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Rechen Buch von Heinrich Gottlob Uhlrich in Oschatz
vom 1.Jannuari 1782
2.Teil: Notizen zu Oschatz

Heimat- und Waagenmuseum Oschatz, Texterschließung 2004 durch Wolfgang Michael

Textseite 146

Sie hat also 30 Jahr in der guten Ehe gelebt
je war gebohren 1742 worauf sie ihr Alter
gebracht hat auf 52 Jahr 4 Monath 3 Wochen

Anna Roßina Uhlrichin
eine gebohrene Kretzschmarin aus Lampersdorf
Anno 1794
Ist mein Vater seiner Schwester ihr Mann gestorben
den 6. Julius welcher aus Schlesingen gebürtig war
von Reichnau. Johann Friedrich Kettner, welcher
den 7jährigen Krieg mitgemacht hat und erstlich 1781nach
Oschatz gekommen ist
Und 1795 starb mein Vater seines Bruder
Frau 17. Wochen nach meiner seeligen Mutter.
Und so lange hat sie krank gelegen und mein
Vetter Kettner starb 18 Wochen vor meiner
Mutter. es war wunder bar
griechischer Text

Textseite 147

Empfindungen und Menschengefühle am Sarge, einer am 6ten
July 1792 ohnweit Schwedta jämmerlich ermordeten christlichen
Dulderin entworfen von Philantropo

Auf einmal wird man nie der größte Bösewicht,allein den Grund
dazu kann man aufeinmal legen.
                                                 Gellert
        Am Sarge
Gott welch ein Anblick, zum Entsetzen
Mein Herze pocht, mein Blut erstarrt
So grausam Menschen zu verletzen
Ist eingefleischter Teufels Art
Nur Mordknecht aus der Höll entsproßen
Und selbst vom Satan eingeweiht
Kann so die Unschuld niederstoßen
die laut zu Gott nach Rache schreit
Versieht nicht hier in deinen Zügen
durch bange Wehmuth halb entstellt


Textseite 148

Die Unschuld in dem Sarge liegen
Vor die du hast gekämpft als Held
Dich schmückt vor des Erlößers Thron
Der Unschuld weißes Mägtenkleid
Der Überwünder Siegeskron
Ist dir von Engeln schon bereit
Du hast als Heldin überwunden
Nun stimmst du dein Triumpf Lied an
Du siehst dort die verklärten Wunden
als deine Ehrenzeichen an.
Ruht sanft und still verwundet Glieder
Die dir das Mordkindt ganz verwühlt.
Gott ruft euch dort zum Leben wieder
wo weder Schnitt noch Stich ihr fühlt
Fleht Menschen Gott um sein Erbarmen ?
Für die betrübten Eltern an.
Herr tröste die betrübten Armen
(41)
Weil sie sonst niemend trösten kann

41) Die Fragezeichen sind von Autor selbst an das Zeilende geschrieben, offenbar gefiel ihm der Reim selbst nicht.

Textseite 149

Mord Ode

Gott welch ein Schauer welches Graußen
Flößt mir der Mordthat Schauplatz ein
Ich hör der Rache Donner braußen,
Mir tönt der Unschuld Jammer schreyen
Hier lauscht in seiner Mörder Höhl
der Mordhund auf unschuldig Blut
Die von der Höll entlaufne Seele
faßt ihren Raub mit wilder Wuth
Laut tönt der Unschuld heißes flehen
Erbärmlich tönt das Mordsgeschrey
hinauf bis an des Himmels Höhn
Dann rückt der Todteskampf herbey
Es zuckt das mordgewisse Meßer
Der Höllen erstgebohrener Sohn.
Der Unschuld Qualen werden größer
Sie fühlt des Todes Greuel schon.


Textseite 150

Verzweifelnd wagt sies seinen Händen
den scharfen Mordstahl zu entdrehn
Sucht wie ein Wurm durch drehen und winden
dem nahen Tode zu entgehn
Umsonst, der Bluthund reißt im Grimme
den Stahl durch …… und ……. hin.
Verschließt sein Ohr der Jammer Stimme
Und der verruchten Mörder Sinn
kann nicht ihr rauchend Blut abkühlen
Er sucht mit neu entzündter Wuth
den Leib mit Wunden zu zerwühlen
Wie Ströme quillt nun rauchen Blut
Schreit laut zu Gott der Unschuld Rächer
Und Gott wo ist dein Donnerruf
Doch nur dein Zorn schrekt den Verbrecher
geschockt flieht er mit wilder Wuth.

