In der Filialkirche zu Alt-Oschatz sind eingepfarrt: Alt-Oschatz, Rosenthal, Kleinerforst, Thalheim,
Saalhausen, Kreischa, Striesa.
Alt-Oschatz, siehe das Vorhergehende.
Das Dorf Rosenthal gegen Südost von Alt-Oschatz gelegen, und von diesem, wie schon bemerkt, durch den Döllnitzbach bloß getrennt, ist auch mit dem
Schwesterdorf gleich weit weg von der Stadt Oschatz entfernt. Es ist auch nicht minder schön als Alt-Oschatz gelegen; vorzüglich ist der Spaziergang,
der zugleich zum Fußkirchenweg nach Kreischa dient, wo man rechts den Bach und links Höhen und Felsen hat, einer der angenehmsten. Unter den Umgebungen
Rosenthals verdient die im gemeinen Leben sogenannte „Schwedenschanze“ Erwähnung. Es besteht diese aus drei auf einen steilen Felsen, den
die Döllnitz halb umfließt liegenden Schanzen, die ein dreifaches Retranchement oder Verteidigungswerk bilden. Sie sind in älteren Kriegszeiten,
vielleicht schon in dem Krieg, wo König Heinrich I. die Daleminzier bezwang, angelegt worden. Ihre Lage gibt wenigsten so viel zu erkennen, dass ihre
Anlegung in solchen Zeiten geschehen sein müsse, wo weder Schießgewehr noch grobes Geschütz gewöhnlich war. Von der Gründung des Dorfes Rosenthal, so
wie von der Herleitung des Ortsnamens lässt sich ebenso wenig als von seinen früheren Schicksalen etwas sagen. Im Jahre 1830 brannten in der Nacht des
14. April 1832 drei Häuser, in demselben Jahre den 14. Juni in den Mittagsstunden ein Gärtnergut und in der Nacht des 18. April 1832 abermals zwei
Häuser ab. Auch ist der tiefer gelegene Teil durch das Austreten des Baches, bei Eisgängen und Sommerwässern, von jeher bis auf die neusten Zeiten
herab bedeuteten und Schaden bringenden Überschwemmungen ausgesetzt gewesen. Sonst war bei hohem Wasser alle Kommunikation zwischen den verschiedenen
Teilen des Dorfes und dem benachbarten Kleinforst gehemmt; aber jetzt sichert eine im Jahre 1838 unter Veranstaltung der Herrschaft und tätiger
Mitwirkung der Gemeinde gebaute solide Brücke die Verbindung und den Verkehr. Das Hauptgut in Rosenthal ist das Berggut mit der dazugehörenden
Ziegelbrennerei. Es liegt auf einem Berge, hat die Hauptfront gegen Mitternacht und kann namentlich von dieser Himmelsgegend aus weit gesehen werden.
Das Berggut gehörte sonst dem Hospital zu St. Georg von Oschatz, wurde aber von dem Rat zu Oschatz als dessen Lehnsherren und obersten Verweser 1463
an Wenzel Kersten mit dem Vorbehalt verkauft, dass er und seine Erben jährlich auf Martini 7 Thaler und 12 Groschen Erbzinns dem Hospital geben und
demselben 6 Fuder oder 12 Schock Holz unentgeltlich anfahren sollten. Auch wurde noch der Punkt hinzugesetzt, dass der Besitzer sich den auf seinem
Boden befindlichen und in die Stadt geleiteten Röhrenbrunnen nicht anmaßen als sein Eigentum, noch viel weniger, wenn dergleichen noch mehrere
gefunden würden, ihre Fassung und Leitung in die Stadt verweigern solle.
