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15.
November 2020 |
Qualvolle Stunden im Pranger von Oschatz
Dora von Nessen wurde am 19. September 1940 im Oschatzer
Pranger zur Schau gestellt – als „ehrlos gewordene
Frau“. Die Lehrer wurden aufgerufen, mit ihren
Schulklassen die junge Frau zu begaffen und zu
beleidigen.
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Heute vor 109 Jahren wurde Dora von Nessen geboren. Die
Oschatzer Heimatforscherin Gabriele Teumer
hat die Leidensgeschichte von Dora von
Nessen und anderer Frauen, die wegen
Beziehungen zu Kriegsgefangenen im Oschatzer
Pranger 1940 zur Schau gestellt oder die
1944 in einem Schauprozess verurteilt
wurden, unter dem Titel „Ohne Haar und ohne
Würde“ aufgeschrieben (siehe Kasten rechts).
Im Interview erzählt Gabriele Teumer, wie
sie auf diese Leidensgeschichten gekommen
ist und warum sie diese Frauenschicksale
tief bewegt haben.
Plakat mit nationalsozialistischer Propaganda um
1938. Dora von Nessen wurde auf der Grundlage
des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken
Nachwuchses“ zwangssterilisiert. Quelle:
Deutsches Historisches Museum, Berlin
Wie sind
Sie auf dieses Thema gekommen?
Als wir im
Verein 2005 die Ausstellung zum
Strafgefangenenlager Stalag IVG in Oschatz
vorbereitet haben, haben wir über die LVZ
nach Fotos gesucht. Da bekamen wir zwei
Fotos von Jutta Berger aus Mügeln, die ihr
Vater gemacht hatte und die eine Frau im
Oschatzer Pranger zeigten. Aber sie hatte
keine weiteren Informationen zu den Bildern.
Der Heimatforscher Wolfgang Michael stieß
schließlich auf den Namen dieser Frau – Dora
von Nessen. Das war für mich der
Anknüpfungspunkt, und ich habe weiter
recherchiert. Dabei bin ich auf ähnliche
Schicksale von Frauen gestoßen, die damals
verbotenen intimen Kontakt zu
Kriegsgefangenen gehabt hatten.
Gab es
Zeitzeugen oder Verwandte von Dora von
Nessen, die Sie bei der Recherche
unterstützt haben?
In ihrem
Geburtsort Fuchshain habe ich noch Verwandte
gefunden und bin dahin gefahren – natürlich
mit Herzklopfen. Ich habe mit ihrem
Lieblingsneffen ganz in Ruhe sprechen
können. In der Familie war es bekannt, dass
sie zwangssterilisiert war. Es war aber
nicht bekannt, dass sie im Oschatzer Pranger
gewesen war – das hat sie nicht erzählt.
Was war
Dora von Nessen für eine Frau?
Sie war
klein, zart und verängstigt. Das Schüchterne
und Zurückgezogene muss in ihrer Kindheit
begründet gewesen sein. Sie hatte sehr
schlechte Schulnoten und war dadurch sicher
immer etwas ins Hintertreffen geraten. Das
war wahrscheinlich auch ein Grund, warum man
sie in der Schule nicht weiter gefördert
hat. Als sie älter wurde, hat sie sich
bemüht, auf eigenen Beinen zu stehen. Aber
der Makel, dass sie als junge Frau
zwangssterilisiert worden war, wird wieder
ihr Selbstbewusstsein geschwächt haben. Als
sie dann ihren Mann kennen lernte und mit
ihm in Calbitz lebte, war das für sie etwas
ganz Wichtiges. Sie konnte sich zum ersten
Mal entfalten und ihr eigenes Leben leben.
Aber als dann die Sache mit dem Pranger war,
wurde sie wieder zurück geworfen.
Die
Autorin Gabriele Teumer
Was hat
Sie an dem Schicksal der Dora von Nessen am
meisten berührt?
Mich hat
die ganze Geschichte sehr berührt.
Besonders, dass sie zwangssterilisiert wurde
– einfach aus dem Grund, weil sie schlechte
Noten in der Schule hatte.
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Wie würde
man in der heutigen Zeit das geistige
Leistungsvermögen dieser Frau, der damals
„angeborener Schwachsinn“ bescheinigt wurde,
einordnen?
Man würde das heute als
Lese-Rechtschreib-Schwäche bezeichnen. Es gibt
hochintelligente Menschen, die Legastheniker
sind. Heute erkennt man das und fordert und
fördert sie. Das hat man bei ihr wahrscheinlich
versäumt.
Frauen aus
der Region Oschatz, die sich mit
Kriegsgefangenen eingelassen hatten, wurden oft
von Nachbarn oder Bekannten denunziert. Warum?
Das kann ich
natürlich nicht nachvollziehen, da ich nicht in
die Köpfe dieser Leute schauen kann. Es gab
Denunzianten, die so etwas wegen kleiner
Nachbarschaftsstreitigkeiten gemeldet haben. Es
soll auch Männer gegeben haben, die von diesen
Frauen abgewiesen worden waren, und sich dann
gerächt haben.
Als Dora von
Nessen am 19. September 1940 kahlgeschoren im
Oschatzer Pranger als „ehrlos gewordene Frau“
zur Schau gestellt wurde, empfingen sie die
Oschatzer mit lautem Pfui-Geschrei. Warum hatten
die Oschatzer kein Mitleid mit dieser Frau?
Es gab
sicherlich auch Menschen, denen das leid getan
hat und die da nicht hingegangen sind. Das war
ja eine reine Propaganda-Veranstaltung. In den
Zeitungen wurde immer und immer wieder
geschrieben, dass man sich mit Kriegsgefangenen
nicht einlassen sollte. Dass man die nicht mit
am Tisch essen lassen soll. Das wurde so richtig
in die Köpfe gehämmert. Dann kam noch dazu, dass
sich Dora von Nessen mit einem polnischen
Kriegsgefangenen eingelassen hatte. Die wurden
in dieser Zeit als Untermenschen bezeichnet. Und
da gab es eben einen großen Teil der Menschen,
der dieser Propaganda geglaubt hat.
