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21.11.2006 |
Ein Überblick über
die Grabungsergebnisse in der Region Oschatz
Gruselige Töpfe,
schöne Nadeln und spitze Pfeile
Die Archäologen hatten
in den vergangenen anderthalb Jahren im Raum Oschatz viel zu tun. An sechs
verschiedenen Standorten wurde nach Zeugnissen der jüngeren und älteren
Vergangenheit gegraben. Dr. Wolfgang Ender, Referatsleiter im Dresdner
Landesamt für Archäologie, machte jetzt die Mitglieder des Heimatvereins
Oschatz mit den Ergebnissen bekannt. "Wir haben noch nicht alles gesichtet
und ausgewertet", schränkte er ein. Die Fundstellen sind nach ihrem
Alter geordnet, beginnend mit der jüngsten Epoche.
Dr. Wolfgang Ender zeigt
eine Gußform, die bei Grabungen in der Oschatzer Ritterstraße
gefunden wurde.
Foto:Dirk
Hunger
Hohenwussen-Zeicha:
Westlich von Zeicha entdeckten die Archäologen einen "sehr überraschenden
Fund", so Ender. Entlang eines ehemaligen Baches waren Tongefäße
mit Deckeln tief in den Boden eingegraben. "Die Henkeltöpfchen standen
unschuldig im Boden", so der Wissenschaftler. Er datierte den Fund in die
Frühe Neuzeit (15. bis Ende 18. Jahrhundert) und vermutet, dass es
sich hierbei um so genannte Nachgeburtstöpfe handelt. Aus religiösen
Gründen wurden die Nachgeburten auf diese Weise bestattet. Der Inhalt
der Töpfe soll jetzt chemisch-analytisch untersucht werden. Eventuell
ist auch eine DNA-Analyse geplant - falls verwertbares Material gefunden
wird.
Blumenberg in Oschatz:
In Vorbereitung des neuen Wohngebietes am Blumenberg (Dr. Siegert-Weg)
legten die Archäologen in diesem Jahr einen Graben quer durch das
Gelände frei, der eventuell in früheren Zeiten eine Grenzmauer
gewesen ist. Dabei wurden laut Ender Hinweise auf ein Dorf gefunden, das
sich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts hier befunden hat und danach aufgegeben
wurde (wüst gefallen). Ein Erdkeller aus dem 13. bis 14. Jahrhundert
sowie Keramik (blau-graue Ware) wurden aus der Erde herausgeholt.
Ritterstraße in
Oschatz: Nach dem Abriss der Ruinen an der Ritterstraße untersuchten
die Archäologen ebenfalls in diesem Jahr das Terrain zwischen der
Ritterstraße und der Promenade. Die Funde werden dem Spätmittelalter
zugeordnet (13. bis 15. Jahrhundert). Im hinteren Bereich der Grabung stießen
die Experten auf das Fundament eines sehr schlichten Gebäudes, eventuell
eines Stalles. Im vorderen Bereich zur Ritterstraße kamen Latrinen,
Abfallgruben und Pferdeskelett zum Vorschein. "Der herausragende Fund war
direkt an der Ritterstraße im Brandschutt eine Gussform aus drei
Teilen" erklärte Ender. Mit dieser Form wurden kleine spitze Metallnadeln
mit rosettenförmigen Köpfen gegossen, die als Kleidungsschmuck
verwendet wurden.
Zöschau: Im Zusammenhang
mit dem Neubau der Staatsstraße 30 stießen die Archäologen
auf "mehrere hundert Befunde" (Ender), wie Pfahllöcher und Gruben
aus der Zeit des zweiten und dritten jahrhunderts nach Christus (Junge
Römische Kaiserzeit). Mehrere Öfen zur Buntmetallverarbeitung
wurden ausgegraben.
Und schließlich kam
auch das Prachtstück dieser Grabung zu Tage: ein metallener Ohrring
mit Scharnier, so wie ihn die Römer eingeführt hatten.
