Teil Verständnis für den anderen aufbringt. Meine Familie hat Verständnis für mein Hobby, der Verein für meinen Beruf.
Ich nenne diesen Zustand die Drei-Einigkeit.
Durch wen oder was wurde Ihr Interesse an der Heimatgeschichte geweckt?
Das war ein sehr langer Prozess, der über 20 Jahre währt. Einen wesentlichen Anteil an meinem Interesse hatte
meine Arbeit im Kulturbund zu DDR-Zeiten. Interesse an Heimatgeschichte war schon immer vorhanden. Je mehr ich erforschte, desto größer wurde der
Drang, mehr über eine Sache zu erfahren.
Oberbürgermeister Kretschmar lobte Sie als Mensch mit Herz und Verstand - zwei unabdingbare Komponenten bei
Forschungsprojekten, oder? Bei meiner Forschungsarbeit geht es um die Menschen in der jeweiligen Zeit
und nicht um tote Gegenstände. Oftmals müsste man Menschen im Nachhinein ehren, die mit ihrem Wirken die Grundlage für unser jetziges Leben gelegt
haben.
Haben Sie ein Beispiel parat?
Ich beschäftige mich zurzeit mit der 650jährigen Geschichte des Bergguts im Rosenthal, wobei ich viel über die
Menschen, die unter schwierigsten Bedingungen lebten, erfahre. So achtet man die Umstände des damaligen Lebens.
Können Sie mit schlanken Worten erklären, worauf Sie bei Ihren Recherchen betreffs des STALAG IV.G gestoßen
sind?
Das ist in Kürze nicht zu erklären. Nur so viel: STALAG IV.G ist ein Kapitel, welches bisher wenig bearbeitet
wurde. Menschen aus den Niederlanden, England und Frenkreich stellten Fragen, die ich früher nicht beantworten konnte.
Was für Fragen sind das?
Die Menschen möchten Aufklärung über die Lebensumstände als Kriegsgefangene ihrer Großväter oder Väter. Erst vor
wenigen Tagen erhielt ich einen Anrruf, dass sich drei Leute aus Frankreich mit mir treffen möchten. Über sie erhielt ich neue Erkenntnisse,
Informationen und Fotos. Das Thema muss unbedingt weiter aufgearbeitet werden.
Wie muss man sich Ihre Arbeit vorstellen? Wenn es um die Forschung
geht, geeht das über Fachliteratur, Zeitzeugen und Archive. Ich bin auf die Mitarbeit anderer, wie z.B. staatlicher Ämter und Kirchen angewiesen.
Die Zusammenarbeit klappt aber sehr gut. Der andere Teil ist die Vereinsarbeit, die organisiert werden muss.
Wie wird die Vereinarbeit mit Leben erfüllt? Wir haben ein
vielfältiges Programm, unternehmen Wanderungen und Exkursionen, organisieren Vorträge und Diskussionsrunden. Beispielsweise haben wir die
Himmelsscheibe von Nebra und die Landesausstellung in Torgau besichtigt.
Wie geht die Forschung des Wüsten Schlosses Osterlant und des Bergguts im Rosenthal voran?
Über das Berggut erscheint demnächst eine kleine Broschüre. Die Geschichte des Wüsten Schlosses ist mehr als
interessant. Wir haben jemanden gefunden, der die Baugeschichte erforscht und heausbekam, dass Osterlant eines der ältesten frühgotischen Bauwerke
im mitteleuropäischen Raum ist. Bald werden wir einen Vortrag mit Dr. Dr. Biller über dessen Erkenntnisse durchführen.
Wann werden Sie sich entspannt zurücklehnen und "Ihr Werk" als erfüllt ansehen?
Nie. Es geht nicht ohne Heimatgeschichte.
