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Es folgen Ausschnitte - begrenzt auf die Stadt Oschatz in ihren heutigen Grenzen.
Altoschatz, Leuben, Limbach, Lonnewitz, Merkwitz, Schmorkau, Zöschau, Oschatz
Um eine bessere Lesbarkeit
zu erreichen, habe ich den Text orthographisch den neuen
Regeln angepasst, ansonsten
ist der Originalwortlaut erhalten geblieben.
Nachdem die Hermundurer, ein kriegerisches und den Römern wohlbekannter deutscher Volksstamm, aus den um den Collmberg gelegenen Gegenden verdrängt worden waren, wurden diese um das Jahr 534 von den Daleminziern in Besitz genommen. Sie gehörten zu den Sorben, einem slawischen Stamm, welche ihre Heimat Serbien unter dem Kaiser Heraklius mit Dalmatien vertauscht hatten, im Jahre 527 über die Donau gegangen und von da aus weiter nordwestlich gezogen waren, bis sie im genannten 534. Jahr im Meißnerland feste Sitze aufschlugen. Sie brachten einen friedliebenden Sinn und mildere Sitten in die neue Heimat, welche dadurch eine wesentliche Umgestaltung erhielt; mit dem von ihnen eingeführten Ackerbau, der bis dahin in diesen Gegenden unbekannt war, verband sich die Erbauung von Dörfern und beides machte die Austrocknung von Sümpfen und die Ausrottung von Wäldern notwendig. Doch kaum vier Jahrhunderte dauerte ihre Selbständigkeit. Erneute Einfälle, wie sie schon unter den fränkischen Kaisern in Thüringen und Sachsen gemacht hatten, führten zu einem Krieg mit dem ersten deutschen König aus dem sächsischen Hause, Heinrich I., von welchem sie im Jahre 922 bezwungen wurden. Vier Jahre darauf versuchten sie in dem letzten Kampf um ihre Freiheit, welcher mit ihrer völligen Unterwerfung endigte. Von dieser Zeit an wurden die Daleminzier gleich anderen überwundenen Sorben Leibeigene der Deutschen. Heinrich zog Kolonisten in das eroberte Land und besetzte die entblößten Dörfer mit seinen Kriegern, oder belohnte seine Ritter mit den bewohnten Ortschaften und gab ihnen deren Einwohner zu Leibeigenen (Rittergüter), während jene Krieger als Freie einzelne Grundtücke erhielten (Freigüter). Von nun an wurden die Sitten, Religion und Sprache der Deutschen herrschend und die Daleminzier mit ihnen ein Volk. |
Zu besserer Sicherstellung
seiner Eroberungen in diesen Gegenden
legte Heinrich unfern der jetzigen Stadt Oschatz südwestlich am rechten
Ufer des Döllnitzbaches eine Burg an. In der Nähe dieser Burg
bauten sich teils die zu derselben gehörigen Krieger, teils Handwerker
an und zogen sich allmählich aus der sumpfigen Niederung nach der
höher gelegenen Ebene an der gegenüberliegenden Seite des Baches.
Dies ist der Ursprung der Stadt Oschatz. Sie erhielt ihren anfänglichen
Namen Ozzec (Espe) von dem nahen daleminzischen Dorf Ozzec, welches seitdem
nach ihren leibeigenen Bewohnern (Aldionen) Alt-Oschatz, früher Aldinozzec,
genannt wurde. Den Namen einer Stadt führt Oschatz zuerst in einer
Urkunde vom Jahr 1065, nachdem ihr schon von Otto d. Gr. das Stadtrecht
erteilt worden war. Von Heinrich IV. wurde sie in dem nämlichen Jahr
nebst anderen Orten an das Stift zu Naumburg geschenkt. [Daher befinden
sich in dem Stadtwappen außer dem Löwen drei Sterne, welche
die geistliche Lehnherrlichkeit bezeichnen] von welchem sie ihre nachmaligen
Oberherren, die Markgrafen von Meißen, zur Lehn erhielten: nach mehreren
Verträgen der Fürsten aus dem sächsischen Hause blieb es
unter der Hoheit der Herzöge von Sachsen, von denen mehrere, z.B.
Georg der Bärtige 1500 und Moritz mit seinem Bruder August 1541, in
eigener Person den Huldigungseid empfingen, nachdem sie der Stadt ihre
Rechte und Freiheiten zu schützen versprochen hatten. Seit dieser
Zeit schließt sich die Geschichte der Stadt an die des Herzogtums
Sachsen und bedarf daher keiner besonderen Erzählung für den
Zweck dieser Galerie.