Textseite 151

Das Meister Heinrich Gottlob Uhlrich
Bürger und Tuchmacher in Oschatz mit
seiner Verlobten Jungfr. Christiana
Sophia Uhlrichin, Meister Carl Siegis-
mund Uhlrich, Bürger und Tuchmacher
daselbst als einzige Tochter erster Ehe
den 13ten Appril A.C. in hiesiger
Kirchen copuliret worden, solcher wird
hierdurch attestiert
Siegl.  Zschoppach, den 14.Appril 1796
          Johann Christian Kretzschmar
           Pastor  welches mein Vetter ist


Textseite 152

                         Anno 1799
Hat uns der liebe Gott mit einer jungen
Tochter erfreuet, den 7ten Appril Abends um
halb 12 Uhr Sonnabends, und die Pathen waren
Fr. Christiana Streicherin und Carl Uhlrich
und Fr. Sophia Sturmin und welche Taufhand-
lung ist in meinem Hauße geschehen des Sontags
und ist ihr der Nahme beygelegt worden Johanna
Christiana Uhlrichin.
                             Anno 1801
Hat es den Herrn über Leben und Todt gefallen unser
geliebtes Töchterlein aus dieser Welt abzuruffen
den 27. Febr. früh um halb 4 Uhr des Freytags und des
Sontags ward sie mit der Virtel Schule beerdigt wobey
ich als Vater ihr das letzte Geleite gegeben habe.
Sie hat ihr Alter gebracht auf 1 Jahr 10 Monath 3 Wochen 6 Tage.

Textseite 153

        Anno 1804 d. 10. Appril
Hat es den Herrn über Leben und Todt gefallen
meiner seeligen Mutter ihre Schwester Tochter, aus
dieser Zeitlichkeit in die Ewigkeit zu versetzen.
Sie war eine Tugendt same Ehrbare Jungfrau
Jungfer Johanna Christiana Gaschin
aus Doberschwitz. Sie hat ihr Alter gebracht auf
                   76 Jahre.
         Anno 1804 d. 1. October
Hat es dem Höchsten gefallen mein Vater
seine Schwester aus dieser Welt abzurufen
welche den 7jährigen Krieg mitgemacht hat
und sehr weit in der Welt herum gewandert ist
auch dreymahl zu Heyrath gekommen ist nehmlich
im Kriege 2 mahl und in Oschatz einmahl. Der


Textseite 154

erste Man hat geheißen Masge und der 2te
Kettner und der 3te Streicher welcher Sie
hat bekleiden helfen, und hat ihr
Alter gebracht auf 63 Jahr.
Dieser Johann Gottfried Streicher hat wieder in 1. halben
Jahr geheyrathet und hat sich zu seiner Ehefrau genommen
Jungfr. Christiana Sophia Asterin
(?) eines Tuchmacher Tochter
von hier.
        Anno 1808, den 9ten Majus des Sontags um 2 Uhr
Hat es den Herrn über Leben und Todt gefallen meinen mir
im Leben liebgewesenen Herrn Vetter Pastor Kretzschmar
zu Zschoppach welcher nach einem 6wöchenlichen Krankenlager in die Ewigkeit hinüber gegangen ist, an einer Nervenkrankheit.
Er war gebürtig aus Lampersdorf und 1759 ist er nach Oschatz
in die Schule gekommen und 1761 nach Dresden
auf die
Kreutzschule und 1768 nach
Wittenberg auf die
Universität und 1774 Nach Zschoppach 34. im Amte und sein Alter
     62 Jahr.

Textseite 155

          Anno 1805 den 10ten Febr.
Hat uns der liebe Gott mit einem jungen Sohn
erfreut. Sontags früh um halb 6 Uhr, und ist
am Dienstag Abend in meinen Hauße getaufet
worden. Die Pathen waren Johann Gottfried
Streicher und Gottlieb Siegismund
Uhlrich und Frau Regina Gaschin
Pferdners und Richters Ehefrau zu Doberschwitz
bei Leißnig es ist meine seelige Mutter ihre
Schwester. Sie konnte aber nicht kommen wegen der üblen
Witterung, also hat meine Schwester das Werck
verrichtet, den sie ließ es durch ihren Mann Johann Georg
Gasch mit sagen, das die Frau Christiana Bergmann
ihre Stelle soll vertreten und ist also geschehen
und hat den Nahmen erhalten
        Carl Gottlob Uhlrich.