Auf Kerstin folgte Gauls Oschatz, auf diesen Hans Lehmen, dann 1617 Erasmus Lehmen, 1625 Andreas Schuster. Der folgende Besitzer unbekannt. Von
1719 an Hans Kleeberg aus Grauschwitz, gestorben 1758. Von ihm erbte es sein Sohn Andreas Kleeberg, gestorben 1796. Sein Nachfolger war Heinrich
Gottlob Eulitz, gestorben 1836. Gegenwärtiger Besitzer, dessen Schwiegersohn Adolf Steiger aus Leutewitz. Außer dem Berggut sind in Rosenthal noch
drei Gärtner, die Landwirtschaft treiben und 17 Häuslerwohnungen von deren Bewohnern Professionellsten sind, die Mehrzahl sich mit Handarbeit
beschäftigt. Die Einwohnerzahl Rosenthals ist nach der Volkszählung im Jahre 1837 160.
Kleinerforst, auch Kleinforst, Kleinforstdorf auch Forsthäuser genannt. Die auf einer südlich von Oschatz zum Teil mit Holz bewachsener Höhe
gelegenen Häuser dieses eine Viertelstunde von Oschatz entfernten Orts, von denen das erste im Jahre 1804 erbaut wurde, sind jetzt an der Zahl 25 und
haben daher ihren Namen, weil sie dem kleinen Forste, einer zum größten Teil ausgerotteten Alt-Oschatzer Rittergutsholzung dieses Namens Nahe liegen.
Vor ungefähr 24 Jahren brannte ein Haus in diesem Orte ab. Die Zahl der Einwohner, die sich durch Handarbeit, Handel und desgl. nähren ist nach der
Volkszählung im Jahr 1837 187.
Thalheim. Zur Zeit der Gründung dieses Orts, welcher eine halbe Stunde vom Kirchort Alt-Oschatz südwestlich und eine Dreiviertelstunde von Oschatz
liegt, lässt sich ebenso wenig ermitteln, wie der Grund seines Namens. Der Ort selbst besteht aus zwei Gebäudereihen, die eine nach Mittag, die andere
nach Mitternacht. Der unter das Partimonialgericht zu Saalhausen gehörige Teil des Dorfes besteht aus 27 Feuerstätten, als 23 Begüterten und 4 Häuslern.
Die Bewohner, deren Anzahl sich nach der Volkszählung im Jahre 1837 auf 147 beläuft, das 2 Seelen im Oschatzer Amtsanteil treiben, einige
Professionisten ausgenommen Landwirtschaft. Im Jahre 1839 ist hier auch eine Windmühle erbaut worden. Der unter das Königliche Justizamt in Oschatz
gehörige Teil Thalheims ist das Landrichtergut, welches ehedem Mannlehn und zinsfrei war, wofür der Beisitzer desselben das Landrichteramt umsonst
verwaltete. Als sich aber durch den Tod des Landrichters, Urban Althanns, die Lehn sich darüber erledigte, war des den 16. Januar 1851 in Erbe
verwandelt und ist in den neueren Zeiten in zwei Hälften geteilt wurden. In Thalheim ist im Jahre 1444 der Bischof von Meißen Johann VI. aus dem
Geschlecht von Saalhausen geboren, gestorben 1518. Thalheim, welches länger als 100 Jahre von Brandunglück verschont blieb hat nun auch in der Nacht
vom 1. bis 2. Juli des Jahres eine Feuersbrunst, höchstwahrscheinlich von boshafter Hand angelegt, heimgesucht und das Clemensche Gut in Asche gelegt,
dessen Bewohner, zum Teil abwesend, nur wenig von ihren Habseligkeiten retten konnten.
Saalhausen, eine Viertelstunde von Alt-Oschatz, von wo aus ein höchst angenehmer Weg im Tal nach Alt-Oschatz führt, und eine Dreiviertelstunde von
Oschatz entfernt gelegen. Zur Entstehung und Benennung des Orts, gab ein Ackersaße namens Sala um das Jahr 926 durch die Erbauung eines Vorwerks
daselbst, des nachherigen Rittersitzes die Veranlassung. ( Das Rittergut hiesigen Orts nebst der Schmiede gehört nicht in die Alt-Oschatzer Parochie,
sondern ist eingepfarrt in die Kapelle auf dem Rittergut Saalhausen und folglich in die Limbacher Parochie, wo die nähere Beschreibung über diesen
Teil von Saalhausen zu finden sein wird.) Außer dem Rittergut und dem Schmiedehaus befinden sich in Saalhausen 10 Feuerstätten, deren Bewohner,
worunter ein Stellmacher, die übrigen größtenteils Gartennahrungsbesitzer sich von der Landwirtschaft nähren. Nach der Volkszählung im Jahre 1837 war
die Zahl der Einwohner in Saalhausen 90.