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Oschatz besitzt drei Kirchen,
die Stadtkirche, Klosterkirche und Gottesackerkirche, von denen die mittlere,
nachdem dieselbe im Jahr 1813 im Getümmel des Krieges in ihrem Innern
verheert wurde, jetzt leer und ungebraucht steht.
Quos in vita mors disjunxit,
vivam jugi forendam decumbit hic accumbitque Domina Sophia Gertraud Dedekind plus Hannca fide vidua * [ihr Gatte war vor ihr gestorben, und sie war an seiner Seite begraben] Custos Templi Tenax voti Compos spei. Vitam cum conjuge vixit in morte suavem sibi contiguis ossibus animisque amorem in morte continuantibus. Lege Lector, nec rumpe longius non interruptum tori silentium. Der Taufstein der vor Zeiten an dem entgegengesetzten der nämlichen Seite stand, wurde nach dem Brand im Jahr 1625 errichtet. Er ist unten von weißem, in der Mitte von buntem und üben, wo das Taufbecken eingelassen ist, von schwarzem Marmor, und hat eine glockenförmige Decke von Bildhauerarbeit, die einen auf Säulen ruhenden Tempel, in welchem Johannes Jesum tauft, vorstellt, und kann an einer eisernen von dem hohen Gewölbe herabhängenden Stange auf- und niedergelassen werden. – in den Schranken des Taufsteins ist eine Tafel an der Wand befestigt, worauf das Brandunglück des Jahres 1616 in lateinischen und deutschen Versen also beschrieben ist: Mille et sexcentos ubi post quinosque bis annos Ortus jam Juli tempore Sextus erat * [scil annus. Das Feuer war am 4. Juli 1616 ausgebrochen]Sacra quater cum centenis haec aedibus aedes Cum tota in fumus isset etin cineres, AVsplCIIS tanDeM reno Vata potentIs Io Vae ** [1620] AtqVe Deo rVrs VM rlte saCrata fVlt. *** [1622] Tunc ubi Pastor erat Cademannos etc., etc., etc. Hanc verbi sincera sacri vox personet urbem Praesidioque Dei tuta sit illa diu! < >Die Übersetzung ist gereimt und drückt selbst das Chronostichon aus: Im Tausent Sechshundert und
Sechszehnten Jahr
Der durch Schranken von dem
Schiff getrennte Altarchor bestand früher nur aus der 10 Ellen langen
östlichen Querseite des Schiffes, welche den Hochaltar enthielt
und daher um drei Stufen erhöht war. Aber 1464 wurde die Giebelmauer
durchbrochen und ein um noch vier Stufen erhöhter neuer Altarchor
darangebaut, welcher jetzt mit dem früheren ein nur durch jene vier
Stufen geschiedenes Ganzes ausmacht. Der neu angebaute Teil schließt
sich zwar nach der Deckenhöhe an die Höhe des Hauptschiffes an
und hat mit diesem ein fortlaufendes Gewölbe; er hat aber nur die
Breite des Schiffs und wird daher nicht durch Säulen getragen, sondern
die Enden der Wölbung neigen sich nach der Seitenwand herab und werden
durch die äußeren Gegenpfeiler gehalten. Das Dach dieses Teils
ist bedeutend niedriger und schmaler als das Hauptdach und schließt
mit einem Türmchen, in welchem das Kindtaufglöckchen hängt.
Die fünf äußeren Pfeiler sind von Sandstein, mit Steinhauerarbeit
geschmückt und tragen eine steinerne Spitze, welche einem verjüngten
gotischen Turm gleicht. Zwischen ihnen sind in dem Halbzirkel in
welchem sich die östliche Seite der Kirche schließt, fünf
hohe Bogenfenster angebracht, welche den Altarplatz vortrefflich erleuchten.
– Unter dem Fußboden wurde zugleich eine gewölbte Kapelle mit
fünf Bogentüren, den Eingang vom Kirchhof herein, für den
Fall angelegt, dass noch mehrere Altäre, für welche in der Kirche
selbst kein Raum mehr war, gestiftet würden. Es findet sich jedoch
keine Nachricht, dass gottesdientliche Handlungen darin wären vorgenommen
worden. Schon vor der Reformation diente dieselbe vielmehr zur Aufbewahrung
von Baumaterialien, und diese Bestimmung ist ihr auch später geblieben.