Auch heute
werden Minderheiten ausgegrenzt und Extreme
formulieren Hassbotschaften. Könnten sich solche
Gräueltaten wie in Oschatz vor 80 Jahren
wiederholen?
Dora von Nessen zu ihrem 90. Geburtstag mit ihrem Lebenspartner im Pflegeheim Leipzig
Das ist eine
schwere Frage. Heutzutage werden immer noch
Menschen sinnbildlich an den Pranger gestellt,
die es nicht verdient haben. Da wird sich
leichtfertig ein Urteil gebildet über Dinge,
über die man gar nicht genau Bescheid weiß, was
in Wirklichkeit passiert ist oder weil man der
Mehrheits-Meinung folgt.
Im hohen
Alter hat Dora von Nessen in einem Leipziger
Pflegeheim noch einmal ein kleines Glück mit
einem Lebenspartner gefunden. Ende gut, alles
gut?
Ein bisschen
schon. Ich glaube, sie hat mit dieser
Partnerschaft im Alter ihren Frieden gefunden.
Diese Partnerschaft – so sehen das wohl auch
ihre Verwandten – hat ihr eine gewissen Ruhe
verschafft.
Interview: Frank Hörügel
Das Heft „Ohne Haar und
ohne
Würde – Oschatzer Frauen- schicksale im
Nationalsozialismus 1940 - 1945“ von Gabriele
Teumer erscheint in der Reihe „Oschatzer Geschichte(n)“ und wird vom Oschatzer Heimat-
und Geschichtsverein heraus- gegeben. Die Stiftung
Sächsische Gedenkstätten und die Oschatzer
Wohnstätten GmbH unterstützen die Publikation,
die im Dezember erhältlich sein wird.
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Berührender Einblick in grausame Zeit
Oschatz. In eine unmenschliche Zeit vor gerade mal 80 Jahren
blickt die Oschatzer Heimatforscherin
Gabriele Teumer in ihrem neuen Heft
„Ohne Haar und ohne Würde. Oschatzer
Frauenschicksale im Nationalsozialismus
1940-1945“ zurück. Das Schicksal der
geborenen Fuchshainerin Dora von Nessen
steht im Mittelpunkt des 74-seitigen
Heftes, das mit Originalfotos und
Dokumenten illustriert ist. Dora von Nessen
(geborene Klöthe) fiel das Lernen
schwer, sie blieb zwei Mal sitzen. Ihr
Schulleiter in Fuchshain attestierte dem
Mädchen: „Mir kam sie stets als geistig
sehr schwach vor, ich will nicht direkt
sagen bildungsunfähig.“ Dieses
Schulgutachten hatte für das Mädchen
verheerende Folgen. Auf der Grundlage
des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken
Nachwuchses“ wurde sie am 17. April 1936
im Wurzener Krankenhaus
zwangssterilisiert. Doch die junge Frau
ließ sich nicht unterkriegen, nahm eine
Arbeit im Rittergut Calbitz-Kötitz an.
Hier hatte sie mit ihrem Mann Walter von
Nessen, mit dem sie seit dem 28.
November 1937 verheiratet war, ein paar
gute Jahre. Und dann griff
das NS-Regime ein weiteres Mal in das
Leben von Dora von Nessen ein. Ihr Mann
wurde 1939 zur Wehrmacht eingezogen. In
der gleichen Zeit trafen in Deutschland
die ersten polnischen Kriegsgefangenen
ein, die auch im Rittergut Calbitz
arbeiten mussten. Und mit einem dieser
Kriegsgefangenen bandelte Dora von
Nessen an. Sie wurde vom Calbitzer
Ortsgruppenleiter angezeigt, da der
Kontakt mit Kriegsgefangenen verboten
war. Zur Strafe wurde sie am 19.
September 1940 im Oschatzer Pranger zur
Schau gestellt. Eine Zuchthausstrafe,
wie sie andere Frauen in ähnlichen
Fällen erleiden mussten, blieb Dora von
Nessen erspart. Nach der Scheidung von
ihrem Ehemann kehrte sie wieder nach
Fuchshain zurück, arbeitete in einer
Verzinkerei und lebte im Kreis ihrer
Familie. Im Alter von 91 Jahren starb
Dora Nessen im Jahr 2003.
Frank Hörügel |
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03.
November 2020 |
Oschatzer
Heimatfreunde in Leuben
Schlossbesitzer führen
durch ihren neuen Wohnsitz
Mitglieder des Heimatvereins Oschatz mit den
Schlossbesitzern Marion und Leo von Sahr (vorn) auf der
Treppe vor dem Schloss.
Von Frank Hörügel
Oschatz/Leuben.
Glück gehabt: Gerade noch
rechtzeitig vor den seit gestern geltenden
Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie unternahmen
die Mitglieder des Oschatzer Geschichts- und
Heimatvereins kürzlich einen Ausflug zum Schloss Leuben.
Hier ließen sie sich von den Eigentümern Marion und Leo
von Sahr die öffentlich zugänglichen Räume des
ehemaligen Herrenhauses zeigen und die Geschichte des
Hauses erläutern.