Gespräch: Henrik Landschreiber |
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17.04.2007 |
Heimatpreis zum 15. Male vergeben
Drei Menschen, die sich in ihrer Freizeit seit Jahren dem ehrenamtlichen Tun verschrieben haben,
standen am Samstagvormittag im Fokus der Öffentlichkeit. Heimatpreisträger 2006 in der Kategorie Geschichte wurde die Oschatzerin Gabriele Teumer,
Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins der Großen Kreisstadt. In der Kategorie Kultur wurde der Torgauer Dr. Hans-Martin Strohbach,
einstiger Vorsitzender des Torgauer "Johann Kentmann"-Vereins. Dem Gniebitzer Dieter Selter wurde die Ehrung in der Kategorie Natur
zuteil. Mit dem
Heimatpreis wurden bereits zum 15. Mal Bürger des Landkreises ausgezeichnet. Dieses kleine Jubiläum war der Grund für den Umzug aus dem Haus der
Presse in den Torgauer Rathaussaal.
Laudatio: Kategorie Geschichte
Liebe Frau Teumer, liebe Gäste! Wir alle hier wissen, dass wir unsere Zukunft nur dann lebenswert
gestalten können, wenn wir die Vergangenheit kennen. In der Stadt Oschatz und der Umgebung ist die Vergangenheit besonders interessant
und vielschichtig, sie hält eine bunte Palette an historisch Bemerkenswertem bereit. Diese Historie zu untersuchen, aufzuarbeiten, zu bewahren und
vor allem bekannt zu machen bedarf es Menschen mit Herz und Verstand. Einer dieser Menschen ist Gabriele Teumer.
Es ist mir eine außerordentliche Freude und Ehre, als Mitglied des Geschichts- und Heimatvereins unsere Vorsitzende Frau Teumer heute mit meiner Laudatio zu ehren.
Auch als Oberbürgermeister bin ich sehr stolz, dass eine Oschatzerin den Heimatpreis erhält und damit die Einsatzbereitschaft für einen traditionellen Oschatzer
Verein gewürdigt wird. Der Heimatpreis ist nicht eine Auszeichnung unter vielen, sondern eine begehrte Ehrung, deren Preisträger sich unter
den anderen engagierten Vereinsmitgliedern besonders hervorgetan haben. Gabriele
Teumer ist Gründungsmitglied und leitet den Heimatverein seit einem denkwürdigen Tag: am 11. September 2001 wurde sie zur Vorsitzenden gewählt. Der Verein hat
verschiedene Interessenlagen und individuelle Mitglieder, die nicht zuletzt durch Frau Teumers Engagement zusammengehalten werden. Die Mitglieder des
Geschichts- und Heimatvereins schätzen besonders ihr Talent zur Organisation von interessanten Veranstaltungen, die nicht selten auch Nichtmitglieder
anziehen. Sie hat vielfältige Kontakte zu namhaften Historikern, die zu Vorträgen nach Oschatz kommen oder bei Forschungsprojekten mit Rat und Tat zur
Seite stehen. Diese Ausstrahlungskraft hebt die Arbeit des Vereins der vielfältig interessierten Heimatfreunde aus Oschatz und Umgebung positiv heraus.
Frau Teumers Feuer und ihre Begeisterung für die Oschatzer Historie sind fast allen Oschatzer Bürgern bekannt und hat Geschichte dadurch
lebendig und interessant gemacht. Das ist in meinen Augen Ihr sehr großer Verdienst, liebe Gabriele Teumer. Geschichte ist
kein langweiliges Schulfach, das von verwitterten Steinen und langwierigen Kriegen erzählt, sondern Geschichte hat hier vor Ort stattgefunden.
Frau Teumer investiert seit Jahren unvorstellbar viel Zeit, um dies zu erforschen. In den letzten Jahren haben wir Oschatzer viel über die
Kriegsgefangenen in Oschatz und Umgebung erfahren - ein Thema, über das rund 60 Jahre geschwiegen wurde. Insbesondere das Gefangenenlager
STALAG IV.G hat unheimlich viel Leid über die Menschen gebracht, das vorher kaum aufgearbeitet wurde. Frau Teumer hat über das Internet Kontakte
geknüpft, Hinterbliebene aufgespürt, sie hierher eingeladen und somit ein Stück zur Aufarbeitung eines dunklen Kapitels deutscher
Geschichte beigetragen. Ich erinnere mich gut an die bewegende Veranstaltung im Mai 2005 zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in Oschatz.