Im Innern dieses Platzes sind an der Miternachtswand die Bildnisse von
zehn Superintendenten aufgehängt, von denen das letzte das des 1822
verstorbenen Dr. Steinert ist. – Der jetzige Altar, der 24 Ellen hoch und
14 Ellen breit ist, wurde 1684 von dem Bildhauer Joh. Friedrich Richter
zu Meißen für 750 Thlr. ausgearbeitet und in demselben Jahr
eingeweiht. Er reicht in drei von Säulen getragenen nach oben sich
zuspitzenden Etagen bis zur Decke und ist mit mancherlei Holzschmuck und
Vergoldungen bedeckt. Das Hauptgemälde stellt die Verfinsterung der
Sonne bei dem Tode Jesu vor. Die Kommunionsgefäße, Bekleidungen
und ein silbernes Kruzifix sind Denkmäler von der Wohltätigkeit
unserer Vorfahren. Als die Kroaten im 30jährigen Krieg am 13. Oktober
1632 die Kirche geplündert und alle Ornate, Kelche und dergl. geraubt
hatten, wetteiferten wohlhabende Bewohner unserer Stadt, den Verlust zu
ersetzen. Darauf bezieht sich das Chronodistichon auf dem einen Kelch:
October qVater et noVles Vt LVCe refVLget, terna qVater teMpLo poCLa Croata
raplt.
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In dem niederen Teil des
Altarraums befindet sich an der Mittagsseite eine eiserne Emporkirche,
früher der hier wohnenden Familie von Schleinitz angehörig, später
dem Militär, das in der Stadt stand, eingeräumt. Gegenüber
an der Mitternachtsseite ist die Sakristei. Sie war ehemals eine Kapelle,
die die Jakobsbrüderschaft (Jakobiten, zur Verehrung des heiligen
Jakob) hatten erbauen lassen nach 1464. Zur Erhaltung und Vermehrung ihres
gestifteten Lehens erteilten auf Ersuchen der Jakobsbrüder 1475 sechs
Kardinäle einen Ablassbrief, in welchem sie allen Christgläubigen,
die ihre Sünden bereuten und bekennen und dabei die Jakobskapelle
an bestimmten Tagen besuchen, und ihre milde Hand auftun würden, jedesmal
100 Tage Erlassung von den Beichtvater auf bestimmte Jahre auferlegten
Kirchenstrafen oder Bußübungen verhießen. Zu diesem Ablass
fügten die Bischöfe von Meißen Dietrich 1475, und
Johannes 1477 jeder noch 40 Tage Ablass. In diese Kapelle wurde 1622 nach
der Wiederherstellung der Kirche vom großen Brand die Sakristei verlegt,
welche früher am anderen Ende der Kirche in dem Erdgeschoss des nach
dem Brand nicht wieder aufgeführten Turmes sich befand. In der jetzigen
Sakristei wird das alte Kirchenarchiv aufbewahrt, worin außer anderen
Urkunden, Rechnungen und Verzeichnissen, die Geburts-, Aufgebots-, Trauungs-
und Totenlisten vom Jahr 1600 an sich befinden. Die ältesten Kirchenbücher
von 1548 - 1599 sind verloren gegangen, es hat aber der ehemalige Pastor
in Naundorf Gabriel Hamitsch, der die ersten Nachrichten von der Stadt
und Diözese Oschatz sammelte, brauchbare Auszüge davon hinterlassen.
Auch die ehemalige Klosterbibliothek ist hier aufgestellt. Sie enthält
nur gedruckte Bücher, aber einige davon gehören den frühen
Zeiten der Buchdruckerkunst an, z.B. eine bis auf das 26. Kapitel des 2.
Buch Moses defekte altdeutsche Übersetzung der Bibel in gr. Fol. nach
der Bulgara, wahrscheinlich um 1462. Sie bestehen meistens aus Ausgaben
mehrerer Kirchenväter, Scholastiker, aus Predigten und Traktaten,
aus denen der Geschmack und die Sitten des 15. und 16. Jahrhunderts
zu erkennen ist.
In urbis hujus luctuoso incendio
Postquam Dei nutu sacra haec aedes quoq. Cum curia scholaq. conflagraverat Reparata tanDeM JoVae ca aVsplCIIs fVlt. (1620) etc. etc An der Abendseite der Kirche
standen vor dem Brand zwei Türme, welche durch einen Gang zwischen
den beiden Glockenböden verbunden waren. Bei dem Brand schlugen die
herabstürzenden Glocken einen Teil des Kirchengewölbes durch
und die nachfallenden Feuerbrände zündeten das Innere der Kirche
an. Bei dem Wiederaufbau wurde bloß der eine, welcher noch jetzt
steht, völlig wieder aufgerichtet. Schon 1617 wurden zwei große
Glocken wieder aufgehangen, von denen die größte 24 Zentner
wiegt und die Aufschrift führt:
im Jahr 1738 18 Paare getraut, 79 Kinder geboren und 103 Personen beerdigt, im Jahr 1838 35 Paare getraut, 218 Kinder geboren und 166 Personen beerdigt. Kommunikanten waren im Jahr
1838 3127, worunter 136 Konfirmanden sich befanden.
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