Kreischa. Das Dorf Kreischa, in welchen im Jahre 1781 eine Feuersbrunst ein Gut und im März 1831 eine dergleichen wieder ein Gut in Asche legte
ebenfalls unter das Patrimonialgericht zu Saalhausen gehörig, liegt von Oschatz eine reichliche halbe Stunde und eine Viertelstunde vom Kirchort
Alt-Oschatz, von wo aus ein sehr angenehmer Kirchweg für die Fußgänger durch das Dorf Rosenthal führt. Hat man auf diesem Weg die vor dem Dorf
Kreischa liegende Höhe, den sogenannten Kreischaer Berg erreicht, so wird man hier mit eine der schönsten Aussichten, vornehmlich in die Mügelnsche
Gegend belohnt. Die Zeit der Entstehung dieses Orts und der Herleitung seines Namens sind dem Konzipienten unbekannt. Die Mühle in Kreischa
ausgenommen, welche in die Rittergutskapelle zu Saalhausen (Parochie Limbach) eingepfarrt ist, gehören zur Parochie Alt-Oschatz, die 7 übrigen Güter
und Wirtschaften in Kreischa, deren sich sämtlich von Landwirtschaft nähren. Nach der Volkszählung im Jahre 1837 war die Einwohnerzahl in Kreischa 46
Striesa. Das Freigut Striesa, welches in Urkunden Streßo und Stroso geschrieben, nach Hoffmanns historischer Beschreibung von Oschatz seinen Namen
von dem wendischen Wort Strozba, Straschidlo, so viel als Schreckbilder, Geistererscheinung haben soll liegt westlich eine halbe Stunde vom Kirchort
drei Viertelstunden von Oschatz am Wald, fast am Fuße des Collmbergs und führt im Jahre 1805 noch den Namen eines Vorwerks auf dessen Grund und Boden
jetzt 6 Feuerstätten, als das steinerne mit einem Wall umgebene Herrenhaus nebst Wirtschaftsgebäuden und 5 Häuser erbaut worden sind, worin nach der
im Jahre 1837 geschehenen Volkszählung 67 Bewohner leben. Der erste mit Namen bekannte Besitzer ist Christoph Sylitz, gegen 1480, um 1482 Nicolaus
Meißner auf Mannschatz und Schmorkau. Dann kaufte es der Bürgermeister in Oschatz Jacob Boße um 600 Fl., von diesem 1491 Hanns Preyl. 1505 Balthasar
von Grauschwitz, 1509 Wolf von Schleinitz auf Seerhausen; 1515 der Rat zu Oschatz, welcher es für 800 Fl. erhandelt, wieder 1679 an das geistliche
Aerarium zu Oschatz abtrat, von dem es noch in demselben Jahr Hanns Abraham von Bock auf Saalhausen für 300 Fl. kaufte. Obristleutnant von Bernhauer,
1696, für 5200 Fl., 1724 der Hauptmann von Polenz für 7800 Fl. Hauptmann von Plötz. Der Württembergische Major Hanns Ernst von Warnsdorf 1767. Johann
Augustin Alberti 1771, erkauft für 6780 Thaler. Im Jahre 1787 erbauete er inner- und außerhalb der Hofrede verschiedene neue Gebäude; um 1820 sein
Sohn Joh. Gottfried Alberti; 1829 August Kopp, welcher ebenfalls verschiedene Neubauten auf diesem Gut ausführte und ein Teil des zu diesem Gut
gehörigen Holzes in Feld verwandelte, gestorben 1834. Seine hinterlassenen Erben sind jetzt im Besitz des Guts.
Karl Siegimund Müller
Pastor |