„Wir fühlen uns geehrt, dass
der Oschatzer Geschichts- und Heimatverein uns besucht“,
sagte Marion von Sahr. Vor drei Jahren kaufte das
Ehepaar von Sahr das Schloss und wohnt seit knapp einem
Jahr mit seinen zwei Söhnen hier. „Ohne die
Unterstützung des Schlossvereines Leuben wäre das nicht
möglich gewesen, es ist ein wunderbares Miteinander“, so
Marion von Sahr. Nach der Winterpause sollen im nächsten
Jahr wieder öffentliche Führungen angeboten werden. Auch
Lesungen und Konzerte sind geplant, nachdem die
Corona-Pandemie eingedämmt ist. Besonderes Interesse fand bei
den Oschatzer Heimatfreunden das restaurierte Mobiliar,
das zum Teil noch aus dem Schloss Dahlen stammt. Denn
der Vater von Leo von Sahr von Schönberg war der letzte
Schlossbesitzer von Dahlen bis zur Enteignung nach dem
Zweiten Weltkrieg. Nach dem Rundgang luden die
Schlossbesitzer die Oschatzer Heimatfreunde noch zum
Fachsimpeln bei Brezeln und Getränken ein.
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04.
September 2020 |
Kriegsgefangene in Oschatz: Ausstellung im Rathaus
erinnert
Gabriele Teumer vom Heimat- und Geschichtsverein stellt
bei zwei Führungen berührende Schicksale vor
Gabriele Teumer (r.) führt durch die Ausstellung zu
Kriegsgefangenen im Rathaus Oschatz.
Von Frank Hörügel
Oschatz.
Bei den Nachfahren von Tausenden Kriegsgefangenen aus der
ganzen Welt weckt der Name Oschatz unangenehme
Erinnerungen. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges befand
sich hier das Hauptquartier des
Kriegsgefangenen-Stammlagers Stalag IV G. Auf Initiative des Oschatzer
Geschichts- und Heimatvereins führte in dieser Woche
Vereinsmitglied Gabriele Teumer an zwei Abenden
Geschichtsinteressierte durch die Ausstellung
„Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg im Raum Oschatz“,
die sich im Kellergeschoss des Rathauses befindet. Seit Mitte der 90er Jahre
recherchiert Gabriele Teumer zu diesem Thema. Eine
E-Mail mit der Anfrage, ob das Kriegsgefangenenlager in
Oschatz noch bestehe, weckte damals ihr Interesse. „Da
habe ich zum ersten Mal davon gehört“, sagt sie.
Zusammen mit dem Heimatforscher Gerhard Heinz forschte
sie. 2005 konnte schließlich die Ausstellung eröffnet
werden. Die Kriegsgefangenen, die zum
Beispiel aus den USA, Großbritannien, Australien oder
Südafrika kamen, wurden in Oschatz in Arbeitskommandos
eingeteilt. Sie mussten unter anderem im Oschatzer
Betonwerk, in der Filzfabrik und Zuckerfabrik schuften.
„Sie litten unter Mangelernährung und schlechten
hygienischen Bedingungen“, weiß Gabriele Teumer. In den vergangenen Jahren hat
sie immer wieder die Kinder und Enkel dieser
Kriegsgefangenen in Oschatz zu Gast gehabt, die etwas
über das Schicksal ihrer Väter und Großväter erfahren
wollten. „In diesem Jahr war der erste Urenkel da, der
wissen wollte, wie es seinem Urgroßvater ergangen ist“,
erzählte die Heimatforscherin. Die Nachfahren haben ihr
auch Tagebuchaufzeichnungen der ehemaligen
Kriegsgefangenen zur Verfügung gestellt. Damit wird die
Geschichte der Oschatzer Kriegsgefangenen authentisch.
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26. Juni 2020 |
Oschatzer
Heimatfreunde im Wermsdorfer Wald Wolfgang Niemann führt
durch das Kulturlandschaftsmuseum am Kirchenteich
Wolfgang Niemann erläutert den Mitgliedern des Oschatzer Geschichts- und Heimatvereins, wie die Turmhügelburg
im Kulturlandschaftsmuseum des Wermsdorfer Waldes früher ausgesehen hat.
Von Frank Hörügel
Wermsdorf/Oschatz.
Hier ist Wolfgang Niemann in seinem Element. Im
Kulturlandschaftsmuseum mitten im
Wermsdorfer Wald kennt der 66-Jährige
jeden Baum und jeden Stein. Einen Teil
seines Wissens gab der Vorsitzende der
Friedrich-Gustav-Klemm-Gesellschaft am
Mittwochabend an 17 Mitglieder des
Oschatzer Geschichts- und Heimatvereins
während einer zweistündigen Führung
durch das Kulturlandschaftsmuseum
weiter. Wo heute große
Laub- und Nadelbäume ihre Schatten
werfen, sah es zwischen den Jahren 1200
und 1400 noch ganz anders aus. Deutsche
Siedler rodeten Teile des Waldes und
legten hier das Dorf Nennewitz an, das
aber Ende des 14. Jahrhunderts wieder
verlassen wurde. Unter Leitung
von Professor Gerhard Billig, der 2019
im Alter von 91 Jahren gestorben ist,
fanden ab 1968 hier Ausgrabungen statt.
Dabei kamen unter anderem die Reste
einer um 1220 errichten Dorfkirche,
einer Turmhügelburg und eines Friedhofes
zum Vorschein. Die Mitglieder
der Friedrich-Gustav-Klemm-Gesellschaft
– aktuell sind es 94 – haben in den
vergangenen Jahren den Grundriss der
Dorfkirche rekonstruiert, das Mauerwerk
der Turmhügelburg nachgestaltet, ein
Waldklassenzimmer am Parkplatz
Kirchenteich angelegt und
Informationstafeln an wichtigen Punkte
des Kulturlandschaftsmuseums
aufgestellt. Seit dem Jahr
2014 dürfen die Vereinsmitglieder nicht
mehr graben – obwohl hier noch jede
Menge Zeugen der Geschichte unter der
Erde liegen. „Wenn wir hier alles
ausgraben wollten, müsste ich 150 Jahre
alt werden“, sagte Niemann. Weil die
Hobby-Archäologen nicht mehr zum Spaten
greifen dürfen, widmen sie sich nun ganz
dem Erhalt und der Pflege des Museums
unter freiem Himmel. Umso mehr ärgern
sich die Vereinsmitglieder über
mutwillige Zerstörungen, wie sie jetzt
am Waldklassenzimmer entdeckt wurden.