Textseite 156

        Anno 1808 den 29. Febr.
Hat uns der liebe Gott mit einer jungen Tochter erfreuet
zu Mittag um 12 Uhr des Montags und ist die Mittwoche
des Abends in meinen Hauße getaufet worden, und hat den
Nahmen erhalten Johanna Friedericka
        und die Pathen waren
Erstlich Friedericka Knabin, Hr. Feldscher Knabe deßen Ehefrau
2) Monsieur Carl Gottfried Uhlrich welches mein 2. Bruder ist.
3) Fr. Anna Roßina Bergmannin welches mein Hr. Nachbar
    seine Ehe Frau war              d.16.April
D.7.April habe ich diesen beyden Kindern die Pocken laßen
ein impfen es war 8 Tage vor Ostern, der Knabe war
3 Jahr und das Mädgen 5 Wochen. Johanna Friedericka
Teresia hat die Pocken eingeimpft bekommen
sie war ¾ Jahr alt von Feldscher Knabe
(Carl hat die würklichen Pocken gehabt 1826 und 7 Wochen
hat er zugebracht 11 Jahr war er alt und Friedericke mußte sterben.
(42)

42) Offensichtlich später hinzugefügt

Textseite 157

              Anno 1809 den 22ten Febr.
Hat es den Hr. gefallen, meinen mir im Leben
liebgewesenen Herrn Vater Christian Gottlob
Uhlrich aus dieser Welt abzuruffen, und in ein
beßres Leben zu versetzen seines Alters 64 Jahre.
Er hat 2 Weiber gehabt, mit der ersten hat er 8 Kinder
gezeuget nehmlich 5 Söhne und 3 Töchter, wovon
ihm 1 Sohn und 2 Töchter in der Ewigkeit vorran
gegangen, und 4 Söhne und 1 Tochter noch am Leben
sind, die beyden ersten Söhne sind verheiratet, und
der dritte war ein Bräutigam und der 4te noch frey
und ledig, aber alle 4 zum Meister als Tuchmacher
und die Tochter ist eine Wittfrau, und das schon
6 Jahre und mit der ersten Frau hat er 30 Jahr
in der guten Ehe gelebet, und die 2te Frau hat er
9 Jahre gehabt, welche noch am Leben, die
in der Stille noch eine Träne weint.


Textseite 158

Sie ist gebürtig aus Mühlberg, und sie unseren
guten Vater gut erhalten hat, und ihm beygestanden
in seinem Geschäften, Gott wird auch für sie
sorgen, und ein reicher Vergelter sein. Er hat also
über Lebet 1. Frau und 8 Kinder und 8 Kindeskinder
Gott gebe Ihnen eine sanfte Ruhe, und dermahleinst
ein frölige Auferstehung amen.
Er ist niemahl krank gewesen und 10 Tage vor seinen
Ende habe ich noch selber mit Ihnen gewürchet
wo er sagte Gottlob ich will einmahl auf den Abtritt
gehen, und er wieder rein wollte kommen , aber
bis an die Hinterthüre, alwo er hingefallen war, und
von einem Schlage getroffen auf die innere Thiele
da ich Ihn todt habe aufgehoben, bis entlich
der Nachbar herbey geruffen wordt von meiner Frau
und Schwester, so kam er auf der Treppe wieder
zu sich, und brachten ihn ins Bette zu Mittags um
12 Uhr stand er schon wieder auf, und sagte um 2 Uhr
wollen wir wieder würchen, aber es wurde nichts daraus.
 

Textseite 159

                Anno 1810 d. 8. Junius
Hat uns der liebe Gott mit einer jungen Tochter
erfreuet, des Freytags früh um halb 9 Uhr
vor den Pfingstfeyertagen und ist den ersten
Feyertag getauffet worden in meinen Hauße
und ist ihr der Nahme beygegeben worden
        Johanna Teresia
    Und die Pathen waren
1) Frau Maria Sophia Uhlrichin. Mst. Carl
    Siegismund Uhlrich deßen Ehefrau als Großmutter
1) Monsi.: Friedrich Gotthelf Uhlrich, ein Junggeselle
3) Frau Johanna Maria Uhlrichin Mstr.
    Carl Gottfried Uhlrich deßen Ehefrau
Aber dieses mahl war meine Frau recht sehr
krank, das wir den Docter mußten brauchen
und jedermann hatte Zweifel an ihr aufkommen aber
der liebe Gott half doch in 8 Wochen wieder zu gehen.