Aus England, Russland und Australien waren Nachkommen von Gefangenen in Oschatz zu Gast, die so
selbst ihre Familiengeschichte besser verstehen lernten und uns zeigten, wie viele schreckliche Gesichter der Krieg hatte, die doch noch nicht so bekannt
waren. Mit diesem Forschungsprojekt befasst sich Frau Teumer in ihrer knappen Freizeit, die das Geschäft und der Verein ihr lassen. Dafür möchten
wir Ihnen heute und hier von Herzen unsere Hochachtung und auch unseren Dank aussprechen. Eine
andere Leidenschaft ist unser Wüstes Schloss Osterlant, dessen Schleier spannender Geschichte Frau Teumer mit den Denkmalschützern und der Stadt Oschatz seit
Jahren zu heben versucht. Und ein drittes Forschungsprojekt steht kurz vor dem Abschluss: das Berggut im Rosenthal. Frau Teumer recherchiert die Geschichte
der Stadt im Spiegel des Schicksals der Gutsleute, die Ergebnisse werden demnächst veröffentlicht werden. Mit
Ausdauer und Hingabe hat Gabriele Teumer den Hut auf bei der Herausgabe der Bücherreihe "Oschatzer Geschichte(n)", die allgemein große Beachtung findet.
Sie sehen, Geschichtsforschung ist wie ein Prisma, das man auf die Vergangenheit legt und aus jedem Blickwinkel finden sich unerwartete, spannende
Farbnuancen. Wo hat Gabriele Teumer ihre Leidenschaft für die Geschichte her? Sie hat Kulturwissenschaften studiert und war in der Kreisverwaltung vor der
Wende in der Kulturabteilung tätig. Viele Jahre war sie Redaktionsmitglied des "Rundblicks", der dem Bewahren und Verbreiten von Heimatgeschichte
diente. Ihre Schwiegermutter Hedwig Teumer, die im letzten Jahr viel zu früh verstorben ist, hat leidenschaftlich gern historische Literatur gesammelt und sich für die
Geschichte interessiert. Ich wünsche Ihnen, liebe Frau Teumer, von Herzen alles Gute, Gesundheit und eine nichtendende Schaffenskraft. (gekürzt)
Andreas Kretschmar
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16.04.2007 |
Ehrung für Engagement in Oschatz
Heimatvereins-Vorsitzende Gabriele Teumer erhält in Torgau den Heimatpreis 2006 in der Kategorie Geschichte
Torgau. „Es sind diese kleinen Dinge, die unser Leben so sehr bereichern.“ Mit diesem Satz meinte der
Oschatzer Oberbürgermeister Andreas Kretschmar das Engagement von Gabriele Teumer als Vorsitzende des Heimatvereins und die Leistungen des
Vereins zur Aufarbeitung der regionalen Geschichte. Dafür wurde Teumer am Sonnabend in Torgau mit dem Heimatpreis 2007 ausgezeichnet.
„Frau Teumer hat sich den Preis redlich verdient“, so Kretschmar bei seiner Laudatio für die
Preisträgerin. Der Preis wird gemeinsam von der Sparkasse Leipzig, vom Torgau-Oschatzer Landrat Robert Schöpp und von der Torgauer Verlagsgesellschaft
gestiftet. Seit 15 Jahren werden damit die Verdienste engagierter Personen im Landkreis geehrt. In der
Kategorie Kultur wurde Hans-Martin Strohbach, der Vorsitzende des Torgauer Kunst- und Kulturverein „Johann Kentmann“, ausgezeichnet. Den Preis in der Kategorie Natur
erhielt Dieter Selter – er kommt ebenfalls aus dem Altkreis Torgau. Die Oschatzerin Gabriele Teumer konnte sich in der Kategorie Geschichte unter rund 25
Vorschlägen durchsetzen. „Gabriele Teumer hat es geschafft, durch ihre Arbeit die Geschichte der Stadt Oschatz
anschaulich und interessant zu machen“, erklärte Oberbürgermeister Kretschmar, der selbst aktiv im Heimatverein wirkt. Als besonders lobenswert nannte
er Teumers Aufarbeitung zu den Kriegsgefangenen und ihr großes Engagement für das Wüste Schloss. Übergeben
wurde der begehrte Preis von Peter Krakow, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Leipzig, Benno Kittler, Geschäftsführer der Torgauer Verlagsgesellschaft,
Landrat Robert Schöpp und dem Oschatzer Oberbürgermeister Andreas Kretschmar. „Es ist
eine große Ehre für mich, diesen Preis entgegen nehmen zu dürfen“, sagte Gabriele Teumer bei ihrer Dankesrede. „Ohne die Unterstützung meiner
Familie, wäre es nicht zu schaffen gewesen“, fügte sie hinzu. Den Preis verstünde sie aber auch als Anerkennung für die Arbeit des gesamten Vereins.