Vermutlich waren es frustrierte
Fußballfans, die hier Schriftzüge wie
„Vandals Dynamo“ hinterlassen und
versucht haben, die Holzbänke
anzuzünden. „Als wir das gesehen haben,
waren wir ziemlich entsetzt“, sagt
Niemann. Auch beim
diesjährigen Sommerlager des Vereins,
für das wahrscheinlich ab 20. Juli die
Zelte aufgebaut werden gibt es also jede
Menge zu tun. Ein Hygienekonzept sei
bereits eingereicht worden. Mit den
Abstandsregelungen werde es jedenfalls
kein Problem geben, sagte Niemann. Im
Wermsdorfer Wald gibt es genügend Platz.
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09./10. Mai 2020 |
Oschatzer gedenken mit Blumen des Kriegsendes
An das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren gedachten gestern Gabriele Teumer im Namen des Oschatzer Geschichts- und Heimatvereines und der Oschatzer Oberbürgermeister Andreas Kretschmar. Sie legten gemeinsam Blumen und einen Kranz zu Füßen des Ehrenmals im Stadtpark nieder. Auch die Linkspartei hatte zum Gedenken an die Befreiung Deutschlands vom Hitlerfaschismus am 8. Mai 1945 aufgerufen. Eine Gedenkveranstaltung – wie in den Vorjahren üblich – gab es vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Kontaktbeschränkungen zum 75. Jubiläum nicht. Die Linkspartei kündigte an, ein gemeinsames Gedenken im Herbst nachholen zu wollen.
Text: Frank Hörügel |
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04. Mai 2020 |
David Kidd: „Wir nahmen das Oschatzer Rathaus in Besitz“
Ehemaliger Kriegsgefangener aus England bekommt Anfang Mai 1945 vom Bürgermeister die Schlüssel übergeben
Von Gabriele Teumer*
Oschatz.
Was passierte in Oschatz in den
letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges vor 75
Jahren? Es gibt nur wenige Berichte von
Zeitzeugen. Einer davon ist David Kidd, ein
englischer Kriegsgefangener, der am 26.
Oktober 1943 im Lager Mühlberg ankam und
später über das Kriegsgefangenenlager Stalag
IVG Oschatz in ein Arbeitskommando nach
Leipzig überführt wurde. Er hat die
Erinnerungen an seine Kriegsgefangenschaft
1986 in einem Buch veröffentlicht. Es sind
die ersten Aufzeichnungen vom Ende des
Krieges in Oschatz aus der Sicht der
Alliierten.
Anfang Mai
1945 bekam der nun seit Ende April befreite
Kriegsgefangene David Kidd die Order seines
englischen Vorgesetzten, die Unterlagen des
Stalag IVG in Oschatz zu beschaffen. Es
sollte eine Kleinigkeit sein, doch
letztendlich wurde es zu einer Mission ohne
Ergebnis. Hier die Übersetzung einiger
Passagen des letzten Kapitels aus seinem
Buch „POW“, ’Prisoner of War’ – übersetzt:
Kriegsgefangener. „Am 25. April trafen sich
Amerikaner und Russen in der Nähe von Torgau
und machten Bilder vom Händeschütteln, das
gute Freunde und Verbündete zeigte. Hitler
verübte am 30. April Selbstmord. Der Krieg
in Europa war weg wie der Regen auf dem
Pflaster.“ Von seinem Major erhielt David
Kidd in der ersten Maiwoche den Auftrag,
alle Berichte aus dem Hauptquartier vom
Stalag IVG in Oschatz zusammenzutragen. Mit
einem Jeep fuhren er und Sergeant Karalas
von Leipzig los. Auf halbem Weg nach
Oschatz wollten sie die Mulde überqueren.
„Wir fanden nur noch Fragmente, die über den
Fluss führten.“ Schließlich fanden sie noch
einen Weg, um über den Fluss zu kommen und
übernachteten schließlich in einem Dorf, das
von amerikanischen Truppen besetzt war. „So
schlossen wir uns ihnen an. Die Einheit
hatte Kontakt zu Russen. Diese waren sehr
freundlich. Wir quartierten uns in ein Haus
eines Ehepaares ein, die in den Keller
zogen.“ Am nächsten Morgen gab es ein
amerikanisches Frühstück mit Fruchtsaft,
Cornflakes, frischer Milch, Kaffee mit
Kaffeesahne, gekochten Eiern, Ahornsirup,
frischem Brot und Butter. Nach dem Frühstück
zeigten die Armeeangehörigen David Kidd und
seinem Begleiter die Karte und wünschten
ihnen viel Glück. „Nach einer halben Stunde
kamen wir nach Oschatz. Die Tatsache, dass
die Stadt verlassen und still war, machte
keinen Eindruck auf uns. Wir waren das
gewöhnt. Mit der Zeit erschienen immer mehr
weiße Fahnen an den Fenstern.“ Kidd
stoppte den Jeep. „Etwa ein halbes Dutzend
Menschen gingen langsam die Straße entlang
und trugen weiße Fahnen. Sie sahen ängstlich
aus und trugen ihre beste Kleidung. Wir
saßen still und warteten. Sie kamen zum
Jeep. Ihr Anführer, ein grauhaariger alter
Mann kam auf uns zu und begann eine Rede zu
halten. ,Was sagt er?’, fragte Karalas. Ich
wartete, bis der alte Mann fertig war und
gab meinem Compagnon eine etwaige
Übersetzung. Er ist der Bürgermeister. Er
sagte, dass er im Namen der Bürger der Stadt