Textseite 160

                       Anno 1808
Hat es den Höchsten gefallen meine Frau Muhme
Magisterin Kretzschmarin zu Zschoppach hinter
laßene Wittwe in die Ewigkeit zu versetzen.
Sie hat ihr halbes Jahr richtig nach Ihren Manns
Todte in Zschoppach geseßen, da nun die Gemeinde
einen anderen Pastor bekam, so wendete sie
sich nach Leisnig zu ihrer Pflegetochter Frau
Schubertin. Sie hat aber eine sehr kurze
Zeit Ihr Leben da zu gebracht nehmlich 3 Tage
Und hat einen Sohn hinterlaßen aber ist
Amts Actuarius zu Eisleben 63 Jahr
                    Anno 1808
desgleichen hat auch Gott meine Jungfer Muhme
Gostel Kretzschmarin aus dieser Weld in die Ewig-
keit hinüber geführet zu Leipzig ist 21 Jahre
der Vater ist meiner Mutter Bruder, ein Kunst und
Lust Gärtner zu Leipzig

Textseite 161

                   Anno 1811
Den 30ten October Ist meiner Mutter Schwester
Mann von seinem Wohnhauße herunter
gefallen und daß gleich tödtlich. da er in 6 Stunden seinen
Geist hat aufgeben müßen, und keine Hülfe für
Ihnen geweßen ist wieder ins Leben zu bringen.
Er war Pferdner und Richter zu Doberschwitz
seines Alters 64 Jahr und 10 Monathe weniger 1 Tag.
Und er hat sich seinen Lebenslauf selbsten
bey seinen Leben verfertigt. Johann George
            Gasch
Der Mensch weiß nicht, ob er wieder in sein Haus
                         gehen kann.
          Anno 1813 d. 17. October
Ist meiner Frau ihre Stiefmutter gestorben
in ihren 43ten Jahre. Sie war gebohren von
Mühlberg und hat 18 Jahre hier in Oschatz in
der guten Ehe gelebt, und ihr Vater gab ihr noch
das letzte Geleite und sie hatte den 9. Tag nichts…..
Sie war so erschrocken wie so viele Frantzosen dawaren 9000
an der Zahl 50 Mann hatte mein Schwiegervater.
 


Textseite 162

       Anno 1815 den 25ten Januarius
Hat uns der liebe Gott mit einem jungen
Sohn erfreuet des Abends um 7 Uhr und
es war die Jahrmarkts Mittwoche und ist den
Sonabente Nachmittags um 3 Uhr getauffet
worden, und die Pathen waren nehmlich
Erstlich Christian Gottlieb Uhlrich
    Bürger und Tuchmacher alhier welches mein
    erster Bruder ist, welcher nach mir kommt.
2) Frau Johanna Christiana Uhlrichin
    welches mein Schwager Gottlieb Siegismund Uhlrich
    Bürger und Tuchmacher alhier deßen Ehefrau war.
3) Carl Ludewig Belcke Bürger und Tuchmacher
    alhier welcher gebürtig ist von Groß Zerbst
Und diese Taufhandlung ist in meinen Hauße geschehen
und hat den Nahmen erhalten Carl Heinrich

Textseite 163

                   Anno 1820
               d. 12. December
Hat es den Höchsten gefallen aus diesen Leben ab-
zuberufen Anna Regina Gaschin.
eine gebohrene Kretzschmarin aus Lampersdorf
gebürtig. Es war nehmlich meiner Mutter Schwester
welche mit ihren Eltern nach Doberschwitz bey
Leisnig gezogen ist, alwo sie ein Bauer Guth
gekauft haben und diese jüngste Tochter dieses Guth
bekommen hat, so hat sie darauf geheyrathet Anno
1777 den damaligen Junggesellen Johann George
Gasch aus groß Bauchelwitz(?) bey Döbeln und
1811 ist er gestorben, also hat meine Frau Muhme
ihr Leben gebracht auf 61 Jahr. Sie liegt
begraben in Altleißnig und hat 2 Söhne
und 2 Töchter noch am Leben, der älteste Sohn
und die jüngste Tochter sind in Zettlitz bey Colditz
und der Jünste Sohn hat das Guth und die älteste Tochter in   
? lenn
 


Textseite 164

                 Anno 1826
Den 4.Julius hat es den Herrn der über
Leben und Todt zu gebiethen hat, meine Stief-
mutter aus dieser Zeitlichkeit in die Ewigkeit
hinüber gerufen. Sie hat das Licht der
Welt erblickt a. 1756 den 15.Sept. und 1800
hat sie meinen  Vater geheyrathet, und 1809
ist mein Vater gestorben, also ist sie 17 Jahr
Wittwe geweßen, den sie war eine gebohrene
Schultzin aus Mühlberg eine Lust und Kunst
Gärtners Tochter, 10 Wochen ist sie kranck
geweßen und hat ihr Alter gebracht auf
69 Jahre 9 Monathe 3 Wochen 4 Tage
    Hodie mihi et cras tibi.
 Heute an mir und Morgen an dir.