Sornzig: In die Ältere
Vorrömische Eisenzeit (etwa um 400 vor Christus) stießen die
Archäologen vor, als sie im Zusammenhang mit dem Erweiterungsbau das
Backhauses Wentzlaff zum Einsatz kamen. Dort stießen die Fachleute
auf hervorragend erhaltene Gruben, die teilweise mit Holz verkleidet waren.
"Damit hatten wir gar nicht gerechnet", so Ender.
Zudem kamen hier Teile von
Keramikgefäßen zum Vorschein, sie mit Fingernagelkerben verziert
waren. Und drei unscheinbare Rostklumpen entpuppten sich im Nachhinein
als wertvoller Fund. "Im Röntgenbild wurde klar, dass diese drei Rostklumpen
eine Fibel ergaben", erläuterte Ender. Die Fibel war eine Art Spange
oder Klammer zum Zusammenhaltung der Kleidung. Meist war sie mit einem
stilisierten Vogelkopf verziert. Außerdem wurde hier ein Steinbeil
gefunden.
Kemmlitz: In die früheste
Epoche der Menschheitsgeschichte in unserer Region stießen die Archäologen
bei Grabungen im Zusammenhang mit dem Neubau einer Erdgasleitung für
das Kaolinwerk in Kemmlitz vor. Hier entdeckten die Forscher mehrere Siedlungsgruben,
die Ender auf die Zeit zwischen 1800 bis 2000 vor Christus, also in die
Frühbronzezeit, datierte. Als "spektakuläre Funde" bezeichnete
der Archäologe mehrere Steinpfeilpitzen.
Frank Horügel
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28.08.2006 |
Rekord mit 1380 Leuten
geknackt
Mit der längsten
Polonäse der Welt Rekord auf dem Lago-Gelände aufgestellt
Oschatz. Geschafft! Der
Rekordversuch, die längste singende und tanzende Polonäse der
Welt auf die Beine zu stellen, hat geklappt. Um den Rosensee auf dem Gelände
der Landesgartenschau versammelten sich gestern 1380 Teilnehmer zu dieser
riesigen menschlichen Schlange. Nun wird das „Guinnessbuch der Rekorde“-Team
prüfen, ob die Bedingungen alle erfüllt wurden und der Eintrag
ins Buch der Rekorde erfolgen kann.
Seit einem halben Jahr bereiten
die Organisatoren um Klaus Fischer von der Umweltgruppe Mügeln diese
Veranstaltung vor, die bereits gestern früh um 8 Uhr an fünf
verschiedenen Punkten des Altkreises Oschatz mit dem singenden Sternmarsch
losgeht. Treffpunkt der Sternwanderer ist der Neumarkt Oschatz. Hier beginnt
der zweite Teil der Veranstaltung, die Einweisung für den Rekordversuch.
Während die Organisatoren die Leute schon ein wenig einstimmen, wird
auf dem Gelände der Landesgartenschau lautstark für die Veranstaltung
geworben. Warum soll in Oschatz nicht möglich sein, was am 30. Juli
2004 beim Steiner Molenfest in Stein möglich war? Hier hatte der NDR
die längste Polonäse der Welt organisiert, und zwar mit genau
1150 Teilnehmern, wie das Guinnessbuch-Team am Donnerstag mitteilte. Die
Oschatzer Organisatoren waren von 1200 ausgegangen.
Gegen 12.30 Uhr versammeln
sich schon einige Teilnehmer für die Polonäse an der Textilbrücke,
wo
sie von Mitgliedern des Heimatvereins gezählt werden. Unter ihnen
auch Sport- und Heimatvereine des Kreises sowie Ralph Amann (41) und Willi
Weitmeier (45) aus Regensburg. „Wir waren zur Games Convention in Leipzig
und haben von diesem Rekordversuch gehört. Da sind wir von dort einfach
nach Oschatz gekommen“, sagen die beiden Bayern, die die Veranstaltung
super finden.