uns willkommen heißt und dass er befugt ist,
die Stadt zu übergeben. Er hofft, dass wir
seine Worte akzeptieren werden, dass keine
Nazis in der Stadt sind und dass sie immer
freundlich zu den Kriegsgefangenen gewesen
sind.“ Kidd erinnert sich, dass der
Bürgermeister einen Schlüsselbund in der
Hand hielt und ihnen die Schlüssel des
Rathauses übergeben wollte. „Wir nahmen
formell das Rathaus in Besitz und während
ich blieb, um mich zu unterhalten, fuhr
Karalas wegen der Unterlagen zum Stalag.“
Kidd verbrachte die Zwischenzeit mit drei
sehr jungen Mädchen aus Rumänien, die auf
dem Weg von einem Konzentrationslager zum
anderen fliehen konnten. „Sie hatten ihre
Eltern auf dem Weg in die Gaskammern
gesehen. Ihre Augen saßen tief in ihren
schmalen Gesichtern, die eine frühreife
Klugheit zum Ausdruck brachten. Ich weiß
nicht, was aus ihnen wurde.“ Karalas kam
erst Stunden später zu Fuß zurück und war
sehr aufgeregt. „Einige Bastards sind mit
meinem Jeep auf und davon“, brachte er mit
aufgeregter Stimme hervor. „Während eines
Gesprächs am Nachmittag wurde ich
informiert, dass die Russen ganz nahe seien
und bald erwartet würden. Wir gingen für die
Nacht in ein verlassenes Haus. In der Nacht
kamen die Russen an. Sie fegten durch die
Stadt wie eine Horde Indianer. Im
Morgengrauen waren sie weg. Ich weiß nicht,
wohin und warum. Wir machten uns auf den Weg
durch die Stadt auf der Suche nach einem
Transportmittel.“ Doch sie fanden keinen
fahrbaren Untersatz und machten sich zu Fuß
auf den Rückweg nach Leipzig. Erst am
dritten Tag, nachdem sie in Richtung Oschatz
aufgebrochen waren, konnten sie ihrem Major
berichten. Sie waren müde, kamen ohne
Unterlagen vom Oschatzer
Kriegsgefangenenlager und ohne Jeep zurück.
„Jeder war ärgerlich, keiner glaubte unsere
Story und am nächsten Tag war Frieden.“
Am 14. Mai saß David Kitt mit anderen
ehemaligen Kriegsgefangenen in einem
Passagier- und Transportflugzeug Dakota mit
Ziel England. „Es roch nach Benzin und ich
beobachtete die auf und abgehenden Flügel
auf dem Flug von Halle nach Brüssel. Der
Pilot blieb meist tief genug, um uns einen
Blick auf die verwüsteten Städte
freizugeben. Ich erinnere mich noch an Köln,
wo Millionen von Glasteilchen in der Luft
glitzerten. Am folgenden Tag hoben wir nach
England ab und 75 Minuten später schaute ich
aus dem Fenster, als wir über den Kanal
flogen. Schließlich sahen wir am Horizont
die weißen Kreidefelsen von Dover. Und ich
weinte wie ein Kind.“ Die Aufzeichnungen
von David Kidd geben viele Details über die
Lage in Oschatz wider. Er beschreibt die
schnelle Ankunft und das gleichermaßen
schnelle Verwinden der Sowjets, die am 6.
Mai in Oschatz ankamen und gleich wieder
weitergezogen sind. Am 7. Mai war der Beginn
der Prager Operation. Innerhalb einer
Stunde, das geht aus verschiedenen
Aufzeichnungen, Erzählungen und Tagebüchern
hervor, verließen die sowjetischen Truppen
die Stadt. Bewegend sind auch David Kidds
Aussagen über zwei rumänische Mädchen, die
einem Todesmarsch, der durch Oschatz führte,
entrinnen konnten. In Oschatz herrschte
in diesen Tagen eine große Unsicherheit,
Angst und keine Klarheit, wie es weitergehen
soll. Läden und Wohnhäuser blieben
verschlossen aus Angst vor Plünderungen; der
Geschäftsbetrieb im Rathaus ruhte
vollständig.
*Die Autorin Gabriele
Teumer ist Mitglied des Oschatzer
Geschichts- und Heimatvereins. Sie hat
intensiv zum Kriegsgefangenenlager Stalag
IVG Oschatz geforscht.
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05. März 2020 |
Ausgezeichnete Oschatzer
Die
Stadt ehrt zehn ehrenamtliche Heimatforscher und
Kirchen-Förderer mit einem Eintrag ins Oschatzer
Ehrenbuch
Das alte Ehrenbuch der Stadt Oschatz von
1905. Die jetzt Geehrten haben sich in
das neue Buch eingetragen, das es seit 1988
gibt. Fotos: Frank Hörügel (9), Manfred
Schollmeyer (1)
Oschatz.Das
Ehrenbuch der Stadt Oschatz ist um ein
Kapitel reicher: Zwei Frauen und acht Männer
durften sich am Mittwochabend im
historischen Ratssaal in das Buch eintragen.
Diese Oschatzer wurden für die Bewahrung des
kulturellen und historischen Erbes
ausgezeichnet. „Es ist eine der
allerhöchsten Auszeichnungen der Stadt
Oschatz“, sagte Oberbürgermeister Andreas
Kretschmar (parteilos).
■ 1. Gudrun
Kohlbach (Rettet St. Aegidien):
Seit 1995 verwaltet sie die Finanzen des
Vereins. Laut Hans-Günter Sirrenberg gingen
in ihrer Zeit über drei Millionen Euro von
402 Spendern über ihren Tisch. Gudrun
Kohlbach habe sich mit „Eifer, Ideenreichtum
und Freude“ engagiert.