Textseite 165

                        Anno 1797
Es hat den höchsten Gebieter der menschlichen
Schicksale gefallen am 16ten Novembris vormittags
um 9 Uhr Seine Königl. Majest: v. Breußen
Friedrich Wilhelm der Zweite nach einen
langwierigen Krankenlager in den neuen Palais
am heiligen See bei Potsdam an der Waßerlust
seiner irdischen Regierungslast zu entbinden.
Und Ihm die himmlische Krone zu reichen, in einem
Alter von 53 Jahren und 52 Tagen. Die Königli.
Leiche wurde noch am 16ten Abends halb 10
Uhr in der Staatsuniform des ertsen Battall.
Garde in einen schwartz gespritzten, inwendig
mit weißen Atlas ausgeschlagenen Sarge durch
12 Unteroffiziere vom 1ten Battal. Garde in das
Residenzschloß nach Potsdam gebracht, und daselbst
in Audienz Zimmer unter den Thron niedergesetzt.
 


Textseite 166

Hier stand sie bis zum 17ten Abends zur öffent-
lichen Schau Abends halb 8 Uhr wurde sie in einen
eichenen Sarge von 12 Capitenis der Garde zu
den mit acht Pferden bespannten Leichen Wagen
getragen und in …… nach Berlin abgefahren.
Den 18.Morgens halb 2 Uhr kam der Zug
zum Brandenburger Thore zu Berlin an, wo er
sehr vergrößert wurde. Als der Zug vor der
Domkirche ankam wurde die königl. Leiche durch
12 Capitanes vom Wagen gehoben, in die Kirch
getragen und auf die Gruft gesetzt. Dem Gebrauch
nach wurde der Gens. Lieuts. und Gen: Adjut H.
v. Bischoffswerder Excel.: mit der Bahre in die
Gruft gelaßen und die 12 Capt. brachten daselbst die
Königl.Leiche an die ihr bestimmte Ruhestätte, zwischen
den Särgen der hochseeligen verwitt. Königin Maj. und in das
Printzen Kom.Hof. Sanft ruhe die Leiche des Königs der durch
seines Hertzens Güte in den Andenken seines Volks
unsterblich
            sein wird.
 

Textseite 167

                    Tisch Gebeth 

Herr Gott! So oft ich Speiß und Trank genieße
So laß es mit Verstand geschehen
Und das ich beydes mir versüße
Mit Dank auf Dich den Geber sehn
Laß deiner Gaben mich zu ……..
Mich mäßig im Genuße sein.     amen
            Nach Tische
Herr Deine Weißheit schmücket
      bereichert und erhält
Sie segnet und beglücket
      Die lebensvolle Welt
Für diese Speiß und Trank
      die ich genoßen habe
und jede gute Gabe
      bringt Dir mein Hertz jetzt Dank  amen.


Textseite 168

                     Anno 1798
Ist alhier zu Oschatz den 29. Janur: des Nachts
um 1 Uhr in die Braufanne ein Brauergeselle
gefallen welcher sich gleich alleine wieder heraus
geschmißen hat in den Würztrog da es die
anderen gehört haben, und er geschrien die
Kleider vom Leibe, so haben sie Ihn die gantze
Haut mit herunter gezogen von dem Haltze
an bis auf die Waten, aber es half nichts
er mußte sterben, worauf er viele Schmertzen
gehabt und geschrien, er lebte noch 23 Stunden
bis zum Abend um 12 Uhr, er war gebürtig
    in den Schlesing  23 Jahre alt 


 Zwei leere Seiten

Textseite 169

                   Anno 1829
Ist mein Schwiegervater Carl Siegismund
Uhlrich seine 3te Ehefrau gestorben an
einen Bauchschaden, und sie hat sich auch
operrieren laßen aber in 6 Tagen mußte
Sie sterben 9 Tage nach Michaelis.
Sie hatte schon einen Mann gehabt in Dreßden.
Sie hat Cramer geheißen und sie war aus
Mühlberg gebürtig, eine Klostervater Tochter.
        Anno 1831 den 12. Novemb.
Ist von meinem jünsten Bruder ein Sohn
gestorben von 16 Jahren und 7 Monathe
6 Wochen vor Weynachten Eduarth
Uhlrich als ein Tuchmacher Lehrbursche. 

  Drei leere Seiten
 


Textseite 170

             Anno 1819 (43)
Bin ich mit Nahmen Carl Gottlob Uhlrich aus
der Schule gekommen und zu den Pfingstfeyertage
aufgenommen und 3 Jahre gelernt und 1822
den Sonabend vor Ostern loßgesprochen
und den 3. Feyertag zum Gesellen gemacht
worden.