Stefan Hantzschmann
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Blumen für die Preisträger Gabriele Teumer und Dieter Selter. Landrat Robert Schöpp und Peter Krakow von der Sparkasse Leipzig
(r.) gratulierten. Foto: Sven Bartsch |
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23.03.2007 |
Heimatfreunde mit neuem Vereinsnamen
Oschatz (FH.) Die Mitglieder des Oschatzer Heimatvereins haben sich zur Hauptversammlung am
Mittwochabend einstimmig für die Änderung des Vereinnamens ausgesprochen. Ab sofort heißt er Oschatzer Geschichts- und Heimatverein e.V. Zuvor
hatte Vorstandsmitglied Gerhard Heinz für die Änderung plädiert. Sein Hauptargument: Als Schwergewicht der Vereinsarbeit habe sich in
den vergangenen Jahren die Erforschung der Heimatgeschichte herauskristallisiert. Bei den
anschließenden turnusmäßigen Wahl erhielt der siebenköpfige Vorstand erneut das Vertrauen der Vereinsmitglieder. Vorsitzende bleibt Gabriele
Teumer,ihr Stellvertreter ist weiterhin Wolfgang Michael, und Bernd Klemisch arbeitet auch künftig als Kassenwart. Weitere Vorstandsmitglieder sind.
Gerhard Heinz, Peter Auraß, Reiner Scheffler und Werner Breitenborn. "Ich danke der Vorsitzenden Frau Teumer für die immense Arbeit, die sie
in den vergangenen Jahren geleistet hat", sagte Vorstandsmitglied Auraß. Die Geschäftsfrau habe nicht nur die Vereinsarbeit koordiniert, sondern
auch selbst Heimatforschung betrieben", lobte er.
Standpunkt
Dieser Schritt war längst überfällig. Die Oschatzer Heimatfreunde haben ihren Verein in
Geschichts- und Heimatverein umbenannt, weil sich die Vereinsarbeit im Wesentlichen um Geschichtsforschung dreht. In Ehrenamtlicher
Tätigkeit haben einige der Vereinsmitglieder die Historie der Stadt Oschatz untersucht und ihre Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zur
Verfügung gestellt. Herausragende Beispiele dafür sind das Wüste Schloss, die industrielle Entwicklung von Oschatz, die Eisenbahngeschichte und
das Ende des Zweiten Weltkrieges in der Collm-Region. Weitere Publikationen sind derzeit in Arbeit. Doch es
gibt noch jede Menge zu tun.Diese Arbeit werden die Heimatfreunde, die sich überwiegend im Rentenalter befinden, auf Dauer nicht allein bewältigen können.
Bisher ist es aber leider die Ausnahme, dass junge Geschichtsfans in die Heimatforschung eingebunden werden. Das muss sich in Zukunft ändern.
Projektunterricht und Facharbeiten an den Schulen eignen sich für eine gründliche Auseinandersetzung mit der regionalen Geschichte.
Damit bietet sich die Chance, trockenen Geschichtsunterricht spannend zu gestalten. Diese Chance muss genutzt werden.
Frank Hörügel
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