■ 2. Dieter
Köhncke (Rettet St. Aegidien): Von
1991 bis 2016 war Köhncke
Vereinsvorsitzender. Köhncke habe sich
besondere Verdienste bei der fachlichen
Beratung zur baulichen Rettung der
Stadtkirche erworben und beteilige sich bis
heute am Türmerdienst.
■ 3.
Eberhard Starke (Rettet St.
Aegidien): Der Bäckermeister hat sich
besonders um das leibliche Wohl der
Aegidien-Retter verdient gemacht. Seit 2005
stellte er jede Woche frischen Kuchen für
die Türmerwohnung zur Verfügung.
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■ 4. Berthold
Zehme (Rettet St. Aegidien): Der
Pfarrer in Rente ist seit 1989/1990 die
Triebfeder bei der Rettung der Aegidienkirche.
„Es war und ist Bertold Zehme aber wichtig,
nicht nur ins Gebäude alle Kraft zu stecken,
sondern auch die Menschen dabei nicht zu
vergessen“, so Sirrenberg.
■ 5. Dr.
Manfred Schollmeyer (Geschichts- und
Heimatverein Oschatz): Zusammen mit dem Verein
hat er bisher 14 Publikationen verfasst. „Er
geht immer bis an die Wurzel der Geschichte,
schreibt niemals ab, ohne es vorher auf die
richtige Quelle zu prüfen“, sagte
Oberbürgermeister Andreas Kretschmar.
■ 6. Gabriele
Teumer (Geschichts- und Heimatverein
Oschatz): Die langjährige Vereinsvorsitzende
habe sich „mit viel Herzblut für den Verein und
seine Mitglieder“ engagiert, so Kretschmar. Vier
Publikationen habe sie zusammen mit dem Verein
heraus gegeben. Hervorzuheben sei ihre Forschung
zum Kriegsgefangenenlager Stalag IVG in Oschatz.
■ 7. Herbert
Berndt (Heimatforscher): Von 2014 bis
2019 war er Vorsitzender des Oschatzer
Geschichts- und Heimatvereins. Besondere
Verdienste hat sich Berndt mit der
Forschungsarbeit über die Geschichte der Häuser
in der Oschatzer Innenstadt und den Vorstädten
erworben. Die Ergebnisse füllen 2772 Seiten.
■ 8. Hermann
Schöne (Heimatforscher): Hauptverdienst
des Kleinforsters ist die Forschung zur
Geschichte dieses Oschatzer Stadtteils, die in
einem Buch mündete.
■ 9. Wolfgang
Michael (Geschichts- und Heimatverein
Oschatz): Zusammen mit dem Verein hat er drei
Publikationen über die Zeit von 1928 bis 1945 in
Oschatz heraus gegeben und weitere
Forschungsbeiträge zu stadtgeschichtlichen
Themen veröffentlicht.
■ 10. Horst
Kohl (Geschichts- und Heimatverein
Oschatz): Der gebürtige Hamburger mit Oschatzer
Wurzeln gestaltet von seinem heutigen Wohnort
Rio de Janeiro (Brasilien) aus seit 2001
ehrenamtlich die Internetseite des Vereins.
Oschatzer Ehrenbücher
Das erste Ehrenbuch beginnt mit dem Eintrag des sächsischen Königs Friedrich
August am 29. März 1905 und wurde bis 1966
geführt. Das zweite Ehrenbuch gibt es seit der
750-Jahrfeier in Oschatz 1988. In das zweite
Ehrenbuch habe sich die geehrten am Mittwoch
eingetragen.
Kommentar
von Frank Hörügel Ohne
diese zehn Frauen und Männer wäre Oschatz
nicht die Stadt, die sie heute ist. In der
Geschichtsforschung der knapp 800 Jahre
alten Kommune würden noch große Lücken
klaffen. Und die Rettung der St.
Aegidienkirche hätte sich wahrscheinlich
auch viel länger hingezogen, ganz zu
schweigen von der liebevoll restaurierten
Türmerwohnung. Die Oschatzer sind den
ehrenamtlich Engagierten, die am
Mittwochabend im historischen Ratssaal mit
dem Eintrag in das Ehrenbuch der Stadt
ausgezeichnet wurden, deshalb zu großem Dank
verpflichtet. Diese Auszeichnung hat ein
größeres Gewicht als finanzielle Zuwendungen
oder Gutscheine. Denn der Eintrag ins
Ehrenbuch hat Bestand – und wird auch
künftige Generationen an diese zehn Frauen
und Männer erinnern. Apropos künftige
Generationen: Die suchte man unter den
Ausgezeichneten vergeblich. Das ist
hoffentlich kein Zeichen dafür, dass bei den
Jüngeren ehrenamtliches Engagement nicht
mehr so hoch im Kurs steht. Denn es gibt
auch in den nächsten Jahrzehnten sowohl bei
der Heimatforschung als auch bei der
Bewahrung der Oschatzer Stadtkirche noch
jede Menge zu tun.
Siehe auch Bildergalerie
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07. Februar 2020 |
Oschatz im Wandel
Etwas grauer, aber belebter als heute: So sah die Stadt Oschatz Anfang des
20. Jahrhunderts aus. Der Oschatzer Heimatforscher Dr. Manfred
Schollmeyer stellt in seinem neuen Buch „Oschatz Gestern & Heute“
historische und aktuelle Fotos von 55 Straßen, Plätzen und Häusern
gegenüber. Zur Buchvorstellung am Mittwochabend zeigte sich das große
Interesse der Oschatzer an dieser Publikation. Rund 100 Gäste kamen ins
Thomas-Müntzer-Haus, nach Angaben der Buchhandlung Roscher wurden allein
an diesem Abend 60 Bücher verkauft, weitere sind in der Buchhandlung
vorrätig.