Ein Blatt Text herausgeschnitten

43) Hier schreibt der älteste Sohn.

Textseite 171

antwortete aber nicht sondern betrachtete fleißig
seine Karte, unterdeßen war die Kirche aus
und der Feldwebel wartete vor der Thüre
auf den Mann, und führet ihn zum
Major und verklagt ihn bey demselben,
wegen Ungebührniß, die er in der
Kirche begangen hatte; der Major
fuhr ihn an, und fragte, wie er sich un-
terstehen könne, in der Kirche Karten
zu spielen, kanst Du Dich verantworten
oder Du mußt ohne alle Gnade Gaßen
laufen, hol dich der Teufel Kerl; der
Soldat antwortete ich habe Ursache
 


Textseite 172

genug, wenn es mir erlaubt ist zu reden; Rede
sagte der Major; der Platz ist ein heiliger
erwiderte der Soldat und ich habe alle Leute mit
Frieden gelaßen, so darinnen waren der Major
sagte es ist nicht war, und verantworte Dich nur
beßer, oder ich schicke Dich gleich in Arest. Der
Soldat zog seine Spiel Karten aus der Taschen
zeigte sie den Major, und sagte so bald ich ein
As sehe so danke ich das ein Gott im Himmel
ist, der Himmel und Erden erschaffen hat, die 2
zeiget mir das zwey Naturen in Christo.

Textseite 173

sind, nehmlich die Göttliche und die Menschliche,
ein 3. zeiget mir das 3 Personen in der
Gottheit sind, eine 4. zeiget mir die 4 Evan-
gelisten Matheus Lucas Marcus und Jo-
hannes, eine 5 zeiget mir die 5 Wunden
Christo, eine 6 zeiget mir das Gott 6
Tage gearbeitet und den 7ten geruhet
eine 7 zeiget mir die 7 Worte Christi wel
che er am Kreutze gesprochen, eine 8
zeiget mir die 8 Seelen die in der Arche
Noa ihr Leben erhalten, eine 9 zeiget
wie die 9 undankbahren Außätzigen
 


Textseite 174

und errinnern mich daß der Undank das größte
Laster ist, die 10 zeiget mir die 10 Gebothe
Gottes, die er Moses auf dem Berge Sinai ge-
geben, wie der Soldat alle Paß Karten durch
gegangen hatte nahm er den Kreutz Buben
und legte ihn auf die Seite, und sagte dieser ist nicht
ehrlich, die anderen 3 sind Schinder Knechte, so
Christum den Herrn gegeißelt haben bey
Pilato, die 4 Damens zeigen mir eine
Maria und 3 Jungfrauen, so zu dem Grabe
gingen Christum zu suchen, die 4 Könige
zeigen mir die 3. Könige aus dem Morgen-
lande, welche den 4ten zu verehren kommen

Textseite 175

welcher der größte unter Ihnen war, nehmlich Christus
so bald ich ein Kreutz sehe, das gebildet ist, wie das
Kreutz war an Christus ist gekreuziget worden
so glaube ich es wäre daßelbige. Die Schüppen zei-
gen mir den Speer, die Nägel und die Dornenkrone
die Christus durch Mark und Bein gegangen
das  Hertz zeiget mir das Gott seine Kirche
habe zum Gottes Hauße bauen laßen, die
Schellen zeigen mir, daß die Kirchen alle vier-
eckig sind und dazu sind wir auch alle in der Welt
zum zeigen. Ich finde 365 Augen in der
Karte, daß sind die Tage ein Jahre, ich finde
52 Blätter in der Karte das sind die Wochen
 


Textseite 176

im Jahre, ich finde 12 Bilder in der Karte, daß sind
die 12. Monathe im Jahr; Ich sage das mir ein
Spiel Karten beßer dient, als ein Gesangbuch
ich kann mir meine Zeit beßer damit vertreiben.
Der Major felt dem Soldaten in die Rede, du sagest
mir garnichts von dem Creutz Buben, welchen du
auf die Seite legst, und sagst er wäre nicht ehrlich. Ich
bitte sie mein H. Wachtmeister; wenn sie mir versprechen
daß Du mir keine Briegel Suppe geben lassen wollen, will ich
es Ihnen sagen, der Major sagte sage her mein Sohn
der Soldat sagte der Creutz Bube den ich auf
die Seite gelegt und gesagt er sey nicht ehrlich
daß ist der Feldwebel welcher hier steht
und mich bey Sie verklagt hat. Der Major

Textseite 177

freute sich über den Verstand des Soldaten, und
beschenkte ihn mit 5 Luisdors, du mein Sohn
sagte er trink meiner Gesundheit, du bist
ein polittischer Windbeutel, als ich jemals
in meinen Leben gesehen habe, ich kenne
viel Kartengelehrten in der Welt aber
deines gleichen habe ich nicht gefunden.
            Anno 1789
            den 26ten Julius 

1803 habe ich den 24ten October an der
rothen Ruhr gelegen und in diesem Jahr sein
die Gorcken recht gerathen ich habe 8 Schock
(?)
allein gegeßen.