Langsam füllt sich
der Weg um den Rosensee. Unter den Teilnehmern auch Bundestagsabgeordneter
Manfred Kolbe und Oberbürgermeister Andreas Kretschmar. Über
das Mikro werden die Teilnehmerzahlen bekannt gegeben. „450..., 800, 1000.“
Und bei jeder neuen Meldung größerer Jubel. Dann das endgültige
Ergebnis: 1380 Teilnehmer. Die Freude ist groß. Aber jetzt kommt
die Polonäse, die nicht auseinander brechen darf. Dr. Jürgen
Quisdorf erklärt den Teilnehmern noch einmal, worauf es ankommt: Alle
müssen fünf Minuten in Bewegung sein und bleiben, und die Schlange
darf nicht auseinander reißen. Dabei werden Volkslieder gesungen.
Die Stimmung ist toll. Und zwar so, dass nach den vorgeschriebenen fünf
Minuten noch nicht Schluss ist. Die Polonäse wird rund zehn Minuten
gehalten. Am Ende ist die Freude groß. Die Rekordmacher schunkeln
und singen nach der Melodie „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel“
den Text „Wir kommen alle ins Guinnessbuch der Rekorde.“ Die einhellige
Meinung der Teilnehmer: „Das war spitze!“
Von Gabi
Liebegall
Die Zählwerke der Zähler
zeigen das endgültige Ergebnis.
Fotos: Dirk
Hunger
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24.06.2006 |
Markenname Wüstes Schloss
Auf der Lago bisher größte
Ausstellung über bedeutendste Ruine von Oschatz eröffnet
Oschatz. Das Wüste
Schloss Osterlant ist zwar eine der wichtigsten mittelalterlichen Bauten
Sachsens, nur kennt es kaum jemand. Mit der bisher größten Ausstellung
über die Ruine am Stadtrand, die gestern eröffnet wurde, soll
sich das ändern.
Als „eines der wichtigsten
und ältesten Steinhäuser in Sachsen“ bezeichnete Dr. Wolfgang
Ender vom Dresdener Landesamt für Archäologie die Ruine an der
Wermsdorfer Straße. Für die Altertumsforscher ist nun auch klar,
wer der Bauherr war. Am 3. oder 4. September 1211 soll der Meißener
Markgraf Dietrich den Grundstein für den quadratischen Palast gelegt
haben. Der wurde nie vollendet und stand schon 160 Jahre später wieder
leer. Ob es sich um eine spirituelle klösterliche Anlage oder um eine
Ritterburg gehandelt hat, ist bisher noch nicht mit abschließender
Sicherheit geklärt.
Von dem einstigen Palast
sind nur eine Handvoll Ruinen übrig geblieben. „Das Wüste Schloss
ist ein Markenname für Oschatz“, sagte Oberbürgermeister Andreas
Kretschmar, der die Ausstellungsmacher lobte. Glanzstück der Schau
im Ausstellungsgebäude der Lago ist ein riesiges Foto des kreisrunden
Wasserbeckens, das der Archäologe Reinhard Spehr Anfang der 90er Jahre
im Innenhof des Palastes ausgegraben hatte.
Weitere Fundstücke
dieser Grabungen lassen den Besucher der Ausstellung erahnen, wie sich
die Bewohner des Schlosses vor 800 Jahren fortbewegt und ernährt haben.
Schlittschuhkufen aus Tierknochen und sehr gut erhaltene Töpfe und
Weingefäße sind zu sehen. Außerdem zeigen Gestaltungsentwürfe
eines studentischen Wettbewerbs, wie das Wüste Schloss künftig
genutzt werden könnte. „Ich lade Sie ein, sich in die Tiefen der Zeit
wie in ein Wasserbecken herabsinken zu lassen“, warb Wolfgang Ender für
den Ausstellungsbesuch.
Frank Hörügel
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ZITAT
Robert Schmidt,
Oschatz: „Erstmals wird hier erfolgreich versucht, die Größe
des Wasserbeckens darzustellen. Und ich finde es gut, dass am Rand dieser
Ausstellung Spenden gesammelt werden, um einige Schäden am Wüsten
Schloss beseitigen zu können. “
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Die Ausstellungsmacher kassierten
viel Lob (v. l.): Dana Bach (Stadtmuseum), Dr. Wolfgang Ender (Archäologisches
Landesamt) und Gabriele Teumer (Heimatverein)
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