Die Gesamtauflage des Buches, das im Erfurter
Sutton-Verlag erscheinen ist, beträgt 1100. Dafür, dass die Straßen und
Plätze früher belebter waren als heute, hatte der Autor Manfred
Schollmeyer eine plausible Erklärung: „Dass auf den aktuellen Fotos kaum
Menschen zu sehen sind, hat etwas mit dem Datenschutz zu tun. Das
erschwert die Arbeit ungemein.“ Die Vorsitzende des Geschichts- und
Heimatvereins, Dana Bach, zog dieses Resümee: „Oschatz war gestern schön
und ist heute noch wunder-, wunderschön.“ FH
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04. Februar 2020 |
Vereinsvorsitzende Dana Bach (l.) begrüßt mit Gisela Hahn das erste neue Mitglied im Jahr 2020
30 Jahre Heimatliebe
Geschichts- und
Heimatverein: Die Liebe zur Stadt Oschatz verbindet die
Vereinsmitglieder seit 1990 – das Jubiläum wurde jetzt gefeiert
Die Gründungsmitglieder (v.l.): Bernd Klemig, Gabriele Teumer, Gerald Polster, Wolfgang Scholz, Wolfgang Niemann, Manfred Sladek.
Von Frank Hörügel
Oschatz. Mit
Heimatgeschichte war in der DDR offiziell kein Staat zu machen. Es gab
kaum Literatur zur Historie der Region, obwohl das Interesse der
Menschen an der Vergangenheit ihrer Heimat groß war. Das sollte sich
erst zaghaft Ende der 80er Jahre und dann schlagartig nach der
friedlichen Revolution im Herbst 1989 ändern. In Oschatz wurde bereits 1988 die Gesellschaft
für Heimatgeschichte unter dem Dach des Kulturbunde der DDR gegründet.
Sie war der Vorläufer des Oschatzer Heimatvereins, dessen
Gründungsurkunde auf den 25. Januar 1990 datiert ist. Damals fanden sich
14 Frauen und Männer zusammen. Sechs von ihnen sind heute noch im
Verein aktiv – und feierten mit den anderen Mitgliedern das 30-jährige
Bestehen des Vereins, der sich seit 2007 Geschichts- und Heimatverein
nennt.
Erhalt des Wüsten Schlosses Gabriele Teumer, die den Verein von 2001 bis
2012 führte, stellte den Heimatfreunden die Höhepunkte dieser drei
Jahrzehnte in einem Bildvortrag vor. Erstes großes Projekt war unter dem
Gründungsvorsitzenden Gert Jubisch war das Beschildern wichtiger
Denkmale im Stadtgebiet Oschatz. Ein weiteres Herzensanliegen der
Heimatfreunde war das Wüste Schloss, dessen Bedeutung durch Ausgrabungen in den 90er Jahren unterstrichen wurde.
Vortragsveranstaltungen, der Stammtisch der Heimatforscher und
Exkursionen in die Oschatzer Partnerstädte Blomberg und Filderstadt
sowie zu Denkmälern in der Region standen auf dem Programm. Im Jahr 2005 wurde die Ausstellung des Heimatvereins zum Kriegsgefangenenlager Stalag in Oschatz
eröffnet, für die Gabriele Teumer intensiv recherchiert hatte. „Gäste
aus zehn Nationen haben sich die Ausstellung angeschaut“, sagte sie. Ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit seit 1990
waren Publikationen zu heimatgeschichtlichen Themen. „Ich habe 40
Publikationen des Vereins und etwa 450 Veröffentlichungen gezählt“,
sagte Dr. Manfred Schollmeyer, der selbst eine Vielzahl von Heften und
Büchern publiziert hat. „Es gibt wohl kaum einen Verein in Deutschland,
der so viele Dinge zu Papier gebracht hat“, sagte er. Das schätzen auch
die anderen Vereinsmitglieder. „Mich beeindruckt enorm, die Arbeit, die
vom Heimatverein geleistet wird“, sagte Joachim Zehme.
Neues Buch und Führungen Seit einem Jahr hat Dana Bach im Geschichts-
und Heimatverein den Hut auf. Sie blickte zur
Jubiläums-Mitgliederversammlung auf die Vereinshöhepunkte im Vorjahr
zurück und stellte den Arbeitsplan für das laufende Jahr vor. Auch 2019 brachte der Verein wieder zwei neue Publikationen raus – über den Pionier der natürlichen Familienplanung Dr. Rudolf Vollmann und den Mitbegründer des industriellen Waagenbaus in Deutschland Ernst Friedrich Pfitzer. Und im neuen Jahr geht es gleich mit einer
Buchvorstellung weiter: Am 5. Februar präsentiert Dr. Manfred
Schollmeyer sein neues Werk „Oschatz Gestern & Heute“ im
Thomas-Müntzer-Haus (19 Uhr). Es folgen Führungen zu den Oschatzer
Waagenfabriken (26. April), durch die Ausstellung Stalag IV G (13.Mai),
zum Kulturlandschaftsmuseum im Wermsdorfer Wald (24. Juni) und am Wüsten
Schloss (19. September).
39 Mitglieder zählt der Oschatzer Geschichts- und
Heimatverein derzeit. Im Vorjahr wurden drei neue Mitglieder
aufgenommen, ein Mitglied hat den Verein verlassen. In diesem Jahr gibt
es auch schon ein neues Mitglied.
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29. Januar 2020 |
Oschatz
gestern und heute
Heimatforscher stellt in seinem
neuen Buch historische Fotos und aktuelle Ansichten gegenüber
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Blick
in die
Badergasse
zur
Aegidienkirche
– heute und
damals
aufgenommen |
Oschatz.