Anno 1809 ist die Tuchmacherey sehr
schlecht gegangen als noch keiner weiß.
 


Textseite 178

Großer Monarch unüberwindlicher König ? (44)

Friedrich Wilhelm der Zweyte 
allergnädigster König und Landesfürst 
Dank sollst du Haben und Belohnung 
für die abgeschaffte Toback Ächtung 
wir wünschen alle das Deine Gnade 
Denn der allerhöchste wird davor sorgen 
Wir wollen alle Deine treuen Unterthanen sein und bleiben 
Wenn die Regie abgeschafft wird so sind wir alle 
Davor wird Dir der Herr doch wohl thun ewig 
Denn durch diese Plagen haben wir verloren 
O großer König die verlohrene Handlung 
Denke nicht an unsere Fehler gegen die Regie 
Laß uns auch in der Handlung wieder 
was verdienen, damit wir bezahlen können 

Vater Unser
der Du bist
im Himmel
geheiligt werde Dein Nahmen
zu uns komme
Dein Reich
Dein Wille geschehe
wie im Himmel
also auch auf Erden
unser täglich Brot
gib uns heute
und vergieb uns

unsere Schuld

44) Eine Verknüpfung des christlichen Vaterunsers – rechts – mit einer zeitkritischen Forderung


Textseite 179

Haben doch die Frantzosen mehr an sich gezogen
Werden wir in der Handlung vermögent seyn
so können wir auch nachsehen
Allergnädigster König schafft ab alles was schädlich

Laß die Verpachtung nicht mehr den Verdammten
zu statten kommen

Lebe lange Jahre, in Friede und laß uns auch leben, so kannst du großer König

deinen Unterthanen helfen
Wenn wir von Dir unterstützt werden
so haben wir schon Leben
Und die Frantzosen müßen weichen denn sie sehen
Es soll Ihnen nicht mehr zu statten kommen ihr Prahlen
Den Sie können abgeschafft werden, sie sind nicht
Du allerhöchster König sollst Dank haben
Und dafür Einstens das Ewige Leben.

als wir vergeben

unseren Schuldigern
und führe uns nicht
in Versuchung

sondern erlöße uns
von dem Übel

denn dein ist daß Reich



und die Kraft
die Macht
und die Herrlichkeit
von Ewigkeit
zu Ewigkeit
Amen.



Textseite 180

Proverbium

Ante fuit vitulus, qvinunc fert cortunua taurus.
Aus Kindern werden Leute und aus Jungfern Bräute.
Aures difficiles habeas ad crimina qvavis.
Höre und glaube nicht alles, was man von anderen Leuten sagt.
Balnea vina, venus corumpunt corpora nostra.
Bäder, Wein und Wollust, welch ein tödliches Gift vor den Körper.
Belligere tori formit et femina jungi.
Frauenzimmer sollen sich nicht mit Soldaten einlassen.
Casta Deus mens est, casta vult, mente vocari, et castas.
Jussit pondus habere preces. Wir wissen, daß Gott die Sünder
nicht höret, sondern so jemand Gottesfürchtig ist, und thut
                                                     seinen Willen den höret er.
Certandum est nulli veniunt, sine marte triumphi et niscertati
                                                                   nulla corona datur.
Wer da nicht kämpfet, trägt auch die Kron des Ewigen Lebens
nicht davon. Dum ludus bonusest ipfum dimmittere fas est.
Wenn das Spiel am besten ist, soll man auf hören.
Discentum comitantur opes comitantur honores.
Verdienst und Fleiß erhält den Preis. ?
 

Textseite 181

Ex numit discit,qvi mundi crimina nescit.
Geld lehret alle Boßheit der Welt.
Este bonus saltem si non potes este peritus.
Rechtschaffenheit geht über Gelehrsamkeit.
Fallitur augurio spes bona sepe suo.
Hoffen und Harren macht manchen zum Narren.
Fortior est, qvi se qvam qvi fortissima vincit.
Wer seines Muthes Herr ist, der stärker denn der Städte gewinn.
Grata super veniet, qva non sperabitus hora.
Das Glück kommt oft ganz unverhofft.
Gratior est pulchro veniens e corpore veniens.
Tugent bey Schönheit ist desto angnehmer.
Haurit aquam cribero qvi discere vult sine libro.
Ohne Buch lernen wollen, ist eben so viel als mit einem Siebe
                                                                       waßer schöffen.
Haut pudor est nit scire, fed est nit discere velte.
Nichts wißen ist keine Schande, aber nichts lernen wollen, daß
                                                                             ist Schande.


Textseite 182

Ludit in humanis divina otentia rebus.
Gottes Macht ist bei allen menschlichen Handlungen im Spiel.
Longius aut proprius mors sua qvemqve manet.
Ein jeder muß sterben, es seit zeitlich oder spät.
Florbita factapecus toctum corumpit ovile.
Ein einzig räutige Schaaf verderbt die gantze Herde.
Mortales latos vinum facit aqve facetos.
Der Wein macht lustige und brüderliche Leute.
In caput auctoris facinus plerumqve reduntat.
Wer andern eine Grube graben will, fällt selbst darein.
In vidus est nulli qvis qvis bonus escelaborat.
Ein Ehrlicher Mann beneidet niemand.
Navida de ventis de tauris narrat arator enummerata
miles  vulnerat postor oves.
Ein jeder redet gern von seiner Hanthierung.
Non procut a proprio stemate poma cadunt.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
 

Textseite 183

Ordine perrenies qvo nonc datur ire labore.
Durch Ordnung kömmt man weiter als durch Arbeit.
Orandum est at sit mens sana incorpore sano.
Man sey um das Wohl der Seele eben so wohl bemüht als die
Gesundheit des Leibes.
Per qvod qvis peccat per idem punidur et idem.
Womit einer sündiget damit wird einer gestraft.
Portat homo leviter qvod portat qvisqve libentes.
Was man gern thut wird einem nicht sauer.
Qvates qvisqve sibi natos educit habebit.
Wie man einen Knaben gewöhnt so hat man ihn.
Qvi nimis est audax sape infiliciter audet.
Jählinge Springe gerathen selten.
Ars tua vana est. Deine Kunst geht betteln.


Textseite 184

Rebus inadversis melius sperare memento.
Wenn dies Übel gehet, denke es wird besser werden.
Regis ad exemplum totus componiter orbis.
Wie der Herr so die Unterthanen.
Si promissat facit sapientem barba, qvitob-
Stat Barbatus possit qvin caper esse Plato.
Wenn der Bart weise macht, so müsste der Ziegen-
Bock der andere Plato sein.
Su ne cede malus, su contra audentior ita.
Im Unglück sey unverzagt.
Tunc tua res agizur, paries cum proximus
Ardet. Was anderen begegnet kann dir auch wieder
                                Fahren. 

Textseite 185

    Heinrich Gottlob
    Uhlrich   Bürger und Tuch
(45)
macher allhier, es hat sich viel geändert seit
die Mutter tod ist ich hattes nicht getacht es
war traurich wie unsere Mutter starb ja es
thauerte mich recht wir weinden alle die bitt
ersten Thränen. Sie nahm auch noch gute Nacht aber
unserm lieben Vater den sie so lieb hatte
konde sie nicht gute Nacht nehmen. Sie ließ daher
grüßen sie sagte grüset in Vater mit dem sie
30. Jahre gewartschaftet hatte es aber auch
Irr Schreck den sie hatte über meinen Finger
Montags nachmittage um 3 Uhr. Da war ich

 
45) Es ist kein Eintrag von Heinrich Gottlob Uhlrich. Der Schreiber ist offensichtlich ein Kind, Ausdruck und Orthographie entsprechen nicht dem Autor. Die genannte Person und seine Geschwister sind aus der Handschrift leider nicht zu identifizieren.


Textseite 186

in den Hulzstalle und noch ein Junge darzu mir
hackten ein lang Scheit Hulz vonander ich stand hinne
und der drinne den wir hackten rüber und nüber
und da war ich ein bißgen zu langsam und da hieb mich
der in Finger, das das Blut runter lief da er-
schrak unsere Mutter so sehr davon hattze ihrn
rest gegricht in Dienstag legtse sich ein und in
Freytag starbse und in Montag wurdse be-
graben wir sind ihrer 5 Kinder am Leben 4
Sehne und 1 Tochter 2) simmer versorget
und 3 sind noch unverheirathet Christiana, Gott-
fried und Gotthelf Gottfried ist in die Lehre
und Gotthelf ist noch in der Schule und nächstes
letztes Jahr auf Ostern komme ich aus der
Schule Friedrich Gotthelf Uhlrich in Oschatz
   den 31 May  Anno 1796 
 

 

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