Das neueste Buch des Heimatautoren Dr. Manfred Schollmeyer
„Oschatz Gestern & Heute“ präsentiert eine spannende Zeitreise
durch die Vergangenheit und Gegenwart der Großen Kreisstadt im
Herzen Sachsens. In 55 Kapiteln werden zumeist unveröffentlichte
historische Aufnahmen aus öffentlichen und privaten Sammlungen
aktuellen Aufnahmen gegenübergestellt. Eine Begegnung mit dem
alten und neuen Oschatz, die zu vertrauten Plätzen und Stätten
umwälzender Veränderung führt. Oschatz hat sich in den
vergagngenen Jahrzehnten grundlegend gewandelt und bietet viele
Möglichkeiten, spannende Vergleiche zwischen früher und heute zu
ziehen. Die städtische Infrastruktur wurde umfassend ausgebaut,
Industrieunternehmen wurden erfolgreich angesiedelt, historische
Sehenswürdigkeiten in der Altstadt saniert und neue Attraktionen
geschaffen. Der kurzweilige Rundgang über die Märkte, durch die
Straßen de Stadt und zu Zeitzeugen der Stadtgeschichte endet im
Stadtpark. Dieser liebevoll gestaltete Bildband ist ein Muss
für alle Freunde der Stadt, hält zahlreiche Überraschungen parat
und lädt zum Entdecken, Erinnern, Vergleichen und Staunen ein.
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15. Januar 2020 |
Auf Zeitreise durch Oschatz
Heimatforscher Manfred Schollmeyer stellt in seinem
neuen Buch historische und aktuelle Fotos der
Döllnitzstadt gegenüber
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Blick vom Südturm der Aegidienkirche in
Richtung Südosten zum Wohngebiet Straße der
Einheit mit dem heutigen Türmer Alexander
Nitsche und in einer Aufnahme von vermutlich
1904/1905 mit Türmer Paul Quietzsch und
seinem Sohn Rudolf.Fotos: Manfred
Schollmeyer/Hermann Koczyk
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Von Frank Hörügel
Oschatz. Als der legendäre Türmer Paul Quietzsch und sein
ältester Sohn Rudolf vor reichlich einem Jahrhundert
vom Südturm der Oschatzer Aegidienkirche in Richtung
Südosten schauten, bot sich ihnen ein völlig anderes
Bild, als es der aktuelle Türmer Alexander Nitsche
heute erblickt. Die Ulanen-Kaserne (im Volksmund
„altes Arbeitsamt“ genannt) stand damals noch und
die Wohnblöcke an der Straße der Einheit gab es noch
lange nicht.
Vergangenheit und Gegenwart
Von solchen Kontrasten lebt
das neue Buch „Oschatz Gestern & Heute“ des
Oschatzer Heimatautors Manfred Schollmeyer, das ab
5. Februar erhältlich ist – und eine spannende
Zeitreise durch die Vergangenheit und Gegenwart der
Döllnitzstadt bietet.
„Auf 118 Seiten werden in
55 Kapiteln Oschatzer Plätze, Straßen, Hauptgebäude
und weitere Sehenswürdigkeiten in historischen und
aktuellen Fotos gegenübergestellt und erläutert“,
teilt der Heimatautor (80) mit. Beispielsweise werde
in verschiedenen Kapiteln das „Herz der Stadt“, die
„Plätze mit Vergangenheit“ oder Zeitzeugen wie
Bahnhöfe, Schulen oder das Krankenhaus vorgestellt.
Vor etwa anderthalb Jahren
habe der Erfurter Sutton-Verlag Kontakt mit ihm
aufgenommen, erinnert sich der Heimatforscher. Bei
den historischen Aufnahmen konnte er auf seine
eigene Sammlung, das Stadtarchiv und Fotos aus dem
Stadt- und Waagenmuseum zurück greifen. Für die
aktuellen Aufnahmen griff Schollmeyer selbst zum
Fotoapparat.
„Wir sind immer auf der
Suche nach Leuten, die alte Bilder haben und sich
vor Ort gut auskennen“, sagt Andreas Ströbel. Er ist
Vertriebsleiter beim Erfurter Sutton-Verlag und
optimistisch, dass auch die Neuerscheinung „Oschatz
Gestern & Heute“ ein Erfolg wird. Seit 22 Jahren
verlegt Sutton als „Spezialist für
Regionalgeschichte“ Bücher, so Ströbel.
Deutschlandweit bisher etwa 600.
Schleichende Veränderung
„Die Veränderungen im
Stadtbild passieren oft so schleichend, dass man sie
gar nicht bemerkt. Und unsere Bücher sind dann ein
Diskussionsanstoß: Wie war es früher? Was hat sich
seitdem verändert?“, so der Vertriebsleiter. So
sieht das auch der Autor des Oschatz-Buches.
„Oschatz hat sich in den vergangenen Jahrzehnten
grundlegend gewandelt und bietet viele
Möglichkeiten, spannende Vergleiche zwischen früher
und heute zu ziehen.“
Kurzweiliger Rundgang
Genau dafür liefert
Schollmeyer die Grundlage. Sein neues Buch lädt ein
zu einem kurzweiligen Rundgang über die beiden
Märkte, die Plätze und Straßen der Stadt – und endet
im Stadtpark. Dem Leser wird vor Augen geführt, wie
die städtische Infrastruktur in den vergangenen
Jahrzehnten ausgebaut, Industrieunternehmen
angesiedelt, historische Sehenswürdigkeiten in der
Altstadt saniert und neue Blickfänge geschaffen
wurden.
Kommentar
Dr. Manfred Schollmeyer
stellt sein neuestes Buch am Mittwoch, dem 5.
Februar, in der Galerie des Thomas-Müntzer-Hauses
öffentlich vor, Beginn: 19 Uhr.
Buch erscheint am 5. Februar
Das Buch „Oschatz
Gestern & Heute“ mit 118 Seiten ist
ab dem 5. Februar erhältlich – in
der Oschatz-Info und in der
Buchhandlung Roscher. Autor ist Dr.
Manfred Schollmeyer. Das Buch kostet
19,99 Euro.
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